ERLESENES
(Brecht 2, Strittmatter)
Gehortete
Zitate aus der schönen Literatur, die ich sehr mag, geschrieben von
gerne gelesenen Autoren, sowohl aus der Belletristik als auch aus
politischen Streitschriften. In loser Folge ab sofort in meinem Blog
nachzulesen. Warum? Weil die Textauszüge oftmals Dinge benennen, die
aktueller nicht sein können. Wer mag, leiste sich das geistige
Vergnügen.
Werner
Mittenzwei: „Das Leben des Bertholt Brecht oder Der Umgang mit den
Welträtseln“, Bd. 2,
Aufbau-Verlag
Berlin 1986
USA-Politik,
S.192:
Nach dem Kriege wurde das
Zurückdrängen des sowjetischen Einflusses zum „A-I-Prioritätsjob“
der USA-Politik. Diese Losung, die der Unterstaatssekretär im
Kriegsministerium John J. McCloy bereits im November 1945 ausgab, in
der Öffentlichkeit durchzusetzen stellte sich keineswegs als einfach
heraus. Noch standen die Menschen in den USA unter dem Eindruck der
enormen Opfer, die die Sowjetvölker im Kampf gegen den
Hitlerfaschismus gebracht hatten. Um das Ruder herumzureißen, machte
sich eine massive politische Beeinflussung nötig. Die Politiker
sprachen jetzt davon, daß das amerikanische Volk „zusammenhalten“
müsse, um das „langwierige Tauziehen“ mit dem Kommunismus
durchzustehen. Alles ziele darauf ab, die amerikanische
Öffentlichkeit umzupolen. Der Antikommunismus wurde jetzt zu einem
mächtigen Faktor der Innen- wie der Außenpolitik.
Auf Seite 48 schreibt Ernst
Schumacher in seinem Buch „Mein Brecht, Erinnerungen“ dazu
folgendes: Es war kein Zufall, sondern eine Demonstration, daß der
amerikanische Präsident Harry S. Truman gerade zu Beginn der
Außenministerkonferenz (März 1947, H.P.) seine neue Doktrin
verkündete, es gelte nun, die „freie Welt“ gegen den
„Totalitarismus“ zu verteidigen. Der damit gemeinte Kommunismus
müsse weltweit „eingedämmt“ und „zurückgerollt“ werden.
Auf
Seite 386 zitiert der Autor Ernst Schumacher den „Verband der
amerikanischen Wissenschaftler“, der die Weltlage durch die
vorangetriebene Atomrüstung in folgende Worte fasste: „Wir nähern
uns wahrscheinlich einem Augenblick, da wir nicht mehr sicher sein
können, ob die ganze Welt in ein Laboratorium und alle lebenden
Wesen in Versuchsobjekte verwandelt werden. Wir sind uns der
Hindernisse bewußt, die mangels politischer Stabilität in der Welt
einem internationalen Abkommen über die Kontrolle der Atomwaffen
entgegenstehen. Aber wir können nicht glauben, daß die Menschheit
nicht in der Lage ist, angesichts einer gemeinsamen Gefahr eine
begrenzte Zusammenarbeit zu erreichen, welche die Interessen des
Nationalismus oder der politischen Ideologie übersteigen.“
Erwin
Strittmatter: „Der Laden“, Roman 2ter Teil“, 3. Auflage,
Aufbau-Verlag Berlin und Weimar 1987, ISBN 3-351-00340-4
Leser,
S. 399:
Es
gibt Leser, die
es
glücklich macht, wenn sie einem Autor kleine sachliche
Unrichtigkeiten nachweisen und auf mangelnden
Realismus
hinweisen können. Manchmal habe ich den Eindruck, daß jene Leser,
um zu ihrem Glück
zu
kommen, Bücher lesen, damit sie darin etwas finden, was nach ihrer
Meinung nicht stimmt.
Geld,
Seite 430:
Um
diese Zeit kümmerts mich nicht, woher das Geld kommt, das ich
verbrauche, das Taschengeld, das Geld fürs Benzin. Es ist meine
Zeit jugendlicher Gedankenlosigkeit. Sie währt bei mir nicht lang,
aber es gibt sie. Das nun schreibe ich vielleicht nur nieder, um mich
zu ermahnen, milder gegen meine söhne zu sein, wenn sie durch die
Perioden ihrer Gedankenlosigkeiten hindurchgehen.
Vernunft,
Seite 222:
...ich
erfuhr, daß Angehörige zweier Völker, die den gleichen Gott
anbeten, Kriege gegeneinander führen (…) Vernunft ist noch immer
mehr in Menschenmäulern als in Menschentaten zu Hause.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen