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Lawrow: „EU und NATO sind Konfliktteilnehmer in der Ukraine“
VERÖFFENTLICHT VON LZ ⋅ 17. NOVEMBER 2022
von Thomas Röper – http://www.anti-spiegel.ru
Die deutschen Medien berichten über den G20-Gipfel nur, dass Russlands
Vorgehen in der Abschlusserklärung verurteilt wird, dabei hatte der
Gipfel weit mehr Themen.
Der russische Außenminister Lawrow hat sich auf dem G20-Gipfel den
Fragen von Journalisten gestellt. Dabei wurde klar, dass der G20-Gipfel
weit mehr Themen hatte, als das, was in deutschen Medien berichtet
wurde. Ich habe Lawrows Erklärung und die Fragen von Journalisten und
seine Antworten übersetzt.
Beginn der Übersetzung:
Am ersten Tag des G20-Gipfels wurden drei Themen erörtert: Energie- und
Ernährungssicherheit sowie die Situation im globalen Gesundheitswesen.
Wir haben unsere bekannten und prinzipiellen Ansätze zur Bekämpfung der
Ursachen der anhaltenden Krisen in den Bereichen Energie- und
Ernährungssicherheit dargelegt. Wir haben die ungebührliche Rolle der
westlichen Staaten bei der Schaffung dieser Situation aufgezeigt. Der
russische Präsident Wladimir Putin hat sich mehr als einmal zu diesem
Thema geäußert und beschrieben, was beim Ausbruch der
Coronavirus-Pandemie geschehen ist. Die westlichen Länder haben
ungedecktes Geld in Billionenhöhe gedruckt, um Lebensmittel und
Medikamente zu kaufen, was die Krise nur noch verschlimmert hat. Das
geschah zum Nachteil der Entwicklungsländer.
Vor einer Woche hat Bloomberg eine ausführliche Studie veröffentlicht,
die zu dem Schluss kam, dass die von den europäischen Ländern
ergriffenen Maßnahmen zur Verbesserung ihrer eigenen Energiesicherheit
die Energiearmut in den Entwicklungsländern dramatisch verschärft haben.
Wir haben uns dafür ausgesprochen, von der Politisierung dieser Themen
Abstand zu nehmen. Der Energiesektor sollte nicht dazu benutzt werden,
politische Rechnungen zu begleichen, wie es die EU seit Jahren mit Nord
Stream getan hat. Wir haben uns dafür ausgesprochen, dass die G20 sich
auf die konkrete Beseitigung aller diskriminierenden und künstlichen
Hindernisse auf den weltweiten Energiemärkten konzentrieren. Wir haben
vorgeschlagen, einen freien und fairen Dialog zwischen Energieversorgern
und -verbrauchern zu eröffnen. Mal sehen, wie die Reaktion ausfällt.
Im Bereich der Lebensmittel haben wir, wie Präsident Wladimir Putin
bereits mehrfach gesagt hat, erneut unter Beweis gestellt, dass Russland
in der Lage ist, die Stabilität der globalen Märkte für Getreide – vor
allem Weizen – und Düngemittel zu gewährleisten. Wir haben auf die
Hindernisse hingewiesen, die immer noch bestehen, obwohl im Rahmen der
„Paket“-Initiative des UN-Generalsekretärs Guterres vereinbart wurde,
dass sich die UN für die Beseitigung von Hindernissen beim Export von
russischen Düngemitteln und Getreide einsetzen wird. Trotz all dieser
Schwierigkeiten und Sanktionen haben wir bereits 10,5 Millionen Tonnen
Getreide exportiert, davon allein etwa acht Millionen Tonnen Weizen:
etwa 60 Prozent nach Asien und etwa 40 Prozent in afrikanische Länder.
Wir haben uns für eine verstärkte internationale Zusammenarbeit
ausgesprochen, um die Bereitschaft zur Bekämpfung von
Infektionskrankheiten zu verbessern, einschließlich solcher wie der
Coronavirus-Pandemie. Wir haben die Bemühungen der WHO als wichtigstes
internationales Gremium für die Koordinierung der Reaktion der
Weltgemeinschaft auf gesundheitliche Herausforderungen und andere
Bedrohungen für die Weltbevölkerung unterstützt. Wir haben der Idee
zugestimmt, einen Fonds von WHO und Weltbank einzurichten, um den
Bedürfnissen der Entwicklungsländer in diesem Bereich gerecht zu werden.
Es wurde auch über die Notwendigkeit gesprochen, bereits getroffenen
Entscheidungen umzusetzen. Impfungen sollten allgemein zugänglich sein.
Wir haben Beispiele dafür gezeigt, dass die Realität nicht mit den
erklärten Zielen übereinstimmt. Insbesondere aufgrund unterschiedlicher
Impfkonzepte liegt die Impfrate in den Industrieländern bei 60 Prozent
und in den ärmsten Ländern bei nur etwa 5 Prozent.
Ein weiterer Vorschlag von uns war die Abschaffung der Monopolisierung
der Arzneimittelmärkte. Wir haben daran erinnert, dass das russische
Präparat Sputnik-V der erste entwickelte Impfstoff der Welt war. Obwohl
seine Zulassung durch die WHO und die EU-Kommission künstlich verzögert
wurde, hat sich der Impfstoff mit über 95 Prozent als wirksam erwiesen
und wurde bereits in 70 Ländern erfolgreich eingesetzt.
Wir haben das Problem der Biosicherheit im Zusammenhang mit den
militär-biologischen Aktivitäten, die von den USA im Rahmen von
Pentagon-Programmen in Dutzenden von Ländern in aller Welt, insbesondere
in Eurasien, an den Grenzen der Russischen Föderation und der
Volksrepublik China durchgeführt werden, angesprochen. Wir haben darauf
hingewiesen, dass unsere Versuche im Rahmen der Biowaffenkonvention und
bei der Vernichtung solcher Waffen und im UN-Sicherheitsrat, wo wir
dieses Thema kürzlich ebenfalls angesprochen haben, zu verstehen, was
diese Militärbiologen tun, auf Widerstand gestoßen sind. Wir werden uns
bemühen, einen wirksamen und transparenten Kontrollmechanismus für diese
Art von Programmen zu schaffen.
Am Laufe des Gipfels gab es eine Reihe von kurzen Gesprächen mit
Teilnehmern aus einer Vielzahl von Ländern. Ich kann Ihnen später mehr
darüber erzählen, wenn es Sie interessiert.
Frage: Ist Russland bereit, die Abschlusserklärung der G20 zu
unterzeichnen und allen Punkten zuzustimmen? Wie wird die Ukraine darin
erwähnt? Ist der Wortlaut dieses Dokuments akzeptabel?
Lawrow: Die Arbeiten an der Erklärung sind praktisch abgeschlossen. Das
Dokument soll im Anschluss an die morgige Sitzung zum Thema
Digitalisierung, an der auch der russische Finanzminister Siluanow
teilnehmen wird, gebilligt werden.
Die Erklärung deckt alle diskutierten Bereiche ab: Lebensmittel,
Energie, Gesundheit und Digitalisierung. Die westlichen Kollegen
versuchten ihr Bestes, das Dokument zu politisieren und Formulierungen
einzuschmuggeln, die eine Verurteilung der Handlungen der Russischen
Föderation im Namen der G20, also auch von uns selbst, implizieren.
Wir haben darauf bestanden, dass wir, wenn man dieses Thema unbedingt
ansprechen will – es ist in keiner Weise Teil der Tagesordnung der G20
und und fällt nicht ihre Zuständigkeit -, dann sollten wir ehrlich sein
und die Meinungsunterschiede in dieser Frage fixieren. Ja, in der
Ukraine herrscht Krieg, ein hybrider Krieg, den der Westen jahrelang
vorbereitet und entfesselt hat, seit er die Machtübernahme der offen
rassistischen, neonazistischen Kräfte im Zuge des Staatsstreichs
unterstützt hat. Seitdem hat die NATO das ukrainische Territorium aktiv
„vereinnahmt“, Manöver durchgeführt und Waffen geliefert. Sie wissen,
was dann geschehen ist: Die Sabotage des Minsker Abkommens und der
Beginn der Vorbereitungen für eine Militäroperation gegen den Donbass.
Daher wird in dem Erklärungsentwurf darauf hingewiesen, dass ein
Meinungsaustausch über diese Fragen stattgefunden hat. Beide Seiten
bekräftigten ihre Standpunkte, die sie wiederholt bei der UNO, im
UN-Sicherheitsrat und in der Generalversammlung, insbesondere bei der
Verabschiedung der letzten Resolution der UN-Generalversammlung, die zur
Abstimmung gestellt wurde und nicht einstimmig war, dargelegt haben. Es
wurde klar bestätigt, dass alle Seiten ihre Einschätzungen dort
dargelegt haben. Der Westen fügte die Formulierung hinzu, dass viele
Delegationen Russland verurteilen. Wir haben festgestellt, dass auch
andere Ansichten geäußert wurden. Wir denken, das reicht aus. Es ist
nicht Sache der G20, sich in diese Fragen einzumischen. Hier sollten wir
uns mit konkreten Fragen befassen, um das Kiewer Regime in einen
normalen Zustand zu versetzen, damit es aufhört, eine russophobe,
rassistische Politik zu fördern.
In meiner Rede habe ich gefragt, was unsere westlichen Kollegen tun
würden, wenn Belgien die französische Sprache verbieten würde, so wie
die Ukraine das Russische in ausnahmslos allen Bereichen verbietet, oder
Großbritannien, wenn Irland das Englische verbieten würde. Es kamen
keine Antworten.
Wenn der Westen so besessen von seiner „Idee“ war und versucht hat, mit
diesem „Zug“ den G20-Gipfel und seine Abschlusserklärung zum Scheitern
zu bringen und uns dann die Schuld dafür zu geben, hat das nicht
geklappt.
Frage: Ist es den USA gelungen, die Tagesordnung des G20-Gipfels zu
ändern und ihn in eine ausschließlich anti-russische Veranstaltung zu
verwandeln, oder wurden die Meinungen und Stimmen der Länder, die nach
Indonesien gekommen waren, um wirklich wichtige Fragen und Probleme zu
diskutieren, hinter verschlossenen Türen gehört?
Lawrow: Die gesamte inhaltliche Arbeit zu wichtigen Themen der G20 hat
in den letzten Tagen auf Experten- und Ministerebene stattgefunden. Die
Ergebnisse dieser Tätigkeit spiegeln sich in den inhaltlichen Teilen der
Erklärung wider.
Was die Ukraine angeht, haben sich sowohl die USA als auch alle ihre
Verbündeten in den heutigen Diskussionen ziemlich aggressiv gezeigt und
Russland einer „unprovozierten Aggression gegen die Ukraine“
beschuldigt. Je öfter sie von einer „unprovozierten Aggression“
sprechen, desto mehr sind alle davon überzeugt, dass sie von ihnen
provoziert wurde. Und es handelt sich keineswegs um eine „Aggression“,
sondern um eine Operation zum Schutz der legitimen Sicherheitsinteressen
unseres Landes, an dessen Grenzen militärische Bedrohungen gegen
Russland entstanden sind. Es handelt sich um eine Operation zum Schutz
der russischen Bevölkerung im Donbass.
In diesem Zusammenhang drängt sich eine Parallele auf. In der
Sowjetunion versammelte man sich zu Parteiversammlungen, nicht einmal
bei uns im Außenministerium, sondern in irgendeinem
Industrieunternehmen, um die Umsetzung des „Fünfjahresplans“ zu
besprechen. Eigentlich war das Thema die Produktion. Trotzdem gehörte es
zum guten Ton, vor der Diskussion den US-Imperialismus zu „verfluchen“.
Unsere westlichen Kollegen gehen mit der Tagesordnung der G20 ganz
ähnlich um.
Frage: Wir sagen immer, dass die Länder, die drei Viertel der
Weltbevölkerung ausmachen, uns auch in Positionen zum Aufbau einer
multipolaren Welt, über die Wladimir Putin auf dem Valdai-Forum
gesprochen hat, unterstützen. Im wirtschaftlichen Bereich ist es
schwierig, transnationale Unternehmen zu bekämpfen. Im militärischen
Bereich finden gemeinsame Manöver statt. Wie sieht es in der Diplomatie
aus? Was wurde hier auf dem G20-Treffen erreicht? Mit wem haben Sie
gesprochen? Wessen Unterstützung haben wir auf dem Gebiet der Medien und
der Diplomatie? Wie könnte das in Zukunft aussehen?
Lawrow: Die Antwort ist einfach: Niemand außer dem Westen und seinen
engsten Satelliten hat sich den anti-russischen Sanktionen
angeschlossen. Alle Länder der Dritten Welt fordern, wenn dieses Thema
angesprochen wird – man kann das nicht vermeiden, da der Westen es als
Priorität ansieht, die ukrainische Geschichte in jede Diskussion
einzubringen -, eine friedliche Lösung und eine schnellstmögliche
Einigung. Sie wissen sehr gut, dass dieser Prozess von der Ukraine
selbst behindert wird, die Verhandlungen mit der Russischen Föderation
unter anderem juristisch durch ein Dekret von Selensky verboten hat.
Daher sollte die Frage, wie ich heute in kurzen Gesprächen mit dem
französischen Präsidenten Macron und dem deutschen Bundeskanzler Scholz
sagte, nicht an uns gerichtet werden.
Frage: Haben Sie mit UN-Generalsekretär Guterres über die Zukunft des
Getreideabkommens gesprochen? Es läuft in wenigen Tagen aus. Unter
welchen Bedingungen ist Russland bereit, das Getreideexportabkommen zu
verlängern?
Lawrow: Die Bedingungen sind einfach. Sie sind alle in der
ursprünglichen Vereinbarung festgehalten, die aus zwei Teilen bestand,
die im „Paket“ angenommen wurden.
Der erste Teil ist die Ausfuhr von ukrainischem Getreide. Das wird
bereits durchgeführt. Nachdem die ukrainischen Streitkräfte den
humanitären Korridor zur Ausfuhr des Getreides für militärische Zwecke
genutzt haben, haben wir diese Operation ausgesetzt. Die Ukrainer haben
dann bestätigt, dass sie das nicht mehr tun würden. Unsere türkischen
und westlichen Kollegen verstehen, dass sie die Ukraine von solchen
inakzeptablen Aktionen abhalten müssen.
Der zweite Teil der Vereinbarung ist die Beseitigung von Hindernissen
für den Export von russischem Getreide. Hier müssen wir dem
UN-Sekretariat und dem Generalsekretär der UNO persönlich Anerkennung
zollen – sie versuchen ihr Bestes. Es sind fünf Monate vergangen, aber
bisher wurden noch keine praktischen Ergebnisse erzielt. Bei dem
heutigen Treffen informierte Guterres uns über die ihm von den USA und
der EU gemachten, auch schriftlichen, Zusagen. Sie haben „gute
Absichten“ formuliert. Wenn das umgesetzt wird, werden die Hindernisse
für den Export unserer Düngemittel und unseres Getreides beseitigt. Es
geht jedoch nicht um das Papier, sondern darum, wie diese Versprechen in
die Praxis umgesetzt werden.
Der UN-Generalsekretär hat uns versichert, und er bezieht sich dabei auf
seine westlichen Amtskollegen, dass alle wirtschaftlich Teilnehmer, die
an der Lieferkette für russische Düngemittel und Getreide beteiligt
sind, „beruhigende Signale“ erhalten. In dem Sinne, dass sie nicht mit
Sanktionen belegt werden, wenn sie beim Handel mit unserem Getreide
kooperieren, einschließlich der Einfahrt russischer Schiffe in
europäische Häfen und ausländischer Schiffe in russische Häfen, sowie
der Gewährleistung der vollen Funktionsfähigkeit der Rosselkhoz-Bank und
normaler Versicherungstarife.
All diese Versprechungen sind gemacht worden. Ich hoffe, dass sie sie
umsetzen werden. Der UN-Generalsekretär hat heute zugesagt, dass das für
ihn eine vorrangige Angelegenheit ist.
Frage: Die westlichen Partner haben in letzter Zeit ihre Rhetorik in
Bezug auf die Beziehungen zu Russland geändert. Immer häufiger hören wir
die Worte „Frieden“ und „Verhandlungen“. In der EU gibt es
Schwierigkeiten bei der Verabschiedung des neuen Sanktionspakets. Womit
hängt das zusammen und was können wir erwarten?
Lawrow: Es ist schwierig für mich, das zu beurteilen. „Die Seele von
anderen ist dunkel.“ Insbesondere die „Seele“ der EU – dort gibt es
dichte „Dunkelheiten“. Wenn sie sich mal auflösen, dann nie für lange.
Heute hatte ich ein kurzes Gespräch mit dem französischen Präsidenten
Macron, der seinen Wunsch bekräftigte, die Kontakte mit dem russischen
Präsidenten Wladimir Putin fortzusetzen, um Vereinbarungen zur „Lösung
der Gesamtsituation“ zu finden. Ich habe ihn daran erinnert, dass alle
Probleme auf der ukrainischen Seite liegen, die sich kategorisch
weigert, zu verhandeln, und in dieser Situation unrealistische und
unangemessene Bedingungen stellt.
Frage: Gestern hat die EU offiziell die Ausbildungsmission für das
ukrainische Militär auf ihrem Territorium gestartet. Dieses Programm
sieht die Ausbildung von 15.000 Soldaten vor. Wie kann sich diese
Entscheidung auf die weitere Entwicklung der Krise in der Ukraine
auswirken? Macht diese Entscheidung die EU zu einem Konfliktteilnehmer
in der Ukraine?
Lawrow: Ich meine, dass die EU und die NATO seit langem hybride
Teilnehmer an dem hybriden Konflikt des hybriden Krieges in der Ukraine
sind. Dazu gehören Waffenlieferungen, Training, militärische Ausbildung,
Unterstützung durch Bereitstellung riesiger Mengen an
nachrichtendienstlichen Informationen, Beteiligung an der Zielauswahl –
das tun die Amerikaner – und die Arbeit der Ausbilder vor Ort, ganz zu
schweigen von den Tausenden von Söldnern.
In Bezug auf die konkrete Entscheidung der EU, die militärische
Ausbildungsmission zu starten, findet eine Persönlichkeitsspaltung
statt, denn der französische Präsident Macron, Bundeskanzler Scholz und
andere europäische Staats- und Regierungschefs sprechen gleichzeitig
über die Notwendigkeit, eine friedliche Lösung anzustreben. Das ist so
eine politische „gespaltene Persönlichkeit“ oder, wie der russische
Präsident Wladimir Putin sagte, es sind gewisse „nicht-traditionelle
Formen internationaler Beziehungen.“ Wir gewöhnen uns langsam daran.
Frage: Sehen Sie persönlich Signale aus dem Westen an Kiew, wieder
Friedensgespräche aufzunehmen? Was muss Ihrer Meinung nach geschehen,
damit sie endlich stattfinden?
Lawrow: Ich kann mich nicht im Kreis drehen. Russland hat durch
Präsident Putin wiederholt bekräftigt, dass es Verhandlungen nicht
ablehnt. Wenn sie jemand ablehnt, dann ist es die Ukraine. Je länger sie
sie ablehnt, desto schwieriger wird es, am Ende eine Einigung zu
erzielen.
Wir haben verschiedene Berichte über Signale an Selensky aus dem Westen
gelesen, die sich auf irgendwelche anonyme Quellen berufen. Es kursieren
Gerüchte, dass die US-Regierung ihn angeblich auffordert,
„entgegenkommender“ zu sein. Danach wird sofort klargestellt: Es geht
nicht darum, dass er sich wirklich konstruktiv verhält, sondern darum,
die Einwände des Teils der westlichen Welt auszuräumen, der an der
Notwendigkeit zusätzlicher Waffenlieferungen zu zweifeln beginnt.
Selenskys heutige Rede auf dem Gipfel war sehr „interessant“. Der
Vorsitzende der G20 hat beschlossen, ihm das Wort zu erteilen. Die Rede
war aufgezeichnet und dauerte zwanzig Minuten, obwohl jedem Teilnehmer
etwa drei Minuten zugestanden wurden, damit jeder zu Wort kommen konnte.
Selensky hat zwanzig Minuten gesprochen. Weil es sich um eine
Aufzeichnung handelte und sie die offenbar nicht abschalten wollten, war
es unmöglich, ihn zu unterbrechen. Seine Rede hatte nur ein Ergebnis:
Der ukrainische Präsident hört bisher auf keinen westlichen Rat. Ich
werde nicht alles aufzählen, was er da erzählt hat. Es war eine
kriegerische, russophobe und aggressive Rhetorik. Am besten
charakterisiert den Inhalt dieser Rede und den Zustand dieses Mannes
sein eigener Satz, der unpassend „hingeworfen“ wurde, aber er sagte,
dass die Landung der Alliierten in der Normandie 1944 ein Wendepunkt im
Zweiten Weltkrieg war. Ziehen Sie Ihre eigenen Schlussfolgerungen.
Frage: Politico hat heute berichtet, dass das US-Außenministerium mit
dem Einsetzen der Winterkälte den Boden für mögliche Gespräche zwischen
Russland und der Ukraine bereitet. Gibt es bereits konkrete Kontakte zu
Washington?
Gestern hatten Sie ein Telefongespräch mit dem türkischen Außenminister
Herrn Cavusoglu. Aber beide Seiten haben keine Einzelheiten genannt.
Können Sie uns bitte sagen, worüber sie gesprochen haben? Wird ein
persönliches Treffen vorbereitet?
Lawrow: Zu den Berichten, dass die Amerikaner Gespräche vorbereiten.
Diese Gerüchte tauchen ständig auf, aber genauso verschwinden sie
wieder. Wir reagieren darauf nicht. Wir wollen konkrete Beweise dafür
sehen, dass der Westen ernsthaft daran interessiert ist, Selensky zu
„disziplinieren“ und ihm zu erklären, dass es so nicht weitergehen kann,
weil das nicht in seinem eigenen und nicht im Interesse des
ukrainischen Volkes ist.
Zu dem Gespräch mit dem türkischen Außenminister Cavusoglu. Wir haben
über die Vorbereitung der Abschlusserklärung des G20-Gipfels gesprochen,
einschließlich des Abschnitts über das Getreideabkommen. Persönliche
Kontakte sind nicht geplant, weil wir heute persönlichen Kontakt hatten.
Ende der Übersetzung
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