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Koalitionsvertrag: Wie geht’s weiter im Ukraine-Krieg?
VERÖFFENTLICHT VON LZ ⋅
11. APRIL 2025 ⋅ HINTERLASSE EINEN KOMMENTAR
Von Gert
Ewen Ungar – https://rtnewsde.com
CDU und SPD haben sich auf
einen Koalitionsvertrag geeinigt. Der Text widmet sich auch dem
Ukraine-Krieg. Für die nächste Legislaturperiode haben sich die
Koalitionäre vorgenommen, den Krieg fest in Europa zu verankern und
den Konflikt zu eskalieren.
Die Koalitionäre haben sich auf
einen Koalitionsvertrag geeinigt. Im Folgenden geht es um die
Außenpolitik der künftigen Bundesregierung, wie sie im
Koalitionsvertrag skizziert wird. Unter der Überschrift
„Verantwortungsvolle Außenpolitik, geeintes Europa, sicheres
Deutschland“ umreißen CDU und SPD, worauf sich die Deutschen und
Europa unter einer künftigen kleinen großen Koalition einstellen
müssen.
Einleitend heißt es da:
„Das Ziel unserer
Außen- und Sicherheitspolitik ist die Bewahrung eines Friedens in
Freiheit und Sicherheit.“
Das klingt gut und gibt Anlass zur
Hoffnung. Allerdings macht das, was sich dann anschließt, klar, dass
die künftige Bundesregierung nicht bereit ist, dem Bekenntnis zum
Frieden auch politische Taten folgen zu lassen, die in der Lage
wären, Frieden und Sicherheit wirklich herzustellen und zu festigen.
Im Gegenteil, der Teil zum Ukraine-Konflikt macht deutlich, dass die
Koalitionäre alles daran setzen werden, den Krieg zu verlängern und
die Konfrontation zwischen Deutschland und Russland weiter zu
eskalieren.
Anlass für diese Annahme ist die Übernahme
zentraler Positionen aus Selenskijs sogenanntem Friedensplan in den
Koalitionsvertrag. Damit wird ein Frieden faktisch dauerhaft
verhindert, denn was Selenskijs „Friedensplan“ als Bedingung für
Verhandlungen vorsieht, kommt de facto einer bedingungslosen
Kapitulation Russlands gleich. Nur auf dieser Grundlage ist
beispielsweise vorstellbar, dass ein Tribunal zur Aburteilung
russischer Verbrechen eingesetzt wird. Genau diese Forderung steht im
Koalitionsvertrag.
„Wir unterstützen die Einrichtung eines
Sondertribunals, um das Verbrechen der Aggression gegen die Ukraine
angemessen zu verfolgen und zu ahnden.“
Die Koalitionäre
wollen nicht nur keinen Frieden, sie tun alles dafür, ihn zu
verhindern. Dazu gehört auch, dass sie sich weiterhin dazu bekennen,
die Ukraine in die NATO aufnehmen zu wollen. Das Festhalten
Deutschlands am Kriegsgrund ist für die nächste Legislaturperiode
festgeschrieben. SPD und CDU halten auch daran fest, dass die Ukraine
durch Waffenlieferungen und durch finanzielle Unterstützung
gegenüber Russland in „eine Position der Stärke“ versetzt
werden soll.
Die Floskel von der Position der Stärke ist eine
Chiffre für den Sieg über Russland. CDU und SPD wollen einen
langen, verlustreichen Krieg auf Kosten der Ukraine. Dass Kiew den
Verlauf des Krieges zu seinen Gunsten wenden kann oder gar über
Russland siegt, gilt als ausgeschlossen.
Die Außenpolitik
der künftigen Bundesregierung ist daher weder verantwortungsvoll
noch dient sie dem Frieden. Im Gegenteil, sie ist im Kern auf
Provokation Russlands ausgerichtet. Russland wird zum Feind erklärt.
„Die größte und direkteste Bedrohung geht dabei von
Russland aus“, steht im Koalitionsvertrag. Die Möglichkeit,
Streitigkeiten durch Gespräche zu lösen, ist nicht vorgesehen. Das
Wort Diplomatie kommt in dem über 140 Seiten starken Dokument nicht
ein einziges Mal vor. Russland ist immerhin einmal genannt: als
Bedrohung. Dass die deutsche Einheit vor allem ein Geschenk Russlands
an die Deutschen war und der in den letzten Dekaden geschaffene
Wohlstand auf die energiepolitische Kooperation mit der Russischen
Föderation zurückgeht, verschweigt der Koalitionsvertrag.
Dankbarkeit fällt nicht unter die deutschen Tugenden.
Dafür
will die künftige Bundesregierung Mittel und Wege finden, das
eingefrorene russische Vermögen der Ukraine zur Finanzierung des
Krieges zur Verfügung zu stellen. Die Koalitionäre halten das
vermutlich in gleichem Maß für moralisch gerechtfertigt, wie sie
die Ukraine für eine Demokratie und Russland für den Feind
halten.
Klar ist: Die künftige Bundesregierung wird alles
daran setzen, den Krieg fest und dauerhaft in Europa zu verankern.
Begleitet wird diese auf Eskalation angelegte Außenpolitik von
massiven Aufrüstungsplänen, bei Ausschluss jeglicher Diplomatie,
wohlgemerkt. Damit tragen Merz und Klingbeil als Verantwortliche für
die im Koalitionsvertrag verankerten Verabredungen dazu bei, dass die
Gefahr eines großen Krieges in Europa massiv steigt.
Gleichzeitig
will die künftige Bundesregierung den konfrontativen Kurs gegenüber
China aufrechterhalten. Deutschland wird in der nächsten
Legislaturperiode im Indopazifik weiter eskalieren, versprechen CDU
und SPD. Deutschland will China mit „Selbstbewusstsein und eigener
Stärke“ gegenübertreten. Das Führen von Zweifrontenkriegen
scheint man unter den Koalitionären für eine deutsche Kernkompetenz
zu halten. Vermutlich denkt man im Willy-Brandt- und im
Konrad-Adenauer-Haus „Dieses Mal geht’s bestimmt gut aus,
schließlich stehen wir dieses Mal auf der richtigen Seite.“ Dass
dem nicht so ist, ist allerdings im Koalitionsvertrag deutlich zu
erkennen. Seinem außenpolitischen Teil wohnt der unbedingte Wille
zur Eskalation inne.
Der außenpolitische Teil des
Koalitionsvertrages ist eine deutsche Kriegserklärung an den
Frieden. Er verdeutlicht den Willen deutscher Politik, dort
weiterzumachen, wo sie 1945 gezwungen wurde, aufzuhören. Dass es
Deutschland dieses Mal schafft, sich selbst zu korrigieren, ist
jedoch nicht zu erwarten. Man glaubt an die eigene Stärke und
überhöht sich selbst moralisch. Das zur Wiedervereinigung gegebene
Versprechen, dass von Deutschland nur noch Frieden ausgeht, ist
längst vergessen.
https://rtnewsde.com/meinung/242110-koalitionsvertrag-wie-gehts-weiter-im/
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