Was ist Kapital?
Aufgrund
seines aggressiven und räuberischen Charakters ist der Imperialismus
immer wieder Quelle und Ausgangspunkt für zahlreiche Kriege und
internationale Konflikte. Besonders beigetragen hat dazu die
Hochrüstungs- und Konfrontationspolitik der USA, wodurch sich die
internationale Lage gerade in den letzten Monaten immer mehr
verschärfte. Doch das ist kein Zufall und keine Willkür, sondern
eine Gesetzmäßigkeit des Kapitalismus. Karl Marx hat dieser Frage
eine große Aufmerksamkeit geschenkt. Er schrieb: Die Produktion von
Mehrwert ist „das absolute Gesetz dieser Produktionsweise“. Um
das zu verstehen, muß man wissen, was Kapital ist,
und wie Mehrwert entsteht.
Sehen wir uns die Sache etwas genauer an…
Was ist Kapital?
Kapital
ist ein Wert, der seinem Besitzer durch Ausbeutung von Lohnarbeitern
einen Mehrwert einbringt – oder anders gesagt: Kapital ist die
Verkörperung des gesellschaftlichen Verhältnisses zwischen der
Klasse der Kapitalisten und der des Proletariats. Diesen Mehrwert,
der durch die Ausbeutung der Lohnarbeiter entsteht, eignet sich der
Kapitalist unentgeltlich an.
Wodurch entsteht Kapital?
Geld,
Waren und Produktionsmittel werden erst unter bestimmten
gesellschaftlichen Bedingungen Kapital, nämlich dann, wenn sie
in den Händen von Privateigentümern durch den Kauf der Ware
Arbeitskraft und der Produktionsmittel der Erzeugung und Aneignung
von Mehrwert dienen. Die gesellschaftliche Voraussetzung
für diesen Kreislauf ist die Konzentration der Produktionsmittel in
den Händen weniger Privateigentümer auf der einen, die
Trennung der Masse der Produzenten von den Produktionsmitteln
und die Verwandlung ihrer Arbeitskraft in eine Ware auf der anderen
Seite. Die historische Schaffung dieser gesellschaftlichen
Produktionsverhältnisse erfolgte in der ursprünglichen
Akkumulation des Kapitals.
Wie wurde die Gesellschaft gepalten?
Das
Ergebnis dieser Anhäufung von Kapital ist die Teilung der
Gesellschaft in die Klasse der Kapitalisten (der
Privateigentümer der Produktionsmittel) und die Klasse der
Lohnarbeiter oder Proletarier (der Nichteigentümer der
Produktionsmittel), die doppelt frei sind. Die Lohnarbeiter sind
ökonomisch gezwungen, ihre Arbeitskraft, ihren einzigen Besitz,
als Ware an den Kapitalisten zu verkaufen. Dieser Kauf bzw.
Verkauf der Ware Arbeitskraft und die Vereinigung mit den
Produktionsmitteln unter dem Kommando der Kapitalisten
sowie die Aneignung des Mehrprodukts durch die Kapitalisten drücken
das Wesen der Ausbeutung im Kapitalismus aus.
„Zur Verwandlung von Geld in Kapital muß der Geldbesitzer also den freien Arbeiter auf dem Warenmarkt vorfinden, frei in dem Doppelsinn, daß er als freie Person über seine Arbeitskraft als seine Ware verfügt, daß er andrerseits andre Waren nicht zu verkaufen hat, los und ledig, frei ist von allen zur Verwirklichung seiner Arbeitskraft nötigen Sachen.“
(Karl Marx: „Das Kapital“ Erster Band. Dietz Verlag, Berlin 1983, Bd.23, S.183)
Warum gibt es keine Sozialpartnerschaft?
Der
Antagonismus zwischen Arbeiterklasse und Bourgeoisie bringt
gesetzmäßig den Klassenkampf zwischen ihnen hervor. Der
unversöhnliche Klassenkampf zwischen Kapital und Arbeit,
zwischen Proletariat und Bourgeoisie besteht so lange, wie das
kapitalistische Eigentum an Produktionsmitteln existiert. Jede
„Klassenharmonie“ oder „Sozialpartnerschaft“ zwischen
Kapitalisten und Lohnarbeitern ist daher objektiv ausgeschlossen.
Worauf beruht die kapitalistische Ausbeutung?
Die
kapitalistische Ausbeutung beruht auf den Gesetzen der
kapitalistischen Warenproduktion und ist ein objektiver
ökonomischer Prozeß. Der Kapitalist kauft auf dem Markt die Waren
Produktionsmittel (Pm) und Arbeitskraft (Ak) zu ihrem Wert, also
Die
Arbeitskraft hat aber einen speziellen Gebrauchswert, nämlich
Quelle von mehr Wert zu sein, als sie selbst besitzt.
Wodurch entsteht der Mehrwert?
Im
Produktionsprozeß (… P …) produziert die Arbeitskraft
mit Hilfe der Produktionsmittel neue Waren. Sie überträgt dabei den
Wert der vom Kapitalisten zur Verfügung gestellten
Produktionsmittel durch die konkrete Arbeit auf das neue Produkt.
Sie schafft jedoch gleichzeitig durch die abstrakte Arbeit einen
neuen Wert, der größer ist als der Wert, den der Kapitalist zum
Ankauf der Arbeitskraft vorgeschossen hat, der also
den Mehrwert einschließt.
„Alle Arbeit ist einerseits Verausgabung menschlicher Arbeitskraft im physiologischen Sinne, und in dieser Eigenschaft gleicher menschlicher oder abstrakt menschlicher Arbeit bildet sie den Warenwert. Alle Arbeit ist andrerseits Verausgabung menschlicher Arbeitskraft in besondrer zweckbestimmter Form, und in dieser Eigenschaft konkreter nützlicher Arbeit produziert sie Gebrauchswerte.“
(Karl Marx: „Das Kapital“ Erster Band. Dietz Verlag, Berlin 1983, Bd.23, S.61)
Die
Teile des Kapitals, die der Kapitalist zum Ankauf der Arbeitskraft
und der Produktionsmittel vorschießt, verhalten sich also
ungleich. Unter Produktionsmittel verstehen wir die Arbeitsmittel
(Werkzeuge, Maschinen usw.) und der Arbeitsgegenstand (Rohstoffe,
Material usw.)
Was bleibt konstant und was verändert sich?
Von
Standpunkt des Produktionsprozesses teilt sich das produktive Kapital
in:
- Konstantes Kapital (c): Der in Produktionsmitteln vorgeschossene Teil des Kapitals bleibt konstant, verändert seinen Wert nicht. (Maschinen, Anlagen, Werkzeuge, Fabrikhallen)
- Variables Kapital (v): Der in Arbeitskraft angelegte Teil reproduziert nicht nur den Wert des für seinen Ankauf verausgabten Kapitals, sondern produziert darüber hinaus einen Mehrwert (m). Er verändert seine Größe. (Löhne, Gehälter)
Der
Wert der kapitalistisch produzierten Waren setzt sich somit aus
drei Bestandteilen zusammen: c
+ v + m.
Der Trieb des Kapitals zur schrankenlosen Ausdehnung der Mehrwertproduktion revolutioniert die Produktivkräfte ständig. Der Anteil des konstanten Kapitals wächst besonders schnell und treibt die Vergesellschaftung der kaptalistischen Produktion weiter voran. Die Beibehaltung der privatkapitalistischen Aneignungsweise ordnet jedoch die vergesellschaftete Produktion den Profitzielen der Kapitalisten unter. Dieser Prozeß wird im staatsmonopolistischen Kapitalismus auf die Spitze getrieben. Dadurch treten die Schranken des Kapitals deutlich wie noch nie in der Vordergrund.
Die Tiefe und Schärfe des Grundwiderspruchs mit all seinen Erscheinungen wie Stagnation der Produktion, Inflation, Dauererwerbslosigkeit, gnadenloser Konkurrenzkampf, massenhafter Ruin von kleinen und mittleren Unternehmen u.v.a., verdeutlichen, daß das Kapital ein historisch längst überlebtes gesellschaftliches Verhältnis ist. (Anm.: Das erleben wir gerade in beschleunigter Form durch die künstlich geplante „Koronakrise“)
Quelle: Jugendlexikon Politische Ökonomie, VEB Bibliographisches Institut Leipzig, 1981, S.90f.
Die Arbeitszeit
Die
Arbeitszeit umfaßt die Zeit, in der der Mensch zur Schaffung und
Verteilung des gesellschaftliche Reichtums beiträgt. Sie teilt sich
in die Zeit für die
- notwendige Arbeit – notwendig zur Reproduktion des Werts des für den Kauf der Ware Arbeitskraft vorgeschossenen Kapital (v) – und die
- Mehrarbeit, in der der Mehrwert (m) produziert wird.
Das Verhältnis zwischen Mehrarbeit und notwendiger Arbeit oder zwischen m und v ist der Ausbeutungsgrad oder die Mehrwertrate. In der notwendigen Arbeitszeit erzeugt der Mensch das Äquivalent für die Mittel zu seiner und seiner Familie eigenen Erhaltung und Entwicklung. Die in der Mehrarbeitszeit hergestellten Produkte dienen zur Erweiterung der Produktion, der gesellschaftlichen Konsumtion und zu sozialen Zwecken sowie zur Bildung der Reserven. Im Kapitalismus entsteht der Mehrwert, den sich die Kapitalisten ohne Bezahlung aneignen. Das Streben der Kapitalisten richtet sich stets darauf, die Mehrarbeitszeit zu verlängern, um den Merhwert zu vergrößern.
Wir unterscheiden zwischen individueller und gesellschaftlich notwendiger Arbeitszeit. Dioe einzelnen Produzenten benötigen zur Produktion einer bestimmten Waren verschieden lange Arbeitszeit. Als gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit gilt jedoch nur die Arbeitszeit, die im Durchschnoitt erforderlich ist, um die Ware mit der notwendige Qualität zu produzieren. Die Wertgröße einer Ware wird durch die gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit bestimmt.
Quelle: Jugendlexikon Politische Ökonomie, VEB Bibliographisches Institut Leipzig, 1981, S.32.
Die kapitalistische Produktion
Die
von der Arbeitskraft produzierten Waren eignet sich der Kapitalist an
und verkauft sie einschließlich des in ihnen enthaltenen Mehrwerts
(W‘ – G‘). Die Formel des Kreislaufs des Kapitals lautet daher
Ziel
der kapitalistischen Produktion ist die Erzeugung von Mehrwert, der
dann verschiedene Formen annimmt (Profit, Zins, Grundrente). Das Ziel
des Kapitals ist die Verwertung des vorgeschossenen Werts, nicht die
Befriedigung der Bedürfnisse der Gesellschaft.
„Produktion von Mehrwert oder Plusmacherei ist das absolute Gesetz dieser Produktionsweise.“
(Marx, MEW, Bd.23, S.647)
Das ökonomische Grundgesetz des Kapitalismus
Die
Produktion und Aneignung von Mehrwert ist das ökonomische
Grundgesetz des Kapitalismus. Das Kapital hat die Tendenz, die
Produktion und Aneignung von Mehrwert grenzenlos auszudehnen. Dies
kann durch Verlängerung des Arbeitstages (absoluter Mehrwert oder
Verkürzung der norwendigen Arbeit, infolge Steigerung der
Arbeitsproduktivität und Verbilligung der Elemente, die in den Wert
der Arbeitskraft eingehen (relativer Mehrwert) erfolgen.
Da
das Kapital die Arbeitskraft im gesellschaftlich kombinierten
Produktionsprozeß ausbeutet, entfaltet es sich zum Kommando über
den Arbeiter. Es wir zu einem ökonomischen Zwangsverhältnis, das an
Maßlosigkeit, Energie und Wirksamkeit alle früheren, auf direkter
Zwangsarbeit beruhenden Ausbeutungssysteme ühertrifft.
Die Entfremdung des Arbeiters von seiner Arbeit
Es
ist nicht mehr der Arbeiter, der die Produktionsmittel anwednet,
sondern es sind die Produktionsmittel, die in ihrer
Kapitaleigenschaft den Arbeiter anwenden, ihn zum bloßen Objekt der
Verzerrung des Werts degradieren, seine Persönlichkeit deformieren
und sein Leben nur gelten lassen, solange es für die Produktion des
Mehrwerts notwendig ist (Entfremdung).
Durch
das Streben nach Mehrwert entwickelt das Kapital die Produktivkraft
der Arbeit; damit verschärft sich der Grundwiderspruch
des Kapitalismus,
der Widerspruch zwischen dem gesellschaftlichen Charakter der
Produktion und der privatkapitalisischen Form der Aneignung. Die
Verschärfung des Grundwiderspruchs äußert sich in der
Zuspitzang des Klassengegensatzes zwixhen Bourgeoisie und
Arbeiterklasse.
Die
Entdeckung des Doppelcharakters der warenproduzierenden
Arbeit als konkrete, Gebrauchswert schaffende und Wert
übertragende Arbeit und als abstrakte, Wert und Mehrwert
erzeugende Arbeit durch Kapital.
Karl Marx enthüllte die ökonomischen Grundlagen
Marx
enthüllte die ökonomischen Grundlagen der kapitalistischen
Ausbeutung. Die Entdeckung der Einteilung des Kapitals in konstantes
und variables Kapital zeigt, daß nur die als variables Kapital
fungierende Arbeitskraft der Arbeiter den Wert und Mehrwert
hervorbringt. Das konstante Kapital erzeugt keinen neuen Wert.
Es trägt aber zur Steigerung der Produktivkraft der Arbeit bei und
bewirkt, daß die Masse der Gebrauchswerte wesentlich vergrößert,
der Wert der einzelnen Ware aber vermindert wird.
Aus der Sicht des Reproduktionsprozesses gesehen…
Außer
der Einteilung des Kapitals in konstantes und variables Kapital muß
man das fixe und zirkuliernde Kapital unterscheiden. Dieser
Einteilung liegt der unterschiedliche Umschlag der einzelnen
Kapitalelemente im Reproduktionsprozeß zugrunde.
- Fixes Kapital ist der Teil des konstanten produktiven Kapitals, der in Gebäuden, Anlagen und Maschinen angelegt ist und dessen Wert allrnählich und stückweise auf die neuproduzierte Ware übertragen wird.
- Zirkulierendes Kapital besteht aus dem Teil des konstanten Kapitals, der in Rohstoffen und Materialien angelegt ist, deren Wert sofort und ganz übertragen wird, und dem variablen Kapital.
Die
Einteilung des Kapitals in fixes und zirkulierendes Kapital
interessiert den Kapitalisten, da sie für den Verwertungsgrad des
Gesamtkapitals (Profitrate) ausschlaggebend ist.
Wie erfolgt die Verwertung des Kapitals?
Der
Verwertungsgrad des gesamten vorgeschossenen Kapitals ist das
Verhältnis des Mehrwerts (m) zum
gesamten vorgeschossenen Kapital (c
+ v).
Er ist immer niedriger als der Ausbeutungsgrad, das Verhältnis
des Mehrwerts (m) zum
variablen Kapital (v),
und verdeckt das Ausbeutungsverhältnis. Da der Verwertungsgrad
vom Umschlag des fixen und zirkulierenden Kapital abhängt, scheint
es, als ob der Mehrwert, der als Profit erscheint, nicht
ausschließlich der Veränderung des variablen Kapital durch die
Mehrarbeit der Arbeiter, sondern dem mehr oder minder raschen
Umschlag aller Bestandteile des Kapitals, also auch des konstanten
Kapitals, entspringt.
Welche Formen des Kapitals gibt es?
Das
industrielle Kapital ist die Hauptform des Kapitals, durch das
die Hauptmasse des Mehrwerts hervorgebracht wird. Neben dem
industriellen Kapital fungieren andere Formen des Kapitals wie
das Handels-Kapital, das BankKapital, das Versicherungs-Kapital,
deren Profit ein Anteil an dem von den Arbeitern für das
Kapital in der materiellen Produktion erzeugten Mehrwert ist.
Mit
der Entwicklung des Kapitalismus entsteht aus dem Privat-Kapital
und auf seiner Grundlage das Gesellschafts-Kapital (AG, GmbH),
mit der Herausbildung des Monopols das Monopol-Kapital und durch die
Verschmelzung der Industrie- und Bankmonopole das
Finanzkapital. (Siehe:→ Konzentration des Kapitals, →
Zentralisation des Kapitals, → Imperialismus)
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