Freitag, 23. März 2012

"In die Stille gerettet" / 2. Leseprobe

Blind gekauft (Seite 237)
 Henry hat Zeit und ist gedanklich beim zukünftigen Schwedenhaus, jagt Faxe los an einen schwedischen Makler und an deutsche Immobilienhändler. Wartet auf Angebote. Die kommen prompt. Die Preise der Häuser liegen ab 50.000 DM und weit darüber. Eine bekannte Westberliner Immobilienfirma läßt seine Mitarbeiterin ins Telefon flöten: „50.000  DM! Meine Dame, ich bitte sie, unser Klientel ist Teureres gewöhnt, und auch sie wollen doch keine Hundehütte kaufen.“ Man würde ja auch bei der Finanzierung helfen, man sei es ja den Brüdern und Schwestern im Osten schuldig.

Zwei Tage später Anruf von Cleo an die Geschäftstüchtige: „Wir haben unsere Hundehütte gefunden mit 4 Zimmern, Küche mit Eßplatz, Alkoven, Garage, knappe 900 Quadratmeter Garten am Wald: Preis 48.000 DM!“ Denn wir hatten unser kleines „Traumhäusel“ gefunden. Super gepflegt, wichtig für Cleo, da ich absolut kein As im Handwerklichen bin. Cleo und Henry entscheiden sich aus dem Bauch heraus – das hat bisher immer gut geklappt. Das Exposeé mit aussagekräftigen Farbfotos überzeugt beide. Doch es gibt weitere Interessenten, so kommt es, daß sie 15.000 DM anzahlen, ohne je schwedischen Boden betreten, geschweige das Haus vorher gesehen zu haben. Der Grund: Der längst geplante und bezahlte Österreich-Urlaub mußte angetreten werden. Wichtige Dinge wurden fernmündlich mit dem sympathischen schwedischen Makler geklärt. Letzte Gewißheit, daß der „total in Ordnung sei, und wenn da stehe „gepflegtes Haus“, dann stimme das, bestätigten unsere Freunde Gerda und Dieter, die zufälligerweise gerade auch bei diesem Makler gekauft hatten. Trotzdem schmunzeln nicht nur unsere Kinder, alle Freunde und Bekannten, auch der Makler selbst und die Gadderoser über diesen „Blindkauf“. Haha! Wir lachen mit, denn wir wurden nicht enttäuscht. Hatte die Wahrsagerin von Teupitz in der Silvesternacht 92/93 doch ihre Finger im Spiel?

Pfingsten 96. Auf der Fähre über´s „große Wasser“ von Rostock nach Trelleborg. Wie oft hatten sie am Strand von Ahrenshoop davon geträumt, mit so einem großen weißen Schiff über die Ostsee zu fahren. Nun sitzen sie mit Tochter Patricia und Enkel Flu an Deck. Was die Kinder zunächst nur für eine Vision hielten, wird Wirklichkeit. Es geht zum Hauskauf! Der Enkel war vor wenigen Stunden mit seinem Papa erst aus den USA zurückgekehrt - und nun die weite Tour nach Norden. Dem Knirps von dreieinhalb Jahren schien das nichts auszumachen. Na und, er wolle unbedingt dabei sein, sagte er. Das erste Mal in ihrem Leben sahen sie die schmucken schwedischen Holzhäuser und jubelten bei jedem neuen und schönen Anblick der Landschaft. Doch Schweden ist riesengroß. Diese Wälder! Endlos schien die Fahrt zu dauern, bis sie vor Ort waren. Blumen am Ortseingangsschild Gadderos. Sie biegen in ihre Straße ein, am Ende das ersehnte Eckgrundstück. Aus vier Mündern: „Da ist es!“ Weiß-braun, schmuck, großer Garten mit Haselnußhecken. Eine ältere Frau läßt sie ein. Zwei Zimmer unten, zwei in der oberen Etage. Durch alle Fenster flutet viel Licht in die Wohnung. Cleo und Henry sind begeistert. Sie umarmen die Schwedin. Dann ging alles schnell. Zunächst ein Gespräch mit dem Makler und der Hausverkäuferin. Das alles wickelt Cleo gekonnt ab. Patricia filmt das ganze Anwesen und die Räume und Flu macht Faxen. Die schriftlichen Formalitäten werden allerdings in der Bank Orrefors erledigt. Die zwei ahnungslosen Deutschen richten sich auf stundenlange Prozeduren ein. Doch dann die riesengroße Überraschung: Nach genau 25 Minuten war die Verkaufshandlung – unglaublich professionell vorbereitet – abgeschlossen. Die Schwedin lädt zum Mittagessen ins Värdshus (Gaststätte) ein.

(Harry Popow - „In die Stille gerettet“. Persönliche Lebensbilder. Engelsdorfer Verlag, Leipzig, 2010, 308 Seiten, 16 Euro, ISBN 978-3-86268-060-3)

Samstag, 17. März 2012

"In die Stille gerettet" / 1. Leseprobe

Die „alternative“ List (Seite 233)


September 1994. Henrys „Nebenverdienst“: Kleine Werbeartikel schreiben für wenig Geld; Leute für Renten- und Lebensversicherungen gewinnen; bei Verlagen redigieren; für „Eismann“ Kataloge an Haustüren anbieten und Eis bestellen lassen; Kunden für ein Kleinunternehmen werben. Und wie geht es weiter? Wie kann man den Miethaien entfliehen? Blättert in Zeitungen, liest Immobilien-Anzeigen. Eine fällt immer wieder ins Auge, stimmt ihn nachdenklich: Haus in Schweden zu verkaufen. Mit Grundstück. Für erschwingliches Geld. Was? Kann man in so einem Haus leben? Auch im Winter? Zunächst schiebt Henry diesen Gedanken wieder weit weg. In Schweden! So weit im Norden. Sagt nichts zu Cleo. Doch eines Tages wirbt eine Agentur mit einer kleinen Ausstellung Schwedenhäuser. Neugier packt ihn. Was hat es damit auf sich? Informieren ist alles. Doch wie bekommt er Cleo dorthin, wie sie überreden? Sie wollte doch von „Häuserkauf“ usw. nichts mehr hören, da das nicht mehr zu schaffen sei. Henry trickst: „Wollen wir spazieren gehen, mal nach Friedrichsfelde?“ Dagegen ist nichts zu sagen. Also setzen sich Cleo und Henry in die S-Bahn. Im Schaufenster der Agentur sieht Henry die Prospekte mit Häusern. „Sieh mal“, sagt er scheinheilig. Sie darauf: „Was soll schon sein.“ Als sie jedoch die Situation erfaßt hat, wehrt sie entschieden ab: „So’n Quatsch nicht wieder, haben kein Geld dafür.“ Sie hat ja so recht, seine Finanzministerin. Aber sie gibt sich einen Ruck, läßt ihren Henry doch nicht alleine in die Ausstellung. Viele Besucher. Deutsche und schwedische Laute. An den Wänden Fotos von sehr schönen Häusern. Darunter auf kleinen Schildern die Preise: 200.000 Kronen, mal mehr, mal weniger. Cleo übersieht die Abkürzung „Kr.“. „Nein, komm, wir gehen, viel zu teuer ...“ Hinter ihr eine zarte Stimme, gebrochenes Deutsch: „Nein, es sind Schwedenkronen, sie müssen rechnen durch fünf.“ Cleo dreht sich um, sieht in ein freundliches Frauengesicht. Da fällt ihr der Denkfehler ein, und da sie superschnell rechnen kann, ruft sie aus: „Das wären ja dann nur etwa vierzigtausend D-Mark!“ Die Schwedin nickt. Henry holt tief Luft. Ein Hauptgewinn kündigt sich an. Diese Hürde wäre genommen. Und tatsächlich, das ist nun „das Thema“ auf dem Nachhauseweg. „Das ginge doch zu machen“, sagt sie nahezu atemlos vor innerer Erregung. Und schon werden Pläne geschmiedet, wird das Für und Wider abgewogen, wird das vielleicht Machbare durchgehechelt. Henrys List für einen guten Zweck.

(Harry Popow - „In die Stille gerettet“. Persönliche Lebensbilder. Engelsdorfer Verlag, Leipzig, 2010, 308 Seiten, 16 Euro, ISBN 978-3-86268-060-3)

Donnerstag, 15. März 2012

Politik auf Samtpfoten für die kleinen Leute

Buchtipp von Harry Popow

Lebensläufe sind immer interessant. Dazu die Lebensumstände, die Motive, die Erkenntnisse, die Illusionen. „Gedächtnislücken“ heißt das Buch, das ich soeben mit Spannung gelesen habe. Zwei Deutsche im Dialog. Der Politiker Egon Bahr und der einstige Kabarettautor der DDR Peter Ensikat. Keine Unbekannten, weder in Ost noch in West. Was sie über die jüngere deutsche Geschichte sagen, woran sie sich erinnern, worauf sie persönlich stolz sind, was sie als schändlich empfinden, welche Zweifel oder Illusionen sie auch heute noch haben – das ist mehr als aufschlußreich. Geschichtsdaten werden wieder lebendig vor Augen geführt, Unbekanntes, ja bisher geheim gehaltenes, ausgeplaudert, aber auch Kritik geübt an unhaltbaren gesellschaftlichen Zuständen.

 Egon Bahr, 1922 in Thüringen geboren, berichtet als einstiger Leiter des Planungsstabes im Auswärtigen Amt und engster Berater von Bundeskanzler Willy Brandt von Politik der „Wandlung durch Annäherung“ (sprich neue Ostpolitik), auf welche Widerstände er dabei besonders bei der CDU stieß, welche komplizierten Wege er gehen mußte, um vor allem mit Moskau und mit der DDR-Führung ins Gespräch zu kommen. Immer wieder betont er, man wollte durch die neue Ostpolitik etwas für die „kleinen Leute“ tun, sowohl die in der DDR als auch für die Westdeutschen. Die DDR nannte das „Aggression auf Filzlatschen“, unwidersprochen von BRD-Seite.

Peter Ensikat, geboren 1941 in Finsterwalde, gehörte zunächst zum Autorenkreis der „Distel“ und war ab 1999 bis 2004 deren Künstlerischer Leiter. Er gesteht unumwunden ein, stets auf den Westen fixiert gewesen zu sein, wie viele andere auch. Nur die Umstände hätten ihn veranlaßt, sich in der DDR „anzupassen“. Ihn hielt u.a., dass die DDR ein besseres Theaterleben vorweisen konnte, dass es hier mittlerweile einen gewissen Wohlstand und mehr und mehr Freiräume für die Kultur gab.

 Beide Dialogpartner sind sich einig in ihrer Antikriegshaltung, in der Verurteilung der schlimmen Verunglimpfung der DDR, indem man sie mit der Hitlerdiktatur vergleicht, in der Kritik an der Allmacht des Geldes, in der Verurteilung von oberflächlichen Geschichtseinschätzungen, in der Ansicht, daß Erich Honecker 1979 großen Mut gezeigt habe, die Stationierung der Pershing II in der BRD und der SS 20 in der DDR als Teufelszeug zu verurteilen. Dagegen habe dann Bundeskanzler Kohl, sagte Egon Bahr, diesen Mut nicht aufgebracht. Und so wurden die Mittelstreckenraketen in Westdeutschland stationiert, was ihn, Egon Bahr, mit großer Sorge erfüllt hatte.

 Interessant auch die Offenbarungen durch den Politiker: Natürlich habe man auf beiden Seiten den Kalten Krieg geschürt, selbstverständlich sei der RIAS daran aktiv beteiligt gewesen, klar habe man in der BRD über die Verhältnisse gelebt und wahr sei auch, daß der Osten den Westen gezwungen habe, soziale Fragen stärker zu beachten. Anerkennung auch für DDR-Produkte, die nach der BRD ausgeführt wurden, sie seien erstklassig gewesen. Was die Eigentumsverhältnisse betrifft: Er sei gegen den Beschluß Rückgabe vor Entschädigung gewesen. Deckungsgleich die Meinungen, man hätte die Vorteile beider Systeme nutzen sollen, was aber nicht geschah.

 Beide Gesprächspartner sind der Illusion verhaftet, die europäische Einigung wäre ein Glück für die Völker, für die kleinen Leute, bemerken aber mit Bedauern, dass die innere Einheit in Deutschland nicht erreicht wurde. Diese habe man im Westen unterschätzt, die mentalen Unterschiede. Angesichts der Übermacht des Geldes beklage Egon Bahr auch die zunehmende Perspektivlosigkeit.

 Wenn er allerdings auf Seite 101/102 mitteilt, der Mensch ändere sich nicht in seiner „Grundsubstanz Liebe, Macht, Reichtum, Einfluß“… und der Kommunismus sei damit zum Untergang verurteilt, dann darf er sich über seinen Pessimismus nicht wundern.  Hat er nicht aktiv dazu beigesteuert, jenes System aus der Welt zu schaffen, dass trotz der Widersprüche gerade den „kleinen Leuten“  ein sozial sicheres und friedliches Zuhause gegeben hatte? Gedächtnislücken? Der Kapitalismus auf Samtpfoten, das zielte erfolgreich auf Verdummung der kleinen Leute. Zielte…

 Sollten jene ein anderes System einst einfordern wollen und müssen, die Herrschenden stürmten nicht auf leisen Sohlen daher…

Insgesamt ein sehr lesenswertes Buch, besonders für Leute mit wachem politischen Interesse.

 (Egon Bahr, Peter Ensikat, Gedächtnislücken. Zwei Deutsche erinnern sich, Aufbau Verlag, Berlin 2012, 204 Seiten, 16,99 Euro, ISBN 978-3-351-02745-2)

Sonntag, 4. März 2012

"Politisieren" durch entpolitisieren?

Am 03.03.2012 schrieb Gerd Schumann in der Wochenendbeilage der „jungen welt“ einen Beitrag zum Dokumentationszentrum Alltagskultur der DDR in Eisenhüttenstadt. Er schreibt von einem gut gesponserten Kampf des Kapitalismus gegen die Geister der DDR. Ich zitiere: „(…) Von Pioniertaten, Idealen und den Mühen der Ebene handelt die Dauerausstellung »Alltag: DDR« wenig. Erst recht nicht von den in Ideen und Utopien schlummernden Antriebskräften, die bei Entdeckung zur materiellen Gewalt werden können. Oder gar von einer Gesellschaft, in der die Arbeit des einzelnen allen nützt. Nein, in der Ausstellung – sie ist auf eine Dauer von zehn Jahren ausgelegt– findet sich kaum ein Wort über Moral und Ethik eines stets propagierten, und auch tatsächlich vielfach gelebten Miteinanders, das Alltag, Arbeit, Bildung, Freizeit, Privates durchzog. Folglich also auch nichts dazu, warum der Versuch, ein besseres Deutschland aufzubauen, scheiterte und vielfach zur dahergeplapperten Worthülse verkam. Damit bleibt ein bedeutender Aspekt, vielleicht der wichtigste, weil aufschlußreich für die Zukunft, ausgeklammert. Malochen nicht nur des schnöden Mammons wegen, Stahl für den Frieden? Nicht vorhanden. (…)“

Dazu meine Bemerkung, am 04.März 2012 von „jw“ online veröffentlicht:

Dank an den Autor Herrn Schumann für seinen klarsichtigen Bericht. Mich  interessiert als zeitweiligen Mitbewohner von Stalinstadt und Arbeiter im Eisenhüttenkombinat-Ost (Frühjahr 1959), welches Bild Alltags-Gegenstände aus der DDR den Unbedarften, vor allem den Jüngeren, vermitteln können? Und dann diese fast erwartete Feststellung des Autors: Die Ausstellungsmacher repräsentieren einen die gesamte Gesellschaft durchwirkenden Repressionsapparat, reduzieren das sozialistische Projekt auf Unterdrückung und Gängelung.

Dieser verlogenen Machtstrategie begegnet man im Politischen allemal: Da wird die Alternative zum Kapitalismus, die DDR, auf Diktatur und Stasi reduziert, da wird die Befreiung vom Faschismus auf „Kriegsende“ umgedeutet, da wird die Tatsache der zweiten Front durch die westlichen Allierten als der entscheidende Anteil des Sieges über Hitlerdeutschland hochsterilisiert, da werden die Opfer des Faschismus auf die Judenverfolgung reduziert, da werden Dichter wie Bertholt Brecht auf allgemeine Aussagen reduziert, also entpolitisiert, da wird der Griff des Kapitals auf die Energiequellen in Südostasien und anderswo auf den Kampf gegen Terror und für „Menschlichkeit“ verkleinert, da werden die Ursachen des I. und II. Weltkrieges auf den Kaiser und auf Hitler reduziert. Und, und, und…

Und nun auch dies: BRD-Kulturminister Bernd Neumann (CDU) spendete 784000 Sponsoring-Euro für die »Neugestaltung«, schreibt der Autor. Das heißt, der Minister und die Ausstellungsmacher, sie wollen durch „Politisierung“ die Ausstellung entpolitisieren, indem sie die hohe Moral und Ethik unseres einstigen DDR-Staates, dem großartigen Versuch, ein friedfertiges und besseres Deutschland aufzubauen, einfach unter den Tisch fallen lassen? Aber was erwarten wir denn von einem BRD-Minister? Verständnis für Moral? Das Reduzieren auf nur Materielles entspringt doch bekannterweise dem geistig-politischen Niveau der derzeit Herrschenden. Möge dieses Dokumentationszentrum Alltagskultur der DDR (DOK) trotz der äußerlichen Täuschungen und Teilwahrheiten Nachdenklichkeiten herausfordern. So leicht lassen sich die Bürger nicht mehr verblenden.
Harry Popow

Donnerstag, 1. März 2012

Unsterbliche Spuckteufeleien

Heute, 1. März 2012, dem 56. Jahrestag der Gründung der NVA, ein kurzer Biss zurück in das vergangene Jahr, „Tatort“ Tierpark: Das war ein gefundenes Fressen für die ewig manipulierenden Medien. Die Wahrheit muß stets als erste daran glauben. Während sich im Tierpark-Café über 250 Ehemalige der bewaffneten Kräfte der DDR zu einer ordnungsgemäß angemeldeten Traditionsveranstaltung zusammenfanden, gaukelte der sich außen vor befindliche „Kurier“ seinen Lesern eine Zahl von genau hundert vor. Damit nicht genug. Es sollen alles Uniformierte gewesen sein, behauptete die Lügenpresse.

Da sie es nicht besser wußte, hier die Korrektur: Es waren einige der Organisatoren und die für ein militärisches Zeremoniell ausstaffierten Zwanzig- bis Dreißigjährigen, die sich der Tradition verschrieben haben. Doch die auf Dummenfang gewöhnten Leser bekamen die gleichen „genau recherchierten Hintergrundinformationen“ auch von anderen Schmierblättern der Printmedien vorgesetzt. Da hieß es mehrfach in der  gleichen uniformierten Wortfolge: die Ewiggestrigen, die Graubärte, die Unverbesserlichen…

 Wie das? Da schreibt einer vom anderen ab? Nun gut, daran ist man ja gewöhnt. Aber dass die Spuckteufelei im Chor betrieben wurde und wird, zeugt doch von einer enormen „Vielfalt“ der Meinungsbildung, sprich von einer „demokratischen Eingleisigkeit“ ohnegleichen. Da rotten sich kapitalgelenkte Geister zusammen, die vor Angst schlottern vor einem wiederauferstehenden weltbekannten Gespenst. Sie sehen rot schon bei dem Wort „stolz“ auf das, wozu auch die NVA ihren Beitrag geleistet hat: Stabilität in Europa – ohne einen einzigen Kriegseinsatz im Ausland. So wird vor jeder historischen Wahrheit ein Umgehungsschild aufgestellt: Vorsicht!! Umgehen, lügen, verleumden, verteufeln, verunglimpfen. So rettet man sich fort, von einem gesellschaftlichen Unfall zum nächsten, einschließlich des sogenannten Rettungsschirms.

Herrjeh, wer erlöst uns von so vielen Übeln dieser Welt? Ja, empört Euch, denn kein geringer Teil des Publikums, auf Zutraulichkeit und geistige Bedürfnislosigkeit getrimmt, spürt nicht, wie seine letzten Gehirnzellen vor den Bildschirmen, der Bibel für wenig Nachdenkende, immer rascher absterben. Hauptsache bei den Medien und anderswo stimmt die Kasse. Im Klartext: Gäbe es endlich mal „Morgige“, bräuchten wir die „Ewiggestrigen“ nicht…

Oberstleutnant a. D. Harry Popow