Mittwoch, 27. September 2023

Kampf gegen Imperialismus - nur vereint...LZ

 Entnommen: https://linkezeitung.de/2023/09/27/den-kampf-gegen-den-imperialismus-koennen-wir-nur-vereint-mit-den-unterdrueckten-voelkern-der-welt-fuehren/

“Den Kampf gegen den Imperialismus können wir nur vereint mit den unterdrückten Völkern der Welt führen”

VERÖFFENTLICHT VON LZ ⋅ 27. SEPTEMBER 2023 ⋅ HINTERLASSE EINEN KOMMENTAR


Vom 6. – 8. Oktober findet in Berlin der zweite Kommunismus-Kongress der Kommunistischen Organisation (KO) statt. Die LZ hat dazu Anna von der KO befragt.

Ihr bereitet aktuell den zweiten Kommunismus-Kongress vor, der dieses Jahr unter dem Titel „Antiimperialismus! Klassenkämpfe und nationale Befreiung heute“ steht. Worum wird es dabei gehen und was ist der aktuelle Bezug?

Wir befinden uns in einer Situation, in der der Deutsche Imperialismus, gemeinsam mit den anderen NATO Imperialisten, Krieg gegen Russland führt. Doch eine wirkliche Gegenbewegung dazu bleibt hierzulande aus. Gewerkschaften und linke Kräfte sind gut integriert in den Kriegskurs der Regierung. In der Friedensbewegung und leider auch bei großen Teilen der Kommunistischen Kräfte machen sich äquidistante Positionen breit, wodurch diese Kräfte defacto ins NATO Lager übergewandert sind. Durch das Hervorheben einer vermeintlich imperialistischen Politik Russlands und des Kampfes gegen Russland wird die Rolle der NATO im Krieg kleingeredet und der Kampf gegen den Deutschen Imperialismus abgeschwächt. Zwar gibt es Widerspruch in der Bevölkerung gegen die Kriegsführung, doch der ist unorganisiert und die Lücke, die kommunistische Kräfte lassen, wird beispielsweise von rechten Kräften gefüllt, denen es eigentlich nur um einen Aufstieg des Deutschen Imperialismus geht.

Gleichzeitig erleben wir außerhalb der imperialistischen Zentren viel Bewegung. Dass Russland sich der NATO in der Ukraine entgegenstellte, scheint Gegenbewegungen zur G7 Dominanz zu verstärken – wie erst vor kurzem der BRICS Gipfel zeigte. Auch antiimperialistische Kämpfe in der Welt nehmen zu: Z.B. in Westafrika, wo immer mehr korrupte, pro-westliche Regierungen gestürzt werden und Widerstand gegen den fortlaufenden Neokolonialismus Form annimmt. Auch in Palästina organisiert sich der Widerstand gegen das siedlerkoloniale Apartheidsregime wieder zunehmend stärker – die dritte Intifada ist in vollem Gang. Wenn die Kämpfe in den unterdrückten Ländern zunehmen, dann wird sich die Situation hier weiter zuspitzen. Schließlich profitieren die imperialistischen Staaten von den Extraprofiten aus der Ausbeutung der unterdrückten Länder. Mit diesen Extraprofiten wird auch die Arbeiterklasse hierzulande bestochen. Wenn das nicht mehr so stark möglich ist, wird das auf dem Rücken der Arbeiterklasse ausgetragen. Die soziale Situation wird sich verschärfen und die Schuld wird auf andere Länder geschoben. Rassistische Hetze wird zunehmen, um die Zustimmung der deutschen Bevölkerung zum Kriegskurs hochzuhalten. Doch den Kampf gegen den Imperialismus können wir nur vereint mit den unterdrückten Völkern der Welt führen. Es ist also zentral, über die Kämpfe dieser Völker Bescheid zu wissen, sie einordnen zu können und sie mit dem Kampf hier zu verbinden. Auch brauchen wir ein besseres Verständnis davon, wie antiimperialistische Kämpfe mit dem Kampf um Sozialismus verbunden werden können. Darum wird es auf dem Kongress gehen.

Kannst du ein paar Beispiele nennen, welche Themen ihr in eurem Programm angehen wollt und welche Referenten ihr eingeladen habt?

Das Programm hangelt sich an drei Hauptpodien entlang: Von der Veränderung der Weltordnung, zur Internationalen Strategie der Arbeiterklasse, zur Situation und Kampfperspektive in Deutschland. Von Fragen darüber, inwiefern die USA wirklich absteigen, wie es um ihre Herrschaftsinstrumente steht und wie Kräfte wie die BRICS einzuschätzen sind, kommen wir zu den Fragen, wie die antiimperialistischen Kämpfe in der Welt miteinander verbunden werden können und was die Aufgabe der Kommunisten darin ist. Schließlich richten wir den Blick nach Deutschland, fragen uns, was die Zeitenwende konkret bedeutet und wie wir uns aufstellen können, um dieser zu begegnen. Dabei sollen brenzlige Fragen, wie die nach möglichen Bündnispartnern, diskutiert werden. Für alle drei Podien konnten wir Experten gewinnen. Auf Podium 1 wird neben den erfahrenen Journalisten Arnold Schölzel (DKP, Rotfuchs) und Jörg Kronauer (German Foreign Policy) auch Dimitrios Patelis, Mitglied der World Antiimperialist Platform (WAP) und marxistischer Philosophieprofessor aus Griechenland sprechen. Auf Podium zwei haben wir versucht Vertreter verschiedener internationaler Organisationen mit Einblick in internationale Kämpfe zusammenzubringen: Renate Koppe (DKP), Joti Brar (WAP), Pawel Wargan (Progressiv International) und Willi Langenthaler (Antiimperialistische Koordination) – sie alle haben langjährige Erfahrung in der internationalen Organisierung. Für Podium 3 konnten wir verschiedene Stimmen aus oder um die Friedensbewegung herum gewinnen: Klaus Hartmann (Freidenker Verband), Harri Grünberg von Aufstehen, der für die Gründung einer Wagenknecht Partei wirbt, Rainer Perschewski (DKP), der langjähriger Gewerkschafter ist und Susann Witt-Stahl, die den Übergang der Linken ins pro-imperialistische Lager schon lange dokumentiert.

Schon allein mit den Podien können wir uns also auf sehr spannende Diskussionen freuen, aber auch drum herum hat der Kongress viel zu bieten. Besonders freuen wir uns über unsere internationalen Gäste, beispielsweise Alexey Albu von Borotba, der zur Situation der Volksrepubliken referieren wird, Tings Chak von Dongsheng News, mit der wir uns der Frage der nationalen Befreiung in China widmen werden oder auch Zaid Abdulnasser von Samidoun, mit dem wir über den palästinensischen Widerstand und die Repression in Deutschland sprechen. Auch aus Deutschland haben wir spannende Gäste: Andreas Wehr wird zur Rolle der EU für den deutschen Imperialismus referieren und Hans Bauer erklärt, was Antiimperialismus in der DDR bedeutete. Damit sind nur einige Beispiele aus dem umfangreichen Programm genannt, wer sich selbst ein Bild machen will, findet das Programm auf unserer Website.

Wie unterscheidet sich der anstehende Kongress vom ersten, der sich ja auch zum Schwerpunkt Imperialismus war?

Wir schließen an die Diskussionen im Vorjahr an. Aus der Frage, wie der Ukrainekrieg zu beurteilen ist, haben sich viele weitere Fragen ergeben. Wir weiten unseren Blick bezüglich der Weltordnung und der Einschätzung bestimmter Kämpfe mit dem klaren roten Faden des Antiimperialismus. So diskutierten wir beispielsweise schon letztes Jahr um die Situation der Volksrepubliken im Donbass, wollen die Diskussion aber nun vertiefen. Auch sind viel mehr internationale Vertreter aus verschiedenen internationalen Kämpfen als letztes Jahr anwesend. Gewissermaßen hat sich jedoch der Fokus der Diskussion verschoben. Im letzten Jahr fand der Kongress unter den Umständen tiefgreifender Auseinandersetzungen in unserer Organisation statt, was produktive Diskussionen teils erschwerte. Wir sind im letzten Jahr und auch mit der Planung dieses Kongresses tiefer in die Fragen eingestiegen, inwiefern man überhaupt von Multipolarität sprechen kann, wie genau sich die imperialistische Konkurrenz ausdrückt und auch welche Kämpfe international überhaupt stattfinden. Gleichzeitig wurde im letzten Jahr die Spaltung in der internationalen Kommunistischen Bewegung immer deutlicher. Statt wissenschaftlich begründeter, öffentlicher Diskussion, kam es vermehrt zu  Beschimpfungen und Etikettierungen als “Revisionisten”. Besonders die Kommunistische Partei Griechenlands (KKE), um die sich der sogenannten „Revolutionäre Pol“ formiert, nimmt dabei eine negative Rolle ein, wie zuletzt ihre Auflösung der Europäischen Initiative der kommunistischen und Arbeiterparteien zeigte. Auch wenn wir die äquidistanten Positionen dieser Parteien ablehnen, wollen wir weiterhin mit ihnen diskutieren und haben sie auch explizit zu unserem Kongress eingeladen. Jedoch mussten wir feststellen, dass die Diskussionsbereitschaft innerhalb dieses Teils der Kommunistischen Bewegung sehr gering ist, wenn wir überhaupt Antworten bekamen, waren sie ablehnend. So konnten wir keine Vertreter dieser Parteien für Vorträge oder Podien gewinnen. Dadurch werden bestimmte Diskussionen von Seiten der Referenten weniger präsent sein. Doch wir wollen weiterhin eine offene und konstruktive Diskussion in der auch große Kontroversen angepackt werden müssen.

 Was erhofft ihr euch bzw. was ist das Ziel des Kongresses? Und an wen richtet er sich?

Uns geht es um die Entwicklung einer Kampfperspektive. Kampf und Klärung gehört für uns zusammen. Wir führen die Diskussionen nicht um der Diskussion willen, sondern weil wir es für notwendig halten, dass sowohl die kommunistische als auch antiimperialistische, linke und Friedensbewegung zusammenkommt und ihre Perspektive schärft. Einerseits soll der Kongress den Raum für internationale Vernetzung geben, wir wollen mehr über konkrete Kämpfe in anderen Ländern lernen. Andererseits soll er scharfe Diskussionen ermöglichen, an dessen Ende wir hoffentlich klarer sind, an welchen Fragen wir weiterarbeiten müssen und das bestenfalls auch gemeinsam mit anderen Kräften tun können. Auch unsere Kampflosungen hoffen wir dadurch schärfen zu können. Dazu laden wir alle fortschrittlichen Kräfte, sowie alle, die sich für diese Themen interessieren und Austausch suchen, lernen wollen oder beides, ein. Diskussionen in der Kommunistischen Bewegung dürfen nicht hinter verschlossenen Türen geführt werden.

Kannst du abschließend nochmal erklären, wer die KO eigentlich ist und welchen Stellenwert der Kommunismus-Kongress für euch hat?

Als KO haben wir uns 2018 gegründet, mit der dem Anspruch, die Zersplitterung der Kommunistischen Bewegung durch Klärung der zentralen Fragen zu Strategie und Taktik, Imperialismus, Arbeiterbewegung etc. zu überwinden und damit der Gründung einer revolutionären Kommunistischen Partei näher zu kommen. Dabei haben wir erlebt, dass auch wir selbstverständlich Teil der Krise der Kommunistischen Bewegung sind: In den letzten Jahren deutete sich ein Dissens innerhalb unserer Organisation zur Imperialismusfrage an, u.a. in Auseinandersetzungen zur Einschätzung des Abzugs der westlichen Truppen aus Afghanistan oder der Situation in Kasachstan Anfang 2022. Er manifestierte sich schließlich mit der Militärintervention Russlands in der Ukraine. Während wir eine Klärung dazu forcierten, versuchte ein anderer Teil der Organisation mit unlauteren Mitteln ihre Position eines zwischenimperialistischen Krieges zwischen Russland und dem Westen durchzusetzen. Dabei wich diese Fraktion auch immer stärker von unserer Aktionsorientierung gegen den Deutschen Imperialismus ab und es kam schließlich zur Spaltung und zur Existenz von zwei KOs. Deshalb ist es wichtig auf unsere korrekte Website hinzuweisen: Kommunistische-organisation.de

Für uns ist weiterhin klar: Wir müssen gegen den Deutschen Imperialismus kämpfen, nicht gegen Russland. Dazu haben wir viele Aktionen auf die Straße getragen, z.B. zu den Brüdern Kononovich, in Solidarität mit den Völkern Westafrikas und gegen den Deutschen Kriegskurs. Dazu haben wir eine klare Orientierung gegen die NATO. Aber wir sehen weiterhin viele offene Fragen und Probleme in der Kommunistischen Bewegung, an denen wir arbeiten wollen. Wir nehmen auch die Klärung ernst: Die durch die Spaltung verzögerte Arbeit der Klärung zu Fragen zum Ukraine Krieg, die die andere KO so nicht mehr durchführen wollte, haben wir fortgesetzt. Dazu haben wir in thematischen Arbeitsgruppen an Fragen zu Deutschen Kriegszielen, der US Strategie, dem Charakter Russlands und vielem mehr gearbeitet. Teile der Ergebnisse werden wir auf dem Kommunismus Kongress vorstellen, um sie einer kritischen Diskussion zu unterziehen. Der Kongress insgesamt ist für uns ein zentraler Ankerpunkt der Klärung, also auch unserer Arbeit insgesamt. Wir hoffen auf eine breite Beteiligung und scharfe Diskussionen, um mit gestärkter und klarerer Kampfperspektive aus dem Kongress herauszugehen. Es werden sich weitere Themen abzeichnen, an denen die Diskussion fortgesetzt werden muss, insofern orientiert der Kommunismus Kongress auch unsere weitere Arbeit.

https://kommunistische-organisation.de


Dienstag, 26. September 2023

Selenskys Amerikareise: Von Skandal zu Skandal... - LZ

 Entnommen: https://linkezeitung.de/2023/09/26/selenskys-amerikareise-von-skandal-zu-skandal-und-von-misserfolg-zu-misserfolg/

Selenskys Amerikareise: Von Skandal zu Skandal und von Misserfolg zu Misserfolg

VERÖFFENTLICHT VON LZ ⋅ 26. SEPTEMBER 2023 ⋅ HINTERLASSE EINEN KOMMENTAR


von Thomas Röper – http://www.anti-spiegel.ru

Die Amerikareise des ukrainischen Präsidenten war ein unerwartet deutliches Fiasko, denn weder bei der UNO, noch in Washington konnte er seine Ziele auch nur ansatzweise erreichen. Und in Kanada gab es wegen ihm auch noch einen handfesten politischen Skandal.
Ein politischer Analyst der russischen Nachrichtenagentur TASS hat eine Bilanz von Selenskys Amerikareise gezogen, die die Realitäten, die man nun auch erstmals fast überall in den westlichen Medien lesen kann, gut zusammengefasst hat. Daher habe ich den TASS-Artikel übersetzt.

Beginn der Übersetzung:

Von Skandal zu Skandal: Was Selenskys neue Amerikareise enthüllt hat
Andrej Nisamutdinow über die Ergebnisse der Reise des ukrainischen Präsidenten in die USA, nach Kanada und einen kurzen Besuch in Polen

Der ukrainische Präsident Wladimir Selensky verfolgte mit seiner mit großem Tamtam begonnenen Amerikareise zwei Ziele: neue Waffenlieferungen zu beschaffen und den „Friedensplan“ voranzutreiben, der darin besteht, Russland zur Rechenschaft zu ziehen und zur Buße zu zwingen. Der zweite Teil des Plans scheiterte, aber der erste Teil, die Waffenlieferungen, wurde verwirklicht, wenn auch mit den bekannten Einschränkungen. Gleichzeitig erklärten die westlichen Schirmherren Selensky unmissverständlich, dass seine eigene Funktion darin bestehe, sich zu bedanken und zu verbeugen und seine Anweisungen klar und deutlich zu erfüllen, wobei er Arroganz und Fanatismus vergessen solle.

Er hat sich selbst zugehört

Der ukrainische Präsident hat in der UN-Vollversammlung und im Sicherheitsrat sowie bei bilateralen Treffen mit ausländischen Staats- und Regierungschefs für den „Friedensplan“, der faktisch auf eine Reihe von Ultimaten an Russland hinausläuft, geworben. Die Hauptidee Kiews bestand eindeutig darin, die Länder des Globalen Südens auf seine Seite zu ziehen, die der Ukraine in ihrem Konflikt mit Russland nicht nur nicht zu Hilfe eilen, sondern auch weiterhin im Dialog mit Moskau bleiben.

Die Verwirklichung dieser Idee hat nicht gut geklappt. Kiew hat sich die Organisation des ersten persönlichen Treffens Selenskys mit dem brasilianischen Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva, der Selenskys „Friedensplan“ nicht unterstützte, sondern sich für die Schaffung eines alternativen internationalen Formats zur Organisation von Verhandlungen zwischen der Ukraine und Russland aussprach, vorschnell als Erfolg verbucht. Ein früherer Versuch, ein solches Treffen während des G7-Gipfels in Hiroshima im Mai zu organisieren, scheiterte, wie es hieß, weil der ukrainische Präsident nicht pünktlich erschien. In New York trafen sich die Staatsoberhäupter der beiden Länder, aber Selensky gelang es nicht, Lula da Silva auf seine Seite zu ziehen: Laut Mauro Vieira, dem Außenminister der südamerikanischen Republik, sagte der brasilianische Präsident seinem ukrainischen Amtskollegen, dass Brasilien „sich an allen Bemühungen um Frieden beteiligen wird“.

Das Ergebnis von Selenskys erstem Treffen mit Benjamin Netanjahu seit dem Beginn der russischen Militäroperation war ebenfalls nicht allzu beeindruckend. Der israelische Ministerpräsident versicherte seinem Gesprächspartner, dass Israel Kiew weiterhin humanitäre Hilfe leisten werde, sagte aber kein Wort über Waffenlieferungen, um die sich die Ukraine seit langem vergeblich bei Israel bemüht. Darüber hinaus wäre es bei diesem Treffen beinahe zu einem diplomatischen Skandal gekommen: Die Mitarbeiter von Netanjahus Büro brachten zu dem Treffen eine veraltete Weltkarte aus der Sowjetzeit mit, auf der die Ukraine nicht als unabhängiger Staat eingezeichnet war. Die Organisatoren wurden erst im letzten Moment darauf aufmerksam und entfernten die Karte kurz vor Selenskys Erscheinen.

Eine der spannenden Momente, die von den Vertretern der Weltmedien mit Interesse verfolgt wurde, versprach die Rede Selenskys in der Sitzung des UN-Sicherheitsrates zu werden, an der auch der russische Außenminister Sergej Lawrow teilnehmen sollte. Doch auch hier wurden die Journalisten enttäuscht: Nach seiner Rede verließ der ukrainische Präsident den Sitzungssaal, bevor der russische Minister ihn betrat. Lawrow sagte, er habe keine Zeit auf Selenskys Rede verschwendet, weil er wusste, was er sagen kann.

Generell, so der russische Außenminister, sei Selensky bei den Ereignissen in der UNO „nicht auf Zack“ gewesen. „Ich habe es nachher im Fernsehen gesehen, er war irgendwie nicht fröhlich“, bemerkte Lawrow. Die Tatsache, dass der ehemalige Schauspieler und Showman seine Rolle diesmal pflichtbewusst und ohne Feuer ausübte, wurde auch von vielen außenstehenden Beobachtern bemerkt, die feststellten, dass während Selenskys Rede vom Podium der Generalversammlung der Saal noch halb leer war. Es kam sogar so weit, dass das ukrainische Fernsehen die Nachrichten aus New York so schneiden musste, dass der Saal auch während der Reden anderer Redner gefüllt war. Aufgrund der Unaufmerksamkeit der Redakteure sahen die verblüfften ukrainischen Zuschauer auf dem Bildschirm jedoch zwei Selensky, von denen einer im Saal saß und sich selbst, der vom Podium aus sprach, genau beobachtete.

„Die ertrinkende Ukraine“

Wenn die Geschichte mit der Montage auf lustige, aber harmlose Kuriositäten zurückgeführt werden kann, so wurde Selenskys Rede vor der Vollversammlung zu einem handfesten Skandal. In seiner Rede konnte sich der ukrainische Präsident einen Seitenhieb gegen „einige Freunde in Europa“ nicht verkneifen, die „die Solidarität untergraben und politisches Theater veranstalten, indem sie aus den ukrainischen Getreidelieferungen einen Thriller machen“. Polen, das unter Missachtung der Entscheidung der EU-Kommission ein einseitiges Einfuhrverbot für Getreide und andere landwirtschaftliche Erzeugnisse aus der Ukraine verhängt hat, betrachtete diese Äußerung nicht zu Unrecht als eine Spitze in seine Richtung und schoss aus allen Kanonen zurück.

Der polnische Präsident Andrzej Duda sagte ein Treffen mit Selensky am Rande der Vollversammlung ab und verglich die Ukraine mit einem „Ertrinkenden“, der die Retter mit in die Tiefe ziehen kann. Gleichzeitig versäumte er es nicht, darauf hinzuweisen, dass der größte Teil der Waffenlieferungen und der humanitären Hilfe für die Ukraine über polnisches Territorium läuft, weshalb Kiew sich bei Warschau bedanken sollte, anstatt es zu beschuldigen. Der polnische Ministerpräsident Mateusz Morawiecki bezeichnete Selenskys Äußerungen als „unangemessen“ und forderte ihn auf, „die Polen nie wieder zu beleidigen, wie er es kürzlich bei seiner Rede vor der UNO getan hat“. Viele rangniedrigere polnische Beamte sprachen wütende Rügen aus und beschuldigten ihn der Undankbarkeit. Es ging sogar so weit, dass der ukrainische Botschafter in Warschau ins polnische Außenministerium einbestellt wurde und „den scharfen Protest der polnischen Seite gegen die von Präsident Selensky auf der UN-Vollversammlung geäußerten Formulierungen“ zum Ausdruck brachte.

Es wurde auch damit gedroht, die Hilfe zu reduzieren und die Art der Beziehungen zwischen den beiden Ländern zu überdenken. Ministerpräsident Morawiecki erklärte, Polen liefere keine Waffen mehr an die Ukraine. Diese spektakulären Worte sorgten in Washington und bei anderen Mitgliedern der westlichen Koalition, die Kiew unterstützt, für so viel Verwirrung, dass Warschau einen Rückzieher machen und sich entschuldigen musste: Angeblich werden alle zuvor abgeschlossenen Verträge über Waffenlieferungen weiterhin erfüllt, Morawiecki bezog sich demnach auf neue Waffentypen, die jetzt aktiv für den Bedarf der polnischen Armee gekauft werden.

Es ist schwer zu sagen, was den ukrainischen Präsidenten mehr beeinflusst hat, die verärgerten Äußerungen aus Warschau oder die nicht-öffentlichen Ermahnungen aus Washington, aber er hat seinen Ton geändert. Auf jeden Fall beschränkte sich Selensky bei einer kurzen Pressekonferenz vor seinem Treffen mit US-Präsident Joe Biden auf eine kurze Bemerkung als Antwort auf eine Frage zum Konflikt mit Warschau: „Ich bin dem polnischen Volk und der polnischen Gesellschaft für ihre Unterstützung dankbar. Das ist alles.“

Mehr Waffen, weniger Unterstützung

Das Treffen mit Biden war vielleicht die reibungsloseste Episode von Selenskys Amerikareise. Wie erwartet gab der amerikanische Präsident bekannt, dass er „eine neue Tranche der US-Militärhilfe für die Ukraine genehmigt hat, die Artillerie, Munition und Panzerabwehrausrüstung umfasst“. „Nächste Woche werden die ersten amerikanischen Abrams-Panzer an die Ukraine geliefert“, fügte Biden am 21. September hinzu. Außerdem kündigte er die Lieferung weiterer Hawk-Flugabwehrraketensysteme an Kiew an.

Nach Angaben von US-Außenminister Anthony Blinken wird das 325-Millionen-Dollar-Militärhilfepaket verschiedene Munition, darunter auch Streumunition, enthalten. Nach Angaben des Pentagons umfasst das Paket AIM-9M-Luftabwehrraketen, Munition für HIMARS MLRS, Avenger-Flugabwehrraketensysteme, Maschinengewehre zur Bekämpfung von Drohnen, 105- und 155-mm-Artilleriemunition, Raketen für TOW-Panzerabwehrsysteme, Javelin- und AT-4-Panzerabwehrraketensysteme, mehr als drei Millionen Schuss Kleinwaffenmunition und verschiedene Ersatzteile.

„Das ist genau das, was unsere Soldaten brauchen“, antwortete Wladimir Selensky, der seine Lektion gelernt hatte, dankbar. Gleichzeitig versprach er, „alles zu tun“, damit die Gegenoffensive der ukrainischen Armee im Herbst und Winter weitergeht. Der Leiter des ukrainischen Präsidialamtes, Andrej Jermak, bezeichnete das Treffen Selenskys mit Biden seinerseits als „maximal möglich“.

Nach dem Treffen berichtete NBC, Biden habe Selensky versprochen, der Ukraine eine kleine Menge taktischer ATACMS-Raketen zu liefern. Die Washington Post schrieb ihrerseits, die US-Regierung stehe kurz davor, die Lieferung von ATACMS-Raketen mit Streumunition zu genehmigen.

Vor dem Hintergrund dieser für Kiew positiven Nachrichten veröffentlichten die US-Medien jedoch Berichte, die die ukrainische Führung hätten alarmieren müssen. So berichtete die Agentur Bloomberg unter Berufung auf ihre Quellen, dass Selensky „zu ahnen begann“, dass die Unterstützung der USA nachlassen würde. Gleichzeitig, so die Agentur, dürften sich die Staats- und Regierungschefs anderer westlicher Länder an der Haltung Washingtons zur Unterstützung Kiews orientieren, und auch ihre Unterstützung beginnt zu schwinden. Insbesondere beabsichtigen einige Verbündete, künftige Finanzhilfen für die Ukraine an bestimmte Reformen im Land zu knüpfen, einschließlich Maßnahmen zur Bekämpfung der Korruption.

Das Nachrichtenportal Axios wies auf den „kalten Empfang“ hin, den Selensky im US-Kongress erhalten hat. Dem Artikel zufolge hat der Sprecher des Repräsentantenhauses, Kevin McCarthy, es abgelehnt, Selensky vor den Mitgliedern des Unterhauses sprechen zu lassen, und er hat generell versucht, nicht öffentlich neben dem ukrainischen Präsidenten aufzutreten. Mehr als zwei Dutzend republikanische Abgeordnete lehnten die von der US-Regierung beantragte Hilfe für Kiew in Höhe von 24 Milliarden Dollar ab, solange nicht geklärt ist, wie die der Ukraine früher zur Verfügung gestellten Mittel verwendet wurden und welche Ziele sie anstrebt.

Anstatt öffentlich im Kongress aufzutreten, musste sich der ukrainische Präsident auf eine geschlossene Sitzung im Senat beschränken. Der Vorsitzende der demokratischen Mehrheitsfraktion, Chuck Schumer, teilte nach den Ergebnissen seine offene Erkenntnis mit: „Es gab einen einzigen Satz, der alles zusammengefasst hat, und ich zitiere ihn wortwörtlich. Herr Selensky sagte, wenn wir keine Hilfe bekommen, werden wir den Krieg verlieren. Das ist das Zitat.“

Er hat einen Nazi geehrt

Von Washington aus reiste der ukrainische Präsident nach Ottawa, wo er, anders als in den USA, Gelegenheit hatte, vor den Mitgliedern des kanadischen Parlaments zu sprechen. Doch zunächst ergriff der kanadische Premierminister Justin Trudeau das Wort und kündigte an, dass Ottawa Kiew über einen Zeitraum von drei Jahren 650 Millionen kanadische Dollar (482 Millionen Dollar) zur Verfügung stellen und Ausbilder für die Ausbildung zum F-16-Kampfjet bereitstellen werde.

Zum Leidwesen des ukrainischen Präsidenten wurde der fröhliche Beginn durch eine skandalöse Episode unterbrochen: Die Organisatoren boten Selensky an, einen gewissen Jaroslaw Hunka zu begrüßen, der als „Kämpfer für die Unabhängigkeit der Ukraine“ vorgestellt wurde. Tatsächlich stellte sich heraus, dass der 98-jährige „Veteran“ während des Zweiten Weltkriegs auf der Seite Nazi-Deutschlands kämpfte – er diente in der SS-Division „Galizien“, die unter anderem Strafaktionen in der Westukraine, Polen, der Slowakei und Jugoslawien durchgeführt hat.

Der skandalöse Vorfall löste eine Welle der Empörung unter den Vertretern der jüdischen und russischsprachigen Gemeinschaft Kanadas aus, die Opposition forderte, dass sich die Regierung für die Einladung des Nazis ins Parlament entschuldigt. Trudeaus Büro distanzierte sich umgehend von dem Vorfall und schob die Verantwortung auf den Sprecher des Unterhauses, Anthony Roth, ab, der sich öffentlich entschuldigen musste.

Die Erwartungen wurden nicht erfüllt
Fasst man die Ergebnisse von Selenskys Amerikareise zusammen, so geben viele Beobachter zu, dass er die meisten der mit ihm verbundenen Erwartungen nicht erfüllt hat. Ja, Washington und Ottawa kündigten neue Militärhilfe-Pakete für Kiew an, aber ihr Umfang war geringer als die Ukraine erhofft hatte. Der Besuch endete „ohne nennenswerte positive Nachrichten zur Finanzierung“, wie Jaroslaw Zheleznyak, Mitglied der Werchowna Rada, feststellte. Aleksej Danilow, Sekretär des Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrates der Ukraine, räumte das Problem indirekt ein und äußerte in einem Interview mit dem US-Sender PBS seine Besorgnis darüber, dass der Westen keinen Konsens über die Zukunft der Ukraine erreicht habe. „Sie reden über Hilfe, nicht über den Sieg“, sagte Danilow.

Oleg Soskin, ein ehemaliger Berater des früheren ukrainischen Präsidenten Leonid Kutschma, äußerte sich noch skeptischer und stellte fest, dass Selenskys Reden im Westen bereits „auf Widerstand stoßen“. „Was ist das Ergebnis? Ja, offen gesagt, fast nichts. <…> In den USA war nur eine Apotheose geplant: eine Rede vor den beiden Häusern des Kongresses, Treffen auf höchster Ebene und neue [Hilfs-]Pakete. In Kanada haben ihm alle applaudiert. Was soll das bringen? Vor einem Jahr hat man ihm in den USA applaudiert, aber heute wollen sie nichts mehr geben – keine Waffen, kein Geld, keine Raketen“, sagte Soskin.

Viele Medien im Westen wie im Osten erkennen an, dass es Selensky und seinen Sponsoren nicht gelungen ist, die Länder des Globalen Südens für sich zu gewinnen. US-Außenminister Anthony Blinken räumte in seiner Rede vor dem UN-Sicherheitsrat ein, dass ein Teil der Weltgemeinschaft unzufrieden damit ist, dass der kollektive Westen versucht, seine Opposition gegen Russland ausschließlich auf die Unterstützung der derzeitigen Regierung in Kiew zu konzentrieren. Und Politico wies darauf hin, dass selbst unter den europäischen Partnern der Ukraine Verwirrung über die Aussichten für eine weitere Unterstützung der Ukraine herrscht, was sich in dem Konflikt zwischen Kiew und Warschau manifestiert.

Auf dem Rückweg in die Ukraine machte der ukrainische Präsident übrigens einen Zwischenstopp in Polen, der im Gegensatz zu anderen Ereignissen des Besuchs von den ausländischen Medien kaum beachtet wurde. Nur die Agentur Reuters stellte fest, dass Selensky zwei polnischen Freiwilligen Auszeichnungen überreichte und dann in aller Stille nach Hause fuhr, ohne sich mit Vertretern der polnischen Regierung zu treffen.

Marcin Przydacz, Minister der polnischen Präsidentschaftskanzlei und Leiter des Büros für internationale Politik, vermutete im Radiosender RMF FM, dass der Grund für [Selenskys] „schwer zu verstehendes Verhalten“ die „innenpolitischen wirtschaftlichen Bedingungen“ oder „Unternehmen, die auf verschiedene Weise Druck ausüben können“ sein könnten. Und er fügte hinzu, dass Kiew an einer Freundschaft mit Warschau interessiert sein sollte und nicht umgekehrt: „Wir können es sicherlich verkraften, wenn die Ukraine die Freundschaft mit Polen nicht will und nicht sucht. Wir sind in der NATO, wir haben eine starke Armee, wir sind in der EU, wir haben einen gut funktionierenden Staat. Die Ukraine ist jetzt in Schwierigkeiten, und sie sollte sich darum kümmern, dass Polen sie unterstützt. Wenn nicht, sollte man es nicht erzwingen.“

Kurzum: Er soll sich bedanken und verbeugen

Samstag, 23. September 2023

Uranwaffen sind Atomwaffen - Exposè von Brigitte Queck

 

Expose‘ zu meinem am 12. September 2023 gehaltenem Vortrag

Uranwaffen sind Atomwaffen

von Brigitte Queck, Dipl. Staatswissenschaftlerin Außenpolitik, 22.9.23

  1. Professor Dr. Günther vermutete als ERSTER in der Welt, dass im NATO Krieg gegen den Irak keine gewöhnlichen Waffen in den Einsatz gekommen sind, da viele Kinder dort beim Spielen mit liegengebliebenen leeren Geschosshülsen nach dem Krieg STARBEN !

Er ließ im Diplomatengepäck 1 Geschosshülse nach Deutschland bringen, wo diese an 3 deutschen Instituten untersucht wurde. Die Geschosshülse wies einen radioaktiven Ausstoß von 11 Mikrosiebert pro Stunde auf.

Der in Deutschland erlaubte Grenzwert bei Radioaktivität liegt bei 10 Mikrosiebert pro Jahr !! > Der Werdegang von Professor Dr. Günther bis zu seiner furchtbaren Entdeckung ist in seiner Kurzbiografie dargestellt.

  1. Nach dem Einsatz eben dieser Atomwaffen im Aggressionskrieg der NATO gegen Jugoslawien im Jahre 1999 – besonders aber im Kosovo – den die NATO ja zu befreien vorgab, hielt Professor Dr. Günther nach der Rückkehr aus dem zerbombten Jugoslawien von 168 deutschen Friedensbewegten aus Ost und West einen bewegten Vortrag.

Daraufhin wollte die deutsche Regierung in die Psychatrie abholen lassen.

  1. Naturwissenschaftliche Kreise befassen sich ausgiebig mit den durch die

NATO in ihren Aggressionskriegen eingesetzten sogen. Depleted Uranium –Waffen. > ausführlich dargestellt in meinem Vortrag

  1. Internationale Expertentagungen in Prag, Starnberger See und Hamburg fordern das internationale Verbot von Depleted Uranium –Waffen, aber nur 2 Mitglieder davon – Professor Dr. Günther und Laureen Moret, die Schülerin des amerikanischen Professors, der das Manhattan-Programm geleitet hatte – sprachen vom Einsatz von Atomwaffen durch die NATO !

  2. Welche Wirkungen der menschheitsgefährdende Einsatz von Uran (Atomwaffen der Neuzeit) durch die NATO hatte, wird ausführlich im Vortrag dargelegt.

  3. Der Industrie – Militärkomplex der US/NATO lügt bis heute, wenn er erklärt, dass Depleted Uranium – Waffen konventioneller Natur sind !!

  4. Was ist in der Gegenwart zu tun, damit Depleted Uranium – Waffen endlich als Atomwaffen bezeichnet und in das internationale Verbot über die Anwendung von Atomwaffen – initiiert durch die ICAN und ratifiziert im Jahre 2021- einbezogen werden ?

Wer Interesse an meinem gebundenen Vortrag hat, bitte gegen Vorkasse eine Spende überweisen, die unserem Verein „Mütter gegen den Krieg Berlin-Brandenburg“ zugutekommt.


Meine Kontoverbindung lautet:

Brigitte Queck, Mittelbrandenburgische Sparkasse Potsdam

IBAN: DE 91 1605 0000 4504 1275 69

SWIFT- BIC: WELADED1PMB



Donnerstag, 21. September 2023

Grundsatzrede des russischen Außenministers Lawrow - LZ

 Entnommen: https://linkezeitung.de/2023/09/21/die-grundsatzrede-des-russischen-aussenministers-lawrow-im-un-sicherheitsrat-im-o-ton/

Die Grundsatzrede des russischen Außenministers Lawrow im UN-Sicherheitsrat im O-Ton

VERÖFFENTLICHT VON LZ ⋅ 21. SEPTEMBER 2023 ⋅ HINTERLASSE EINEN KOMMENTAR


von Thomas Röper – http://www.anti-spiegel.ru

Der russische Außenminister Lawrow hat im UN-Sicherheitsrat eine Grundsatzrede zur Ukraine-Krise und zum Verhältnis des Westens zum Völkerrecht gehalten, deren Inhalt die deutschen Medien natürlich verschweigen werden. Daher habe ich die Rede komplett übersetzt.

Die Rede, die Außenminister Lawrow im UN-Sicherheitsrat gehalten hat, dürfte eine der wichtigsten Reden der letzten Zeit gewesen sein, denn er hat den russischen Standpunkt zur Ukraine-Krise, zum Völkerrecht und zum Verhalten des US-geführten Westens im Detail dargelegt.

Die Rede zeigt übrigens auch den Unterschied zwischen russischen und westlichen Politikern, denn Lawrow hat alle seine Ausführungen mit konkreten Bestimmungen des Völkerrechts untermauert und ausführlich daraus zitiert, während westliche Politiker in der UNO infantile Phrasen dreschen und Parolen wiederholen, was man an den Reden, die Bundeskanzler Scholz, der ukrainische Präsident Selensky oder US-Präsident Biden am gleichen Tag vor der UN-Generalversammlung gehalten haben, sehr schön sehen konnte.

Daher habe ich die komplette Rede von Lawrow übersetzt.

Beginn der Übersetzung:

Herr Präsident! Herr Generalsekretär, liebe Kollegen,

die bestehende internationale Ordnung wurde auf den Trümmern und den Ergebnissen der kolossalen Tragödie des Zweiten Weltkriegs errichtet. Ihr Fundament war die UN-Charta, das Schlüsselelement des modernen Völkerrechts. Es ist vor allem der UNO zu verdanken, dass ein neuer Weltkrieg mit einer nuklearen Katastrophe abgewendet werden konnte.

Leider hat sich der „kollektive Westen“, angeführt von den USA, nach dem Ende des Kalten Krieges willkürlich zum obersten Richter über die Geschicke der Menschheit aufgeschwungen und, getrieben von einem Exzeptionalismuskomplex, das Vermächtnis der UN-Gründerväter immer häufiger ignoriert.

Heute beruft sich der Westen selektiv auf die Normen und Grundsätze der Charta, von Fall zu Fall, ausschließlich nach seinen egoistischen geopolitischen Bedürfnissen. Das führt unweigerlich dazu, dass die globale Stabilität untergraben wird, bestehende Spannungsherde verschärft und neue angeheizt werden. Auch die Risiken eines globalen Konflikts nehmen zu. Gerade um sie einzudämmen und die Ereignisse in eine friedliche Richtung zu lenken, hat Russland darauf bestanden und besteht darauf, dass alle Bestimmungen der UN-Charta nicht selektiv, sondern in ihrer Gesamtheit und in ihrer Wechselbeziehung beachtet und angewandt werden, einschließlich der Grundsätze der souveränen Gleichheit der Staaten, der Nichteinmischung in ihre inneren Angelegenheiten, der Achtung der territorialen Integrität und des Rechts der Völker auf Selbstbestimmung. Das Vorgehen der USA und ihrer Verbündeten stellt eine systematische Verletzung des in der Charta verankerten Gleichgewichts der Anforderungen dar.

Seit dem Zusammenbruch der UdSSR und der Gründung unabhängiger Staaten an ihrer Stelle haben sich die USA und ihre Verbündeten unverhohlen und unverfroren in die inneren Angelegenheiten der Ukraine eingemischt. Wie die stellvertretende US-Außenministerin Victoria Nuland Ende 2013 öffentlich und sogar stolz zugab, hat Washington fünf Milliarden Dollar ausgegeben, um in Kiew Politiker zu fördern, die dem Westen gegenüber gehorsam sind.

Alle Fakten des „Engineerings“ der Ukraine-Krise sind seit langem bekannt, aber sie versuchen, sie auf jede erdenkliche Weise zu vertuschen, um die ganze Geschichte vor 2014 zu „canceln“. Aus diesem Grund könnte das Thema des heutigen Treffens, das vom albanischen Vorsitz vorgeschlagen wurde, nicht passender sein und ermöglicht es uns, die chronologische Kette der Ereignisse zu rekonstruieren, gerade im Zusammenhang mit der Haltung der Hauptakteure zur Umsetzung der Grundsätze und zu den Zielen der Charta der Vereinten Nationen.

In den Jahren 2004 und 2005 hat der Westen, um einen pro-amerikanischen Kandidaten an die Macht zu bringen, den ersten Staatsstreich in Kiew genehmigt und das ukrainische Verfassungsgericht zu der rechtswidrigen Entscheidung gezwungen, einen dritten Wahlgang abzuhalten, der in der Verfassung des Landes nicht vorgesehen war. Während des zweiten Maidan in den Jahren 2013 und 2014 wurde die Einmischung in die inneren Angelegenheiten noch deutlicher. Damals ermutigten eine ganze Reihe von westlichen Reisenden die Teilnehmer an den regierungsfeindlichen Demonstrationen direkt zu gewalttätigen Aktionen. Dieselbe Victoria Nuland sprach mit dem US-Botschafter in Kiew über die Zusammensetzung der künftigen Regierung, die von den Putschisten gebildet werden sollte. Gleichzeitig wies sie die EU auf ihren tatsächlichen Platz, den sie in der Weltpolitik aus der Sicht Washingtons hat. Wir alle erinnern uns an ihren anzüglichen Zwei-Worte-Satz. Es ist bezeichnend, dass die EU ihn „geschluckt“ hat.

Im Februar 2014 wurden von den Amerikanern ausgewählte Personen zu den Hauptakteuren der blutigen Machtergreifung, die – ich erinnere daran – einen Tag nach der unter den Garantien Deutschlands, Polens und Frankreichs erzielten Einigung zwischen dem rechtmäßig gewählten Präsidenten der Ukraine, Viktor Janukowitsch, und den Führern der Opposition organisiert wurde. Der Grundsatz der Nichteinmischung in die inneren Angelegenheiten wurde immer wieder mit Füßen getreten.

Unmittelbar nach dem Staatsstreich erklärten die Putschisten, dass es ihre unbedingte Priorität sei, die Rechte der russischsprachigen Bürger der Ukraine zu beschneiden. Und die Bewohner der Krim und des Südostens des Landes, die sich weigerten, die Ergebnisse der verfassungswidrigen Machtergreifung zu akzeptieren, wurden zu Terroristen erklärt und es wurde eine Strafaktion gegen sie eingeleitet. Als Reaktion darauf wurden auf der Krim und im Donbass Referenden abgehalten, die in vollem Einklang mit dem in Artikel 1 Absatz 2 der Charta der Vereinten Nationen verankerten Grundsatz der Gleichberechtigung und Selbstbestimmung der Völker standen.

Westliche Diplomaten und Politiker verschließen in Bezug auf die Ukraine die Augen vor dieser wichtigsten Norm des Völkerrechts und versuchen, den gesamten Hintergrund und das Wesen der Geschehnisse auf die Unzulässigkeit der Verletzung der territorialen Integrität zu reduzieren.
In diesem Zusammenhang möchte ich daran erinnern, dass in der 1970 einstimmig angenommenen Erklärung der Vereinten Nationen über die Grundsätze des Völkerrechts betreffend die freundschaftlichen Beziehungen und die Zusammenarbeit zwischen den Staaten in Übereinstimmung mit der Charta der Vereinten Nationen festgelegt ist, dass der Grundsatz der Achtung der territorialen Integrität für „Staaten gilt, die in ihrem Handeln den Grundsatz der Gleichberechtigung und der Selbstbestimmung der Völker beachten (…) und infolgedessen Regierungen haben, die (…) alle in ihrem Hoheitsgebiet lebenden Völker vertreten“.

Dass die ukrainischen Neonazis, die in Kiew die Macht ergriffen haben, die Bevölkerung der Krim und des Donbass nicht vertreten, bedarf keines Beweises. Und die bedingungslose Unterstützung der westlichen Hauptstädte für die Aktionen des verbrecherischen Regimes in Kiew ist nichts weniger als eine Verletzung des Grundsatzes der Selbstbestimmung nach einer groben Einmischung in die inneren Angelegenheiten.

Die Verabschiedung rassistischer Gesetze, die alles Russische verbieten – Bildung, Medien, Kultur, die Zerstörung von Büchern und Denkmälern, das Verbot der ukrainisch-orthodoxen Kirche und die Beschlagnahmung ihres Eigentums -, die auf den Staatsstreich unter der Herrschaft von Poroschenko und dann Selensky folgten, waren ein eklatanter Verstoß gegen Artikel 1.3 der UN-Charta über die Achtung der Menschenrechte und Grundfreiheiten für alle – ohne Unterschied von Rasse, Geschlecht, Sprache oder Religion. Ganz zu schweigen davon, dass diese Maßnahmen in direktem Widerspruch zur ukrainischen Verfassung stehen, in der die Verpflichtung des Staates zur Achtung der Rechte von Russen und anderen nationalen Minderheiten festgeschrieben ist.

Wenn wir die Forderungen hören, die „Friedensformel“ umzusetzen und die Ukraine in die Grenzen von 1991 zurückzuführen, stellt sich die Frage: Sind diejenigen, die das fordern, mit den Erklärungen der ukrainischen Führung darüber vertraut, was sie mit den Bewohnern der betroffenen Gebiete zu tun gedenkt?

In der Öffentlichkeit, auf offizieller Ebene, wird ihnen immer wieder mit der juristischen oder physischen Vernichtung gedroht. Der Westen hält seine Schützlinge in Kiew nicht nur nicht zurück, sondern ermutigt ihre rassistische Politik sogar enthusiastisch.

In ähnlicher Weise haben übrigens die EU- und NATO-Mitglieder jahrzehntelang das Vorgehen Lettlands und Estlands unterstützt, die die Rechte Hunderttausender russischsprachiger Einwohner, die als „Nicht-Bürger“ bezeichnet werden, missachten. Jetzt sprechen sie schon ernsthaft über die Einführung einer strafrechtlichen Verantwortung für den Gebrauch der eigenen Muttersprache. Hochrangige Beamte erklären offiziell, dass die Verbreitung von Informationen über die Möglichkeit, dass dortige Schüler russische Fernstudiengänge belegen können, fast als Bedrohung der nationalen Sicherheit zu betrachten ist und die Aufmerksamkeit der Strafverfolgungsbehörden erfordert.

Zurück zur Ukraine. Der Abschluss des Minsker Abkommens im Februar 2015 wurde durch eine Sonderresolution des Sicherheitsrats gebilligt – in voller Übereinstimmung mit Artikel 36 der Charta, der „jedes Verfahren zur Beilegung einer Streitigkeit, das von den Parteien akzeptiert wurde“, unterstützt. In diesem Fall von Kiew, der DNR und der LNR.

Im vergangenen Jahr haben jedoch alle Unterzeichner des Minsker Abkommens mit Ausnahme von Wladimir Putin, also Merkel, Hollande und Poroschenko, öffentlich und sogar freudig zugegeben, dass sie bei der Unterzeichnung des Dokuments nicht die Absicht hatten, es umzusetzen. Sie wollten nur Zeit gewinnen, um das militärische Potenzial der Ukraine zu stärken und das Land mit Waffen gegen Russland aufzurüsten. All die Jahre haben die EU und die NATO die Sabotage des Minsker Abkommens direkt unterstützt und das Kiewer Regime zu einer gewaltsamen Lösung des „Donbass-Problems“ gedrängt. Dies geschah unter Verletzung von Artikel 25 der Charta, wonach alle Mitglieder der Vereinten Nationen verpflichtet sind, „die Beschlüsse des Sicherheitsrates zu befolgen und auszuführen“.

Ich erinnere daran, dass die Staats- und Regierungschefs Russlands, Deutschlands, Frankreichs und der Ukraine als Teil des Pakets mit dem Minsker Abkommen eine Erklärung unterzeichnet haben, in der sich Berlin und Paris unter anderem dazu verpflichtet haben, bei der Wiederherstellung des Bankensystems im Donbass zu helfen. Aber sie haben keinen Finger gerührt. Sie haben lediglich zugesehen, wie Poroschenko entgegen all diesen Zusagen eine Handels-, Wirtschafts- und Transportblockade gegen den Donbass verhängte. In derselben Erklärung verpflichteten sich Berlin und Paris, zur Stärkung der trilateralen Zusammenarbeit im Rahmen des Formats EU-Russland-Ukraine beizutragen, um Russlands Bedenken in Handelsfragen konkret anzugehen und „die Schaffung eines gemeinsamen humanitären und wirtschaftlichen Raums vom Atlantik bis zum Pazifik“ zu fördern. Auch diese Erklärung wurde vom Sicherheitsrat gebilligt und unterlag dem bereits erwähnten Artikel 25 der UN-Charta. Doch selbst diese Verpflichtung der Staats- und Regierungschefs Deutschlands und Frankreichs erwies sich als „leer“, das war ein weiterer Verstoß gegen die Grundsätze der Charta.

Andrej Gromyko, der legendäre Außenminister der UdSSR, sagte zu Recht: „Besser zehn Jahre Verhandlungen als einen Tag Krieg“. Diesem Grundsatz folgend haben wir viele Jahre lang verhandelt, den Abschluss von Vereinbarungen im Bereich der europäischen Sicherheit angestrebt, die NATO-Russland-Grundakte gebilligt, 1999 und 2010 auf höchster Ebene die OSZE-Erklärungen zur Unteilbarkeit der Sicherheit angenommen und seit 2015 auf der bedingungslosen Umsetzung des Minsker Abkommens bestanden, das das Ergebnis der Verhandlungen war. Alles geschah in voller Übereinstimmung mit der UN-Charta, die verlangt, „die Bedingungen für Gerechtigkeit und die Einhaltung der Verpflichtungen aus Verträgen und anderen Quellen des Völkerrechts zu gewährleisten“. Unsere westlichen Kollegen haben gegen diesen Grundsatz verstoßen, als sie all diese Dokumente unterzeichneten, obwohl sie im Voraus wussten, dass sie sie nicht einhalten würden.

Apropos Verhandlungen. Wir geben sie auch jetzt nicht auf. Der russische Präsident Wladimir Putin hat sich bei vielen Gelegenheiten dazu geäußert, auch kürzlich. Ich möchte den verehrten US-Außenminister daran erinnern, dass Präsident Selensky ein Dekret unterzeichnet hat, das Verhandlungen mit Putins Regierung verbietet. Wenn die USA so sehr daran interessiert sind, wäre es meines Erachtens nicht schwierig, „das Kommando“ zu geben, dass Selenskys Dekret aufgehoben wird.

Heute hören wir in der Rhetorik unserer Gegner nur Parolen: „Invasion, Aggression, Annexion“. Kein Wort über die Ursachen des Problems, darüber, dass sie seit vielen Jahren ein offen nazistisches Regime fördern, das den Ausgang des Zweiten Weltkriegs und die Geschichte seines eigenen Volkes offen umschreibt. Der Westen weicht einem sachlichen Gespräch aus, das auf Fakten beruht und alle Anforderungen der UN-Charta respektiert. Offenbar hat er keine Argumente für einen ehrlichen Dialog.

Es entsteht der Eindruck, dass die Vertreter des Westens Angst vor professionellen Diskussionen haben, die ihre Demagogie entlarven. Während sie die territoriale Integrität der Ukraine beschwören, schweigen die ehemaligen Kolonialmächte zu den Beschlüssen der Vereinten Nationen, wonach Paris das „französische“ Mayotte an die Union der Komoren zurückgeben und London sich aus dem Chagos-Archipel zurückziehen und mit Buenos Aires Verhandlungen über die Malwinen aufnehmen muss. Diese „Verfechter“ der territorialen Integrität der Ukraine geben nun vor, sich nicht mehr an die Bedeutung des Minsker Abkommens zu erinnern, das die Wiedervereinigung des Donbass in die Ukraine mit Garantien für die grundlegenden Menschenrechte, vor allem das Recht auf die eigene Muttersprache, vorsah. Indem der Westen die Umsetzung verhindert hat, trägt er die direkte Verantwortung für den Zerfall der Ukraine und die Anzettelung des Bürgerkriegs in der Ukraine.

Unter den anderen Grundsätzen der UN-Charta, deren Einhaltung eine Sicherheitskrise in Europa verhindern und dazu beitragen könnte, vertrauensbildende Maßnahmen auf der Grundlage eines Interessenausgleichs zu vereinbaren, möchte ich Kapitel VIII, Artikel 2 der Charta nennen. Darin ist die Notwendigkeit verankert, die Praxis der friedlichen Beilegung von Streitigkeiten durch regionale Organisationen zu entwickeln.

Im Einklang mit diesem Grundsatz hat sich Russland gemeinsam mit seinen Verbündeten stets für die Herstellung von Kontakten zwischen der OVKS und der NATO eingesetzt, um die praktische Umsetzung der oben genannten OSZE-Gipfelbeschlüsse von 1999 und 2010 über die Unteilbarkeit der Sicherheit zu erleichtern, in denen es insbesondere heißt, dass „kein Staat, keine Staatengruppe oder Organisation die Hauptverantwortung für die Wahrung von Frieden und Stabilität im OSZE-Gebiet übernehmen oder einen Teil dieses Gebiets als seinen Einflussbereich betrachten darf“.

Jeder weiß, dass die NATO genau das getan hat: sie hat versucht, sich in Europa und nun auch im asiatisch-pazifischen Raum einen Vorteil zu verschaffen. Die zahlreichen Appelle der obersten Gremien der OVKS an das Nordatlantische Bündnis wurden jedoch ignoriert. Der Grund für diese arrogante Haltung der USA und ihrer Verbündeten ist, wie heute jeder sehen kann, ihre mangelnde Bereitschaft, mit irgendjemandem einen gleichberechtigten Dialog zu führen. Hätte die NATO die Kooperationsvorschläge der OVKS nicht abgelehnt, hätte sie viele der negativen Prozesse vermeiden können, die zur gegenwärtigen europäischen Krise geführt haben, weil sie sich jahrzehntelang geweigert haben, Russland zuzuhören oder es betrogen haben.

Wenn wir heute auf Anregung des Vorsitzes über „effektiven Multilateralismus“ diskutieren, sollten wir die zahlreichen Fakten der genetischen Ablehnung gegenüber jeder Form von gleichberechtigter Zusammenarbeit durch den Westen nicht vergessen. Nehmen wir nur Josep Borrells Ausspruch, Europa sei „ein blühender Garten, umgeben von einem Dschungel“. Das ist ein rein neokoloniales Syndrom, das die souveräne Gleichheit der Staaten und die Aufgaben zur „Stärkung der Grundsätze der UN-Charta durch einen wirksamen Multilateralismus“ verachtet, die uns heute zur Diskussion gestellt wurden.

In dem Bestreben, die Demokratisierung der zwischenstaatlichen Beziehungen zu verhindern, privatisieren die USA und ihre Verbündeten immer unverhohlener und unverfrorener die Sekretariate internationaler Organisationen und schleichen sich in die Beschlüsse zur Schaffung untergeordneter Mechanismen ein, die zwar kein Mandat haben, aber das Recht beanspruchen, diejenigen anzuklagen, die Washington aus irgendeinem Grund nicht gefallen.

In diesem Zusammenhang möchte ich daran erinnern, dass die UN-Charta nicht nur von den Mitgliedstaaten, sondern auch vom Sekretariat unserer Organisation strikt eingehalten werden muss. Nach Artikel 100 der Charta ist das Sekretariat verpflichtet, unparteiisch zu handeln und darf von keiner Regierung Weisungen entgegennehmen.

Wir haben bereits über Artikel 2 der Charta gesprochen. Ich möchte die Aufmerksamkeit auf seinen wichtigsten Absatz 1 lenken: „Die Organisation beruht auf dem Grundsatz der souveränen Gleichheit aller ihrer Mitglieder.“ In Weiterentwicklung dieses Grundsatzes bestätigte die Generalversammlung der Vereinten Nationen in der von mir erwähnten Erklärung vom 24. Oktober 1970 „das unveräußerliche Recht eines jeden Staates, sein politisches, wirtschaftliches, soziales und kulturelles System ohne Einmischung von irgendeiner Seite selbst zu wählen“.

In diesem Zusammenhang haben wir ernsthafte Fragen zu den Aussagen von Generalsekretär Guterres vom 29. März dieses Jahres, dass „autokratische Herrschaft keine Stabilität garantiert, sondern ein Katalysator für Chaos und Konflikte ist“, dass aber „starke demokratische Gesellschaften zur Selbstheilung und Selbstverbesserung fähig sind. Sie können einen Wandel, sogar einen radikalen Wandel, ohne Blutvergießen und Gewalt herbeiführen“.

Man kann nicht umhin, sich an die „Veränderungen“ zu erinnern, die durch die aggressiven Abenteuer der „starken Demokratien“ in Jugoslawien, Afghanistan, Irak, Libyen, Syrien und vielen anderen Ländern herbeigeführt wurden.

Der ehrenwerte Antonio Guterres sagte weiter: „Sie – die Demokratien – sind Zentren einer umfassenden Zusammenarbeit, die auf den Grundsätzen der Gleichheit, der Teilhabe und der Solidarität beruht.“

Es ist bemerkenswert, dass alle diese Reden auf dem von Präsident Biden außerhalb der UNO einberufenen „Gipfel für Demokratie“ gehalten wurden, dessen Teilnehmer von der US-Regierung nach ihrer Loyalität ausgewählt wurden. Der Loyalität nicht so sehr gegenüber Washington, sondern gegenüber der regierenden Demokratischen Partei in den USA. Der Versuch, solche Foren zu nutzen, um globale Fragen zu erörtern, steht in direktem Widerspruch zu Artikel 1 Absatz 4 der UN-Charta, in dem es heißt, dass „die Rolle der Organisation als Zentrum für die Koordinierung von Maßnahmen zur Erreichung gemeinsamer Ziele gewährleistet werden muss“.

Entgegen diesem Prinzip haben Frankreich und Deutschland vor einigen Jahren ein „multilateralistisches Bündnis“ ausgerufen, zu dem sie auch nur die eingeladen haben, die gehorchen, was an sich schon das Fortbestehen der kolonialen Mentalität und die Haltung der Initiatoren gegenüber dem Prinzip des „effektiven Multilateralismus“ auf unserer aktuellen Agenda bestätigt. Gleichzeitig wurde das „Narrativ“ der EU als Ideal für eben diesen „Multilateralismus“ gepflanzt. Jetzt gibt es Forderungen aus Brüssel, die Zahl der EU-Mitglieder so schnell wie möglich zu erweitern, insbesondere um die Balkanländer.

Aber das wichtigste Pathos gilt nicht Serbien oder der Türkei, die sich seit Jahrzehnten in aussichtslosen Beitrittsverhandlungen befinden, sondern der Ukraine. Josep Borrell, der sich als Ideologe der europäischen Integration ausgibt, hat kürzlich nicht gezögert zu sagen, dass das Kiewer Regime so schnell wie möglich in die EU aufgenommen werden sollte. Wäre der Krieg nicht gewesen, hätte es Jahre gedauert, aber so ist es möglich und notwendig, ohne irgendwelche Kriterien. Serbien, die Türkei und andere können warten. Aber Nazis nehmen sie in der EU außer der Reihe auf.

Übrigens verkündete der Generalsekretär auf demselben „Gipfel für Demokratie“: „Die Demokratie ergibt sich aus der UN-Charta. Die ersten Worte der Charta – ‚Wir, die Völker‘ – spiegeln die grundlegende Quelle der Legitimität wider: die Zustimmung derer, die regiert werden.“

Es wäre hilfreich, diese These mit der „Bilanz“ des Kiewer Regimes in Verbindung zu bringen, das einen Krieg gegen einen großen Teil seines eigenen Volkes entfesselt hat, gegen jene Millionen von Menschen, die nicht damit einverstanden waren, von Neonazis und Russophoben regiert zu werden, die unrechtmäßig die Macht im Land übernommen und das vom UN-Sicherheitsrat gebilligte Minsker Abkommen zu Grabe getragen haben, wodurch die territoriale Integrität der Ukraine untergraben wurde.

Diejenigen, die die Menschheit im Widerspruch zur UN-Charta in „Demokratien“ und „Autokratien“ einteilen, täten gut daran, folgende Frage zu beantworten: In welche Kategorie ordnen Sie das ukrainische Regime ein? Ich erwarte keine Antwort.

Wenn wir über die Prinzipien der Charta sprechen, stellt sich die Frage nach dem Verhältnis des Sicherheitsrates zur Generalversammlung. Das „westliche Kollektiv“ geht seit langem aggressiv mit dem Thema „Missbrauch des Vetorechts“ hausieren und hat – durch nicht ganz korrekten Druck auf andere UN-Mitglieder – erreicht, dass nach jedem Gebrauch dieses Rechts, den der Westen zunehmend bewusst provoziert, das entsprechende Thema in der Generalversammlung behandelt werden soll.

Das stellt für uns kein Problem dar. Russlands Haltung zu allen auf der Tagesordnung stehenden Themen ist offen, wir haben nichts zu verbergen, und es fällt uns nicht schwer, diesen Standpunkt erneut zu vertreten. Im Übrigen ist das Veto ein absolut legitimes Instrument, das in der Charta vorgesehen ist, um die Annahme von Beschlüssen zu verhindern, die das Risiko einer Spaltung der Organisation mit sich bringen würden.

Aber wenn das Verfahren zur Erörterung von Vetofällen in der Generalversammlung angewendet wird, warum nicht auch über die Resolutionen des Sicherheitsrates nachdenken, die nicht beachtet wurden, die angenommen wurden, auch vor vielen Jahren, aber trotz der Bestimmungen von Artikel 25 der Charta immer noch nicht umgesetzt werden? Warum sollte sich die Generalversammlung nicht mit den Gründen für diesen Zustand befassen? Zum Beispiel mit den Resolutionen des Sicherheitsrates zu Palästina und einer ganzen Reihe von Themen Nordafrikas und des Nahen Ostens, zum iranischen Atomabkommen, sowie mit der Resolution 2202, mit der das Minsker Abkommen zur Ukraine gebilligt wurde?

Auch die Frage der Sanktionen bedarf der Aufmerksamkeit. Es ist zur Regel geworden, dass der Sicherheitsrat nach langwierigen Verhandlungen unter strikter Einhaltung der Charta Sanktionen gegen ein bestimmtes Land beschließt und dass die USA und ihre Verbündeten dann „zusätzliche“ einseitige Beschränkungen gegen denselben Staat verhängen, die nicht vom Sicherheitsrat gebilligt wurden und nicht in seiner Resolution im Rahmen des vereinbarten „Pakets“ enthalten sind. Ein weiteres eklatantes Beispiel in der gleichen Reihe ist die soeben von Berlin, Paris und London durch ihre nationalen Rechtsnormen verabschiedete Entscheidung, die im Oktober auslaufenden Restriktionen gegen den Iran zu „verlängern“, die gemäß der Resolution 2231 des UN-Sicherheitsrats rechtlich beendet werden müssen. Mit anderen Worten: Die europäischen Länder und Großbritannien erklären, dass der Beschluss des Sicherheitsrates abgelaufen ist, aber das interessiert sie nicht, denn sie haben ihre eigenen „Regeln“.

Umso dringlicher ist die Überlegung, dass nach der Verabschiedung einer Sanktionsresolution durch den Rat keines der UN-Mitglieder das Recht hat, diese zu entwerten, indem es seine eigenen unrechtmäßigen Beschränkungen gegen dasselbe Land verhängt.

Es ist auch wichtig, dass alle Sanktionsregelungen des Sicherheitsrates zeitlich begrenzt sind, da ihr unbefristeter Charakter den Rat der Flexibilität beraubt, die Politik der „sanktionierten Regierungen“ zu beeinflussen.

Das Thema der „humanitären Grenzen von Sanktionen“ erfordert ebenfalls Aufmerksamkeit. Es wäre richtig, wenn alle künftigen Sanktionsprojekte, die dem Sicherheitsrat vorgelegt werden, von Bewertungen ihrer Folgen für die Bürger durch die humanitären Organisationen der Vereinten Nationen begleitet würden, anstatt von demagogischen Beschwörungen der westlichen Kollegen, dass „die einfachen Menschen nicht leiden werden“.

Liebe Kolleginnen und Kollegen!

Die Fakten sprechen von der tiefsten Krise in den internationalen Beziehungen und dem mangelnden Wunsch und Willen des Westens, diese Krise zu überwinden.

Ich hoffe, dass es einen Ausweg aus dieser Situation gibt und dass dieser auch gefunden wird. Zunächst einmal muss sich jeder der Verantwortung für das Schicksal unserer Organisation und der Welt bewusst werden – und zwar in einem historischen Kontext und nicht im Hinblick auf konjunkturelle Wahl- und Augenblicksentwicklungen bei den nächsten nationalen Wahlen in diesem oder jenem Mitgliedstaat. Lassen Sie mich noch einmal daran erinnern: Vor fast 80 Jahren haben sich die Staats- und Regierungschefs der Welt mit der Unterzeichnung der UN-Charta darauf geeinigt, die souveräne Gleichheit aller Staaten zu respektieren – großer und kleiner, reicher und armer, Monarchien und Republiken. Mit anderen Worten: Schon damals erkannte die Menschheit die Notwendigkeit einer gleichberechtigten, polyzentrischen Weltordnung als Garantie für die Nachhaltigkeit und Sicherheit ihrer Entwicklung.

Deshalb geht es heute nicht darum, sich einer „regelbasierten Weltordnung“ zu unterwerfen, sondern darum, die bei der Unterzeichnung und Ratifizierung der Charta eingegangenen Verpflichtungen in ihrer Gesamtheit und in ihrer Wechselbeziehung zu erfüllen.

Ende der Übersetzung

Die Grundsatzrede des russischen Außenministers Lawrow im UN-Sicherheitsrat im O-Ton

Mittwoch, 20. September 2023

DER PAKT MIT DEN KONZERNEN - Rezension von Elke Bauer

 siehe auch http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=28792

Teufelspack in Atemnot – Vom Erwachen des Dr. Faustus“  - Autor: Harry Popow

DER PAKT MIT

DEN KONZERNEN


Buchtipp von Elke Bauer

Abstand halten!“ Hört man allerorts. Ein Schrei voller Unterwürfigkeit. Das angstmachende Gesäusel in den Medien, Kriegsgeschrei gegen Russland, Drohungen gegen Ungeimpfte, gegen Linke, dazu die Phrasendrescherei der Politiker...“Mehr Zukunft wagen“. Und wer mit Worten Fragen stellt, Zweifel äußert, der sogar friedlichen Widerstand leistet sei ein Antidemokrat. Oder sogar ein Volksfeind...

Der Ausweg? Abstand halten zum Pakt mit den Konzernen, den eigentlichen Verursachern und Gewinnern der Krise. Das wäre dringend geboten. Ich las zwei von zahlreichen im Netz gelesenen kritischen Beiträgen, die jenen Michels, die noch im Dunkeln umherirren, ein Licht aufsetzen könnten. Der erste stammt von Egon Krenz, veröffentlicht im Dezemberheft der Zeitschrift „RotFuchs“, der zweite ist eine Buchankündigung mit dem Titel „Der Mensch im Teufelskreis“. Also zweimal Gegenwehr gegen Volksverdummung. Vom Letzteren soll hier die Rede sein.

Es umfasst 556 Seiten und überzeugt - das sei vorangestellt - durch seine Tiefgründigkeit und polemische Auseinandersetzung mit geschichtlichen und gegenwärtigen gesellschaftlichen Erscheinungen. Der Autor identifiziert sich aus alter Liebe zur klassischen Literatur mit Goethes Faust, mit seinem Wissensdrang, die Welt in ihren Zusammenhängen zu verstehen und zu verbessern. Er lässt ihn aus seiner Gruft auferstehen.

Das Buch vermeidet, trotz Herausarbeitung klassischer Ansichten der Geistesgeschichte, in Rückbesinnung zu versinken. Im Gegenteil. In der Gegenüberstellung der Gesellschaftsentwicklung vor zweihundert Jahren, gelingt es dem Autor, die heutigen Verhältnisse klar und kritisch herauszuarbeiten. Deshalb beginnen die Berichte im Buch mit den heutigen, die Menschen bewegenden Ereignissen. Bereits im ersten Kapitel "Friedhofslärm" stellt er die gespenstischen Vorgänge der stärker zunehmenden Beerdigungen dar. So würden die Friedhofsangestellten bald keinen Platz mehr für die zunehmende Anzahl von Coronatoten haben. Einige in der Menge der auf dem Friedhof arbeitenden Bestatter wollen vom "Grufti" Faust nichts hören und sehen. Andere sind sehr angetan von seiner Auferstehung, weil er gegen Mephisto, das Böse im Menschen und der Gesellschaft, angetreten ist und sie betonen, dass diese Haltung in der Gegenwart ganz besonders nötig sei. Es ist ein Aufschrei an die Heutigen, sich mit dem gegenwärtig Bösen auseinanderzusetzen.

Faust erklärt, er sei aufgewacht, die Erdenkinder vor Unheil zu schützen. Damit ist unter Zuhilfenahme einer klassisch positiven Menschheitsperson, dem Faust, der Grundtenor des Buches gekennzeichnet, mit ihm die negativen Zeiterscheinungen aufzuzeigen und mögliche Wege zu Überwindung. Um sein Anliegen noch stärker zu formulieren, bringt er den deutschen Dichter Andreas Gryphius ins Spiel, der mit seinem Sonett "Thränen des Vaterlandes" bedauernwerte Zustände des menschlichen Lebens beschreibt :

"Doch schweig ich noch von dem / was ärger als der Tod / was grimmer denn die Pest / und Glutt und Hungersnoth: Das auch der Seelen Schatz / so vielen abgezwungen."

Es ist meine Absicht als Rezensentin, die Aufklärung der bedauernswerten Zustände in der Gesellschaft durch den Autor zu verfolgen. Doch möchte ich jene Leser warnen, die seichtes Geplänkel auf dem Niveau der gegenwärtigen Parteienpolitik erwarten und als Lektüre bevorzugen. Das richtige Mass an das Buch zu legen heißt: Es bringt hohen geistigen Gewinn, denn nur so kann man die gesellschaftlichen Verhältnisse wahrhaft beleuchten.

Faust will gemeinsam mit gleichgesinnten Freunden Schritt für Schritt und tiefschürfend das gesellschaftliche Leben im 21. Jahrhundert mit seinen Kämpfen um die Macht, mit seinen geistigen Triebkräften erkunden. Es geht dabei weniger um Handlungsabläufe als vielmehr um vielfältige Schauplätze, die jeweils neue Gesichtspunkte, Denkanstöße für Streitbares und Korrekturen für bisherige und veraltete Einsichten bieten, wobei die Satire nicht zu kurz kommt. Es geht vor allem um die Philosophie und um die Ökonomie, um die Dialektik der Widersprüche, um die sich bereits das Denken von Goethe und fortschrittlichen deutschen Dichtern und Denkern gedreht hat. Faust und seine Gesinnungsfreunde stoßen auf Konflikte, lösbare und unlösbare. Im letzteren Fall auf eine bodenlose Ignoranz gegenüber den friedlichen Interessen des Volkes, das im Teufelskreis der Geldherrschaft nach wie vor gefangen ist und sein Dasein fristet.

Faust wird bei seinem Aufstieg in die Welt auf dem Friedhof sofort mit der Pandemie konfrontiert. Das entspricht ja auch dem Sinn dieses Buches: Mit den Augen eines Zeitgeistes vor 200 Jahren, die gegenwärtigen Verhältnisse zu untersuchen, den bürgerlichen Humanisten Faust auf die heutigen gesellschaftlichen Zustände blicken zu lassen. Sein Erschrecken ist sehr verständlich, denn er will als Humanist die Angelegenheiten der Menschen geregelt sehen und ist als erstes ob der ihm menschenverachtenden Zustände auf Friedhöfen (Verbringung der Toten in Plastesäcken, wie eine Bestatterin beklagte) und zugehörigen Verhältnissen entsetzt. Das betrifft die "staatlichen Zwangsmaßnahmen", die nötig sind. Solche hat schon 1871 Bismark zur Beherrschung der Pockenepidemie verordnen müssen und diese so ausgemerzt. Aber es muß darauf hingewiesen werden, dass das chaotische Umgehen mit den Verhältnissen eine Folge der kapitalistischen Gesundheitspolitik ist, die möglichst wenig Geld den Versicherungskonzernen und - kassen abverlangen will und mit katastrophalem Unvermögen gegen die gewinnorientierte Gesundheitsvorsorge im Land vorgeht. Das macht die staatlich Agierenden zu Kaspern der Gesundheitskonzerne, sowohl der Pharmazie als auch der stationären und ärztlichen Bemühungen. Somit sind die" Plastesäcke" ein Nichtbeherrschen der Pandemie durch die, die in der Gesellschaft das Sagen an sich gerissen haben.

Der "Buchnarr", er ist auch der Autor, stellt dem Faust am Ehrenmal im Treptower Park seine Freunde und Bekannten vor. Es sind vor allem die Nachkriegskinder, die den Aufbau in der DDR, die Liquidierung des Kapitalismus, des faschistischen Gedankengutes sowie mit Entsetzen die wachsende Aggressivität der BRD gegenüber der DDR miterlebten und in Form des Sinnbildes vom Bogenschützen die DDR auch zu verteidigen wußten. Dabei spielt auch die Mutter des Buchnarren eine Rolle, die in der Krypta als Wandgemälde verewigt wurde.

Auf der Straße. Faust wird zum Ersten mit einer sichtbaren Erscheinung der Zeit (Obdachlosigkeit) in Bekanntschaft gebracht und so stellt sich ihm die Frage: Warum gibt es Obdachlose? Warum speist man sie mit Almosen ab, statt ihnen Arbeit zu geben? Faust hält der Gesellschaft deutsche Geister vor, Kant, Hegel, Schiller,...die Humanität forderten und diese Humanität er auch heute noch vermisst. Der Buchnarr nimmt Faust mit zu den „Errungenschaften“ des Sozialstaates, z.B. der "Tafel der Armen", der intensiven Bekanntschaft mit Obdachlosen, die Kreation von 15 qm Holzhäusern für freies Wohnen - wo steht in solchen eigentlichen "Gartenhäuschen" die Badewanne, das WC, der Ofen und Herd - auf 15 qm?

Faust erlebt die Siegermentalität einiger Bundesbürger beim Gartenfest. Dabei lernt er die wirklichen Sorgen der Menschen in diesem Wohlstandsstaat BRD kennen. Wie sie sich zum Beispiel die User Alex, Hanna, Judith und Lotti mit dem Buchnarr Gedanken darüber machen, was schief läuft im Lande. Aber auch kluge Warner über die Schieflagen der Gesellschaft, wie Rainer Mausfeld und Daniela Dahn, Dr. Hartmut König und Dr. Wolfgang Bittner werden im Anhang zitiert und denen zur Kenntnis gebracht, die immer nur die regimetreuen Veröffentlichungen und Bücher lesen. Nachdenklich und auffordernd bringt die Figur des Buchnarren und seiner Frau Greta viele gesellschaftliche Erscheinungen aufs Tapet und wohl dem, der aus humaner Lebenshaltung, ebenso wie aus sehr progressiver/auch linker Auffassung heraus, am Nachdenken über die Zeit, an Zeitereignisse interessiert ist. Die Leser können sich auf sehr hohem Niveau mit dem Gedankengut bekannmachen und weiterdenken. Es ist jedem klugen Geist geraten und möglich, sich in diesem Buch mit deutscher geistiger und staatsmännischer Haltung und dem Wissen zu beschäftigen, um den eigenen Standpunkt zu ergänzen oder in Frage zu stellen.

Als nach Wahrheit Strebenden lässt es Faust keine Ruhe, in die Tiefe der gesellschaftlichen Zusammenhänge zu dringen. So lernt er mit Hilfe des Buchnarren und kluger und bewußter Männer und Frauen aus der einstigen DDR nicht nur das verlogene Menschenbild des Imperialismus, (siehe im Kapitel “Pfundsachen“) sondern auch im Verlies der „Festung“ den Ursprung der Machtgier in der Marktwirtschaft kennen.

Im Kapitel „Das Gespenst“ beschäftigen sich die Freunde des Dr. Faustus mit den für Faust noch unbekannten Philosophen Marx und Engels. Die literarische Gestalt Goethes erkennt, dass es seit der Pariser Kommune und mit dem „Kommunistischen Manifest“ bei den Völkern - trotz technischer und sozialer Fortschritte - angesichts des global würgenden Finanzkapitals keinen Klassenfrieden zwischen Oben und Unten geben kann.

Sowohl im „Auerbachs Keller“ als auch in der Berliner Gaststätte „Zur letzten Instanz“ stoßen die Freunde mit Faust auf geschichtliche und philosophische Zusammenhänge an, auf die eigentlichen Ursachen von Ausbeutung und Kriegen.

Sehr gut ist die Darstellung der Warnung Goethes vor der Vereinnahmung des Menschen durch Geld und Gier, die die Menschen in tiefes Unglück stürzen. Der Autor lässt Faust aufstehen, um sich die Welt anzusehen (nicht nur anzugucken). Dass er nicht als Rächer, Aufklärer, Nörgler oder gar Besserwisser und Politiker oder gar als Rebell agieren will ist ein guter Einstieg. Verbunden mit dem Willen, Widersprüche zu erkennen und Lösungen zu suchen. Damit hat der Autor das Ziel seines Buches erreicht: Den strebenden, friedliebenden und liebenden Menschen in den Focus zu rücken. Er legitimiert sein Buch damit, dass Goethisches Bestreben im Sinne des gesellschaftlichen Fortschritts immer hochaktuell ist und in Kämpfen stets neu erstritten werden muß.

Faust muß sich am Ende des Buches fragen, ob sein Ausstieg aus der alten Gruft nunmehr zu einer größeren und digital von Konzernen gesteuerten führen kann? Erst tot und dann noch toter? Wer lässt sich das schon gefallen? Er wird weitermachen, sich nicht unterbuttern lassen. Weitere Gesinnungsfreunde suchen. Mit dafür sorgen, zum Pakt mit den Konzernen Abstand zu halten und gleichzeitig aufzuklären. Damit der Mensch aus dem jahrzehntelangen Teufelskreis entkommen kann. Nunmehr endgültig gewappnet mit gehörigen Lehren.




Überarbeitete und gekürzte Neuauflage des Buches von Harry Popow mit dem einstigen Titel „Der Mensch im Teufelskreis“

556 Seiten
2. Format: Taschenbuch 125x190 Hardcover 90g weiß, matt
3. Erscheinungsdatum: 05.08.2023
4. ISBN: 9783757575588
5. Sprache: Deutsch
Herausgeber ‏ : ‎ epubli; 1. Edition (5. August 2023)
Preis: 44,99 Euro

Zu bestellen: https://www.epubli.com/shop/teufelspack-in-atemnot-vom-erwachen-des-dr-faustus-9783757575588

Kurzvita der Rezensentin: Elke Bauer, geb. 1939, Abitur 1953, Bibliothekar an allgemeinbildenden Bibliotheken der DDR/ Fachschule für Bibliothekare Leipzig 1961, Diplomkulturwissenschaftler/Universität Leipzig 1970, Bibliothekar in ltd. Funktion bis 1991, Aufbau einer eigenen Buchhandlung, selbstständige Buchhändlerin 1991 bis 2001, Rentnerin.



In Wladiwostok erhebt sich der russische Ferne Osten - LZ

 Entnommen: https://linkezeitung.de/2023/09/20/in-wladiwostok-erhebt-sich-der-russische-ferne-osten/

In Wladiwostok erhebt sich der russische Ferne Osten

VERÖFFENTLICHT VON LZ ⋅ 20. SEPTEMBER 2023 ⋅ HINTERLASSE EINEN KOMMENTAR

von Pepe Escobar – http://www.unz.com – https://kolozeg.org

WLADIWOSTOK – Der russische Präsident Wladimir Putin eröffnete und schloss seine  recht ausführliche  Ansprache beim Eastern Economic Forum in Wladiwostok mit einer klaren Botschaft: „Der Ferne Osten ist Russlands strategische Priorität für das gesamte 21. Jahrhundert.“

Und genau dieses Gefühl würde man vor der Ansprache haben, wenn man mit Führungskräften aus der Wirtschaft interagiert, die sich auf dem atemberaubenden Forumgelände der Far Eastern Federal University (erst vor 11 Jahren eröffnet) vor der Kulisse der mehr als vier Kilometer langen Hängebrücke treffen zur Russki-Insel über den östlichen Bosporus.

Die Entwicklungsmöglichkeiten des faktisch russischen Asiens und eines der Schlüsselknotenpunkte im asiatisch-pazifischen Raum sind im wahrsten Sinne des Wortes überwältigend. Daten des Ministeriums für die Entwicklung des Fernen Ostens und der Arktis Russlands – bestätigt von mehreren der auffälligsten Panels während des Forums – listen satte 2.800 laufende Investitionsprojekte auf, von denen 646 bereits in Betrieb sind, einschließlich der Schaffung mehrerer internationaler fortgeschrittener Sonderwirtschaftszonen (ASEZ) und Erweiterung des Freihafens Wladiwostok, in dem mehrere hundert kleine und mittlere Unternehmen (KMU) ansässig sind.

All das geht weit über Russlands „Schwenkung nach Osten“ hinaus, die Putin 2012, zwei Jahre vor den Maidan-Ereignissen in Kiew, angekündigt hatte. Für den Rest des Planeten, ganz zu schweigen vom kollektiven Westen, ist es unmöglich, den Zauber des russischen Fernen Ostens zu verstehen, ohne vor Ort zu sein – angefangen bei Wladiwostok, der charmanten, inoffiziellen Hauptstadt des Fernen Ostens mit ihren wunderschönen, beeindruckenden Hügeln Architektur, grüne Inseln, Sandbuchten und natürlich das Terminal der legendären Transsibirischen Eisenbahn.

Was die Besucher des Globalen Südens erlebten – der kollektive Westen war im Forum praktisch nicht vertreten –, war ein laufendes Projekt der nachhaltigen Entwicklung: ein souveräner Staat, der den Ton angibt, wenn es darum geht, große Teile seines Territoriums in das neue, entstehende, polyzentrische geoökonomische Zeitalter zu integrieren . Delegationen aus ASEAN (Laos, Myanmar, Philippinen) und der arabischen Welt, ganz zu schweigen von Indien und China, haben das Bild vollkommen verstanden.

Willkommen in der „Entwestlichungsbewegung“

In seiner Rede betonte Putin, dass die Investitionsrate im Fernen Osten dreimal so hoch sei wie der Durchschnitt der russischen Region; dass der Ferne Osten nur zu 35 Prozent erforscht ist und ein unbegrenztes Potenzial für die Rohstoffindustrie bietet; wie  die  Gaspipelines Power of Siberia und Sachalin-Chabarowsk-Wladiwostok verbunden werden; und wie sich die Produktion von Flüssigerdgas (LNG) in der russischen Arktis bis 2030 verdreifachen wird.

In einem breiteren Kontext machte Putin deutlich, dass „die Weltwirtschaft sich verändert hat und sich weiterhin verändert; Der Westen zerstört mit seinen eigenen Händen das Handels- und Finanzsystem, das er selbst geschaffen hat.“ Kein Wunder also, dass Russlands Handelsumsatz mit der Asien-Pazifik-Region im Jahr 2022 um 13,7 Prozent und allein im ersten Halbjahr 2023 um weitere 18,3 Prozent wuchs.

Stichwort: Boris Titow, Kommissar für Wirtschaftsrechte des Präsidenten, zeigt, dass diese Neuorientierung weg vom „statischen“ Westen unvermeidlich ist. Obwohl die westlichen Volkswirtschaften gut entwickelt seien, seien sie bereits „zu stark investiert und träge“, sagt Titov:

„Im Osten hingegen boomt alles, geht rasant voran, entwickelt sich rasant. Und das gilt nicht nur für China, Indien und Indonesien, sondern auch für viele andere Länder. Sie sind heute das Zentrum der Entwicklung, nicht Europa, unsere Hauptenergieverbraucher sind endlich da.“

Dem enormen Umfang und den spannenden Diskussionen der  großen Panels  in Wladiwostok kann man kaum gerecht werden. Hier nur ein Vorgeschmack auf die wichtigsten Themen.

Eine Valdai-Sitzung konzentrierte sich auf die kumulierten positiven Auswirkungen von Russlands „Schwenkung nach Osten“, wobei der Ferne Osten als natürliche Drehscheibe für die Umstellung der gesamten russischen Wirtschaft auf asiatische Geoökonomie positioniert wurde.

Dennoch gibt es natürlich Probleme, wie Wang Wen vom Chongyang Institute for Financial Studies der Renmin-Universität betont. Wladiwostok hat nur 600.000 Einwohner. Die Chinesen würden sagen, dass die Infrastruktur einer solchen Stadt schlecht ist, „also braucht sie so schnell wie möglich mehr Infrastruktur.“ Wladiwostok könnte das nächste Hongkong werden. Der Weg besteht darin, Sonderwirtschaftszonen wie in Hongkong, Shenzhen und Pudong einzurichten.“ Nicht schwer, denn „die nicht-westliche Welt heißt Russland sehr willkommen.“

Wang Wen konnte nicht umhin, den Durchbruch hervorzuheben, den das Huawei Mate 60 Pro darstellt: „Sanktionen sind keine so schlechte Sache. Sie stärken nur die „Entwestlichungsbewegung“, wie sie in China informell genannt wird.

China bis Mitte 2022 in einen „stillen Modus“ in Bezug auf Investitionen schlüpfte, definierte Wang aus Angst vor sekundären US-Sanktionen. Doch nun ändert sich das, und Grenzregionen gelten wieder als Schlüsselregionen für Handelsbeziehungen. Im Freihafen Wladiwostok ist China mit seinem 11-Milliarden-Dollar-Engagement der größte Investor.

Fesco ist das größte Seetransportunternehmen in Russland – und erreicht China, Japan, Korea und Vietnam. Sie engagieren sich in Zusammenarbeit mit der Russischen Eisenbahn aktiv für die Anbindung Südostasiens an die Nordseeroute. Der Schlüssel liegt im Aufbau eines Netzwerks von Logistikzentren. Fesco-Führungskräfte beschreiben es als „titanischen Wandel in der Logistik“.

Die Russische Eisenbahn an sich ist ein faszinierender Fall. Sie betreibt unter anderem die Transbaikal-Strecke, die zugleich die verkehrsreichste Eisenbahnstrecke der Welt ist und Russland vom Ural mit dem Fernen Osten verbindet. Tschita, direkt an der Transsibirischen Eisenbahn gelegen – ein erstklassiges Produktionszentrum 900 km östlich von Irkutsk – gilt als Hauptstadt der Russischen Eisenbahnen.

Und dann ist da noch die Arktis. Die Arktis beherbergt 80 Prozent des russischen Gases, 20 Prozent seines Öls, 30 Prozent seines Territoriums und 15 Prozent des BIP, beherbergt aber nur 2,5 Millionen Menschen. Die Entwicklung der Nordseeroute erfordert Spitzentechnologie, wie beispielsweise eine sich ständig weiterentwickelnde Flotte von Eisbrechern.

Flüssig und stabil wie Wodka

Alles, was sich in Wladiwostok ereignete, steht in direktem Zusammenhang mit dem vielgepriesenen Besuch des Nordkoreas Kim Jong-un. Das Timing war wunderschön; Schließlich ist die Region Primorsky Krai im Fernen Osten ein unmittelbarer Nachbar der Demokratischen Volksrepublik Korea (DVRK).


Putin betonte, dass Russland und die DVRK mehrere gemeinsame Projekte in den Bereichen Transport, Kommunikation, Logistik und Marine entwickeln. Der Kern der Angelegenheit ist weitaus mehr als die von Putin und Kim freundschaftlich diskutierten militärischen und weltraumbezogenen Angelegenheiten. Der Kern der Angelegenheit ist die Geoökonomie: eine trilaterale Zusammenarbeit zwischen Russland, China und der Demokratischen Volksrepublik Korea, mit dem eindeutigen Ergebnis eines verstärkten Containerverkehrs durch die Demokratische Volksrepublik Korea und der verlockenden Möglichkeit einer Demokratischen Volksrepublik Korea Die Eisenbahn erreichte Wladiwostok und gelangte dann über die Transsibirische Linie weiter nach Eurasien.

Und als ob das noch nicht bahnbrechend genug wäre, wurde in mehreren Runden Tischen viel über den International North South Transportation Corridor (INTSC) diskutiert. Der Russland-Kasachstan-Turkmenistan-Iran-Korridor wird 2027 fertiggestellt – und das wird ein wichtiger Zweig des INTSC sein.

Parallel dazu streben Neu-Delhi und Moskau danach, so bald wie möglich den Eastern Maritime Corridor (EMC) zu starten – so die offizielle Bezeichnung der Route Wladiwostok-Chennai. Sarbananda Sonowal, die indische Ministerin für Häfen, Schifffahrt und Wasserstraßen, veranstaltete am 30. Oktober in Chennai einen indisch-russischen Workshop zum EMC, um „die reibungslose und schnelle Operationalisierung“ des Korridors zu diskutieren.

Ich hatte die Ehre, Teil eines der entscheidenden Panels zum Thema „  Greater Eurasia: Drivers for the Formation of an Alternative International Monetary and Financial System“ zu sein.

Eine wichtige Schlussfolgerung ist, dass die Voraussetzungen für ein gemeinsames eurasisches Zahlungssystem – Teil des Erklärungsentwurfs der Eurasischen Wirtschaftsunion (EAWU) für 2030–2045 – vor dem Hintergrund des Hybriden Krieges und „toxischer Währungen“ (83 Prozent der EAWU-Transaktionen) geschaffen sind umgehen sie bereits).

Dennoch bleibt die Debatte heftig, wenn es um einen Korb nationaler Währungen, einen Warenkorb, Zahlungs- und Abwicklungsstrukturen, den Einsatz von Blockchain, ein neues Preissystem oder die Einrichtung einer einheitlichen Börse geht. Ist das technisch alles möglich? Ja, aber es würde 30 bis 40 Jahre dauern, bis es Gestalt annimmt, wie das Gremium betonte.

So wie es aussieht, reicht ein einziges Beispiel für die bevorstehenden Herausforderungen aus. Die Idee, einen Währungskorb für ein alternatives Zahlungssystem zu entwickeln, fand auf dem BRICS-Gipfel aufgrund der Position Indiens keinen Anklang.

Aleksandr Babakov, stellvertretender Vorsitzender der Duma, erinnerte an die Diskussionen zwischen der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ) und dem Iran über die Handelsfinanzierung in Landeswährungen, einschließlich eines Fahrplans zur Suche nach den besten Möglichkeiten in der Gesetzgebung, um Investitionen anzuziehen. Das wird auch mit privaten Unternehmen diskutiert. Das Modell ist der Erfolg des Handelsumsatzes zwischen China und Russland.

Andrey Klepach, Chefökonom des VEB, witzelte, dass die beste Währung „liquide und stabil“ sei. Wie Wodka.“ Wir sind also noch nicht am Ziel. Zwei Drittel des Handels werden immer noch in Dollar und Euro abgewickelt; der chinesische Yuan macht lediglich drei Prozent aus. Indien weigert sich, den Yuan zu verwenden. Und es gibt ein riesiges Ungleichgewicht zwischen Russland und Indien: Bis zu 40 Milliarden Rupien liegen auf den Konten russischer Exporteure und können nirgendwo hingehen. Eine Priorität besteht darin, das Vertrauen in den Rubel zu stärken: Er sollte sowohl von Indien als auch von China akzeptiert werden. Und ein digitaler Rubel wird zur Notwendigkeit.

Wang Wen stimmte zu und meinte, es gebe nicht genug Ehrgeiz. Indien sollte mehr nach Russland exportieren und Russland sollte mehr in Indien investieren.

Parallel dazu kontrolliert Indien, wie Sohail Khan, der stellvertretende Generalsekretär der SCO, mittlerweile nicht weniger als 40 Prozent des globalen Marktes für digitale Zahlungen.  Noch vor sieben Jahren lag der Anteil bei  null . Das ist der Grund für den Erfolg seines einheitlichen Zahlungssystems (UPI).

Ein BRICS-EAEU-Gremium äußerte die Hoffnung, dass im nächsten Jahr ein gemeinsamer Gipfel dieser beiden wichtigen multilateralen Organisationen stattfinden wird. Wieder einmal geht es um transeurasische Transportkorridore – denn zwei Drittel des weltweiten Umsatzes werden bald über die östliche Strecke zwischen Russland und Asien verlaufen.

Auf BRICS-EAEU-SCO sind bereits führende russische Unternehmen in das BRICS-Geschäft integriert, von der Russischen Eisenbahn und Rostec bis hin zu Großbanken. Ein großes Problem bleibt, wie man Indien die EAWU erklären kann – auch wenn die EAWU-Struktur als Erfolg gilt. Und beobachten Sie diesen Raum: Ein Freihandelsabkommen mit dem Iran wird bald abgeschlossen.

Bei der letzten Podiumsdiskussion in Wladiwostok wies die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa – das zeitgenössische Gegenstück zu Hermes, dem Boten der Götter – darauf hin, wie die G20- und BRICS-Gipfel die Bühne für Putins Rede auf dem Eastern Economic Forum bereiteten.

Das erforderte „fantastische strategische Geduld“. Russland habe schließlich „nie die Isolation unterstützt“ und „sich immer für eine Partnerschaft eingesetzt“. Die hektischen Aktivitäten in Wladiwostok haben gerade gezeigt, dass es beim „Pivot to Asia“ um verbesserte Konnektivität und Partnerschaft in einer neuen polyzentrischen Ära geht.

https://www.unz.com/pescobar/in-vladivostok-the-russian-far-east-rises
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Dienstag, 19. September 2023

Chinas Militär wird nicht global - LZ

 Entnommen: https://linkezeitung.de/2023/09/19/chinas-militaer-wird-nicht-global/

Chinas Militär wird nicht global

VERÖFFENTLICHT VON LZ ⋅ 19. SEPTEMBER 2023 ⋅ HINTERLASSE EINEN KOMMENTAR

von Michael D. Swaine – http://www.antikrieg.com

Die New York Times schürt die Angst vor einer angeblichen Ausweitung der weltweiten Militärbasen, doch die Realität ist komplizierter und weniger beängstigend.

Gestern veröffentlichte die New York Times einen Gastbeitrag von Craig Singleton, einem Mitarbeiter der Foundation for Defense of Democracies, mit dem Titel “China’s Military is Going Global”. Singleton argumentiert, dass Peking auf dem besten Weg ist, ein weltumspannendes Netz “strategischer Stützpunkte entlang der wichtigsten Handels-, Energie- und Rohstoffrouten Chinas” aufzubauen, die eine ernste militärische Bedrohung für die Vereinigten Staaten darstellen.

Angeblich nutzt Peking die Struktur der chinesischen “Belt and Road”-Initiative für kommerzielle Infrastrukturprojekte und stellt mit seiner angeblich neuen Strategie “unter dem Radar” die Fähigkeit Washingtons, kritische militärische Missionen in Übersee, einschließlich der Verteidigung Taiwans, auszuführen, direkt in Frage.

Als Reaktion auf diese wachsende Bedrohung fordert Singleton Washington auf, eine Strategie zu entwickeln, um Chinas Schritte “präventiv” zu neutralisieren, einschließlich “Anreize oder Strafen” für die Regierungen der Gastländer.

Es ist erstaunlich, dass die New York Times es für nötig hielt, einen solchen Aufsatz zu veröffentlichen, denn er ist voll von Verzerrungen, Übertreibungen und Spekulationen. Es steht außer Frage, dass Chinas militärische Aktivitäten im Ausland einer genauen Prüfung bedürfen, insbesondere wenn sie in sensiblen Gebieten stattfinden. Eine solche Prüfung erfordert jedoch eine sorgfältige Analyse der tatsächlichen Fakten, wobei klar zwischen vorgeschlagenen Plänen, tatsächlichen Unternehmungen, kommerziellen gegenüber militärischen (und nicht-militärischen Sicherheits-) Zwecken und den wahrscheinlichen militärischen Vorteilen für China, die sich aus einem bestimmten Standort oder einer bestimmten Operation ergeben könnten, unterschieden werden muss.

Statt sich an solche Vorgaben zu halten, spielt Singleton mit den Beweisen, indem er seine Aussagen mit Worthülsen wie “könnte”, “dürfte”, “sollte”, “legt nahe”, “vermutlich” usw. abschwächt. Nichtsdestotrotz wird fast jede denkbare mögliche, gegenwärtige oder entstehende chinesische kommerzielle, wissenschaftliche oder sicherheitspolitische “Präsenz” in Übersee als Teil einer bewussten, koordinierten, militärisch ausgerichteten Strategie bezeichnet, die darauf abzielt, “die globale militärische Landschaft” zu Pekings Gunsten umzugestalten und somit die USA zu bedrohen.

In Wirklichkeit hat China bisher nur einen einzigen Militärstützpunkt am Horn von Afrika, in Dschibuti, errichtet und ist wahrscheinlich dabei, einen Marinestützpunkt in Kambodscha zu errichten. Aber es gibt reale Grenzen dafür, wie weit China bei der Duplizierung solcher Orte gehen kann. Wie Isaac Kardon von der Carnegie Endowment hervorgehoben hat, hat China keine formellen Militärbündnisse (abgesehen von dem zweifelhaften Fall Nordkorea) und wird in absehbarer Zukunft wohl auch keine eingehen, was seine Möglichkeiten, ernsthafte Militärbasen zu errichten, stark einschränkt. Nur wenige Länder, wenn überhaupt, wollen sich verpflichten, vollwertige, große Militäreinrichtungen zu beherbergen, die die chinesische Militärmacht auf die gesamte Region ausdehnen und damit eine amerikanische Antwort hervorrufen könnten.

Darüber hinaus dienen viele der sicherheitsrelevanten Einrichtungen, die Singleton als Beweis für seine Argumentation anführt, anderen Funktionen als der militärischen Bedrohung der Vereinigten Staaten, z. B. der Bekämpfung von Piraterie, der UN-Friedenssicherung, der Evakuierung von Nichtkombattanten in Notfällen oder dem Schutz von Investitionen in der Nähe. Und ihre Fähigkeit, sich über solche Aufgaben hinaus zu entwickeln, wird wahrscheinlich sehr begrenzt bleiben.

Die meisten Empfängerstaaten wollen vor allem chinesischen Handel und chinesische Investitionen. Tatsächlich bestehen viele der von Singleton genannten angeblichen neuen chinesischen Stützpunkte oder Proto-Stützpunkte in erster Linie aus einer kommerziellen oder zivilen wissenschaftlichen Präsenz, einige mit nur vagem Potenzial für eine militärische Nutzung. Einige wenige bestehende kommerzielle Einrichtungen (wie in den Vereinigten Arabischen Emiraten) könnten begrenzte militärische Funktionen übernehmen, aber in vielen Fällen bleibt dies unklar. Man kann argumentieren, dass solche kommerziellen Standorte einer Art strategischem Zweck dienen, aber als Teil von Pekings Bemühungen, eine bedeutende kommerzielle und wissenschaftlich-technologische Macht zu werden, und nicht, um die globale militärische Vorherrschaft der USA direkt zu bedrohen.

Und selbst wenn viele der chinesischen Einrichtungen in Übersee eine eindeutige militärische Funktion haben sollten, ist bei weitem nicht klar, dass sie Peking in den meisten Fällen die Art von beängstigendem strategischen Nutzen bringen würden, die Singleton behauptet. Einige Analysten der Anlage in Kambodscha haben zum Beispiel argumentiert, dass sie der PLA nur wenige neue operative Vorteile bringen wird.

In Wahrheit ist Singletons Argument eine aktualisierte und erweiterte Version der sogenannten “Perlenkette”, die vor vielen Jahren aufkam. Das von einem amerikanischen Unternehmen stammende Konzept versuchte, einige der überseeischen Aktivitäten Chinas in Südostasien und entlang des Indischen Ozeans bis hin zum Nahen Osten miteinander zu verbinden, um einen großen strategischen Schachzug Chinas zur militärischen und politischen Beherrschung der Region zu bilden. Wie bei der jetzigen Version blieb die Realität weit hinter den Erwartungen zurück, meist aus ähnlichen Gründen.

Schließlich ist es beunruhigend, dass Singleton empfiehlt, dass Washington sowohl Anreize als auch Zwangsmaßnahmen ergreifen sollte, um Chinas angeblich ruchlose Aktivitäten in Übersee präventiv zu neutralisieren. Bei Anwendung auf die meisten der von ihm angeführten Beispiele für derartige Aktivitäten könnte ein solches Vorgehen leicht nach hinten losgehen, da die Zielländer das Verhalten Washingtons als Versuch interpretieren, das zu untergraben, was sie als legitime kommerzielle und wissenschaftliche Transaktionen mit China betrachten.

Chinas wachsende kommerzielle, wissenschaftliche und sicherheitspolitische Präsenz in Übersee bedarf zweifellos einer genauen und sorgfältigen Prüfung. Leider bietet dieser Aufsatz keine solche Analyse. Vielmehr hat die New York Times durch ihre Veröffentlichung eine noch größere Inflation von Bedrohungen provoziert, als sie in Washington und anderswo bereits besteht