Samstag, 23. November 2019

Bambi für den Krieg?


Bambi für die EU

(Leseprobe)
Von Harry Popow



Bange machen gilt nicht. Seit dem 21. November 2019 wissen es alle besser. Vor allem jene Künstler, die bei der Bambi-Verleihung in Baden-Baden miterleben durften, wie die einstige Verteidigungsministerin bei der Vergabe ohne Uniform, nunmehr gewählte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, eine Vorlage hinlegte, wie man ohne substantielle Inhalte dennoch alles sagte. Und wie!


Man muss ihr zuvor einen Honigtopf gereicht haben, denn das süßliche Lächeln der Königin der EU mochte manchen der klugen und künstlerisch begabten Zuhörer im Saal zu einem süffisanten Zurücklächeln veranlasst haben, was die meisten wohl nicht abschreckte, versteinerte Gesichter an den Abend zu legen. So beschwor sie, das Schicksal der EU in die eigenen Hände zu nehmen. Das heutige Europa sei bedroht. Man müsse zusammenstehen, alle an einem Strang ziehen. Das koste Mühe.

Seht, und bei diesen herzlich gemeinten Worten von ihr meinte man, das bei allen Müttern so reizvolle Lächeln zu entdecken, wenn man zu den leibeigenen Landeskindern spricht: Überall sind die Leute gut zueinander. Manchmal gäbe es auch Streit. Wer zum Beispiel den Abwasch übernimmt. Doch bei allen Unterschieden und der Vielfalt in Freiheit müssen wir selbstbewusst zusammenstehen. Unser gemeinsamer Weg sei Europa, der Weg zu Glück, Frieden und Wohlstand.

Der mäßige Beifall einiger an die Almosen der Macht gewöhnter Künstler hielt sie nicht davon ab, unmittelbar nach dieser dem Volke zugeneigten freien Rede der EU-Königin auf die Bühne zu stürzen um den gemeinsamen Strang zu erhaschen, von dem die oberste Macht einflussgebietend herausfordernd sprach. Andere wieder meldeten sich umgehend am Bundeswehr-Stand, der vorsorglich am Rande des großen Saales aufgebaut worden war. Sie würden nun auch nicht mehr zögern. Diesen heiligen Moment der intellektuellen Peinlichkeit wollte die Kamera nicht mehr erfassen. Gut zu verstehen...


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