Sonntag, 29. November 2015

Kommentar zu "Gysis Bekenntnisse"

29.11.2015:


Hanna Fleiss zu „Gysis Bekenntnisse“



Worum es sich bei Gysi handelt, kann man ganz gut begreifen, wenn man die Talkshow kürzlich in der ARD sah, die ihm zu Ehren anlässlich seines Abschieds als Fraktionsvorsitzender der Linkspartei zelebriert wurde. Eitel wie ein Hofhähnchen zeigte uns Gysi, wer er gern sein würde. Doch wer braucht mehr, um zu wissen, wer dieser Herr Gysi ist? Ich erinnere mich ganz gut daran, welche bösen Vorwürfe zum Beispiel Jutta Dithfurth gemacht wurden, weil sie ihre Ansichten zu den Jebsenschen Friedensmahnwachen im „Feindsender 3sat“ geäußert hatte – gerade von sogenannten Linken. Dem Publikumsliebling Gysi aber verzeihen diese „Linken“. Herr Gysi schämt sich auch nicht, wenn wirkliche Linke ihn als linken Handlanger des Kapitals bezeichnen.

Dass er das auch wirklich ist, das zu beweisen, fällt nicht schwer. Man muss sich ja nur seine eigenen Äußerungen zu Gemüte führen, um zu wissen, dass es sich bei ihm um einen waschechten Opportunisten handelt. In einem Interview sprach er von einem „Auftrag“, den er erfüllt habe. Wer hat ihm einen „Auftrag“ erteilt, und um was für einen „Auftrag“ handelte es sich eigentlich? Meint er den Auftrag, die deutschen Kommunisten 1989 von der Macht weggeputscht zu haben? Zugegeben, die SED kroch auf revisionistischen Pfötchen, es brauchte nicht mehr allzuviel, um ihr den Rest zu geben. Oder meint er den Auftrag, uns alle, die wir mit den kapitalistischen Verhältnissen in unserem Lande nicht einverstanden sind, mundtot zu machen, indem er sich als der Sprecher und Vorreiter des „linken Gedankens“ aufspielt?

Herr Gysi träumt davon, „den Kapitalismus in seiner heutigen Form zu überwinden“. Er glaubt also, der Kapitalismus habe auch seine Schokoladenseite, nämlich die mit dem „menschlichen Antlitz“ statt der ungeschminkten Räuberphysiognomie, die er seit 1990 zeigt. Da hat er ein bisschen kurzgedacht, der eloquente Herr Gysi, denn das „menschliche Antlitz“ des deutschen Imperialismus, das niemals „menschlich“ war, beruhte auf der Existenz des Sozialismus in der Sowjetunion und auch in der DDR. Da wünschen wir ihm mal viel Glück, wenn er auf dem Wege des Parlamentarismus mit „sozialen Reformen“, genannt Transformation, vom Kapitalismus in den Sozialismus hineinrutschen will, ganz klammheimlich, versteht sich, in seine „eigenständige Alternative“ zum Kapitalismus.

Bernstein und Kautsky lassen grüßen.

Dass sich in der Partei Die Linke noch ein paar Leute befinden, die sich selbst Kommunisten nennen, aber den Kommunismus ganz offensichtlich scheuen, ändert nichts am opportunistischen Handlanger-Charakter dieser Partei. Das sollte nicht vergessen werden, wenn man sich dabei überrascht, Gysis Stimme im langweiligsten Bundestag aller Zeiten zu vermissen. Ja, es ist richtig, manchmal hatte Gysi auch ins Schlimme getippt, aber sehr, sehr vorsichtig, damit sein Traumgebäude vom „menschlichen Kapitalismus“ nicht ins Wackeln gerät. Geändert jedenfalls hat er nichts, denn das wäre ihm sogar im Traum nicht eingefallen.

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