Lieber Harry Popow,
ja, man liest und steht wie taub vor den Verbrechen des Kapitals. Wie wehren? Linke bemühen sich, uns weiszumachen, dies sei keine revolutionäre Zeit. Sie ducken sich ab, "heben sich auf für später". Wie aber wird dieses Später aussehen - im Zeitalter von NSA und BND, Drohnen gegen jeden Widerstand, wenn der "freundliche Faschismus" endgültig installiert ist?
Ob die, die sich "für später aufheben", dann nicht neue Ausreden parat haben?
Gut das Zitat von Ulli Gellermann. Die DDR, so unperfekt sie war, war unser Staat, der Staat des Volkes, das von Jürgen Roth angesprochene Kapital hatte bei uns nichts zu sagen. Deshalb die soziale Sicherheit, deshalb das hochentwickelte Bildungssystem, deshalb das kostenlose Gesundheitssystem, deshalb keine Obdachlosen, keine Tafel-Wirtschaft. Wir müssen lernen, dass dieser Staat nicht unser Staat ist, sondern der Staat der "Eliten", die, ohne von uns dazu ermächtigt worden zu sein, die Geschicke der Völker bestimmen. Das fällt den meisten Menschen schwer, sie können es nicht glauben, dass die netten Leute nicht halb so nett sind, wie sie auf dem Bildschirm rüberkommen.
Wohin man sieht, alles für das große Geld, nichts für die Völker: die Bankenrettung, die EU-Osterweiterung, die Ukraine-Krise, der Betrug am bedauernswert gutgläubigen ukrainischen Volk, hierzulande der Mindestlohn, die Gesundheitsreform, die Rentenreform, der Kuhhandel um das TTIP - ich könnte endlos aufzählen, womit man die Völker betrügt. Und die Betrogenen wählen sie immer wieder, so als ob eine Alternative nicht denkbar sei. Und dass die EU nicht geschaffen wurde, um uns passfreies Reisen zu ermöglichen, sondern um die Kräfte des Kapitals zu bündeln, leuchtet auch noch nicht jedem ein.
Ja, man fragt sich, wann die Völker begreifen, dass sie die Betrogenen sind. Aber uns geht es gut. Meint die deutsche Kanzlerin. Nur: Wer dieses "uns" ist, sagt sie uns leider nicht. Wehe, wenn sie es täte.
Gut, Harry, dass Sie auf dieses Buch hingewiesen haben.
Liebe Grüße, Hanna Fleiss
Mit Genehmigung von Hanna Fleiss eines ihrer vielen Gedichte
Juni 2014
Unterm Regenbogen der Lügen
die Toten. Zeit des brennenden Planeten,
zerschossen die Leiber der
Aufrührer.
Im Blute liegen sie
vor den Toren der widerstehenden Städte.
Phosphorgetränkt die Wohnstätten,
in den Leichenhallen das Weinen derer,
die den Geschossen entgangen.
Slowjansk, du Stadt der Märtyrer, Augen
der Gepeinigten blicken auf dich.
Unterm Regen der Raketengewitter
fleht sie, die Maria des stöhnenden Donbass,
um Brot, um Wasser. Und die da kämpfen,
geben nicht auf, nicht ihre Würde,
ihr Menschsein nicht.
Triumph! schreien die Kiewer Mörder.
Gewinn noch am Ausverkauf der Unbegrabenen.
God saves the United States! Freude!
Freude, schöner Götterfunken.
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