Montag, 24. Februar 2014

West-Ziel - Rußland einkreisen


Zitiert aus der „jungen welt“:



siehe http://www.jungewelt.de/2014/02-24/035.php



24.02.2014 / Ansichten / Seite 8, junge welt,

Halber Sieg


Staatsstreich in der Ukraine


Von Arnold Schölzel


...Seit 1990, seit dem Zwei-plus-Vier-Abkommen zur Besiegelung des Anschlusses der DDR an die BRD, steht die weitere Einkreisung und Schwächung Rußlands auf der Tagesordnung. Politische Voraussetzung dieses Vertrages war zwar die Verpflichtung der NATO, nicht über die Oder hinaus zu expandieren, gedacht war daran nicht eine Minute lang. Inzwischen finden Luftwaffenmanöver des Paktes vor den Toren Moskaus statt, das gegen Rußland gerichtete Raketenabwehrsystem ist nicht vom Tisch. Die ukrainischen Oligarchen garantierten das antirussische Fernziel nicht mehr. Mit ihrer Verdrängung hat der Westen in Kiew einen halben Sieg davongetragen, wahrscheinlich aber eine ganze faschistische »Revolution« geerntet. Sie wird sich nicht auf das Schleifen von Denkmälern für Lenin und für den Sieg der Roten Armee im Zweiten Weltkrieg oder auf Judenpogrome beschränken. 2008 versuchte der damalige Präsident Georgiens, Hilfe des Westens und den NATO-Beitritt seines Landes durch einen Krieg gegen Südossetien und Rußland zu erzwingen. Auch die von Steinmeier hofierten und vor allem von den USA gepäppelten Faschistenführer der Ukraine haben noch Großes vor.

Mittwoch, 19. Februar 2014

"Israel im arabischen Frühling"


Israel im arabischen Frühling“ - von Uri Avnery


wie eine verwelkte Blume


Buchtipp von Harry Popow



Wer ernsthaft um Frieden ringt, sei stets unser Gast. In diesem Fall geht es um den Friedensprozess zwischen Israel und Palästina. Jahrzehntelang hat sich Uri Avnery, geboren am 10. September 1923 in Deutschland - er emigrierte 1933 nach Palästina - als israelischer Journalist und Schriftsteller in diesem Prozess engagiert. Er war in drei Legislaturperioden für insgesamt zehn Jahre Parlamentsabgeordneter in der Knesset. An der Seite Palästinas steht er gegen die israelische Besatzung. Seine Friedensorganisation “Gush Shalom”, (“Block des Friedens”), besteht aus Palästinensern und Israelis, die gemeinsam endlich Frieden wollen im Nahen Osten. In eigenen Zeitungen und Zeitschriften deckte er politische Skandale in Israel auf und geißelte die Rechte mit scharfen und polemischen Artikeln.

Im vergangenen Jahr wurde er neunzig. Respekt also vor einem Mann, der ein Leben lang für die Freiheit des palästinensischen Volkes gekämpft hat, stets wach und klug, ausgestattet mit einem erheblichen Teil von Altersweisheiten, unbeugsam und streitbar – ein Botschafter Israels. Als engagierter Vertreter der Trennung von Staat und Religion und für einen säkularen Staat widersetzt er sich dem orthodoxen Einfluss auf die Politik in Israel. Er verfasste zahlreiche Bücher und erhielt mehrere Auszeichnungen. 2013 erschien sein jüngstes Buch: „Israel im arabischen Frühling. Betrachtungen zur gegenwärtigen politischen Situation im Orient“.

Das Buch hat 292 Seiten und enthält 38 Essays. Geschrieben im Verlaufe des Jahres 2012. Darin greift er aus dem aktuellen Geschehen einzelne Tatsachen heraus, kommentiert sie und weitet den Inhalt aus zu grundlegenden politischen und gesellschaftskritischen Aussagen. Er entwickelt seine Gedanken sozusagen vor den Augen der Leser. Die Essays zeichnen sich aus durch gute Lesbarkeit und Tiefgründigkeit.

Im „Sturm über Hebron“, dem ersten Beitrag, nimmt er organisierte Besuche von Schulkindern in der Höhle von Machpela, in der die Patriarchen begraben sein sollen, zum Anlass, über die Stadt Hebron, ein Symbol der Brüderlichkeit und der Versöhnung, zu berichten. Er schreibt von Abraham, „dem gemeinsamen Vorfahren sowohl der Hebräer als auch der Araber“. (S. 7) Aber der Patriarch der Araber Ismael und der Patriarch der Juden Isaak waren Feinde. Als ihr Vater Abraham starb, „kamen sie jedoch zusammen, um ihn zu begraben.“ Und zwar in eben der Höhle Machpela. Bis 1929 lebte in Hebron „eine kleine jüdische Gemeinde, friedlich und in vollkommener Harmonie mit den muslimischen Bewohnern der Stadt.“ (S. 8) Verursacht durch jüdische Fanatiker, die versuchten, den zerbrechlichen Status quo an der Klagemauer zu verändern, brachen überall im Land religiöse Aufstände aus. „In Hebron massakrierten Muslime 59 Juden.“ (S. 8) Der Autor verweist auf die weniger bekannte Tatsache, dass 263 Juden von ihren arabischen Nachbarn gerettet worden seien. Das Morden ging im Sechstagekrieg 1967 weiter. Seitdem gebe es endlose Schwierigkeiten zwischen den etwa 500 jüdischen Siedlern und den 165 000 arabischen Einwohnern. Uri Avnery zieht letztendlich den Schluss, welch ein wunderbarer Ort Hebron für den Besuch von Kindern sei, „wenn gegenseitige Toleranz herrschte und es keine Fanatiker auf beiden Seiten gäbe.“ (S. 13)

So oder ähnlich verfährt der Autor auch in den anderen Essays. Stets nimmt er die Politik Israels aufs Korn wie auch die Politik der USA. Im Mittelpunkt stehen der Krieg zwischen Israel und Palästina, der geplante Krieg gegen den Iran, die sozialen Proteste, die religiösen Spannungen und die hinter allem stehenden Ideologien.

Im Beitrag „Das Starke und das Süße“ (S. 270), geschrieben am 1. Dezember 2012, drückt der Autor seine Freude darüber aus, dass die Generalversammlung der Vereinten Nationen mit überwältigender Mehrheit „für die – wenn auch begrenzte – Anerkennung des Staates Palästina gestimmt“ habe. Er erinnert an das Jahr 1949, als Palästina von der Landkarte verschwunden war. „78% des Landes waren Israel geworden, die übrigen 23 % teilten sich Jordanien und Ägypten. Die bloße Existenz eines palästinensischen Volkes wurde … vehement geleugnet,...“ (S. 271) Im gleichen Text warnt der Autor auf Seite 275 vor der Likud-Beitenu-Partei (es handelt sich um die konservative Likud-Partei des israelischen Ministerpräsidenten Netanyahu und die ultrarechte Partei Israel Beitenu, „Unser Haus Israel“, von Außenminister Lieberman, Anmerkung: H.P), die in der nächsten Knesset „ganz und gar aus rechten Extremisten bestehen (wird), darunter einige ausgesprochene Faschisten...“

Bewundernswert ist der Optimismus des Autors. „Wenn man nicht an die Möglichkeit einer besseren Welt … glaubt,“ so formuliert er auf Seite 46, „kann man nicht dafür kämpfen.“ Und er kämpft. Fordert, soziale Proteste zu politischen zu machen. Klagt darüber, dass Frieden in Israel ein verachtetes Wort sei. (S. 50) Plädiert mit Ausdauer für eine „Zwei-Staaten-Lösung“. Entlarvt die menschenverachtende Ideologie der Herrschenden, so u.a das unkritische Zitieren der Haggadah, eines jüdischen Textes, der das Unterbewusstsein und das kollektive Verhalten und die israelische Nationalpolitik stark beeinflussen würde. Wörtlich auf Seite 33: „Besonders in den religiösen Schulen im heutigen Israel nehmen Lehrer und Schüler das Gebot, Völkermord an der nicht-jüdischen Bevölkerung Palästinas zu begehen, ziemlich wörtlich.“ Der Zionismus sei in den Status einer Staatsideologie, wenn nicht gar zu einer Staatsreligion erhoben worden, so der Autor auf Seite 144.

Einer politisch-ökonomischen Ursachenfindung kommt der Autor sehr nahe, wenn er feststellt, dass „unser politisches System … jede Veränderung unmöglich (macht). Der Griff der religiösen Parteien ist so fest wie eh und je.“ (S. 19)

Trotz dieser Erkenntnis hält Uri Avnery an seinem Glauben fest: Die verjüngte arabische Welt mit gemäßigten islamischen Kräften möge einem israelisch-arabischen Frieden günstig sein. (S. 196) Ein anderes, liberales und demokratisches Israel, ein Israel der Gleichheit aller seiner Bürger, ein Israel, das Frieden herstellen und einen palästinensischen Staat anerkennen will solle entstehen. (S. 237) Auf Seite 20: Der Staat Israel müsse von der Religion getrennt und eine neue Sozialordnung errichtet werden. Auf den Seiten 89/90 unterbreitet der Autor dazu vier konkrete Vorschläge. Sein Ruf „Israel muss mit der Hamas sprechen. Direkt. Von Angesicht zu Angesicht“, (S. 268) mag nicht ungehört verhallen.

Hoffte Uri Avnery seit Beginn der Serie von sozialen Protesten, Aufständen und Revolutionen im Jahre 2010 auch auf einen „Arabischen Frühling“ für Israel, so muss er auf Seite 230 resignierend feststellen: Er hätte ein neuer Anfang für den Frieden im Nahen Osten werden können, wurde aber vergeudet. „Die arabische Friedensinitiative, die seit Jahren auf dem Tisch liegt, liegt dort immer noch – wie eine verwelkte Blume.“

Die Betrachtungen zur gegenwärtigen politischen Situation im Orient des Uri Avnery verdeutlichen an Hand von aktuellen Ereignissen des Jahres 2012 sehr anschaulich die verschiedenen Aspekte des Kampfes gegen die völkerrechtswidrige Siedlungspolitik Israels. Sie ersetzen allerdings nicht zusammenhängende Darstellungen der Politik Israels gegenüber Palästina und auch nicht vertiefende Informationen über die verschiedenen religiösen Strömungen, so zum Beispiel der jüdischen Orthodoxen und deren Einfluss auf die Politik Israels. Angesprochen sind in dieser Buchbesprechung nicht die entlarvenden Charakteristiken verschiedener israelischer Politiker, so von Benjamin Netanyahu und Ehud Barak. Unberücksichtigt bleiben ebenso bestimmte fragliche Äußerungen des Autors zur Politik der Linken und allgemein zum Kommunismus.

Dieses Buch des Friedensbotschafter des Israel mit gehörigem Biss möchte ich kritischen und interessierten Lesern sehr ans Herz zu legen.


Uri Avnery: „Israel im arabischen Frühling – Betrachtungen zur gegenwärtigen politischen Situation im Orient“. Gebundene Ausgabe: 292 Seiten, Verlag: Kitab (28. Januar 2013), wo auch sein Buch „Von Gaza nach Beirut, Israelisches Tagebuch“ erschien, Sprache: Deutsch, ISBN-10: 3902878193, ISBN-13: 978-3902878199, Größe und/oder Gewicht: 20,4 x 13,6 x 2,2 cm, Übersetzung Ingrid Heiseler.

Artikel des Autors finden Sie regelmäßig in der NrhZ.

Erstveröffentlichung der Rezension in der Neuen Rheinischen Zeitung


Blogadresse von Harry Popow: http://cleo-schreiber.blogspot.com

Samstag, 1. Februar 2014

Kriegsprofiteure am Werk


Der Ex-Pastor hat gesprochen. Auf der Münchener sogenannten Sicherheitskonferenz, was schon durch diese Bezeichnung eine Lüge ist. Als säße man im Kirchenstuhl. Und man bete schön nach: Vaterunser, gebe uns mehr Kraft und Macht in der Welt. „WIR“ sagt der Mann, und „Unsere Interessen“!! Wessen Interessen bitte schön? Als wären wir ein Volk gleicher Brüder. Als gäbe es keine Profitjäger, die am Rüstungsexport mächtig verdienen und die nur darauf lauern, ihr Kriegszeug zu vermarkten. Als gäbe es keine unüberbrückbare Kluft zwischen Arm und Reich, keine vor allem profitorientierten Umweltschäden, solange die Kapitalherrschaft aufrechterhalten bleibt. Kürzlich berieten hohe Leute über die Neuvermessung der Welt. Heißt doch nichts anderes als Neuverteilung der Ressourcen. Oder etwa nicht? Das jetzige Deutschland sei das beste, was wir je hatten? Hoppla, schon vergessen, dass die Kapitalmächte, hier und in der Welt, noch am Ruder sind? Von wegen nicht immer an die deutsche Schuld denken: Der einzige deutsche Staat, der den Kriegsgewinnlern den Garaus machte, war schließlich die DDR. Das war deren Verbrechen – aus der Sicht der Kapitaleliten durchaus zu verstehen. Und dann noch: „Unsere Werte.“ Das sind doch sehr vordergründig die zu erzielenden Profite, wenn man in der Welt eine sogenannte Mehrverantwortung übernimmt, mehr Macht, mehr Einfluss. Auch militärisch. Siehe an, ein Pastor ruft zu den Waffen. Der Heilige Stuhl hat es ihm ja jahrhundertelang vorgemacht. Frau von der Leichen stimmt da kräftig zu. Vom Frieden sprach auch Hitler. Im Namen der Großbourgeoisie. Und dann schlug er mit deren Geldern zu. Gauck weiter: Von wegen Terrorbekämpfung. Das ist nicht mit Waffengewalt zu erledigen. Welch eine Scheinheiligkeit allein in dem Wort Verantwortung übernehmen. Es geht um Ressourcen, es geht – global gesehen – an der Seite der USA um die Zurückdrängung und Zerstückelung Rußlands und Chinas, um die vor allem. Da ist er – der große Traum von der Weltherrschaft seit der Großen Russischen Oktoberrevolution. Und die Schuldigen, die eigentlichen Urheber jeglicher Kriege? Sie hätten im Nürnberger Prozess ebenfalls auf die Anklagebank gehört. Doch die brauchte man, um eine neue Speerspitze gegenüber dem Osten zu haben. So ist, es war nicht anders zu erwarten, die Pastoren-Gauck-Heuchler-Rede ein einziges Gestammel ohne greifbare Substanz. Und die an der Sicherheitskonferenz ebenfalls beteiligten Unternehmer lachten sich ins Fäustchen. Die Kriegstreiber unter sich. Wie lange noch brauchen die Völker, um den kriegslüsternen und machtgierigen Verbrechern in den Arm zu fallen?
H.P.