Donnerstag, 18. März 2021

Jahrestag der Pariser Kommune - ROTER MORGEN

 Entnommen: https://rotermorgen.eu/die-pariser-kommune-die-erste-diktatur-des-proletariats/


Die Pariser Kommune – die erste Diktatur des Proletariats

17. März 2021 F. J. Uncategorized 0


Redaktion, 17. März 2021….Was ist die Kommune?.

„Der sozialdemokratische Philister [= Spießer] ist neuerdings wieder in heilsamen Schrecken geraten bei dem Wort: »Diktatur des Proletariats«. Nun gut, ihr Herren, wollt ihr wissen, wie diese Diktatur aussieht? Seht euch die Pariser Kommune an. Das war die Diktatur des Proletariats!“
(Friedrich Engels am 20. Jahrestag der Pariser Kommune, 18. März 1891, London)



Die Pariser Kommune – die erste Diktatur des Proletariats

Heute vor 150 Jahren, am 18. März 1871, brach in Frankreichs Hauptstadt Paris eine Revolution aus, die den weiteren Verlauf der Arbeiter- und kommunistischen Bewegung entscheidend beeinflusste. Zum ersten Mal in der Geschichte ergriff das Proletariat konsequent die Macht. Die Erfahrung dauerte nur 72 Tage, aber die Lehren, die Karl Marx daraus in seinem Werk „Der Bürgerkrieg in Frankreich“ zog und die Lehren, die Lenin in seinem Buch „Staat und Revolution“ zusammenfasste, sind Teil der Grundprinzipien des Kommunismus geworden und noch heute gültig.

Über die Bedeutung der Pariser Kommune veröffentlichen wir heute in weiten Auszügen den nachfolgenden Artikel des Genossen Ernst Aust, der erstmals in der April-Ausgabe 1971, des »RotenMorgens« erschien.
…Im Anhang findet ihr weitere Informationen und Links, die die Bedeutung der PariserKommune und die Lehren für heute verdeutlichen.

 
100. Jahrestag der Pariser Kommune

Vor hundert Jahren, am 18. März 1871, trat zum ersten Mal in der Geschichte das Proletariat siegreich auf. Kühn ergriffen die Pariser Arbeiter – die Himmelsstürmer von Paris, wie Marx sie nannte – die Macht und schufen den ersten Staat der Arbeiterklasse, die glorreiche Pariser Kommune. Die revolutionären Taten des Pariser Proletariats bedeuteten eine neue Etappe der Klassenkämpfer, die der proletarischen Revolution und der Diktatur des Proletariats.
Das Gedenken an die Kommune hochhalten heißt für uns Marxisten-Leninisten, ihr revolutionäres Erbe fortsetzen. Wir müssen aus den Kämpfen der Kommunarden die revolutionären Lehren ziehen und uns von ihnen im revolutionären Kampf leiten lassen.


Der Pariser Kommune war der deutsch-französische Krieg vorausgegangen, der zum Sturz des korrupten Kaiserreiches des Louis Bonaparte (Napoleon III.) geführt hatte. Am 4. September 1870 war die II. Republik ausgerufen worden.

Während die preußischen Truppen Paris belagerten und die Reste der kaiserlichen Armeen entweder von den Preußen eingeschlossen oder gefangen waren, wurde eine „REGIERUNG DER NATIONALEN VERTEIDIGUNG“ gebildet, die fast ausschließlich aus Vertretern der Bourgeoisie mit THIERS an der Spitze bestand. Das militärische Instrument der nationalen Verteidigung wurde die NATIONALGARDE: 300 000 Pariser, vor allem Arbeiter und Handwerker, in Waffen.

„Aber Paris in Waffen, das war die (proletarische) Revolution in Waffen … In diesem Zwiespalt zwischen nationaler Pflicht und Klasseninteresse zauderte die Regierung der nationalen Verteidigung keinen Augenblick . . . sie verwandelte sich in eine Regierung des nationalen Verrats.“
(Karl Marx, Der Bürgerkrieg in Frankreich)

Am 28. Januar 1871 kapitulierte die „Regierung der nationalen Verteidigung“. Die preußische Bourgeoisie mit Bismarck an der Spitze diktierte ihre Friedensbedingungen: Verzicht auf Elsaß-Lothringen mit seinen Kohle- und Erzvorkommen sowie 5 Milliarden Francs Kriegskontributionen.

Aber die Nationalgarde behielt ihre Waffen und Kanonen und trat nur in Waffenstillstand gegen die Sieger. Und diese selbst wagten nicht in Paris im Triumph einzuziehen. Nur ein kleines, obendrein teilweise aus öffentlichen Parks bestehendes Eckchen von Paris wagten sie zu besetzen, und auch dies nur für ein paar Tage! Und während dieser Zeit waren sie, die Paris 131 Tage lang umzingelt hatten, selbst umzingelt von den bewaffneten Pariser Arbeitern, die sorgsam wachten, daß kein Preuße die engen Grenzen des dem fremden Eroberer überlassenen Winkels überschritt. Solchen Respekt flößten die Pariser Arbeiter dem Heer ein, vor welchem sämtliche Armeen des Kaiserreichs die Waffen gestreckt; und die preußischen Junker, die hergekommen waren, um Rache zu nehmen am Herd der Revolution, mußten ehrerbietig stehen bleiben und salutieren vor eben dieser bewaffneten Revolution!“ (ENGELS)

In der Nacht vom 17. auf den 18. März versuchte Thiers, der Nationalgarde alle Kanonen (250) stehlen zu lassen.

„Der Versuch schlug fehl, Paris rüstete sich wie ein Mann zur Gegenwehr, und der Krieg zwischen Paris und der in Versailles sitzenden französischen Regierung war erklärt.“ (ENGELS, ebenda)
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Die Kommune wird ausgerufen

Das Zentralkomitee der Nationalgarde übernahm die Macht in Paris. In seinem Manifest vom 18. März sagte es:
„Die Proletarier von Paris, inmitten der Niederlagen und des Verrats der herrschenden Klassen, haben begriffen, daß die Stunde geschlagen hat, wo sie die Lage retten müssen, dadurch, daß sie die Leitung der öffentlichen Angelegenheiten in ihre eigenen Hände nehmen müssen … Sie haben begriffen, daß es ihre höchste Pflicht und ihr absolutes Recht ist, sich zu Herren ihrer eigenen Geschicke zu machen und die Regierungsgewalt zu ergreifen.“

Der Rat der Kommune machte sich gleich ans Werk und erließ zahlreiche Maßnahmen und Gesetze. Während der 72 Tage seines Bestehens setzte er sich unermüdlich für die Belange der Pariser Bevölkerung ein, und jedes seiner Mitglieder arbeitete bis zum Umfallen. „Die große soziale Maßregel der Kommune“, sagte Marx, „war ihr eignes arbeitendes Dasein. Ihre besonderen Maßregeln konnten nur die Richtung andeuten, in der eine Regierung des Volkes durch das Volk sich bewegt.“
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Soziale Maßnahmen

Der Rat der Kommune schaffte die mörderische Nachtarbeit der Bäckergesellen ab; er verbot bei hohen Strafen den Kapitalisten, wie früher den Lohn herabzudrücken, indem sie unter allerlei Vorwänden den Arbeitern Geldstrafen auferlegten; er verwandelte Werkstätten und Fabriken, deren Eigentümer aus Paris geflohen waren, in Arbeitergenossenschaften; er stundete die Mieten, die um ½ Jahr zurücklagen.

Im alten Frankreich hatten Arbeiterfrauen und -kinder, deren Mann bzw. Vater gefallen war, keinen Anspruch auf eine Pension. Während der Kommune hatte jede Frau, ob ehelich oder außerehelich, Anspruch auf eine Pension. Durch diesen Erlaß hat die Kommune für die Befreiung der Frau, für ihre Würde, mehr getan als alle die Moralisten und Gesetzgeber der Vergangenheit. Und die Frauen von Paris haben das verstanden, denn noch nie zuvor haben sie sich mit mehr Energie und in so großer Zahl einer politischen Bewegung angeschlossen, noch nie zuvor haben sie sich an der Seite der Männer so kampfentschlossen für ihre gemeinsame Sache eingesetzt.

Während die Pfaffen im alten Frankreich ein gemütliches Schmarotzerleben führten und mit dem Opium der Religion das Volk zur Demut gegenüber den Herrschern anhielten, räumte die Kommune gründlich mit diesem klerikalen Pack auf. Die Auflösung und Enteignung aller Kirchen als besitzender Körperschaften wurde dekretiert. Die Pfaffen sollten künftig wie die Apostel von den Almosen ihrer Gläubiger leben.

Die allgemeine Schulbildung wurde durch die Kommune für jedermann zugänglich gemacht, neue Tagesschulen für die Arbeiterkinder, Abendschulen für die Arbeiter errichtet.

All diese Maßnahmen auf sozialem Gebiet, die der Rat der Kommune in 2 ½ Monaten beschloß und verwirklichte, zeigen klar und deutlich: Der Rat der Kommune war eine Regierung, die trotz ihrer Fehler und Schwächen, die trotz ungünstiger Bedingungen – Paris war von Feinden umstellt – sich nach den besten Kräften für die Interessen des Pariser Volkes einsetzte.
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Die Kommune – die erste Diktatur des Proletariats

Die sozialen Maßnahmen sind jedoch nicht das umwälzend Neue der Pariser Kommune gewesen. Man begann die „soziale Gerechtigkeit“ zu verwirklichen, um die das Volk in den vorhergegangenen Revolutionen vergeblich gekämpft hatte. Das grundlegend Neue, das sich im Kampf der Pariser Kommunarden herausbildete, war die politische Form, unter der allein sich die Befreiung der Arbeiterklasse vollziehen kann. Die Pariser Kommune war mehr als nur eine Arbeiterregierung, sie war der erste Staat der Arbeiterklasse, die erste Diktatur des Proletariats, in der Geschichte der Menschheit.

Marx und Engels, die Begründer des wissenschaftlichen Sozialismus, hatten aus der materialistischen Analyse der Geschichte die Erkenntnis gewonnnen, daß „der Staat das Produkt und die Äußerung der Unversöhnlichkeit der Klassengegensätze“ ist. In der klassenlosen Urgesellschaft war die gesamte Bevölkerung als bewaffnete Macht organisiert. Mit der Spaltung der Gesellschaft in Klassen, in Ausbeuter und Ausgebeutete, Besitzende und Besitzlose, wurde eine besondere „öffentliche Gewalt“ in Form von stehendem Heer und Polizei nötig, um die Ausbeuterinteressen der Besitzenden gegenüber den Besitzlosen zu verteidigen. Neben diesen bewaffneten Unterdrückungsinstrumenten umfaßt der Staat als Instrument der Klassenherrschaft vor allem noch den bürokratischen Apparat, Gefängnisse usw.

Da jeder Staat ein Instrument der Klassenherrschaft ist, so ist auch die demokratischste bürgerliche Republik nur ein Werkzeug der Bourgeoisie zur Unterdrückung und Ausbeutung der Arbeiterklasse. Deshalb kann die Arbeiterklasse die politische Macht nicht friedlich erobern. Sie muß im Kampf für ihre Befreiung der reaktionären Gewalt der Bourgeoisie die revolutionäre Gewalt der unterdrückten und ausgebeuteten Massen entgegensetzen, die Diktatur der Bourgeoisie stürzen und ihre eigene revolutionäre Diktatur errichten. Der bürgerliche Staat ist ein Werkzeug der Reichen zur Unterdrückung der Armen, die Diktatur einer Minderheit über die überwältigende Mehrheit des Volkes. Der proletarische Staat ist die größtmögliche Demokratie für die ausgebeutete Mehrheit des Volkes und Diktatur über die ehemaligen Ausbeuter.

Was Marx und Engels aus der materialistischen Geschichtsbetrachtung an theoretischen Einsichten gewonnen hatten, das wurde 1871 in Paris durch die Praxis bestätigt.

Wären die Pariser Arbeiter unbewaffnet gewesen, wäre es für die französische Bourgeoisie ein leichtes Spiel gewesen, die aufflammende Revolution im Keim zu ersticken. Doch die Pariser Arbeiter waren bewaffnet: sie widersetzten sich mit revolutionärer Gewalt den Thiers-Söldnern, die sie entwaffnen wollten.

(Lesen Sie weiter siehe Link oben)


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