Corona oder die Angst vor Totalitarismus
Klaus-Jürgen Bruder – interviewt von Anneliese Fikentscher
Das zurzeit fast weltweit laufende Corona-Manöver wird immer bedrohlicher und muss deshalb dringend durchleuchtet werden. Eine entscheidende Frage ist eine psychologische: was führt dazu, dass der weit überwiegende Teil der Bevölkerung, darunter erstaunlicherweise Menschen, die sich als "links" definieren, sich in ihr Schicksal fügt statt aufzubegehren? Für die "marxistische" Tageszeitung "junge Welt" war zum Thema Corona ein Interview mit dem Psychologen Klaus-Jürgen Bruder entstanden. Doch es ist nicht erschienen. Warum nicht? Autoritätshörigkeit ist für ihn nicht der richtige Weg. Autoritarismus bedeute, der Parole der Autorität des "Herrn" zu folgen, sie sich derart zu eigen machen, dass man sie für sich übernimmt im Gefühl, selber Herr zu sein. Zu einem derartigen Verhalten ist er selbst dann nicht bereit, wenn er – wie von der "jungen Welt" – zu hören bekommt, er relativiere die Gefahren, die von der "Pandemie" ausgehen. Doch die Gedanken des Vorsitzenden der "Neuen Gesellschaft für Psychologie" sind ein Schlüssel zu wichtigen Einblicken in die Manipulationsmethoden, die von den Strategen und Handlangern des Corona-Manövers eingesetzt werden. Z.B. stellt er die Frage: was soll die Bevölkerung tun, wenn sie sogar von denen im Stich gelassen wird, die sich bisher als Opposition angeboten hatten? Die NRhZ hat nachgefragt.
Wie steht es um die Glaubwürdigkeit in Corona-Zeiten? So wie uns die Maßnahmen der Gesundheitsvorsorge präsentiert werden, lässt sich da eine glaubwürdige Absicht erkennen, wenn gleichzeitig Menschen um ihre Existenz bangen müssen?
Die mangelnde Glaubwürdigkeit zeigt sich in der Inkonsistenz der Maßnahmen, die mal so oder so durch/um/gesetzt werden. Anfangs - bei dem US-Manöver Defender Europe 2020 - hieß es, mit Mundschutz seien Militärübungen überhaupt nicht durchzuführen. Bis vor kurzem ist auch die Polizei nicht mit Mundschutz aufgetreten. So dass man denkt, gilt das jetzt oder gilt das nicht? Ist das eine Gefahr der Ansteckung oder nicht? Zu Anfang wurde gesagt, es ist eine zu erwartende grauenhafte Krankheit, und deshalb muss man alles auf den Kopf stellen. Und was sich dann herausstellt, ist, dass es zu diesen großen Zahlen von Todesfällen überhaupt nicht kommt, die prognostiziert worden sind. Und dann ist die Diskussion mit den Zahlen auch sehr unseriös. Ich kann mit absoluten Zahlen nicht hantieren, denn - jeder Tote kann man sagen ist zuviel, aber aussagekräftig sind die Zahlen bloß im Vergleich mit anderen Epidemien zu anderen Zeiten. Warum wird das nicht gemacht, sondern nur gesagt: um Gottes Willen, heute wieder hundert Tote. Warum wird so operiert? Gerd Bosbach, Autor des Buches „Lügen mit Zahlen“ kritisiert den „ständigen Wechsel der Bezugsgrößen“ in der Berichterstattung über die Zahlen der mit Corona Infizierten und der daran Gestorbenen. Dies erzeuge den Eindruck von Willkür.
In die Augen sticht die Linientreue der meinungsbildenden Medien, wie wir sie auch in anderen Fragen kennen, wie bei der Kriegspolitik, aber hier noch totaler, rigoros nur eine Linie zulassend, die Behandlung des Themas in immer der gleichen Richtung, Dauerbeschallung, Desinformation, Hofberichterstattung. Alles dies dient der Angststeigerung und der Förderung des Autoritarismus.
Da gibt es aus Expertenkreisen (Ärzten, Epidemiologen...) Kritiker, die aber mundtot gemacht werden, die ins Lächerliche gezogen oder verächtlich gemacht werden und - Achtung: Zauberformel! - als Verschwörungstheoretiker abgetan werden.
Man kann sagen, dass es tatsächlich darum geht, der Bevölkerung Angst zu machen.
Es wurden ja pausenlos und in Dauerberieselung die Gefahren eingehämmert und dadurch die Angst in Panik getrieben. Die Panik zeigt sich u.a. daran, dass andere Sichtweisen niedergeschrieen wurden sowie an den tausend Gerüchten darüber, was alles gefährlich sein soll und was man alles machen müsse, um sich zu schützen.
Angst ist nicht einfach „natürlich“! Hier mischt sich sogen. Realangst mit neurotischer Angst. Neurotische Angst ist nicht wie Realangst Warnsignal vor einer realen Gefahr, sondern „kommt aus der Vergangenheit“ wie Freud sagte, ist eine Erinnerung an früher erlebte Bedrohungen und verhindert das Erkennen der realen Bedrohung. Sie wird durch „Angstmache“ alarmiert. Angstmache wird immer wieder als Herrschaftsmittel eingesetzt. Das wurde nachweisbar spätestens mit Bekanntwerden der „Verschlußsache“ aus dem Bundesinnenministeriums BMI von 2020, in dem dieses Mittel Angsterzeugung direkt vorgeschlagen bzw. vereinbart worden sind.
Zum Beispiel wurde das Bild eines traurigen niedergeschlagenen Kindes verwendet, mit dem erklärenden Text: ich habe meine Oma angesteckt, ich bin schuldig an ihrem grausamen Tod, das werde ich nicht mehr los mein ganzes Leben. Es ist wie die Warntafel vorm schwarzen Mann am Eingang zu Kinderspielplätzen. Die Ironie dabei: der häufigste „Täter“ war der Vater, Stiefvater, Onkel, nicht der Fremde, der aus dem Busch vorspringt. Wer ist bei dieser jetzigen Panikmache der Stiefvater, der dieses Mal sich hinter dem Täter aus dem Busch versteckt? Wir werden ja schon wieder durch lautes Wispern von einer verheerenden Wirtschaftskrise, Rezession vorbereitet.
Wie angebracht empfinden Sie diese Maßnahmen, denen sich kaum jemand entziehen kann?
An die wichtigsten Maßnahmen halte ich mich natürlich selber: z.B. Händewaschen. Hab ich aber auch früher schon gemacht. Beim Mundschutz ist die Meinung einiger Experten, dass der nicht nur unnütz sondern auch gefährlich sein kann. Also werde ich den nur anziehen, wenn ich einkaufen gehen will und der Ladenbesitzer sagt: hier kommst Du nur rein mit Mundschutz. Dann muß ich den eben anziehen. Oder ich geh wieder. Selbst seriöse Mediziner sagen: so geht es überhaupt nicht. Man gefährdet sich eher.
Es gibt Menschen, die Angst vor der Krankheit haben. Das ist eine Angst, die auf Heilbarkeit hofft. Auf Impfstoff. Was aber ist mit der anderen Angst vor dem Unvorstellbaren, wenn die Strategiestudien der Rockefeller-Foundation, KTDI (Häring: Kown Traveler Digital Identity), oder eine von Konzernen geleitete Welt-(Impf)passbehörde in den Blick geraten. Claudia von Werlhof spricht in diesem Zusammenhang vom MMK, einem medizinisch militärischen Komplex.
Die Angst vor der Krankheit oder der Ansteckung ist bei dieser Informations- oder Maßnahmenpolitik durchaus verständlich. Ebenso verständlich ist die Angst die entsteht, wenn man sich klar macht, was da alles für Interessen dahinterstecken bis hin zur Impfung, von der man ja weiß, dass sie, wie jede Impfung etwas sehr Problematisches sein kann. Wenn man in einer Situation ist, wo man tatsächlich Leben rettet, kann man dem zustimmen. Aber wenn man ganze Bevölkerungsgruppen, die überhaupt keinerlei Probleme und keine Krankheitssymptome haben, wenn man die zwangsweise impfen wollte, ist das etwas, was einem tatsächlich Angst macht.
Die Mehrzahl der Bevölkerung scheint sich in die Angst vor Krankheit zu flüchten, die Angst vor den dahinterstehenden Programmen aber gar nicht an sich ranzulassen, womit aber die Gefährlichkeit des Virus in Zweifel gezogen werden könnte.
Ich denke, dass die Angst vor der Krankheit maßlos gesteigert wurde durch die Politik. Und dass hinter der Politik im besten Fall die Vorstellung steht, wir müssen dieses Virus ausschalten, also eine totalitäre Vorstellung. Eine Vorstellung von vollkommener Cleanliness (Sauberkeit), in der es keine Viren mehr gibt, was an Hybris oder Totalitarismus grenzt. Davor muss man tatsächlich Angst haben, dass dieser Totalitarismus weite Kreise zieht. In einer unsicheren Situation gibt es Experten, die sagen: 'höchstgefährlich!'". Und es gibt Experten, die sagen: 'es ist vergleichbar mit anderen Krankheiten, die wir bisher ohne diese rigorosen Maßnahmen beherrschen konnten', dann ist es eine Frage der Entscheidung welcher Seite ich glaube. Welcher Seite ich glauben soll, erfordert zusätzliche Informationen.
Und wenn ich diese Informationen nicht habe, muss ich mich für die Seite entscheiden, der ich schon vorher geglaubt habe, um mich auf diese Seite bewegen zu können. Wenn die Informationen über die Gefährlichkeit des Virus einander widersprechen und wenn ich mich danach für die Seite der Macht entscheide, kann man das Autoritarismus nennen.
Es ist nicht die Angst vor dem Tod, die die Leute hinter die Corona-Strategie des Diskurses der Macht, der Regierung treibt – sondern der Autoritarismus.
Machen wir folgendes kleines Gedankenexperiment: Nehmen wir an, die Verteilung der Argumente Pro und Contra wäre gleich stark. In Wirklichkeit ist ja unter den Experten die Seite der Kritiker des Pro-Diskurses in der Mehrheit, und trotzdem sind über 90 % der Bevölkerung für die Pro-Seite eingenommen- so jedenfalls die offiziellen Daten. Bereits dieses (Miss-)Verhältnis wäre ein starkes Indiz für Autoritarismus. Dieser Autoritarismus scheint allerdings nicht die Haltung der Mehrheit der Bevölkerung darzustellen. Bodo Schiffmann, ärztlicher Leiter der Ambulanz für Schwindelanfälle in Sinzheim, stellt in einer Analyse der Daten der wichtigsten Erhebungen fest, dass die Zahl der Ablehnungen die der Zustimmungen weit übersteigt.
Aber nehmen wir an, beide Seiten hätten gleich viele Experten zu ihrer Verteidigung, dann ist die Todesangst immer noch nicht der entscheidende Grund für die Tatsache, dass die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung sich der Pro-Seite zuneigt, denn mit der Todesangst können beide Seiten "punkten", denn wenn die Regierungsseite behauptet, das Corona-Virus sei von tödlicher Gefahr, so kann die Gegenseite mit der ebenso tödlichen Gefahr der Schutzmaßnahmen gleichziehen (die Atemmaske ist im Alltag bei "unsachgemäßer" Benutzung gefährlich).
Also ist die Entscheidung für die Regierungsseite nicht nur durch die Todesangst bestimmt, sondern zugleich durch das Vertrauen darauf, dass die Regierung schon für uns sorgt (die "gute" Regierung ist ja ein uralter Traum, siehe die Gemälde im Palazzo Publico in Siena; bis hin zum Kosenamen "Mutti" für die Kanzlerin).
Autoritarismus ist das „Krebsgeschwür“ (Alfred Adler) in einer Gesellschaft, die durch Herrschaft zusammengehalten wird, einer Gesellschaft der Ungleichheit, der ungleich verteilten Freiheit, der durch Feindseligkeit durchtränkten "Brüderlichkeit".
Autoritarismus bedeutet der Parole der Autorität des "Herrn" folgen, sie sich derart zu eigen machen, dass man sie für sich übernimmt im Gefühl, selber Herr zu sein (statt "geschlagener Hund" laut Adler), „Sklave, der sich als Herr fühlt“ wie Lacan sagte.
Autoritarismus ist die psychische Disposition, das psychische Pendant zum Diskurs der Macht.
Macht ist bekanntlich auch Macht über Information. Daher gibt es kaum widersprechende Informationen, die öffentlich zugelassen werden. Kritische Stimmen werden weggesperrt.
Natürlich liegt das an der Informationspolitik. Aber diese Informationspolitik müsste mich ja misstrauisch machen.
Normalerweise schon. Aber mehr als 90% der Bevölkerung macht das wie es scheint nicht misstrauisch. Eine verdächtige Steigerung dieser Politik zeigt sich in der Psychiatrisierung von KritikerInnen. ... Sachsen, Baden-Württemberg, Schweiz...
Das wäre ja ungeheuerlich. Die Fälle der Rechtsanwältin Frau Bahner und des Schweizer Arztes haben mich in höchstem Maße alarmiert. Ich kenne allerdings die genauen Umstände nicht.
Was aber macht die Angst mit uns? Maskenzwang ist auch eine Form der Gewalteinwirkung. Sie können als eine Art Erstickungs- oder Ohnmachtsübung empfunden werden.
Das schwierige an der Situation ist, dass dies als Rücksichtnahme gegenüber anderen hingestellt wird. Damit wird der Verteidigung meiner persönlichen Integrität ein Riegel vorgeschoben. Ich muss Rücksicht nehmen auf andere und damit muss ich mich unter Umständen in Gefahr begeben. Die gegenwärtige Pandemie oder Epidemie ist als politisches Instrument sehr geschickt.
Genial könnte man sagen. Hat Intelligence Charakter...
Wenn man die wissenschaftlich nicht abgesicherte Basis dieser Maßnahmen in Frage stellt, dann wird man als verantwortungslos bezeichnet.
Kann man das ganze Geschehen auch unter dem Aspekt eines Psycho-Manövers betrachten? Das Milgram-Experiment zum Beispiel ist nur eines von vielen. Was wird für die Betreiber des Experiments deutlich? Gehorsamkeit?
Beim klassischen Milgram-Experiment wird das Verhalten der Versuchsperson untersucht. Dieser Person werden Anweisung, Befehle gegeben, die Fehler eines anderen, der sich in einem anderen Raum befindet mit Stromstößen zu bestrafen. Da gibt es die Gewöhnung und die Steigerung mit jedem Befehl. Die Experimente wurden abgebrochen, wenn die Versuchspersonen zusammengebrochen sind oder die Versuchsperson nicht bereit war, trotz Befehl weiterzumachen. Es geht also um das Befolgen von Befehlen oder die Frage, gibt es einen moralischen Maßstab dessen, was ich vor mir verantworten kann.
Lässt sich das in veränderter Form auf das laufende Corona-Manöver übertragen? Was gibt es für die Versuchsleiter zu beobachten, wie die Bevölkerung sich verhält bzw. "mitspielt" oder auch wer auf welche Weise nicht mitspielt?
Es ist ein Experiment über das mögliche Verhalten der Bevölkerung, wenn man sie konfrontiert mit einer gefährlichen Situation und dafür Handlungsanweisungen gibt. Was man beobachten kann ist erschreckend: die überwiegende Mehrheit der Medien stimmt den Maßnahmen kritiklos zu, bis hin zu der sich als linksradikal verstehenden "jungen Welt" und verurteilt die, die sich nicht an die Maßnahmen halten. Zugleich scheint die Bevölkerung sich diesem Bild nicht ohne weiteres anzupassen: die Manipulation der Zahlen habe ich bereits erwähnt. Wir haben also wieder die Situation, die wir zum Thema des Kongresses 2019 gemacht hatten, als wir die Rolle der Intellektuellen als „Stützen der Gesellschaft“ untersucht haben.
Trotzdem artikuliert sich kein Widerstand: die „Maskenpflicht“ wird geradezu verbissen befolgt. Das ganze läuft ja nicht direkt über Befehl. Die Maßnahmen haben zwar Befehlsqualität, es läuft aber psychologisch wesentlich über die Schiene, nicht nur sich selber zu schützen, sondern zugleich auch darüber, Rücksicht nehmen zu müssen auf andere. Das ist ein ganz wichtiges Moment. Deshalb auch das Argument gegen die Kritiker, die seien verantwortungslos. Es ist das Moment der Verantwortung, das hier eingeführt wird, dieses ist entscheidend für die compliance (Vorschrifteneinhaltung) der Bevölkerung. Im Unterschied zum klassischen Milgram-Experiment reagieren die Menschen nicht auf den Befehl allein. Es stehen nicht Befehl und ethische Norm "Ich darf niemand quälen" einander gegenüber. Das Gebot, "niemand zu quälen" ist sowieso ausgelöscht in diesem Experiment, das wir jetzt vor uns haben. Der Befehl wird abgeschwächt durch die Vorstellung, du sollst verantwortlich sein für andere. Und das wird ja soweit durchexerziert, dass manche überlegen, aus Rücksicht auf andere, Einschränkungen freiwillig schon aufzunehmen bevor sie angeordnet werden.
Was ist aber mit den Probanden, die sich in dieser Situation erlauben, ihre Grundrechte einzufordern? Die es wagen die Verordnungen nicht widerspruchslos hinnehmen?
Das hatten wir vorhin bereits: die "Verweigerer" folgen nicht dem Autoritarismus. Sie sehen: es gibt zwei gegensätzliche Positionen, die sie herausfordern, selbst zu denken und ihrem eigenen Gewissen entsprechend zu entscheiden. Für sie ist es ausschlaggebend, dass sie nicht überzeugt sind, weil es Gegenmeinungen gibt, die die Gefahr sehr viel geringer einschätzen als behauptet wird und die die Wirksamkeit der Maßnahmen, die Gefährlichkeit der Maßnahmen, miteinbeziehen. Die gehen also anders ran an die Sache, nicht autoritär. Sie vertrauen nicht einfach den offiziellen Behauptungen und Vorschriften.
Halten Sie diesen Widerstand für gerechtfertigt?
Ja, natürlich.
Ich bin natürlich entsetzt, wie schnell und ohne Infragestellung auch in den maßgebenden Medien alle möglichen einander widersprechenden Erklärungen und Maßnahmen angenommen wurden und in der Breite, in der sie durchgesetzt und gegen die leisesten Bedenken und Kritik mit Zähnen und Klauen, unter Missachtung selbst des geringsten Respekts verteidigt werden. Dieses Ausmaß hat mich überrascht und zeigt, wie stabil die Herrschaft ist und wie tiefgehend sie internalisiert ist – vor dem Hintergrund von Angst allerdings. Selbstverständlich wird die CDU der große Gewinner sein...
Ich bin auch enttäuscht, dass die Bewegungen, die sich in den letzten Jahren gebildet haben, besonders FfF, Antifas usw. sich so wenig zu Wort gemeldet haben. Es hätten kritische Diskussionen organisiert werden müssen, die die Verantwortlichen in Politik und Medien dazu aufzufordern, über die Versäumnisse und falschen Entscheidungen in der Gesundheitspolitik (Abbau der Krankenhäuser, Bettenzahl, Personal, letztlich auf Grund der jahrelangen Privatisierungswelle) und in der Präventionspolitik (Vorräten an Schutzmaterial und Schutzmitteln, Abbruch der pharmakologischen Forschungsprojekte im Gebiet der Pandemien, usw) Rechenschaft abzulegen. Ebenso wären Diskussionen mit unterschiedlich ausgerichteten Expertinnen über die Fragen der Gefährlichkeit des Virus, der Diagnose und Behandlung zu fordern gewesen. Und es fehlt weitgehend die Sorge darüber, wie notstandsgesetzmäßig bürgerliche Rechte außer Kraft gesetzt werde.
Das alles hat nicht stattgefunden und so werden die extrem einschneidenden zerstörerischen Maßnahmen widerspruchslos akzeptiert. Das hat mich dann nicht mehr überrascht: was soll die Bevölkerung tun, wenn sie von denen im Stich gelassen wird, die sich bisher als Opposition angeboten hatten?
Hinterher wird gern die Forderung, seinem eigenen Gewissen zu folgen, erhoben, das kennen wir ja aus unserer Geschichte, - Wenn der Zwang sozusagen vorüber ist. Nach dem Regime Change. In der Aufarbeitung des Nationalsozialismus war das ein wichtiger Punkt. Das ist sogar im Grundgesetz verankert. Die „Väter des Grundgesetzes“ haben den Widerstand gegen das Regime heroisiert, bzw. dadurch sich selbst. Darauf beziehen sich nun die Demonstranten oder die Kritiker - zum Teil jedenfalls. Heute, „in Zeiten der Corona“, werden diejenigen, die sich auf das Grundgesetz beziehen, von der Mehrzahl, die den Vorgaben der Regierung zustimmt, im Stich gelassen. Das ist tatsächlich ethisch eine sehr hochstehende Entscheidung, sich gegen die überwältigende Mehrheit auf sein eigenes Gewissen zu verlassen.
Hannah Ahrendt: Niemand hat das Recht zu gehorchen. Auch die Geschwister Scholl, die im jugendlichen Alter erkannt haben, Widerstand leisten zu müssen. Auf den verbotenen Demonstrationen werden Jahreszahlen genannt oder gerufen: 1933 und 1984. Es kursiert eine Nachricht, dass in Wasserwerken im Falle eines Aufruhrs Beruhigungsmittel beigemischt werden. Soma aus dem Wasserwerk.
Ich habe davon noch nicht gehört. Das geht aber auch in die Richtung, dass man aufmerksam sein muss und sich nicht einfach blind auf eine Seite schlagen darf.
Wie ist schließlich die Angst überwindbar? Was ist zu tun?
Wir differenzieren ja zwischen verschiedenen Formen von Ängsten. Die Angst, die der Situation gemäß ist, die also warnt vor der Situation, die muss man unterscheiden von der neurotischen oder der nicht der Realität angemessenen Angst. Die neurotische Angst, die im Moment vorherrscht, ist die Autoritätsangst, der Autoritarismus, die Unterwerfung unter die Anordnung der Regierenden, der Autorität (s.o.). Wobei es sich bei einer denkbaren Psychotherapie um einen langwierigen Genesungsprozess handelt.
Die Angst selbst kann man nicht nehmen, man muss die Gründe der Angst nehmen. Die Gründe der Angst liegen ja meistens in biographischen Fehlentwicklungen, die bewusst gemacht werden. Wenn sie bewusst sind, ist die Angst nicht mehr nötig, weil sie keinen kompensatorischen Zweck mehr hat. Sie kann nicht mehr ablenken von den eigentlichen Gründen und auf etwas anderes verschieben wie Angst vor Spinnen oder vor Viren.
Wenn wir einmal annehmen, dass das, was zur Zeit läuft, auch ein Generalangriff auf die Demokratie ist, dass es um das Ende des "großartigen Experiments, das wir Demokratie nennen", geht, von dem General Tommy Franks, Kommandant der US-Truppen bei den Überfällen der USA auf Afghanistan 2001 und Irak 2003, in einem Interview im Magazin Cigar Aficionado 2003 spricht - wie muss man sich da verhalten?
Protestieren. Man muß protestieren und die Demokratie muß man verteidigen. Das ist das einzige, was man machen kann. Man muß solche Versuche zurückweisen. Was die Schwierigkeit ist: Man wird ja leicht in die Ecke der Verschwörungstheoretiker und unsachgemäßen Zeitgenossen eingeordnet, wenn man überhaupt 1 und 1 zusammenzählt. Es ist intellektuell sozusagen verboten, aus dem, was man sieht, Schlussfolgerungen zu ziehen.
Neben der billigen Allroundwaffe "Verschwörungstheoretiker" für um Argumentation Verlegene kursieren Schimpfbegriffe wie "Wichtigtuer", wenn Ärzte sich zu Wort melden, oder "Demokratieretter" für die GrundgesetzverteidigerInnen.
Da gehen die Leute genau über die entscheidende Grenze: Demokratieretter müssten ja gefeiert werden, mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Dieses Wort "Demokratieretter“ ist entlarvend. Denn es geht den Kritikern ja darum, die Demokratie gegen jeden Angriff zu retten. Wenn das jemand diffamiert, entlarvt er oder sie sich eigentlich als Feind der Demokratie. Man muss jeden Angriff aufgreifen und zurückweisen. ...
Was ist mit den Existenzen, die vernichtet werden. Das sind dann Kollateralschäden?
Aus der Sicht der Demokratie darf es Kollateralschäden nicht geben. Und auch nicht aus der Sicht der Humanität.
Was spielt die zeitliche Unbegrenztheit der Maßnahmen für eine Rolle?
Das ist natürlich ganz grauslig. Der Zeitfaktor ist wichtig für die Frage der Tolerierung. Dieselben Maßnahmen kann man (die Regierung? die Autorität?) nicht ohne Begründung ständig fortsetzen. Bisher ist ja die entscheidende Begründung, die gegeben wird, wenn wir die Vorsichtsmaßnahmen auflockern, dann wird die Ansteckungsgefahr sich vergrößern. In dieser Sache müsste man einfach wissenschaftliche Ergebnisse (Belege?) fordern, denn sonst ist das ähnlich, wie wenn eine Katze von links nach rechts läuft, dann passiert etwas Schlimmes. Auf diesem Niveau bewegt sich die Begründung. Sie arbeitet wieder mit der Angst, mit unbewiesenen Behauptungen, die in ihrer Unbewiesenheit gerade die Unsicherheit produzieren, die der Angstmachende braucht. Gerade in der ständigen Fortsetzung der Maßnahmen steckt etwas, was erklärungsbedürftig ist.
Ich erkläre mir diese Maßnahmen als "Schockstrategie" im Sinne von Naomi Klein. Ich bin kein Experte, aber es gibt weltweit Experten, die anderer Meinung sind, als die uns vorgeführten, die der Meinung sind, dass die Gefährlichkeit nicht höher ist als bei bekannten Grippe-Formen.
Deshalb komme ich dazu, dass das Virus gemäß der Schockstrategie dafür herhalten muss, andere Ziele durchzusetzen: Digitalisierung aller Bereiche der Gesellschaft, Marktbereinigung, Abschaffung des Bargeldes, Überwachung der Bevölkerung, Einübung in die Niederschlagung sozialer Kämpfe, die angesichts der Wirtschaftskrisen in den nächsten Jahren noch entstehen werden.
Die "Rettung" ist schon in Sicht. Die zeichnet sich am Firmament ab: die angebliche Rettung heißt Impfstoff.
Es ist ja erstmal zu beobachten, dass die Anzahl der vom Tode Betroffenen abnimmt. Dass - wie der Pathologe Professor Klaus Püschel, Leiter der Rechtsmedizin im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, nachgewiesen hat - sehr wenige Leute an Corona sterben, sondern an anderen Ursachen. Aber es wird alles unter Corona subsummiert. Das müsste alles öffentlich diskutiert werden, dass die Basis der Maßnahmen schon jetzt weggebrochen ist. Und dann mit dem Impfstoff zu drohen, hat etwas wie absolute Tilgung - wie vorhin schon gesagt, d.h. einen totalitären Anspruch, eine Welt ohne diesen Virus zu erzeugen, was ungeheure Schäden, - vorhin hatten wir den Begriff Kollateralschäden - hervorrufen könnte, die völlig unnötig wären, die nur entstehen, wenn wir das auf die Spitze treiben.
Können Sie aus persönlicher Sicht oder Berufserfahrung noch sagen, was unter dem Begriff Glück zu verstehen ist?
Glück wäre, wenn das alles wie ein Spuk verschwinden würde. Das ist ja auch eine Funktion der Strenge der Maßnahmen, die jegliches gesellschaftliche aber auch persönliche Leben auf einen Gefrierpunkt runterdrückt. Man ist schon für die leiseste Erleichterung dankbar. Könnte sein, dass die Menschen das schon als Glück erleben. Glück ist abhängig von der Situation, in der man lebt, und je miserabler die Situation ist, in der man lebt, desto weniger bedarf es glücklich zu sein.
Corona ist nur wirklich gefährlich bei Vorerkrankungen, und die haben mit miesen Lebensbedingungen zu tun. Die haben die Menschen in unserer Gesellschaft durch ungeheuren Streß, durch ökonomische Bedrohung, den Arbeitsplatz zu verlieren, durch ständige Konkurrenz, durch ökologische Bedingungen. Das weiß man auch, dass der Feinstaub in der Luft, die Krankheit gefährlich macht (Stichwort Italien). Diesen Stress haben wir priviligierten Psychologen nicht.
Klaus-Jürgen Bruder ist Psychoanalytiker, Professor für Psychologie an der Freien Universität Berlin, Vorsitzender der Neuen Gesellschaft für Psychologie mit der er seit 10 Jahren interdisziplinäre Kongresse organisiert, sowie unter anderem Herausgeber der Schriftenreihe »Subjektivität und Postmoderne« im Gießener Psychosozial-Verlag. Seine Forschungsschwerpunkte sind Geschichte der Psychologie, Psychoanalyse, Pragmatismus, Postmoderne, Jugendkultur, Geschlechterbeziehungen, Diskurs der Macht. Kongressthemen waren u.a.: "'Digitalisierung' – Sirenengesänge oder Schlachtruf der 'Kannibalistischen Weltordnung'", "Krieg nach innen, Krieg nach außen. – Die Intellektuellen als Stützen der Gesellschaft?", "Krieg um die Köpfe – Der Diskurs der 'Verantwortungsübernahme'"
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