Eine Rezension von Hartmut Besser zum Buch „In die Stille gerettet“
Geschafft. Ich habe das Buch gelesen. Nun kann man das "geschafft" verschieden verstehen. Geschafft - Gott sei Dank!, Geschafft - schon fertig? Bei mir war Letzteres der Fall. Obwohl ich mit der Schreibweise bis zuletzt meine Probleme hatte, liest sich das Buch leicht, der Schreibstil ist gewöhnungsbedürftig, läßt uns aber den Inhalt, das, was Henry erlebt hat, uns vermitteln will, verstehen. Henrys Erlebnisse wirkten auf mich teilweise distanziert geschrieben (Beispiel: "Es ist bei weitem kein repräsentatives Traumhaus, in dem Cleo und Henry seit 1986 leben,. (...) Ausreichend für sie, ihre tollen Kinder und Enkel ... ), ungewohnt, wenn man andere Biografien gelesen hat, die als Erlebnisse des Autors im Ich-Stil beschrieben werden. Aber Harry Popow nennt sein Buch im Untertitel ja auch "Persönliche Lebensbilder" und nicht Biografie. Vielleicht ist es mehr als eine Biografie, nicht nur Erlebtes wird beschrieben, sondern die nebenher laufende Entwicklung, Harrys Freuden und Zweifel, seine Unsicherheiten gegenüber der aus Plauen im Vogtland stammenden Cleo, seiner großen Liebe, fließen in seine Lebensbilder ein. Je weiter man vorankommt beim Lesen, um so mehr bekommt man den Eindruck, mittendrin zu sein. Wenn man dann, so wie ich, einige Orte, Geschehnisse, Zusammenhänge aus eigenem Erleben kennt, steckt man noch einen Schritt mehr im Geschehen. Henry nimmt einen einfach mit in sein Leben, läßt so vieles noch näher empfinden.
Seinen Hang zu Ehrlichkeit, Kameradschaft und Gerechtigkeit hätte ich mir von meinen Vorgesetzten während meines Wehrdienstes auch gewünscht. Leider gab es solche Charaktere zu wenig, Vorgesetzte, die Verständnis für ihre Unterstellten aufbringen, versuchen, sich in ihr Inneres reinzudenken, sind mir nur einmal über den Weg gelaufen. Leider. Das Bild der NVA hätte ein anderes sein können.
Bemerkenswert finde ich seine Liebe zu seiner Frau Cleo. Hingerissen ist er vom ersten Anblick - von da an durchläuft diese Zuneigung, das Interesse füreinander, diese Liebe seine Erzählungen. Cleo, die „Plauener Spitze“, ist immer irgendwie mit dabei. Mit so einer Frau an seiner Seite meistert er sein Leben leichter.
Dazu als Beispiel Cleos Geburtstagswünsche im Jahr 1989:
Der vierundfünfzigste Geburtstag von Henry. Cleo muß zur Arbeit ins Fernsehen. Hat ihm einen lieben Brief geschrieben:
"Bitte nicht traurig sein, daß dein Fraule nicht da ist. Dieses Jahr ist eben wirklich alles verratzt. Nichts desto trotz drück ich Dich ganz lieb, wünsche Dir zum Geburtstag viele liebe gute Dinge: etwas Gesundheit, weiterhin Standhaftigkeit (überall!!!), Ellenbogen, wo Du sie brauchst, eine hoffentlich bald wieder malende Hand, viel, viel Liebe für uns! Wir zwei werden das Geburtstagsessen nachholen jetzt im Dezemberurlaub. Ich lade Dich ein!!! Die ganze blöde Scheiße, die in letzter Zeit über uns hereingebrochen ist - mit Karacho - wird Dich hoffentlich im neuen Lebensjahr nicht wieder anfechten. Es kann nur wieder vorwärts gehen! In diesem Sinne - auf ein Neues! Kussel, Kussel, Kussel! In Liebe, Dein Fraule."
(entnommen aus dem Buch von Seite 225; Harry Popow: „In die Stille gerettet“. Persönliche Lebensbilder. Engelsdorfer Verlag, Leipzig, 2010, 308 Seiten, 16 Euro, ISBN 978-3-86268-060-3)
Zusammengefaßt sage ich: Das Buch ist ein Erlebnis!
(Ich, Hartmut Besser, arbeite in Gera im Wachschutz und versuche in einem Betrieb gemeinsam mit unserem Altdeutschen Schäferhund “Buzz von Schloß Bladenhorst” für Ordnung zu sorgen. Mein rechtlich angetrautes Eheweib (seit 1983) trägt auf ihre Art als selbstständige Physiotherapeutin zum Unterhalt unserer Zweiergemeinschaft bei. Siehe auch
www.unser-paradies.de)
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