Montag, 13. April 2015

ISOR: 70. Jahrestag in Würde begehen




Mit dem Sieg der Sowjetarmee im

Mai 1945 kam die Befreiung von
der Barbarei des Faschismus und
damit der Frieden aus dem Osten

Generalleutnant a.D. Manfred Grätz

Generalleutnant a.D. Manfred Volland

Haben wir im vergangenen Jahr des Beginns der verheerenden Kriege des letzten Jahrhunderts gedacht und dabei besonders die Schuld des deutschen Imperialismus hervorgehoben, so gedenken und feiern wir dieses Jahr den 70. Jahrestag des Sieges der Sowjetarmee im Großen Vaterländischen Krieg und der Befreiung vom Faschismus. In einer Zeit der Verhetzung, Verleumdung und Verketzerung des russischen Volkes, der Beleidigung und Diskriminierung durch die gleichen Kräfte, die die Schuld an den Kriegen der Vergangenheit tragen, gilt unser Dank den Helden der Sowjetarmee und dem ganzen sowjetischen Volk für ihre weltgeschichtliche Tat.

Die Maitage des Jahres 2015 sind zugleich Gedenktage des Sieges der gesamten Antihitlerkoalition über den deutschen Faschismus und deshalb werden sie auch ein Gedenken an das gemeinsame Heldentum aller Krieger sein, die an der Vernichtung des Faschismus beteiligt waren. Das zu betonen ist wichtig, um auch gegenwärtig wieder eine gemeinsame europäische Front gegen Kriegsabenteurer und neue Kriegsgefahren zu schmieden.

Bei Anerkennung des Beitrages der Alliierten im 2. Weltkrieg bei der Niederschlagung des deutschen Faschismus ist und bleibt unumstößliche Tatsache, dass der Sowjetunion das Hauptverdienst zukommt. Sie hat die größten Opfer gebracht, 27 Millionen Tote, 1700 Städte 70 000 Dörfer und sechs Millionen Gebäude fielen den faschistischen Barbaren zum Opfer. Wer das verschweigt oder ignoriert, lügt und verfälscht bewusst die Geschichte. Es war der heldenhafte Kampf der Soldaten der Sowjetarmee und Hunderttausender Partisanen, es waren die heroischen und aufopferungsvollen Leistungen von Millionen Sowjetbürgern, ihr vorbildliche Handeln an der Front und im Hinterland, die den Sieg errangen. 1418 Tage haben sie zunächst in erbitterten Abwehrschlachten, dann ab 1942 in großartigen Offensivschlachten die faschistischen Armeen niedergerungen. Das Land von Brest bis Wladiwostok hat aus seinen Wunden geblutet, vor Schmerz gestöhnt und vor Trauer geweint. Übermenschlicher Mut und Standhaftigkeit, ein unbändiger Glaube an den Sieg haben den Überlebenswillen des sowjetischen Volkes in den Jahren von 1941 bis 1945 geprägt.

Am 2. Mai wehte dann endlich über dem Reichstag in Berlin die rote Fahne des Sieges. Sowjetsoldaten hatten den ersehnten Frieden nach Europa getragen und die geschundenen Völker von der Barbarei des Faschismus befreit.

Daraus entstand der heilige Schwur: Nie wieder Krieg. Nie wieder Faschismus.

Dieser Sieg der Sowjetarmee war eine welthistorische Befreiungstat. Sie sollte endlich auch vom heutigen Deutschland so bewertet und anerkannt werden.

Es darf nie in Vergessenheit geraten, dass die Sowjetarmee und das ganze Sowjetische Volk der faschistischen Armee ihre Grenzen aufgezeigt haben und den Mythos ihrer Unbesiegbarkeit zerstörten. Unvergessen werden der Menschheit die bedeutenden Kämpfe und Schlachten des 2. Weltkrieges bleiben, deren entscheidende Höhepunkte die Schlacht vor Moskau im Winter 1941/42, die Niederlage der Faschisten vor Stalingrad im Winter 1942/43, die die Wende im Zweiten Weltkrieg einleitete, und schließlich die größte Panzerschlacht im Kursker Bogen im Sommer 1943 waren.

Eine gigantische Leistung war die Verlagerung der wichtigsten Industriebetriebe aus den westlichen Teilen der Sowjetunion hinter den Ural bis in die Tiefen Sibiriens, um sie den Zugriffen der faschistischen Aggressoren zu entziehen. Dadurch war es möglich, die Streitkräfte mit modernen Waffen und Kampftechnik zu versorgen. Dazu zählten der robuste Panzer T-34, der als Stalinorgel bekannte Geschoßwerfer „Katjuscha“, moderne Granatwerfer und Geschütze, die Jak und Iljuschin-Jagd- und Bombenflugzeuge, sowie moderne Kriegsschiffe und automatische Handfeuerwaffen. Wir können uns noch gut daran erinnern, als wir als junge Soldaten der NVA erstmalig im legendären T-34 saßen. Es erfüllte uns mit Stolz, an solchen kampferprobten Waffen ausgebildet zu werden.

Drei Viertel der militärischen Kräfte Deutschlands wurden durch die Sowjetarmee zerschlagen. Die kampffähigsten und stärksten Truppen Deutschlands, ihre Elitetruppen und Verbündeten sind im Osten untergegangen.

In diesen Tagen wird in Moskau und vielen weiteren Orten der früheren Sowjetunion auch der legendären, bewährten Heerführer gedacht, die entscheidenden Anteil an diesen Erfolgen der Sowjetarmee hatten. Ihre Ehrung hat nichts mit kulthafter Anbetung von Persönlichkeiten zu tun. Sie haben mit Klugheit, militärischer Erfahrung und Können, gestützt auf den Willen von Millionen Kämpfern an der Front, entscheidend den Verlauf des Krieges beeinflusst. Sehr gründlich haben wir uns während des Studiums an den sowjetischen Militärakademien mit ihren Lehren und Erfahrungen vertraut gemacht. Ihre Erkenntnisse und Erfahrungen waren für uns in der NVA stets Anleitung für unser Handeln. Während unserer Tätigkeit als Chef des Militärbezirkes Leipzig der NVA, und als Stellvertreter, Mitglied des Militärrates und Chef der Politischen Verwaltung, waren uns diese Heerführer bei der Wahrnehmung unserer Führungsverantwortung sehr oft Vorbild. Eine der wichtigsten Lehren, die sie uns vermittelten, war: Jede noch so kluge Entscheidung wird nur dann wirksam, wenn sie durch die Soldaten an der Basis ins Leben umgesetzt wird.

Der Große Vaterländische Krieg hat den Friedenswillen der russischen Menschen geprägt. Die noch Überlebenden werden die Gräueltaten der Faschisten nicht vergessen. Man kann davon überzeugt sein, dass der heldenmütige Kampf des sowjetischen Volkes und die daraus erwachsende Sehnsucht nach Frieden nachfolgenden Generationen, den Kindern, Enkeln und Urenkeln im patriotischen Verantwortungsbewusstsein übergeben wurden. Es gibt kaum eine russische Familie, die heute nicht in traditioneller Trauer ihrer Toten gedenkt und sich ihrer erinnert. Immer wieder versichern uns unsere langjährigen russischen Freunde und Genossen: “Lasst uns gemeinsam in Frieden und Harmonie miteinander leben. Wir dürfen nicht zulassen, dass unterschiedliche Kulturen und Lebensauffassungen, Vorstellungen über Demokratie und bürgerliche Freiheiten Anlass sind für gewaltsame Auseinandersetzungen. Wir Russen lieben unser Land, wie ihr Deutschen das Eurige. Jeder soll es nach seinen Vorstellungen und Willen gestalten oder wie es der deutsche Volksmund sagt, ,nach seiner Fasson selig werden’, aber friedlich nebeneinander.“

Wie schamlos und beleidigend sind deshalb die Vorwürfe der westlichen Welt, ihrer Politiker, der Medien und allen voran der NATO, „dass die größte Gefahr für den Frieden heute von Russland ausgeht.“ Obama hat sich am 24.09.2014 bei seiner Erklärung vor der 69. UN-Vollversammlung gegenüber Russland derart beleidigend geäußert, dass man an seiner staatsmännischen Fähigkeit zweifeln muss. Er stufte das Ebolavirus, als todbringende Epidemie, die grausamen Massaker der IS-Terroristen, sowie die Handlungen Russlands, als die größten Gefahren für die Welt ein. Normaler Menschenverstand verbietet eine solche Aneinanderreihung und Gleichsetzung.

Genau so erbärmlich muss man Gaucks Auftreten zum 75. Jahrestag des Beginns des 2. Weltkrieges auf der Westernplatte bei Danzig bewerten. Kein Wort darüber, dass die Sowjetunion die größten Opfer zur Befreiung der europäischen Völker vom Faschismus erbracht hat, kein Wort des Gedenkens an die 27 Millionen toten Sowjetbürger. Dafür neue Drohgebärden gegen Russland. Statt Friedenspolemik und Deeskalation, Kriegspolemik aus dem Munde des Bundespräsidenten.

Das Fernbleiben der Bundeskanzlerin an den Feierlichkeiten am 9. Mai in Moskau ist eine Missachtung und Beleidigung der Millionen Opfer der Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg, die dieses Land auch für die Befreiung Deutschlands gebracht hat. Wir sehen darin einen neuerlichen widerlichen Affront gegenüber Russland und eine weitere Verschärfung des Kalten Krieges.

Unsere russischen Freunde können gewiss sein, wir linken Kräfte, Freunde der Sowjetunion und Russlands werden den 70. Jahrestag in Würde begehen und der Millionen Opfer gedenken.

So in Berlin-Treptow, auf den Seelower Höhen, in Buckow/Märkische Schweiz und anderen Orten. Dort werden wir unseren Eid erneuern: Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg.

Beide Autoren haben viel Gemeinsames. Sie haben als Kinder noch die grausige Fratze des Krieges erlebt. Beide haben nach dem Krieg einen analogen Entwicklungsweg genommen. Sie waren Jahrzehnte in verantwortlichen Funktionen der NVA tätig und sind heute noch stolz, mitgeholfen zu haben, dass 40 Jahre von der DDR Frieden ausging. Jeder hat zwei sowjetische Militär-Akademien besucht. Beim Studium in der Sowjetunion haben sie sich mit dem Verlauf der bedeuteten Schlachten im Großen Vaterländischen Krieg vertraut gemacht und sehr gründlich die Strategie und Taktik der Sowjetarmee studiert und daraus die Lehren für

ihre Tätigkeit in der NVA gezogen. Sie haben viele gemeinsame Dienstorte und Schnittstellen, so auf der Generalstabsakademie in Moskau, in Neubrandenburg dem Militärbezirk V der NVA, in Leipzig dem Militärbezirk III und dem Ministerium für Nationale Verteidigung. Inzwischen haben sie das 80. Lebensjahr hinter sich gelassen und sind weiterhin aktiv gesellschaftlich tätig, so im Ältestenrat des Verbandes zur Pflege derTraditionen der NVA und GT der DDR, bei ISOR und im RotFuchs, um auch damit die Lehren aus dem Zweiten Weltkrieg wach zu halten. Die Liebe zur Sowjetunion, der Sowjetarmee und heute zum russischen

Volk ist tief in ihren Herzen verankert.

Zwischenruf:

Blühende Landschaften“ gedeihen am

besten dann, wenn „die Sonne schön

wie nie über Deutschland scheint.“

w.k.

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