27.
April 2016 um 16:09 Uhr | Verantwortlich: Albrecht Müller
Obamas Hannoveraner Rede und die Geschichtsvergessenheit unserer Leitmedien
Veröffentlicht in: Außen- und Sicherheitspolitik, einzelne Politiker, Medienkritik
Für manche NachDenkSeiten-LeserInnen hat Obama mit seiner Hannoveraner Rede die Enttäuschung über diesen Präsidenten komplettiert. Ganz anders in den deutschen Medien. Dort wird mit er mit Lob überhäuft. Die Reaktion auf Obamas Rede zeigt, wie angepasst, unkritisch und geschichtsvergessen deutsche Medien sind. Obama beeindruckt mit den billigsten Tricks, unter anderem mit dem Trick, nur einen Teil der Geschichte zu erzählen.
Zunächst einmal der Link zur Rede des amerikanischen Präsidenten: Gehen Sie auf diesen Beitrag der Tagesschau. Dort ist die vollständige Rede mit Übersetzung wiedergegeben. Die Süddeutsche Zeitung spricht von einer „großen Rede“. Die FAZ appelliert an das historische Bewusstsein der Deutschen und Europäer. Spiegel Online schreibt von einem „großen Besucher“. Usw.
Der billigste Trick: überschwängliches Lob
Obama hat Europa gelobt, er hat Merkel gelobt. Er hat geschmeichelt – im Bewusstsein, dass dann das Lob besonders gern angenommen wird und hängenbleibt: „Europas Ideale erleuchten die Welt“ titelte die FAZ am 26. April.
Er hat bei den Zuhörern und Zuschauern den Eindruck vermittelt, wir, der Westen, die USA und Europa – wir seien die Guten.
Wenn Europas Ideale eine einigermaßen große Bedeutung für die innere Gestaltung hätten, dann könnte man ja sofort in dieses Lob einstimmen. Und nicht zu bestreiten ist, dass die europäische Einigung ein Fortschritt ist. Aber dieser ist eher in Gefahr als neu. Obamas Lob klingt in der jetzigen Zeit ziemlich deplatziert.
Obama hat die Lobeshymnen mit Forderungen verbunden, aber dieser Misston hat die Lobeshymnen nicht gestört
Europa und die NATO müssten sich mehr engagieren, in Syrien, im Irak, in Libyen – insgesamt im Kampf gegen den Terror. Sie müssten ihre Rüstungsausgaben auf 2 % des Bruttoinlandsprodukts erhöhen. Weniger Geschichtsvergessene hätten nach dieser Forderung gefragt: Wie bitte? Wir hatten 1989 und 1990 doch geplant, abzurüsten. War da nicht von Friedensdividende die Rede? Alles vergessen. Alles weg, weil das Imperium es anders will.
Obama hat die Zuhörer und Zuschauer damit manipuliert, dass er häufig nur einen Teil der Geschichte erzählt.
Dafür gibt es eine Reihe von Beispielen. Sie betreffen wichtige Angelegenheiten und Zusammenhänge:
a)Noch harmlos: er lobt Angela Merkel als die große Europäerin. Dabei verschweigt er geflissentlich, dass die Bundeskanzlerin zusammen mit ihrem Bundesfinanzminister und ihrer Regierung mit ihrer Währungs- und Wirtschaftspolitik und mit der Behandlung der europäischen Länder im Süden, insbesondere Griechenlands, Europa in eine tiefe Krise gestürzt hat. Diese Geschichte hat er nicht erzählt. Diese Geschichte ist aber hochaktuell und sie belastet die Entwicklung Europas auch weiterhin.
Obamas Hannoveraner Rede und die Geschichtsvergessenheit unserer Leitmedien
Veröffentlicht in: Außen- und Sicherheitspolitik, einzelne Politiker, Medienkritik
Für manche NachDenkSeiten-LeserInnen hat Obama mit seiner Hannoveraner Rede die Enttäuschung über diesen Präsidenten komplettiert. Ganz anders in den deutschen Medien. Dort wird mit er mit Lob überhäuft. Die Reaktion auf Obamas Rede zeigt, wie angepasst, unkritisch und geschichtsvergessen deutsche Medien sind. Obama beeindruckt mit den billigsten Tricks, unter anderem mit dem Trick, nur einen Teil der Geschichte zu erzählen.
Zunächst einmal der Link zur Rede des amerikanischen Präsidenten: Gehen Sie auf diesen Beitrag der Tagesschau. Dort ist die vollständige Rede mit Übersetzung wiedergegeben. Die Süddeutsche Zeitung spricht von einer „großen Rede“. Die FAZ appelliert an das historische Bewusstsein der Deutschen und Europäer. Spiegel Online schreibt von einem „großen Besucher“. Usw.
Der billigste Trick: überschwängliches Lob
Obama hat Europa gelobt, er hat Merkel gelobt. Er hat geschmeichelt – im Bewusstsein, dass dann das Lob besonders gern angenommen wird und hängenbleibt: „Europas Ideale erleuchten die Welt“ titelte die FAZ am 26. April.
Er hat bei den Zuhörern und Zuschauern den Eindruck vermittelt, wir, der Westen, die USA und Europa – wir seien die Guten.
Wenn Europas Ideale eine einigermaßen große Bedeutung für die innere Gestaltung hätten, dann könnte man ja sofort in dieses Lob einstimmen. Und nicht zu bestreiten ist, dass die europäische Einigung ein Fortschritt ist. Aber dieser ist eher in Gefahr als neu. Obamas Lob klingt in der jetzigen Zeit ziemlich deplatziert.
Obama hat die Lobeshymnen mit Forderungen verbunden, aber dieser Misston hat die Lobeshymnen nicht gestört
Europa und die NATO müssten sich mehr engagieren, in Syrien, im Irak, in Libyen – insgesamt im Kampf gegen den Terror. Sie müssten ihre Rüstungsausgaben auf 2 % des Bruttoinlandsprodukts erhöhen. Weniger Geschichtsvergessene hätten nach dieser Forderung gefragt: Wie bitte? Wir hatten 1989 und 1990 doch geplant, abzurüsten. War da nicht von Friedensdividende die Rede? Alles vergessen. Alles weg, weil das Imperium es anders will.
Obama hat die Zuhörer und Zuschauer damit manipuliert, dass er häufig nur einen Teil der Geschichte erzählt.
Dafür gibt es eine Reihe von Beispielen. Sie betreffen wichtige Angelegenheiten und Zusammenhänge:
a)Noch harmlos: er lobt Angela Merkel als die große Europäerin. Dabei verschweigt er geflissentlich, dass die Bundeskanzlerin zusammen mit ihrem Bundesfinanzminister und ihrer Regierung mit ihrer Währungs- und Wirtschaftspolitik und mit der Behandlung der europäischen Länder im Süden, insbesondere Griechenlands, Europa in eine tiefe Krise gestürzt hat. Diese Geschichte hat er nicht erzählt. Diese Geschichte ist aber hochaktuell und sie belastet die Entwicklung Europas auch weiterhin.
b)Es
musste jedem einigermaßen nachdenklichen und kritischen Zuschauer
und Zuhörer auffallen, dass dieser amerikanische Präsident die
atlantische Partnerschaft und die Westintegration über den grünen
Klee gelobt hat. Das wurde auch sichtbar, als er von Konrad Adenauer
als einem „Giganten“ gesprochen hat, der Gegner zu Verbündeten
gemacht habe.
Damit erzählt Obama die Geschichte der fünfziger Jahre des letzten Jahrhunderts und er klammert aus, dass diese Politik mit dem Mauerbau und der Konfrontation zwischen Ost und West insgesamt weitgehend gescheitert war. Er klammert aus, was dann in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts mit der Entspannungspolitik, also mit der Politik des Abbaus der Konfrontation zwischen West und Ost für den Frieden in Europa und für die Zusammenarbeit aller Völker geschaffen worden ist. Die gemeinsame Sicherheit Europas als Projekt, kommt bei Obama nicht vor. Er steht voll in der Tradition Reagans und Clintons, die dieses Projekt abgebrochen haben. Er hat sich voll hinter die Linie des Westens und der NATO gestellt, das westliche Militärbündnis bis an die Grenzen Russlands auszudehnen und eben keinen Wert auf Kooperation und Zusammenarbeit gelegt.
Dazu passt auch, dass bei ihm die Forderung auftaucht, Russland müsse die Krim wieder rausrücken. Er warb für die Sanktionen gegen Russland. Bei diesem Präsidenten ist nichts von der Konzeption zu spüren, dass man sich verständigen muss, um Frieden zu erhalten und im übrigen sich auch verständigen muss, um Wandel beim politischen Gegner zu erreichen. – Das ist ein Rückfall hinter das Konzept des Friedens in Europa. Und es ist klar, dass bei diesem Präsidenten Russland nicht zu Europa gehört. –
Für mich persönlich wurde hier sichtbar, dass ich mich in diesem Präsidenten lange Zeit getäuscht habe. Er ist ein Vertreter des Imperiums. Seine Sprüche über Freiheit klingen nicht anders als die Sprüche des deutschen Bundespräsidenten: Hohl.
c)Auch in den Passagen zum Kampf gegen den Terror hat der US-Präsident die Geschichte verkürzt, zu seinen Gunsten verkürzt. Er hat nicht erwähnt und schon gar nicht untersucht, weshalb es Terror gibt und woher die Flüchtlinge kommen und warum sie kommen. Schon ins Groteske geht seine Aufforderung, wir sollten beim wirtschaftlichen Aufbau im Irak helfen. Da kommt der Mörder und fordert die Passanten auf, die Leiche zu beseitigen. Die USA haben im Irak Krieg geführt. Sie haben zur wirtschaftlichen Krise dieses Landes wesentlich beigetragen. Sie haben den Irak zerstört und Hunderttausende von Menschen auf dem Gewissen. Und sie schüren weiter Krisen. Nebenbei erwähnt Obama, dass sie 250 US-Spezialkräfte nach Syrien schicken.
Damit erzählt Obama die Geschichte der fünfziger Jahre des letzten Jahrhunderts und er klammert aus, dass diese Politik mit dem Mauerbau und der Konfrontation zwischen Ost und West insgesamt weitgehend gescheitert war. Er klammert aus, was dann in den sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts mit der Entspannungspolitik, also mit der Politik des Abbaus der Konfrontation zwischen West und Ost für den Frieden in Europa und für die Zusammenarbeit aller Völker geschaffen worden ist. Die gemeinsame Sicherheit Europas als Projekt, kommt bei Obama nicht vor. Er steht voll in der Tradition Reagans und Clintons, die dieses Projekt abgebrochen haben. Er hat sich voll hinter die Linie des Westens und der NATO gestellt, das westliche Militärbündnis bis an die Grenzen Russlands auszudehnen und eben keinen Wert auf Kooperation und Zusammenarbeit gelegt.
Dazu passt auch, dass bei ihm die Forderung auftaucht, Russland müsse die Krim wieder rausrücken. Er warb für die Sanktionen gegen Russland. Bei diesem Präsidenten ist nichts von der Konzeption zu spüren, dass man sich verständigen muss, um Frieden zu erhalten und im übrigen sich auch verständigen muss, um Wandel beim politischen Gegner zu erreichen. – Das ist ein Rückfall hinter das Konzept des Friedens in Europa. Und es ist klar, dass bei diesem Präsidenten Russland nicht zu Europa gehört. –
Für mich persönlich wurde hier sichtbar, dass ich mich in diesem Präsidenten lange Zeit getäuscht habe. Er ist ein Vertreter des Imperiums. Seine Sprüche über Freiheit klingen nicht anders als die Sprüche des deutschen Bundespräsidenten: Hohl.
c)Auch in den Passagen zum Kampf gegen den Terror hat der US-Präsident die Geschichte verkürzt, zu seinen Gunsten verkürzt. Er hat nicht erwähnt und schon gar nicht untersucht, weshalb es Terror gibt und woher die Flüchtlinge kommen und warum sie kommen. Schon ins Groteske geht seine Aufforderung, wir sollten beim wirtschaftlichen Aufbau im Irak helfen. Da kommt der Mörder und fordert die Passanten auf, die Leiche zu beseitigen. Die USA haben im Irak Krieg geführt. Sie haben zur wirtschaftlichen Krise dieses Landes wesentlich beigetragen. Sie haben den Irak zerstört und Hunderttausende von Menschen auf dem Gewissen. Und sie schüren weiter Krisen. Nebenbei erwähnt Obama, dass sie 250 US-Spezialkräfte nach Syrien schicken.
Die
Rede des US Präsidenten war insgesamt eine hochideologische und
damit zugleich eine verlogene Rede. Sie hat alles verdeckt, was es an
mieser Entwicklung in den USA und in Europa gibt. Er hat von Freiheit
und Demokratie gesprochen und von freier Presse und dabei über die
immer schlimmer werdende Lage der Medien in den USA wie auch in
Europa hinweggeredet.
Er hat auch nicht über die himmelschreiend ungerechte Verteilung der Vermögen und der Einkommen in der westlichen Welt gesprochen. Hätte er das getan, dann hätten ihm die Sprüche über Freiheit und Demokratie im Halse stecken bleiben müssen.
Dass die deutschen Medien mehrheitlich sich so haben einlullen lassen, ist ein beredtes Zeugnis ihres schlimmen Zustandes: Kampagnen-Medien, leicht käuflich von westlichen, atlantischen Ideologen. Embedded in die sogenannte westliche Welt.
Er hat auch nicht über die himmelschreiend ungerechte Verteilung der Vermögen und der Einkommen in der westlichen Welt gesprochen. Hätte er das getan, dann hätten ihm die Sprüche über Freiheit und Demokratie im Halse stecken bleiben müssen.
Dass die deutschen Medien mehrheitlich sich so haben einlullen lassen, ist ein beredtes Zeugnis ihres schlimmen Zustandes: Kampagnen-Medien, leicht käuflich von westlichen, atlantischen Ideologen. Embedded in die sogenannte westliche Welt.
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