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https://www.jungewelt.de/2016/11-28/066.php
»Die Ideen
werden siegen!«
Fidel Castro hat sein
Leben dem Kampf für soziale Gerechtigkeit und Frieden gewidmet.
Sein revolutionärer Humanismus bleibt ein Auftrag an die
Nachwelt.
Ein Nachruf
Von Volker
Hermsdorf
Kein anderer Mensch ist schon zu Lebzeiten von
seinen Gegnern so oft für tot erklärt worden wie Fidel Castro.
»Einmal habe ich gesagt, dass an dem Tag, an dem ich wirklich
sterbe, niemand es glauben wird«, antwortete er vor mehr als zehn
Jahren auf eine Frage seines Interviewers Ignacio Ramonet. Nun müssen
wir es glauben. Der Comandante en Jefe der Kubanischen Revolution
Fidel Castro Ruz ist am 25. November 2016 um 22.29 Uhr im Alter von
90 Jahren verstorben. Ein »Unentbehrlicher«, wie Bertolt Brecht
diejenigen nannte, die ihr Leben lang für eine bessere Welt kämpfen,
ist gegangen.
Fidels Leistungen und sein Vermächtnis sind
jedoch für das kubanische Volk und die fortschrittlichen Menschen in
aller Welt unvergänglich. Während Kuba und seine Freunde weltweit
um einen großen Menschen trauern, feiern Gegner der Kubanischen
Revolution Fidel Castros Tod bereits als vermeintlichen Triumph. Er
selbst hatte das vorausgesehen. »Unsere Feinde sollten sich keine
Illusionen machen, ich sterbe morgen, und mein Einfluss mag
zunehmen«, sagte er im Interview mit Ramonet und fügte hinzu: »Ich
könnte es wie Cid Campeador machen, den sie tot auf dem Pferd mit
sich führten und so Schlachten gewannen.«
Verräter
seiner Klasse
Die Schlacht um die
Unabhängigkeit und Souveränität Kubas, das mit dem Sieg der
Revolution zum ersten Mal in seiner Geschichte frei von der
Vorherrschaft fremder Mächte wurde, hatten bewaffnete Arbeiter,
Bauern, Landarbeiter und Studenten unter Fidel Castros Führung
bereits am 1. Januar 1959 gewonnen. Die gestürzte einheimische
Oligarchie, die Gefolgsleute des geflohenen Diktators Fulgencia
Batista und ihre Verbündeten haben ihm das ebensowenig verziehen wie
die Großaktionäre der enteigneten Konzerne, die Wall Street und
deren jeweilige Vertreter im Kongress der USA und im Weißen Haus.
Für sie war Fidel so etwas wie ein Verräter seiner Klasse, jemand,
der der Gruppe der Besitzenden und Privilegierten und deren
Lebensstil aus freien Stücken den Rücken gekehrt hatte.
Der
Lebensweg des Sohnes eines armen einfachen Einwanderers aus Galicien,
der es in Kuba als Großgrundbesitzer zu Wohlstand gebracht hatte,
war das Ergebnis einer bewussten Entscheidung, die Fidel selbst mit
einem Zitat des kubanischen Nationalhelden José Martí begründete:
»Der wahrhaftige Mensch schaut nicht, auf welcher Seite man besser
leben kann, sondern welcher Seite man verpflichtet ist.« Diesem
Motto ist er bis zu seinem Tod treu geblieben. Fidel Castro ergriff
immer Partei für diejenigen, die nicht auf der Sonnenseite leben. Er
widmete sein individuelles Schicksal kompromisslos dem Einsatz für
die Beseitigung gesellschaftlicher Verhältnisse, in denen, wie Karl
Marx es einmal formulierte, »der Mensch ein erniedrigtes, ein
geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist«.
Um
die Verwirklichung dieses Lebenszieles ging es ihm in Kuba, in
Lateinamerika, in Afrika, weltweit. Dabei lag es ihm fern, seine
Entscheidung als Verdienst zu preisen. In einem Brief an den
kubanischen Studentenverband FEU bemerkte Fidel Castro dazu einmal
beinahe scherzhaft, er sei »auf wundersame Weise dem Reichtum
entkommen«. Am 19. April 2016 – in seiner letzten Rede auf dem
VII. Parteitag der Kommunistischen Partei Kubas – bezeichnete er es
als »Privileg«, ein »Revolutionär zu sein, was das Ergebnis
unseres eigenen Bewusstseins ist«.
Sieg im
Befreiungskrieg
»Er besitzt die Überzeugung,
dass die größte Errungenschaft des Menschen in einem gut
ausgebildeten Bewusstsein besteht und dass moralische Motivationen
eher dazu fähig sind als materielle, die Welt zu verändern und der
Geschichte einen Schub zu verleihen«, schrieb der im April 2014
verstorbene Literaturnobelpreisträger Gabriel García Márquez,
einer seiner zahlreichen aufrichtigen Freunde, über Fidel Castro.
Nach einem hervorragenden Abschluss an der Universität von Havanna
hatte dieser sich zunächst als talentierter junger Anwalt Achtung
erworben und stand vor einer glänzenden bürgerlichen Karriere. Doch
er entschied sich für den Kampf gegen die Batista-Diktatur, die –
unterstützt von den USA und anderen Ländern wie der Bundesrepublik
Deutschland Konrad Adenauers – zu einem der blutigsten Regime in
Lateinamerika und der Karibik zählte.
Fidel Castro tauschte
die Anwaltsrobe gegen die olivgrüne Felduniform. Zu seinem einzigen
Schmuck wurde ein fünfzackiger Stern, das Symbol des
Befreiungskampfes der Guerilleros. Der von ihm angeführte Angriff
auf die Moncada-Kaserne in Santiago de Cuba am 26. Juli 1953
scheiterte zwar militärisch, gilt aber dennoch als Startsignal für
die Kubanische Revolution. Im anschließenden Prozess wurde Fidel
Castro vom Angeklagten zum Ankläger, sein Schlussplädoyer,
gipfelnd in dem Satz »Die Geschichte wird mich freisprechen«, zu
seiner vielleicht berühmtesten Rede. Nicht der Sturm auf die Kaserne
sei unbegreiflich, hielt er den Richtern entgegen: »Unbegreiflich
ist, dass Kinder ohne ärztliche Hilfe sterben, dass dreißig Prozent
unserer Landbevölkerung nicht ihren Namen schreiben können und (…)
dass die meisten Familien auf dem Lande unter schlechteren
Bedingungen leben als die Indianer, die Kolumbus traf, als er das
schönste Land entdeckte, das Menschenaugen je gesehen haben.«
In
dieser Rede skizzierte Fidel Castro bereits in Grundzügen ein
politisches Programm für die Zeit nach der Revolution, an deren
Erfolg er nie zweifelte. Nach einer Zeit im Gefängnis formte Fidel
im mexikanischen Exil mit seinem jüngeren Bruder Raúl, dem
argentinischen Arzt Ernesto »Che« Guevara und anderen Gefährten
den Kern einer Guerilla, deren 82 Kämpfer unter seiner Leitung am 2.
Dezember 1956 mit der Yacht »Granma« an der kubanischen Südküste
landeten und den Befreiungskrieg gegen das Regime aufnahmen. Als die
Revolutionäre mit Unterstützung der Bevölkerung einen Sieg nach
dem anderen errangen, plünderte der Diktator die Staatskasse und
floh kurz vor der Silvesterfeier 1958 aus Kuba. Nach einem Triumphzug
durch das ganze Land – in Kuba heute »Karawane der Freiheit«
genannt – zog die Rebellenarmee mit Fidel Castro an der Spitze am
8. Januar 1959, nur 25 Monate nach Landung der »Granma«, unter dem
Jubel der Bevölkerung in die Hauptstadt ein. Mit dem Sieg der
Revolution war Kuba zum ersten Mal in seiner Geschichte souverän und
unabhängig von fremden Mächten geworden.
Die gestürzten
Profiteure von Batistas Terrorregime, die im Kalten Krieg in aller
Welt erstarkenden Antikommunisten und die Herren der Kuba bis dahin
beherrschenden US-Konzerne wollten die Emanzipation der Menschen in
ihrem Hinterhof jedoch nicht hinnehmen. Das kubanische Volk sollte
mit einer von Fidels Armee zurückgeschlagenen Invasion, mit
Terroranschlägen und mit der längsten Wirtschafts-, Handels- und
Finanzblockade, die je über ein Land verhängt wurde, in die Knie
gezwungen werden.
Als Repräsentant des unbeugsamen,
rebellischen Volkes war dessen Revolutionsführer Fidel Castro eine
bevorzugte Zielscheibe aller Angriffe. Die Feinde gaben sich nicht
mit der Dämonisierung seiner Person zufrieden, sondern organisierten
Hunderte Anschläge auf sein Leben. Doch da alle Mordversuche
scheiterten, diffamierten die erfolglosen Gegner der Kubanischen
Revolution deren anerkannten Führer, auch nachdem dieser vom
Parlament zum Präsidenten des Landes gewählt worden war, als
»Diktator«. Mit dieser Diktion wird der kubanische
Revolutionsführer von Mainstream-Medien, die ihre Kundschaft
ansonsten auf Kriege einstimmen, Mörderregime stützen und Folter
verharmlosen, solange dies im Interesse der »richtigen Seite«
geschieht, bis heute und auch noch nach seinem Tod zu diskreditieren
versucht.
Über Kuba hinaus
Fidel Castro selbst hat sich
gelegentlich dazu und zu Fragen des bürgerlichen Demokratiekonzepts
geäußert. Mit dem brasilianischen Dominikaner und
Befreiungstheologen Frei Betto sprach er über die »Demokratie«
Athens, wo »das Volk sich auf dem Marktplatz versammelte, um die
politischen Probleme zu besprechen. Wir bewunderten das«, sagte
Fidel. Später habe er jedoch begriffen, »dass es eine kleine Gruppe
von Aristokraten war, die sich auf dem Marktplatz traf, um
Entscheidungen zu treffen, und dass es außer ihnen eine bedeutende
Masse von Bürgern gab, die jeglicher Rechte beraubt waren«.
Schließlich habe es noch die große Menge der Sklaven gegeben. Die
Athener Demokratie, sagte der Revolutionsführer, erinnere ihn »sehr
an die kapitalistische Demokratie heute«.
Das ihm von den
Verteidigern eben dieser kapitalistischen »Demokratie« verpasste
Etikett des »Diktators« wurde ihm auch dann noch angehängt, als er
sich im August 2006 infolge einer schweren Erkrankung von allen
Staats- und Regierungsämtern zurückzog und eine Gruppe von sieben
Personen Fidel Castros Ämter und Funktionen übernahm. Als
US-Präsident George W. Bush und konterrevolutionäre Organisationen
die Kubaner daraufhin zu »militärischen oder zivilen Erhebungen«
aufforderten, um die Regierung zu stürzen, erklärte der
schwerkranke Fidel Castro in einer kurzen Botschaft an das Volk Kubas
und die Freunde auf der Welt: »Das Land ist auf seine Verteidigung
durch die Revolutionären Armeestreitkräfte und das Volk
vorbereitet.«
Tatsächlich konnten die mächtigen Feinde
weder mit Waffen noch mit Lügen etwas gegen das Bewusstsein und die
Widerstandskraft der Mehrheit des kubanischen Volkes ausrichten. Die
rund elf Millionen Kubaner erwiesen sich als stärker als die
Millionäre, die zwar weiterhin in Washington und in den Spitzen der
multinationalen Konzerne, dank Fidel aber nicht mehr im
sozialistischen Kuba das Sagen haben. Fidel Castro hat die Mächtigen
der Welt immer gestört und ihre Pläne oft genug durchkreuzt, in
Kuba, in Lateinamerika wie auf dem restlichen Globus, wo er zum
Symbol dafür wurde, dass eine andere Welt möglich ist.
Als
Revolutionsführer hat Fidel Castro zunächst nur die Geschichte
Kubas verändert. Er hat die Vergnügungsinsel, die bis dahin den
Reichen als Bordell und Spielcasino diente, in einen selbstbewussten
Akteur der Weltpolitik verwandelt. Das Ende der Apartheid in
Südafrika wurde 1975 mit der von Fidel angeordneten und nach einer
aufständischen Sklavin benannten »Operation Carlota« und dem
Einsatz kubanischer Soldaten in Angola eingeleitet. Zahlreiche
Kubaner haben ihr Leben im Krieg gegen das Rassistenregime geopfert.
Außer bei der weißen »Herrenrasse«, die wie der Diktator Batista
in Kuba durch die von Fidel geführte Revolution ihre Macht einbüßte,
wird sein Name auf dem Kontinent überall mit Respekt und Dankbarkeit
genannt.
Der Comandante en Jefe hat die Bewegung der
Blockfreien ebenso inspiriert wie später den Integrationsprozess
Lateinamerikas. Gemeinsam mit dem 2013 verstorbenen venezolanischen
Präsidenten Hugo Chávez entwickelte Fidel Castro das Konzept der
vor zwölf Jahren gegründeten »Bolivarianischen Allianz für die
Völker unseres Amerikas« (ALBA), eines lateinamerikanischen
Staatenbundes, der eine soziale Verpflichtung des Handels,
Zusammenarbeit in den Bereichen Gesundheit und Bildung, den Aufbau
eines solidarischen Bank- und Finanzsystems, industrielle
Kooperationen sowie Projekte im Kommunikations- und Medienbereich zum
Ziel hat. Der Gründung der ALBA folgte im Februar 2010 – ebenfalls
auf ein Konzept Fidel Castros zurückgehend – die Konstituierung
der »Lateinamerikanischen und Karibischen Staatengemeinschaft«
(CELAC). Diese Organisation – eine Alternative zur 1948 von den USA
initiierten und dominierten OAS – besteht aus allen 33
Mitgliedsländern Lateinamerikas und der Karibik. Erstmals blieben
die nicht dazugehörenden Staaten USA und Kanada außen vor. Ein
gewaltiger Schritt für den Integrationsprozess Lateinamerikas und
ein weiterer Erfolg des Comandante en Jefe.
Waffen gegen
den Tod
In seinen letzten
Lebensjahren warnte Fidel Castro zunehmend vor einer globalen
Katastrophe: »Ich glaube, dass die Menschheit heutzutage in realer
und wirklicher Gefahr des Aussterbens schwebt«, sagte er im November
2005 vor Studenten der Universität von Havanna. Er wiederholte seine
Warnung auch in den Folgejahren, wie etwa auf dem VI. Parteitag der
Kommunistischen Partei Kubas im April 2016, und begründete sie mit
der »zerstörerischen Macht der modernen Waffen«, den begrenzten
Ressourcen von Trinkwasser und der zunehmenden Ungleichheit in der
Welt. Kuba, so hatte Fidel bereits 2005 erklärt, habe sich nie mit
der Produktion von Atomwaffen beschäftigt. Dies wohl auch, weil man
nach der sogenannten Kuba-Krise 1962 zu der Erkenntnis gelangt war,
dass das Land derartige Waffen nicht brauche. »Wir widmen unsere
Ressourcen«, so sagte Fidel weiter, der Entwicklung von »Waffen, um
den Tod zu bekämpfen, um AIDS zu bekämpfen, um Krankheiten zu
bekämpfen, um Krebs zu bekämpfen«. Trotz anhaltender Blockade
durch die USA und aller eigenen Schwierigkeiten engagiert sich die
sozialistische Insel nach dem von Fidel Castro formulierten Motto
»Wir geben nicht nur das, was wir übrig haben, sondern wir teilen,
was wir haben. Das ist der Humanismus, der die kubanische
Gesellschaft prägt.«
Viele Projekte wurden von Fidel Castro
selbst initiiert. So behandeln zum Beispiel Zehntausende kubanische
Mediziner Menschen in mehr als sechzig Ländern und den ärmsten
Regionen der Welt. Durch das kubanische Hilfsprogramm »Misión
Milagro« wurden Millionen vor dem Erblinden bewahrt, Zigtausende
Kranke nach Kuba geflogen und dort kostenlos behandelt. Havanna
fördert die Ausbildung ausländischer Ärzte und Spezialisten im
Gesundheitswesen. Junge Menschen aus armen Ländern und Staaten, in
denen ein Medizinstudium vor allem den Angehörigen der Oberschicht
vorbehalten ist, erhalten in der am 15. November 1999 auf Initiative
Fidel Castros gegründeten Lateinamerikanischen Hochschule für
Medizin (ELAM) Studienplätze und Stipendien.
Nach Ausbruch
der Ebola-Epidemie in Westafrika starrte die wohlhabende »westliche
Staatengemeinschaft« noch wie das Kaninchen auf die Schlange, als
Havanna bereits Hunderte freiwillige Helfer in die Region geschickt
hatte. Auch die Geißel des Analphabetismus wurde dank Kubas Hilfe
erfolgreich bekämpft. Mit dem Programm »Yo sí puedo« (Ja, ich
kann es) lernten Millionen Menschen in aller Welt Lesen und
Schreiben. »Wir besitzen eine andere Art von Atomwaffe«, hatte
Fidel den Kubanern stets in Erinnerung gerufen und dabei auf »die
Kraft der Solidarität und der Ideen« verwiesen. Vor den Studenten
in Havanna forderte er im Jahr 2005 – nach seiner Warnung vor den
globalen Gefahren – eine »Ideenschlacht auf Weltebene«. Und er
prophezeite selbstbewusst: »Die Ideen werden siegen!«
Den
Prinzipien treu
Als Ausdruck dieser
Überzeugung wandte Fidel Castro sich, obwohl er die von ihm
immer geforderte Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen
zwischen Havanna und Washington ausdrücklich begrüßte, Anfang des
Jahres entschieden gegen jeden Versuch, die kubanische Jugend von den
Zielen der Revolution abzubringen. US-Präsident Barack Obama hatte
im März während seiner Rede im Großen Theater von Havanna mit –
wie Fidel es nannte – »honigsüßen Worten« die Kubaner unter
anderem dazu aufgefordert, ihre Vergangenheit zu vergessen. Bei
diesen Worten, so der Comandante, lief »jeder von uns Gefahr, einen
Herzinfarkt zu bekommen«. Er wolle dem US-Präsidenten einen
»bescheidenen Vorschlag« unterbreiten, schrieb Fidel und empfahl
Obama, »dass er reflektiert und nicht versucht, Theorien über die
kubanische Politik zu entwickeln«.
Einen Monat später hielt
Fidel Castro auf dem VII. Kongress der Kommunistischen Partei Kubas
seine letzte Rede, die im kubanischen Fernsehen übertragen wurde.
»Vielleicht ist es das letzte Mal, das ich in diesem Saal spreche«,
erklärte er vor rund 1.000 bewegten Delegierten. Den Menschen im
ganzen Land und Kubas Freunden in aller Welt stockte der Atem. Fidel
Castro sprach ruhig, ernst und ohne Wehmut. »Bald wird es mir
ergehen wie allen anderen. Alle kommen wir an die Reihe, aber die
Ideen der kubanischen Kommunisten bleiben«, sagte er. Trotz dieser
Worte sprach aus Fidels Rede der Optimismus des lebenslangen
Kämpfers, der von der Kraft der Ideen überzeugt ist, die sich
entfaltet, wenn diese zur kollektiven Gegenwehr führen.
Fidel
Castro hat mit seinem Leben ein Beispiel dafür gegeben, dass es den
Menschen möglich ist, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und
die Welt nach eigenen Vorstellungen zu verändern und zu gestalten.
Er hat sich dessen nie gerühmt. »Wenn es ein Verdienst geben kann«,
sagte er im Gespräch mit Ramonet, auf sein mögliches Ende
hinweisend, »dann liegt es in der Tatsache, beständig gewesen zu
sein in der Treue zu den Ideen und Prinzipien.« Den Comandante en
Jefe zu ehren heißt, seinen Kampf für eine andere, eine bessere
Welt noch entschiedener und unermüdlicher weiterzuführen. Doch der
Respekt vor Fidels Größe gebietet es auch, für einen kurzen Moment
innezuhalten, sich vor seinem Beispiel zu verneigen und gemeinsam mit
dem Volk Kubas zu versprechen: »¡Hasta Siempre, Comandante!«
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