Samstag, 30. April 2016

Durchgeknallter Weltpolizist USA

Entnommen: https://linkezeitung.de/2016/04/30/bundeswehr-im-v-fall-binnen-24h-in-moskau/



Bundeswehr im V-Fall binnen 24h in Moskau


VERÖFFENTLICHT VON EGESTER ⋅ 30. APRIL 2016

von Wilfried Kahrs – http://qpress.de







Bad Ballerburg: Wenn der Weltpolizist durchdreht, aktuell vom Wahnsinn befallen wird und wild um sich schlägt, haben wir als Deutsche nicht das Recht außen vorzustehen oder den Wahnsinn gar Wahnsinn zu nennen. Dieses Recht hätte allenthalben der Wahnsinnige selbst, der allerdings seinen Wahn nicht erkennen kann! Wir müssen dann anstandshalber auf Weisung (wider jeder besseren Einsicht) folgsam bleiben und alles verprügeln was dem durchgeknallten Weltpolizisten nunmehr im Wege stehen könnte. Das ist deutsche Verpflichtung seit der erfolgreichen Umerziehung zum Anti-Faschismus nach dem Zweiten Weltkrieg. Letzteres bedeutet ja nicht, dass wir keine Kriege humanitären Missionen mehr durchziehen dürfen, nur eben nicht nach eigenem Gusto, sondern stets nur nach den wahnsinnigen höheren Einsichten aus Übersee, die bereits seit geraumer Zeit getarnt als NATO-Einsichten oder NATO-Strategie unters Volk gebracht werden.

Bedauerlich, dass der neue alte Feind jetzt ausgerechnet wieder einmal in unserer nächsten Nachbarschaft ausgemacht wird: USA fordern Einsatz der Bundeswehr an Nato-Ostgrenze … [LOCUS] was uns blöderweise als erstes in die Pflicht bringt. Die NATO ist schon auf bestem Wege ihm ordentlich auf den Pelz zu rücken und bereitet sich darauf, vor ihm diesen vom Baltikum aus zu schrubben. Selbstverständlich steht den Deutschen das Privileg zu, sich ihm als erstes entgegenwerfen zu dürfen, das hat Obama unmissverständlich klargemacht. Das liegt auch daran, dass die Deutschen nachweislich über erheblich mehr Erfahrung mit dem Russen verfügen, als alle anderen Nationen der NATO zusammen. Man gastiert bei einem deutschen NATO-Blitzkrieg nicht das erste Mal auf russischem Territorium. Es handelt sich vielmehr um eine turnusmäßige Wiederholungsveranstaltung, nur diesmal mit erheblich besseren Intentionen als beim letzten verunglückten Durchmarsch.

Kampf Bundesadler new german powerVon einem Missbrauch Deutschlands wollen wir besser nicht reden, das macht man gegenüber den besten Freunden nicht. Auch wenn der normal denkende Mensch zu dem Ergebnis kommt, dass es der helle Wahnsinn ist, was da gerade im Rahmen der NATO unter der Führung aus Übersee angezettelt wird, so muss man diesen Leyen zurufen, dass sie einfach gar keine Ahnung haben und sich bitte ruhig verhalten möchten, denn alles geschieht nur zu ihrem Besten. Das wäre jetzt die passende Feststellung von Merkel und Obama, die sich gerade erst darauf verständigten, dass die Bundeswehr jetzt viel näher an den Feind heranrücken darf: Mission am Ostrand der Nato • Bundeswehr beteiligt sich an Abschreckung gegen Russland … [SpeiGel auf Linie] … (humanitäre Mission), Bedrohung hieße es nur, sofern es sich um kriegerische Ambitionen handelte. Die NATO hat natürlich niemals solche Absichten, wenn sie irgendwo angreift.

Wir müssen wiederholt daran erinnern, dass die NATO ein reines Verteidigungsbündnis und eben kein Angriffsbündnis ist, das gerät vielfach in Vergessenheit. Und sind wir mal ganz ehrlich, die besten Verteidigungschancen gegen den bösen Waldimir Putin hätten wir natürlich, wenn wir bereits in Moskau militärisch verankert wären. Anders als im zweiten Weltkrieg, können wir heute durch eine inzwischen erlaubte Sprungtechnik gefahrlos bis ins Baltikum vordringen (alles inzwischen Freunde von uns), was den 600 km Katzensprung Sturm auf Moskau erheblich erleichtert. Die Entfernung, von Lettland aus, sollte für die Bundeswehr binnen 24 Stunden überhaupt keine Hürde darstellen. Und wenn die Russen in einem solchen Fall nicht auf die Bundeswehr schießen würden, sondern sie stattdessen mit Blumengebinden willkommen hießen, könnte alles noch viel schöner sein. Aber soviel sprühenden Optimismus sollte man angesichts der zu offensichtlichen NATO-Idiotie derzeit besser nicht an den Tag legen.

Jetzt darf man nicht den Eindruck gewinnen, dass uns unsere besten Freunde zu etwas nötigen möchten: Merkel gibt Obamas Drängen nach: Bundeswehr vor Einsatz in Osteuropa … [DWN] … da haben sich die Schreiberlinge sicherlich nur ein wenig im Ton vergriffen. Fest steht, wir machen solche Sachen immer richtig gerne und noch viel lieber in vorauseilendem Gehorsam, bestens unter dem Label “Wir helfen“. Flintenuschi von der Leyen bei der Vorbereitung von KriegenDie deutsche Hilfsbereitschaft ist seit Angela Merkel ohnehin legendär. Und bei einer gut kontrollierten und inszenierten deutschen Kriegsgeilheit aus Übersee, die endlich mal der richtigen Seite dient, kann uns garantiert nichts schlimmes passieren. Diesmal müssen wir einfach mal auf der Siegerseite stehen.

Wäre es bei Lichte betrachtet nicht doch erheblich günstiger mit den Russen ordentlich Wodka saufen zu gehen und fette Partys zu feiern, statt uns zum wiederholten Male diesem Elend aussetzen zu lassen, in welches die Völker regelmäßig zu bestimmten Anlässen getrieben werden. Die allgemeine Kriegsformel ist doch inzwischen hinlänglich bekannt: Wenn das (Finanz)System vor dem Kollaps steht, wird es höchste Zeit wieder Blutbäder zu veranstalten, um die Spuren zu verwischen und in den Geschichtsbüchern falsche Fährten auf die ach so bösen Menschen zu legen. Genau dieser Zeitpunkt rückt ausweislich der verlinkten Berichterstattungen merkelig näher, der helle Wahnsinn bekommt gerade wieder messerscharfe Konturen und die Kriegstreiber haben Hochkonjunktur







Donnerstag, 28. April 2016

Obama - Tricks


27. April 2016 um 16:09 Uhr | Verantwortlich: Albrecht Müller

Obamas Hannoveraner Rede und die Geschichtsvergessenheit unserer Leitmedien

Veröffentlicht in: Außen- und Sicherheitspolitik, einzelne Politiker, Medienkritik

Für manche NachDenkSeiten-LeserInnen hat Obama mit seiner Hannoveraner Rede die Enttäuschung über diesen Präsidenten komplettiert. Ganz anders in den deutschen Medien. Dort wird mit er mit Lob überhäuft. Die Reaktion auf Obamas Rede zeigt, wie angepasst, unkritisch und geschichtsvergessen deutsche Medien sind. Obama beeindruckt mit den billigsten Tricks, unter anderem mit dem Trick, nur einen Teil der Geschichte zu erzählen.

Zunächst einmal der Link zur Rede des amerikanischen Präsidenten: Gehen Sie auf diesen Beitrag der Tagesschau. Dort ist die vollständige Rede mit Übersetzung wiedergegeben. Die Süddeutsche Zeitung spricht von einer „großen Rede“. Die FAZ appelliert an das historische Bewusstsein der Deutschen und Europäer. Spiegel Online schreibt von einem „großen Besucher“. Usw.

Der billigste Trick: überschwängliches Lob

Obama hat Europa gelobt, er hat Merkel gelobt. Er hat geschmeichelt – im Bewusstsein, dass dann das Lob besonders gern angenommen wird und hängenbleibt: „Europas Ideale erleuchten die Welt“ titelte die FAZ am 26. April.

Er hat bei den Zuhörern und Zuschauern den Eindruck vermittelt, wir, der Westen, die USA und Europa – wir seien die Guten.

Wenn Europas Ideale eine einigermaßen große Bedeutung für die innere Gestaltung hätten, dann könnte man ja sofort in dieses Lob einstimmen. Und nicht zu bestreiten ist, dass die europäische Einigung ein Fortschritt ist. Aber dieser ist eher in Gefahr als neu. Obamas Lob klingt in der jetzigen Zeit ziemlich deplatziert.

Obama hat die Lobeshymnen mit Forderungen verbunden, aber dieser Misston hat die Lobeshymnen nicht gestört

Europa und die NATO müssten sich mehr engagieren, in Syrien, im Irak, in Libyen – insgesamt im Kampf gegen den Terror. Sie müssten ihre Rüstungsausgaben auf 2 % des Bruttoinlandsprodukts erhöhen. Weniger Geschichtsvergessene hätten nach dieser Forderung gefragt: Wie bitte? Wir hatten 1989 und 1990 doch geplant, abzurüsten. War da nicht von Friedensdividende die Rede? Alles vergessen. Alles weg, weil das Imperium es anders will.

Obama hat die Zuhörer und Zuschauer damit manipuliert, dass er häufig nur einen Teil der Geschichte erzählt.

Dafür gibt es eine Reihe von Beispielen. Sie betreffen wichtige Angelegenheiten und Zusammenhänge:

a)Noch harmlos: er lobt Angela Merkel als die große Europäerin. Dabei verschweigt er geflissentlich, dass die Bundeskanzlerin zusammen mit ihrem Bundesfinanzminister und ihrer Regierung mit ihrer Währungs- und Wirtschaftspolitik und mit der Behandlung der europäischen Länder im Süden, insbesondere Griechenlands, Europa in eine tiefe Krise gestürzt hat. Diese Geschichte hat er nicht erzählt. Diese Geschichte ist aber hochaktuell und sie belastet die Entwicklung Europas auch weiterhin.

b)Es musste jedem einigermaßen nachdenklichen und kritischen Zuschauer und Zuhörer auffallen, dass dieser amerikanische Präsident die atlantische Partnerschaft und die Westintegration über den grünen Klee gelobt hat. Das wurde auch sichtbar, als er von Konrad Adenauer als einem „Giganten“ gesprochen hat, der Gegner zu Verbündeten gemacht habe.
Damit erzählt Obama die Geschichte der fünfziger Jahre des letzten Jahrhunderts und er klammert aus, dass diese Politik mit dem Mauerbau und der Konfrontation zwischen Ost und West insgesamt weitgehend gescheitert war. Er klammert aus, was dann in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts mit der Entspannungspolitik, also mit der Politik des Abbaus der Konfrontation zwischen West und Ost für den Frieden in Europa und für die Zusammenarbeit aller Völker geschaffen worden ist. Die gemeinsame Sicherheit Europas als Projekt, kommt bei Obama nicht vor. Er steht voll in der Tradition Reagans und Clintons, die dieses Projekt abgebrochen haben. Er hat sich voll hinter die Linie des Westens und der NATO gestellt, das westliche Militärbündnis bis an die Grenzen Russlands auszudehnen und eben keinen Wert auf Kooperation und Zusammenarbeit gelegt.

Dazu passt auch, dass bei ihm die Forderung auftaucht, Russland müsse die Krim wieder rausrücken. Er warb für die Sanktionen gegen Russland. Bei diesem Präsidenten ist nichts von der Konzeption zu spüren, dass man sich verständigen muss, um Frieden zu erhalten und im übrigen sich auch verständigen muss, um Wandel beim politischen Gegner zu erreichen. – Das ist ein Rückfall hinter das Konzept des Friedens in Europa. Und es ist klar, dass bei diesem Präsidenten Russland nicht zu Europa gehört. –

Für mich persönlich wurde hier sichtbar, dass ich mich in diesem Präsidenten lange Zeit getäuscht habe. Er ist ein Vertreter des Imperiums. Seine Sprüche über Freiheit klingen nicht anders als die Sprüche des deutschen Bundespräsidenten: Hohl.

c)Auch in den Passagen zum Kampf gegen den Terror hat der US-Präsident die Geschichte verkürzt, zu seinen Gunsten verkürzt. Er hat nicht erwähnt und schon gar nicht untersucht, weshalb es Terror gibt und woher die Flüchtlinge kommen und warum sie kommen. Schon ins Groteske geht seine Aufforderung, wir sollten beim wirtschaftlichen Aufbau im Irak helfen. Da kommt der Mörder und fordert die Passanten auf, die Leiche zu beseitigen. Die USA haben im Irak Krieg geführt. Sie haben zur wirtschaftlichen Krise dieses Landes wesentlich beigetragen. Sie haben den Irak zerstört und Hunderttausende von Menschen auf dem Gewissen. Und sie schüren weiter Krisen. Nebenbei erwähnt Obama, dass sie 250 US-Spezialkräfte nach Syrien schicken.


Die Rede des US Präsidenten war insgesamt eine hochideologische und damit zugleich eine verlogene Rede. Sie hat alles verdeckt, was es an mieser Entwicklung in den USA und in Europa gibt. Er hat von Freiheit und Demokratie gesprochen und von freier Presse und dabei über die immer schlimmer werdende Lage der Medien in den USA wie auch in Europa hinweggeredet.

Er hat auch nicht über die himmelschreiend ungerechte Verteilung der Vermögen und der Einkommen in der westlichen Welt gesprochen. Hätte er das getan, dann hätten ihm die Sprüche über Freiheit und Demokratie im Halse stecken bleiben müssen.

Dass die deutschen Medien mehrheitlich sich so haben einlullen lassen, ist ein beredtes Zeugnis ihres schlimmen Zustandes: Kampagnen-Medien, leicht käuflich von westlichen, atlantischen Ideologen. Embedded in die sogenannte westliche Welt.

Dienstag, 26. April 2016

Zwei Kapitalkühe auf Kriegstour


(Textauszug:)

Merkel und Obama diskutieren neue Kriegspläne

VERÖFFENTLICHT VON EGESTER ⋅ 26. APRIL 2016 ⋅ HINTERLASSE EINEN KOMMENTAR


obamamerkelsmartwar

von Johannes Stern – http://www.wsws.org


Hinter all den Schmeicheleien und demonstrativ zur Schau getragenen gegenseitigen Freundschaftsbekundungen diskutierten Bundeskanzlerin Angela Merkel und US-Präsident Barack Obama in den vergangenen Tagen neue Kriegspläne. Obamas fünfte Reise nach Deutschland war nicht einfach nur ein Besuch der Hannover Messe 2016 zur Förderung der wirtschaftlichen Beziehungen oder die Abschiedstour eines scheidenden amerikanischen Präsidenten. Sie diente vor allem der Ausweitung der Kriege im Nahen und Mittleren Osten und dem Nato-Aufmarsch gegen Russland. Gleichzeitig leitete sie ein neues Stadium in der Rückkehr des deutschen Militarismus ein.
Bereits auf der gemeinsamen Pressekonferenz am Samstag in Hannover sprachen Merkel und Obama recht offen über ihre Agenda. Merkel erklärte gleich zu Beginn: „Wir haben die Gelegenheit genutzt, die verschiedenen Herausforderungen der internationalen Agenda zu besprechen.“ Diese seien „natürlich“ Syrien, Libyen und Afghanistan aber auch Afrika und die „Krise zwischen Russland und der Ukraine“.

(…)

Spiegel Online schrieb dazu in einem Kommentar mit dem Titel „Obama und Merkel in Hannover: Jeder durch seine Brille“: „Die weltgrößte Industriemesse mit dem Gastland USA ist mehr denn je ein Kräftemessen zwischen der größten und viertgrößten Volkswirtschaft der Welt.“
Vor diesem Hintergrund sind auch die anhaltenden Spannungen um das Transatlantische Handels- und Investitionsabkommen (TTIP) zu verstehen, über das die EU seit nunmehr fast drei Jahren mit den USA intensiv verhandelt. Trotz aller Beteuerungen, man wolle „sich sputen“ (Merkel) versucht jede beteiligte Nation die für ihre eigenen Interessen besten Bedingungen auszuhandeln und dabei so wenig wie möglich Zugeständnisse zu machen. Die Zeit stellte lapidar fest, dass „TTIP so schnell nichts wird“, da jede Seite sich darüber ärgere, dass „sie die Regeln des jeweils anderen Marktes nicht zugunsten ihrer eigenen Wirtschaftslobby umschreiben“ könne.
Die enge militärische und wirtschaftliche Kooperation zwischen Deutschland, Europa und den USA ist von wachsenden Spannungen geprägt.
Wie explosiv die gesamte Weltlage 25 Jahre nach der Auflösung der Sowjetunion ist, verdeutlicht ein aktuelles Interview des deutschen Außenministers Frank-Walter Steinmeier (SPD) im Handelsblatt. Unter der Überschrift „Die Lage ist gefährlicher als im Kalten Krieg“ erklärte er am Wochenende, dass „an die Stelle der alten ist noch keine neue dauerhafte Ordnung getreten“ sei. Die Welt sei „auf der Suche nach neuer Ordnung. Und dieses Ringen um Einfluss, um Vorherrschaft vollzieht sich eben nicht in friedlicher Seminaratmosphäre, sondern entlädt sich auch gewaltsam.“
Mit anderen Worten: Wie vor dem Ersten und Zweiten Weltkrieg findet ein neuer Wettlauf der imperialistischen Mächte um „Einfluss“ und „Vorherrschaft“ statt, der sich auch wieder in Konflikten zwischen den Großmächten selbst „gewaltsam entladen“ wird, wenn die Arbeiterklasse nicht auf der Grundlage eines internationalen sozialistischen und revolutionären Programms eingreift.

http://www.wsws.org/de/articles/2016/04/26/merk-a26.html



Montag, 25. April 2016

Brigitte Queck: AfD am Pranger

Warum die AfD zur 3.stärksten Kraft in Deutschland werden konnte...

Zukunftsgedanken für eine antifaschistische und antiimperialistische Bewegung

von B. Queck, 9.4.2016

Vielleicht müsste man sagen, dass die AfD  zur 3. stärksten Kraft in Deutschland werden konnte, WEIL SIE KEINE ORIENTIERUNG NACH STURZ DER GEGENWÄRTIGEN GESELLSCHAFSORDNUNG GAB. So kann man in ihren Reihen sowohl Schichten der armen Bevölkerung der Bundesrepublik, als auch erzkonservative Kräfte in diesem Lande finden. Als Klammer zwischen beiden dient die  Formel von der “Überfremdung Deutschlands“ durch Flüchtlinge, die aus ihrer Heimat wegen Krieg, aber auch wirtschaftlichen Perspektivlosigkeit in ihren angestammten Ländern fliehen. Dass die gleichen sozialen Probleme hier in Deutschland, oder Europa, auf sie warten, ist Letzteren nicht bewusst.So spricht K. Jüschke in der jungenWelt vom 28.3.2016 in seinem Beitrag „Sorge um Europas Seele“ das Grundproblem an, mit dem wir es in Deutschland zu tun haben und das von den bürgerlichen  Politikern und Medien in diesem Lande ausgeklammert wird, nämlich:

„Wer die Polarisierung der Gesellschaft überwinden will, muss DER POLARISERUNG ZWISCHEN ARM UND REICH ENTGEGENWIRKEN !!“ Mit anderen Worten, man muss, wenn man glaubwürdig bleiben will, DEN KAPITALISMUS ALS URSACHE VON AUSBEUTUNG UND KRIEG BENENNEN !

So ist es völlig richtig, wenn Sevim Dagdelen und Heike Hänsel, sowie Alexander Ulrich in ihrem Beitrag „Ein Erdbeben“ in der jungenWelt am 15.3.2016 zu der Niederlage der etablierten Parteien in Baden Württemberg, Rheinland Pfalz und Sachsen Anhalt über den kometenhaften Aufstieg der AfD dort erklären:

„Appelle, die AfD jetzt allein als faschistische Partei zu etikettieren, werden keinen einzigen Wähler für die Linke zurückholen und schon gar nicht Wähler aus dem Nichtwählerbereich für eine linke Option mobilisieren…

Was wir… brauchen, ist ein Bündnis gegen Neoliberalismus.“

Genau ! Hier wird sich der Weizen vom Spreu trennen und die AfD, als das zeigen, was sie ist, nämlich eine Partei der Reichen, die, nachdem die bürgerlichen Parteien in Deutschland immer mehr an Einfluss eingebüßt haben, von den Reichen dieser Gesellschaft nun als ihre Nachfolgepartei in Stellung gebracht werden soll ! Die Äußerungen des ehemaligen Vorsitzenden der Partei Die Linke, Gregor Gysi, gegenüber der Sächsischen Zeitung, er habe „schon immer gesagt, „wir müssen gerade den armen Schichten in unserer Bevölkerung richtig fair bezahlte Jobs auch im Zusammenhang mit Flüchtlingen anbieten“, sonst entstehe ein „Verlustgefühl“  wurde leider erst NACH DEN LANDTAGSWAHLEN in dieser Form öffentlich gesagt.

( siehe ND vom 17.3.2016 „Oder eben besser )

Auch hätte die  Partei Die Linke aufmerksam das Programm der AfD studieren und ihre Wählerschaft VOR DEN LANDTAGSWAHLEN darauf hinweisen müssen, dass die AfD eine Partei der Banken und Konzerne ist und für eine asoziale Politik steht, also in keinster Weise Verbesserungen für die arbeitende Bevölkerung anbietet, sondern genau das Gegenteil!

Dazu muss man wissen, dass die AfD:
1. den Mindestlohn abgeschaffen will;
2. eine Einheitssteuer von 25 % plant, statt des derzeitigen  Spitzensteuersatzes von 45 % ;
DANN WÜRDE BEI EINEM MULTIMILLIONÄR DERSELBE STEUERSATZ
ANFALLEN WIE BEIM ARBEITER !!
3. die Erbschaftssteuer  ganz abschaffen will;
4. das Arbeitslosengeld 1  ebenso verschwinden lassen und stattdessen eine Privatversicherung der  Arbeiter für den Fall der Arbeitslosigkeit anstreben will;

Quelle:  jungeWelt vom 3.3.2016 „AfD macht Lohndrückerei zum Programm“ )

Patrik Köbele, der Vorsitzende der DKP, schreibt in der UZ vom 29.1.2016:

„DIE MENSCHEN; DIE SICH SORGEN MACHEN, die jetzt schon in armen Vierteln wohnen und noch mehr Verarmung fürchten, HABEN DEN RICHTIGEN INSTINKT. SIE GEBEN NUR DIE FALSCHE ANTWORT. WIR BRAUCHEN KONKRETE ZIELE !
Der Leerstand von Gebäuden und Wohnungen muss zu Aktionen führen, die ..zu bezahlbaren Wohnraum für alle führen.Der Reichtum, der durch Kriege und  Rüstungsexporte entsteht, muss mit Firmen und Inhabern benannt werden. Deren Profite müssen beziffert und zur Beschlagnahme markiert werden, damit die soziale Not der Armen, der Arbeitslose und der Flüchtlinge beendet werden kann.WIR MÜSSEN DIE URSACHEN BENENNEN UND DIE VERURSACHER…IHREN REICHTUM ANPRANGERN, DER AUF AUSBEUTUNG UND BLUT BERUHT….“
Damit „wären wir in der Lage, allen Menschen ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen, hier in Europa, in der Welt.“

Quelle: UZ, 29.1.2016 Der große Schlamasel“

Auf den Punkt bringt es auch Ulrich Uhl, wenn er schreibt:
„Wer die Krise tatsächlich bekämpfen will, muss den Kern des Problems benennen: den Kapitalismus, der immer wieder Kriege und Elend erzeugt. Derzeit sind die Flüchtlinge dessen bedauernswertestes Opfer. WIR MÜSSEN UNS VON DER ILLUSION VERABSCHIEDEN, DASS ES MÖGLICH WÄRE, UNTER KAPITALISTISCHEN VERHÄLTNISSEN EINE WILLKOMMENSKULTUR ZU ETABLIEREN.DER KAPITALSMUS KANN MENSCHEN NUR NACH DEM GESICHTSPUNKT DER NÜTZLICHKEIT VERWERTEN, WOBEI ER SIE IN KONKURRENZ ZUEINANDER SETZT !!NUR EIN GESELLSCHAFTSSYSTEM; IN DEM NICHT MEHR DER EINE DES ANDEREN WOLF IST, VERMAG DIESEN TEUFELSKREIS ZU DURCHBRECHEN.“

Quelle: „Ein Diskussionsangebot aus Strausberg“ von Ulrich Uhl im Rotfuchs, März 2016

Fazit:

Wir brauchen eine starke Partei, die diesen antikapitalistischen Weg für die Zukunft vorgibt. Aber wir dürfen nicht verkennen, dass der Kampf gegen die kapitalistische Gesellschaftsordnung das Fernziel ist, das wir selbstverständlich nie aus den Augen verlieren dürfen.
Das Nahziel  ist der  Zusammenschluss aller Kräfte, die die Weltkriegsgefahr bannen können. Denn :OHNE FRIEDEN IST ALLES NICHTS !!

Angesichts dessen, dass der 130. Geburtstag Ernst Thälmanns bevorsteht, sollten wir uns an seinem Beispiel orientieren, als er vor 1933 in Ziegenhals angesichts der drohenden Gefahr des heraufziehenden Faschismus und der am Horizont schon erkennbaren Kriegsgefahr auf den Zusammenschluss aller Kriegsgegner bis ins konservative Lager hinein forderte !

Brigitte Queck, Diplomstaatswissenschaftler Außenpolitik, 9. April 2016




130. Geburtstag von Ernst Thälmann

von Brigitte Queck am 16.4.2016

Thälmann muss unter den jungen Menschen wieder mehr bekannt gemacht werden. Auch seine Strategie in Ziegenhals vor dem Machtantritt des Faschismus und dem schon am Horizont sichtbaren neuen Weltkrieg> Einheitsfront aller antifaschistischen Kräfte bis ins konservative Lager hinein !!!!! Seine Strategie angesichts des aufkommenden Faschismus und der wachsenden Kriegsgefahr ist auch heute wieder hochaktuell. Man muss sie nur ANWENDEN !!!
Lassen wir uns nicht auseinanderdividieren, sondern gemeinsam gegen DEN FEIND, DEN IMPERIALISMUS, DER KRIEGE ZU SEINEM ÜBERLEBEN BRAUCHT, BEKÄMPFEN!
Als Kommunisten müssen wir uns Ernst Thälmann zum Vorbild nehmen und Nah-und Fernziele unterscheiden lernen !!
Unser Nahziel  muss sein: Zusammenschluss aller Kräfte bis ins konservative Lager hinein zur Bannung der Weltkriegsgefahr !! Thälmanns
Wir brauchen zu diesem Zweck sowohl die Partei Die Linke, die Gewerkschaften, als auch die alte  und die neue Friedensbewegung.
Denn :OHNE FRIEDEN IST ALLES NICHTS !!
Das Fernziel, das wir dabei nicht aus den Augen verlieren dürfen ist: Sozialismus !
Denn : OHNE SOZIALSMUS AUF DAUER  KEIN FRIEDEN !!
Auf der Berliner Festveranstaltung zu Ehren Ernst Thälmanns ist dieses Herangehen, aber besonders der äußerst notwendige Zusammenschluss beider kommunistischen Pateien--der KPD und der DKP—im Kampf gegen Faschismus, Krieg und Imperialismus hervorgehoben worden !



Freitag, 22. April 2016

BILD - Dünnschiss entlarvt

Aus: Ausgabe vom 22.04.2016, Seite 8 / Inland

»Einige haben sich totgelacht, andere waren erschrocken«

Bild hat mal wieder eine Sensationsstory: Ein geheimes Terrornetzwerk Putins überzieht Europa. Gespräch mit Jürgen Köhler

Interview: Peter Wolter


(Jürgen Köhler ist verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit des Fallschirmjäger-Traditionsverbandes Ost)

Als ehemaliger NVA-Soldat gehören Sie einem Traditionsverband der DDR-Fallschirmjäger an. Bild online hat vorige Woche unter Berufung auf ein neues Buch des Journalisten Boris Reitschuster berichtet, dass Sie und Ihre Freunde insgeheim für den russischen Geheimdienst arbeiten. Was ist da dran?

Als wir diese Phantastereien über ein angebliches Terror- und Sabotagenetz des russischen Präsidenten Wladimir Putin gelesen hatten, waren wir alle ziemlich verdattert – einige haben sich totgelacht, andere waren erschrocken. Natürlich fragen wir uns jetzt, wie wir mit einer solchen Unterstellung umgehen. So gut wie nichts, was wir in dieser Bild-Story gelesen haben, hatte mit uns zu tun.

In besagtem Artikel kam auch die angeblich ebenfalls von Moskau unterstützte junge Welt ins Spiel. Bei deren Rosa-Luxemburg-Konferenz haben Sie und einige andere aus Ihrer Truppe als Ordner ausgeholfen.

Da kann man nur sagen: Viel Feind’, viel Ehr’. Mit unserer Unterstützung der jungen Welt wollen wir dazu beitragen, dass deren Veranstaltungen nicht durch Neonazis gestört werden. Wir sind auch freundschaftlich mit dem Traditionsverband der russischen Fallschirmjäger verbunden. Dessen Mitglieder sind frühere Mannschafts- und Unteroffiziersdienstgrade, die ihre neue Heimat in der BRD gefunden haben. Es sind nur wenige frühere Offiziere dabei. Sie treffen sich drei-, viermal im Jahr. Etliche nehmen auch an Treffen unseres Verbandes teil, um beim Fallschirmspringen mitzumachen. Wir sind mit vielen von ihnen befreundet.

Reitschuster hat auch herausgefunden, dass der russische Auslandsgeheimdienst ein Netz von Kampfsportschulen über Europa gezogen hat, wo ominöse »Systema«-Praktiken gelehrt werden. Was ist denn das schon wieder?

Von meinen Freunden hatte auch niemand zuvor davon gehört. Ich musste mich also erst einmal schlau machen. Also: »Systema« ist eine Kampfsportart mit Elementen von Taekwondo, Judo, Boxen und Ringen. Sie wurde in der sowjetischen Armee für den Nahkampf geübt. Irgendwann haben sich ein, zwei Sportlehrer selbständig gemacht, sind nach Westeuropa umgesiedelt und haben dort entsprechende Sportschulen gegründet.

Wie wird dieser Bild-Artikel unter Ihren Freunden diskutiert?

Manche sagen, wir sollten diese Anwürfe einfach ignorieren. Andere überlegen, offiziell bei der Redaktion nachzufragen, wie sie diesen geistigen Dünnschiss belegen kann. Ich meine, wir sollten der Sache nicht allzuviel Bedeutung beimessen. Tatsache ist, dass wir die junge Welt unterstützen – alles andere ist erstunken und erlogen. Vor allem dieser Schwachsinn, wir würden aus Russland finanziert.

Bild beruft sich ferner auf Berichte, Freiwillige aus besagtem Putin-Netzwerk wollten ein Bataillon aufstellen, um die Aufständischen im Donbass zu unterstützen. Was hat es damit auf sich?

Das ist auch so eine Luftnummer. Wenn ich nicht selbst dabeigewesen wäre, würde ich nicht glauben, wie dieses Gerücht entstanden ist. Auslöser war ein Journalist der Literaturnaja Gaseta, der dabei war, als wir über den Bürgerkrieg in der Ukraine sprachen. Einer von uns zog eine Parallele zum spanischen Bürgerkrieg in den Jahren 1936 bis ’39. Da an dem Gespräch auch einige Enkel russischer Veteranen teilnahmen, die davon noch nie gehört hatten, erläuterte er, dass damals Sozialisten und Kommunisten aus aller Welt nach Spanien gingen, um die Republik gegen die Faschisten zu verteidigen. Diejenigen, die aus Deutschland kamen, bildeten dann das Thälmann-Bataillon.

Der russische Journalist schrieb über dieses Gespräch in seiner Zeitung und plötzlich tauchte in allerlei Internetforen das Gerücht auf, es könne sich ein neues Thälmann-Bataillon für den Donbass bilden. Alles Quatsch! Ich kenne weder in unserem noch im russischen Traditionsverband jemanden, der sich Gedanken darüber macht, auf seiten der Aufständischen im Donbass zu kämpfen. Abgesehen davon: Im Traditionsverband der DDR-Fallschirmjäger haben wir ein Durchschnittsalter von 57 Jahren – für eine Sabotage- und Diversionstruppe wären wir wohl ein wenig zu alt. Und was wir in unserem Verband treiben, lässt sich gut auf unserer Website nachverfolgen.

http://kurzlink.de/bild-story

www.fallschirmjaeger-nva.de/



Montag, 18. April 2016

Das Treptower Ehrenmal - Buchankündigung


Vorankündigung

Ab Juni 2016 im Buchhandel:


Eine Moskauerin in der Krypta






Exposé

Sie ist in der Krypta abgebildet, im Ehrenmal für die gefallenen Sowjetsoldaten in Berlin Treptow. Sie arbeitete 1949 im Baustab als Dolmetscherin und wurde als Modell für das Mosaikbild in der Krypta ausgewählt: Tamara (1915-1984). Warum? Weil sie eine gebürtige Russin ist. Eine Moskauerin. Sie ist schön, klug und zuverlässig. Wer sie ist, wann sie nach Deutschland kam, wie sie als Mutter mit ihren Kindern den Krieg gegen ihr Vaterland überstand, wie sie nach 1945 als Dolmetscherin mithalf, die Verbindungen zwischen den späteren DDR-Bürgern und sowjetischen Wissenschaftlern, die zu Studienzwecken im Lande weilten, enger zu knüpfen, das kann man jetzt in dem Buch „Im Stillen Park der untoten Seelen. Tamaras Notizen – Auf den Spuren von Träumen und ungeweinten Tränen“ (etwa 300 Seiten), nachlesen.

Der Leser wird in den Tagebuchnotizen der Tamara – die sie mit jungen Mädchenjahren in Moskau begonnen hatte, ihre Träume und ihre Ansprüche an das Leben  - und in ihren Briefen an ihre Kinder nachempfinden können, wie die gebürtige Moskauerin nach wie vor eine starke Sehnsucht nach „ihren Landsleuten“ hatte, dass sie sich 1949 scheiden ließ von ihrem deutschen Mann und warum sie – trotz enger Beziehungen zur Familie ihres ältesten Sohnes – als geistvolle, anspruchsvolle und sehr geachtete Dolmetscherin wegen zunehmender Krankheiten und anderer Probleme wie mitunter noch anzutreffender Russenfeindlichkeit immer mehr vereinsamte. Bewundernswert ihre Liebe zur Weltliteratur, ihre Belesenheit, ihre Offenherzigkeit und ihre Hilfsbereitschaft gegenüber anderen in Bedrängnis geratener Menschen. Sie war eine Seele von Mensch und unnachgiebig gegenüber politischer Dummheit und Gleichgültigkeit.

Die Notizen der Tamara werden durch Texte ihres Sohnes Henry Petrow aus seinem Berufsleben als Offizier und Militärjournalist der NVA ergänzt. Das Manuskript ist in zwei Teile geteilt: Die Moskauer und die Berliner Notizen der Russin vor und nach 1945 sowie Ansichten und Erlebnisse des Sohnes Henry vor und nach der Wendezeit 1989.  So erhalten vor allem jüngere Leser ein lebendiges Bild aus dem Alltag der DDR, wenn auch aus verschiedenen persönlichen und beruflichen Blickwinkeln. Ein Buch, dass – emotional vor allem - in die Seele einer Russin und in die Beziehungen zwischen Mutter und ihren Kindern einen interessanten Einblick gewährt.

Inhalt

Prolog

Eine Verneigung

Erster Teil
Moskau-
Deutschland-
DDR

Zweiter Teil
Was Tamara nicht miterleben musste...
Erben in Aufruhr
Neun Jahre Schweden
Rückkehr
Henry - der Blogger & Rezensent

Epilog

Anhang
Lebenslauf von Vater Eric
Tamaras Lebenslauf
Lebensdaten der Eltern von Tamara

AAVAA-Verlag
Zu bestellen:
sales@aavaa-verlag.de 



Samstag, 16. April 2016

Hannas Gedicht: Banditenlogik

Banditenlogik

Von Hanna Fleiss

Sie pokern allen Ernstes mit dem Kriege.
Sie sind gekränkt: Dem Russen Schranken zeigen!
Sie schlucken schwer an seiner "Krim-Intrige" –
Betongehirne wollen dem eins geigen!

Wohl kein Verbrechen, dem sie abgeschworen,
denn Russland soll nach ihrer Pfeife tanzen!
Sonst wär nicht nur das Baltikum verloren -
so geifern die devoten Medienschranzen.

Im NATO-Schlepptau hetzen die Vasallen,
kein Spruch zu dumm, sie müssen ihn verkünden.
Im Ohr klingt's uns wie heisre Nachtigallen,
sie wimmern, wollen sie doch Eindruck schinden.

Und Putin sichert vorsorglich die Grenzen.
Er seufzt: Was alles muss das Land ertragen!
Setzt aufs Verhandeln trotz der Differenzen,
ihn treibt nur eines an: Jetzt Frieden wagen!

2.4.14


Dienstag, 12. April 2016

Die ausradierte Botschaft - Rezension

NRhZ_ErfindungRAF

Roman von Frank Witzel: „Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969“

Die ausradierte Botschaft

Buchtipp von Harry Popow


Oh je!!! Was für eine Sprache? Mitunter mutet sie an wie ein sehr einfacher jugendlicher Straßenjargon, gemixt mit banalem Gewäsch aus dem Blickwinkel eines 14-Jährigen, dann aber dies: Seite 9: „...Claudia kramt im Handschuhfach nach einer Waffe. (…) Wo ist denn die Erbsenpistole? Vergessen, aber die Wasserpistole ist echt gut, die hat vorne `nen Ring, da kannste um die Ecke schießen.“ Oder auf Seite 209: „Die Zunge befühlt den schmerzenden Zahn. Das Weltall befühlt die Erde. Der Wind greift einen jungen Apfel aus dem Baum, dreht ihn an seinem Stiel um sich selbst und schleudert ihn auf den Kiesweg. (…) Die Welt ist ein Mosaik aus Tabletten und Pillen und dem Lächeln einer klaffenden Wunde, die sie mit Klammern auseinanderhalten und unter das Mikroskop schieben. Jemand streichelt mein Haar.“ Dann stellt der 14-Jährige auf Seite 281 fest, dass die Tiere in beständiger Flucht die Erde vermessen, zu Land, zu Wasser und in der Luft. Und mit dem Speer fest an den Grund gebunden, entstehen dem Menschen Götter, „um bloßzulegen, was der gefrorene Boden birgt... „Warum glauben wir, Dinge hin und her zu schieben bestimme deren Sinn und unseren?“

Im großen Sack von Emotionen, Abstraktem, fingierten Gesprächen, Momentaufnahmen der Wirklichkeit, religiösen Betrachtungen, formulierten Sehnsüchten und Träumen, Geschichten vom Ich auch Perlen der Sprachkunst wie diese: „Eine kleine Wolke jagt die Straße entlang, spiegelt sich im schwarzen Auto, dann im regennassen Kopfsteinpflaster.“ (S. 52) Und auf Seite 251: „Der späte Nachmittag rutscht immer wieder müde an den gekachelten Wänden der Hinterhöfe ab.“ Seite 385: „Die Fenster der Reihenhäuser starren mit geschwollenen Lidern in den Abend.“

Der Autor Frank Witzel versetzt sich in die Seele eines Teenagers und versucht mit dessen Augen und Herz die Welt zu verstehen. Der heute über 60-Jährige schrieb den Roman „Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969“. Es ist ein breit gefächerter kritischer Blick auf die BRD der 60-er Jahre. Also von heute auf damals. Der Autor benutzt den Jugendlichen, um die Empfindlichkeit eines suchenden jungen Menschen in einer Welt des Konsums und der bürgerlichen Einfalt und Aussichtslosigkeit bis in den kleinsten Winkel des Gemüts auszuleuchten. Da fehlt nichts. Weder Politik, Psychologie, Gedankensprünge ohnegleichen, Religion, Gesellschaftskritik, Geschichte, Nazizeit, Spießbürgertum in der BRD und Rebellion durch die RAF. Die Form ist vielfältig: So stehen der wissenschaftliche Exkurs und der philosophische Essay neben dem Fragebogen oder dem Verhör, neben Kurzgeschichten, Träumen, inneren Monologen, Interviews, Reden, Vorreden, Lehrsätzen auch das Theaterstück.

Was sich zwischen diesen 802 Seiten aus dem Blickwinkel des Teenagers hineingemogelt hat, wurde offiziell mit einem „maßlosen Romankonstrukt“ bezeichnet, mit einer Mischung aus Wahn und Witz, mit einem zeitgeschichtlichen Panoramatik, mit einem hybriden Kompendium aus Popp, Politik und Paranoia. Dafür gab es 2015 den „Deutschen Buchpreis“.

Auch heißt es, der Roman zeige das politische Erwachen der alten BRD und deren Befreiung aus dem Muff der Nachkriegszeit. Dieser Satz wird in keiner Weise dem inhaltlichen Anliegen des Autors gerecht. Wie auch, wenn auch in der Zeit nach dem Jahr 1989 die alte Elite des Kapitals weder etwas mit der ernsthaften Analyse der RAF noch mit den von der DDR aus dem armen Nachkriegsdeutschland gestampften ökonomischen, kulturellen, internationalen und sozialen Erfolgen etwas anzufangen weiß. So wurde der RAF im Jahr 1998 aufgelöst. Seitdem wird vom deutschen Staat die Geschichte im Sinne der politischen Eliten umgeschrieben. Alles wird aus den Köpfen ausradiert, was sich seinerzeit fast 30 Jahre lang unter dem Banner der RAF gegen das herrschende System aufgelehnt hatte.

Trauma der Nachkriegsgeneration

Um so wichtiger dieses Buch. Zumal der Autor keine Möglichkeit in seinen 98 Abschnitten auslässt, dem Trauma der Nachkriegsgeneration unter der Fuchtel von Inflation, steigender Arbeitslosigkeit, zunehmenden Widersprüchen im sozialen Gefüge, Ende des Wirtschaftswunders, Protesten gegen den Vietnamkrieg, atomarer Aufrüstung, Notstandsgesetzen und einer zunehmenden Radikalisierung im öffentlichen Leben sowie der inneren Aufrüstung gegen die Linke mit scharfen Worten und beißender Ironie in die Parade zu fahren: Gegen die Verleugnung von Vergangenheit, von Nazizeit, Kolonialherrschaft und Völkermord. (S. 98) „Aber von einem wirklichen Neuanfang war nie die Rede, und das ist das wirkliche Erbe der Nazis, dass das, was sie verbrochen haben, einfach nicht aufhört, über ihr eigenes Ableben hinauszuwirken.“ (S. 233) Auf Seite 288 berichtet Frank Witzel von einem Gremium des Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen, dass das Unpolitische in der Haltung von Jugendlichen lobt, „während man umgekehrt den Beitrag der Oberstufler, der sich mit den zwingenden Gesetzen des kapitalistischen Arbeitsmarktes und den Reproduktionsweisen des Schweinestaates auseinandersetzt, als eine `an die niederen Instinkte appelierende Philippika` brandmarkt.“

Liest man die 98 Teile des 802 Seiten langen Buches, dann wird einem schnell bewusst: Der Autor versetzt sich in die damalige Zeit und unternimmt in zahllosen Detailaufnahmen den Versuch, die innere Bedrängnis, die seelische Verfasstheit, ja, die kränklich-seelische Situation eines Noch-Nicht-Erwachsenen ins Bild zu setzen. Wie der Jugendliche trotz religiöser Bindungen und trotz Schwierigkeiten in der eigenen Familie – der Vater war gestorben – mit allen Unbilden der gesellschaftlichen Verhältnisse zurechtkam, wie er davon träumt, aus den verwirrenden Fremdeinflüssen durch Schule und Kirche auszubrechen.

Eindeutig geht es dem Autor nicht darum, ein vollständiges Geschichtsbild der 60er Jahre in der BRD zu entwerfen, sondern darum, mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln das nervöse Vorwärtstasten in eine ziemlich sinnentleerte Zukunft zu markieren. Dabei wirft er den Blick in alle Richtungen, von der ersten Liebe, über Sexualität, Freundschaften, Kirchenleuten, Geschichte, Architektur, Nachkriegszeit und deren Versäumnisse in der BRD sowie auf die allenthalben gefährliche und verdummende Medienpolitik gegenüber der DDR, die als Zone bezeichnet wird und von der alles Böse komme.

Auf Seite 18 ermahnt der Autor in vordergründig ironischer Weise, das, was man so im geistigen Bereich von den Herrschenden flötet: Man solle gar nicht in den Osten gehen, denn dort müsse man als 14-Jähriger jeden Mittag nach der Schule zur Armee, wo du mit alten russischen Maschinengewehren rumballern musst. Auch darfst du keine langen Haare tragen, und es ist verboten, Musik zu hören. An anderer Stelle schreibt Frank Witzel von Fleckentfernern, die dazu dienen sollten, während der Nachkriegszeit den Nazis gegenseitig Persilscheine auszuschreiben, denn, so der Autor, Sünden seien nun einmal Bestandteil des Weltengangs.

Denkende und aufmüpfige junge Menschen suchen nach Auswegen

Das Buch offenbart ein gesellschaftliches Verhältnis, in dem denkende und aufmüpfige junge Menschen nach Auswegen suchen – zum Beispiel in revolutionären Taten, wie sie die Rote-Armee-Fraktion praktiziert hat. Und so bleibt es auch dem Autor als jungem Menschen nicht verborgen, dass sich politische Unruhe in diesem kapitalistischen Staat breitmacht, auch wenn die Morde der RAF in keiner Weise gut zu heißen waren und sind.

Es stimmt, was auch andere Rezensenten kritisch angemerkt haben, der Autor verliert sich in tausende Details, beobachtet sehr genau, beschreibt und berichtet, vollführt allerdings eine mit scharfer Zunge geführte Gedankenakrobatik bis zum Skurillen, sodass man nicht gewillt ist, seinen Interpretationen der Wirklichkeitsausschnitte in jedem Fall zu folgen. So entstehen vor den Augen der Leser kluge Konstruktionen, manch sehr gute Beobachtung – aber verstehen kann sie offenbar nur der Autor. Mit einem Wort: Vom Anfang dieses umfangreichen Werkes bis zum Ende gibt es keinen inneren Zusammenhang, jeder große oder kleine Textabschnitt lebt und stirbt für sich allein. Das erschwert die Kommunikation zwischen Autor und Lesern. Nicht in jedem Text, aber in den meisten Abschnitten. Erst wenn man es bis zum Ende geschafft hat, die 800 Seiten in der oft akrobatischen und außergewöhnlichen und naturalistischen Schreibart zu durchschauen, geht einem vielleicht ein Licht auf: Der Mensch im Kapitalismus ist schlimm dran, der Jugendliche, der suchende und hoffende – er wird sich spießbürgerlich anpassen müssen. Oder er sehnt sich nach Ausbruch, nach Gewalt, was das Allerschlimmste an Entwürdigung des Menschen durch den Menschen wäre.

Ich bin nicht der Meinung, dass diese raffinierte und spitzfindige Textkonstruktion nur von geübten Leser zu verstehen ist, obwohl viel Verständnis und Liebe zum Wort dazugehören. Sicher, der Autor hat seinen Buchpreis verdientermaßen bekommen, und es scheint, dass sich zahlreiche Leser nach diesem Wälzer gerissen haben – aber Verständnis für die damalige Situation in der BRD mit den Protestbewegungen gegen die herrschende Macht wird wohl kaum aufkommen, schon gar nicht die Erkenntnis, dass junge Menschen, die mehr in der Gesellschaft suchen als nur das Geldverdienen, die keine Arbeit bekommen, die nach Auswegen suchen, nicht Schuld sind an diesem Dilemma und deshalb zu kriminellen Taten getrieben werden. Erst recht unter den Umständen des Jahres 2016, unter den katastrophalen Weltverhältnissen, der wachsenden Kluft zwischen Arm und Reich sowie der Osterweiterung der NATO und der zunehmenden Faschisierung – auch im Ergebnis der Flüchtlingsbewegung.

Es scheint, als habe sich der Autor mit diesem großen Werk selbst übertroffen, denn wohl kaum hätte er annehmen können, genau mit diesem Abbild der Wirklichkeit den Nerv der Zeit des Jahres 2016 zu treffen. Und wenn schon die bürgerliche Gesellschaft Westdeutschlands der 60er und 70er Jahre im Visier der RAF und Sympathisanten stand, so erst Recht im Jahre 2016 von zunehmenden Protesten aus allen Bevölkerungsschichten. Dank kommt – wie kann es anders sein - von den Machteliten. Sie würdigen den Autor mit dem „Deutschen Buchpreis“. Doch die eigentliche Botschaft des Romans von Frank Witzel – sie bleibt ausradiert.

Noch einmal ganz von vorn anfangen

Als ich mühevoll das Ende des 802-Seiten–Romans erreicht hatte, las ich auf der Seite 801 folgenden sehr ermutigenden Satz des Autors Frank Witzel: „Ich habe gerade das Gefühl, wir sollten noch einmal ganz von vorn anfangen.“ Auf der folgenden Seite: „Das ist dann wieder die schöne Seele, die in sehnsüchtiger Schwindsucht zerfließt, aber nicht zum Dasein gelangt und nichts in der Welt bewirkt. (…) Und `bewirken`, was war das noch mal?

Frank Witzel: „Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969“, Roman, Format: Kindle Edition, Seitenzahl der Print-Ausgabe: 817 Seiten, Verlag: Matthes & Seitz Berlin; Auflage: 1 (23. Februar 2015), Verkauf durch: Amazon Media EU S.à r.l., Sprache: Deutsch, ASIN: B00UJTCEM4


Erstveröffentlichung dieser Rezension in der Neuen Rheinischen Zeitung.
Weitere Texte des Rezensenten: http://cleo-schreiber.blogspot.com

Harry Popow: „WETTERLEUCHTEN - Platons erzürnte Erben haben das Wort“. Rezensionen, Essays, Tagebuch- und Blognotizen, Briefe – ein Zeitdokument“, Verlag: epubli GmbH, Auflage: 1 (18. Dezember 2015), Berlin, 392 Seiten, www.epubli.de , ISBN-10: 3737580650, ISBN-13: 978-3-7375-8065-6, Preis: 21.99 Euro

Harry Popow: „In die Stille gerettet. Persönliche Lebensbilder.“ Engelsdorfer Verlag, Leipzig, 2010, 308 Seiten, 16 Euro, ISBN 978-3-86268-060-3



Ein Klassenkämpfer ist tod


Dialektik der Klassenkämpfe

Zum Tod von Klaus Steiniger

Von Arnold Schölzel und Patrik Köbele
Einer, der nicht aufgab: Klaus Steiniger (28.12.1932–9.4.2016) erlebte die Nelkenrevolution in Portugal – und ihr Scheitern. Er baute seine Heimat, die DDR, mit auf und konnte ihren Untergang nicht verhindern. Für sein Ziel, die sozialistische Gesellschaft, ging er zur DKP und gründete den Rotfuchs (Foto: 2015)
Foto: privat
Am vergangenen Sonnabend starb Klaus Steiniger im Alter von 83 Jahren (jW berichtete). Der am 28. Dezember 1932 Geborene arbeitete nach seinem Jura-Studium an der Humboldt-Universität in Berlin, Hauptstadt der DDR, ab 1956 als Staatsanwalt im Kreis Güstrow. Dort stand er von 1961 bis 1963 der Gemeinde Vietgest als Bürgermeister vor. Nach einem Zwischenspiel im Jahr 1963 als Redakteur bei der täglichen Nachrichtensendung »Aktuelle Kamera« war Steiniger von 1964 bis 1967 Mitarbeiter im Außenministerium. Danach – bis 1992 – wurde er der DDR-Bevölkerung bekannt durch seine Reportagen aus aller Welt, die er für das Neue Deutschland schrieb. Er berichtete 1972 über den skandalösen Prozess gegen die afroamerikanische Kommunistin Angela Davis und war 1974 bald nach den ersten Tagen der Nelkenrevolution in Portugal.
Wie es nach der Übernahme der DDR durch die BRD-Regierung 1990 mit Klaus Steiniger weiterging, dazu schreiben in ihren Nachrufen Arnold Schölzel, Chefredakteur der jungen Welt und Vorsitzender des Rotfuchs-Fördervereins, sowie Patrik Köbele, Chef der DKP. Am Ende bringen wir zwei Auszüge aus Texten von Steiniger selbst – einer geschrieben während seines Aufenthalts in den USA anlässlich des Prozesses gegen Angela Davis und der zweite im Rahmen seiner Berichterstattung über die Nelkenrevolution in Portugal. Die jW-Redaktion drückt seiner Frau Bruni Steiniger und der ganzen Familie ihr tiefempfundenes Beileid aus. (jW)
Ob jemand, der sich als Kommunist oder Sozialist bezeichnet, auch ein Internationalist ist, war für Klaus Steiniger eine entscheidende, wenn nicht die wichtigste Frage. Manchmal hing sein Urteil über ganze Parteien davon ab. Denn er selbst war mit allen Fasern Internationalist. Das wiederum klingt so abstrakt, dass es ihm nicht gerecht wird, dazu war das damit Gemeinte bei ihm zu lebendig und lebhaft. Er konnte sich fließend und stets mit Charme in mehreren Sprachen verständigen, war selbst ein Haus voller Anekdoten aus allen Ecken der Welt und ein scharfer Beobachter auch geringfügiger Vorgänge in Ländern und Parteien, die ihm wichtig waren. Für mich war er eine wandelnde Enzyklopädie vergangener Klassenkämpfe, die er oft an vorderster Stelle erlebt hatte, und der heutigen, über die er als Gesprächspartner vieler Genossinnen und Genossen von allen Kontinenten stets ausgezeichnet informiert war.
Der Sohn des großen Völkerrechtlers Peter Alfons Steiniger, der Jurist, der DDR-Diplomat, Auslandskorrespondent, Gründer und Chefredakteur des Rotfuchs war fest in der deutschen Arbeiterbewegung, im Antifaschismus und folgerichtig in der DDR verwurzelt. Zugleich hatte er vielleicht gerade deswegen einen klaren Blick auf die Welt. Gründung und Existenz des ostdeutschen Staates waren internationalistisch. Wer sich für ihn engagierte, war dies unvermeidlich auch. Klaus stand mit dem Militärattaché der sowjetischen Botschaft in Tokio am Grab des sowjetischen Aufklärers Richard Sorge, mit dem er selbst in Weltläufigkeit, Überzeugungstreue und journalistischer Fähigkeit am ehesten verglichen werden kann, und traf in Peking Zhou Enlai. Er saß als Berichterstatter für das Neue Deutschland und als Genosse der angeklagten Angela Davis im Gerichtssaal des kalifornischen San José, aus dem sie nach dem Willen von Gouverneur Ronald Reagan in die Gaskammer gebracht werden sollte. Die FDJ-Aktion, eine Mil­lion selbstgemalter Rosen an Angela Davis zu schicken, wäre ohne ihn undenkbar gewesen. US-Richter Richard E. Arnason erklärte damals, dass die enorme Zahl der Karten und Briefe ihn nicht unbeeindruckt gelassen habe. Vor einem Jahr schloss Klaus sich in einem Beitrag für jW der Kampagne zur Freilassung von Mumia Abu-Jamal an und wies darauf hin, dass es »unter wesentlich ungünstigeren Bedingungen« als damals, nämlich ohne das sozialistische Weltsystem im Rücken, der internationalen Solidarität bereits gelungen sei, »Mumia vor dem Henker zu retten«. Jetzt gehe es darum, den Schwerkranken seinen Peinigern zu entreißen.
Vor allem aber Portugal, die Nelkenrevolu­tion von 1974. Es gab kein längeres Gespräch mit Klaus, in dem er nicht begeistert die klugen, besonnenen, hochgebildeten Leninisten an der Spitze der kommunistischen Partei, aber auch außerhalb von ihr, den revolutionären Elan der Arbeiter in der Industrie der Städte wie in der Landwirtschaft des Alentejo schilderte. Es gab kein Gespräch, in dem er nicht ebenso bedacht die Ursachen des Sieges der Konter­revolution und die Rückzugstaktik der kommunistischen Revolutionäre, die ein Blutvergießen verhinderten, erwähnte. Er kannte sie nicht nur, sie waren wohl seine engsten Freunde. Es schmerzte ihn, dass der Schatz an Erfahrungen und Kenntnissen, den sie angelegt hatten, von vielen seiner hiesigen Kampfgefährten nicht angemessen beachtet wurde. Noch in seinem Leitartikel für die Aprilausgabe des Rotfuchs kam er darauf zurück, dass »die SED der letzten Jahre« die Dialektik von Vormarsch und Rückzug nicht mehr beherrschte: »Hier hätte sie lange vor 1989 bei dem Portugiesen Álvaro Cunhal in die Schule gehen können, dessen PCP es verstand, in entscheidender Stunde diesen Übergang zu vollziehen. Er befähigte sie trotz des Sieges der Konterrevolution die im Verhältnis zur Bevölkerungszahl mitgliederstärkste kommunistische Partei Europas zu bleiben.«
Am Aufbau einer solchen Partei nach der Konterrevolution von 1989 in diesem Land mitzuarbeiten, dem widmete sich Klaus unermüdlich – Lehren aus der Vergangenheit aufnehmend, Lehren der Klassenkämpfe weltweit studierend. Unbestechlich.
Arnold Schölzel ist Chefredakteur der jungen Welt und Vorsitzender des Rotfuchs-Fördervereins e. V.

Ost und West zusammen

Einer, der sich einsetzte: Klaus Steiniger half entscheidend mit bei der FDJ-Postkartenaktion »Eine Millionen Rosen« für Angela Davis (r.) (Foto aus dem Jahr 1972 nach ihrer Freilassung)
Foto: privat
Klaus Steiniger und ich lernten uns in einer Phase kennen, als die DKP einen wichtigen Schritt tat: Sie hielt 1990 daran fest, eine kommunistische Partei zu sein, und begann daran zu arbeiten, diese Notwendigkeit auch auf dem Gebiet der annektierten DDR zu realisieren. Die Nachfolgerin der alten Schwesterpartei der SED wollte damit nichts mehr zu tun haben, was die Sache für meine Partei nicht einfacherer machte. Für Klaus war es eine Phase, in der er schmerzlich erkennen musste, dass er von seiner Partei, eben dieser vormaligen SED, verlassen worden war. Er engagierte sich für den Aufbau der DKP in Berlin und den »neuen Bundesländern«. Die DKP und Klaus ahnten wohl, dass dieser Prozess alles andere als geradlinig verlaufen würde. Die Trennung der früheren Schwestern DKP und SED verursachte Schmerzen im Politischen, aber auch im Menschlichen. Die Kommunistinnen und Kommunisten hatten völlig unterschiedliche Biographien. Hier diejenigen, die bis zu 40 Jahre am Aufbau des ersten sozialistischen Staates auf deutschem Boden mitgewirkt hatten, dort jene, die in derselben Zeit in einem der führenden imperialistischen Länder für das sozialistische Ziel kämpften. Klaus aber begriff diese Verschiedenheit zu Recht als eine große Chance. Er sprach von der »Möglichkeit einer Legierung der unterschiedlichen Erfahrungen«, einer Verbindung zweier Elemente zu einem Metall, wie sie die kommunistische Weltbewegung brauchen werde und die im »neuen« Deutschland Realität werden müsse. Keineswegs einfach, aber auch nicht unlösbar. Die Unterschiedlichkeit in der Geschichte produzierte natürlich auch andere Unterschiede, mit denen umzugehen die DKP so manche Schwierigkeit hatte und noch immer hat. Klaus hat einiges davon abbekommen. Vor allem, nachdem er das Werk seines letzten Lebensabschnitts, die »Tribüne für Sozialisten und Kommunisten«, die Monatszeitschrift Rotfuchs, gegründet hatte. Die Chancen, die sich damit auch für die DKP ergaben, wurden zeitweise übersehen. Die Kommunikation zwischen den Kommunistinnen und Kommunisten aus Ost und West funktionierte phasenweise zu schlecht. Klaus’ Helm bekam Beulen. Er wäre aber nicht er selbst gewesen, wenn er sich von diesen Problemen hätte entmutigen lassen. Er entwickelte denRotfuchs zu einem wahren Erfolgsprojekt mit Zehntausenden monatlichen Lesern. Parteilich, aber eben kein Parteiorgan. Der Rotfuchs ist heute in der Tat die größte marxistische Monatszeitschrift Deutschlands. Wir sprachen in den vergangenen Monaten oft darüber, dass er damit im besten Sinne des Wortes auch für unsere Partei wirkte. Er machte ebenso keinen Hehl aus seinem Stolz auf die DKP. Stolz, weil seine Partei in den letzten Jahren wieder zu der Klarheit zurückfand, die er für eine kommunistische Partei als unverzichtbar sah. Der Tod von Klaus reißt eine große Lücke in unseren Reihen. Er wird uns fehlen: als Mensch, als Freund, als Kommunist. Unser Beileid gilt unserer Genossin Bruni, die wir umarmen und der wir alle Kraft der Welt wünschen.
Patrik Köbele ist Vorsitzender der DKP.


Sonntag, 10. April 2016

Fragen ohne Antworten (Aus der Zeitschrift RotFuchs)



Gysi und Schorlemmer: Was bleibt von der DDR?

Fragen ohne Antworten

Vor einiger Zeit las ich Gregor Gysis und
Friedrich Schorlemmers Buch „Was bleiben
wird“. So lautet der Titel der beiden sich
philosophierend gegenseitig hochschaukelnden
Herren, moderiert von H. D. Schütt. Für
mich und meine Familie im weitesten Sinne
sowie für Millionen ihrer ehemaligen Bürger
ist das Erlebnis DDR mehr als das, was dieses
Buch beherrscht. So kann ich wesentliche
Aussagen nicht einfach wegstecken. Ich
bin mir bewußt, dafür von einigen mit dem
heute üblichen Klischee „Betonkopf“ belegt
zu werden.


Es verwundert schon, daß bei einer Bilanz
der DDR deren weltweit anerkannter Friedenspolitik
nicht der gebührende Platz eingeräumt
wird. Selbst dem Moderator scheint
das kaum aufgefallen zu sein, was mich in
diesem Falle nicht verwundert. Die übliche
Ausrede „staatlich verordnet“ zieht hier
nicht.


Auch das heutige Kriegsgeschrei ist staatlich
verordnet und wurde dem Bundesbürger
gleich nach dem „Beitritt“ der DDR unter dem
Deckmantel „gewachsener Verantwortung“
eingetrichtert. Dabei stört es die Regierenden
nicht, daß rund 80 % der Deutschen
gegen Kriege sind. Wenn der Sozialismus
nicht mehr als die 40 Jahre Frieden in Europa
zustande gebracht hätte, wäre allein
damit seine Existenz bereits voll gerechtfertigt.
Die DDR war noch kein Jahrzehnt Geschichte,
da zerbombte die BRD „in Wahrnehmung
ihrer gewachsenen Verantwortung“ im Verbund
mit der NATO Jugoslawien: Einige Jahre
später verlor sie gemeinsam mit dieser in
Afghanistan den ersten Krieg seit Staatsgründung.
Weitere Bundeswehreinsätze in
Afghanistan, Syrien und Mali lassen neue
Niederlagen erahnen. Das US-Kommando
Africom leitet von deutschem Boden aus
seine Drohnenangriffe. Das „Weißbuch der
Bundeswehr“ für 2016 läßt neues Unheil
erahnen.


Auch solche historischen Errungenschaften
wie die Brechung des Bildungsprivilegs der
Reichen, die Gleichberechtigung von Mann
und Frau, gleicher Lohn für gleiche Arbeit
durch Zerschlagung der Macht der Monopole
stoßen in diesem Buch eher auf Spott
und Häme.


Der Pastor beschreibt das Spannungsfeld,
welches zwischen oben und unten, Glück
oder Unglück in dieser Gesellschaft entscheidet.
Schorlemmer meint: „Du bist ein
armer Hund, aber die Krone der Schöpfung.“
Er glaubt, der Mensch müsse das aushalten
und durchleben. Gerade er aber sollte wissen,
daß eine Gesellschaft nicht nur aus Starken
besteht. Auch Schwache haben ein Recht
auf ein Leben in Würde und materieller Absicherung.
„Zuckererbsen für jedermann“, forderte
Heinrich Heine.
An einer Stelle beschwert sich Schorlemmer
darüber, daß ihm einst seine Mitschüler die
Kreuzzüge und Hexenverbrennungen vorgehalten
hätten. Und wie war das mit der
Ausrottung ganzer Völker und den vielen
im Namen Gottes geführten Kriegen? Oder
den zwei zuvor priesterlich gesegneten und
dann über Hiroshima und Nagasaki abgeworfenen
Atombomben?


Schorlemmer meint, die Arbeiterbewegung
habe strukturelle Fragen gestellt, das Christentum
aber gehe von der Veränderungsbedürftigkeit
des einzelnen aus. „Verändere
dich und du veränderst die Welt!“ Die Antwort
auf die Frage nach der Struktur hat
immerhin einen 40jährigen Friedensstaat
auf deut schem Boden her vorgebracht.
Kaum waren er und Staaten seinesgleichen
Geschichte, gab es in Europa wieder Krieg,
die politische und ökonomische Erpressung
Schwächerer. Und der oberste Feldprediger
ist sogar Bundespräsident.


Seit mehr als 2000 Jahren verändern sich
die Menschen, wie sie glauben, zum Besseren.
Hat sich dadurch die Welt verbessert?
Viele wollten das tatsächlich erreichen. Ich
kenne nur wenige, die sich so zum Negativen
verändert haben wie der Moderator dieses
Gesprächs.


Es liegt mir fern, die christliche Religion zu
diffamieren. Sie hat der Menschheit Großes
gegeben. Aber hat der christliche Glaube in
der BRD tatsächlich etwas zum Guten gewendet?
Als Kind des Kalten Krieges entstanden,
spielt sie diese Rolle noch immer. Die
DDR-Bürger kamen aus einem überwiegend
von Atheisten geführten Staat in die angeblich
von christlicher Verantwortung geleitete
BRD. Heißt es nicht in der Präambel des
Grundgesetzes: „Im Bewußtsein seiner Verantwortung
vor Gott ...?“


Verantwortung aber wird nach dem „Beitritt“
der DDR zunehmend militärisch definiert.
Dafür hat Bundespräsident Gauck – ein
Prediger Gottes – bei seinem Antrittsbesuch
in der Hamburger Universität der Bundeswehr
im Jahr 2012 und auf der Münchener
Sicherheitskonferenz 2014 maßgeblich die
Weichen mit gestellt.


Wo die beiden Interviewten etwas Positives
über die DDR aussagen, findet sich fast
immer ein „Ja, aber“. Gysi benennt deren aus
Sicht der Autoren wenige positive Seiten, so
die Stellung der Frauen und die Polikliniken.
In „Wendetagen“ sprach er einmal von einer
modernen Gesellschaft, in welche die DDRBürger
mit dem „Beitritt“ gelangten. Sicher
kennt er die Worte eines unserer Klassiker,
daß die Reife einer Gesellschaft an der Stellung
der Frau in dieser zu messen sei. Trotz
verordneter Quote in einigen Bereichen liegt
man da in der BRD noch meilenweit zurück.
„Ich kann nicht an die Wende denken, ohne
das Heute mit in Betracht zu ziehen. ... Das
Ergebnis ist deprimierend“, sagte die populäre
Schauspielerin Walfriede Schmidt.
Was habe ich mir eingetauscht? Die BRD
ist ein schönes Land mit überquellendem
Wohlstand für einen Teil der Gesellschaft.
Sie führt entgegen ihrem Grundgesetz
Angriffskriege. Sie ist keine Demokratie im
Sinne von Volksherrschaft, sondern eine
marktkonforme Diktatur der Bourgeoisie. In
der Handhabung der Flüchtlingsfrage offenbart
die CDU/CSU/SPD-Regierung ebenso
ihre Unfähigkeit wie bei der Beherrschung
von Rassismus und Neofaschismus. Menschen,
die vor Krieg und Verfolgung fliehen,
stehen hierzulande vor brennenden Unterkünften.
Wann werden es Synagogen und
Moscheen sein?


In einigen Passagen des Buches wird sichtbar,
daß es für Schorlemmer nichts gibt, was ihm
„die DDR im nachhinein angenehmer machen
könnte“. Aber er besteht auf dem „Denken
und Fühlen bestimmter Ideen, die mit der
Existenz dieses Systems verbunden waren
und mit dessen Verschwinden nicht aus der
Welt sind“.


Kann ein so gebildeter Mann derart naiv sein
zu glauben, ausgerechnet die heutige Gesellschaft
sei dazu imstande, diese Menschheitsideale
einzulösen! Eine groteske Vorstellung!
Ich habe die BRD nie für besser gehalten,
als sie heute ist. Daraus ergaben sich meine
Ängste vor dem Verschwinden der DDR. Im
Bewußtsein vieler Menschen wird mehr von
ihr bleiben, als die beiden Autoren und ihr
Moderator erkennen wollten.


Ich kann das Buch niemandem empfehlen,
will er nicht sein Geld zum Fenster hinauswerfen.
Harry Pursche, Leipzig



Samstag, 9. April 2016

Deutscher Albtraum - Gedicht von Hanna Fleiss

Deutscher Albtraum

In diesem Sommer,
die Bilder vom Balkan verstörten uns,
in diesem Sommer, der heiß war vor Schmerz
und Scham, rissen unvorhergesehene
Ereignisse unser teures Arkadien
aus sorgsam gehudelten Illusionen von
Frieden mit Vorgartenidyll.

Wir dachten, es könne eine Weile
so weitergehen, wir hofften, die Kriege,
von denen wir gehört hatten, geschähen
im weit entfernten Nahen Osten; Afghanistan,
Irak und Syrien fanden wir mühelos
auf der Landkarte, doch was hatten wir
mit denen zu tun.

Dieses Gefühl von Heimat.
Wir lachten und erinnerten uns nicht, 
denn das Gedächtnis der Menschheit ist kurz,
doch hell die Nächte beim Lodern
brennender Asylunterkünfte, wenn noch
die unerheblichsten Reste deutscher Unschuld
zu Asche verkohlen.

6.9.15, Hanna Fleiss



Dienstag, 5. April 2016

Blind und blöd


Der Putin-Hass


Deutscher Journalismus ist blind und blöd

Autor: U. Gellermann
Datum: 05. April 2016

Vorausgeschickt: Ich bin kein Freund von Putin. Wie ich auch kein Freund von Obama bin. Beide sind Sachwalter oligarchischer Interessen. Und ich bin kein Freund von Oligarchen. – Ich bin ein Freund des echten Journalismus. Ein Freund solcher Kollegen, die sich den Verstand weder von ihren Abhängigkeitsverhältnissen noch von ihren eigenen Vorurteilen trüben lassen. Der Wunsch nach solchen Freunden macht einsam.

Mit großem Pomp segelt durch die deutschen Medien die Enthüllung über eine Briefkastenfirma in Panama, die allerlei Gelder aus allerlei Ländern von allerlei Leuten ins steuerliche Nirgendwo geschleust hat. Brav, sollte man sagen. Doch nahezu alle Schlagzeilen enthalten den Namen Putin: „Das ist Putins Zirkel der Macht“ (FOCUS), „Offshore-Deals reicher Putin-Freunde“ (SPIEGEL), „Geflecht von Briefkastenfirmen Putin-Vertrauter“ (TAGESSCHAU). Aber den wirklichen Höhepunkt leistet sich der Aufmacher der SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG: „Die heimlichen Millionengeschäfte des Putin-Zirkels“. Begleitet von handcolorierten Portraits im HÖRZU-Stil der 60er Jahre und gefolgt von nahezu drei ganzen, großen SZ-Seiten zum Thema. Da kreißt der Berg und kreißt, um dann einen einzigen Namen zu gebären: Den eines Cellisten aus Putins Umgebung, der in Panama einen Briefkasten unterhielt. Kein Messi-Aufmacher, kein Poroschenko-Aufmacher, obwohl die, anders als Putin, höchstselbst einen Briefkasten in Panama hatten.

Panama: Ein Land, das mal zu Kolumbien gehörte und von den USA gewaltsam „selbstständig“ gemacht wurde. Ein Land das mal einen Präsidenten hatte, der 16 Jahre lang auf der Gehaltsliste der CIA stand, und als er mal nicht botmäßig war, vom US-Präsidenten George Bush mit einer 24.000-Soldaten-Invasion inhaftiert wurde. Ein Land, das bis heute von den USA dominiert wird. Der US-Dollar ist offizielles Zahlungsmittel. So ein Land kann nichts unternehmen, was die USA nicht wollen. Aber die wollen offenkundig das Steuerschlupfloch nicht schließen. Man könnte ja auf ein hauseigenes Steuerflüchtlings-Asyl aufmerksam werden.

Denn seit Jahr und Tag leisten sich die USA einen ganzen Steuerflucht-Staat: Den zweitkleinsten Bundesstaat Delaware. Dort hat eine Kaum-Bis-Nix-Steuerpolitk etwa 600.000 Briefkastenfirmen angelockt. Neben der Elite der US-Wirtschaft – Apple, Google, Coca-Cola, Wal-Mart und Berkshire Hathaway von Warren Buffett – residieren dort auch deutsche Firmen unbehelligt: Die Familien Porsche, Piëch und Quandt, außerdem der Verleger Hubert Burda, die Kaffee-Dynastie Jacobs und die Bank-Sippe derer von Finck haben dort eine feine Adresse. Das wäre ein Recherche-Projekt, da gäbe es Namen und sozial unsittliche Verhältnisse zu enthüllen: Ganze Fortsetzungsromane wären zu erwarten.

Aber die Oligarchen-Familie du Pont de Nemours (sie besitzt den weltgrößten Chemiekonzern, ist dick im Sprengstoff-Geschäft und Inhaber eines fetten General Motors-Anteil, der Clan verfügt über ein Milliarden-und-Abermilliarden-Vermögen) unterhält in Wilmington, der größten Stadt des Steuerbetrugs-Staates Delaware, seit 1903 den „Wilmington Trust“, die erste grosse Familienstiftung der USA. Und an den du Ponts kommt keiner vorbei: Nicht diverse US-Präsidenten und offenkundig auch nicht die „400 Journalisten aus 80 Ländern, die ein Jahr zusammen gearbeitet haben“ wie uns die SÜDDEUTSCHE hochtrabend wissen lässt.

Wer genau deckt den Delaware-Steuerbetrug? Wer von den Clinton-Wahlspendern zum Beispiel hat sein Geld in Delaware? Welche Rolle spielt der organisierte US-Steuerschwindel im TTIP-Abkommen? Wo bleibt das Interview mit dem deutschen Finanzminister zu diesem Thema? Das alles wäre bereits ein erstes Gerüst für ein solides journalistisches Projekt, weitere Hilfen könnten den Kollegen auf Nachfrage geliefert werden. Zu fürchten ist allerdings, dass ein solches, wirklich spannendes Vorhaben an der landesüblichen Feigheit scheitern wird.

Statt dessen: Putin. Seit dem Tag, an dem der russische Präsident den Kapital-Transfer aus Russland in den Rest der Welt weitgehend gestoppt hat, steht er auf einer Hass-Liste westlicher Medien. Es sind die selben, die immer von der Freiheit des Marktes schwätzen, die der russischen Konkurrenz keinen Platz lassen wollen. Erneut beweisen deutsche Medien, dass dieser organisierte Hass blind und blöd macht. Zu blöde sich von den FREUNDEN in den USA zu lösen, sind sie freiwillig blind für die Gefahr, die sich aus dieser einseitigen Haltung für die Deutschen ergibt. Eine Gefahr, die in Afghanistan, in Libyen und Syrien zu besichtigen ist.



Montag, 4. April 2016

Diktatur der Freiheit beenden (siehe Linkezeitung)

Entnommen: http://linkezeitung.de/2016/04/01/diktatur-der-freiheit-mit-allen-mitteln-beenden /

Diktatur der Freiheit mit allen Mitteln beenden
VERÖFFENTLICHT VON EGESTER 1. APRIL 2016 ⋅EIN KOMMENTAR

Richard David Precht spricht in dem Video über die sogenannte: „Vierte industrielle Revolution“, die logischerweise nicht weniger folgenreich sein wird als die vorherigen. Viel zu wenig Menschen machen sich überhaupt Gedanken darüber, was uns in Zukunft erwartet. Insoweit ist der kleine Film eine absolute Sehenswürdigkeit, die man sich keineswegs entgehen lassen sollte, in Vorbereitung auf „bessere Zeiten“. In etwas mehr als 10 Minuten gelingt es dem Redner auf recht sachliche Weise dem Betrachter den Spiegel vorzuhalten.

Besonderes aufmerken sollte man bei den Ausführungen zur Interaktion der vierten industriellen Revolution und dem bislang hochgehaltenen Freiheitsgedanken sein. Die vermeintlich hinzugewonnene Freiheit, durch Automatisierung vieler Arbeitsprozesse, wird nach derzeitiger Konstitution unserer Gesellschaft wohl nur ein Segen für die Inhaber der Produktionsmittel werden. Unsere Gesellschaft ist bislang nicht darauf eingerichtet hier für eine soziale bzw. gerechte Umverteilung zu sorgen. Das wird absehbar mächtig Spannungen erzeugen, deren Behandlung wir heute noch sorgsam ausblenden statt überfälligerweise nach konstruktiven Lösungen dafür zu suchen.

Gerade weil diese Debatte nicht in Gang kommt, vermutlich auch gar nicht in Gang kommen soll, ergibt sich daraus die logische Konsequenz, dass die Freiheit nunmehr verschwinden muss! Das macht auch Sinn, weil die Freiheit ansonsten dazu missbraucht werden könnte, die zunehmende Umverteilung von unten nach oben sinnlos anzugreifen. In einer funktionierenden Ausbeutungsgesellschaft sollten wir allerdings auf solche Bedrohungen ernsthaft verzichten. Das können wir bestens dadurch besorgen, dass wir vermehrt für Sicherheit sorgen. Sicherheit schafft weiteren Umsatz, klare Strukturen, noch mehr (Sinnlos)Beschäftigung und hält die Freiheit soweit im Zaum, dass sie keiner Regierung mehr ernstlich gefährlich werden könnte.

Natürlich wird man die Freiheit nicht wirklich abschaffen, sie wird nur ein wenig modifiziert werden, so dass sie zeitgemäß daherkommt. Alte Inhalte mit neuen Begriffen zu (über)füllen ist heute keine Kunst mehr. Selbstverständlich darf man auch künftig aus einer Vielzahl von Smartphones auswählen. Auch im Supermarkt wird man weiterhin ganz freizügig alle Produkte nach Herzenslust einkaufen können. Vielfach darf man sogar noch sagen was man denkt, es interessiert nur niemanden mehr. Hunderte von Fernsehprogrammen sorgen dann für den Rest der Freiheit. Und wer besonders viel Geld hat, kann sich natürlich noch viele weitere schöne Freiheiten dazukaufen. Alle diese Freiheiten sind gut katalogisiert, bis aufs i-Tüpfelchen normiert und durchgestylt. Für alle dann noch im Angebot befindlichen Freiheiten wird es auch Garantien geben.

Und wer am Ende ganz, ganz, ganz viel Geld hat, der kauft sich einfach
noch die ultimative Freiheit, mit den Freiheiten der übrigen Menschen spielen zu dürfen. Das erst ist eine Riesengaudi, bei der man beispielsweise bezahlte Schlägertrupps, die sich Polizei nennen, auf andere unbedarfte Menschen eindreschen lassen kann.

Wir sehen, auch künftig werden die Freiheiten nicht nur geschützt und garantiert sein, sondern auch bestens sortimentiert, für jeden Geldbeutel etwas, je nachdem wie viel man sich davon noch leisten kann. Wen sollte es auch stören, wenn er aus Sicherheitsgründen nicht mehr ohne Voranmeldung von Berlin nach Brüssel reisen kann, wegen der allgegenwärtigen Terrorgefahr? Hat man aber einmal die Genehmigung für die Reise bekommen, hat man auch eine 99-prozentige Garantie lebend und in Freiheit in Brüssel anzukommen.

Sind wir doch mal ehrlich, die Auswüchse der sechziger und siebziger Jahre, wo auch der letzte Popel noch nach Freiheit schrie, führte doch nur dazu, dass jeder machte was er wollte, ein unkontrollierter Wildwuchs an Freiheiten entstand. So ein Diktat muss man sich heute nicht mehr gefallen lassen. Der Unterschied zwischen der alten und neuen Freiheit lässt sich wunderbar anhand von Kuhmilch erklären. Früher, wenn man die Milch frisch von der Kuh trank, konnte dies ernsthafte Gesundheitsrisiken bedeuten. Erst seit der Industrialisierung der Milchviehhaltung, der Normierung und auch der industriellen Behandlung der Milch, kann man diese in noch viel mehr Varianten als früher, gefahrlos aus dem Supermarkt konsumieren. Mit der modernen Nutzmenschhaltung verhält es sich um keinen Deut anders! Umso schneller wir die Diktatur der Freiheit überwinden, desto früher können wir gemeinsam, mit der neuen Eine Welt Regierung, als geeinte (normierte) Menschheit in den Konsumhimmel eingehen

Diktatur der Freiheit mit allen Mitteln beenden 



Freitag, 1. April 2016

Historischer Händedruck (aus RotFuchs)

Der historische Händedruck

Klaus Steiniger


Gestattet mir einen sehr persönlichen Einstieg in ein geschichtsträchtiges Thema. Als ich eines Abends in den 70er Jahren der freundlichen Dinner-Einladung von Hans und Madeleine Grotewohl in deren Wohnung an Berlins Frankfurter Tor folgte, lebte deren Vater und Schwiegervater Otto schon lange nicht mehr. Damals lag auch die schwere und bewegte Zeit, in der die jungen Grotewohls beim Neuaufbau der von den USA niedergewalzten nordkoreanischen Stadt Hamhung für ihre DDR Ehre eingelegt hatten, schon hinter den beiden Chefarchitekten. Doch während unseres stundenlangen Gesprächs war der bei Marx gebliebene Sozialdemokrat Otto Grotewohl, der erste Ministerpräsident der Deutschen Demokratischen Republik, imaginär zugegen. Sein Händedruck mit dem Kommunisten Wilhelm Pieck auf dem Vereinigungsparteitag der beiden Arbeiterparteien im April 1946 hatte der durch die Rote Armee befreiten Arbeiterklasse und deren sozialen Bündnispartnern in einem Drittel Deutschlands den Weg zur Errichtung ihrer politischen Herrschaft gebahnt.



Der historische Händedruck

Als ich Jahrzehnte später unserer inzwischen treuen „RotFuchs“-Leserin „Mädi“ Grotewohl im Großen Saal des Dresdner Rathauses beim festlichen Begängnis des 80. Geburtstages von Prof. Horst Schneider erstmals wiederbegegnete, stand auch dort das historische Werk von Otto und Wilhelm allgegenwärtig im Raum. Sie und ihre oftmals aus den Zuchthäusern und Konzentrationslagern der Faschisten, aus illegalem Kampf und mutig ertragener Emigration zurückgekehrten Mitstreiter hatten im April 1946 das wohl wichtigste Kapitel der deutschen Nachkriegsgeschichte geschrieben. Denn ohne die vereinte Kraft von Kommunisten und Sozialdemokraten, die angesichts eines 1934 in Prag gefaßten Beschlusses der SPD-Auslandsleitung, bei Marx zu bleiben, auf der Basis seines Werkes erfolgen konnte, wäre es wohl kaum am 7. Oktober 1949 zur Gründung der Deutschen Demokratischen Republik gekommen. Eine in ihrer politischen Führung weiterhin gespaltene Arbeiterbewegung hätte die größte Errungenschaft in der Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung und des schaffenden Volkes – die DDR – nicht zustande gebracht. Das Herkuleswerk der Formierung dieses Staates wurde von den damals lebenden und aktiven Generationen deutscher Kommunisten und Sozialdemokraten geschaffen. Sie waren es, welche die Spaltung der Klasse überwanden, dem Krieg den Krieg ansagten und den Weg in eine von der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen befreite Gesellschaft bahnten. Damit konnte der Teufelskreis der Herrschaft des Kapitals für vier schwere und schöne Jahrzehnte wenigstens unterbrochen werden. Diese Feststellungen haben wir bereits vor anderthalb Jahrzehnten im „RotFuchs“ getroffen.

Im weiteren Verlauf der Geschichte verhinderten dann objektive und subjektive, innere und äußere Faktoren sowie taktische und strategische Fehler hierzulande wie anderswo, daß der so hingebungsvoll und erfolgreich beschrittene Weg von 1946 fortgesetzt werden konnte. Dabei war es sicher nicht günstig und klug, die Mitglieder der durch den historischen Händedruck der beiden Arbeiterführer zusammengeschweißten Vorhutpartei aus Kommunisten und Sozialdemokraten, die sich nicht zufällig den Namen Sozialistische Einheitspartei gegeben hatte, übereilt in ihrer Gesamtheit als Kommunisten zu bezeichnen. Gut Ding will Weile haben, heißt es nicht ohne Grund.

Übrigens hätte man die SED angesichts ihrer historischen Leistung, die neben der Herstellung der Einheit der Klasse vor allem auch in der Teilnahme an der vier Jahrzehnte währenden erfolgreichen Sicherung des höchsten Menschheitsgutes – zumindest in Europa – bestand, auch als Sozialistische Friedenspartei Deutschlands bezeichnen können.

Als verhängnisvoll erwies sich die in Berlin getroffene Entscheidung, unablässig neue Mitglieder für eine bereits sehr aufgeschwemmte Partei bei festen Kontingentvorgaben für alle Gliederungen zu rekrutieren, was sie de facto in eine Massenorganisation verwandelte. Warum bedurfte es einer 2,3-Millionen-Partei in einem Land mit 17 Millionen Einwohnern? Die Überfrachtung der SED mit Hunderttausenden Konjunkturrittern konnte auf Dauer nichts Gutes bewirken.

Überdies beherrschte die SED der letzten Jahre leider nicht mehr die Dialektik von Vormarsch und Rückzug. Hier hätte sie lange vor 1989 bei dem Portugiesen Álvaro Cunhal in die Schule gehen können, dessen PCP es verstand, in entscheidender Stunde diesen Übergang zu vollziehen. Er befähigte sie trotz des Sieges der Konterrevolution die im Verhältnis zur Bevölkerungszahl mitgliederstärkste kommunistische Partei Europas zu bleiben. Die mit den Grünen in der gemeinsamen Wahlfront CDU zusammengeschlossene PCP errang bei den jüngsten Parlamentswahlen etwa 10 % der Wählerstimmen und führt weiterhin die nationale Gewerkschaftszentrale CGTP-Intersindical an.

Ich gehöre zu jener ersten Generation ehemaliger Mitglieder der heute durch den reformistischen Flügel der PDL um Gysi und andere mit einem Bannfluch belegten SED, die Wilhelm Pieck und Otto Grotewohl, aber auch Genossen wie den sozialdemokratischen Widerstandshelden Otto Buchwitz noch persönlich kennengelernt und erlebt hat. Die Erinnerung an solche Menschen und politische Führer vermittelt Kraft und Gelassenheit auch in Zeiten der Niederlage, die zu einer Neugruppierung der politischen Kräfte zwingen.