Statt NUR-Weihnachtsgesäusel
ALEX-Mail:
Lieber Harry, Glückwunsch zu der tollen Rezension des Dr. Karl-Heinz
Otto. Ich möchte ihn wissen lassen , dass ich durch "In die Stille
gerettet" und der Auseinandersetzung damit nicht nur Dein Leser, sondern
vielmehr Dein Freund wurde. Ich kann Dir heute nicht mehr sagen, wann
unsere Freundschaft begann, aber mir ist so, als kennen wir uns schon
seit vielen Jahren. Unser beinahe gleiches Alter, unser Bezug zu unseren
Frauen, die Spitzenstadt Plauen, die Kriegs- und Nachkriegserlebnisse
und die damit verbundenen Entscheidungen für den militärischen Beruf, es
prägte uns. Und es führte dazu, dass auch nach der Umkehrung aller
Werte, die unser Tun bis 1989/90 bestimmten, wir uns finden mussten. Du
in der Stille, ich als Arbeitsloser im marktkapitalistischen Trubel des
Niedergangs hier im Osten. Als heute sogenannter´neuwcomer´mit damals 57
Jahren in einer völlig neuen Tätigkeit; gewissermaßen als Nachtwächter
zum Schutz des Eigentums anderer. Über Umwege, aber damit
zusammenhängend, lernte ich Dich kennen.
Die ersten Zeilen von Dir fand ich im NVA Forum. Du schriebst dort über
eine Frau, deren Mann wie wir Offizier war. Und Du machtest auch auf das
Buch "In die Stille gerettet"aufmerksam. Da gab es im Forum dann
manchen Verriss Deiner Gedanken und Worte. Ausdruck von
Empfindungslosigkeit? Mit Häme als "Gutmensch" belächelt,von gefühllosen
Kritikastern und arroganten Besserwissern als "ewig
Gestriger"bezeichnet, und auch mit von Hass triefenden Anwürfen
beschimpft, so stelltest und stellst Du Dich immer wieder mit Herz,
Verstand und journalistischem Geschick den Problemen unserer Tage. Aber
allem voran, lieber Harry, steht bei Dir das humanistische Fühlen und
Denken. Das möchte ich besonders betonen.
Dafür Dank und Anerkennung.
Dass Deine Worte und die in Deinen Rezensionen geäußerten Gedanken
widerhallen, bestätigen Dir nicht allein die Bemerkungen zu Harry Popows
Roman "Cleo" durch Dr. K.-H- Otto.
Dein Freund, der ALEX, gerne auch!
Antwort von Harry:
Lieber Hans, es ist ja unglaublich, was Du hier wieder geschrieben hast.
Das ist ja wie eine Offenbarung. Dabei geht Dein Blickwinkel weit über
dem hinaus, was uns verbindet, was uns alten Mitstreitern stets sehr
aufrichtig verbunden hat. Wir Alten werden abdanken. Was wir
hinterlassen haben, das sind eingeschlagene Pfosten, die den Weg in eine
ganz neue Richtung in der Gesellschaft weisen. Wer das verkennt,
schadet sich letztendlich selbst. Immerhin sind wir nicht irgendwelchen
Ideen aufgesessen, sondern dachten und handelten nach gesellschaftlichen
wissenschaftlichen Erkenntnissen und nicht nach utopischen
Glaubenssätzen. Der größte Irrtum zur Zeit ist doch der, zu glauben,
jegliche Idee zur Veränderung sei sozusagen für die Katz. Es sei alles
umsonst gewesen. Jedoch nicht, wenn neue Pfähle eingeschlagen werden.
Was sagte Engels in Dialektik der Natur zum Zeitalter der Renaissance? Sie brauche Riesen an Denkkraft, an Leidenschaft und Charakter, an Vielseitigkeit und Gelehrsamkeit.
Wo sind heute diese Riesen, die eine neue progressive Umwälzung einleiten könnten?
Dein Kumpel Harry
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