Sonntag, 27. Mai 2012

„In die Stille gerettet“ / 6. Leseprobe

Grillen im Schnee (Seite 270)


 Der letzte Tag des alten Jahrtausend. Millenium! Zwei Brote gebacken. Die zwei unteren Zimmer geschmückt. Cleo hat gesungen. Wir tanzten. Gesaugt. Zwei zusätzliche Tische für das „kalte Büfett“ aufgestellt. Post vom Briefkasten geholt. Unsere schwedischen Nachbarn Thomacz, Diana und deren Töchterchen Anna, zweieinhalb Jahre, sowie die aus Schwaben stammenden Rosi und Hans eingeladen. Auch unsere deutschen Bekannten Inka und Lutz und ihre zwei fast schon erwachsenen Kinder sind eingetroffen. Haben 50 Thüringer Bratwürste extra aus Deutschland mitgebracht. Grillen im Schnee ist angesagt. Eine Ecke vom Parkplatz freigeschaufelt. Dort stehen ein Grillgerät und ein Scheinwerfer. Professionell, wie Lutz staunt. Wodkaflasche steht daneben. Es bruzelt. Der Duft steigt der vorübergehenden Hanna in die Nase. Sie kriegt eine „Thüringer“ ab. Drinnen am Tisch eine fröhliche Runde. Sie läßt es sich schmecken. Musik von der Flu-Orgel und vom Band. Der Tanz beginnt. Jeder mit jedem. Dazwischen die eineinhalbjährige Tochter Anna von Diana und Thomacz. Polonaise durchs ganze Haus. Eine total durchgeknallte Gesellschaft.

23.30 Uhr: Alle Gadderoser, viele Einwohner der umliegenden Ortschaften und Gehöfte sowie unsere „Meute“ finden sich auf dem Festplatz ein. Das war noch nie da – ein riesengroßes Zelt. Drinnen Tische, auf denen die schwedische Smörgostorta, Kaffee und Sekt aufgebaut sind. Harald kann perfekt schwedisch. Hat es als Kind schon gelernt. Er spricht zu den Gadderosern. Bedankt sich auch im Namen der anderen hier ansässigen Deutschen für gute Nachbarschaft und Gastfreundschaft. Verweist auf den von ihnen spendierten deutschen Sekt. Gut gemacht, Harald. Der Vorsitzende des „Samhälningsveren“ (Zusammenhaltungsverein) hält eine Rede. Sie ist kurz. Alle schauen auf die Uhr. Der Zeiger steht fast schon auf der 24. Erste Leuchtraketen. Sie lassen den sonst so dunklen Himmel über dem kleinen verschlafenen Ort hell erleuchten. Den „Baron“ (so wird er liebevoll genannt wegen seiner imposanten Erscheinung) stört das nicht. Seine Schlußworte gehen unter in den gegenseitigen Glückwunschrufen, dem allgemeinen Jubel, den freundschaftlichen Umarmungen. Stunden danach: Gegen 5.45 Uhr sinken Cleo und ich im Wohnzimmer auf die extra breite Luftmatratze, denn oben im Schlafzimmer nächtigen unsere Gäste. Inkas Kommentar: „Unsere lieben Gastgeber, die netten, schlafen auf dem Fußboden und wir in ihren Betten ...“ Wenigstens den Abwasch haben wir an diesem Morgen noch gemeistert.

(Harry Popow - „In die Stille gerettet“. Persönliche Lebensbilder. Engelsdorfer Verlag, Leipzig, 2010, 308 Seiten, 16 Euro, ISBN 978-3-86268-060-3)


Donnerstag, 10. Mai 2012

Tamara im Ehrenmal

8. Mai 2012. Langsam gehe ich auf das große Denkmal zu. Treptow. Der Park. Sonne und Maienduft. Jahrzehnte war ich nicht mehr hier. Eingesteckt habe ich ein Foto. Unsere russische Mutter Tamara (1915-1984, sie kam 1935 aus Liebe nach Deutschland, unser deutscher Vater lernte sie in der Sowjetunion kennen) mit sowjetischen Gästen. Im Hintergrund das Ehrenmal.  Wann? Irgendwie in den 70er Jahren? Dort in der Krypta wurde sie verwewigt – in einem Mosaik-Fries mit anderen sowjetischen Männern und Frauen. Ich bin gespannt. 1949 war ich mit unserer Mama als dreizehnjähriger in der Krypta, kurz nach der offiziellen Eröffnung des Ehrenmals. In Erinnerung ist mir, dass sie ihre rechte Hand auf die Schultern einer vor ihr stehenden Frau legt. Zum Trost. Dass der Krieg beendet ist, dass das Leben weitergeht, dass sie endlich da ist – die Befreiung von der furchtbaren Last dieses größten verbrecherischen Krieges in der Geschichte der Menschheit.

Meine Schritte verlangsame ich. Ich denke, grübele. An meiner Seite ein guter Bekannter. Hans heißt er. Hat ebenso einen Lebensweg hinter sich wie ich. Der Befreiung haben wir Nachdruck verliehen, damit es nie wieder soweit kommt. Mit der Waffe in der Hand. Wir hatten unseren Sinn des Lebens gefunden: Humanität muß mitunter hart verteidigt werden.

Die Stufen nach oben. Die Krypta, das Eisengitter geschlossen. So ein Pech. Was nun? Stille. Leute, die Blumen ablegen. Auch wir.  Ich trete dicht ans Tor. Die Figuren geradeaus sind gut zu erkennen. Meine Mutter aber soll  im Rondell ganz links abgebildet sein. So weiß ich das noch von 1949. Aber den Kopf kann ich nicht durchs Gitter stecken, dafür aber meinen Fotoapparat. Ich richte ihn wohl zu weit nach links, es wurde nichts. Schade. Aber Hans versucht sich ebenfalls. Vielleicht schafft er es? 

Plötzlich träume ich: „Na, wie geht’s, mein guter Junge?“ Mir stockt das Herz. Was soll ich sagen in der Kürze? Sie, die stets sich zu befreien wußte von Kleinmut, Egoismus, Herzlosigkeit. Aber Härte konnte sie ebenfalls zeigen: Bei Dummheit, bei kleingeistigem Denken und Verhalten, bei blödem Geschwätz, sie war selbst immer politisch hellwach. Dazu schön, klug und begabt. Und tapfer, als russische Mutter von vier Kindern im faschistischen Deutschland zu überleben. In der DDR war sie Dolmetscherin für ihre Landsleute – vorwiegend sowjetische Wissenschaftler, die Gäste der DDR waren. Die umsorgte sie warmherzig und mit fachlichem Können. 

Verträgt sie die Wahrheit über unsere jetzigen Zustände des Jahres 2012? Durch vorwiegend auch eigene Schuld, füge ich hinzu. Ist sie erschüttert? Ich beruhige sie. Brot ist da, Kleidung, Sachwerte - alles in Überfülle. Ich glaube, sie müde lächeln zu sehen, so von der Seite. Nein, nur Materielles war nie der jungen Russin alleiniges Ding. Sie liebte Musik, Literatur, Gemälde vor allem, Geistiges. Und wollte auch reisen. Das war begrenzt, sehr sogar. Und nun, höre ich sie im Geiste fragen? Sie verlangte stets ein klares Wort, keine Heuchelei, keine Unehrlichkeit. Und so rede ich Klartext: das ALTE hat uns wieder in seinem Schoß. Hart erkämpftes Soziales gibt es zwar – allerdings mit sehr vielen Abstrichen, mit zunehmend größeren Widersprüchen. Und das Schlimme – auch Kriege und Gewalt gibt es wieder. Weltweit. Die Gelddiktatur schüttelt die Menschen und Verhältnisse durcheinander.

Mein Blick fällt erst Tage später auf ihre damals sehr schlanke Frauenfigur. Abgebildet auf einem Foto von Hans, der sie mit seiner Kamera doch noch erwischt hat. Danke, lieber Hans. Nun kann ich es ihr nicht mehr tröstend zurufen: Wir sind wieder auf dem Weg, auf einem zunehmend harten Weg. Und wissen nicht, wie das und wo das alles enden wird. „Tschüß, liebste Mama!“ Dein Optimismus – er wirkt nach, er steht fürs ewige gute Hoffen. Und fürs Tun…
Dein Sohn H.



Nachtrag vom 14. Mai 2012: Vor der Krypta fragten Hans und mich zwei Damen an dem besagten 08. Mai, ob die Denkmal-Figur und das Kind authentisch seien. Hans bejahte und ich ergänzte, der sowjetische  Militärjournalist Boris Polewoi habe dazu als Augenzeuge den Tatsachenbericht geliefert.


Zu Hause habe ich mich – nach zig Jahren - bei Boris Polewoi noch einmal schlau gemacht. Ja, er hat die Rettung des kleinen blonden Mädchens durch den Obersergeanten Trifon Lukjanowitsch, ein Belorusse, in seinen Büchern "Berlin 896 km" und "Die Reportagen meines Lebens" geschildert, also selbst miterlebt. Interessant: Er schrieb von einer "Eisenstraße" in Berlin, wo der Obersergeant über das unter feindlichem Beschuß liegende Straßenpflaster kroch und das Kind aus den Trümmern rettete, als es um die tote Mutter wimmerte und schluchzte. Später fand er diese Straße nicht. Es stellte sich aber heraus, dass es die "Elsenstraße" in Trepow war. Das l war 1945 offensichtlich von einem Geschoß getroffen worden, und so irrte er mit dem angeblichen Namen Eisenstraße.


Übrigens hatte er auch erfahren, dass es noch eine weitere Rettung eines Kindes in Berlin gab, wie General W.I. Tschuikow einem Bildhauer erzählt habe. Nun denn, jetzt ist mir wohler, da ichs nochmals gelesen hatte. Polewoi wurde später durch den Bildhauer, der das Ehrenmal schuf, über das Aussehen des Helden tüchtig ausgefragt. Dieser Held starb allerdings Tage später an seiner Verletzung, die ihm ein Faschist durch einen einzigen Schuß - unmittelbar, nachdem er das Kind  in die eigene Stellung zurüchgebracht hatte - zufügte.


Wen interessiert es heute noch???? Frage per E-Mail an meinen Bekannten Hans. Seine Antwort: Bei alten Höhlenmalereien wußte auch niemand, wer das mal sehen und bewundern wird…


Ach so: Eine Schulklasse ließ sich vor dem sowjetischen Ehrenmal fotografieren!! Und nach uns kamen noch viele – vereinzelt und in Gruppen…



Montag, 7. Mai 2012

Kurzvita von Harry Popow

Geboren 1936 in Berlin Tegel, erlebte ich (als Henry Orlow in meinem Buch „In die Stille gerettet“) noch die letzten Kriegsjahre und Tage. Ab 1953 war ich Berglehrling im Zwickauer Steinkohlenrevier. Eigentlich wollte ich  Geologe werden, und so begann ich ab September 1954 eine Arbeit als Kollektor in der Außenstelle der Staatlichen Geologischen Kommission der DDR in Schwerin. Unter dem Versprechen, Militärgeologie studieren zu können, warb man mich für eine Offizierslaufbahn in der KVP/NVA. Doch mit Geologie hatte das alles nur bedingt zu tun…  In den bewaffneten Kräften diente ich zunächst als Ausbilder und danach 22 Jahre als Reporter und Redakteur in der Wochenzeitung „Volksarmee“. Das Zeugnis Diplomjournalist  erwarb ich im fünfjährigen Fernstudium. Nach Beendigung der fast 32jährigen Dienstzeit arbeitete ich bis zur Wende als Journalist und Berater im Fernsehen der DDR. Von 1996 bis 2005 lebte ich mit meiner Frau in Schweden und kehrte 2005 nach Deutschland zurück. Ich bin glücklich verheiratet und habe drei Kinder, zwei Enkel und eine Enkelin.

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Sonntag, 6. Mai 2012

"In die Stille gerettet" / Textauszüge zum Thema Befreiung

Weiße Armbinden (Mai 1945)



Donnerwetter, so ein Glück, sagen Mama und Papa, als sie ihr Mietwohnhaus in Berlin–Schöneberg unzerstört wiedersehen. Hier hat die Familie vor der Evakuierung gewohnt. Aber deren Wohnung in der dritten Etage links ist inzwischen besetzt, die Ziebers dürfen in die zweite Etage rechts. Aber noch heulen herzzerreißend und furchterregend die Sirenen. Nacht für Nacht, manchmal auch tagsüber. Sie müssen im Keller bleiben. Provisorisch sind Bettgestelle aufgebaut, manchmal liegen nur Matratzen da. Brot auf Zuteilung, gleich für mehrere Tage. Wenn irgendwo Bomben heulend und krachend in Häuser schlagen und die Erde bebt, dröhnt und stöhnt, dann bleibt das Herz stehen vor Angst. Jede Sekunde kann es auch das eigene Miethaus erwischen, jede Minute ... Papa muß nun doch noch an die Front, zum Volkssturm, wie er sagt. Nach drei Tagen ist er wieder da. Dort, wo er sich melden sollte, seien schon die Russen. Wie froh die Kinder sind ... Henry hört, wie er Mama von Menschen berichtet, die an Laternen aufgehängt wurden, an ihnen ein Schild mit der Aufschrift: Ich bin ein Verräter. Es ist alles so schrecklich und gruselig. Eines Nachts nimmt Papa seinen Größten mit aufs Dach des Hauses. Der Ängstliche sieht die langen bläulich-weißen Strahlen der Scheinwerfer, die den Himmel nach Flugzeugen abtasten. Dann schrillen wieder die Sirenen. Henry schaut tapfer und zitternd. Papa läßt ihn wieder frei und Mama schimpft unten im Keller.


Nach vielen, vielen Tagen stehen an der Kellertür Soldaten, später erfährt Henry, es waren Mongolen. Sie wollen irgendetwas. Man holt Mama, sie sei doch Russin. Die Soldaten wollen nur etwas Tee, doch zuvor muß sie einen Schluck nehmen. Das ist selbstverständlich, sagt Mama, sie müssen vorsichtig sein, sind natürlich mißtrauisch. Es muß der neunte Mai gewesen sein, Henry streift sich nach dem Aufstehen soeben lange Strümpfe über, da sagt seine Mutter ganz leise, als würde sie es noch nicht glauben, den folgenschweren Satz: „Ab heute ist Frieden.“ Sie drückt ihren Ältesten und hat Tränen in den Augen ...


Elektrischen Strom gibt es vorläufig nicht. Papa stellt ein Fahrrad in den Flur und auf den Kopf, drückt den Dynamo an die Reifen, legt Leitungen in die Küche und in die Wohnstube, und Henry darf die Pedalen schwingen. Die Lämpchen glimmen auf. Die Kinder sind stolz auf Papas Erfindungsgeist. Und froh und neugierig machen Henry, Sophia und Axel die Erzählungen von Mama über ihr Rußland: über die Datsche ihrer Tante, über die Blumen, über Tanten, über deren Kuchen, über das viele Spielzeug von Mama, das man auf einem Foto sehen kann. Ihre Heimat darf den Kindern nun näher kommen, sie wird so vertraut werden, daß die Kinder sich wünschen, bald nach Moskau zu ziehen, so träumen sie von einer glücklichen Zukunft, die ihnen die warmherzigen Worte ihrer  Mutter eingibt. Das gräbt sich in Henrys Bewußtsein so fest ein, daß er in der Schule die Sowjetunion als „schon immer gut“ verteidigen wird gegen die Behauptung, sie hätte erst einmal eine Revolution machen müssen, bevor sie ganz prima wurde.


Bei Ziebers herrscht kurz darauf trotz der Freude über den Frieden schmerzliche Trauer. Berno, der zweijährige Bruder, hat Lungenentzündung, und, er schafft es nicht. Unser Bruder! Mama ist kraftlos auf den Fußboden gesunken im Hausflur und schluchzt und schluchzt herzzerreißend, die Kinder zittern und heulen. Damit nicht genug: Arnold, der jüngste, hat Keuchhusten. Er wird an den Beinen nach oben gehalten, wird mit Fett (Margarine oder?) eingerieben. Wie durch ein Wunder – er wird gerettet. Langsam erobern die Kinder der Ziebers wieder die Straße. Aber vor die Haustüre treten darf nur, wer eine weiße Armbinde trägt. Henry hat keine, will aber wissen, wie weit er sich hinauswagen darf. Also schneidet er sich zwei Streifen weißes Papier zurecht, befestigt sie an beiden Oberarmen. Tür auf und mal sehen, was da passiert. Er dreht seine Arme aber nach hinten. Auf der anderen Straßenseite hockt in einer Hausruine ein Soldat. Henry sieht den Lauf einer Waffe, der sich nach oben bewegt, direkt auf Henry. Der kriegt Schiß. Da streckt er seine zwei Arme mit den Binden vor. Der Lauf senkt sich wieder. Der Junge holt tief Luft, er ist fast stolz auf seine Mutprobe und daß er die geforderten Binden vorzeigen konnte. Mit paar Freunden zieht er zur nächsten Straßenecke. Dort war mal eine Panzersperre. Die sollte den „Feind“ aufhalten. Doch die Kinder sehen nur einen zerschossenen und niedergewalzten Trümmerhaufen. Knorke, wie die Russen das gemacht haben, bestätigen sie sich gegenseitig. In den Ruinen stinkt es. Brandgeruch. An einer Pumpe holen sich die Leute Wasser. Ein russisches Pferdefuhrwerk hält, Soldaten verteilen Schwarzbrot. „Chleb“ heißt das Brot, sagt die  Mutter. Sie ist so stolz auf ihre Landsleute, auf ihr großes Land. Und wieder muß sie davon berichten, von blühenden Bäumen im Garten ihrer Tante bei Moskau, von einem Bild voller Schönheit, wo das Edle und Gute zu Hause sind. Die Kinder glauben fest an ihre Erzählungen, besonders der Henry, der ewige Träumer. Und so setzt sich fest in seinem Inneren ein Bedürfnis nach Harmonie, nach Menschlichkeit, Schutzschild und Richtschnur für Visionen zugleich ...

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Mutter im Denkmal (Mai 1949)


 Wieder einmal Ortswechsel. Die Ziebers – so nennen sich noch die Kinder Henry, Sophia und Axel, der jüngste Bruder Arnold mußte auf Gerichtsbeschluß zum Vater Zieber  – wohnen nunmehr in Berlin–Treptow, Rethelstraße. In der Nähe verläuft die Grenze nach Westberlin. Der Weg zur Schule führt hier entlang. Über dem Wohngebiet die großen amerikanischen Versorgungsbomber, die in Tempelhof starten und auch landen. Die Familie wohnt direkt am Treptower Park. Hier, wo die Kinder Indianer spielen und mit dem selbst gebastelten Tomahawk Jagd auf Karnickel und mit dem Katapult auf Enten machen, hier wird gebaut. Ein Riesendenkmal, ein Ehrenmal für die gefallenen sowjetischen Helden des zweiten Weltkrieges. Mutter arbeitet im Baustab als Dolmetscherin. Dann steht sie – drei oder vier Tage lang, wie sie sagt - Modell für die Krypta. Sie ist die Mutige, die einer anderen Frau von hinten tröstend die Hände auf die Schultern legt, erklärt die Tamara ihren Kindern. Nach der Eröffnung am 8. Mai 1949 sieht Henry das Mosaik-Bild. Es befindet sich in dem runden Innenraum des Denkmals. Er sieht viele Figuren, das seiner Mutter entdeckt er ganz links und findet es wunderschön. (Das Ehrenmal hat eine Höhe von zwölf Metern. Für die Figur, dem Soldaten mit dem Kind im linken Arm, stand laut einem Bericht von Tschuikow ein Nikolai Massalow Pate.)

(Harry Popow - „In die Stille gerettet“. Persönliche Lebensbilder. Engelsdorfer Verlag, Leipzig, 2010, 308 Seiten, 16 Euro, ISBN 978-3-86268-060-3)

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