Donnerstag, 19. Dezember 2013

Meinungen zur "Nächstenliebe..."


Kommentare zur Rezension Nächstenliebe & Peitschenhiebe
(Genehmigung der beiden User liegt vor)
19.12.2013:

Lieber Harry Popow,
ich habe schon viel gehört von Deschners Büchern, aber leisten kann ich sie mir nicht, sie sind einfach zu teuer für mich unter diesen Verhältnissen. Als eingefleischte Atheistin wäre ich natürlich hochinteressiert, sie zu lesen. Aber Deschner will aufklären, und da hat er sicher in erster Linie eine andere Lesergruppe im Auge, die mit dem dicken Polster und dem guten Glauben. Ich bin ja schon aufgeklärt und von Polstern kann keine Rede sein.

Es ist ein nicht ganz leicht zu behandelndes Thema, sehr umfangreich, aber du beschreibst souverän und leicht verständlich, worum es geht: um das schändliche Bündnis von Kirche und Staat. Unser pfäffischer Bundespräsident hätte das natürlich alles viel gründlicher ausgeschmückt mit dem göttlichen Wort, schade, dass er aus prinzipiellen Gründen nicht mitspielt und seinen präsidialen Genius für läppische Formalien verschwenden muss.

Nüchtern und sachlich zitierst du treffende Passagen, sozusagen zum "Reinschnuppern", stellst Zusammenhänge her, die sich manch ein Gläubiger überhaupt nicht vorstellen kann, und das nicht nur, weil er genau weiß, sein Pastor würde sie ihm nicht nur ausreden wollen, sondern ihm täglich hundert Vaterunser aufbrummen. Aber die Austrittsbewegung aus der Kirche, und da besonders der katholischen, ist beachtlich, immer mehr Menschen kommen zu der Überzeugung, dass mit ihnen ein böses Spiel gespielt wird, dass sie die Schafe sind, die nicht nur Krippe, sondern in den Schlachthof geführt werden sollen. Das Propagieren von Kriegen gehört zum täglichen Handwerk des Klerus, schön auch, dass Deschner auf heutige Zusammenhänge eingeht und aufzeigt, in welcher Weise die Merkel-Regierung die Macht der Kirche für ihre Zwecke nutzt. Nicht, dass die Kirche etwas dagegen hätte, im Gegenteil, man fühlt sich gebauchpinselt und wäre sicher gekränkt, würde sich die Kanzlerin an das Grundgesetz auch wirklich halten.

Danke, Harry Popow, für den Einblick in Deschners Werk, das es in sich hat, jeder wahrhaft Gläubige und jeder wahrhaft Ungläubige sollte es unterm Weihnachtstisch vorfinden.

Lieben Gruß, Hanna



Penelopeia zum gleichen Thema:

Lieber Harry Popow,
ein Herr Deschner war mir bis jetzt noch kein Begriff; wenn es so ist, wie Du schreibst, er also selbst im hohen Alter noch derartige Kraftakte zu leisten imstande ist, verdient das meine Bewunderung.

Im Großen und Ganzen kann ich dem Inhalt der Rezi zustimmen: Die Kirchen - also nicht nur die katholische, auch die anderer Konfessionalität - waren stets Verbündete der Herrschenden bzw., bis zum späten Mittelalter, selbst Herrschende. Sie haben es verstanden, Begriffe wie "Nächstenliebe" für ihre Zwecke zu annektieren. Der Gottesbezug ist die allgegenwärtige Methode für machtpolitische Manöver aller Art.

In einem Punkt möche ich Dir dennoch widersprechen, wenn Du schreibst
Zur Sache: Die insgesamt elf Bände umfassen die Geschichte des Christentums von den Anfängen bis zur Gegenwart. Mit der Anklageschrift (rund 7000 Seiten und mehr als 100.000 Quellenangaben) macht der Autor Front gegen die „Religion der Nächstenliebe“. Das sucht in der Weltliteratur ihresgleichen. Der fast Neunzigjährige rührt an den Schlaf der Millionen Schäfchen, die sich jahrhundertelang geistig verführen ließen und – mangels Zukunftsperspektiven – immer noch in die Irre leiten lassen.

Vom Umfang her hat Hr. Deschner wahrscheinlich keinen gebürtigen Mitstreiter. Was die Intensität, Prägnanz und innere Logik angeht, hat m.E. F. Nietzsche mit seinem "Antichrist" alles zum Christentum als Institution gesagt.
Schöne Grüße
P.

Montag, 16. Dezember 2013

Meine zwei neuen Gemälde

 
Im Schloßpark Schöneiche
Acryl auf Leinwand
70x50 cm
 
 

Herbstabend im Flies-Tal
Acryl auf Leinwand
70x50 cm
 
 

Freitag, 13. Dezember 2013

Kriegspolitik

Zitat aus kommunisten-online vom 13.Dezember 2013:

http://kommunisten-online.de/gemeinsamen-sicherheits-und-verteidigungspolitik-der-europaischen-union-kriegspolitik-der-europaischen-imperialisten-gegen-andere-lander-und-volker/

 

Weltfriedenskriege

BERLIN/BRÜSSEL


german-foreign-policy.com/  vom 13.12.2013 – Vor dem EU-Gipfel zur europäischen Militärpolitik Ende nächster Woche in Brüssel bilanzieren Militärpolitik-Experten die Entwicklung der „Gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik“ (GSVP) der EU. Mit der ersten Intervention in der Demokratischen Republik Kongo sei vor zehn Jahren ein durchaus erfolgreicher Testlauf gelungen, heißt es in einer Analyse des „European Union Institute for Security Studies“ (EUISS). Danach sei die Einsatzfreudigkeit jedoch deutlich gesunken. Das EUISS benennt technische Ursachen dafür, verweist jedoch ebenfalls darauf, dass die drei stärksten europäischen Mächte eifersüchtig darüber wachten, Kriege ausschließlich im eigenen nationalen Interesse zu führen; dies sei der eigentliche Grund dafür, dass beispielsweise die Battle Groups – wichtige Elemente der EU-Militärstrategie – bislang noch nie eingesetzt worden seien. Nach dem Willen Berlins und der EU soll sich dies nun ändern: Beim EU-Gipfel nächste Woche wird es vor allem darum gehen, dass „Europa bei der Wahrung des Weltfriedens“ eine „größere Rolle übernehmen“, also mehr Kriegsbereitschaft als bisher zeigen müsse – und wie die militärischen Voraussetzungen dafür zu schaffen seien.

Operative Effizienz

Die Erhöhung der militärischen Schlagkraft der EU steht als zentrales Schwerpunktthema auf der Tagesordnung des Europäischen Rats am 19./20. Dezember in Brüssel. „In der heutigen, im Wandel begriffenen Welt“ müsse „Europa bei der Wahrung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit eine größere Rolle übernehmen“, heißt es vorab bei der EU. Die EU-Staaten müssten mit Blick auch auf finanzielle Engpässe militärpolitisch dringend enger kooperieren. Vor allem gehe es darum, die „operative Effizienz“ zu stärken, also die benötigten (Kampf-)Truppen „rasch und effizient einsetzen zu können“. Daneben müssten die „Verteidigungsfähigkeiten“ verbessert werden; es gelte, „die militärischen und zivilen (!) Fähigkeiten an den künftigen Bedarf anzupassen“. Ergänzend müsse auch die europäische Rüstungsindustrie gestärkt werden. Diese Ziele seien bereits vergangenes Jahr festgelegt worden. Der Europäische Rat müsse jetzt „eine Zwischenbilanz ziehen und Vorgaben für das weitere Vorgehen machen“.[1]
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Mittwoch, 4. Dezember 2013

Nächstenliebe & Peitschenhiebe


Die Politik der Päpste“ - von Karlheinz Deschner


Nächstenliebe & Peitschenhiebe


Buchtipp von Harry Popow

Unter salbungsvollen Worten und mit dem Ruf nach Nächstenliebe, nach Frieden und Freiheit und nach gehöriger Hirnwäsche und unter Peitschenhieben jagen die Schafe ins Verderben. Es sind zwei Blutsbrüder, die da Hand in Hand ihr Unwesen treiben. Die einen versprechen Wachstum statt Fortschritt und die anderen predigen Gehorsam im Namen Gottes. Beiden geht es um die Macht in der Welt, um immer mehr Macht.


Ein gefährliches Buch ist in Umlauf gekommen. Es ergänzt die von dem Kirchenkritiker Karlheinz Deschner (geb. 1924) geschaffenen zehn Bände „Die Kriminalgeschichte des Christentums“ mit einem elften Band: „Die Politik der Päpste“.

Gott sei Dank“ werden die Atheisten rufen. „Gott sei Dank“, mögen sich einige Gläubige erleichtert an den Kopf fassen und den Austritt aus der Kirche beantragen. Die einen loben es und vergleichen den Autor mit einem Voltaire des 21. Jahrhunderts. Die anderen sehen sich in ihrem Glauben erschüttert und pfeifen fortan auf die Kirche. Stellten doch einige Leser ihre Meinungen kürzlich ins Netz. Da war u.a. zu lesen: „Von der Feststellung, dass ich nicht mehr an Gott glaubte, bis zum Kirchenaustritt hat es bei mir auch einige Zeit gedauert (etwa ein Jahr). (…) Später aber wurde mir klar, dass die Botschaft der Kirche in meinen Augen nicht nur unwahr, sondern auch schädlich ist, weil damit den Menschen unbegründete Schuldgefühle eingeredet werden... Es war bei mir nur noch der letzte Anstoß raus aus der Trägheit.“

Zur Sache: Die insgesamt elf Bände umfassen die Geschichte des Christentums von den Anfängen bis zur Gegenwart. Mit der Anklageschrift (rund 7000 Seiten und mehr als 100.000 Quellenangaben) macht der Autor Front gegen die „Religion der Nächstenliebe“. Das sucht in der Weltliteratur ihresgleichen. Der fast Neunzigjährige rührt an den Schlaf der Millionen Schäfchen, die sich jahrhundertelang geistig verführen ließen und – mangels Zukunftsperspektiven – immer noch in die Irre leiten lassen.

Der Autor bewegt sich in einem Labyrinth von tausenden verschlungenen geheimen Pfaden. Zunächst folgt er den Hauptwegen der Päpste und sagt gleich dazu, dass man „es stets mit demselben Ungetüm zu tun hat, mag dessen Kopf heißen, wie er will?!“ (S. 12) Es geht Karlheinz Deschner nicht um die Aufdeckung von Interna des Papststuhles, auch nicht um einzelne Bösartigkeiten von Prälaten, Bischöfen und Priestern, sondern um die verwerfliche Verbrecherspur, getarnt mit dem Namen Gottes. Sie handeln und denken stets nach der gleichen Devise: Was der Heiligen Kirche gut tut, und sei es Gewalt, tue angeblich auch den Menschen gut und der Stabilität des Heiligen Stuhls, dem „Zentrum der weltlichen Macht“.

Er spürt die bisher oft geheim gehaltene teuflische Zweisamkeit von Kurie und Kapitalmächten auf. Mit einer unerhörten Akribie geht er selbst den scheinbar unscheinbarsten Äußerungen, sprich Offenbarungen, der Würdenträger und Bischöfe nach, stöbert in Hirtenbriefen, Reden, Rundschreiben,Verträgen und geheimen Treffen. Was er findet, sind haarsträubende Fakten auf den Blutspuren von Gewalt und Kriegen.

Bemerkenswert die Parallelen zur Gegenwart. Da behauptet die Kirche, unpolitisch zu sein, nur im Namen Gottes zu denken und zu handeln. Doch die Geschichte beweist das Gegenteil. Jedes Gebet, jede angeblich menschliche Hilfeleistung auf dem Gebiet der Caritas, „die Kirchensteuer, die Säuglingstaufe, der Religionsunterricht,… ein Tischgebet, Beichtgang, eine Kommunion…, all dies wird letzten Endes … auf die Waagschale priesterlicher Macht- und Weltmachtambitionen geworfen.“ (S. 13) Das alles ist Politik! Die Hauptstoßrichtung: Der reformbegierige Pöbel, die Arbeiter, der Bolschewismus, der Sozialismus und Kommunismus. Das seien die ärgsten Feinde sämtlicher Glaubensbrüder, die Gott schänden und das Seelenheil verdammen.

Die Methoden der Verdummung haben sich seit der Antike nicht gewandelt, sind höchstens raffinierter, aber auch – siehe die Weltkriege – brutaler geworden. Um das Volk gefügig zu halten, predigte zum Beispiel Leo XIII. (1878-1903), dass „es kein Kapital ohne Arbeit gebe und keine Arbeit ohne Kapital, dass Reiche und Arme einander zutiefst bedürfen, ja… die Natur habe das Verhältnis zwischen der besitzenden und der unvermögenden, arbeitenden Klasse… zu gegenseitiger Harmonie hingeordnet.“ (S. 83/84) So haben wir hiermit einen so oft ausgeteilten geistigen Peitschenhieb – und die Schafe glauben und laufen und laufen – wie auch heute. So begann, schreibt Karlheinz Deschner auf Seite 84, „in der Tat der organisierte Krieg der Kirche gegen Kommunismus, Sozialismus und Sozialdemokratie, es war die Geburtsstunde (…) der christlichen Demokratie.“ (S. 84)

Auch die phraseologischen Fügungen sind uns so sehr vertraut: Da wird von Papst Pius X. (1903-1914) gegenüber den fortschrittlichen Kräften von „Ratten vertilgen“ gesprochen, von „Feinden der Freiheit“, vom Gehorsam gegenüber Gott und der Obrigkeit, vom Krieg als einer Prüfung Gottes, im Buch ist die Rede vom Verschweigen der Ursachen beider Weltkriege, vor allem von Justizmorden im Faschismus, von Gräueltaten, vom Vergasen, von der Zerstörung von Synagogen, vom glücklichen Soldaten, der seine vaterländische Pflicht erfüllt, von der „Neuordnung Europas“, von „Naturkatastrophen“, und er meint die Überfälle Hitlerdeutschlands auf Belgien, Holland, Dänemark und Frankreich.

Apropos Krieg: Der Autor hält auf Seite 636 fest: „Der Zweite Weltkrieg ist an allen Fronten…, einschließlich der Sowjetunion, mit engster Unterstützung der christlichen Kirchen geführt worden; folglich sind diese Kirchen auch mit schuld an den Opfern.“ Sie hätten den Krieg auf jeder Seite gerechtfertigt und geheiligt. (S. 636/637) Ergänzend wird auf Seite 663 hinzugefügt: „Schon im Zweiten Weltkrieg… hatte der Vatikan den `Kalten Krieg` vorbereitet, die fanatische Fortsetzung der Feindseligkeit gegen Kommunismus und Sowjetunion. Und was sollte aus diesem neuen `Kalten Krieg` entstehen, wenn nicht ein neuer `heißer`?“

Die Macht des „Heiligen Stuhls“ beruhe, so Deschner, nicht nur auf seiner Ideologie, sondern vor allem auf seiner Wirtschaftsmacht. So besaß die Kirche bereits im Mittelalter ein Drittel des gesamten europäischen Bodens. (S.16) „Allein in Italien besaßen der Vatikan, die Jesuiten und andere geistliche Kreise in der Ära Pius XII. (1939-1958, H.P) Aktien und Wertpapiere der bedeutendsten Industrie- und Finanzunternehmen...“ (S. 664)

In der „jungen welt“ vom 26.10.2013 wurde unter dem Titel „Mehr Macht und Einfluß“ (siehe Die Stiftung Wissenschaft und Politik und der German Marshall Fund of the United States machen sich an die Neuvermessung der deutschen Weltpolitik) die Zukunftsstrategie der BRD angeprangert. Die Elite fordere „mehr deutsche Führung in der Welt“ (selbstverständlich wie gehabt mit dem wohlwollenden Zuspruch des Heiligen Stuhls, H.P.), Deutschland müsse von einer „Gestaltungsmacht im Wartezustand zu einer Führungsmacht“ ausgebaut werden und dabei müssten auch militärische Mittel zum Kampfeinsatz zur Verfügung stehen. Da schrillen doch alle Alarmglocken. In diesem Zusammenhang ist der folgende Satz von Karlheinz Deschner dick zu unterstreichen: „Die Kriminalgeschichte des Christentums“ geht weiter. (S. 946)

Das Jahrhundertbuch wider der Dummheit und Kriegsgefahr, unter steter Beihilfe des Klerus, wird in jedem politisch Interessierten sehr großen Anklang finden, ihn anregen, über das – auch heute noch – enge Zusammenwirken zweier Köpfe am gleichen Drachen gründlich nachzudenken, um diesem unseligen Bündnis zwischen vorgegaukelter Nächstenliebe und Peitschenhieben für neue Kriege Paroli zu bieten.


Karlheinz Deschner: „Die Politik der Päpste“, gebundene Ausgabe: 1100 Seiten, Verlag: Alibri; Auflage: Neuauflage. (September 2013), Sprache: Deutsch, ISBN-10: 3865691161, ISBN-13: 978-3865691163, Größe: 20,6 x 14,4 x 5 cm, 59 Euro

Erstveröffentlichung der Rezension in der Neuen Rheinischen Zeitung



 
Ein Fernsehfilmporträt von Karlheinz Deschner und eine 12-teilige Filmserie von KAOS Film- und Video-Team Köln, die von KANAL 4 gesendet worden ist, können Sie unter dem Suchwort "Deschner" als Clips in der NRhZ finden oder im KAOS Kunst- und Video-Archiv e.V., http://www.kaos-archiv.de/, unter der Rubrik Projekte bestellen.

Donnerstag, 28. November 2013

Leserkommentar zur Rezension "Lob des Kommunismus"


Lieber Harry Popow,

dies ist nicht die erste Buchrezension, die ich von dir lese.
Und ich muss dir sagen, jede dieser Rezensionen hat den Nagel auf den Kopf getroffen, einige der von dir rezensierten Bücher habe ich gelesen. Hab meinen besten Dank für diese Arbeiten.

Hier nun geht es um das Thema Kommunismus. Ein heutzutage nicht nur ungeliebtes Thema, sondern ein Thema, das schon lange vom Tisch hätte verschwunden sein müssen - ginge es nach den Wünschen der uns Regierenden. Und nun schreiben die beiden Autoren, deren Buch du rezensiert hast, genau zu diesem Thema.

Du hast es hier (übrigens in allen Foren, ist dir aber sicher bekannt) mit Antikommunisten zu tun. Dass sie es sind, würden sie immer abstreiten, sie sind sich also dessen gar nicht bewusst, im Gegenteil, sie halten sich vielleicht sogar noch für unpolitisch. Nehmen aber begierig auf, was ihnen die bundesdeutschen Medien eintrichtern, zum Beispiel das Ding mit dem Staatseigentum in der DDR, weil sie es gewohnt sind, im Gedankengebäude des Antikommunismus sich zu bewegen. Die Frage, wer eigentlich der Staat in der DDR war, wen er vertrat, wem also die Produktionsmittel gehörten, stellt ich niemand. Staatseigentum! Da hast du es, und nun argumentiere dagegen mal, wenn deine Gesprächspartner nicht bereit sind, auch nur annähernd sich Zusammenhängen nähern zu wollen. Du kannst also nicht verlangen, dass hier irgend jemand deine Worte überhaupt ernst nimmt. Sie werden schlicht für Propaganda (der Gegenseite!)gehalten.

Das kannst du auch daran ablesen, wie sehr sich die Kommentatoren hier an die Propaganda gegen die DDR gewöhnt haben, sie haben sie als nicht anzweifelbare Wahrheit aufgenommen, ich würde sogar behaupten, sie haben gar nicht begriffen, was 1989 in der DDR eigentlich geschah. Und das sollen sie auch nicht. Was sie sollen, ist, zu begreifen, dass sich das DDR-Volk gegen die Diktatur einer Funktionärsklasse erhoben hatte und sich nun in größter Seligkeit in die Arme des westdeutschen Sozialstaats begab. Und das tun sie, wie dir hier anschaulich klargemacht wird.

Lieber Harry Popow, es hat meiner Ansicht wenig Sinn, derart manipulierten, indoktrinierten und zur Irrationalität erzogenen Menschen (das ist nicht als Kränkung, sondern als Einschätzung der realen Situation gemeint) irgend etwas klarmachen zu wollen. Sie begreifen erst, wenn es ans Eingemachte geht, wenn sie nämlich selbst betroffen sind. Das ist zwar eine sehr persönliche Erfahrung, die ich mit eigenen Texten in mehreren Foren gemacht habe, aber deshalb muss sie nicht unzutreffend sein. Ich habe neulich einen Beitrag von Erasmus Schöfer gelesen, der beschreibt genauestens die bundesrepublikanische Situation auf literarischem Gebiet - und bestätigt damit diese meine Einschätzung. Was ja nicht heißt, dass man aufhören sollte zu schreiben. Nein, man muss schreiben, unbedingt muss man schreiben, wieder und wieder, bis unsere Worte im Munde zu Asche werden.

Ich wünsche dir ein gutes Händchen bei deiner weiteren Arbeit, viel Erfolg und vielleicht auch mal ein Begreifen bei deinen Lesern.

Lieben Gruß, Hanna Fleiss

Mittwoch, 20. November 2013

"Risse im Balkon" - von Ulla Lessmann


Von Marotten und Schrullen


Buchtipp von Harry Popow


Davon liest man nicht alle Tage: Vom altersbedingten Vergessen, vom Staub wischen oder vom Fenster öffnen oder nicht, vom schwer hören und kaum sehen können, vom Hoffen auf etwas oder von resignierender Enttäuschung, vom Tun oder sich wie ein Blatt im Wind gehen lassen, vom sinnlosen Sammeln, von irrsinnigen Träumen, von lichtscheuer Besessenheit, vom Fluch der Vergesslichkeit, vom Fimmel des Karteikarten sortierens. Und, und, und.


Themen, die die Autorin Ulla Lessman in ihrem neuesten Buch „Risse im Balkon. Nachrichten vom Wahnsinn des Alltags“ ans Tageslicht zerrt. Beobachtungen, die meist untergehen, unbeachtet, weil sie zu banal sind, viel zu klein für die Größe dieser Welt. Aber nicht für die Alten, denen die Autorin ihre ganze Aufmerksamkeit widmet. Das Kleine, Winzige, Unscheinbare – das ist es, was sie im schnelllebigen Alltag der älteren Menschen neu entdeckt und vielfach in satirischer Weise stark überhöht. Nein, sie spottet nicht, ist sie doch selbst in die Jahre gekommen, aber sie nimmt Denk- und Verhaltensweisen aufs Korn und auf die Schippe, die mitunter mehr sind als Marotten oder Schrullen. Sie bewegen sich zwischen unnötiger Selbstüberhebung und persönlichem Verfall, zwischen dem Ich und den äußeren Zwängen.

Wer in diesem klugen Verwirrspiel der Wörter und Sätze den hier und dort anzutreffenden Hintersinn herauszupicken versteht, wird um einen Lesegenuss nicht herumkommen. Der Titel deutet ihn bereits an: „Risse im Balkon“. Dieser droht abzustürzen. Aber den Riss will man nicht wahrhaben. Obwohl der Balkon beim Absturz Menschenleben töten könnte. Aber: „...niemand habe Zeit, auf entstehende Risse zu achten,... (S. 71) Risse, die jeden begleiten, in sich selbst und in der Gesellschaft.

Sehr schmerzhaft und traurig die Kurzgeschichte „Das Tourismuszimmer“ (S. 16). Eine alte Frau wird dazu ermuntert, ein Teil ihrer Wohnung in ländlicher Idylle mit Außenklo als Ferienwohnung umzugestalten und Urlaubern anzubieten. Als sie damit fertig ist, lauert sie am Fenster, ob da auch Leute kommen. Tagelanges Warten. Dann endlich. Ein Paar. Doch sie erwartet eine unerhörte Enttäuschung. Und trotzdem, im nächsten Sommer wird es schon werden...

Nahezu gesellschaftskritisch geht es „In der S-Bahn“ zu (S. 28) „Und die da oben, die kassieren nur...“ Von denen da oben „fährt keiner mit dem Zug, die fliegen alle, obwohl sie damit das Klima kaputt machen, das ist denen scheißegal...“ (S. 30) „...und die Atomkraftwerke bauen sie ohne Rücksicht auf Verluste...“

Bewundernswert schöne Sätze, die man bei Ulla Lessmann lesen kann. Hier nur einige Kostproben: „Eine Sortiererin und Ordnerin, der Ariadne-Faden durch das Labyrinth einer Welt, in der Hermine und Meta sich sonst verirrten.“ Und: „Dass er nach Staub roch, nach Unzufriedenheit, nach dem Schweiß in trockenen alten Akten.“ (S. 37) „Vor allem um die Lippen herum sind diese rissigen, winzigen Falten eingekerbt; wie Vogeltritte in tauendem Schnee.“ (S. 54) „Wenn die Schwingungen des Schlafes näherkommen, dreht sie sich auf die andere Seite und die Welle fließt sanft zurück, bevor die nächste kommt.“ (S. 74) „Da hat es angefangen, dieses heimliche Wiederauftauchen von Zeilen, von Melodien, von Gedichtfetzchen.“ (S. 79) „Die Bilder seiner Erinnerung haben nicht ausgereicht, ihn müde zu machen.“ (S. 83) „Stille ist wie ein warmes Bett. Sie kann sich in Stille einkuscheln wie in eine mollige Decke, sich ganz und gar und rundherum mit ihr bedecken. Stille ist geborgene Weichheit, wärmender Schutz.“ (S. 120)

Im Kleinen und Banalen das Große entdecken, das Menschliche und nicht mühelose Miteinander, das Überwinden von Ängsten und Unzumutbarem, das ist es, was Ulla Lessmann den Lesern als Botschaft zureicht. Gewiss – nicht immer leicht zu verstehen, ihre Gedankensprünge, ihre Andeutungen, ihre Assoziationen. Genaues Lesen gehört dazu wie auch aufmerksame Beobachtung des eigenen Umfeldes, um sein Herz jenen kleinen und doch so großen Dingen des Alltags zu öffnen, die mitunter unterzugehen drohen, die aber das Leben ausmachen. Marotten und Schrullen gehören nun einmal dazu. Das Büchlein mit seinen 35 Kurzgeschichten wird seine Leser finden.

Zur Autorin: Ulla Lessmann, Kölnerin mit norddeutschen Wurzeln, schrieb ihren ersten Roman mit zwölf Jahren. Satire und Tod vereint die studierte Diplom-Volkswirtin und ausgebildete Journalistin literarisch seit vielen Jahren in ihren erfolgreichen Kurzkrimis. Ihr Werk wurde vielfach ausgezeichnet. Mehr Informationen unter www.ulla-lessmann.de.

Ulla Lessmann: „Risse im Balkon, Nachrichten vom Wahnsinn des Alltags.“ Gebundene Ausgabe: 128 Seiten, ViaTerra Verlag, Aarbergen; Auflage: 1 (21. Oktober 2013), Sprache: Deutsch, ISBN-10: 3941970127, ISBN-13: 978-3941970120, Größe und/oder Gewicht: 20 x 12 x 1,6 cm



Erstveröffentlichung der Rezension in der Neuen Rheinischen Zeitung


 

Sonntag, 17. November 2013

Querdenken im Dreier-Pakt




Eckhard Lange: (Ghostwriter Harry Popow): „Zwischen Start und Landung, Gelebt-gearbeitet-geflogen“, ein Lebensbericht, 168 Seiten, Preis: 17,50 Euro – Versandkostenfrei, Juli 2013, Druck und Verlag: dbusiness.de Digital Business and Printing Gmbh, Prenzlauer Allee 174, 10409 Berlin, E-Mail: info@copyhouse.de, www.copyhouse.de , Telefon: 030 44650342. Buchbestellungen bitte über die email Adresse info@copyhouse.de.



Harry Popow: „Dem Morgendämmern vorauseilende Lichtblicke“ (1. Auflage), Buchbestellung Adresse siehe oben.



Harry Popow: „In die Stille gerettet. Persönliche Lebensbilder“. Engelsdorfer Verlag, Leipzig, 2010, 308 Seiten, 16 Euro, ISBN 978-3-86268-060-3)

Montag, 11. November 2013

Von der Neuaufteilung zur Neuvermessung der Welt


«junge welt», 26.10.2013:



Mehr Macht und Einfluß


Die Stiftung Wissenschaft und Politik und der German Marshall Fund of the United States machen sich an die Neuvermessung der deutschen Weltpolitik *


Rund 50 teils hochrangige Exponenten des Berliner Außenpolitik-Establishments verlangen mehr deutsche »Führung« in der Welt. Dies ist das Ergebnis eines beinahe einjährigen Projekts, das Grundzüge für die künftige deutsche Außenpolitik erarbeitet hat. Demnach solle Deutschland, da die Vereinigten Staaten eine gewisse Schwäche zeigten, stärkere weltpolitische Aktivitäten entfalten und von einer »Gestaltungsmacht im Wartestand« zu einer Führungsmacht werden. Man müsse auch einen angemessenen Umgang mit aufstrebenden Ländern finden, die nicht bereit seien, sich dem Westen umstandslos zu fügen. Daß für die deutsche Weltpolitik auch militärische Mittel »bis zum Kampfeinsatz« zur Verfügung stehen müssten, steht für die Teilnehmer des Projekts außer Frage. Die Ergebnisse sind in dem 48seitigen Strategiepapier »Neue Macht – Neue Verantwortung. Elemente einer deutschen Außen- und Sicherheitspolitik für eine Welt im Umbruch« niedergelegt worden, das nun von der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) und dem German Marshall Fund of the United States (GMF) gemeinsam publiziert wurde. junge Welt dokumentiert dazu eine am Freitag veröffentlichte Analyse des Onlineportals German-Foreign-Policy.com, die wir im Folgenden unsererseits dokumentieren.

Ausgangspunkt des Papiers »Neue Macht – Neue Verantwortung« von SWP und GMF ist die Feststellung, daß Deutschland zur Zeit »mehr Macht und Einfluß« besitzt »als jedes demokratische Deutschland« zuvor. In der Tat reklamiert die Bundesrepublik seit geraumer Zeit offen die »Führung« der EU für sich – ein Machtanspruch, der als Zustandsbeschreibung für die Gegenwart von Parteigängern wie auch von Gegnern der Berliner Dominanz mehr oder weniger offen anerkannt wird. »Deutschlands gewachsene Kraft verleiht ihm heute neue Einflußmöglichkeiten«, heißt es weiter in dem aktuellen Strategiepapier: »Das ist Anlaß für eine Neuvermessung seiner internationalen Beziehungen.«...

Weiter heißt es in der „jungen welt“:

Störer bekämpfen
Mit globalem Herrschaftsblick werden die Staaten der Welt in »Mitstreiter«, »Herausforderer« und »Störer« kategorisiert. »Mitstreiter« seien »Kräfteverstärker«, heißt es: »Sie erweitern den Spielraum, die Reichweite und die Legitimität deutscher Gestaltungskraft.« Gemeint sind vor allem die EU- und die NATO-Staaten. Daneben gebe es »Herausforderer«: stärkere, in vielen Fällen aufstrebende Länder, die allerdings den alten Westen oft »nicht als Vorbild« einstuften. Ausdrücklich genannt werden neben China und Rußland unter anderem Indien, Brasilien und Südafrika (die »BRICS«-Staaten), aber auch Indonesien, Vietnam und Saudi-Arabien.




Im Originaldokument liest sich das so, Quelle siehe http://www.swp-berlin.org/fileadmin/contents/products/projekt_papiere/DeutAussenSicherhpol_SWP_GMF_2013.pdf: „Da aber, wo Störer die internationale Ordnung in Frage stellen; wo sie internationale Grundnormen (etwa das Völkermordverbot oder das Verbot der Anwendung von Massenvernichtungswaffen) verletzen; wo sie Herrschaftsansprüche über Gemeinschaftsräume oder die kritische Infrastruktur der Globalisierung geltend machen oder gar diese angreifen; wo mit anderen Worten Kompromissangebote oder Streitschlichtung vergeblich sind: Da muss Deutschland bereit und imstande sein, zum Schutz dieser Güter, Normen und Gemeinschaftsinteressen im Rahmen völkerrechtsgemäßer kollektiver Maßnahmen auch militärische Gewalt anzuwenden oder zumindest glaubwürdig damit drohen zu können...

...Wenn Deutschland die eigene Lebensweise erhalten und schützen will, muss es sich folglich für eine friedliche und regelbasierte Weltordnung einsetzen; mit allen legitimen Mitteln, die Deutschland zur Verfügung stehen, einschließlich, wo und wenn nötig, den militärischen.“




Abschließend heißt es bei „junge welt“ vom 26.10.2013:

Zu den rund 50 Teilnehmern, die von November 2012 bis September 2013 an dem Projekt »Elemente einer außenpolitischen Strategie für Deutschland« teilnahmen, das gemeinsam von SWP und GMF getragen wurde, gehörten zahlreiche Personen aus dem außenpolitischen Establishment der Bundesrepublik – der »Strategic Community«, wie inzwischen in Berlin immer häufiger zu hören ist. Neben Spitzenpersonal aus den außenpolitischen Think-Tanks wie SWP und Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) nahmen zahlreiche Bundestagsabgeordnete – darunter der Grünen-Wehrexperte Omid Nouripour und der Linke-Politiker Stefan Liebich (siehe Spalte) – teil. Außerdem Ministerialbeamte, Vertreter der Konrad-Adenauer-, der Friedrich-Ebert- und der Bertelsmann-Stiftung, mehrere Universitätsprofessoren, ein Vertreter der Daimler AG, ein Mitglied der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) sowie der Generalsekretär der deutschen Sektion von Amnesty International. Auch die Medien waren eingebunden – mit einem Redakteur der Wochenzeitung Die Zeit (Jochen Bittner) und mit dem NATO- und EU-Korrespondenten der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (Nikolas Busse). Am stärksten vertreten war das Auswärtige Amt – unter anderem mit Thomas Bagger, dem Leiter seines Planungsstabs.

Kommentar überflüssig!!!!

Samstag, 26. Oktober 2013

Dem Morgendämmern vorauseilende Lichtblicke


 Buchtipp von Alex Schumann


 
 
 
Morgendämmerung! Das ist Hoffnung. Dass der Tag gut verlaufen möge. Doch der fängt mit Aufstehen an. Also raus aus dem Bett. Dem vorauseilenden Licht entgegen. Du überwindest dich. Tag für Tag. Welche Leuchtfeuer weisen Dir heute den Weg? Welche Schatten werfen sie? Ist das stets vorauszusehen? Du suchst Halt. In Deinem eigenen Wollen. In den Lichtblicken, die Du in Dir hast. Die musst Du im Auge behalten. Sonst verlierst Du den Weg, den Du gehen willst. Das Wachsein ist Deine Stärke. Lichtpunkte sind Perlen, die Kraft verleihen... Einer Kraft des Sehens und Begreifens, des Tuns...
 
Perlen der Erkenntnis findet man – wer wüsste das nicht - sowohl im Alltag, als auch beim kritischen Lesen. Über fünfunddreißig Rezensionen zu politischen Sachbüchern wollten – in guter Zusammenarbeit mit der Neuen Rheinischen Zeitung, Herausgeber und Redakteur Peter Kleinert – von Harry Popow gründlich durchforstet und besprochen werden. Welch ein Vergnügen des Denkens, von dem Berthold Brecht schrieb. Dabei erinnere ich mich u.a. an das Buch von Joe Bageant „Auf Rehwildjagd mit Jesus. Meldungen aus dem amerikanischen Klassenkampf“. Dazu schrieb der Autor eine Rezension, in der ich folgende Textstelle sehr interessant fand: Das Denken vieler Amerikaner drehe sich um das eigene Wohl, gegen Krieg haben sie weitgehend nichts und die Arbeiterklasse will vom Klassenkampf nichts hören. Ohne Bildung, meint Joe Bageant, könne sich nichts ändern: „Was meine Leute wirklich brauchen, ist jemand, der einmal ordentlich auf den Tisch schlägt und laut und verständlich sagt: ´Hört mal zu, Ihr verdammten Büffelhörner! Wir sind blöder als ein beschissener Hackklotz und hätten dafür sorgen sollen, dass man uns was beibringt, damit wir wenigstens ein bisschen kapieren, was in dieser beschissenen Welt abläuft.´“

Wer haut hierzulande auf den Tisch? Es sind Autoren, die nach vorne denken und schreiben, es sind deren Werke, die nicht auf die Bestsellerlisten gelangen und auch in Printmedien als Rezensionen kaum zu finden sind und dennoch tiefgründig recherchierte Wegweiser darstellen. Folgen Sie den Spuren Platons und anderer Intellektueller und lassen sich inspirieren von deren Kraft der überzeugenden Worte. Besuchen Sie das sowjetische Ehrenmal in Treptow und lesen Sie eine interessante Zwiesprache mit Tamara... Oder gewinnen Sie Einblick in Begegnungen der nicht sehr erfreulichen Art, so zum Beispiel mit einem „Braven Soldaten“. Oder amüsieren Sie sich über ein „fiktives“ Wortgefecht mit einem, der Substanz für ein Gewürz hält. Oder erleben Sie eine Feld- und Waldwanderung, die mit einer kleinen Überraschung endet. Oder die Premiere eines italienischen Dokumentarfilms im Filmtheater Babylon. Oder den Dank eines Piraten für die Besprechung seines Buches. Oder in dem Buch „Blattkritik“ den Frontalangriff auf die Medien und deren Geldgeber. Oder wie man die Konsumenten zum Shoppen verführen will. Oder wie und warum Mord´(s)geschäfte vom Staat geduldet und gefördert werden. Oder die Tränen des Vaterlandes zu Problemen Israels zu den Palästinensern. Oder wie man mit Gott auf Sklavensuche geht. Oder wie eine Chamäleon-Dame ihr Volk verschaukelt. Oder wie Mumia Abu-Jamal in einem amerikanischen Dok-Film sehr warmherzig und lebendig als aufrechter Klassenkämpfer beschrieben wird. Oder wie Daniela Dahn das Privateigentum an Produktionsmitteln unter Beschuss nimmt...

Nicht weniger interessant: Essays sowie Tagebuch- und Blog-Notizen einschließlich E-Mails zum politischen Alltag. Selbstverständlich – wie kann das anders sein - aus sehr subjektiver und privater Sicht des Autors. Lassen Sie sich kurzweilig entführen in die Welt des Widerstands gegen gewollte Sinnentleerungen, bewusst provozierter Hohlköpfigkeit. Zu entdecken sind Lichtblicke, die der Morgendämmerung vorauseilen...

Harry Popow: „Dem Morgendämmern vorauseilende Lichtblicke“, 218 Seiten, Preis: 15 Euro – Versandkostenfrei, Oktober 2013, 1. Auflage, Druck und Verlag: dbusiness.de Digital Business and Printing Gmbh, Prenzlauer Allee 174, 10409 Berlin, Buchbestellungen bitte über die Mail-Adresse: info@copyhouse.de, www.copyhouse.de

DRUCKEN - Books on Demand - Möchten auch Sie Ihre Erinnerungen, Romane, Tagebücher oder Diplomarbeiten im copyhouse kostengünstig innerhalb von 2-5 Werktagen im Digitaldruckverfahren drucken lassen? Copyhouse ist darauf spezialisiert. Gilt auch für Verlage!

Erstveröffentlichung der Rezension in der Neuen Rheinischen Zeitung

http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=19604 

Sonntag, 20. Oktober 2013

Goldene Worte im "RotFuchs"


Im RotFuchs (Oktober 2013) gelesen:

Der springende Punkt ist also: Ohne Machteroberung gibt es keine wirkliche Revolution – ohne Führung durch eine von der Wissenschaft des Marxismus-Leninismus ausgehende Partei keine Machteroberung! Da sind die Floskeln gewisser „linker“ Theoretisierer von einer „Transformation im Rahmen des bestehenden Systems“ nichts als Schall und Rauch.“ (S. 1)

Klaus Steiniger

Dienstag, 15. Oktober 2013

"Kriemhilds Lache"

„Kriemhilds Lache“ - von Barbara Kalender & Jörg Schröder
Verleger-Latein
Buchtipp von Harry Popow

Man möge sich wundern über ein solches Projekt, und doch ist es interessant: Die beiden Autoren Barbara Kalender und Jörg Schröder, beide kommen aus dem Verlagswesen, wollen den Leser mitnehmen auf eine Zugreise ohne ein bestimmtes Ziel. Eine Erlebnisreise, die erst nach gedachten neunzig Kilometern endet und alle tausend Meter hält. An Bahnstationen, sprich Episoden, die langweiliger nicht sein können, und an Bahnhöfen die nur so strotzen von Leben. Lässt du dich auf so eine Fahrt ein, dann lässt du den Alltag hinter dir, dann lässt du dich fallen in die stille Erwartung eines Nichts und du spürst, da ist noch mehr zu entdecken als im hektischen Einerlei des manchmal so grauen Alltags.
 
Neunzig Geschichtchen, neunzigmal Staunen über Bagatellen, dass sie überhaupt erwähnenswert seien, dann wieder über Geschichtsfakten, die du so noch nicht gelesen hast. Da spielen sowohl Erinnerungen an Begebenheiten im Verlagswesen eine Rolle als auch Alltäglichkeiten beim Fahren in der Ringbahn oder beim Spaziergang im Park als auch persönliche Blickpunkte bei Reisen ins Ausland.

Einschläfernd und ermüdend können sie sein, solche Bahnfahrten. Nicht aber, wenn du hellwach bleibst bei jedem Halt und Ironie zu entdecken und zu genießen weißt. Da bleibt ein Netzstecker siebzehn Stunden in der Dose, lässt das Bügeleisen glühen und nichts passiert. Und schon konstatieren die Autoren, Tschechow aus den „Drei Schwestern“ zitierend, ob das Leben erst einmal im Unreinen gelebt werden müsse. Auf Seite 37 geißeln die Autoren die „Doofheit der Medienmacher“ und schreiben von Wasserwerken, „die ja in Wirklichkeit Atomminendepots entlang der Zonengrenze waren...“ Banale Beobachtungen – wie etwa Redewendungen wie „Fotzenlecker“ in der Ringbahn – werden zur Frage an das Leben: Sich empören, verwundern oder gleichmütig bleiben. Nicht gleichgültig bleiben die Autoren, wenn sich Schizophrenie ausbreitet dergestalt, dass der Verfassungsrichter Voßkuhle vor der Verharmlosung des DDR-Unrechtsstaates warnt aber gnädig meint: „Dennoch haben die Menschen dort auch schöne Momente erlebt.“ Was Voßkuhle übersieht, die Leute fühlen sich „durch die Abwicklung ihrer Produktionsmittel gedemütigt. (…) Es ging nicht nur um schöne Momente!“, so Jörg Schröder. (S. 47/49)

Oder wenn sich der Wohnort in Berlin-Mitte als Brennpunkt eines früheren literarischen Lebens erweist. Oder wenn in einem „Kinderkampfwagen“ plötzlich ein Ursprung des Faschismus entdeckt wird. Oder wenn über Scharlatane geschrieben wird, die mit Tricks Doktortitel gegen hohe Summen „verabreichen“.

 Doch an welchen Bahnstationen du auch die Augen offen hältst, dir fallen vor allem der Witz und die kritische Ironie der Autoren auf. Da wird beispielsweise von Kumpeln aus dem Ruhrgebiet berichtet, die während einer vielbesuchten Pressekonferenz zu einem Manuskript über den Alltag der Bergarbeiter die Diskussion mit den sie bewegenden Problemen ganz und gar an sich rissen und die Romanfiguren links liegen ließen. Man merkt den Autoren deren Sympathie für die Kumpel an – ohne jegliche Ironie.

 Gespannt wartet man auf den Haltepunkt, als die Titelgeschichte „Kriemhilds Lache“ ins Bild gerät. Das ist pure Sahne. Da gerät der Rassenhass einiger Rechter in den Fokus, so dicht erzählt, so aufregend stilistisch gekonnt, dass man sich diese Art der Polemik noch öfter wünschte: Es geht um die Erinnerung an die erste Lichterkette gegen Rechtsradikalismus und Fremdenfeindlichkeit im Dezember 1992 unter dem Motto „München – eine Stadt sagt NEIN“. Und es geht um Beobachtungen des Autorenpaares am Lech, wo sie wohnten. Da „grölte das Glatzenpack“, da gab es Nazikonzerte im Dorfsaal, die zum Treffpunkt der Rechten wurden. Mit „der augenzwinkernden Zustimmung von Saalbesitzern und Dorfbewohnern“. (S. 224) Ein Bundeswehrsoldat riss den rechten Arm hoch. Die Autorin Barbara: „Sie wissen, dass der Hitlergruß verboten ist! Wenn sie nicht sofort die Nazimusik ausmachen und verschwinden, sind sie fällig!“ Der Kerl „gab Gummi“. „Barbara schickte ihm eine Verwünschung hinterher, begleitet von einem Lachen, das einer Kriemhild würdig gewesen wäre.“ (226)

 Während der gesamten „Zugreise“ triumphiert die gelassene Neugier, bei der man auch kleine Banalitäten in Kauf nehmen muss. Die Autoren stellen sich und ihr Verlagsmilieu dar und sprechen besonders Insider an, die die Szene kennen - im Verlagswesen und bei Querelen zwischen Intellektuellen. Zugegeben, Geschichten sind die wenigsten, eher Randbeobachtungen, Randglossen, allerdings nicht ohne Hintersinn, der sich dem Leser erst erschließen muss. Das Verleger-Paar zeigt eine feinsinnige Beobachtungsgabe, seinen Scharfsinn, anknüpfend an Äußerlichkeiten, sprich Erscheinungen, Antennen in die Geschichte ausfahrend. Mitunter mit Namen und Hintergründen, die dem Leser nicht immer geläufig sind.

 „Kriemhilds Lache“ ist ein beachtenswertes Politikum, auch wenn von den auf der Seite 248 diskutierenden Literaten von der These der Politisierung der Kunst niemand etwas hören will... Sei´s drum. Man wird sich doch wohl nicht selbst auf die Schippe nehmen wollen. Dennoch: Befriedigt wird der Leser nach 90 Stationen dieser bestaunenswerten Literaturreise die Endstation erreicht haben. Mit positiven und weniger erträglichen Eindrücken. So ist das Leben: Das Banale und das Großartige, das Tiefsinnige. Sowohl als auch. Eben Verleger-Latein...

 Die Autoren: Barbara Kalender, geboren 1958 in Stockhausen (Hessen), trat 1981 in den März Verlag ein. Jörg Schröder, geboren 1938 in Berlin, gründete 1969 den März Verlag. Seit 1990 erscheinen die Beiträge von „Schröder erzählt“, inzwischen ist die Serie auf 60 Folgen angewachsen. (PK)

 
Barbara Kalender & Jörg Schröder: „Kriemhilds Lache“, Verbrecher Verlag Berlin 2013, www.verbrecherei.de, 272 Seiten, 1. Auflage, ISBN: 978-3-943167-39-9, 26 Euro, Zeichnungen von F.W. Bernstein

 
Erstveröffentlichung in der Neuen Rheinischen Zeitung

http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=19563

Freitag, 11. Oktober 2013

Geistige Enthauptung

Die Qualität der Bildung, die den niedrigsten gesellschaftlichen Klassen gewährt wird, soll so dürftig und mittelmäßig wie nur möglich sein, damit die Unwissenheit, die die niedrigsten gesellschaftlichen Klassen von den höchsten unterscheidet, auf einem Niveau bleibt, welches die niedrigsten Klassen nicht überwinden können.


  Geheimnisse der Massenbeeinflussung

Übersetzung aus dem Russischen: Marina Weber

Heute wollen wir uns einmal einer solchen wichtigen Erscheinung zuwenden, wie der Massenmanipulation des Bewusstseins durch die Medien. Ich denke, viele werden mir zustimmen, dass heute (wie im übrigen auch zu allen Zeiten) die Meinungsbeeinflussung der Bevölkerung ein vorrangiges Ziel jedes beliebigen Staates ist. Betrachten wir einmal die bekanntesten und wirksamsten Methoden, mit deren Hilfe die Massenmedien mit Leichtigkeit das Bewusstsein der Bevölkerung manipulieren können, und damit gewisse „Neuerungen“ zur täglichen Gewohnheit werden lassen. Es wäre wünschenswert, dass jeder darüber Bescheid weiß…
Fangen wir also an:
Voraussetzung für eine erfolgreiche Manipulation besteht darin, dass die Mehrheit der Bürger in überwiegendem Maße weder ihren Geist, ihren Verstand, noch ihre Zeit dafür aufwenden, um die Mitteilungen der Massenmedien anzuzweifeln. Jede Manipulation des Bewusstseins beruht auf Wechselwirkung. Der Mensch kann nur dann Opfer einer Manipulation werden, wenn er selbst als Co-Autor, als Mitwirkender in Erscheinung tritt. Manipulation ist keine Gewaltanwendung, sondern eine Verführung.
Zehn Methoden der Manipulation des Bewusstseins durch die Massenmedien
Der amerikanische Sprachwissenschaftler, politische Publizist und Theoretiker, der Psychologe und Professor für Sprachwissenschaft am Technologischen Institut Massachusetts, Noam Chomsky, formulierte 10 Methoden der Manipulation des Bewusstseins durch die Massenmedien. Hier sind sie:
1. Die Aufmerksamkeit ablenken
Ein Hauptelement der Massenbeeinflussung ist die Ablenkung der Aufmerksamkeit der Menschen von wichtigen Problemen und von den Festlegungen, die durch die politisch und ökonomisch herrschenden Kreise getroffen wurden, indem der Informationsraum ständig mit wenig bedeutsamen Mitteilungen übersättigt wird. Die Methode der Ablenkung der Aufmerksamkeit ist um so bedeutsamer, als man es dem Bürger damit nicht ermöglicht, an wichtige Erkenntnisse auf dem Gebiet der Wissenschaft, der Wirtschaft, der Psychologie, der Neurobiologie oder Kybernetik zu gelangen. „Die Aufmerksamkeit der Bürger wird ständig von den gegenwärtigen sozialen Problemen abgelenkt und auf Themen umgeschaltet, die keine reale Bedeutung haben. Man ist bestrebt, dass die Bürger stets beschäftigt sind und ihnen keine Zeit zum Nachdenken mehr übrigbleibt: „vom Feld in den Stall“, wie alle übrigen Tiere auch. (Zitat aus dem Buch „Die geheimen Waffen für ruhige Kriege“)
2. Probleme schaffen und dann dafür Lösungsvorschläge anbieten
Die vorliegende Methode heißt auch: „Problem – Reaktion – Lösung“. Man schafft ein Problem, eine bestimmte „Situation“, die darauf berechnet ist, eine bestimmte Reaktion unter der Bevölkerung hervorzurufen, damit sie selbst nach Maßnahmen verlangt, die für die führenden Kreise ohnehin erforderlich sind. Zum Beispiel: Man lässt in den Städten eine Gewaltspirale oder blutige Terrorakte zu, damit die Bürger selbst Gesetze fordern zur Verstärkung der Sicherheitsmaßnahmen und für eine Politik, die die bürgerlichen Freiheiten weiter einschränkt. Oder: man provoziert eine Wirtschaftskrise, um sie zu zwingen, den Verstoß gegen soziale Rechte und zur weiteren Einschränkung städtischer Dienstleistungen als ein notwendiges Übel zu akzeptieren.
3. Die schrittweise Einführung von Maßnahmen
Um irgendwelche unpopuläre Maßnahmen durchzusetzen, reicht es aus, sie allmählich, von Tag zu Tag, von Jahr zu Jahr mehr einzuführen. Auf diese Weise wurden gerade erst in 80er und 90er Jahren des vorigen Jahrhunderts grundsätzlich neue sozial-ökonomischen Bedingungen (der Neoliberalismus) durchgesetzt: die Hinführung zu Minimalfunktionen des Staates, zu Privatisierung, zu Unsicherheit und Instabilität, zu Massenarbeitslosigkeit, zu einem Lohn, der nicht einmal ein würdiges Leben gewährleistet. Wenn alles gleichzeitig geschehen wäre, so hätte das sicher zu einer Revolution geführt.
4. Das Aufschieben der Umsetzung
Eine andere Methode, um unpopuläre Maßnahmen durchzusetzen, besteht darin, sie als „nützlich und notwendig“ vorzustellen, um damit das Einverständnis der Bürger anzustreben, sie zu gegebener Zeit in der Zukunft verwirklichen zu können. Es ist viel einfacher, irgendwelchen Opfern in der Zukunft zuzustimmen, als in der Gegenwart. Erstens, weil es nicht sofort geschehen wird. Und zweitens, weil das Volk in der Masse immer geneigt ist, naive Hoffnungen zu hegen, dass „sich morgen alles zum Besseren ändern wird“, und dass gelingen wird, jene Opfer zu vermeiden, die man von ihm verlangt. Das gewährt den Bürgern mehr Zeit, sich an den Gedanken der Veränderungen zu gewöhnen und sie sanftmütig zu akzeptieren, wenn die Zeit herangekommen ist.
5. Das Volk so behandeln, wie man kleine Kinder behandelt
Meist werden bei propagandistischen Aktionen, die auf ein breites Publikum berechnet sind, solche Argumente, Personnagen, Begriffe und Betonungen verwendet, wie man sie benutzt, wenn es sich um entwicklungsgehemmte Kinder im Schulalter handelt oder um geistig minderbemittelte Individuen. Je sich jemand bemüht, seine Zuhörer zu täuschen, in desto höherem Grad ist er bemüht, infantile Redewendungen zu verwenden. Warum? „Wenn sich jemand an einen Menschen wendet, so als ob dieser 12 Jahre oder jünger sei, so wird infolge der Suggestibilität, als Antwort oder Reaktion bei diesem Menschen, mit einem bestimmten Grad von Wahrscheinlichkeit, auch eine kritische Einschätzung darüber fehlen, wie das auch für Kinder im Alter von 12 Jahren oder weniger charakteristisch ist.“
6. Auf Emotionen größeren Nachdruck legen als auf Überlegungen
Die Einwirkung auf die Emotionen ist die klassische Methode, um die Fähigkeit der Menschen zur rationalen Analyse, und um im Endeffekt überhaupt die Fähigkeit eines kritischen Verständnisses auszuschalten. Andererseits ermöglicht es die Verwendung des emotionalen Faktors auch, im Unterbewusstsein eine Tür zu öffnen, durch die man Gedanken, Wünsche, Ängste, Befürchtungen, Zwänge oder feste Verhaltensmuster dorthin einschleusen kann…
7. Die Menschen in Unwissenheit halten und Mittelmäßigkeit pflegen
Es wird angestrebt, dass die Menschen unfähig werden, die Verfahrensweisen und Methoden zu verstehen, die angewendet werden, um sie besser beherrschbar zu machen und bereit, sich dem Willen unterzuordnen. Die Qualität der Bildung, die den niedrigsten gesellschaftlichen Klassen gewährt wird, soll so dürftig und mittelmäßig wie nur möglich sein, damit die Unwissenheit, die die niedrigsten gesellschaftlichen Klassen von den höchsten unterscheidet, auf einem Niveau bleibt, welches die niedrigsten Klassen nicht überwinden können.
8. Die Bürger anregen, sich für Mittelmäßigkeit zu begeistern
In der Bevölkerung soll sich der Gedanke verbreiten, dass es modern ist, stumpfsinnig, abgeschmackt und unerzogen zu sein…
9. Das Gefühl der eigenen Schuld verstärken
Man zwingt den Menschen, fest daran zu glauben, dass er am eigenen Unglück selber schuld sei, das nur geschieht aufgrund der Unzulänglichkeiten seiner geistigen Möglichkeiten, seiner Fähigkeiten oder seiner unternommenen Bemühungen. Im Ergebnis dessen beginnt der Mensch, anstatt gegen das Wirtschaftssystem aufzustehen, sich mit Selbsterniedrigung zu beschäftigen und sich für alles selbst zu beschuldigen. Das ruft einen Zustand der Niedergeschlagenheit hervor und führt zur Untätigkeit. Doch ohne eigenes Handeln kann auch von einer Revolution nicht die Rede sein!
10. Über die Menschen mehr wissen als sie von sich selber
Die Erfolge in der Entwicklung des Wissenschaft führten in den letzten 50 Jahre zu einer Bildung, die sich erheblich vom Wissen der einfachen Menschen unterscheidet, und zu Kenntnissen, die nur die herrschende Klasse selbst besitzt und auch benutzt. Dank der Biologie, der Neurobiologie und der angewandten Psychologie, erhielt das „System“ die Verfügungsgewalt über führende Erkenntnisse vom Menschen, sowohl auf dem physiologischem wie auf psychologischem Gebiet. Dem System gelang es, über den gewöhnlichen Menschen mehr zu erkennen, als er von sich selber weiß. Das bedeutet, dass das System über eine größere Macht verfügt und in größerem Maße auf ihn einwirken kann als er auf sich selbst.

Dienstag, 1. Oktober 2013

Mumias Botschaften aus der Hölle

„Long Distance Revolutionary“ - Dok-Film aus den USA über Mumia Abu-Jamal
Mumias Botschaften aus der Hölle
Filmtipp von Harry Popow

Da „lebt“ ein Mann in einem sechs Quadratmeter engen Raum. Dreiundzwanzig Stunden pro Tag. Halbdunkel. Er sitzt und schreibt. Mit der Hand. Ohne PC, ohne Internet. Tausende angriffslustige Kommentare. Weltweit - trotz starker Hindernisse - gesendet und veröffentlicht. Woche für Woche. Und er liest viel. Wenn Besuch zugelassen ist, trägt er Handschellen. Und täglich das Warten. Auf die Giftspritze. Monat für Monat. Jahr für Jahr. So eingepfercht muss er ausharren, der 1982 zum Tode Verurteilte. Und schreibt das Unbewiesene seiner angeblichen Schuld an der Ermordung eines Polizisten mit Artikeln und Büchern in die Welt hinaus. Es geht ihm nicht um sich selbst, um sein Ego. Er klagt die Vereinigten Staaten des schlimmsten Rassismus an. Und er lebt und übersteht die Qualen der Hölle und wird zum Idol aller Freiheitsliebenden, aller US-Afro-Amerikaner, zur Kultfigur. Und ist nicht zum Schweigen zu bringen, nicht totzukriegen. Bis 2011, als dieses Urteil aufgehoben und in ein lebenslanges Eingesperrtsein umgewandelt wird. Weil er Freunde hat, Mitstreiter, Sympathisierende.




Mumia Abu-Jamal

Quelle: http://www.mumia-themovie.com/



Sein Name: Mumia Abu-Jamal. Ein US-amerikanischer schwarzer Menschenrechtler. Seit über dreißig Jahren geht sein Name um die Welt. Eine Symbolfigur, die im Namen von fast 3000 Todeskandidaten von Afro-Amerikanern in den USA und Millionen aufrechter Menschen Mut macht, nicht klein beizugeben. Ein Name, der den Millionärs-Eliten der USA das Gruseln lehrt. Bereits 1996 wurde unter der Produktionsleitung von Peter Kleinert - heute Herausgeber und Redakteur der www.nrhz.de („Neue Rheinische Zeitung“) - der erste Film über ihn und mit ihm in der Todeszelle gedreht. "Hinter diesen Mauern - Mumia Abu-Jamal und der lange Kampf um Freiheit" befasste sich auch mit den verbrecherischen Fehlurteilen der amerikanischen Justiz. Und in diesen Tagen des Oktober 2013 kommt erneut ein Dokumentarfilm über ihn in die deutschen Kinos: „Long Distance Revolutionary“. Länge: 120 Minuten. Produziert in Amerika.

 
Ein Film, der Unruhe schafft

 
Das vorneweg: Es ist ein Film, der Unruhe schafft, der einen nicht dazu bringt, sich ruhig im Fernsehsessel zurückzulehnen. Ein Film der Schnelligkeit, der Kontraste, der ans Herz rührenden Emotionen. Dabei erinnere ich mich an das Buch von Joe Bageant, das ich kürzlich rezensierte, „Auf Rehwildjagd mit Jesus. Meldungen aus dem amerikanischen Klassenkampf“. Der Autor stellte darin u.a. fest, das Denken vieler Amerikaner drehe sich um das eigene Wohl, gegen Krieg haben sie weitgehend nichts und die Arbeiterklasse will vom Klassenkampf nichts hören. Ohne Bildung, meint Joe Bageant, könne sich nichts ändern: „Was meine Leute wirklich brauchen, ist jemand, der einmal ordentlich auf den Tisch schlägt und laut und verständlich sagt: ´Hört mal zu, Ihr verdammten Büffelhörner! Wir sind blöder als ein beschissener Hackklotz und hätten dafür sorgen sollen, dass man uns was beibringt, damit wir wenigstens ein bisschen kapieren, was in dieser beschissenen Welt abläuft.´“

 
Einer haut ebenfalls kräftig auf den Tisch: Mumia Abu-Jamal. Es gibt also auch das andere Amerika... „Die Blitze sollen unsere Botschaft tragen“. Ein Spruch von Mark Twain zu Beginn des Films. Ein Schwarzer liest lautstark aus dem Buch: „Days & Nightmares“ (Alptraum). Autor: Mumia Abul-Jamal: „Eingehüllt ins süße, trügerische Entkommen des Traums höre ich die unverkennbaren Geräusche: Knüppel klatschen auf Fleisch, Stiefel treten zu, Schreie, Flüche... und alles vermischt in der Filmmaschine des Gehirns, erinnert an die größten Hits der Polizei – Hits gegen mich. Eine neue Dämmerung, neue Prügelorgie, ein neuer Gefangener in Handschellen, in den Betonboden geklatscht von einer Wärter-Schwadron.“

 
Ein mitreißend lebendiges Bild des heute 59jährigen

 
Und dann geht es mit den Sequenzen im Sekundentakt: Fotos und Interviews mit dem gefangenen Idol, Kommentare von KollegInnen, Freunden und Freundinnen, ehemaligen WeggenossInnen aus der Black Panther Party, seiner Schwester Lydia und seiner 89-jährigen Literaturagentin. Und: Tariq Ali, Noam Chomsky, Alice Walker, Angela Davis und viele andere sprechen über den Menschen, den Autor und den Visionär. Er und seine Stimme dominieren den zweistündigen aufregenden und die menschliche Seele herausfordernden Film. Sie sind Überbringer der Botschaften des unrechtmäßig Inhaftierten. Darüber hinaus als Illustrationen: Dokumente, Plakate, Zeitungsausschnitte, Tonbandgeräte, Grafiken. Im starken Kontrast dazu: Prügelnde Polizei, Folterungen, Gehängte, Feuer, Explosionen, Gefängnistrakte, Schüsse, Hetzreden von Rassisten der schlimmsten Art. So entsteht ein mitreißend lebendiges Bild des heute 59jährigen, aufgehoben in der Wärme Gleichgesinnter, im Schoß der gegen Ungerechtigkeit und für Gleichberechtigung Kämpfenden. So bilden Inhalt und Form, Aufnahmen und Untertitel, von denen noch zu sprechen ist, eine wunderbare Ehe, die den Visionen und dem Anliegen dieser amerikanischen Kultfigur gerecht werden.

 
Welch eine geistige Helligkeit strahlt dir entgegen, wenn du - Dank der Nahaufnahmen - aufmerksam den Worten und der Mimik und Gestik unseres Helden folgst. Seine Augen, die dich offen ansehen, auch mal mit einem Seitenblick, Nachdenklichkeit ausdrückend. Seine Hände, die das Kinn oft stützen, seine Kraft in der Zelle, wo er gezwungen ist, bei spärlicher Beleuchtung zu lesen und zu schreiben. Dann erst seine Stimme, von der im Film des Öfteren die Rede ist. Tief und dunkel, angenehm und sympathisch. Da möchtest du ihm gegenüber sitzen und seinen Worten lauschen.

 
Kampf um die Gleichberechtigung der Afro-Amerikaner

 
Du erfährst von seiner Kindheit, von seiner Liebe zur Aufrichtigkeit, die gleichermaßen auch sein Motiv bildet für den Kampf um die Gleichberechtigung der Afro-Amerikaner im gottgelobten Land USA. Eine Stimme im O-Ton: „Er war glaub ich nicht unbedingt daran interessiert, eine Religion zu finden oder einen Glauben – er wollte herausfinden, was Liebe ist.“ Eine weitere Meinung: „Ich glaube, Mumia würde Che zustimmen, der sagte: ´Auf die Gefahr hin, lächerlich zu wirken – ein Revolutionär wird von Liebe geleitet und von Liebe für die Menschen.´“

 
Beeindruckend die Wirkung dieses Mannes auf seine Landsleute. Nicht nur wegen der Stimme, die er als Rundfunkjournalist eine Zeit lang in den Äther schmettern konnte. Sondern vor allem wegen des Inhalts, wegen des Protestes gegen die Allmacht des Kapitals, die im Rassismus das Ventil für den Kampf gegen die Afro-Amerikaner gefunden hat. Dieser Hass, der aus den Mündern solcher Leute wie Nixen u.a. so liest, wie H.R. Haleman, der frühere Stabschef von Präsident Richard Nixon, dessen Strategie zitierte: „Die Schwarzen sind das eigentliche Problem. Wir brauchen ein System, dem das klar ist und das dabei so tut, als wäre es nicht so.“

 
"Sie sind die einzigen, die eine Atombombe auf andere geworfen haben."

 
Was die Filmaufnahmen nicht zeigen können, das vermitteln die Untertitel (ins Deutsche übersetzt von Annette Schiffmann): So sagt Mumia, die USA anprangernd: „Sie sind die einzigen, die eine Atombombe auf andere geworfen haben, die ganze Populationen anderer Menschen kolonisiert und versklavt haben... und die gigantische Völkermorde begangen haben – an amerikanischen Natives, an Juden (...) Keine einzige Nation auf der Welt hat derart schockierende und blutige Praktiken verschuldet wie die Menschen der Vereinigten Staaten von heute.“ Und an anderer Stelle: „Das Schlimmste ist, dass die Leute sich an die Grausamkeit gewöhnen. Ich weiß noch, in Vietnam, in den späten 60er Jahren, als ich das erste Mal sah, was die amerikanischen Bomben anrichteten. Einen ganzen Tag lang war ich fertig – die toten Kinder, die da auf der Straße lagen...“

 
Der Kommentar eines US-Bürgers lautet so: „Er versteht, dass wir diesen Kampf fortsetzen müssen, weil alles bis heute so weitergeht... und es geht nicht um ihn, es geht um alle, es geht ums Kollektiv. Er zieht die Medien zur Verantwortung, die Welt und uns selbst – damit wir die Wahrheit sehen hinter dem, was vor sich geht. Er hat eine Vision von der Chance zur Freiheit.“

 
Mumia: „Wenn du raus auf die Straße gehst und die Mittel einer imperialen Macht benutzt, dann kannst du nicht gewinnen. Du kannst nicht mit Geld gewinnen. Auch nicht mit Knarren. Um die Zapatisten zu zitieren: Unsere Worte sind unsere Waffen.“

 
Kurz nach Vollendung dieses Films wurde Mumias Todesurteil aufgehoben. Er bleibt im Gefängnis – ohne Möglichkeit auf Bewährung. Aber seine Botschaften erreichen immer mehr Menschen... (PK)

 

"MUMIA - Long Distance Revolutionary"

Ein Film von Stephen Vittoria, USA – mit deutschen Untertiteln (Übersetzung Annette Schiffner)

Deutsche Kino-Premiere: 5. Oktober 2013, 20:00 Uhr, BERLIN, Babylon-Mitte mit Q&A-Video-Liveschaltung zum Regisseur in Los Angeles nach der Vorführung

Weitere Screenings dort: 6., 7. und 8. Oktober – www.babylonberlin.de

 
Anlässlich des weltweiten Tages gegen die Todesstrafe am 10. Oktober zeigt Monoduofilms den neuen Film über Mumia Abu-Jamal in 11 deutschen Städten – weitere folgen im November und Dezember – unerwartete Erfolgsgeschichte (39 Städte) in den USA – beeindruckte Kritiken bis in die New York Times

 
Zum ersten Film "Hinter diesen Mauern - Mumia Abu-Jamal und der lange Kampf um Freiheit aus dem Jahr1996 finden Sie weitere Informationen unter http://www.kaos-archiv.de/ in der Rubrik Dokumentarfilme

 Erstveröffentlichung in der Neuen Rheinischen Zeitung

Mehr über den Rezensenten: http://cleo-schreiber.blogspot.com

Montag, 30. September 2013

Toi, toi, toi für einen Film-Macher-Neuling


 Lieber Journalist und nun auch Filmemacher Harald!

Ich habe mir alle Eure und Deine Filme von ALEXberlinTV in Ruhe angesehen. Glückwunsch. Du hast Deine neue Spur für Kreativität gefunden und meisterst das Ding Stück für Stück. Vortrefflich Dein Engagement. Man spürt, Du liebst die Menschen und bist denen besonders nahe, die sich rühren, die selbst engagiert sind und so auch Schönheit ausstrahlen. Besonders hervorzuheben: Die ruhige Kameraführung in nahezu allen Beiträgen, ganz im Gegensatz zur Hektik des Alltags. Gut auch – die Macher halten sich weitgehend zurück. Nicht einer, der sich selbst ins Bild brachte.


Zu den einzelnen Filmdokumenten nur soviel:

Ich bin verdächtig“: In fast drei Minuten einen Mann mit seinen Motiven darstellen zu wollen ist ein missliches Unterfangen. So interessant seine Aussagen sind, er hängt förmlich in der Luft. Warum er ins Bild gesetzt wird, bleibt unklar. Daraus kann man, so man will, bestenfalls einen erweiterten Werbespot machen, aber wofür, für wen? Die Papierschiffchen im Brunnen – was soll das?


mittenmang“ - Heim für Ausländer: Sagst Gauck etwas am Anfang? Und der Vater ist trotz kleinem Kreis um seinen Kopf kaum wahrzunehmen. Er hätte vor dem O-Ton schon mal ins Bild kommen sollen. Gut für´s erste: Der Wechsel von Nah- und Total-Aufnahmen, Schule zum Beispiel. Die Vorstellung der Familie gelingt nur zum Teil. Sie läuft brav wie eine dressierte Meute der Kamera entgegen, er, nicht sehr einladend in seiner Breitbeinigkeit. So ein Bild kann man vermeiden. Die Sympathie ihm gegenüber muss durch seine O-Töne allein zur Geltung kommen. Vorstellung der Töchter in dieser Form, indem sie sich nacheinander aufs Bett setzen, finde ich originell. Bestätigt die Familie also das was Gauck erzählt? Ich habe den Ton wie gesagt nicht so mitgekriegt (Hörprobleme). Sehr eintönig die Personen am Tisch. Eine zu lange Einstellung. Man merkt auch, dass Ihr nur eine Kamera zur Verfügung habt. Schön, aber auch zu langatmig die Aufnahmen mit dem Fenster, die Kinder herausblickend.

Bei „Buchvorstellung“ und „Klangkörper“ lasst Ihr vor allem die Bilder sprechen, besonders die Musiker in Aktion. Gut! Auch hier wieder: Der Klangkörper ist meiner Ansicht nach zu lange im Bild. Sehr gut die Aufnahmen der Kinder, deren O-Töne und der Hintergründe offenbarende Autorenkommentar. Die Freude der Kinder kommt wunderbar herüber.


Jetzt kommt Ihr mehr und mehr in Fahrt: Klara Zetkin-Preis durch die Partei Die Linke. Nicht nur die O-Töne, auch die Überblendungen zu Plakaten und Transparenten vertiefen die Aussagen. (Truppe auf der Treppe – wieder zu lange Einstellung.)


Galerie im Kornfeld“: Toller Titel. Ruhige und schön langsame Fahrt der Kamera über die im Garten ausgestellten Gemälde. Interessant das von ihm dargestellte Damen-Porträt. Schlussbild Bass: Gründer der Band Bayone? Habe ich Infos zuvor verpasst? Viel zu lang. Zuvor wäre doch ein Blick in die dann überraschend folgende kleine Zuschauerkulisse gewesen. Also mehr zwischenzeitliche Überblendungen, Zwischenschnitte, aber der Anfang ist ja schon da...


Stille Straße“: So ähnliche Aufnahmen gab es auch im TV. Habt Ihr einen eigenen Streifen also gedreht? Gut. O-Töne prima. Vor allem die kluge Motivation der einen Frau, ihre Infos, warum die Verlegung der Alten nicht geht... Chor der Frauen!!

Zwischen zwei Premieren“: Ein starker Streifen!!! Gelungene Überblendungen. Nahaufnahme beim Interview!!!!

Deine Moderationen sind sachlich, informativ und freundlich vorgetragen, ohne ein vordergründiges Ego.

Mensch Harald, Du bist ein Pfundskerl. Mach weiter mit Freude und genügend Biss!! Sollte dieser oder jener Streifen öffentlich laufen, dann sage Bescheid. Interessiert mich/uns.

Ich würde diese Zeilen und den Link gerne in meinem Blog veröffentlichen. Was hältst Du davon? Nur ein Vorschlag.


Herzlichst Harry

Mit Zustimmung hier der Link zu seinen Filmbeiträgen:


Harald Mühle
Freier Journalist und Filmproduzent

Gotlindestr. 77
10365 Berlin


Tel.: +49 30 35 13 33 03

Mobil: +49 17 59 13 05 12

SSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSSS

Montag, 23. September 2013

Gefährliche Entpolitisierung


Leserbrief an „junge welt“ am 23.09.2013:

Gefährliche Entpolitisierung
Danke Stefan Huth für Deinen Beitrag. Die Wahl hat der Schäfchenhüterin Merkel recht gegeben: Die Entpolitisierung hat wieder einmal triumphiert. Sie schafft Ruhekissen für nahezu jedermann. Alles bleibt beim Alten. Mit ihrer lavierenden Art als Chamäleon-Dame wickelt sie vor allem jene ein, die sich dem Denken in Zusammenhängen bequem entziehen, weil sie es so tagtäglich erleben – von den Politikern, von den bürgerlichen Medien.

Entpolitisierung ist eine der wichtigsten Methoden, um das Volk in Hörigkeit zu halten. Der Brisanz dieser Feststellung begegnet man allemal: Da wird die Alternative zum Kapitalismus, die DDR, auf Diktatur und Stasi reduziert, da wird die Befreiung vom Faschismus auf „Kriegsende“ umgedeutet, da wird die Tatsache der zweiten Front durch die westlichen Allierten als der entscheidende Anteil des Sieges über Hitlerdeutschland hochstilisiert, da werden die Opfer des Faschismus auf die Judenverfolgung reduziert...

Gehen wir noch weiter zurück: In seinem wundervollen Büchlein „Herztöne“ schreibt der einstige bekannte DDR-Publizist Hajo Herbell auf den Seiten 147-149 folgendes: Selbst die Histiographie zeige sich „rechtslastig, national-konservativ“. Im „Lexikon der Weltgeschichte von 1999 lese sich das zum Beispiel so: „Unter dem Kommando (!) von Bauernführern wie Thomas Müntzer (…) kam es (…) zu zahlreichen Erhebungen. (…) Nach anfänglichen Erfolgen (…) schlug der Protest um in nackte Gewalt, es kam zu Plünderungen und Mordtaten“, (…) bis die armen Fürsten quasi gezwungenermaßen ihre überlegene Streitmacht aufboten. Im „Bildatlas Deutsche Geschichte“ von 1999 werde Thomas Müntzer als „irrlichtender Geist“ bezeichnet und Luther werde ebenso verkleinert und sein reformistisches Aufbegehren geschah aus „privater Gewissensnot“. Selbst die mutige Tat von Stauffenberg werde des Politischen beraubt und allein aufs Moralische reduziert, so Herbell. (S. 150) Da sind sie – die Reduzierungen auf Nebensächlichkeiten, die heute Hochkonjunktur haben.

Um jede Ursache gesellschaftlicher Fehlleistungen wird ein Umgehungsschild aufgestellt!!! Ja nicht in die Tiefe gehen. Politisches Nachdenken ist gefährlich uncool.

Harry Popow, Schöneiche b. Berlin

Donnerstag, 19. September 2013

Autoren - Dank


Die Jahrhundertlüge...“ („Torschütze und lahmes Schaf ?“) betreffend



11.09.2013: Hallo Herr Popow,


vielen Dank für Ihre Rezension. 
Selten habe ich eine 
so gut recherchierte und sprachlich 
innovative Buchbesprechung gelesen.
 
 
 
Das brisante Buch: "Die Jahrhundertlüge, die nur Insider kennen" Unzensiert bestellen unter: http://www.macht-steuert-wissen.de/index.php
 
 
Mit besten Grüßen
 
Heiko Schrang