Impression von einer Filmpremiere
Das
geladene Publikum im vollbesetzten Studiosaal des Kinos Babylon wird
mir bestätigen: Die Premiere des Dokumentarfilms „DIE STADT DER
FRAUEN – HEUTE“ von der italienischen Regisseurin Chiara Sambuchi
am 25. August 2013 war, wie man so sagt, ein Event. Ein Aufschrei von
schönen Frauen aus Neapel. Welch eine tolle Botschaft, die von dem
Film ausging, sie ließ so manchen Zuschauer sicherlich bis spät in
der Nacht nicht mehr los. Wann bekommt man so etwas schon geboten?
Von Fernsehproduktionen mit geistvollen Beiträgen nicht gerade
verwöhnt, war zunächst Skepsis angesagt. Frauenemanzipation? Ist
dies Thema nicht weidlich genug schon durchgekaut worden? Zumal man
in den Medien oft genug nur Flachheiten und entpolitisierte
Zustandsberichte geboten bekommt. Nicht so in diesem äußerst
gesellschaftskritischen 90minütigen Streifen. Sicher, da spielen
zunächst schöne Hintern und Brüste eine Rolle, Fotomodelle, die
sich vermarkten müssen, Sex- und geldgierige Zuhälter. Dann aber
folgen O-Töne von klugen, schönen und selbstbewußten Frauen. Einige
haben ihre Arbeitsplätze verloren, andere finden sie nicht. Und nun –
wie seit Jahrhunderten – verkaufen sie sich, tragen ihr Äußeres
zu Markte und das Innere bleibt zurück. Geht die Weiblichkeit in
dieser „Scheiß-Welt“ gänzlich verloren? Die Regisseurin, selbst
eine hochintelligente und schöne Frau, hat so hervorragend und
gründlich recherchiert, dass die Schönen Neapels völlig
ungezwungen und mit Witz und Charme von ihren Träumen erzählen, und
sie doch nicht in diesem System des großen Geldes und des Scheins
verwirklichen können. Wie auch, die Emanzipation der Frauen dieser
Welt kann nur durch die Emanzipation des Menschengeschlechts so
richtig in Fahrt kommen. Einzigartig auch die Kameraführung. Da
sieht man sowohl winzige Details von menschlichen Handlungen als auch
milieubeschreibende Straßenszenen und typische Landschaften des so
herrlichen Panoramas Italiens. Dieser starke emotionale und auch
spannende Dokumentarfilm - in Italien für die großen Kinos wegen
des katholischen Glaubens, wie Frau Sambuchi in einer anschließenden
Gesprächsrunde erklärte, gesperrt - wird voraussichtlich zunächst
bei arte zu sehen sein. Den zu verpassen heißt, ein Kulturereignis
erster Güte zu versäumen.
Harry
Popow
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