Wir brauchen ein friedliches Deutschland in einem friedlichen Europa.
Ehemalige Soldaten der DDR für den Frieden (Aufruf)
Von Armeegeneral a.D. Heinz Keßler (vormals Mitglied des Ministerrats der DDR und Minister für Nationale Verteidigung der DDR) und andere frühere Generale, Admirale und hohe Offiziere der Nationalen Volksarmeee der DDR)
Die
Nationale Volksarmee der DDR war die bisher einzige deutsche
Friedensarmee. Ihre Aufgabe war es, den Aufbau des Sozialismus in der
DDR militärisch zu sichern und darüber zu wachen, daß nie wieder
von deutschem Boden ein Krieg ausgeht. Für junge Menschen in der DDR
war es eine Ehre, in dieser Armee zu dienen. Die Vereidigung der
Soldaten fand, wie im nebenstehenden Bild, auch an denkwürdigen
Orten statt, wie der Mahn- und Gedenkstätte gegen den Faschismus, in
Buchenwald. Heute über 25 Jahre nach dem Verrat der DDR durch
konterrevolutionäre Kräfte in der damaligen Sowjetunion und der
feindlichen Übernahme der DDR durch die westdeutsche Bundesrepublik,
meldet sich die Führungsspitze der ehemaligen DDR-Streitkräfte zu
Wort und warnt vor einem erneuten Krieg in Europa. Sie fordert
Kooperation statt Konfrontation mit Rußland. Beim Treffen des
Revolutionären Freundschaftsbundes (RFB) am 14. Juni 2015 auf dem
Simmersberg in Thüringen (BRD) wurde über die aktuelle Kriegsgefahr
aus imperialistischer Politik der USA, NATO, EU und BRD diskutiert
und entschieden, den folgenden Aufruf zu veröffentlichen:
Soldaten für den Frieden
Als
Militärs, die in der DDR in verantwortungsvollen Funktionen tätig
waren, wenden wir uns in großer Sorge um die Erhaltung des Friedens
und den Fortbestand der Zivilisation in Europa an die deutsche
Öffentlichkeit. In den Jahren des Kalten Krieges, in denen wir eine
lange Periode der Militarisierung und Konfrontation unter der
Schwelle eines offenen Konflikts erlebten, haben wir unser
militärisches Wissen und Können für die Erhaltung des Friedens und
den Schutz unseres sozialistischen Staates DDR eingesetzt.
Die
Nationale Volksarmee war keinen einzigen Tag an kriegerischen
Auseinandersetzungen beteiligt, und sie hat bei den Ereignissen
1989/90 maßgeblich dafür gesorgt, daß keine Waffen zum Einsatz
kamen. Frieden war immer die wichtigste Maxime unseres Handelns.
Deshalb sind wir entschieden dagegen, daß der militärische Faktor
erneut zum bestimmenden Instrument der Politik wird. Es ist eine
gesicherte Erfahrung, daß die brennenden Fragen unserer Zeit mit
militärischen Mitteln nicht zu lösen sind.
Von
wem geht heute die Kriegsgefahr aus?
Es
sei hier daran erinnert, daß die Sowjetarmee im Zweiten Weltkrieg
die Hauptlast bei der Niederschlagung des Faschismus getragen hat.
Allein 27 Millionen Bürger der Sowjetunion gaben ihr Leben für
diesen historischen Sieg. Ihnen, wie auch den Alliierten, gilt am 70.
Jahrestag der Befreiung unser Dank. Jetzt konstatieren wir, daß der
Krieg wieder zum ständigen Begleiter der Menschheit geworden ist.
Die von den USA und ihren Verbündeten betriebene Neuordnung der Welt
hat in den letzten Jahren zu Kriegen in Jugoslawien und Afghanistan,
im Irak, Jemen und Sudan, in Libyen und Somalia geführt. Fast zwei
Millionen Menschen wurden Opfer dieser Kriege, und Millionen sind auf
der Flucht.
Die
mörderischen Pläne der USA
Nun
hat das Kriegsgeschehen wiederum Europa erreicht. Offensichtlich
zielt die Strategie der USA darauf ab, Rußland als Konkurrenten
auszuschalten und die Europäische Union zu schwächen. In den
letzten Jahren ist die NATO immer näher an die Grenzen Russlands
herangerückt. Mit dem Versuch, die Ukraine in die EU und in die NATO
aufzunehmen, sollte der Cordon sanitaire von den baltischen Staaten
bis zum Schwarzen Meer geschlossen werden, um Rußland vom restlichen
Europa zu isolieren. Nach amerikanischem Kalkül wäre dann auch eine
deutsch-russische Verbindung erschwert oder verhindert.
Kriegshysterie
und Russenhetze in den deutschen Medien
Um
die Öffentlichkeit in diesem Sinne zu beeinflussen, findet eine
beispiellose Medienkampagne statt, in der unverbesserliche Politiker
und korrumpierte Journalisten die Kriegstrommeln rühren. In dieser
aufgeheizten Atmosphäre sollte die Bundesrepublik Deutschland eine
den Frieden fördernde Rolle spielen. Das gebieten sowohl ihre
geopolitische Lage als auch die geschichtlichen Erfahrungen
Deutschlands und die objektiven Interessen seiner Menschen. Dem
widersprechen die Forderungen des Bundespräsidenten nach mehr
militärischer Verantwortung und die in den Medien geschürte
Kriegshysterie und Russenphobie.
Die
militärische Aufrüstung Europas – ein Spiel mit dem Feuer!
Die
forcierte Militarisierung Osteuropas ist kein Spiel mit dem Feuer –
es ist ein Spiel mit dem Krieg! Im Wissen um die zerstörerischen
Kräfte moderner Kriege und in Wahrnehmung unserer Verantwortung als
Staatsbürger sagen wir in aller Deutlichkeit: Hier beginnt bereits
ein Verbrechen an der Menschheit. Sind die vielen Toten des Zweiten
Weltkrieges, die riesigen Zerstörungen in ganz Europa, die
Flüchtlingsströme und das unendliche Leid der Menschen schon wieder
vergessen? Haben die jüngsten Kriege der USA und der NATO nicht
bereits genug Elend gebracht und viele Menschenleben gefordert?
Begreift man nicht, was eine militärische Auseinandersetzung auf dem
dichtbesiedelten europäischen Kontinent bedeuten würde?
Ein
gefährliches Kriegsszenario
Hunderte
Kampfflugzeuge und bewaffnete Drohnen, bestückt mit Bomben und
Raketen, Tausende Panzer und gepanzerte Fahrzeuge, Artilleriesysteme
kämen zum Einsatz. In der Nord- und Ostsee, im Schwarzen Meer träfen
modernste Kampfschiffe aufeinander und im Hintergrund ständen die
Atomwaffen in Bereitschaft. Die Grenzen zwischen Front und Hinterland
würden sich verwischen. Millionen Mütter und Kinder würden um ihre
Männer, um ihre Väter und Brüder weinen. Millionen Opfer wären
die Folge. Aus Europa würde eine zerstörte Wüstenlandschaft
werden. Darf es soweit kommen? Nein und nochmals Nein!
Deshalb
wenden wir uns an die deutsche Öffentlichkeit:
Ein
solches Szenario muß verhindert werden.
- Wir brauchen keine Kriegsrhetorik, sondern Friedenspolemik.
- Wir brauchen keine Auslandseinsätze der Bundeswehr und auch keine Armee der Europäischen Union.
- Wir brauchen nicht mehr Mittel für militärische Zwecke, sondern mehr Mittel für humanitäre und soziale Erfordernisse.
- Wir brauchen keine Kriegshetze gegen Rußland, sondern mehr gegenseitiges Verständnis und ein friedliches Neben- und Miteinander.
- Wir brauchen keine militärische Abhängigkeit von den USA, sondern die Eigenverantwortung für den Frieden. Statt einer »Schnellen Eingreiftruppe der NATO« an den Ostgrenzen brauchen wir mehr Tourismus, Jugendaustausch und Friedenstreffen mit unseren östlichen Nachbarn.
- Wir brauchen ein friedliches Deutschland in einem friedlichen Europa.
- Mögen sich unsere Kinder, Enkel und Urenkel in diesem Sinne an unsere Generation erinnern.
Weil
wir sehr gut wissen, was Krieg bedeutet, erheben wir unsere Stimme
gegen den Krieg, für den Frieden.
Armeegeneral
a.D. Heinz
Keßler
Admiral
a.D. Theodor
Hoffmann
Die
Generaloberste a.D. Horst
Stechbarth; Fritz Streletz; Fritz Peter
Die
Generalleutnante a.D. Klaus
Baarß; Ulrich Bethmann; Max Butzlaff; Manfred Gehmert; Manfred
Grätz; Wolfgang Kaiser; Gerhard Kunze; Gerhard Link; Wolfgang
Neidhardt; Walter Paduch; Werner Rothe; Artur Seefeldt; Horst Skerra;
Wolfgang Steger; Horst Sylla; Ehrenfried Ullmann; Alfred Vogel;
Manfred Volland; Horst Zander
Vizeadmiral
a.D. Hans
Hofmann
Die
Generalmajore a.D. Olivier
Anders; Heinz Bilan; Bernhard Beyer; Günter Brodowsky; Kurt Brunner;
Heinz Calvelage; Sebald Daum; Willi Dörnbrack; Alfred Dziewulski;
Johannes Fritzsche; Egon Gleau; Otto Gereit; Roland Großer; Peter
Herrich; Karl-Heinz Hess; Günter Hiemann; Lothar Hübner; Siegmund
Jähn; Günter Jahr; Manfred Jonischkies; Günter Kaekow; Johannes
Kaden; Helmut Klabunde; Klaus Klenner; Raimund Kokott; Kurt Kronig;
Manfred Lange; Bernd Leistner; Hans Leopold; Klaus Listemann; Heinz
Lipski; Hans Georg Löffler; Rudi Mädler; Manfred Merkel; Günter
Möckel; Dieter Nagler; Johannes Oreschko; Rolf Pitschel; Hans
Christian Reiche; Fritz Rothe; Günter Sarge; Dieter Schmidt; Horst
Schmieder; Gerhard Schönherr; Gerhard Seifert; Kurt Sommer; Erich
Stach; Manfred Thieme; Wolfgang Thonke; Henry Thunemann; Walter
Tzschoppe; Günter Voigt; Gerd Weber; Dieter Wendt; Klaus Wiegand;
Heinrich Winkler; Heinz-Günther Wittek; Erich Wöllner; Werner
Zaroba; Manfred Zeh; Alois Zieris
Die
Konteradmirale a.D. Herbert
Bernig; Eberhard Grießbach; Hans Heß; Werner Henniger; Klaus Kahnt;
Werner Kotte; Helmut Milzow; Gerhard Müller; Joachim Münch
Namens
einer großen Anzahl von Obersten und Kapitänen zur See a.D.Volker
Bednara; Frithjof Banisch; Bernd Biedermann; Karl Dlugosch; Thomas
Förster; Günter Gnauck; Günter Leo; Friedemann Munkelt; Werner
Murzynowski; Gerhard Matthes; Lothar Matthäus; Friedrich Peters;
Helmut Schmidt; Fritz Schneider; Heinz Schubert; Helmar Tietze;
Wilfried Wernecke; Rolf Zander; Oberstleutnant a.D. Günter Ganßauge
Weitere
Angehörige der NVA aus
den Reihen der Offiziere, Fähnriche, Unteroffiziere und Soldaten
bekunden ihre Solidarität mit dem Aufruf.
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