Donnerstag, 24. September 2015

Atomarer Selbstmord

Atomarer Selbstmord

Atomarer Selbstmord

Entnommen: https://www.jungewelt.de/2015/09-23/072.php?sstr=B

Aus: Ausgabe vom 23.09.2015, Seite 1 / Titel

Neue Bomben für Büchel

Modernisierung von US-Atomwaffenarsenal auf rheinland-pfälzischem Fliegerhorst. Bundeswehr ist laut Bericht eingebunden. Affront gegenüber Russland

Von Michael Merz

Wenn deutsche Regierungspolitiker auf den kleinen Ort Büchel in Rheinland-Pfalz angesprochen werden, herrscht stets peinlich berührtes Schweigen. Grund für die Geheimniskrämerei ist der dortige Fliegerhorst, auf dem seit Jahrzehnten US-amerikanische Atombomben stationiert sind. Wie das ZDF-Magazin »Frontal 21« recherchierte, sollen die Massenvernichtungswaffen neue nukleare Sprengköpfe erhalten: 20 insgesamt, die zusammen eine Sprengkraft von 80 Hiroshima-Bomben haben, würden demnach dann in Büchel gelagert. Und das, obwohl das deutsche Parlament 2010 beschlossen hatte, die Bundesregierung solle sich gegenüber den USA »mit Nachdruck« für den Abzug der US-Atomwaffen aus Deutschland stark machen. Die technische Integration des neuen Atombombensystems in die deutschen »Tornado«-Jagdbomber soll längst beschlossene Sache sein. »Frontal 21« belegt dies in Form von US-Haushaltsplänen für das dritte Quartal 2015, in denen die Gelder dafür bereitgestellt werden.

Die Modernisierung kann zunächst als Drohgebärde in Richtung Osten verstanden werden. Inge Höger, abrüstungspolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag, erklärte am Dienstag, dass die nukleare Aufrüstung gerade vor dem Hintergrund der schwierigen Beziehungen zu Russland seit der Ukraine-Krise ein »fatales Signal« sei. Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, reagierte bereits gegenüber »Frontal 21«: »Das ist eine Verletzung der Artikel 1 und 2 des Vertrages über die Nichtverbreitung von Atomwaffen.« Sie sei beunruhigt, dass Staaten, die eigentlich keine Atomwaffen besitzen, den Einsatz derselben üben. Auch Willy Wimmer (CDU), ehemaliger parlamentarischer Staatssekretär im Verteidigungsministerium, befürchtet, dass sich nun neue »Angriffsoptionen gegenüber der Russischen Föderation« ergeben.

Das, was da auf dem Fliegerhorst im Rahmen der »nuklearen Teilhabe« der NATO-Staaten geschieht, ist nicht nur ein außenpolitischer Affront. »Deutschland ist direkt an der Modernisierung der NATO beteiligt«, sagte Hans Kristensen vom Nuclear Information Project (Atomic Scientists) in Washington (D. C.) dem ZDF. Mit den neuen Nuklearsprengköpfen vom Typ B61-12 verschwimme die bisherige Differenzierung zwischen taktischen und strategischen Waffen, mit ihnen könnten sowohl Langstrecken- als auch in Europa stationierte Jagdbomber bestückt werden. Es sei »eine Bombe, die alle Missionen erfüllt«, betont Kristensen weiter, präziser als die bisherigen lasse sie sich in ein Ziel steuern, und sie sei kostengünstiger. Der Atomwissenschaftler behauptet, dass das deutsche Militär seit 2010 in das Vorhaben eingebunden sei, als die US-Luftwaffe die neuen Anforderungen der NATO definiert habe. Im »Ernstfall« würden deutsche Piloten in Büchel die Bomben von der US-Luftwaffe übernehmen und selbst das Ziel angreifen. »Das ist eine außergewöhnliche Situation für ein Land, das zugesichert hat, keinen indirekten oder direkten Zugriff auf Atomwaffen zu haben«, sagte Kristensen im ZDF-Interview.
Die Nuklearmacht übergibt im Kriegsfall Atombomben an die deutsche Luftwaffe, die dann ihrerseits für das Inferno sorgt – ein Horrorszenario. »Solange Atomwaffen hier gelagert werden und die Bundeswehr für den nuklearen Ernstfall probt, ist Deutschland mitverantwortlich für die Eskalation internationaler Konflikte«, meint Inge Höger. Das sei »völlig inakzeptabel«. Dem schloss sich Oskar Lafontaine, Linke-Chef im Saarland, an. Er erklärte auf seiner Facebook-Seite: »In ihrer US-Hörigkeit schweigen Merkel und Gabriel dazu. Statt Atomwaffen zu erneuern, brauchen wir atomare Abrüstung!


(Siehe nachdenkseiten vom 24.09.2015)


US-Waffen in Deutschland: Russland warnt vor Atombomben in Büchel
Die USA planen möglicherweise, in Deutschland neue Atomwaffen zu stationieren, die auch von Bundeswehr-Tornados abgeworfen werden können. Vor einem solchen Schritt warnt Moskau nun. Russland sei dann gezwungen, Konsequenzen zu ziehen.


Harrys persönliche Meinung:





 
Mit den neuen A-Bomben schärft man das militärische und mit TTIP das ökonomische Schwert der NATO. Wer das heute nicht wahrhaben will oder gar befürwortet macht sich mitschuldig für das Ende des Lebens auf diesem Planeten. So liegen die Dinge, und keine Lichterkette wird dem Unheil entgegenwirken können. Moskau hat schon einmal infolge Gutgläubigkeit geblutet. Die Titanic fährt auf einen Eisberg zu... Kurswechsel ist angesagt. Stimmt nicht: Machtwechsel!





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