Werter Herr Kurt Pätzold, besten Dank für Ihre volle Zustimmung zur Titelseite „Dank“ der jW vom 13. August. Sie haben völlig recht, wenn Sie schreiben, „es kann (vielen, H.P.) … nicht entgangen sein, daß diese Zeitungsseite ein entschiedener, scharfer, nicht zu ignorierender Protest gegen ein Geschichtsbild der DDR war, das sich, gesteigert bis zur Hysterie, seit Wochen auf die deutsche Öffentlichkeit ergießt.
Dazu im Gegenzug in einem Offenen Brief des AK Geschichte ¬sozialer Bewegungen Ost/West vom 16.8.2011: „Am 13.August 2011 dankte die junge Welt auf dem Titelblatt breit aufgemacht den Mauerbauern für 28 Jahre Einsperren der DDR-Bevölkerung und feierte offen die stalinistische Unterdrückung, garniert mit den üblichen Propagandalügen der SED-Diktatur und Mythen über ihre »Errungenschaften«. …
Wieviel Speichellecker müssen denn noch zu Wort kommen, um endlich zu begreifen, daß es gar nicht um die Menschen, sondern um die materielle und geistige Knebelung der ehemaligen DDR geht. Aufschlußreich und selbstentlarvend der folgende Satz dieser wirklich Ewiggestrigen: „Der Antikommunismus des Westens wie der Antikapitalismus des Ostens dienten nur der Denunziation des Gegners und der Stabilisierung der eigenen Herrschaft. Wir können uns weder hinter die einen noch hinter die anderen »Anklagen« stellen, unabhängig davon, daß an beiden »was dran ist».“
Wer sich so zwischen alle Stühle setzt, mit dem ist nicht gut Kirschen essen. Danke für diese geistvolle und standortbestimmende Offenbarung! Im Übrigen scheinen diese Leute überhaupt nicht viel von unwiderlegbaren Argumenten zu halten. Ich glaube jedenfalls nicht, daß sie jemals auch nur einen Blick in das Buch "Ohne die Mauer hätte es Krieg gegeben" geworfen, geschweige es von vorne bis hinten studiert haben.
(Armeegeneral a. D. Heinz Keßler und Generaloberst a. D. Fritz Streletz , 2011 www.edition –ost.de im Verlag Das Neue Berlin, Berlin, ISBN 978 3-360-01825-0, 220 Seiten.)
Zerrt dies Buch doch ans Licht, was allzu gerne totgeschwiegen wird: Die Schuld des Westens am Kalten Krieg, der ein heißer zu damaliger Zeit zu werden drohte. Und nach der sogenannten Wende fürchten die Kapitaloberen und ihre Marionetten in der Politik nichts so sehr wie ein Dacapo einer echten Alternative zum jetzigen Herrschaftssystem. Das ist in der krisengeschüttelten Gegenwart nicht verwunderlich, ruft doch selbst so ein gestandener Mann wie der Franzose Stéphane Hessel dazu auf, sich gegen das weltweit agierende Finanzkapital zu erheben, sich zu empören. Ist es doch eine Frage des Überlebens geworden, den nationalen und internationalen Profitjägern, Verdummern, Lügnern, Geschichtsfälschern mit knallharten Tatsachen ins Handwerk zu pfuschen. Deshalb auch dieser Stich ins Wespennest: Die beiden NVA-Militärs schreiben Klartext. Faktenreicher gehts wirklich nicht. Kein Wunder, daß es von den heutigen Wahrheitsverdrehern nicht nur gemieden, sondern auch verteufelt wird.
Kurzum: Möge die neuerliche Mauer zwischen Ost und West, zwischen oben und unten, zwischen Arm und Reich, zwischen etwas Unbedarften und Sehenden Stück für Stück durchlöchert werden - so wie das die hochbetagten und verdienstvollen beiden NVA-Generäle ihr Leben lang und mit diesem faktenreichen Buch getan haben. Wer heutige gesellschaftliche Konflikte mißachtet, sie nicht sehen will, mit Riesenscheuklappen gegen Rot wettert, macht sich wieder einmal mitschuldig…
Harry Popow, Schöneiche bei Berlin
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