Dazu meine Bemerkung, am 04.März 2012 von „jw“ online veröffentlicht:
Dank an den Autor Herrn Schumann für seinen klarsichtigen Bericht. Mich interessiert als zeitweiligen Mitbewohner von Stalinstadt und Arbeiter im Eisenhüttenkombinat-Ost (Frühjahr 1959), welches Bild Alltags-Gegenstände aus der DDR den Unbedarften, vor allem den Jüngeren, vermitteln können? Und dann diese fast erwartete Feststellung des Autors: Die Ausstellungsmacher repräsentieren einen die gesamte Gesellschaft durchwirkenden Repressionsapparat, reduzieren das sozialistische Projekt auf Unterdrückung und Gängelung.
Dieser verlogenen Machtstrategie begegnet man im Politischen allemal: Da wird die Alternative zum Kapitalismus, die DDR, auf Diktatur und Stasi reduziert, da wird die Befreiung vom Faschismus auf „Kriegsende“ umgedeutet, da wird die Tatsache der zweiten Front durch die westlichen Allierten als der entscheidende Anteil des Sieges über Hitlerdeutschland hochsterilisiert, da werden die Opfer des Faschismus auf die Judenverfolgung reduziert, da werden Dichter wie Bertholt Brecht auf allgemeine Aussagen reduziert, also entpolitisiert, da wird der Griff des Kapitals auf die Energiequellen in Südostasien und anderswo auf den Kampf gegen Terror und für „Menschlichkeit“ verkleinert, da werden die Ursachen des I. und II. Weltkrieges auf den Kaiser und auf Hitler reduziert. Und, und, und…
Und nun auch dies: BRD-Kulturminister Bernd Neumann (CDU) spendete 784000 Sponsoring-Euro für die »Neugestaltung«, schreibt der Autor. Das heißt, der Minister und die Ausstellungsmacher, sie wollen durch „Politisierung“ die Ausstellung entpolitisieren, indem sie die hohe Moral und Ethik unseres einstigen DDR-Staates, dem großartigen Versuch, ein friedfertiges und besseres Deutschland aufzubauen, einfach unter den Tisch fallen lassen? Aber was erwarten wir denn von einem BRD-Minister? Verständnis für Moral? Das Reduzieren auf nur Materielles entspringt doch bekannterweise dem geistig-politischen Niveau der derzeit Herrschenden. Möge dieses Dokumentationszentrum Alltagskultur der DDR (DOK) trotz der äußerlichen Täuschungen und Teilwahrheiten Nachdenklichkeiten herausfordern. So leicht lassen sich die Bürger nicht mehr verblenden.
Harry Popow
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