Entnommen:
https://linkezeitung.de/2016/06/14/5000-trotz-dauerregen-in-ramstein-gegen-drohnenkrieg-nato/
5000
trotz Dauerregen in Ramstein gegen Drohnenkrieg & NATO
VERÖFFENTLICHT VON EGESTER ⋅
14. JUNI 2016
5000 Menschen protestieren in Ramstein –
Drohnenkrieg ist Mord. Wir kommen wieder! 600 in der überfüllten
Versöhnungskirche. Trotz EM-Eröffnugsspielen und
“konkurrierenden” Anti-Bilderberger-Demos in Dresden und
AntiSterben-Werben-Aktionen in zahlreichen Städten der Republik. Der
große Bericht der jungen Welt kommt sicher noch am Dienstag, oder am
Mittwoch Oder ? Sicher war die ganze Redaktion auch in Ramstein und
konnte so nicht schneller den Bericht erstellen. Deshalb vorab ein
eigener Bericht direkt aus dem Großraum Kaiserslautern. Die
Zahlenangaben bei BILD.de hat selbst die Polizei nach oben korrigiert
… Warum ? Das bleibt Polizeigeheimnis.
Es war die größte
Protestaktion gegen Drohneneinsätze, es waren die größten Aktionen
der Aufklärung und Information in der Geschichte des
jahrzehntelangen Protestes gegen die Militärbasis der USA in
Ramstein. Wir haben die Stimmung in der Region zugunsten von Frieden
verändert. Das ist das Resümee der vielfältigen Aktivitäten in
Ramstein vom 09. bis 12.06.2016. Die Aktionen waren jung.
Gleichzeitig war es toll, auch viele langjährige AktivistInnen
wieder zu treffen.
- 5.000 Menschen bildeten bei strömenden
Regen eine (fast) geschlossenen Menschenkette durch die Ortschaften
um die Air Base Ramstein und der abschließenden Kundgebung am
Kreisel vor den Toren der Base. Hand in Hand standen die Menschen an
der mehr als 10 Kilometer langen Menschenkette, die bis auf kleine
Lücken überall realisiert wurde. Der Dauerregen verhinderte eine
noch größere Beteiligung. Die Abschlussmanifestation am Kreisel vor
der Air Base brachte den ganzen Optimismus, das Bunte, das
Vielfältige und Kreative der 5.000 Teilnehmenden zum Ausdruck. Hier
wurde die Kraft dieser neuen Bewegung eindrucksvoll sichtbar. Dieser
Optimismus und das Engagement der vielen werden weiterwirken. Das
Mitwirken von Oskar Lafontaine und Tabea Rößner (MdB Bündnis 90/
Die Grünen) unterstrich die politische Bedeutung dieser Aktionen.
- Mehr als 600 Menschen
beteiligten sich an der öffentlichen Abendveranstaltung am Freitag
in der Versöhnungskirche mit Willy Wimmer und Albrecht Müller. Die
Kirche war überfüllt. Die Diskussionen brachten ein klares Nein zum
Krieg, zu Drohnen und Atomwaffen und einen geradezu
leidenschaftlichen Appell für neue kooperative Beziehungen zu
Russland zum Ausdruck. Die Erfahrungen zweier großer politischen
Männer gipfelte in der Aussage: „Lasst uns Russland nicht wieder
zum Feind machen“.
- Mehr als 500
TeilnehmerInnen fanden sich zu vielfältigen Diskussionen im
Friedenscamp zusammen und erzeugten damit neue, unerwartete,
insgesamt aber kleine logistische Probleme. Das Friedenscamp, am Ende
– trotz permanenten Regens – völlig überfüllt, war vielleicht
der Höhepunkt des gesamten Wochenendes. Aktiv, bunt, offen und
engagiert, so war die Stimmung trotz Regens. Das Versprechen „Wir
kommen im nächsten Jahr wieder und bringen noch viele mit“
untermalt den optimistischen Grundtenor dieses so beeindruckenden
Camps.
Die Wiese des Camps stellte
ein örtlicher Landwirt kostenfrei zur Verfügung; ebenso wurde
Infrastruktur durch Anwohner bereitgestellt. Dies wäre vor Jahren
noch undenkbar gewesen und unterstreicht die Veränderung des Klimas
vor Ort.
- Auch die inhaltlichen Veranstaltungen am
Informationstag am Freitag waren überfüllt. Wann hat es in
Kaiserslautern schon einmal an einem Nachmittag drei Veranstaltungen
zu gesellschaftlich kontroversen Themen gegeben, die mit je mehr als
150 TeilnehmerInnen überfüllt waren? Diskutiert wurde u.a. über
die Zukunft der NATO, den Drohnenkrieg und wie diese überwunden
werden können sowie über die gleichzeitig in Dresden stattfindende
Bilderberger Konferenz.
- 10.000 Flugblätter und
weiteres Informationsmaterial wurden zusätzliches an die örtliche
Bevölkerung verteilt. In den letzten Monaten hat sich das
öffentliche Bewusstsein massiv zugunsten des Friedens verändert.
Speziell entlang der Strecke der Menschenkette wurde intensiv und
nicht ohne Erfolg bei den dort lebenden Menschen für eine Teilnahme
geworben.
- Erstmals nahmen
internationale Gäste aus einer ganzen Reihe von Ländern an der
Menschenkette teil. Sie ergriffen auf den verschiedenen Kundgebungen
das Wort. Die Internationalität der Veranstaltungen durch
TeilnehmerInnen aus den USA, Großbritannien, Frankreich, der
Schweiz, Belgien, Luxemburg und Österreich unterstreicht die große
Bedeutung dieser Aktionen.
- Der Film „Ramstein,
das letzte Gefecht“, der mit maßgeblicher Unterstützung der
langjährigen FriedensaktivistInnen und KlägerInnen gegen die
US Air Base, Wolfgang Jung und Fee Strieffler, entwickelt wurde,
wurde am Freitag in Kaiserslautern welturaufgeführt.
- Mehr als 10 regionale
Initiativen Stopp Ramstein haben sich bundesweit bisher gegründet.
13 Busse kamen voll mit Menschen nach Ramstein.
„Von deutschem Boden
geht Krieg aus und wir fordern von der Bundesregierung, diese
völkerrechtswidrige Kriegsführung der USA-Regierung zu beenden“,
so Oskar Lafontaine, Eröffnungsredner auf einer der drei
Auftaktkundgebungen.
Alle Rednerinnen und Redner unterstrichen
die zentralen Anliegen der Demonstrierenden:
- Schluss mit dem
völkerrechtswidrigen Drohnenkrieg!
- Die Air Base mit ihren
zentralen Kommandostrukturen, u.a. für den Atomkrieg und die
Raketenabwehr, muss in einem längeren Prozess geschlossen werden.
- Durch ein umfassendes
Konversionsprogramm müssen die militärischen Arbeitsplätze in
zivile umgewandelt werden.
- Die Beteiligung
Deutschlands an Interventionskriegen muss beendet und alle
Aufrüstungsprogramme gestoppt werden.
Die Demonstrierenden
bekundeten ihre Solidarität mit den Flüchtlingen, die wegen der
Kriege der USA und der NATO, zu uns kommen müssen. „Der tägliche
Tod im Mittelmeer“ ist unerträglich und eine politische und
moralische Anklage an die Politik der westlichen Staaten.
Völlig
neu und in dieser positiven Dimension auch unerwartet war die
eindrucksvolle, breite und vielfältige Medienresonanz. Reuters
produzierte einen Video-Clip, der auch auf BILD.de und stern online
gezeigt wurde. dpa und epd informierten umfassend, Berichte u.a. der
Deutschen Welle , der Frankfurter Rundschau, von FOKUS, n-tv, dem
Deutschlandfunk und Deutschland Radio Kultur, des Neuen Deutschland
und vieler überregionaler Tageszeitungen, fast tägliche Berichte in
der letzten Woche in der örtlichen Monopolzeitung Rheinpfalz, zwei
große Artikel in der US-Zeitung der Region stars and stripes, fast
laufende Radioberichte und mehrere regionale Fernsehberichte (u.a.
SWR-Landesschau) sind nur ein kleiner Ausschnitt der medialen
Aufmerksamlkeit. Sie können auf der Webseite der Kampagne eingesehen
werden. Peinlich war die Berichterstattung in der jungen Welt.
Undenkbar wären die Veranstaltungen und ihre intensive Vorbereitung
gewesen ohne die Unterstützung der neuen alternativen Medien:
NachDenkSeiten, KenFM, Weltnetz.tv, RT, alternative Radiosender u.a.
Diese enge Zusammenarbeit ist ein Unterpfand auch weiterer
erfolgreicher Aktionen der Friedensbewegung; sie sollte ausgebaut und
erweitert werden.
Die Aktionen wurden in der Vorbereitung
kontrovers, manchmal hämisch, einige Male auch verleumderisch
diskutiert. Das Wochenende hat eindrucksvoll und überzeugend
bewiesen: Es war die Friedensbewegung, in ihrer Breite und Vielfalt –
von Amnesty International über DFG-VK und Attac bis hin zu den
sich seit Frühjahr 2014 entwickelnden neuen Organisationen und
Initiativen – in ihrer Unterschiedlichkeit, aber auch in der
Eindeutigkeit der inhaltlichen Grundpositionen, die in und um
Ramstein demonstrierte. Was sicher die Teilnehmenden einte, war der
Wille zum Frieden in einer gefährlichen Situation, war das NEIN zu
Krieg und Militarismus, war die eindeutige Opposition zur regierenden
Politik.
Es kann nur ein Appell sein, aber es soll auch an
dieser Stelle deutlich gesagt werden: Lasst uns wieder zurückkommen
zu mehr Gemeinsamkeit und Solidarität! Ramstein im Juno 2016 war
dafür ein starkes eindeutiges Zeichen.
Die Veranstaltungen
waren eine große logistische und organisatorische Herausforderung.
Sie wurden durch viele Helferinnen und Helfer, durch die engagierte
Initiative Stopp Ramstein Kaiserslautern (das ist die regionale
Initiative) überzeugend gelöst. Die kleinen Probleme, die wir
naturgemäß hatten, sind unsere und werden beim nächsten Mal keine
mehr sein. Dank an alle, die mitgeholfen haben. Es waren viele! Ohne
sie wären die beeindruckenden Aktionen vom Wochenende nicht möglich
gewesen.
„Wir werden wiederkommen“ war der einheitliche
Tenor der von inhaltlichen Beiträgen und Kultur geprägten
Abschlusskundgebung. Die Drohneneinsätze von Ramstein aus zu
beenden, ist eine lange Auseinandersetzung, die mit noch
größerer Intensität geführt werden muss. Wir sind dazu
bereit!
Wir müssen mit unserer Aufklärungs- und
Informationsarbeit sowie mit weiteren Aktionen unsere
Sympathiewerbung für den Frieden bei der Bevölkerung fortsetzen.
Wir werden uns weiter gegen demokratiefreie Zonen um die Air Base
Ramstein wenden. Die Kampagne Stopp Ramstein hat gerade erst richtig
begonnen.
Ist dies der Anfang einer wiederbelebten, erneuerten
Friedensbewegung? Das wird die Zukunft zeigen. Wir setzen uns
weiterhin dafür aktiv ein.
Weitere Informationen sind auf
www.ramstein-kampagne.eu
zu finden.
Reiner Braun, Juliane Drechsel-Grau, Pascal Luig,
Amela Skiljan, Lucas Wirl (Berliner Aktionsbüro Kampagne Stopp
Ramstein)
http://www.barth-engelbart.de/?p=123292
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