Mittwoch, 30. November 2016

Der Cyber-Russe - Gellermann

Entnommen:
http://www.rationalgalerie.de/home/der-cyber-russe-ist-unterwegs.html



Der Cyber-Russe ist unterwegs


Die Antwort kann nur die Atom-Bombe sein

Autor: U. Gellermann
Datum: 30. November 2016

Wen haben wir denn da? Bruno Kahl. Den verlängerten Arm der dunklen Macht im Herzen der CDU, Schäubles Hausdiener seit 1996, seit er dem damaligen CDU-Fraktionsvorsitzenden „in verschiedenen Funktionen“ zuarbeitete. Um ihm dann beim Bundesministerium des Inneren die Pantoffeln zu reichen und schließlich seinem Herrn und Meister in das Finanzministerium zu folgen. Nun ist er Chef des Bundesnachrichtendienstes, der oberste Auslands-Spion und verkündet als erstes: “Störversuche aus Russland“ Im Internet. Schauerlich heulen die Wölfe aus Sibirien im www. Grimmig wird Putin die Strippen der Telekom ziehen. Und das Ziel sind die Wahlen in Deutschland.

Wer hatte begonnen die guten alten Luftschutz-Sirenen aus den glorreichen Reichsjahren zum Zweck des Cyber-Alarms zu reaktivieren? War es der Internet-Junkie Angela Merkel, als sie jüngst den Bundestag auffordert, sich mit neuen Möglichkeiten der politischen Manipulation wie die von Computern erzeugten künstlichen Identitäten oder Falschmeldungen zu beschäftigen? War es der Netz-Artist und SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann, der sich sorgte, dass die Ergebnisse der Bundestagswahl durch Cyber-Attacken manipuliert werden könnten? Oder doch der Chef des britischen Geheimdienstes MI5, Andrew Parker, der im GUARDIAN Klartext redete: „Russland ist eine zunehmende Bedrohung für die Stabilität in Großbritannien“ und der vor den „ausgefeilten Werkzeugen“ der Moskowiter warnte. Aha, die Russen feilen an ihren Computer-Chips! Dann kann es nicht mehr lange dauern und sie sägen auch an unseren Plasmabildschirmen.

Das Interview mit dem Mann vom Bundesnachrichtendienst soll angeblich der ehrenwerte Heribert Prantl von der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG geführt haben. Aber diese primitive Suggestiv-Vorlage kann doch der Prantl, den wir kennen, nie selbst gegeben haben: „Seit dem Ukrainekrieg wird auch das deutschsprachige Internet vollgemüllt mit Desinformationen aus sogenannten Troll-Fabriken in Russland“. Es muss sich bei dieser unter Prantl firmierenden Figur um irgendeinen Geheimdienst-Klon handeln. Denn der echte Prantl weiß schon, dass gerade im Ukrainekrieg die Falsch-Informationen in Deutschland schön von Hand gemacht wurden. Sowohl von den Atlantikern in seiner Zeitung als auch gern und genauso schlecht in den öffentlich-rechtlichen Nachrichten.

Wie soll es nur vor sich gehen, wenn der Russe, nachdem er zum Frühstück schon ein westliches Werte-Kind gefrühstückt hat, unsere garantiert freien Wahlen mit seinen Trollen beeinflusst? Hackt sich der Russe direkt in die Wahlcomputer, um der russlanddeutschen Partei EINHEIT (единство) zu einem Kantersieg bei den Bundestagswahlen zu verhelfen? Oder werden die Agenten Putins bei SPUTNIK News und RT Deutsch von der Kinderarmut in Deutschland oder ähnlichem Horror berichten, um die Wähler zu verunsichern? Und was machen die Wähler dann? Kaufen sie sich alle Kalaschnikows, zerschießen die Wahlurnen und ertränken die Wahl-Leiter in hochprozentigem Wodka?

Geradezu pünktlich zum Wahlkampfauftakt, nur wenige Tage nach der Merkel-Kandidatur, kam es zu massiven Ausfällen von Routern der Deutschen Telekom. Flugs hatte das Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) „Erkenntnisse“ in der Qualität von Visionen der heiligen Theresa: Der Ausfall, der 900.000 Geräte lahmlegte, sei die Folge einer weltweiten Attacke auf ausgewählte Fernverwaltungsports. Arne Schönbohm, der Chef des BSI, ist Mitglied solch klassischer Cyber-Nerd-Vereine wie der Atlantik-Brücke, der Clausewitz-Gesellschaft und des Förderkreises Deutsches Heer. Von dort werden sicher auch die gern zitierten „Sicherheitsexperten“ kommen, die immer wieder auf die Machenschaften russischer Gruppierungen verweisen, die „mutmaßlich“ von Geheimdiensten des Putin-Regimes gesteuert werden.

In der Stunde der Gefahr, wenn das deutsche Netz vom Russen völlig zersetzt ist und die deutschen Wahlen in Moskau gefälscht werden, ist immer noch auf die Wacht am Main Verlass: Die FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG. Sie fürchtet, dass die USA, die „schon unter Obama zunehmend zögerlich den Weltpolizisten gespielt“ habe, noch zögerlicher werden könne. Das sei zwar „angesichts der vielen Misserfolge bei astronomisch hohen Kosten, finanziellen wie politischen“, nicht verwunderlich. Aber jetzt müsse die „eigene (deutsche) nukleare Abschreckungsfähigkeit, welche die Zweifel an Amerikas Garantien ausgleichen könnte“ her. Mit echten deutschen Atombomben könnte dem Russen das Handwerk gelegt werden. Bis zum Ural. Und, wenn nötig, auch darüber hinaus. Zweifellos und garantiert.






Montag, 28. November 2016

Fidel Castro

Entnommen: https://www.jungewelt.de/2016/11-28/066.php



»Die Ideen werden siegen!«


Fidel Castro hat sein Leben dem Kampf für ­soziale Gerechtigkeit und Frieden gewidmet. Sein ­revolutionärer Humanismus bleibt ein Auftrag an die Nachwelt.
Ein Nachruf
Von Volker Hermsdorf

Kein anderer Mensch ist schon zu Lebzeiten von seinen Gegnern so oft für tot erklärt worden wie Fidel Castro. »Einmal habe ich gesagt, dass an dem Tag, an dem ich wirklich sterbe, niemand es glauben wird«, antwortete er vor mehr als zehn Jahren auf eine Frage seines Interviewers Ignacio Ramonet. Nun müssen wir es glauben. Der Comandante en Jefe der Kubanischen Revolution Fidel Castro Ruz ist am 25. November 2016 um 22.29 Uhr im Alter von 90 Jahren verstorben. Ein »Unentbehrlicher«, wie Bertolt Brecht diejenigen nannte, die ihr Leben lang für eine bessere Welt kämpfen, ist gegangen.

Fidels Leistungen und sein Vermächtnis sind jedoch für das kubanische Volk und die fortschrittlichen Menschen in aller Welt unvergänglich. Während Kuba und seine Freunde weltweit um einen großen Menschen trauern, feiern Gegner der Kubanischen Revolution Fidel Castros Tod bereits als vermeintlichen Triumph. Er selbst hatte das vorausgesehen. »Unsere Feinde sollten sich keine Illusionen machen, ich sterbe morgen, und mein Einfluss mag zunehmen«, sagte er im Interview mit Ramonet und fügte hinzu: »Ich könnte es wie Cid Campeador machen, den sie tot auf dem Pferd mit sich führten und so Schlachten gewannen.«

Verräter seiner Klasse



Die Schlacht um die Unabhängigkeit und Souveränität Kubas, das mit dem Sieg der Revolution zum ersten Mal in seiner Geschichte frei von der Vorherrschaft fremder Mächte wurde, hatten bewaffnete Arbeiter, Bauern, Landarbeiter und Studenten unter Fidel Castros Führung bereits am 1. Januar 1959 gewonnen. Die gestürzte einheimische Oligarchie, die Gefolgsleute des geflohenen Diktators Fulgencia Batista und ihre Verbündeten haben ihm das ebensowenig verziehen wie die Großaktionäre der enteigneten Konzerne, die Wall Street und deren jeweilige Vertreter im Kongress der USA und im Weißen Haus. Für sie war Fidel so etwas wie ein Verräter seiner Klasse, jemand, der der Gruppe der Besitzenden und Privilegierten und deren Lebensstil aus freien Stücken den Rücken gekehrt hatte.

Der Lebensweg des Sohnes eines armen einfachen Einwanderers aus Galicien, der es in Kuba als Großgrundbesitzer zu Wohlstand gebracht hatte, war das Ergebnis einer bewussten Entscheidung, die Fidel selbst mit einem Zitat des kubanischen Nationalhelden José Martí begründete: »Der wahrhaftige Mensch schaut nicht, auf welcher Seite man besser leben kann, sondern welcher Seite man verpflichtet ist.« Diesem Motto ist er bis zu seinem Tod treu geblieben. Fidel Castro ergriff immer Partei für diejenigen, die nicht auf der Sonnenseite leben. Er widmete sein individuelles Schicksal kompromisslos dem Einsatz für die Beseitigung gesellschaftlicher Verhältnisse, in denen, wie Karl Marx es einmal formulierte, »der Mensch ein erniedrigtes, ein geknechtetes, ein verlassenes, ein verächtliches Wesen ist«.

Um die Verwirklichung dieses Lebenszieles ging es ihm in Kuba, in Lateinamerika, in Afrika, weltweit. Dabei lag es ihm fern, seine Entscheidung als Verdienst zu preisen. In einem Brief an den kubanischen Studentenverband FEU bemerkte Fidel Castro dazu einmal beinahe scherzhaft, er sei »auf wundersame Weise dem Reichtum entkommen«. Am 19. April 2016 – in seiner letzten Rede auf dem VII. Parteitag der Kommunistischen Partei Kubas – bezeichnete er es als »Privileg«, ein »Revolutionär zu sein, was das Ergebnis unseres eigenen Bewusstseins ist«.

Sieg im Befreiungskrieg



»Er besitzt die Überzeugung, dass die größte Errungenschaft des Menschen in einem gut ausgebildeten Bewusstsein besteht und dass moralische Motivationen eher dazu fähig sind als materielle, die Welt zu verändern und der Geschichte einen Schub zu verleihen«, schrieb der im April 2014 verstorbene Literaturnobelpreisträger Gabriel García Márquez, einer seiner zahlreichen aufrichtigen Freunde, über Fidel Castro. Nach einem hervorragenden Abschluss an der Universität von Havanna hatte dieser sich zunächst als talentierter junger Anwalt Achtung erworben und stand vor einer glänzenden bürgerlichen Karriere. Doch er entschied sich für den Kampf gegen die Batista-Diktatur, die – unterstützt von den USA und anderen Ländern wie der Bundesrepublik Deutschland Konrad Adenauers – zu einem der blutigsten Regime in Lateinamerika und der Karibik zählte.

Fidel Castro tauschte die Anwaltsrobe gegen die olivgrüne Felduniform. Zu seinem einzigen Schmuck wurde ein fünfzackiger Stern, das Symbol des Befreiungskampfes der Guerilleros. Der von ihm angeführte Angriff auf die Moncada-Kaserne in Santiago de Cuba am 26. Juli 1953 scheiterte zwar militärisch, gilt aber dennoch als Startsignal für die Kubanische Revolution. Im anschließenden Prozess wurde Fidel Castro vom Angeklagten zum Ankläger, sein Schlussplädo­yer, gipfelnd in dem Satz »Die Geschichte wird mich freisprechen«, zu seiner vielleicht berühmtesten Rede. Nicht der Sturm auf die Kaserne sei unbegreiflich, hielt er den Richtern entgegen: »Unbegreiflich ist, dass Kinder ohne ärztliche Hilfe sterben, dass dreißig Prozent unserer Landbevölkerung nicht ihren Namen schreiben können und (…) dass die meisten Familien auf dem Lande unter schlechteren Bedingungen leben als die Indianer, die Kolumbus traf, als er das schönste Land entdeckte, das Menschenaugen je gesehen haben.«

In dieser Rede skizzierte Fidel Castro bereits in Grundzügen ein politisches Programm für die Zeit nach der Revolution, an deren Erfolg er nie zweifelte. Nach einer Zeit im Gefängnis formte Fidel im mexikanischen Exil mit seinem jüngeren Bruder Raúl, dem argentinischen Arzt Ernesto »Che« Guevara und anderen Gefährten den Kern einer Guerilla, deren 82 Kämpfer unter seiner Leitung am 2. Dezember 1956 mit der Yacht »Granma« an der kubanischen Süd­küste landeten und den Befreiungskrieg gegen das Regime aufnahmen. Als die Revolutionäre mit Unterstützung der Bevölkerung einen Sieg nach dem anderen errangen, plünderte der Diktator die Staatskasse und floh kurz vor der Silvesterfeier 1958 aus Kuba. Nach einem Triumphzug durch das ganze Land – in Kuba heute »Karawane der Freiheit« genannt – zog die Rebellenarmee mit Fidel Castro an der Spitze am 8. Januar 1959, nur 25 Monate nach Landung der »Granma«, unter dem Jubel der Bevölkerung in die Hauptstadt ein. Mit dem Sieg der Revolution war Kuba zum ersten Mal in seiner Geschichte souverän und unabhängig von fremden Mächten geworden.

Die gestürzten Profiteure von Batistas Terrorregime, die im Kalten Krieg in aller Welt erstarkenden Antikommunisten und die Herren der Kuba bis dahin beherrschenden US-Konzerne wollten die Emanzipation der Menschen in ihrem Hinterhof jedoch nicht hinnehmen. Das kubanische Volk sollte mit einer von Fidels Armee zurückgeschlagenen Invasion, mit Terroranschlägen und mit der längsten Wirtschafts-, Handels- und Finanzblockade, die je über ein Land verhängt wurde, in die Knie gezwungen werden.

Als Repräsentant des unbeugsamen, rebellischen Volkes war dessen Revolutionsführer Fidel Castro eine bevorzugte Zielscheibe aller Angriffe. Die Feinde gaben sich nicht mit der Dämonisierung seiner Person zufrieden, sondern organisierten Hunderte Anschläge auf sein Leben. Doch da alle Mordversuche scheiterten, diffamierten die erfolglosen Gegner der Kubanischen Revolution deren anerkannten Führer, auch nachdem dieser vom Parlament zum Präsidenten des Landes gewählt worden war, als »Diktator«. Mit dieser Diktion wird der kubanische Revolutionsführer von Mainstream-Medien, die ihre Kundschaft ansonsten auf Kriege einstimmen, Mörderregime stützen und Folter verharmlosen, solange dies im Interesse der »richtigen Seite« geschieht, bis heute und auch noch nach seinem Tod zu diskreditieren versucht.

Über Kuba hinaus



Fidel Castro selbst hat sich gelegentlich dazu und zu Fragen des bürgerlichen Demokratiekonzepts geäußert. Mit dem brasilianischen Dominikaner und Befreiungstheologen Frei Betto sprach er über die »Demokratie« Athens, wo »das Volk sich auf dem Marktplatz versammelte, um die politischen Probleme zu besprechen. Wir bewunderten das«, sagte Fidel. Später habe er jedoch begriffen, »dass es eine kleine Gruppe von Aristokraten war, die sich auf dem Marktplatz traf, um Entscheidungen zu treffen, und dass es außer ihnen eine bedeutende Masse von Bürgern gab, die jeglicher Rechte beraubt waren«. Schließlich habe es noch die große Menge der Sklaven gegeben. Die Athener Demokratie, sagte der Revolutionsführer, erinnere ihn »sehr an die kapitalistische Demokratie heute«.

Das ihm von den Verteidigern eben dieser kapitalistischen »Demokratie« verpasste Etikett des »Diktators« wurde ihm auch dann noch angehängt, als er sich im August 2006 infolge einer schweren Erkrankung von allen Staats- und Regierungsämtern zurückzog und eine Gruppe von sieben Personen Fidel Castros Ämter und Funktionen übernahm. Als US-Präsident George W. Bush und konterrevolutionäre Organisationen die Kubaner daraufhin zu »militärischen oder zivilen Erhebungen« aufforderten, um die Regierung zu stürzen, erklärte der schwerkranke Fidel Castro in einer kurzen Botschaft an das Volk Kubas und die Freunde auf der Welt: »Das Land ist auf seine Verteidigung durch die Revolutionären Armeestreitkräfte und das Volk vorbereitet.«

Tatsächlich konnten die mächtigen Feinde weder mit Waffen noch mit Lügen etwas gegen das Bewusstsein und die Widerstandskraft der Mehrheit des kubanischen Volkes ausrichten. Die rund elf Millionen Kubaner erwiesen sich als stärker als die Millionäre, die zwar weiterhin in Washington und in den Spitzen der multinationalen Konzerne, dank Fidel aber nicht mehr im sozialistischen Kuba das Sagen haben. Fidel Castro hat die Mächtigen der Welt immer gestört und ihre Pläne oft genug durchkreuzt, in Kuba, in Lateinamerika wie auf dem restlichen Globus, wo er zum Symbol dafür wurde, dass eine andere Welt möglich ist.

Als Revolutionsführer hat Fidel Castro zunächst nur die Geschichte Kubas verändert. Er hat die Vergnügungsinsel, die bis dahin den Reichen als Bordell und Spielcasino diente, in einen selbstbewussten Akteur der Weltpolitik verwandelt. Das Ende der Apartheid in Südafrika wurde 1975 mit der von Fidel angeordneten und nach einer aufständischen Sklavin benannten »Operation Carlota« und dem Einsatz kubanischer Soldaten in Angola eingeleitet. Zahlreiche Kubaner haben ihr Leben im Krieg gegen das Rassistenregime geopfert. Außer bei der weißen »Herrenrasse«, die wie der Diktator Batista in Kuba durch die von Fidel geführte Revolution ihre Macht einbüßte, wird sein Name auf dem Kontinent überall mit Respekt und Dankbarkeit genannt.

Der Comandante en Jefe hat die Bewegung der Blockfreien ebenso inspiriert wie später den Integrationsprozess Lateinamerikas. Gemeinsam mit dem 2013 verstorbenen venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez entwickelte Fidel Castro das Konzept der vor zwölf Jahren gegründeten »Bolivarianischen Allianz für die Völker unseres Amerikas« (ALBA), eines lateinamerikanischen Staatenbundes, der eine soziale Verpflichtung des Handels, Zusammenarbeit in den Bereichen Gesundheit und Bildung, den Aufbau eines solidarischen Bank- und Finanzsystems, industrielle Kooperationen sowie Projekte im Kommunikations- und Medienbereich zum Ziel hat. Der Gründung der ALBA folgte im Februar 2010 – ebenfalls auf ein Konzept Fidel Castros zurückgehend – die Konstituierung der »Lateinamerikanischen und Karibischen Staatengemeinschaft« (CELAC). Diese Organisation – eine Alternative zur 1948 von den USA initiierten und dominierten OAS – besteht aus allen 33 Mitgliedsländern Lateinamerikas und der Karibik. Erstmals blieben die nicht dazugehörenden Staaten USA und Kanada außen vor. Ein gewaltiger Schritt für den Integrationsprozess Lateinamerikas und ein weiterer Erfolg des Comandante en Jefe.

Waffen gegen den Tod



In seinen letzten Lebensjahren warnte Fidel ­Castro zunehmend vor einer globalen Katastrophe: »Ich glaube, dass die Menschheit heutzutage in realer und wirklicher Gefahr des Aussterbens schwebt«, sagte er im November 2005 vor Studenten der Universität von Havanna. Er wiederholte seine Warnung auch in den Folgejahren, wie etwa auf dem VI. Parteitag der Kommunistischen Partei Kubas im April 2016, und begründete sie mit der »zerstörerischen Macht der modernen Waffen«, den begrenzten Ressourcen von Trinkwasser und der zunehmenden Ungleichheit in der Welt. Kuba, so hatte Fidel bereits 2005 erklärt, habe sich nie mit der Produktion von Atomwaffen beschäftigt. Dies wohl auch, weil man nach der sogenannten Kuba-Krise 1962 zu der Erkenntnis gelangt war, dass das Land derartige Waffen nicht brauche. »Wir widmen unsere Ressourcen«, so sagte Fidel weiter, der Entwicklung von »Waffen, um den Tod zu bekämpfen, um AIDS zu bekämpfen, um Krankheiten zu bekämpfen, um Krebs zu bekämpfen«. Trotz anhaltender Blockade durch die USA und aller eigenen Schwierigkeiten engagiert sich die sozialistische Insel nach dem von Fidel Castro formulierten Motto »Wir geben nicht nur das, was wir übrig haben, sondern wir teilen, was wir haben. Das ist der Humanismus, der die kubanische Gesellschaft prägt.«

Viele Projekte wurden von Fidel Castro selbst initiiert. So behandeln zum Beispiel Zehntausende kubanische Mediziner Menschen in mehr als sechzig Ländern und den ärmsten Regionen der Welt. Durch das kubanische Hilfsprogramm »Misión Milagro« wurden Millionen vor dem Erblinden bewahrt, Zigtausende Kranke nach Kuba geflogen und dort kostenlos behandelt. Havanna fördert die Ausbildung ausländischer Ärzte und Spezialisten im Gesundheitswesen. Junge Menschen aus armen Ländern und Staaten, in denen ein Medizinstudium vor allem den Angehörigen der Oberschicht vorbehalten ist, erhalten in der am 15. November 1999 auf Initiative Fidel ­Castros gegründeten Lateinamerikanischen Hochschule für Medizin (ELAM) Studienplätze und Stipendien.

Nach Ausbruch der Ebola-Epidemie in Westafrika starrte die wohlhabende »westliche Staatengemeinschaft« noch wie das Kaninchen auf die Schlange, als Havanna bereits Hunderte freiwillige Helfer in die Region geschickt hatte. Auch die Geißel des Analphabetismus wurde dank Kubas Hilfe erfolgreich bekämpft. Mit dem Programm »Yo sí puedo« (Ja, ich kann es) lernten Millionen Menschen in aller Welt Lesen und Schreiben. »Wir besitzen eine andere Art von Atomwaffe«, hatte Fidel den Kubanern stets in Erinnerung gerufen und dabei auf »die Kraft der Solidarität und der Ideen« verwiesen. Vor den Studenten in Havanna forderte er im Jahr 2005 – nach seiner Warnung vor den globalen Gefahren – eine »Ideenschlacht auf Weltebene«. Und er prophezeite selbstbewusst: »Die Ideen werden siegen!«

Den Prinzipien treu




Als Ausdruck dieser Überzeugung wandte ­Fidel Castro sich, obwohl er die von ihm immer geforderte Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen Havanna und Washington ausdrücklich begrüßte, Anfang des Jahres entschieden gegen jeden Versuch, die kubanische Jugend von den Zielen der Revolution abzubringen. US-Präsident Barack Obama hatte im März während seiner Rede im Großen Theater von Havanna mit – wie Fidel es nannte – »honigsüßen Worten« die Kubaner unter anderem dazu aufgefordert, ihre Vergangenheit zu vergessen. Bei diesen Worten, so der Comandante, lief »jeder von uns Gefahr, einen Herzinfarkt zu bekommen«. Er wolle dem US-Präsidenten einen »bescheidenen Vorschlag« unterbreiten, schrieb Fidel und empfahl Obama, »dass er reflektiert und nicht versucht, Theorien über die kubanische Politik zu entwickeln«.

Einen Monat später hielt Fidel Castro auf dem VII. Kongress der Kommunistischen Partei Kubas seine letzte Rede, die im kubanischen Fernsehen übertragen wurde. »Vielleicht ist es das letzte Mal, das ich in diesem Saal spreche«, erklärte er vor rund 1.000 bewegten Delegierten. Den Menschen im ganzen Land und Kubas Freunden in aller Welt stockte der Atem. Fidel Castro sprach ruhig, ernst und ohne Wehmut. »Bald wird es mir ergehen wie allen anderen. Alle kommen wir an die Reihe, aber die Ideen der kubanischen Kommunisten bleiben«, sagte er. Trotz dieser Worte sprach aus Fidels Rede der Optimismus des lebenslangen Kämpfers, der von der Kraft der Ideen überzeugt ist, die sich entfaltet, wenn diese zur kollektiven Gegenwehr führen.

Fidel Castro hat mit seinem Leben ein Beispiel dafür gegeben, dass es den Menschen möglich ist, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und die Welt nach eigenen Vorstellungen zu verändern und zu gestalten. Er hat sich dessen nie gerühmt. »Wenn es ein Verdienst geben kann«, sagte er im Gespräch mit Ramonet, auf sein mögliches Ende hinweisend, »dann liegt es in der Tatsache, beständig gewesen zu sein in der Treue zu den Ideen und Prinzipien.« Den Comandante en Jefe zu ehren heißt, seinen Kampf für eine andere, eine bessere Welt noch entschiedener und unermüdlicher weiterzuführen. Doch der Respekt vor Fidels Größe gebietet es auch, für einen kurzen Moment innezuhalten, sich vor seinem Beispiel zu verneigen und gemeinsam mit dem Volk Kubas zu versprechen: »¡Hasta Siempre, Comandante!« 

Sonntag, 27. November 2016

Ein Hoch auf den legendären T-34

Zum kürzlich veröffentlichten Thema „Der legendäre T-34“ schrieb mir ein User folgende Mail:
Hallo Harry!
Mit dem Panzer T-34 fasst Du … ein derart heißes Eisen an,
dass ich Dich für Deinen Mut bewundere!

Mein Vater, der im Krieg in Russland war, berichtete, dass die T-34 zu
'Walzen' pflegten, also die Soldaten in ihren Löchern totquetschten. Ob
sie das von sich aus taten, oder auf Befehl handelten, sei mal
dahingestellt, aber Du bedauerst immer nur die Panzerbesatzungen.
Es ist schon grausam, zu was Menschen in der Lage sind, vor allem, wenn
sie 'Waffen' zur Verfügung haben, die sich wiederum Menschen
'ausdenken', um andere Menschen zu vernichten!

Aus diesem Grunde sollte der T-34 nicht 'blankgeputzt' und
'schönrestauriert' ausgestellt werden, sondern als Mahnmal dafür dienen,
dass so etwas nie wieder stattfinden darf, mit allem Blut und Dreck im
Inneren und Äußeren des Panzers, um den Betrachtern nachdrücklich vor
Augen zu führen, was man mit solch einem Ding Grausames anrichten kann!
Antwort von Harry:
Zunächst: Gott sei Dank, dass es solch „grausames Zeug“ gab, sonst hätte die Welt die braune Pest heute noch am Arsch. Volle Übereinstimmung bei Mahnung. Das hat wohl drei Aspekte: 1. Die Verursacher von Kriegen und neuen Osterweiterungen fest im Auge zu behalten. 2. Verbrecher kann man weder mit Gebeten noch mit Lichterketten zur Vernunft bringen. 3. Wenn lahmgewordene Lämmer unterm Volk nicht aufwachen, ist den Leuten, die „eine neue Verantwortung für die Sicherheit“ glauben anstreben zu müssen, freie Hand gegeben.
Außerdem: Ein Mahnmahl sollte schon gepflegt werden, eben für die nachdenkliche und handelnde Nachwelt.

Gruß von Harry

Donnerstag, 24. November 2016

Nochmals: Trump, von Rainer Rupp

Entnommen: http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=23315



Nach der US-Präsidentschaftswahl


Donald Trump zu verhindern, wäre für die USA der Weg in die
Katastrophe


Von Rainer Rupp

Noch gibt es keinen neuen US-Präsidenten Trump. Die amerikanischen Bürger haben mit ihrer Stimme lediglich über die Wahlmänner entschieden. Nun fordern Demonstranten in den USA, dass die Wahlmänner am 19. Dezember Trump ihre Stimmen verweigern. Ein realistisches Szenario? Am Donnerstag, dem 10. November 2016, einen Tag nachdem Donald Trump – absolut konform mit dem US-Wahlrecht – den Sieg davon getragen hat, wurden in einigen deutschen Tageszeitungen bereits Überlegungen angestellt, wie man dem angeblichen „Lügner“, „Rassisten“, „Fremdenfeind“ und „Frauenhasser“ mit windigen Verfahrenstricks doch noch den Sieg stehlen könnte.

Als fadenscheinige Rechtfertigung für diese Überlegungen dienten die anhaltenden Proteste Zig-Tausender, meist junger Clinton-Anhänger, die sich selbst derart „links und progressiv“ dünken, dass sie lieber eine mehrfache Kriegsverbrecherin im Weißen Haus sehen als einen grabschenden Macho, der die US-Truppen aus dem Ausland zurückziehen will.

Laut der US-Wirtschaftsnachrichtenagentur „Bloomberg“ zeigen die landesweiten Demonstrationen "die tiefe Spaltung“ der Vereinigten Staaten. Polizeiangaben zufolge verliefen die Proteste größtenteils friedlich obwohl viele ins Netz gestellten Videos etwas anderes aussagen (z.B. hier und hier).

Von den Städten New England bis ins Landesinnere nach Kansas City und entlang der Westküste trugen viele Tausende von Demonstranten Anti-Trump Flaggen und Plakate: Sie blockierten den Verkehr und erklärten, dass sie sich weigerten, Trumps Sieg zu akzeptieren. Dabei waren die Trump-Hotels in den größeren Städten der magische Anziehungspunkt für die Proteste.

"Keine rassistischen USA, keinen Trump, keinen KKK."

In Manhattan versammelten sich etwa 1.000 Menschen vor dem Trump Tower auf der Fifth Avenue. Die Polizei hatte Barrikaden installiert, um die Demonstranten vor der Erstürmung aufzuhalten. Auch in Washington DC marschierten Demonstranten vor das dortige Trump International Hotel. Viele riefen: "Keine rassistischen USA, keinen Trump, keinen KKK."

In Chicago versammelten sich nach einer Sportveranstaltung Tausende auf der Straße vor dem Trump-Tower und skandierten: "Nicht mein Präsident!" Ähnliche Bilder gab es in Philadelphia. Hier jedoch demonstrierten Anhänger von Senator Bernie Sanders sowohl gegen Clinton als auch Trump.

Bernie Sanders war von Hillary gemeinsam mit dem Demokratischen Wahlausschuss mit miesen Tricks aus dem Rennen geworfen worden. In Boston forderte die Menge den „Rassisten“ Trump anzuklagen, ohne jedoch stichhaltige Gründe dafür anzugeben. Auch verlangten sie das System des „Wahl-Kollegiums" abzuschaffen.

Allerdings waren die Demonstrationen in Minnesota, in Des Moines, in Dallas, Portland, San Francisco und Los Angeles mit jeweils nur wenigen hundert Teilnehmern, meist Studenten, weitaus weniger eindrucksvoll.

Vor dem oben geschilderten Hintergrund sind die aktuell in den Medien diskutierten Kommentare über die Möglichkeit einer Farbenrevolution gegen die Trump-Präsidentschaft pures Wunschdenken. Das geht zumeist von hyperaktiven, „links“ angehauchten Aktivisten im Internet aus und entbehrt jedweder realen Grundlage. Nichts anderes als ein feuchter Traum ist auch die bei den Protesten in New York und anderen Städten aufgestellte Forderung, dass die Wahlmänner sich gegen Trump entscheiden sollten. Es ist diese Forderung, die jedoch in einigen deutschen Medien aufgegriffen und ausgewälzt wurde.

Wahlmännern „nur ihrem Gewissen verpflichtet“

So klagt „Die Welt“ in ihrer Ausgabe vom z.B. „Clintons Niederlage ist so bitter“, um dann anzumerken, dass – obwohl „Trump die entscheidende Mehrheit“ an Wahlmännern habe, „ein Großteil von denen nur ihrem Gewissen verpflichtet“ sei.

Tatsächlich findet die eigentliche Wahl erst am 19. Dezember durch die 538 Wahlmänner statt – geheim. Die Verkündung, wer tatsächlich der neue Präsident ist, erfolgt erst im Januar. In einem Anflug schierer Verzweiflung hofft das Springer-Blatt, dass, die Wahlmänner bis zur Entscheidung im Dezember noch „viel Zeit“ haben, um ihr Gewissen über Trump zu erforschen und ihn nicht zum Präsidenten machen.

Die freie Entscheidungsmöglichkeit der Wahlmänner gilt jedoch nur in knapp der Hälfte der US-Bundesstaaten. In 26 davon plus Washington DC sind die Wahlmänner gesetzlich verpflichtet, ihre Stimme dem Wahlsieger in ihrem jeweiligen Bundesstaat zu geben.

In der Geschichte der US-Demokratie haben Wahlmänner bisher nur extrem selten, und auch nur in Einzelfällen, von ihrer Entscheidungsfreiheit Gebrauch gemacht. Nach dem vorläufigen Endergebnis, an dem sich nichts mehr ändern wird, hat Donald Trump 289 Wahlmänner und Hillary Clinton 218. Um Präsident zu werden, braucht es 270.

Es ist gewagt, auf eine Massenflucht aus dem Lager der republikanischen Wahlmänner zu Clinton zu spekulieren. Allerdings hat ein demokratischer Wahlmann bereits öffentlich angekündigt, seine Stimme nicht für Hillary abzugeben.

Votum der Wahlmänner gegen Trump wäre gigantischer Wahlbetrug

Man kann den Amerikanern auf gar keinen Fall ein Szenario wünschen, in dem die Wahlmänner nicht Trump zum Präsidenten krönen. Für die Trump-Wähler, also für über 50 Millionen Menschen, käme dies einem gigantischen Wahlbetrug gleich. Und das würde in der gegenwärtig stark polarisierten, gesellschaftlichen Lage „Blut in den Straßen“ bedeuten.

Es gehört zum amerikanischen Selbstverständnis, dass man die Demokratie gegen die Herrschenden in Washington notfalls mit der Waffe in der Hand verteidigen muss. Und dazu haben sich in den letzten Jahren immer mehr Menschen bereit erklärt und entsprechend vorbereitet.

Zugleich gehört ein sehr großer Teil der Ordnungskräfte, das einfache Personal von Polizei und Nationalgarde, zu den Trumpwählern. Donald Trump jetzt noch zu verhindern, wäre für die USA der Weg in die Katastrophe.


Mit freundlicher Genehmigung übernommen von RT Deutsch – Erstveröffentlichung am 11.11.2016

Siehe in dieser Ausgabe der NRhZ auch:

Perspektiven mit US-Präsident Trump
Obama-Ära überwinden
Von Luz María De Stéfano Zuloaga de Lenkait
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=23312





Montag, 21. November 2016

Die Maskenträgerin




Maskeradengesellschaft



Diese Charakterisierung der Kanzlerin Angela Merkel kann treffender nicht sein: Eine brillante Taktikerin hinter der Maske volkstümlicher Einfalt. Eine ideale Fassade für die Geldverdiener hinter der Politik. Eine einfältig lächelnde Maschine, die heute den Völkern der Europäischen Union ein Schrecken ist und der Mehrheit der deutschen Wähler ein schädliches Schlafmittel. Wandlung von einer angepassten DDR-Bürgerin zu einer anpassenden Machthaberin. (siehe http://www.rationalgalerie.de/home/angela-for-ever.html )

Sind Inhalte nicht mehr gefragt?  Triumphieren Oberflächlichkeit, Belanglosigkeiten. Substanzloses Gerede wie Freiheit, Demokratie, Verantwortung in der Welt übernehmen - alles eingängige aber hohle Worte? Ohne Maskierungen hat das Kapital keine Chance. Es braucht die Täuschung, die Schminke. Doch man könne den Hintern schminken wie man will, es wird kein ordentliches Gesicht daraus, so zitiert Kurt Tucholsky in „Schloß Gripsholm“ seinen Freund Karlchen.
H.P.







Samstag, 19. November 2016

Eine IRRENHAUS-ROMANZE

Das neueste Buch von Karl - Heinz Otto

Karl-Heinz Otto, der Verfasser der Autobiografie mit dem Titel „IKARUS“ (siehe Buchrezension in meinem Blog), hat ein neues Buch geschrieben. Der verführerische Titel: „Eine Irrenhausromanze und andere unglaubliche wahre irre Geschichten“. Eine auf authentischen Erlebnissen beruhende irre Erzählung einer Liebe, der Sehnsucht nach tiefer Menschlichkeit, des Ringens eines sehr sensiblen jungen Menschen um seinen Platz im gesellschaftlichen Gefüge.



Hier ein Ausschnitt aus dem Klappentext:

Nach dem Abitur im Münchhausenschloss Windischleuba träumt Andreas davon, Architekt zu werden. Doch es kam alles anders.
Bei einem Gruppenbesäufnis gerät er in ein Delirium. Sein angeblicher Freund Winkelmann nutzt Andreas` prekäre Lage und denunziert ihn als Schizophrenen, sodass er sich in der geschlossenen Station der psychiatrischen Klinik Sonnenhof wiederfindet.
(…)
Eine die Herzen berührende Romanze und außergewöhnliche Liebesgeschichte, die unter die Haut geht …

Impressum:
1. Auflage 2016, Karl-Heinz Otto, Edition Märkische Reisebilder, Vertrieb: FON & FAX; 0331 270 17 87, E-Mail: ISBN 978-3-934232-95-2




Freitag, 18. November 2016

Reisebilder von Userin J.D.

(I) Reisebilder der J.D.


(Eine Userin berichtet)

Ostsee

Bin nun von der Ostsee wieder zurück und habe die Natur, das Meer so richtig genossen. Die Stadt und das Kurviertel haben sich weiter verändert, nur nicht positiv. Es wurden viele neue Ferienvillen gebaut, Natur zerstört und alte Kurvillen werden schließen. Jetzt wird auch noch ein 12-geschossiger Hotelbau hochgezogen – fürchterlich - aber das viele Geld der Investoren muss ja untergebracht werden, egal wie, das ist ja auch aus anderen Ländern bekannt. Ich war auch das erstemal im Museum in Peenemünde, das wirst Du sicher kennen. U.a. war aus den Biografien einiger SS- Leute ersichtlich, dass sie zu lebenslanger Haft verurteilt wurden und nach schon vier Jahren wieder freikamen und in hohe Ämter eingesetzt wurden, aber das war uns ja auch bekannt. Was soll man zur gegenwärtigen Situation sagen. Die Sünden des Raubkapitalismus schlagen nun zurück.



Irland


Seit einigen Tagen bin ich nun schon aus Irland zurück und es war eine sehr schöne, informative und erlebnisreiche Reise. Wir sind von Dublin nach Dublin über die ganze Insel 2000 km gefahren. Das Land ist sehr sehr grün. viele Torflandschaften, auf denen ca. 10 Mio Schafe ohne Ställe weiden, aber auch viele Rinderherden, da es wegen des Golfstroms im Winter keine Minusgrade gibt. Man konnte weit ins Land schauen und im Hintergrund auch viele Berge und bis zu ca. 100 m abfallende Berge zum Meer.

Irland ist ein überschaubares Land mit 4,5 Mio Einwohnern und hat 800 Jahre eine englische Kolonialzeit übelster Art erlebt. Riesige
Waldflächen wurden gerodet und nicht wieder aufgeforstet. Die Menschen wurden wegen geringster Vergehen zu jahrelanger Zwangsarbeit verurteil. Der herrschende englische Adel hat sich riese Burgen und Schlösser bauen lassen. Die Konflikte gehen bis in die Neuzeit und die Probleme sind durch gegenseitige Kompromisse zwischen Nordirland und Irland seit einigen Jahren z.T. befriedet. Unter der Bankenkrise 2008 hat Irland eine mächtige Talfahrt gemacht. Trotz Erhöhung der Steuern (Mwst. 23 %, Alkoholsteuer 50 %) Senkung der Löhne und Erhöhung der Preise. So hat sich das Land wirtschaftlich immer noch nicht richtig erholt. Monatlich verlassen Tausende junge Iren die Heimat weil sie keine Arbeitfinden. Das merkt man auch an vielen leerstehenden Wohnungen und Häuser. Trotzdem habe ich den Eindruck, dass die Menschen zufriedener als bei uns sind. Ich glaube, dass sie ihr Geld nicht für Firlefanz ausgeben, sondern lieber in den Pub gehen, um sich zu erfreuen. Durch die internationalen Ketten ist natürlich auch ein Überangebot vorhanden. Trotzdem ist alles solider als bei uns, was mir sehr gefällt.

Nun zu einigen Highlights: Besuch einer Tropfsteinhöhle, Theaterbesuch (nationales Volkskunstensemble), Schifffahrt, Bootsfahrt mit ganz naher Sicht eines Delphins, Windhundrennen, Pubbesuch, Besuch von Schlössern und Burgen, Übernachtung in einem Schloß voller Plüsch, Kutschfahrt, Kurzbesuche in vielen Städten. Besichtigung eines Schiffes in Kork mit dem 1,5 Mio Iren vor der Hungersnot (fünf Mio Iren sind verhungert)1845 bis 1850 (Kartoffelpest) unter unvorstellbaren Bedingungen nach New York geflohen sind. Auch der Urgroßvater von Kennedey. Dort hat die Familie ein Memorial entstehen lassen. Von bisherigen 44 US-Präsident haben 32 irische Wurzeln. Dieser Besuch war für mich und die anderen sehr emotional.

Krim

Historisch gesehen gehörte die Krim über 200 Jahre zu Russland. Chruschtschow hat 1954 aus ökonomischen Erwägungen ohne die notwendige Zustimmung des obersten Sowjets in Moskau und Kiew, sondern nur mit Zustimmung der Präsidien, die dazu nicht legitimiert waren, die Krim der Ukraine gegeben. Was heißt Verstoß gegen das Völkerrecht? Das erfolgt insbesondere durch die USA, ohne dass das Land bedroht wird und wurde. Hinterlassen wird bei den Einmischungen nur politischer und ökonomischer Ruin. Auf dem Maidan waren 82% der Bevölkerung nicht beteiligt und die Demonstranten teilweise mit Rechtsextremisten durchsetzt, die mit Milliarden Dollar von außen unterstützt wurden. Russland wird permanent bedroht und zum Hauptfeind erklärt. Überall werden Stützpunkte installiert, bei der Polen und die baltischen Länder auch eine unrühmliche Rolle spielen neben anderen Konflikten im Süden. Auf der Krim leben ca. 60 % Russen, 25 % Ukrainer. Bei dem Referendum betrug die Wahlbeteiligung 83,1 %, 96,77 % haben sich für den Anschluß an Russland entschieden. Das passt natürlich nicht ins Konzept und wird daher nicht akzeptiert. Auf der Krim hat Russland einen wichtigen strategischen Stützpunkt in Sewastopol mit der Schwarzmeerflotte. Der Pachtvertrag für Sewastopol wäre 2017 ausgelaufen. Der wäre von der Ukraine sicherlich nicht verlängert worden. Auch aus dieser Sicht hatte Russland keine andere Wahl. Nun geht das Theater gegen die Krim mit üblen Verdächtigungrn wieder los.
Die Olympiade war ja auch ein gutes Podium, um Russland den schwarzen Peter zuzuschieben, hinter dem sich die anderen Popingländer verstecken können. Irritation traten schon vage auf bei manchen Fabelzeiten der Schwimmer. Die olympische Idee ist sowieso verkommen, 10 % aller Länder haben nur eine Chance, eine Medaill zu gewinnwn, die teilen sich die reichen Länder auf, die übrigen durften nur Zaungäste sein, Olympia sollte man abschaffen , so viel Korruption, Vergäudung von materiellen und finanziellen Mitteln. 80.000 Sicherheitskräfte mussten die Eröffnungfeier absichern, doppelt soviel Kosten wie in London. Es gerät alles immer mehr in Schieflage...

Weimar



Kürzlich war ich in Weimar, es zieht mich immer mal wieder in diese Stadt der Klassik, der Dichter und Denker, mich, eine Bewunderin Goethes. Offen war für mich noch der Besuch der Anna Amalia Bibliothek, wo nach dem Brand von 2004 unwiederbringliches zerstört wurde. Noch immer warten 60.000 Bücher auf seine Restauration, verteilt auf viele Länder. 56.000 Bücher und Grafiken haben Ruß- und Rauchschäden, 37.000 Bücher Wasser- und Hitzeschäden, 25.000 Aschebücher, 50.000 Bücher Verlust (u.a.ein besonderes, aus dem 8. Jahrhundert, 28.000 Bücher sind unversehrt geblieben. Besuch des Sommerschlosses Tieffurt von Anna Amalia, wo auch Goethe oft weilte, aber ansonsten nichts besonderes. Wir wollten auch das Sommertheater besuchen, fiel aber wegen Regen aus. Besuch des Historischen Friedhofs, der Grabstääte der Fam. Goethe, wo u.a. seine Schwiegertochter und seine drei Enkel begraben sind. Die Grabstätte ist in einem beschämenden Zustand. Man hat nicht mal das wenige Geld, um diese zu pflegen, geschweige zu restaurieren. Armes Kulturland Deutschland, ansonsten sprudeln nur so die Milliarden. Die Grabstätte seiner Frau Christiane Vulpius ist auf einem anderen Friedhof, völlig unbedeutend mit Efeu bewachsen und einem kleinen Gedenkstein-stein. Interessant ist die Sonderausstellung im Weimarer Stadtmuseum zur Bildung der Weimarer Republik und seiner Verfassung, mit originalen Tonaufnahmen und vielen Fotos und Dokumenten. Die kommunistische Partei hat dies nicht mitgetragen aber es wird natürlich nicht das Warum erwähnt, das ist eben die "objektive" Geschichtsschreibung. Außerdem besichtigten wir eine Ausstellung über die bekannte Uhrenproduktion in Weimar mit 2000 Mitarbeitern zu DDR - Zeiten und einer üblen Abwicklung (nach Aussage einer Museumsmitarbeiterin) 1990.
Nach meinem letzten Besuch haben sich die Shopping- und Gastronomiemeile weiter vergrößert und die Eintrittspreise für Kulturstätten erhöht. So ist das eben!

Bulgarien



Ich habe an der Friedensdemo in Berlin teilgenommen, Du hast ja darüber auch geschrieben. Es macht etwas Zuversicht, dass die Menschen so langsam verstehen wohin der Hase läuft.

Nun zu Bulgarien: Es war eine Reisegruppe von Mitgliedern und Sympathiesanten der GBM und hervorragend vorbereitet und organisiert.
Ich bin als Neuling dort sehr gut aufgenommen worden und habe mal wieder echten Gemeinschaftsgeist empfunden.

Bulgarien ist mit ca. 7.5 Mio Einwohnern ein Agrarland. Die Wende 1989 wurde so vollzogen, dass die LPG ´s aufgelöst wurden und den
Bauern ihr privates Land zurückgegeben wurde, sie aber keine Maschinen hatten. So mussten sie wieder mit Pferd und Pflug anfangen und
es gab sehr große Probleme. So standen die Bauern unter großem Druck und haben an in- und ausländische Pächtern mit schlechten Konditionen ihr Land abgetreten. Ausländische Investoren kamen dann, um sich die Rosinen aus dem Kuchen zu picken. Es wird auch Monokultur betrieben und hauptsächlich sollen Mais und Sonnenblumen angebaut werden. Getreide hat auf dem Weltmarkt einen niedrigen Preis. Die Ackerflächen machten aber einen guten Eindruck. Handelsketten wie Kaufland oder Lidl sieht man kaum. Auf der Autobahn kommen alle 100 m mal ein PKW oder auch mal ein LKW.

Die Dörfer machen einen traurigen Eindruck. Viele verlassene und in schlechtem Zustand befindliche Häuser, weil es keine kaum nennenswerte Arbeitsangebote gibt. Die Arbeitslosigkeit beträgt ca. 30 Prozent. Die Gebiete am Schwarzen Meer setzen auf Tourismus als notwendige Einnahmequelle und haben durch die Probleme in der Türkei wieder mehr Zuspruch. Am Goldstrand haben ausländische Investoren die alten Hotels abgerissen und riesige Klopper hingebaut und Ballermann, ähnlich wie Mallorca das gemacht hat. Am Strand steht ein Eifelturm! Die Bulgaren setzen alles daran, um die Urlauber zufrieden zu stellen was ich mit Unwohlsein empfand. Ein überreichliches Essenangebot, Getränke, alles was das Herz begehrt (all inclusive) für wenig Geld. Eine sehr umsichtige und gute Bedienung, verbunden mit viel Freundlichkeit. Die Löhne sind niedrig, 1.200 EU ist schon ein Spitzenverdienst. Ja es ist immer wieder das gleiche kapitalistische Strategiespiel: Ausbeuten, verdrängen und Maximalprofit erzielen.



Russland


Hallo Harry, ich sende Dir hiermit ein paar Informationen zu Russland nach den Wahlen. Der Vortrag war gut und sehr breit angelegt, so dass ich nicht alles aufgeschrieben habe. Die Wahlen fanden am 16. September statt und die internationalen Beobachter mussten bestätigen, dass die Wahlen weit geordneter abgelaufen sind als zuvor. Leider betrug die Wahlbeteiligung nur 47,88 %, in Moskau nur 35 %. Warum, das konnte nicht klar beantwortet werden. Stärkste Partei wurde die Partei Einiges Russland mit absoluter Mehrheit von 54,2 % und 450 Abgeordneten, das beträgt einen Zuwachs von 4,9 % zu den letzten Wahlen. Zweitstärkste Partei wurde die Kommunistische Partei KPRF mit 13,3 % mit Stimmenrückgang von 5,9 % und die LDPR (liberal-demokratische Partei) mit 13,1 % und einem Zuwachs von 1,4 %. Für den Zugang zum Parlament wurde die Hürde von 7% auf 5 % gesenkt. 77 Parteien waren zugelassen. Auf überzogene Wahlpropaganda wurde weitgehend verzichtet. Die russische Gesellschaft ist noch kein ganzheitlicher Staat. Russland hat gegenwärtig einen oligarchischen Staatskapitalismus. Es besteht Abhängigkeit von den Banken und dem Finanzkapital. Die Schere zwischen Arm und Reich ist gross, 10 % besitzen 90 % des Reichtums wie fast überall. Die eigene Industrie ist noch unterentwickelt, aber das Land besitzt noch große Naturreichtümer (Bodenschätze u.a.). Das ist natürich dem Westen ein Dorn im Auge, um nach ihren Vorstellungen diese auszubeuten. Das ist auch der wesentlichste Grund der Hetzkampagnen. Die Sanktionen haben auch ihre negativen Auswirkungen und schon wieder schreit man nach neuen Sanktionen.

Wie wird es weitergehen ? Wie wird der neue amerikanische Präsident sich zu Russland stellen ? Nun, wir werden abwarten.

Viele Grüße von J.D.






Dienstag, 15. November 2016

Der legendäre T-34, von ALEX

ALEX ist mein Freund. Reiner Zufall: Habe ihn per Mausklick im Internet kennengelernt. Etwas älter als ich. Mit einem ganzen Rucksack voller Erlebnisse und Erfahrungen. Ein einstiger DDR-Bürger, der sein Hirn noch voll in Gebrauch hat und – das vor allem – das Herz auf dem rechten Fleck. Mit seinem Einverständnis nehme ich gelegentlich diese oder jene Zeilen, die er mir per E-Mail sendet, in meinem Blog auf.


Seelower T-34 und die Karlshorster Panzer - Restauratoren

Lieber Harry, hier mal ein Thema, das mich persönlich sehr berührt. Vor einigen Jahren lernte ich im NVA Forum RUDY kennen, einen Ex-Spremberger NVA-Panzermann und T-34 - Fan. Weil auch ich ein Ex-Spremberger Panzerfahrer war, aber das schon 1953, nahm ich zu ihm Verbindung auf. Gemeinsame Interessen, sie drehten sich in erster Linie um die berühmten T-34, führten zu ersten persönlichen Begegnungen hier in Berlin.

Heiz-Jürgen Voss, das ist RUDY, der diesen alias - Name nach RUDY aus der polnischen Fernsehserie "Vier Panzersoldaten und ein Hund " wählte, lud mich nach Karlshorst ins Deutsch-Russische Museum ein. Dort zeigte er mir mit seinen fleißigen Helfern Daniel Friedel aus Karlshorst und Christian Rauschenbach aus Schöneweide die von ihnen in ihrer Freizeit zur Besichtigung hergerichteten Panzerfahrzeuge.

Inzwischen sind fünf Jahre vergangen und mit ihnen auch sichtbare Veränderungen an den Ausstellungs-Panzern. Vor geraumer Zeit, vor dem 70. Jahrestag des Sieges der Sowjetunion über das faschistische Deutschland, unterhielt ich mich mit Voss über den Denkmalspanzer T-34/85 links neben dem Karlshorster Museum. Er sah nicht mehr gut aus.
Am 8. Mai, dem Tag der Befreiung und am folgenden Tag des Sieges am 9. Mai 2015 sah der Panzer auf seinem Postament bereits wie ein neuer aus. Die Männer hatten ihn zu einem sehenswerten und inzwischen oft fotografierten Denkmal hergerichtet. Auch eine SU 100, das ist ein Sowjetischer Jagdpanzer, hatten die Männer so hergerichtet, dass zur Besichtigung am 9. Mai 2015 ab 10:00 Uhr bis Abends nach 20:00 Uhr die Zahl der diese Technik besichtigenden Menschen nicht enden wollte. Selbst um den nach 70 Jahren ausgebauten und verrosteten Motor als Ausstellungsexponat riss die Zahl der Interessierten nicht ab. Viele ehemalige Sowjetbürger, Russen und natürlich neugierige Deutsche betrachteten, fragten, diskutierten, staunten und bewunderten die alte Technik. Und sie anerkannten die Anstrengungen zur Erhaltung des Andenkens an die Menschen, die mit diesen Waffen bis zum Sieg gekämpft hatten.

Ich habe meine Freunde gefragt, weshalb sie sich mit diesen alten Fahrzeugen, oft verschweißten und kaum oder nur schwer zu öffnenden Panzern so abmühen. Da spiegelten die Antworten nicht vordergründig technische Interessen wider. Die hohe Achtung für die Menschen, die mit und in diese Waffen lebten, kämpften, siegten oder oft auch qualvoll starben - das Erinnern daran hat die Restauratoren motiviert.

H.J.Voss erzählte mir ,was man fühlt ,wenn man beispielsweise nach so langer Zeit noch alte, verschlissene Uniformteile mit erkennbaren Blut- und Kampfspuren findet. Oder wenn man an diesen alten Panzern auch Spuren schwerer Beschädigungen durch Beschuß findet, die dem etwas sachkundigen Betrachter klar machen, dass da kaum jemand überlebte.
Das kann ich als ehemaliger T-34/76 -Fahrer nachvollziehen.

Diese Gedanken bewegten mich, als ich bei Facebook unter der Adresse http://www.histograf.de/t34-panzer öffnen unter der Überschrift "Schau doch mal rein – T-34 geöffnet im Seelower Museum" den Text las und dort die Spuren von Heinz - Jürgen Voss und seiner Freunde bei Restaurierungsarbeiten am Seelower Panzer fand. Der soll genau so zur Besichtigung hergerichtet werden wie die in Berlin-Karlshorst hergerichteten Exponate.

Durch die Bekanntschaft mit Jürgen Voss und seinen Helfern habe ich meine Begegnung mit den von mir im September 1952 übernommenen T-34/76 mit der Fahrgestellnummer 150 148 niedergeschrieben und H.-J.Voss übergeben. Dank seiner Unterstützung und der Vermittlung durch Frau Andreewa vom Deutsch-Russischen Museum Karlshorst erfuhr ich, dass mein T-34 nach Angaben des Moskauer Panzermuseums vom Tag der Auslieferung aus dem Panzerwerk 183 in Nischni Tagil (Ural) am 9. September 1942 mit der Eisenbahn nach Wladimirskaja-Gebiet, Staion Kosterowo transportiert und dort in die 65. Panzerbrigade eingegliedert und kämpfend über Moskau bis nach Berlin gelangte. Berlin erreichte er im Bestand des 11. Korps. Auf diesem Kampfweg, der durchaus über die Seelower Höhen geführt haben kann, wurde er dreimal abgeschossen. Ich musste oft an die Besatzungen des Panzers denken. Ohne dass ich diese Menschen kannte. Es genügten schon drei Kampfspuren am Panzer, um diese Fahrzeuge ehrfürchtig zu behandeln. Ich bildete an und auf meinem T-34 junge Panzerfahrer zum Schutz der DDR aus.

Die Bewahrung dieser geschichtlichen Zeitzeugen sowohl durch den Förderverein des Museums wie auch der freiwilligen ehrenamtlichen Helfer um Heinz - Jürgen Voss erfordert viel Arbeit, Zeit, Kraft und materiellen Aufwand. Aber auch materielle Unterstützung, Gas und Sauerstoff für die Schweißarbeiten, Rostlöser und anderes wird benötigt und zumeist von den Männern selbst organisiert. Viel Freizeit, privat zu tragende Kosten und auch physische Kraftanstrengungen sind erforderlich. Nicht zu vergessen: Die Bewunderung für die Ehefrauen und für ihr Verständnis, dass sie für diese ehrenamtliche Tätigkeit ihrer Männer aufbringen.

Allerdings befremdet mich im Beitrag von HISTOGRAF, dass die so bezeichneten "Waffen des Sieges" mit Häme als eine "großsprecherische Bezeichnug" charakterisiert werden. Das ist unnötig. Es kann die lobenswerten Anstrengungen des dortigen Fördervereins sowie die ihn unterstützenden Männer um H.-J.Voss nicht schmälern. Und die mit dieser Kampftechnik errungenen Siege bei der Niederringung der faschisischen Wehrmacht bis zum endgültigen Sieg der Roten Armee in Berlin über Hitlerdeutschland schon gar nicht.

Ginge es nach mir, dann bekämen die fleißigen Männer eine Auszeichnung für ihre Arbeit, genügend Gas und Sauerstoff, Rostlöser und andere materielle Unterstützung für die Restaurierung.

Sie handeln als Soldaten für den Frieden!


Hier einige Fotos von der Kampftechnik in Karlshorst:











Zu den US-Wahlen - Dr. Alex Rosen

Was wir von den Wahlen in den USA lernen können (und müssen)

von Dr. Alex Rosen,
Kinderarzt und Vorstandsmitglied der „Intern. Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges“

Vergangenen Dienstag waren die Menschen in den USA aufgefordert, eine neue Regierung zu wählen. Zur Überraschung vieler wählten sie den Immobilienmogul und Fernsehstar Donald Trump zum Präsidenten und bescherten seiner Partei eine für die USA seltene Machtfülle mit satten Mehrheiten im Senat und dem Repräsentantenhaus. Nach allem was wir wissen, verlief die Wahl ordnungsgemäß. Wir, der Rest der Welt, müssen die Resultate dieser demokratischen Wahl akzeptieren. Wir müssen aber auch mit ihnen leben. Denn die USA sind weiterhin die einzige globale Supermacht – militärisch, politisch, wirtschaftlich, kulturell – daher kann es niemandem egal sein, wer sie regiert.

Viele von uns sind vom Wahlausgang enttäuscht, niedergeschlagen, blicken mit Sorge in die Zukunft, haben Angst. Die meisten können es immer noch nicht glauben, dass die USA, das Mutterland der modernen Demokratie, jemanden wie Donald Trump zum Präsidenten machen würden – unbeherrscht, hitzköpfig, rassistisch, ausländerfeindlich, sexistisch, politisch gänzlich unerfahren, ein Lügner, Steuerhinterzieher, ein Gewaltverherrlicher, ein Demagoge, scheinbar ohne Respekt für die Institutionen und Gepflogenheiten der US-amerikanischen Demokratie.

Ein gewisser Trost liegt in den Zahlen. Die USA haben mehr als 318 Millionen Bürgerinnen und Bürger – 231,6 davon waren letzte Woche wahlberechtigt. An der Wahl beteiligt haben sich letzten Angaben zufolge gerade einmal 131,7 Millionen, also etwa 57%. 60,5 Millionen stimmten dabei für Hillary Clinton ab, 60,1 Millionen für Donald Trump – nur knapp 400.000 Menschen weniger (Quelle: CNN, 11.11.16). Drei Dinge werden durch diese Zahlen deutlich: zum einen, dass die USA auch weiterhin ein zutiefst gespaltenes und polarisiertes Land sind, zum zweiten, dass die knapp 100 Millionen Nichtwähler die mit Abstand größte Wählergruppe bilden und zum dritten, dass Trump die Mehrheit der Menschen nicht überzeugen konnte. Doch auch wenn Hillary Clinton die Mehrheit der „popular vote“ gewinnen konnte, gelang es ihr nicht, die Mehrheit der Wahlmänner und -frauen zu erreichen und Trump die Präsidentschaft streitig zu machen. So ist das amerikanische Wahlsystem. Auch George W. Bush gewann damals auf ähnliche Art und Weise gegen Al Gore.

Doch nicht jeder ist durch Trumps Sieg erschüttert. Einige sind auch froh, dass die ausgewiesene Falken-Politikerin Hillary Clinton verhindert werden konnte. Und tatsächlich ist nicht auszumachen, wie sich die Politik der USA unter Clinton gestaltet hätte – insbesondere bei der Nahostpolitik und der Haltung gegenüber Russland, aber auch der Handelspolitik gab es gute Gründe, Hillary Clinton als Präsidenten abzulehnen. Auch wenn sie viele Werte vertritt, die wir teilen und bei Trump so bitterlich vermissen - sie war nie eine ausreichend gute Alternative. Das ist vielleicht die traurigste Wahrheit des letzten Dienstags – dass es eine Wahl zwischen zwei Übeln war und es den meisten Wählern mehr darum ging, den anderen Kandidaten zu verhindern, als den eigenen wirklich ins wichtigste politische Amt der Welt zu hieven.
Wie bedeutend dieses Amt ist, wurde uns immer wieder vor Augen geführt: Wir haben gesehen, wie ein Präsident George W. Bush sein Land und zahlreiche Verbündete kurzerhand in völkerrechtswidrige Kriege im Nahen Osten und Zentralasien gestürzt hat. Wir haben aber auch gesehen, wie ein Präsident und Friedensnobelpreisträger Barack Obama die Drohnenkriegsführung massiv ausgeweitet und außergesetzliche Exekutionen und Kriegsverbrechen in vielen Ländern verantwortet hat. Nicht von der Hand zu weisen, dass eine Präsidentin Clinton ebenfalls als außenpolitische Hasardeurin aufgefallen wäre. Wir werden es nie wissen.

Was wir nun in den kommenden vier Jahren erleben werden ist die Präsidentschaft von Donald Trump – und die macht vielen von uns Angst – eine Angst, die vor allem dadurch verstärkt wird, dass das Phänomen Trump nicht auf die USA begrenzt ist. Die rassistischen und ausländerfeindlichen Untertöne der Brexit-Kampagne, das Erstarken rechter Parteien in ganz Europa, insbesondere des Front National in Frankreich, aber auch ähnlicher antieuropäischer, antimuslimischer, demokratiefeindlicher Bewegungen in den Niederlanden, Polen, Ungarn, Österreich, der Schweiz, der stete Abbau der Demokratie in unseren Nachbarstaaten wie Russland, der Ukraine, der Türkei oder Israel, und nicht zuletzt die Erfolge der organisierten Rechten in Deutschland - sie alle kulminieren zu einer gefühlten Renaissance braunen Gedankenguts quer über unseren Kontinent. Insbesondere unsere eigene rechte Bewegungen – von den Identitären über die Reichsdeutschen, PEGIDA und ihre Ableger, die AfD und die immer tiefer im braunen Sumpf fischende CSU – lassen den Rechtsruck in den USA so gefährlich für uns erscheinen: Droht uns bald auch ein ähnlicher Erdrutsch der Rechten?

Um diese Frage zu beantworten, lohnt es sich, noch einmal den Blick auf die US-Wahl zu wenden. Trumps Erfolg beruht neben seinem Geschick als Entertainer und seiner Tabubrüche nämlich auch darauf, dass er brennende Themen gesehen und angesprochen hat, die von beiden Volksparteien viel zu lange ignoriert wurden - vor allem die Sorgen der „vergessenen Generation“ der arbeits- und hoffnungslosen weißen Unterschicht, die durch die Globalisierung, die Deindustrialisierung und nicht zuletzt durch die Finanzkrise ins gesellschaftliche Abseits befördert wurden. Die immer heterogener und bunter werdende US-amerikanische Gesellschaft und nicht zuletzt die Wahl eines schwarzen Präsidenten vor acht Jahren hat ihre Angst zunächst in Frust und später auch in Wut und Hass umgewandelt. Ihnen hat Trump immer wieder versprochen, Amerika wieder „zu alter Größe“ zurück zu führen („Make America great again“), ihnen „ihr Land zurückzugeben“ („Take our country back“). Auf diesen Menschen basiert sein Wahlsieg: in ihrer Mehrheit ältere weiße Männer ohne Collegeabschluss aus dem Herzland der USA. Sie versprechen sich von ihm eine Besserung ihrer Situation, sie sind nach seinem Sieg heute euphorisch und ermutigt.

Verloren und verängstigt fühlen sich heute die Millionen von Afroamerikanern, Hispanics, Moslems und generell „people of color“, auf deren Kosten Trump seinen Wahlkampf führte und die von ihm zu Außenseitern im eigenen Land gemacht wurden. Sie sind es, die in den Augen vieler Trump-Wähler ihnen „ihr“ Land weg genommen haben. Viele von ihnen fragen sich, in was für einem Land ihre Kinder nun aufwachsen werden – einem toleranten oder einem bigotten? Einem, in dem sie als gleichberechtigte BürgerInnen wahrgenommen werden oder einem, in dem ihr Leben weiterhin weniger zählt als das von weißen AmerikanerInnen? Sie sind es, die trauern, weil sie den Eindruck haben, dass durch die Wahl Trumps der Hass, die Diskriminierung und die Ausgrenzung, die sie für überwunden gehalten hatten, nun demokratisch legitimiert und institutionalisiert wurden.

Das zweite großes Thema, mit dem Trump das politische Establishment vorführte, ist die real existierende und weitgreifende Korruption des US-amerikanischen Politikbetrieb. Diese hat Trump gegen den Willen seiner eigenen Partei offen angeprangert, ebenso wie die Machenschaften der Wall Street und die verheerende Rolle der Finanzindustrie und die Auswirkungen einer ungezügelten Globalisierung auf die Lebensrealität der einfachen Menschen im Land. Wie glaubhaft diese Kritik aus dem Mund des Milliardärs Trump ist – für seine Anhänger geschenkt. Was zählt ist, dass er ein tatsächliches Problem anspricht - und einfache Lösungen verspricht. Damit hat er sich seinen Sieg gesichert. Ob er auf seine Ankündigungen tatsächlich effektive politische Taten folgen lässt ist dabei völlig offen – denn parallel zu seinen Tiraden gegen Finanzjongleure an der Wall Street hat Trump eben diesen Lockerungen und Deregulierungen versprochen. Welche seiner Versprechen er schlussendlich zu halten gedenkt wird man im kommenden Jahr sehen.

Neben diesen beiden wiederkehrenden Themen seines Wahlkampfs sind es besonders Trumps Positionen zu unseren Kernthemen, die für uns als deutsche IPPNW von Interesse sein dürften: Atomwaffen, Frieden, Energiewende, Flucht und Vertreibung. Seine Haltung zu Atomwaffen ist wechselhaft und oft widersprüchlich. Ein Donald Trump am atomaren Drücker? Für viele ein Szenario wie aus einem Horrorfilm. Einem Mann, der mitten in der Nacht über Twitter wüste Beschimpfungen über Journalisten, politische Gegner oder Schönheitsköniginnen verschickt, soll der Nuclear Football anvertraut werden? Wie nah an Mitternacht kann die Weltuntergangs-Uhr gestellt werden? Unabhängig, wer in Russland und den USA am Drücker sitzt, drängt die Zeit zur Ächtung und Abschaffung von Atomwaffen – aber mit einem Donald Trump im Weißen Haus steigt die Sorge, dass wir mit unseren Bemühungen zu spät sein könnten.

Wie sich Präsident Trump in Fragen von Krieg und Frieden verhalten wird? Seine diplomatische Unerfahrenheit und weltpolitische Naivität sorgen für Stirnrunzeln und Sorgenfalten – nicht nur in Berlin und Brüssel, sondern weltweit: Wie soll er als politischer Neuling in den zahlreichen Krisen und Konflikten rund um den Globus den Überblick behalten? Die Liste reicht von der Ostukraine über Libyen, Syrien, den Irak, Jemen, Afghanistan, den indischen Subkontinent, die koreanische Halbinsel bis ins Südchinesische Meer. In vielen dieser Konflikte stehen sich zudem Atomwaffenmächte gegenüber. Die USA sehen sich gerne als Weltpolizist, der „sanft spricht, aber einen großen Stock trägt“ („speak softly but carry a big stick“). Wie soll ein Donald Trump dieser Rolle entsprechen? Wird er mit der ungeheuren US-amerikanischen Militärmacht noch mehr Chaos und Leid verursachen als seine Vorgänger? Die Aktienkurse von Rüstungsfirmen stiegen jedenfalls nach der Wahl deutlich an – auch hier in Deutschland.

Den Klimawandel hat Trump wiederholt als Erfindung der Chinesen abgetan, die die US-amerikanische Wirtschaft schwächen soll. Fracking, Atomenergie, Kohle und Gas - und eine Rücknahme von bereits erlassenen Umweltgesetzen und Klimavereinbarungen: das könnte der Weg des Donald Trump sein, wenn man seinen Äußerungen während des Wahlkampfs Glauben schenkt. Wegweisende Schritte in Richtung einer Energiewende sind von ihm nicht zu erwarten. Der weltgrößte Kohleförderer, Peabody Energy, legte an den Börsen jedenfalls schon mal deutlich zu.
Trumps verstörender Hang zu Sozialdarwinismus und seine ausländerfeindlichen, rassistischen und verletzenden Äußerungen MigrantInnen gegenüber – sie sind Gift nicht nur für die USA, sondern auch für den gesellschaftlichen Diskurs hierzulande, insbesondere da Trump Deutschland und seine Migrationspolitik immer wieder als Negativbeispiel angeführt hat. Gefundenes Fressen für die antimuslimischen und ausländerfeindlichen Bewegungen hierzulande.

Was also können, was müssen wir als deutsche IPPNW nun tun? Sollten wir unsere Strategien und unsere Prioriäten ändern? Dieser Diskussion müssen wir uns, gemeinsam mit unseren Schwesterorganisationen und vor allem Physicians for Social Responsibility (PSR) in den USA, stellen - auch wenn es für Antworten auf diese Fragen jetzt noch zu früh ist. Trump wird erst Ende Januar im Amt sein – für die ersten 100 Tage hat eine Reihe umwälzender politischen Entscheidungen angekündigt, die das Gesicht der USA ändern sollen. Im Frühjahr 2017 können wir uns dann vermutlich ein Bild davon machen, was uns in den nächsten vier Jahren erwartet.

Was wir jedoch jetzt sofort tun können und sollten, ist dem Hass und der Ausgrenzung die Konzepte der universellen Menschlichkeit und der Ehrfurcht vor dem Leben entgegenzusetzen und die Abschaffung von Waffen beschleunigen, deren Konsequenzen wir nicht verantworten können. Und wir müssen versuchen, aus dem Wahlsieg Trumps zu lernen: Wie konnte ein politischer Außenseiter wie Trump Präsident des mächtigsten Staats der Welt werden? Welche Faktoren für seinen Wahlsieg sind für uns in Deutschland übertragbar? Wie können wir als IPPNW, als Mediziner, als Bürgerinnen und Bürger, dazu beitragen, einen gesellschaftlichen Rechtsruck wie in den USA abzuwenden? Wie können wir verhindern, dass sich auch hier in Deutschland eine „vergessene Generation“ frustrierter, abgehängter Menschen herausbildet, die Politiker wie Trump an die Macht bringen? Wie können wir helfen, den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken und innerhalb des demokratischen Systems Lösungen für die Probleme der BürgerInnen zu entwickeln, damit sie nicht den einfachen Lösungen rechter Rattenfänger hinterherlaufen?

Wir sollten uns dabei bewusst sein, dass ein wesentlicher Faktor von Trumps Erfolg die Abkehr vom faktenbasierten rationalen Diskurs war. So schwer das für uns Europäer und vor allem für uns Deutsche manchmal vorstellbar ist: Trump hat es geschafft, seinen Wahlkampf jenseits von Fakten zu führen; durch eine gefährliche Mischung aus Wahrheit, Halbwahrheit und regelrechten Lügen. Mit dieser Art von Information (oder besser Desinformation) hat er seine Gegner allesamt vorgeführt – seine MitkandidatInnen bei den Republikanern, seine Kontrahentin Clinton, JournalistInnen und KommentatorInnen.

Es ist bereits vom „postfaktischen Zeitalter“ die Rede, wo Fakten nichts mehr zählen, sondern nur noch Emotionen. Trump und seine Sprachrohre, rechte Blogs, Radio-Talkshows und Internetzeitungen, wurden nicht müde, Unwahrheiten und haarsträubende Übertreibungen zu verbreiten, Tabus zu brechen und gegen jegliche Gepflogenheit der Politik zu verstoßen - und das in einer Geschwindigkeit, mit einer Dreistigkeit und einer Vehemenz, mit der schlicht und einfach niemand mithalten konnte.
Am Ende war es egal, was er sagte und ob es stimmte oder nicht. Selbst bei leicht überprüfbaren Tatsachen scheute er sich nicht davor, laut und vor allen Augen die Unwahrheit zu verkünden. Fakten und das Überprüfen von Aussagen interessierten offenbar viele Menschen einfach nicht mehr. Mit rationalen Argumenten waren seine Anhänger ohnehin nicht mehr zu erreichen – auch weil sie durch die neuen rechten Medien komplett vom Rest der Gesellschaft abgekoppelt werden konnten.

Wir als deutsche IPPNW sollten uns dieser neuen Realität bewusst werden, denn auch in Deutschland sehen wir, dass langsam eine parallele Medienwelt entsteht und sich Menschen so aus dem gesellschaftlichen Diskurs abkoppeln. In der Debatte um Zuwanderung und Asyl erleben wir auch hierzulande, dass Fakten immer weniger zählen und dafür immer mehr mit Emotionen und Stimmungen gearbeitet wird. Wir sollten uns für diesen Diskurs wappnen, Fakten prüfen, bevor wir sie verbreiten und unsere eigenen Aussagen als IPPNW immer auf den Prüfstand stellen, um der Versuchung nicht zu erliegen, uns ebenfalls ins postfaktische Zeitalter aufzumachen und so unsere Glaubwürdigkeit als Medizinerorganisation zu verlieren.

Die kommenden Monate und Jahre werden uns einige Überraschungen bescheren. Es ist nicht auszuschließen, dass ein Präsident Trump direkt oder indirekt auch Positives bringen wird. Schon jetzt organisiert sich eine breite politische Widerstandsbewegung – die vor allem die Jugend mitreißt, die in ihrer überwiegenden Mehrheit gegen Trump gestimmt hat und eine progressivere Politik in ihrem Land wünscht – sie sind die Zukunft. Seine Ablehnung von TTIP, der angekündigte versöhnlichere Kurs gegenüber Russland, sein Vorschlag, die Rolle der USA innerhalb der NATO zurückzufahren und sich insgesamt mehr aus den Konflikten anderer Länder herauszuhalten – es liegen bei aller Unberechenbarkeit und Willkür seiner Ankündigungen auch Chancen in einer Präsidentschaft Trumps – wenn man seinen Ankündigungen jetzt schon Glauben schenken mag.

Dabei sollten wir uns nicht darüber hinwegtäuschen, dass er US-amerikanische (und seine eigenen) Interessen immer vor die der Weltgemeinschaft stellen wird. Und wir sollten diejenigen nicht vergessen, die Opfer seines Wahlkampfs wurden. Ob er es sich als Präsident leisten kann, weiterhin die Mehrheit im Land auszugrenzen und zu diffamieren und welche Auswirkungen seine Präsidentschaft auf den ohnehin brüchigen gesellschaftlichen Zusammenhalt in den USA haben wird – all das wird die Zeit zeigen. Wir sollten dabei auch die deutsche Geschichte nicht vergessen und unsere eigenen Erfahrungen mit Demagogen und Menschenfängern: Für Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie ihre Großeltern oder lesen Sie ein Geschichtsbuch.

(Dieser Beitrag von G. Giese, Strausberg, übermittelt.)


Samstag, 12. November 2016

Schockstarre

Entnommen:
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=23281



Zum Ergebnis der US-Präsidentschaftswahl


Trump versetzt Medien und Politik in Schockstarre


Von Rainer Rupp

In der Bundesregierung und den Mainstreammedien ist der Fassungslosigkeit nach dem Wahlsieg von Donald Trump der Ratlosigkeit gewichen. Einen Plan B gibt es nicht. Und am Schlimmsten ist die Vorstellung, dass die „Trump-Bewegung“ nach Europa überschwappen könnte. Nachdem am Morgen des 9. November 2016 der Sieg von Donald Trump feststand, hätte ich zu gerne die Gesichter der Chefredakteure in den Mainstreammedien gesehen. Wie sollte man sich auch verhalten, wenn man über ein ganzes Jahr jeden nichtigen Anlass dazu benutzt hatte, Trump als „Lügner, engstirnigen Rassisten, rabiaten Fremdenhasser und sexversessenen Frauenfeind“ darzustellen. Kurzum, der „unberechenbare Immobilienmogul“, dem man sogar die leichtfertige Bereitschaft zum Einsatz von Atomwaffen angedichtet hatte, war nicht nur „eine Katastrophe“ für die USA sondern auch für Europa und Deutschland. Und nun wird dieser Mann der nächste Präsident unserer mächtigen Schutzmacht USA. Ratlosigkeit hat sich breit gemacht. Das kann man an den ersten Pressekommentaren am Morgen nach der Wahl sehen, die zum ersten Mal keine negativen Bewerkungen über Trump enthalten.

Ratlos, bleich und im Vergleich zu ihrem sonstigen coolen Auftreten ziemlich nervös hat sich auch Ursula von der Leyen heute Morgen im ARD-Interview gezeigt. Die CDU-Politikerin, die im Verteidigungsministerium für deutsche und NATO-Angriffskrieg zuständig ist musste eingestehen, dass man in der Bundesregierung keinen Plan B hatte, also für den Fall, dass Clinton nicht gewinnt. Ebensowenig hatte man das in den Mainstreammedien. Alle haben – den Vorgaben aus Washington folgend - fest an ihre eigene Propaganda geglaubt.

Dem Außenseiter Trump, der sogar gegen das Establishment seiner eigenen Partei zu Felde gezogen war, hatte man keine echte Chance eingeräumt. Und nun sind sie alle in Schockstarre verfallen, einschließlich der „transatlantischen Experten“ aus dem sicherheitspolitischen Establishment. Wie soll man sich jetzt von einem Tag auf den anderen bei den neuen Leuten an den Schalthebeln in Washington einschleimen, wenn man sich zuvor nicht einmal die Mühe gegeben hatte, herauszufinden, mit wem Trump seine Regierung bilden will und welche politische Orientierung diese Leute haben?

Wie gut die Mainstreammedien in Deutschland ihren Job der Verteufelung des neu gewählten US-Präsidenten Trump getan haben, wurde Ende Oktober in einer Umfrage festgestellt. Demnach hätten hierzulande nur 4 Prozent der Befragten Trump zum Kanzler gewählt. Dabei ist Trump doch gegen die Globalisierung. Er ist gegen TTIP und gegen dessen pazifisches Pendant TPP. Auch das existierende pan-amerikanische Freihandelsabkommen NATFA hat er versprochen aufzukündigen, weil davon nicht die amerikanischen Arbeiter und kleinen Angestellten, sondern nur die transnationalen Großkonzerne profitiert haben. Er will auch wieder Zölle errichten. Diese sollen besonders solche US-amerikanischen Konzerne treffen, die US-amerikanische Arbeitsplätze weiter in Billiglohnländer exportieren, um dann ihre Produkte in den USA billigst zu verkaufen und damit die heimischen Produzenten in den Bankrott und deren Belegschaften in die Arbeitslosigkeit treiben.

Außerdem will Trump die US-Truppen aus Korea, Japan, und aus dem Mittleren Osten abziehen, und möglichst auch aus Europa. In Syrien will Trump mit Russland zusammenarbeiten und gemeinsam mit Moskau den IS bekämpfen. In der Ukraine will er sich auch mit den Russen verständigen. Letzteres würde bedeuten, dass besonders die hysterisch russophoben Regierungen in der Ukraine, Polen und in den baltischen Staaten ihren Rückhalt in Washington verlieren würden. Und spätesten dann würde auch die militärische und militärpolitische Unterstützung Deutschlands und der EU für die osteuropäischen Russenlandgegner schnell zusammenschrumpfen.

Wenn Trump seine Politik durchsetzen kann, dann würde das auch für Politiker in Deutschland und der EU, die sich bisher für eine Konfrontation mit Russland stark gemacht haben, den politischen Absturz bedeuten. Ihre Gegenspieler dagegen, die auf Verständigung mit dem Kreml gesetzt haben, bekämen neuen Rückenwind.

Bereits dieser kleine Ausschnitt aus Trumps Vorhaben zeigt, wie sehr damit die Kreise der Oligarchen und ihrer vielen Bediensteten in Regierungen, Medien und Denkfabriken durcheinander gewirbelt würden. Kein Wunder, dass bei diesen Vorstellungen selbst der sonst stets beherrscht kühl auftretende Spross aus deutschem Hochadel, Frau von der Leyen, im ARD-Interview an manchen Stellen fast ins Stammeln geriet. Und am Schlimmsten ist die Vorstellung, dass die „Trump-Bewegung“ nach Europa überschwappen könnte, wo sehr viele Menschen –nicht nur AfD-Wähler – ebenso angeekelt sind von den selbst ernannten Eliten der Oligarchen und ihrer politischen Kaste wie die US-Amerikaner.


Mit freundlicher Genehmigung übernommen von RT Deutsch – Erstveröffentlichung mit dem Titel "Trump versetzt Medien und Politik in Schockstarre: Kann Russland auf bessere Beziehungen hoffen?" am 09.11.2016

Online-Flyer Nr. 587  vom 10.11.2016






Mittwoch, 9. November 2016

Jetzt erst recht: Raus aus der NATO!


Der Krieg gewinnt die US-Wahlen


Rette sich wer kann! Raus aus der NATO!

Autor: U. Gellermann
Datum: 09. November 2016

Donald Trump hat die US-Wahlen gewonnen. Das ist kein Gewinn für die Welt. Verloren haben erneut die Völker, die auf die USA fixiert, von ihr abhängig oder ihr untertan sind. Trump steht in der Kontinuität nordamerikanischer Gewalt-Geschichte.

Mit den USA war ich einst befreundet. Wie nur ein Kind des Westens mit den USA befreundet sein konnte. Hatten sie uns nicht die Freiheit gebracht? Die Freiheit eines großen Landes mit den Weiten seiner Grassteppen, ein Land das in seinen Filmen Abenteuer ohne Ende versprach. Waren die USA nicht das Gegenteil des an die Nazis verlorenen Deutschland, ein Deutschland der zackigen Uniformen und der kurzen Prozesse? Kam nicht aus den Staaten jene Musik, die unseren Vätern ein Graus war und die mit Bill Haley und Elvis Presley jene Lässigkeit verkörperte, auf die ganze Generationen anscheinend gewartet hatten? Aus diesem Land kam mit den Jeans jene Hose, die man nie mehr bügeln musste und die doch immer gut saß. Selbst als sie mir die Freundschaft verdarben, als die riesige USA das kleine Vietnam überfallen hatte und meine Träume von amerikanischer Freiheit mit Napalm verbrannt und von Agent Orange vergiftet worden waren, selbst bei den Demonstrationen auf denen wir „USA-SA-SS“ skandierten oder „Ledernacken-Koffer-packen“, selbst da trugen wir die Parkas der US-Armee.

Immer wieder lieferten die Vereinigten Staaten von Amerika Botschafter der Hoffnung: Pete Seeger, der uns mit dem Lied „We Shall Overcome“ die Weltmusik der Bürgerrechtsbewegungen geschenkt hat. Bob Dylan, der mit „Blowin´ in the Wind“ die Friedensbewegung mit ihrem ultimativen Choral schmückte. In den Romanen von Jack London war ein Versprechen auf eine bessere, auf eine andere, eine neue Welt zu lesen. Immer noch kommen aus den USA große Filme, wird dort große Musik produziert, kann das Land große Schriftsteller ebenso hervorbringen wie großartige Computer. Aber Hoffnungen? Mag sich noch jemand an die Euphorie erinnern, mit der ein farbiger Senator aus Illinois vor Jahren einen Schimmer von Hoffnung verbreitete, als er mit seinem „Yes We Can“ die Präsidentschaft erreichte? Wenn ja, dann eher mit Beschämung, als mit Begeisterung.

Trotz einzelner großartiger Ausnahmen wie Edward Snowden: Aus den USA kommt nichts mehr, was die Welt bereichert. Im Gegenteil. Die jüngere Geschichte der USA ist eine Geschichte von imperialen Kriegen. Von Vietnam über die vielen Kriege in Lateinamerika bis zu den Drohnen und Bomben, die auf arabische Länder niedergehen. Ganz zu schweigen von dem irren Leichtsinn, mit dem täglich der Krieg mit Russland riskiert wird.

Der jetzt an sein Ende gelangte Präsidentschaftswahlkampf hat einen neuen Höhepunkt des Antiamerikanismus erzeugt. Denn beide Bewerber verkörperten durchaus die USA, eine beträchtliche Zahl amerikanischer Wähler haben sich für sie entschieden. Für den explosiven Egozentriker Donald Trump oder die Machtmaschine Hilary Clinton, für einen Mann, der unbedenklich den Einsatz von Atomwaffen erwogen hat, oder für eine Frau, die so ziemlich jeden Krieg der USA gut fand oder sogar beförderte. Und so wie eine Mehrheit der Deutschen für Angela Merkel verantwortlich ist, so ist eine Mehrheit der Amerikaner verantwortlich für Hillary Clinton die Kriegs-Pest, oder für Donald Trump die Atom-Cholera. Keine Frage: Die letzten Entscheidungen fallen in den USA im engeren Kreis des militärisch-industriellen Komplexes. Und doch haben Präsidenten Spielräume, können mehr oder weniger aggressiv sein. Diese beiden wollten nie nur spielen. Ihr Biss ist tödlich. Auch deshalb deshalb verbietet sich ein Lesen im Kaffeesatz: Wird Trump, der Gewinner der US-Wahlen, der nur scheinbare Vertreter der Unzufriedenen, eine grundsätzlich andere Politik machen als Hillary Clinton? Trump jedenfalls ist mit seinen Milliarden Dollar zufrieden.

Die Deutschen haben auf die Verhältnisse in den USA keinen Einfluss. Ihn bleibt nur die Flucht. Die Flucht aus dem Kriegsgeschirr der USA, aus der NATO-Zwangsjacke, der kranken Organisation zur Unterdrückung der Völker. Es gibt ihn: Den Artikel 13 des Nato-Vertrages. Der einen Austritt der NATO-Staaten aus der Kriegsverbrecherorganisation vorsieht. Man kann der NATO kündigen. Das wird nicht leicht sein. Es gilt eine Front von Pro-Amerikanern in Deutschland zu überwinden. Unter ihnen sind die wirklichen Kriegsgewinnler in Medien und Regierung in der Minderheit. Doch die Mehrheit hat sich einfach an die NATO gewöhnt, sie hängt noch der alten Idee einer militärischen Versicherung gegen „Russland“ an. Diese Mehrheit muss für ihre eigenen Interessen mobilisiert werden. Das wird nur gehen, wenn die erste Frage an die neuen Mitstreiter nicht lautet: Woher kommst Du? Sondern: Wohin gehen wir gemeinsam? Und die Antwort kann nur sein: Raus aus der NATO!






Dienstag, 8. November 2016

Glückwunsch zum Jahrestag

Glückwunsch zum Jahrestag des Roten Oktober

lenin-rednerHerzliche Glückwünsche zum 99. Jahrestag der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution!

Liebe Genossen und Genossinnen! Liebe Freunde!
Herzliche Grüße zum 99. Jahrestag der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution!
Der rote Oktober das ist einer dieser Wendepunkte in der Geschichte der Welt, der letztlich das Beispiel für den Kampf und den Sieg des Proletariats über die kapitalistischen Henker und Unterdrücker geworden ist. Heute ist gewiß – je weiter wir uns von diesem Ereignis entfernen, desto mehr verlieren die alten Länder der bürgerlichen Demokratie ihre gesellschaftliche Berechtigung, und umso überzeugender strahlt das revolutionäre Licht des Oktobers.
Unsere Revolution hat den Menschen deutlich gezeigt, daß sie der Arbeiterklasse die Befreiung von der Unterdrückung bringt. Welche historischen Höhen könnten wir in der Arbeit und im Kampf, in Wissenschaft und Technik, in Kultur und Kunst erreichen, die dem Menschen dienen könnten, wenn doch der Staat alles tut, um sein Potential zu schmälern.
In den heutigen Zeiten der Krise des Weltkapitalismus klopfen die Erfahrungen des Sozialismus immer stärker an unsere Türen. Der von Wladimir Iljitsch Lenin vorgezeichnete Weg hat seine Bedeutung und Aktualität keineswegs verloren. Der Sozialismus ist die Zukunft für unser Land und für die Welt. Alle Völker werden das Recht auf die Befreiung der Arbeit, auf ein würdiges Leben und auf soziale Sicherheit wieder erlangen.
Im kommenden Jahr begehen wir den 100. Jahrestag unserer Revolution. Die kommunistische Partei des Polens erinnert hiermit an die Bedeutung des großen Oktobers auch für unsere Reihen in Polen. Als Kommunisten werden wir unsere Kräfte verstärken, und wir werden gemeinsam um Triumph der Ideale des Sozialismus, des Friedens und Freundschaft zwischen Völkern kämpfen.
Viel Gesundheit, Ausdauer und Erfolg in unserem weiteren Kampfes für den Sozialismus!
Serdeczne pozdrowienia w dniu 99 rocznicy Wielkiej Socjalistycznej Rewolucji Październikowej!
Towarzysze i Towarzyszki ! Drodzy Przyjaciele!
Serdeczne pozdrowienia w dniu 99 rocznicy Wielkiej Socjalistycznej Rewolucji Październikowej!
Czerwony Październik to jeden z tych przełomowych momentów w historii świata, który ostatecznie stał się przykładem walki i zwycięstwa proletariatu nad kapitalistycznym oprawcą i ciemiężycielem. Dziś jest to oczywiste – im dalej oddalamy się od tego wydarzenia, tym bardziej dawne kraje demokracji ludowej tracą swoje zdobycze społeczne, ale za to wydaje się bardziej przekonujące rewolucyjne światło Października.
Nasza rewolucja wyraźnie pokazała ludziom, co daje wyzwolenie od ucisku klasy robotniczej. Jakie historyczne szczyty możemy osiągnąć w pracy i walce, nauce i technice, kulturze i sztuce, które mogą dotrzeć do ludzi, gdy państwo robi wszystko, aby odkryć swój potencjał.
W dzisiejszych czasach kryzysu światowego kapitalizmu doświadczenia socjalizmu stale pukają do naszych drzwi. Ścieżka określona przez Włodzimierza Lenina, nie straciła swojego znaczenia i aktualności. Socjalizm jest przyszłością naszego kraju i świata. Wszystkie narody odzyskają prawo do wyzwolonej pracy, godnego życia i ochrony socjalnej.
W przyszłym roku, stulecie naszej rewolucji. Komunistyczna Partia Polski powinna przypomnieć znaczenie Wielkiego Października w naszych szeregach i w Polsce. Jako komuniści wzmocnimy nasze siły i wspólnie będziemy walczyć o triumf ideałów socjalizmu, pokoju i przyjaźni między narodami.
Dużo zdrowia, wytrwałości i powodzenia w dalszej walce o Socjalizm!

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