(III)
ERLESENES (IKARUS)
Gehortete
Zitate aus der schönen Literatur, die ich sehr mag, geschrieben von
gerne gelesenen Autoren, sowohl aus der Belletristik als auch aus
politischen Streitschriften. In loser Folge ab sofort in meinem Blog
nachzulesen. Warum? Weil die Textauszüge oftmals Dinge benennen, die
aktueller nicht sein können. Wer mag, leiste sich das geistige
Vergnügen.
Karl-Heinz
Otto: „IKARUS. Mein wunderbares richtiges Leben im doch so miesen
falschen. Lebensschnipsel eines militanten Pazifisten aus drei Ismen“
1. Auflage 2016, Edition Märkische Reisebilder, Dr. Karl-Heinz Otto,
Vertrieb FON 0331 270 17 87, E-Mail:
dr.otto.edit.maerk.reisebilder,@t-online.de,
Brecht-Mahnung,
Seite 151:
Unter
meinen
Einträgen
vom November
1956
findet sich das Zitat aus einer Brecht-Rede, die der unsterbliche
Dramatiker im Dezember 1952 auf dem Wiener Völkerkongress für den
Frieden gehalten hatte. Darin mahnte der Augsburger: „Das
Gedächtnis der Menschheit für erduldete Leiden ist erstaunlich
kurz. Ihre Vorstellungsgabe für kommende Leiden ist fast noch
geringer. Die Beschreibungen, die der New-Yorker von den Gräueln der
Atombombe erhielt, schrecken ihn anscheinend nur wenig. Der Hamburger
ist noch umringt von Ruinen, und doch zögert er, die Hand gegen
einen neuen Krieg zu erheben. Die weltweiten Schrecken der vierziger
Jahre scheinen vergessen. Der Regen von gestern macht uns nicht nass,
sagen viele. Diese Abgestumpftheit ist es, die wir zu bekämpfen
haben, ihr äußerster Grad ist der Tod. (…) Lasst uns das
tausendmal Gesagte immer wieder sagen, damit es nicht noch einmal zu
wenig gesagt wurde! Lasst uns die Warnungen erneuern, und wenn sie
schon wie Asche in unserem Mund sind! Denn der Menschheit drohen
Kriege, gegen welche die vergangenen wie armselige Versuche wirke,
und sie werden kommen ohne Zweifel, wenn denen, die sie in aller
Öffentlichkeit vorbereiten, nicht die Hände zerschlagen werden.“
Klassenkampf,
Seite 108:
Damals
begriff mein naiver Kinderverstand noch nicht, was sich hinter dem
Schlagwort
Klassenkampf
verbarg.
Die
hassverzerrten Gesichter all
dieser Menschen, die wie vom Wahnsinn befallen übereinander
herfielen und sich blutige Wunden schlugen, gruben sich allerdings
unlöschbar in mein Gedächtnis ein.
Nikitas
Lügen, Seite 129:
Erst
als im 21. Jahrhundert große Teile der Geheimarchive des Kreml ihre
Schlösser verloren,
gelang
es dem amerikanischen Geschichtsforscher Grover Furr, ein wenig Licht
in Chrustschows vielzitierte Geheimrede
zu bringen. In seinem historischen Rapport „Chrustschows Lügen“
- nomen est omen – lesen wir die erhellenden Sätze: „Nicht eine
konkrete Aussage der Enthüllungen,
die
Chrustschow präsentierte, weder über Stalin noch über Berija,
stellte sich als wahr heraus … Wie sich zeigte, hatte Chrustschow
nicht nur über Stalin und Berija gelogen – er machte praktisch
nichts anderes als lügen. Die gesamte Geheimrede
ist aus Fälschungen zusammengestellt.“ Und der anerkannte
italienische Kommunistenforscher Prof. Domenico Losurdo meinte,
hinter der sogenannten Geheimrede verberge sich vor allem ein
politischer Kampf, den es weitgehend noch zu erforschen gilt.
NVA/Bundeswehr,
S. 153:
Während
wir NVA-Soldaten uns darauf verlassen konnten, die Uniform
ausschließlich zur Verteidigung unserer Republik angezogen zu haben,
wissen die Rekruten der Bundeswehr, dass ihr verfassungsmäßiger
Verteidigungsauftrag längst brüchig geworden ist und ihren
kriegerischen Einsatz in allen Winkeln unseres Planeten erlaubt.
Spätestens seit ein SPD-Verteidigungsminister das Paradoxon
verkündete: „Die Freiheit der Bundesrepublik wird am Hindukusch
verteidigt!“ und Frau von der Leyen dem Bundestag eine
Bedrohungslüge nach der anderen kreiert.
Clausewitz,
Seite 266:
Die
Umstände hatten uns genötigt, seiner fundamentalen militärischen
Erkenntnis zu folgen, nach der jede Angriffswaffe die adäquate
Verteidigungswaffe gebiert. Damit habe ich die Geschichte unserer
Fla-Raketentruppen auf den Punkt gebracht: Wir wollten diese Waffen
nicht, wie wir zu keiner Zeit auch nur eine Mark in Kriegsgerät
verschwenden wollten. Die Einführung dieser Waffenkomplexe hatte
sich als notwendige Antwort auf das von den USA forcierte Wettrüsten
ergeben. Wie es endete, wissen wir heute: Der Plan, den Sozialismus
zu Tode zu rüsten, ging auf.
Solidarnosc,
Seite 309:
Wie
das Polenabenteuer ausging (…) ist bekannt. Weniger bekannt blieben
vorerst die Drahtzieher des Solidarnosc-Unternehmens. Spätestens
seit der „Enthüllung eines der größten Geheimnisse des 20. Jh.“
durch Carl Bernstein in der Times
vom 24. Februar 1992 stehen
auch
die Hintermänner nackt im Licht der Weltöffentlichkeit. Bernstein,
der bereits die Watergate-Affäre aufgedeckt hatte, machte hier jenes
Geheimabkommen öffentlich, das der US-Präsident Ronald Reagan mit
dem polnischen Papst Johannes Paul II. Vereinbart hatte, um die
Solidarnosc massiv mit dem Ziel zu unterstützen, das kommunistische
System in Polen und schließlich den Weltkommunismus aus den Angeln
zu heben.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen