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http://das-blaettchen.de/2017/05/zum-8-mai-39874.html
20. Jahrgang | Nummer 10 | 8.
Mai 2017
Zum 8.
Mai
In der DDR wurde der 8. Mai
als Tag der Befreiung begangen und war überdies gesetzlicher
Feiertag. Und zwar ohne Wenn und Aber.
Auch beispielsweise in
Frankreich war das nach 1945 der Fall, bis der Gedenktag unter
Präsident de Gaulle aus Rücksicht auf die Westdeutschen wieder
abgeschafft wurde – siehe den anschließenden Beitrag „Vom
Ausblenden und Ausgrenzen“ von Jürgen Lauer. Eine „Rehabilitation“
des 8. Mai fand erst unter Mitterand statt.
Dazu hat es in der alten
Bundesrepublik selbst nach dem überfälligen Wort Richard von
Weizsäckers („Der 8. Mai war ein Tag der Befreiung. Er hat uns
alle befreit von dem menschenverachtenden System der
nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.“), das erst 1985
gesprochen wurde, und auch im vereinigten Deutschland nie gereicht.
Am Rhein träumte vielmehr der spätere erste Bundeskanzler schon
1948 von der Wiederbewaffnung: Als er vor der Villa Hammerschmidt in
Bonn, wo seinerzeit der belgische Kommandierende General residierte,
einmal eines Doppelpostens unter Gewehr ansichtig wurde, äußerte
er: „Das wollen wir auch wieder haben.“ Zu diesem Zeitpunkt
dachte der frühere General der Panzertruppe der faschistischen
Wehrmacht Gerhard Graf Schwerin im Auftrag Adenauers bereits über
den Aufbau militärischer Strukturen nach, wie Blättchen-Autor Wulf
Lapins in einem gründlich recherchierten Beitrag in Erinnerung rief,
den er jüngst in der Österreichische Militärische Zeitschrift
publiziert hat.
In Deutschland gibt es
bis heute kein nationales Mahnmal für die mit 3,3 Millionen Toten
nächst den europäischen Juden zweitgrößte Opfergruppe der
vorsätzlichen Massenmorde der deutschen Faschisten, die sowjetischen
Kriegsgefangenen. Und der politischen Führung der Berliner Republik
fehlte vor zwei Jahren – zur 70. Wiederkehr des 8. Mai – gar der
Anstand, auch den Völkern der Sowjetunion und Russlands, die bei der
Niederringung der Nazi-Barbarei insgesamt den größten Blutzoll
entrichtet hatten, angemessen zu danken.
Das hat den Boden mit dafür
bereitet, dass heute das Mahnmal für die ermordeten Juden in Berlin
als „Denkmal der Schande“ denunziert und eine
erinnerungspolitische Wende um 180 Grad gefordert werden darf, ohne
dass der Betreffende dafür von seiner Partei geschasst oder
wenigstens seiner Ämter entledigt würde. Ob der demnächst
Vorschläge für angemessenere Gedenktage unterbreitet? Vielleicht am
30. Januar oder am 20. April?
Wir gedenken der Befreiung
auch des deutschen Volkes – übrigens einschließlich jener
Millionen, die den Mai 1945 noch Jahrzehnte später bloß als
Niederlage empfanden – in dieser Ausgabe außer mit dem erwähnten
Beitrag von Jürgen Lauer mit dem Gedicht „Ballade von der Heimkehr
meines Vaters aus dem Krieg“ von Henry-Martin Klemt und einem
Beitrag über das KZ-Außenlager in Guben von Andreas Peter.
Die
Redaktion
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