Bambi
für die EU
(Leseprobe)
Von Harry Popow
Bange
machen gilt nicht. Seit dem 21. November 2019 wissen es alle besser.
Vor allem jene Künstler, die bei der Bambi-Verleihung in Baden-Baden
miterleben durften, wie die einstige Verteidigungsministerin bei der
Vergabe ohne Uniform, nunmehr gewählte EU-Kommissionspräsidentin
Ursula von der Leyen, eine Vorlage hinlegte, wie man ohne
substantielle Inhalte dennoch alles sagte. Und wie!
Man
muss ihr zuvor einen Honigtopf gereicht haben, denn das süßliche
Lächeln der Königin der EU mochte manchen der klugen und
künstlerisch begabten Zuhörer im Saal zu einem süffisanten
Zurücklächeln veranlasst haben, was die meisten wohl nicht
abschreckte, versteinerte Gesichter an den Abend zu legen. So
beschwor sie, das Schicksal der EU in die eigenen Hände zu nehmen.
Das heutige Europa sei bedroht. Man müsse zusammenstehen, alle an
einem Strang ziehen. Das koste Mühe.
Seht,
und bei diesen herzlich gemeinten Worten von ihr meinte man, das bei
allen Müttern so reizvolle Lächeln zu entdecken, wenn man zu den
leibeigenen Landeskindern spricht: Überall sind die Leute gut
zueinander. Manchmal gäbe es auch Streit. Wer zum Beispiel den
Abwasch übernimmt. Doch bei allen Unterschieden und der Vielfalt in
Freiheit müssen wir selbstbewusst zusammenstehen. Unser gemeinsamer
Weg sei Europa, der Weg zu Glück, Frieden und Wohlstand.
Der mäßige Beifall einiger an die Almosen der Macht gewöhnter Künstler hielt
sie nicht davon ab, unmittelbar nach dieser dem Volke zugeneigten
freien Rede der EU-Königin auf die Bühne zu stürzen um den
gemeinsamen Strang zu erhaschen, von dem die oberste Macht
einflussgebietend herausfordernd sprach. Andere wieder meldeten
sich umgehend am Bundeswehr-Stand, der vorsorglich am Rande des
großen Saales aufgebaut worden war. Sie würden nun auch nicht mehr
zögern. Diesen heiligen Moment der intellektuellen Peinlichkeit
wollte die Kamera nicht mehr erfassen. Gut zu verstehen...
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