Pflugschare
zu SCHWERTERN
09.November
2019: Es ist wieder soweit. Das geschichtlich bekannte Gebrüll nach
mehr Militärmacht, Einfluss, bemäntelt unter dem geheucheltem
Schlagwort von der VERANTWORTUNG GROß-DEUTSCHLANDS für Frieden und
Freiheit findet wieder einmal seine jubelnden Politiker und
Mitläufer. Erschrocken schweigt die Masse.
BENNO tippt weiter
in die Tasten: Toll findet er jene Werbetafel für die Produkte, die
er letztens in einem Supermarkt las: „JETZT IST WIRKLICH ALLES
SEEHR, SEEHR GEIL“. Das trifft den Kern, denkt er. Da kann man
seine Phantasie spielen lassen. Du sollst kaufen auf Teufel komm
raus! Davon lebt die Wirtschaft. Dieser Dunst der Anmache liegt über
dem gesamten Luftraum dieses ach so reichen Landes.
Der ergraute
BRAVE-BÜRGER-BENNO ahnt es. Wer Arbeit hat, fragt nicht mehr, wohin
die Reise denn gehen soll. Bananen, Reisen, hohe Diäten für
Parlamentarier, tolle Autos, gute Häuser. Und das, obwohl er, der
BENNO durch Operationen nichts riechen, nichts schmecken und auf dem
linken Auge nichts sehen kann. Dafür aber sieht er mit dem rechten
Auge sehr gut, was links passiert. Zu seinem Entsetzen – da gibt es
nur mahnende Trippelschritte.
Geil, findet er, wie
jedem Ostbürger die „BLÜHENDEN GÄRTEN“ ab dem Jahre 1990 nach
dem Mauerfall entgegen leuchteten. Diese Vielfalt. Da schlägt das
Herz gleich doppelt stark und der Geldbeutel hüpft spontan aus der
Hosentasche. Angebote über Angebote. Da kann einem schon mal der
Kopf schwirren. Dabei trinkt BENNO in der Regel nur Malzbier.
„Doch
so leicht lassen sich Bürger nicht mehr verkohlen. Was meinen
Politiker wohl, wenn sie Sicherheit sagen? Nichts anders als
Überwachung, Repression, schärfere Polizeigesetze,
Videoüberwachung, Vorratsdatenspeicherung oder Staatstrojaner, mehr
Rüstung, null Toleranz. Das alles ist
eine Farce, ein reinstes Sicherheitstheater.
Und schüren dabei Ängste: Vor Terror, vor Gewalt, vor dem Verlust
der Wohnung oder der Arbeitsstelle. Stets heißt es: Vorsicht, du
bist in Gefahr! Wir müssen jetzt Deine Freiheit einschränken, um
Dich zu beschützen.
Haben aufmerksame
Hörer und Leser bemerkt, wie sich die Macht die Hände reibt? Sie
braucht sich nur zu bücken, wo im selbst angelegten und gepflegten
privaten Unkrautfeld landauf und landab der Vielfalt, des Pluralismus
und der gesellschaftlichen Alternativlosigkeit immer noch jene
Giftpflanzen sprießen, die man benötigt, um das kleine Volk in
Angst und Apathie zu halten, es als Konsumenten gefügig zu machen,
damit es gegebenenfalls wieder einmal ´Gewehr bei Fuß` steht? Wer
schreit da nach Alternativen? Was, das gesamte Feld umpflügen? Es in
Volkes Hände geben? Das mit über 14 Millionen in Armut lebenden
überflüssigen Schmarotzern? Und was wäre mit den Reichen? Was wäre
mit dem stolzen Wirtschaftswachstum?
Außerdem: Die Pflugscharen
wurden längst wieder zu Schwertern umgeschmiedet. Alles soll bleiben
wie es ist. So brodelt der Eintopf aus Geschwätz und leeren
Versprechungen weiter, immer weiter... Ohne auch nur den wahren
Gründen für die Störungen im Gesellschaftsgefüge einen Deut näher
zu kommen. Das darf um Gottes willen nicht sein, das wäre der
Untergang der nach Maximalprofit jagenden Macht. Jede arbeitsame
Ameise tue ihr Bestes, zum Wohle des Marktes. Nur darauf sei zu
achten: Jeder denke an sich selbst zuerst, keiner suche im
Widerstreit mit der Macht irgendwelche Nachahmer. Haltet die Familien
in Ehren, aber bitte keine Menschengemeinschaften mehr. Genug mit
Bündnissen. Uns reichen die vielen Parteien, die Mitläufer und
Liebhaber vor allem von hohen Diäten. Lange genug habe man das
Gespenst, was in Europa einst vor über weit hundert Jahren umgehen
sollte auf Geheiß eines gewissen Marx und seines Freundes Engels,
ertragen müssen. Schluss damit. Ein für allemal! Sicherheit geht
vor.“
(...)
Während
es im Volk weiter brodelt wegen des steigenden Ungemachs und u.a.
auch wegen der steigenden Preise zum „Nutzen des Klimawandels“
greift die Macht zu bewährten Mitteln: Sie schwingt die Keule der
Beschwichtigungen: Wir müssen einen Weg finden. Wachstum
steht im Vordergrund. Wir müssen für mehr Zusammenhalt sorgen. Für
unsere westliche Wertegemeinschaft.
Lassen
Sie uns zeigen, dass wir glauben, dass wir die Probleme lösen
können, ohne dass Europa schweren Schaden nimmt. Wir schaffen das!
Wir tragen die Verantwortung. Mit Nächstenliebe.
(Leseprobe
aus einem Satirebuch, das demnächst von Harry Popow veröffentlicht
wird.)
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