Mittwoch, 29. Juli 2015

Mein Leutnant - Granin, Buchtipp

NRhZ_Ltn.

Mein Leutnant“ - Daniil Granin, Vorwort: Helmut Schmidt

Zeit zu leben

Buchtipp von Harry Popow

...es gibt manchmal Momente im Leben, da man nur das Gute sieht. Und muss man sich dann zurückhalten?“ Das schrieb einer meiner Lieblingsschriftsteller in seinem Buch „Garten der Steine“, erschienen im Verlag Volk und Welt 1973 auf Seite 134. Daniil Granin. Ich las u.a. von ihm „Das Gemälde“. Und soeben sein neuestes: „Mein Leutnant“. Zum wiederholten Male ist man überrascht von seiner inneren Wahrhaftigkeit, seiner Liebe zum Leben, von seinem Bekenntnis zur Größe der menschlichen Seele, von seiner berechtigten Kritik an gesellschaftlichen Missständen in der Sowjetunion, an Dummheit und Missachtung des einzelnen Menschen, an der einseitigen Überhöhung einer Idee und der Unterdrückung des Privaten.


1983 im Haus der Sowjetischen Wissenschaft und Kultur in der Friedrichstraße in Berlin. Daniil Granin zu Gast (zweiter von links, sitzend). Besucher stehen Schlange, um ein Autogramm zu ergattern. Im Hintergrund in Uniform der NVA: Oberstleutnant Harry Popow, Mitarbeiter in der Wochenzeitung „Volksarmee“
Foto: Walter Jeromin


Im Juli 1941 trat er – ebenso wie Tausende und aber Tausende Sowjetbürger - aus dem Kreis eines „normalen Lebens“ in den Teufelskreis der Menschen-Vernichtung durch faschistische deutsche Bestien. Als Jugendlicher, der noch nicht einmal die Liebe richtig kennengelernt hatte. Als Freiwilliger in der Volkswehr, nicht aus Ruhmsucht, Patriotismus, Abenteuerlust, er wollte nur den Faschisten eine Lektion erteilen. (S. 28) Was ihm und den Tausenden im Blockadering um Leningrad Kämpfenden widerfuhr, war eine erbarmungslose und bittere Offenbarung: Du musst töten, sonst bist du selber dran. Du musst hassen. Du musst ans Vaterland glauben. Du musst dich damit abfinden, dass es ein Glück wäre, bei einem feindlichen Schuss sofort tot zu sein. Du hast mit deinem Leib Leningrad zu verteidigen, mit einer Gasmaske und einem Molotow-Cocktail „gegen Maschinenpistolen und Panzer?“ (S. 23) Das Leben wurde brutal verkürzt, darauf war man gefasst.

Als 20-jähriger lernt er gezwungenermaßen den Hunger kennen, Verletzungen, den Tod der Kameraden, Erfrierungen, ausgebrannte Häuser, tote Wälder, Leid und Elend. Und doch schimmern durch die 329-seitige Lektüre – neben den zahlreichen Episoden der blutigen Kämpfe um Leningrad – auch wunderbare Naturbeschreibungen, die im harten Kontrast zum erbitterten und todbringenden Geschehen stehen. So lesen wir auf den Seiten 88/89 folgende Zeilen des Schriftstellers Granin: „In der Luft lag das Gezwitscher von Kugeln und Granaten, inmitten des Geruchs nach Gräsern und warmer Erde flog der Tod umher. (…) Sobald der Beschuss aufhörte, kehrte die Schönheit des warmen Septembertages zurück.“ Ebensolche offenen Augen hat der Autor gegenüber seinen Mitkämpfern an der Front, die er sehr warmherzig charakterisiert und so seine tiefe Menschlichkeit selbst in schlimmsten Situationen bewahrt.

Im Namen der Liebe zum Menschen sind auch die scharfen Attacken des heute 96-jährigen Autors gegen die Legende zu erklären, vom bevorstehenden Überfall nichts geahnt zu haben, gegen grobschlächtige Lügen „im Namen der Sache“ über anfängliche angebliche Fronterfolge der Roten Armee, gegen falsche Einschätzungen der Lage und hochgejubeltem Ruhm durch Politiker und Zeitungen. Vor allem gegen die ungenügende Ausrüstung der Kämpfenden mit Waffen und Material. Auf Seite 186 führt Granin Erkenntnisse von Historikern an, die belegen, „dass die Rote Armee zu Beginn des Krieges dreimal mehr Panzer und zweieinhalb mehr Flugzeuge hatte als die Deutschen. Die Rote Armee bestand aus 180 Divisionen. Damit hätte man den Deutschen eins auf die Fresse geben und sie bis nach Berlin zurückjagen können, ohne auf die zweite Front zu warten“.

Granin nimmt kein Blatt vor den Mund, um auch sich ins kritische Licht zu stellen. Wenn er zum Beispiel ganz offen gesteht, mitunter ein Weiberheld, Säufer und unzuverlässiger Mann und Vater gewesen zu sein.

Herzbewegend die Liebe des Autors zu seiner Frau Rimma, die er unmittelbar vor dem Überfall der Faschisten geheiratet hatte. Sie ist es, die ihm, der während des Krieges stilistisch sozusagen in eine zweite Haut geschlüpft war, in seinen „Leutnant“, der an den Erfolg glauben musste und das eigentliche Leben Zug um Zug abgestreift hatte, sie ist es, die ihn versucht, auf den Boden der Wirklichkeit zurückzuholen. Sie sagt ihm, sie beide hätten nach dem Krieg noch nicht wirklich angefangen zu leben. Das wirkliche Leben müsse man verschieben. Aber es lässt „sich nicht verschieben“. Alles gehe erst morgen in Erfüllung. „Nur Geduld, Geduld...“ (S. 265)


Mein Leutnant“ ist kein Kriegsroman im herkömmlichen Sinne, er schmückt sich nicht mit dramatisch errungenen Erfolgen. Im Gegenteil: Er spricht eine unverblümte Sprache, direkt und knallhart. Er stellt heraus, dass der ungerechte Krieg der Faschisten den Großen Vaterländischen Krieg herausgefordert hat. Ab Seite 316 berichtet der Autor von einer Begegnung mit Gustav, die nach Kriegsende stattfand. Der Wehrmachtsoffizier stand dem Rotarmisten an der Front um Leningrad gegenüber. Auf die Frage des Deutschen, warum es gelungen war, Europa zu erobern, Russland aber nicht, antwortete Granin zurückhaltend: „Wahrscheinlich, weil wir einen gerechten Krieg geführt haben.“ Gustav stimmte dem höflich zu, darüber hatte er nie nachgedacht. (S. 320) Granin nimmt es hin. Hass hegt er keinen mehr. Nicht ohne Grund hat er auch Abschied von seinem Leutnant genommen, von seinem zweiten Ich, von dessen Träumen und Vorwürfen.

Unausgesprochen bleibt die Frage in der Schwebe: Heute stehen härtere globale Auseinandersetzungen ins Haus, die die gesamte Menschheit gefährden könnten. Und die Herausforderung: Der Frieden darf nicht einem „Wunder“ überlassen werden! Die Verantwortung für den Erhalt des Planeten und des Menschengeschlechts hat einen neuen riesigen Radius erhalten. Wer dabei nur an Wunder glaubt, gerät in den Strudel von Unwägbarkeiten, von unkontrollierten imperialen Ansprüchen und Machenschaften. Im Vorwort schreibt Helmut Schmidt, der ebenfalls an der Leningrader Front auf Seiten der Faschisten gekämpft hatte, es sei ein Geschenk, sich heute als Freunde zu treffen.

Der lebenserfahrene 96-jährige Daniil Granin wird wohl innerlich seinen Zweifel haben, dass der Sieg der Sowjetunion und der Antihitlerkoalition über den Faschismus nur ein Geschenk gewesen sein soll. Er, der große Humanist und Verehrer des Schönen und des Guten, wird eher diesem Gedanken zustimmen: Die Zeit zu einem richtigen friedvollen Leben für alle Erdenbewohner ist längst überfällig. In einem Fernseh-Interview sagte Daniil Granin: „Die Lehrstunden, die uns Geschichte gibt, werden nicht so gut aufgenommen. Die lehrt uns eigentlich gar nichts. Alles wiederholt sich. Wir sehen es heute wieder - diese Schießereien, wieder sterben Menschen, wieder Soldaten, wieder dieser Schmutz des Krieges, denn der Krieg ist immer schmutzig.“ (…) Der Mensch bestehe nicht daraus, „was er macht, diese Wagen und Kanonen, er besteht aus höheren Werten. Wir sind wohl die Fortsetzung des Menschen, der in seiner Höhle Wände mit Tieren bemalt hat. Warum hat er das gemacht? Das kann niemand beantworten. Das sind diese Bedürfnisse nach Glück, um das Wunder des Lebens zu verstehen.“ (1)

Zustimmen würde Granin wohl auch Fidel Castro, der einst sagte: „Ich muss Marx also Recht geben, wenn er schreibt, dass die Menschheit ihre prähistorische Phase erst verlassen haben wird, wenn ein wirklich gerechtes soziales Regime etabliert werden konnte.“ (siehe „junge welt“ vom 5./6./7. Januar 2004)

Das Wunderbare am Menschengeschlecht stets gesehen, das Gute und die Hoffnung niemals aus den Augen verloren zu haben, dafür gerade zu stehen, das macht die Größe dieses Menschen und Schriftstellers Daniil Granin aus. Herzlichen Dank für Ihr außergewöhnliches Buch, für Ihre eindeutige Botschaft. (PK)

(1) http://www.mdr.de/artour/daniil-granin-interview-mein-leutnant100.html

Der Autor: Daniil Granin, geboren 1919 in Wolyn, studierte Elektrotechnik, arbeitete als Ingenieur, meldete sich 1941 als Kriegsfreiwilliger. Ab 1949 veröffentlichte er zahlreiche Romane. Am 27. Januar 2014 hielt er eine Rede vor dem Deutschen Bundestag zum Gedenken an die Opfer der Leningrader Blockade.

Daniil Granin: „Mein Leutnant“, Vorwort von Bundeskanzler a.D. Helmut Schmidt, gebundene Ausgabe: 329 Seiten, Aufbau Verlag; Auflage: 2 (1. April 2015), Sprache: Deutsch, ISBN-10: 3351035918, ISBN-13: 978-3351035914, Größe und/oder Gewicht: 13,6 x 3,4 x 22,3 cm, Preis: 19,95 Euro

Aus dem Russischen: Jekatherina Lebedewa.

Erstveröffentlichung dieser Rezension in der Neuen Rheinischen Zeitung: 
http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=21864&css=print

Weitere Texte des Rezensenten:

http://cleo-schreiber.blogspot.com

Harry Popow: „Platons Erben in Aufruhr. Rezensionen, Essays, Tagebuch- und Blognotizen, Briefe“, Verlag: epubli GmbH, Berlin, 316 Seiten, www.epubli.de, ISBN 978-3-7375-3823-7, Preis: 16,28 Euro

Harry Popow: „In die Stille gerettet. Persönliche Lebensbilder.“ Engelsdorfer Verlag, Leipzig, 2010, 308 Seiten, 16 Euro, ISBN 978-3-86268-060-3)


Online-Flyer Nr. 521  vom 29.07.2015


Dienstag, 28. Juli 2015

Bannt die Weltkriegsgefahr, Freidenker-Aufruf

Freidenker


Aufruf
Der nachstehende Aufruf zu Fragen von Krieg und Frieden wurde im Juli 2015 vom Deutschen Freidenker-Verband und vom Bundesverband Arbeiterfotografie initiiert und gemeinsam mit anderen Aktiven aus der Friedensbewegung formuliert.

Sagt NEIN, ächtet Aggressionen, bannt die Weltkriegsgefahr!

Die kriegsbedrohliche Situation eskaliert. Nach Angriffskriegen gegen Jugoslawien, Afghanistan, Irak, Libyen und Syrien wird Krieg gegen Russland vorbereitet. Die Umzingelung Russlands mit Militärbasen, das Vordringen der NATO nach Osten, der Aufbau eines US-Raketenabwehrschildes und „westliche“ Operationen in der Ukraine sind Teil dieser Konfrontation. „Wir sind im Krieg, und dieser Krieg kann total werden“, erklärte der französische Staatspräsident Hollande im Februar 2015. Es besteht die Gefahr eines weiteren Weltkriegs. Wenn sich ein angegriffenes atomares Russland zur Wehr setzt, gilt, was Ex-Staatssekretär Willy Wimmer im November 2014 sagte: dass „von uns nichts mehr übrig bliebe“. Deshalb gibt es für alle Kräfte des Friedens nur eins: sagt NEIN! Deutschland muss aussteigen aus den imperialen Strukturen des Krieges. Ausstieg aus der NATO ist die zentrale Devise. Deshalb fordern wir von Bundestag und Bundesregierung:

NATO-Vertrag kündigen!

Das kann der Bundestag beschließen, denn „jede Partei [kann] aus dem Vertrag ausscheiden, und zwar ein Jahr, nachdem sie der Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika die Kündigung mitgeteilt hat“. So heißt es im Nordatlantikvertrag in Artikel 13. Deutschland darf nicht länger Mitglied in einer Organisation bleiben, die von der Politik des US-Imperialismus, der Hauptgefahr für den Weltfrieden, dominiert wird. Deutschland muss neutral werden.

Truppenstationierungsvertrag per Friedensvertrag außer Kraft setzen!

Seit 5.5.1955 ist der im Rahmen der Pariser Verträge abgeschlossene Stationierungsvertrag in Kraft, der es den westlichen Alliierten gestattet, die BRD militärisch zu nutzen. Er kann nicht einseitig gekündigt werden, sondern nur im Einvernehmen mit den westlichen Alliierten oder durch „Abschluss einer friedensvertraglichen Regelung“ gemäß Art. 3 Abs. 1 des Vertrages außer Kraft gesetzt werden. Darauf muss die Bundesregierung hinarbeiten. Denn: Territorium und Luftraum Deutschlands dürfen nicht länger durch USA und NATO für Angriffskriege missbraucht werden; ihre Geheimdiensteinrichtungenn sind zu schließen; die Bespitzelung ist zu beenden; die Souveränität Deutschlands ist uneingeschränkt herzustellen.

Mit Russland kooperieren!

Laut STRATFOR-Chef George Friedman ist es Ziel der USA seit mehr als hundert Jahren, ein Bündnis Deutschlands mit Russland zu verhindern. Das darf nicht weiter Maßstab deutscher Politik sein. Stattdessen muss gelten: Keine Sanktionen gegen Russland, sondern Verständigung und Zusammenarbeit zum Nutzen aller Völker Europas. Keine Unterstützung einer Regierung in Kiew, die durch einen Putsch mit Hilfe von Faschisten an die Macht gekommen ist und antidemokratische Tendenzen und Russenhass fördert. Keine Ostexpansion von NATO und EU.

Eine grundsätzlich andere, friedliche Außenpolitik gestalten!

Dazu gehört: Alle Auslandseinsätze der Bundeswehr beenden. Die Bundeswehr von einer Angriffsarmee zu einer Verteidigungsarmee umbauen. Rüstungsexporte generell verbieten. Atomwaffen von deutschem Boden verbannen, die „nukleare Teilhabe“ beenden. Drohnen als Mittel „außergerichtlicher Hinrichtungen“ ächten. Die Politik der Erpressung durch Wirtschaftssanktionen, wie derzeit auch gegen Syrien und Iran, beenden. Nicht länger das völkerrechtswidrige Vorgehen Israels gegen die palästinensische Nation im Namen „deutscher Staatsraison“ bemänteln, sondern für gerechten Frieden eintreten. Eine unabhängige internationale Untersuchung des Verbrechens vom 11. September 2001 fordern. Das Völkerrecht verteidigen. Die UNO in ihrer Funktion als kollektives Sicherheitssystem nutzen. Nicht Flüchtlinge sondern Fluchtursachen bekämpfen.

Die Unterwerfung unter „supranationale“ Instanzen des Finanzkapitals beenden!

Dazu gehört: Rückzug von den Verhandlungen über ein so genanntes transatlantisches Freihandelsabkommen (TTIP), das im Wesentlichen den Zweck verfolgt, den „westlichen“ Machtblock gegen Rivalen wie China und Russland neu zu formieren und neoliberale Diktate gegen die Souveränität und demokratische Selbstbestimmung der Völker durchzusetzen. Dazu gehört auch das Außerkraftsetzen aller EU-Normen, die dem Großkapital ermöglichen, wie z.B. in Griechenland ganze Volkswirtschaften zu zerstören. Die BRICS- und andere aufstrebende Staaten können neue Partner sein. Schließlich darf auch der Ausstieg aus der EU kein Tabu sein. Die unsoziale Entwicklung, die in Deutschland dazu geführt hat, dass 1 Prozent der Bevölkerung mehr als 60 Prozent des Geldvermögens besitzt, muss umgekehrt werden.

DEUTSCHLAND RAUS AUS DER NATO – NATO RAUS AUS DEUTSCHLAND

Der Aufruf kann hier als pdf-Datei runtergeladen werden

 ViSdP: Klaus von Raussendorff, An der Nesselburg 91, 53179 Bonn

Der Aufruf wird unterstützt von

Euregioprojekt Frieden e.V.
Gesellschaft zur Rechtlichen und Humanitären Unterstützung e. V. (GRH)
Internationales Solidaritätskomitee „Slobodan Milošević“
Solidaritätskomitee für Syrien, Frankfurt
Vereinigung für internationale Solidarität e.V. (VIS)


Veröffentlicht/ aktualisiert am 27. Juli 2015 

Mittwoch, 22. Juli 2015

Soldaten für den Frieden

 Entnommen: kommunisten-online, 21.07.2015


Wir brauchen ein friedliches Deutschland in einem friedlichen Europa.


Ehemalige Soldaten der DDR für den Frieden (Aufruf)









Von Armeegeneral a.D. Heinz Keßler (vormals Mitglied des Ministerrats der DDR und Minister für Nationale Verteidigung der DDR) und andere frühere Generale, Admirale und hohe Offiziere der Nationalen Volksarmeee der DDR)


Die Nationale Volksarmee der DDR war die bisher einzige deutsche Friedensarmee. Ihre Aufgabe war es, den Aufbau des Sozialismus in der DDR militärisch zu sichern und darüber zu wachen, daß nie wieder von deutschem Boden ein Krieg ausgeht. Für junge Menschen in der DDR war es eine Ehre, in dieser Armee zu dienen. Die Vereidigung der Soldaten fand, wie im nebenstehenden Bild, auch an denkwürdigen Orten statt, wie der Mahn- und Gedenkstätte gegen den Faschismus, in Buchenwald. Heute über 25 Jahre nach dem Verrat der DDR durch konterrevolutionäre Kräfte in der damaligen Sowjetunion und der feindlichen Übernahme der DDR durch die westdeutsche Bundesrepublik, meldet sich die Führungsspitze der ehemaligen DDR-Streitkräfte zu Wort und warnt vor einem erneuten Krieg in Europa. Sie fordert Kooperation statt Konfrontation mit Rußland. Beim Treffen des Revolutionären Freundschaftsbundes (RFB) am 14. Juni 2015 auf dem Simmersberg in Thüringen (BRD) wurde über die aktuelle Kriegsgefahr aus imperialistischer Politik der USA, NATO, EU und BRD diskutiert und entschieden, den folgenden Aufruf zu veröffentlichen:


Soldaten für den Frieden


Als Militärs, die in der DDR in verantwortungsvollen Funktionen tätig waren, wenden wir uns in großer Sorge um die Erhaltung des Friedens und den Fortbestand der Zivilisation in Europa an die deutsche Öffentlichkeit. In den Jahren des Kalten Krieges, in denen wir eine lange Periode der Militarisierung und Konfrontation unter der Schwelle eines offenen Konflikts erlebten, haben wir unser militärisches Wissen und Können für die Erhaltung des Friedens und den Schutz unseres sozialistischen Staates DDR eingesetzt.
Die Nationale Volksarmee war keinen einzigen Tag an kriegerischen Auseinandersetzungen beteiligt, und sie hat bei den Ereignissen 1989/90 maßgeblich dafür gesorgt, daß keine Waffen zum Einsatz kamen. Frieden war immer die wichtigste Maxime unseres Handelns. Deshalb sind wir entschieden dagegen, daß der militärische Faktor erneut zum bestimmenden Instrument der Politik wird. Es ist eine gesicherte Erfahrung, daß die brennenden Fragen unserer Zeit mit militärischen Mitteln nicht zu lösen sind.

Von wem geht heute die Kriegsgefahr aus?

Es sei hier daran erinnert, daß die Sowjetarmee im Zweiten Weltkrieg die Hauptlast bei der Niederschlagung des Faschismus getragen hat. Allein 27 Millionen Bürger der Sowjetunion gaben ihr Leben für diesen historischen Sieg. Ihnen, wie auch den Alliierten, gilt am 70. Jahrestag der Befreiung unser Dank. Jetzt konstatieren wir, daß der Krieg wieder zum ständigen Begleiter der Menschheit geworden ist. Die von den USA und ihren Verbündeten betriebene Neuordnung der Welt hat in den letzten Jahren zu Kriegen in Jugoslawien und Afghanistan, im Irak, Jemen und Sudan, in Libyen und Somalia geführt. Fast zwei Millionen Menschen wurden Opfer dieser Kriege, und Millionen sind auf der Flucht.

Die mörderischen Pläne der USA

Nun hat das Kriegsgeschehen wiederum Europa erreicht. Offensichtlich zielt die Strategie der USA darauf ab, Rußland als Konkurrenten auszuschalten und die Europäische Union zu schwächen. In den letzten Jahren ist die NATO immer näher an die Grenzen Russlands herangerückt. Mit dem Versuch, die Ukraine in die EU und in die NATO aufzunehmen, sollte der Cordon sanitaire von den baltischen Staaten bis zum Schwarzen Meer geschlossen werden, um Rußland vom restlichen Europa zu isolieren. Nach amerikanischem Kalkül wäre dann auch eine deutsch-russische Verbindung erschwert oder verhindert.

Kriegshysterie und Russenhetze in den deutschen Medien

Um die Öffentlichkeit in diesem Sinne zu beeinflussen, findet eine beispiellose Medienkampagne statt, in der unverbesserliche Politiker und korrumpierte Journalisten die Kriegstrommeln rühren. In dieser aufgeheizten Atmosphäre sollte die Bundesrepublik Deutschland eine den Frieden fördernde Rolle spielen. Das gebieten sowohl ihre geopolitische Lage als auch die geschichtlichen Erfahrungen Deutschlands und die objektiven Interessen seiner Menschen. Dem widersprechen die Forderungen des Bundespräsidenten nach mehr militärischer Verantwortung und die in den Medien geschürte Kriegshysterie und Russenphobie.

Die militärische Aufrüstung Europas – ein Spiel mit dem Feuer!

Die forcierte Militarisierung Osteuropas ist kein Spiel mit dem Feuer – es ist ein Spiel mit dem Krieg! Im Wissen um die zerstörerischen Kräfte moderner Kriege und in Wahrnehmung unserer Verantwortung als Staatsbürger sagen wir in aller Deutlichkeit: Hier beginnt bereits ein Verbrechen an der Menschheit. Sind die vielen Toten des Zweiten Weltkrieges, die riesigen Zerstörungen in ganz Europa, die Flüchtlingsströme und das unendliche Leid der Menschen schon wieder vergessen? Haben die jüngsten Kriege der USA und der NATO nicht bereits genug Elend gebracht und viele Menschenleben gefordert? Begreift man nicht, was eine militärische Auseinandersetzung auf dem dichtbesiedelten europäischen Kontinent bedeuten würde?

Ein gefährliches Kriegsszenario

Hunderte Kampfflugzeuge und bewaffnete Drohnen, bestückt mit Bomben und Raketen, Tausende Panzer und gepanzerte Fahrzeuge, Artilleriesysteme kämen zum Einsatz. In der Nord- und Ostsee, im Schwarzen Meer träfen modernste Kampfschiffe aufeinander und im Hintergrund ständen die Atomwaffen in Bereitschaft. Die Grenzen zwischen Front und Hinterland würden sich verwischen. Millionen Mütter und Kinder würden um ihre Männer, um ihre Väter und Brüder weinen. Millionen Opfer wären die Folge. Aus Europa würde eine zerstörte Wüstenlandschaft werden. Darf es soweit kommen? Nein und nochmals Nein!

Deshalb wenden wir uns an die deutsche Öffentlichkeit:

Ein solches Szenario muß verhindert werden.

  • Wir brauchen keine Kriegsrhetorik, sondern Friedenspolemik.
  • Wir brauchen keine Auslandseinsätze der Bundeswehr und auch keine Armee der Europäischen Union.
  • Wir brauchen nicht mehr Mittel für militärische Zwecke, sondern mehr Mittel für humanitäre und soziale Erfordernisse.
  • Wir brauchen keine Kriegshetze gegen Rußland, sondern mehr gegenseitiges Verständnis und ein friedliches Neben- und Miteinander.
  • Wir brauchen keine militärische Abhängigkeit von den USA, sondern die Eigenverantwortung für den Frieden. Statt einer »Schnellen Eingreiftruppe der NATO« an den Ostgrenzen brauchen wir mehr Tourismus, Jugendaustausch und Friedenstreffen mit unseren östlichen Nachbarn.
  • Wir brauchen ein friedliches Deutschland in einem friedlichen Europa.
  • Mögen sich unsere Kinder, Enkel und Urenkel in diesem Sinne an unsere Generation erinnern.
Weil wir sehr gut wissen, was Krieg bedeutet, erheben wir unsere Stimme gegen den Krieg, für den Frieden.

Armeegeneral a.D. Heinz Keßler

Admiral a.D. Theodor Hoffmann

Die Generaloberste a.D. Horst Stechbarth; Fritz Streletz; Fritz Peter

Die Generalleutnante a.D. Klaus Baarß; Ulrich Bethmann; Max Butzlaff; Manfred Gehmert; Manfred Grätz; Wolfgang Kaiser; Gerhard Kunze; Gerhard Link; Wolfgang Neidhardt; Walter Paduch; Werner Rothe; Artur Seefeldt; Horst Skerra; Wolfgang Steger; Horst Sylla; Ehrenfried Ullmann; Alfred Vogel; Manfred Volland; Horst Zander

Vizeadmiral a.D. Hans Hofmann

Die Generalmajore a.D. Olivier Anders; Heinz Bilan; Bernhard Beyer; Günter Brodowsky; Kurt Brunner; Heinz Calvelage; Sebald Daum; Willi Dörnbrack; Alfred Dziewulski; Johannes Fritzsche; Egon Gleau; Otto Gereit; Roland Großer; Peter Herrich; Karl-Heinz Hess; Günter Hiemann; Lothar Hübner; Siegmund Jähn; Günter Jahr; Manfred Jonischkies; Günter Kaekow; Johannes Kaden; Helmut Klabunde; Klaus Klenner; Raimund Kokott; Kurt Kronig; Manfred Lange; Bernd Leistner; Hans Leopold; Klaus Listemann; Heinz Lipski; Hans Georg Löffler; Rudi Mädler; Manfred Merkel; Günter Möckel; Dieter Nagler; Johannes Oreschko; Rolf Pitschel; Hans Christian Reiche; Fritz Rothe; Günter Sarge; Dieter Schmidt; Horst Schmieder; Gerhard Schönherr; Gerhard Seifert; Kurt Sommer; Erich Stach; Manfred Thieme; Wolfgang Thonke; Henry Thunemann; Walter Tzschoppe; Günter Voigt; Gerd Weber; Dieter Wendt; Klaus Wiegand; Heinrich Winkler; Heinz-Günther Wittek; Erich Wöllner; Werner Zaroba; Manfred Zeh; Alois Zieris

Die Konteradmirale a.D. Herbert Bernig; Eberhard Grießbach; Hans Heß; Werner Henniger; Klaus Kahnt; Werner Kotte; Helmut Milzow; Gerhard Müller; Joachim Münch

Namens einer großen Anzahl von Obersten und Kapitänen zur See a.D.Volker Bednara; Frithjof Banisch; Bernd Biedermann; Karl Dlugosch; Thomas Förster; Günter Gnauck; Günter Leo; Friedemann Munkelt; Werner Murzynowski; Gerhard Matthes; Lothar Matthäus; Friedrich Peters; Helmut Schmidt; Fritz Schneider; Heinz Schubert; Helmar Tietze; Wilfried Wernecke; Rolf Zander; Oberstleutnant a.D. Günter Ganßauge

Weitere Angehörige der NVA aus den Reihen der Offiziere, Fähnriche, Unteroffiziere und Soldaten bekunden ihre Solidarität mit dem Aufruf.

Samstag, 18. Juli 2015

Platons Erben - was der Inhalt bietet

Inhaltsverzeichnis_Platons Erben

Inhalt

Ein Wort zuvor - 12
Zwei Ouzo auf dem Tablett... - 15              
„Substanz – ist das Maggi?“ - 17
Rezension- Armeegeneral a.D. Heinz Keßler,  Generaloberst a. D. Fritz Streletz: "Ohne die Mauer hätte es Krieg gegeben" - 20
Rezension- Harry Luckner: „Fast ein ganzes Menschenleben“ - 22
Rezension- Harry Popow: „In die Stille gerettet“ - 24
Leser-Echo- 25
rbb fluglärmgeschädigt? - 29
Tatort „Süd-Ost-Republik“ - 30
Mit Scheuklappen gegen Rot - 31
Einäugigkeiten - 32

Es kriecht immer noch... - 34
Gefährliches Erbe - 36
Den eigentlichen Verklärern ins Handwerk pfuschen - 42
Bevor das Licht ausgeht - 43
Rezension- Horst Liebig: „Ein Leben in Reih und Glied“ - 45
„Mensch und Welt“ – Gemälde, gespachtelt - 48
Goldene Hochzeit - 50
Freundes-Urteil... - 50
Motiverkundung - 53
TV-Film: „Lange Welle hinterm Kiel“ & ZDF-Antwort - 54

Flach gebürstet - 54
Der Mensch vor dem Supermarkt - 55
Leser-Echo - 60
Friede den Hütten... - 61
Transparenz von EINS&EINS - 62
Rezension- „Leben mit Plauener Spitze“, Tipp von Hartmut Besser - 64
Mail zum Tag der Sowjetarmee - 65
Unsterbliche Spuckteufeleien - 66
Politisieren durch entpolitisieren? - 67
Rezension- Egon Bahr, Peter Ensikat: „Gedächtnislücken. Zwei Deutsche erinnern sich“ - 68

Rezension- Evelyn Hecht-Galinski: „Das elfte Gebot: Israel darf alles.
Klartexte über Antisemitismus und Israel-Kritik“ - 70
Ich schäme mich für Deutschland - 73
Erlebtes-Gelesenes-Kommentiertes - 74
Zitat von Inge von Wangenheim - 75
Rezension- Dr. Rolf Gössner: „Geheime Informanten. V-Leute des Verfassungsschutzes: Neonazis im Dienst des Staates“ - 75
Tamara im Ehrenmal - 78
Rezension- Hermann L. Gremliza (Hg.): “No way out“ - 80
Leser-Echo - 83
Rezension- Christoph Bieber, Claus Leggewie (Hg.): „Unter Piraten. Erkundungen in einer neuen politischen Arena“ - 84
Gönnerhaftes Grinsen - 89

Der brave Soldat - 90
Rezension- Hal Foster: „Design und Verbrechen. Und andere Schmähreden“ - 92
Totenschädel im Bauch? - 95
Rezension- Lucas Zeise: „Euroland wird abgebrannt“ - 95
ALEX-Echo - 99
Rezension- Dr. Claus Dethloff, Jan Hoffmann: ServiceValue GmbH - 99
Rezension- Anton Stengl: „Antideutsche!, Entstehung
und Niedergang einer politischen Richtung“ - 102
Rezension- Peter Schreiber: „Staatsjagden im Bezirk Erfurt 1971 – 1989“ - 105
Rezension- Dr. Rolf Funda: „Mein Leben mit Rindviechern, Politikern und Menschen“ - 109
Rezension- Patrick Ostermann, Claudia Müller, Karl-Siegbert Rehberg (Hg.):
„Der Grenzraum als Erinnerungsort“ - 113

Rezension- Joe Bageant (USA): „Auf Rehwildjagd mit Jesus“ - 117
Gemälde-Kopie „Die Jäger im Schnee“ (Pieter Brueghel d.Ä.) - 120
Rezension- Hans-Dieter Mäde: „Nachricht aus Troja. Fragmente
einer Motivation“ - 121
Rezension- Arnd Kolb und Guenay Ulutuncok (Hg.): „Drei Generationen“ - 124
Rezension- Michael Daxner: „Heimatdiskurs“, Hannah Neumann (Hg.) - 128
Rezension- Jo Menschenfreund: „Mein Leben in der Piratenpartei 2012“ - 131
Piratenangst? - 135
Weichspüler - 136

Rezension- Dietmar Krone: „Albtraum Erziehungsheim. Die Geschichte einer Jugend“ - 137
Rezension- Franz Alt: „Auf der Sonnenseite. Warum uns die Energiewende zu Gewinnern macht“ - 140
Gute Frage: Warum schreibst Du? - 143
Rezension- Daniela Dahn: „Wir sind der Staat. Warum Volk sein nicht genügt“ - 144
Leser-Echo - 148
Rezension- Semiya Simsek: „Schmerzliche Heimat. Deutschland und der Mord an meinem Vater“ - 149
ALEX-Echo u.a. - 152
Rezension- Netzwerk Freiheit für alle politischen Gefangenen (Hg.): „Die Rote Armee Fraktion – Eine kurze Einführung in die Geschichte der RAF“ - 153
Rezension- Petra Wild: „Apartheid und ethnische Säuberung in Palästina. Der zionistische Siedlerkolonialismus in Wort und Tat“ - 157
Rezension- Jürgen Grässlin: „Schwarzbuch Waffenhandel. Wie Deutschland am Krieg verdient“ - 161

Rezension- Ralf Georg Reuth und Günther Lachmann:
"Das erste Leben der Angela M." - 166
Leser-Echo - 170
Rezension- Eckhard Lange: „Zwischen Start und Landung, Gelebt-gearbeitet-geflogen“ (plus Leseprobe) - 170
Rezension- Anton Hunger: "Blattkritik - Vom Glanz und Elend der Journaille" - 176
Quasselstrippen ohne Ende - 180
Rezension- Peter Hetzler: „Hartz 5. Ein Hartz IV-Roman“ - 181
Antwort an einen Leser - 184
Rezension- Claudia Pinl, "FREIWILLIG ZU DIENSTEN? - Über die Ausbeutung von Ehrenamt und Gratisarbeit" - 185
Antwort auf Umfrage - 189
Neapel – die Stadt der Frauen (Filmpremiere) - 189

Rezension- Wolfgang Beutin, Hermann Klenner, Eckart Spoo (Hg.): „Lob des Kommunismus. Alte und neue Weckrufe für eine Gesellschaft der Freien und Gleichen“ - 190
Leser-Echo - 194
Rezension- Heiko Schrang: „Die Jahrhundertlüge, die nur Insider kennen“ - 196
Autoren-Dank - 200
Mail an ALEX (Medien) – 200
Gefährliche Entpolitisierung - 201
Rezension- "MUMIA - Long Distance Revolutionary", ein Film von Stephen Vittoria, USA  – 202
Essay – Arme Seelen zwischen allen Stühlen – 205
Leserecho zu „Arme Seelen“ - 213
Hannas Kommentar -  214

Rezension- Barbara Kalender & Jörg Schröder: „Kriemhilds Lache“ - 215
Rezension-  Ulla Lessmann: „Risse im Balkon, Nachrichten vom Wahnsinn des Alltags“- 218
Rezension- Karlheinz Deschner: „Die Politik der Päpste“ - 220
Leserecho zu „Päpsten“ - 223
Rezension- Werner Boldt, Prof.pens.: „Carl von Ossietzky – Vorkämpfer der Demokratie“ - 224
Kommentar (H.P) „Kriegsprofiteure am Werk“ - 227
Rezension- Uri Avnery: „Israel im arabischen Frühling – Betrachtungen zur gegenwärtigen politischen Situation im Orient“ - 228
Rezension- CarlOtto: „Operation Taubenhaus“ - 231
Rezension-  Dr. Karlheinz Otto: „Die Plauener Spitzenfrau...“ - 234

Rezension- Matthias Weik & Marc Friedrich: „Der Crash ist die Lösung. Warum der finale Kollaps kommt und wie Sie Ihr Vermögen retten“ - 237
Brief an ALEX - 240
Kommentar „EU – Aufmarschgebiet gen Osten?“ - 241
ALEX zum Blog - 243
Rezension-  Jürgen Roth: „Der stille Putsch. Wie eine geheime Elite aus Wirtschaft und Politik sich Europa und unser Land unter den Nagel reißt“ - 244
Rezension- Christoph Leclaire/Ulrich Schneider: „Emil Carlebach. Widerstandskämpfer und ehemaliger Häftling
des Konzentrationslagers Buchenwald“ - 247
Kommentar „Quasselstrippen“ - 250
Leserecho zum „Putsch“ / Hannas Gedicht - 252
Rezension- Brigitte Queck: „Die Ukraine im Fokus der NATO. Russland das eigentliche Ziel“- 254
Leser-Echo - 257
Foto „Der Armeeschosser und seine Cleo“ (Bohnenzeitung-Interview) - 258

ALEX-Mail zu Russland - 260
Kommentar „Medienkanonen“ - 260
Rezension- Christiane Florin: „Warum unsere Studenten so angepasst sind“ - 262
Rezension- Peter Strutynski (Hg.): „Ein Spiel mit dem Feuer. Die Ukraine, Russland und der Westen“ - 265
Rezension-  Glenn Greenwald: „DIE GLOBALE ÜBERWACHUNG. Der Fall Snowden, die amerikanischen Geheimdienste und die Folgen“ - 268
Kommentar „Die große Toröffnung“ 272
Goldene Worte – Spurensicherung / Egon Krenz - 275
„Die Popows“ - ein ZDF-Beitrag – 276
User – Kommentare zum ZDF-Beitrag – 277
Disput zur „Toröffnung“ - 282
Rezension- Kurt Pätzold: „Zweiter Weltkrieg“ - 287
Rezension-  Werner Rügemer, Elmar Wigand: „Die Fertigmacher. Arbeitsunrecht und professionelle Gewerkschaftsbekämpfung“ - 289
Rezension- Horst Rückert: „Das Blendwerk: Von der ´Colonia Dignidad´ zur ´Villa Baviera´“ - 292
Brief ALEX - „In mir kocht´s“ - 295

Gedicht von Hanna - 298
Rezension- Wolfgang Bittner: „Die Eroberung Europas durch die USA. Zur Krise in der Ukraine“ - 297
User-Echo zu „Eroberung“ - 300
Tanz auf dem Vulkan – 301
Rezension- Reiner Schmidt, Anne Schulz und Pui von Schwind (Hg.): „Die Stadt, das Land, die Welt verändern! Die 70er/80er Jahre in Köln – alternativ, links, radikal, autonom“ - 302
Echo zu den 68er - 305
Rezension- Thomas M. Maritsch: „Ökonomie des Müßiggangs. Zur Sozio- und Psychopathologie von Arbeit, Eigentum und Geld – naturalistische Betrachtungen zur Wirtschaftsphilosophie“ - 306
Rezension- Stephan Hebel: „Deutschland im Tiefschlaf. Wie wir unsere Zukunft verspielen“ - 309
Hanna´s Kritik – 311
Rezension- Ernst Wolff: „WELTMACHT IWF — Chronik eines Raubzugs“ - 312
Epilog – 315
Mehr zu lesen vom Autor – 316


Harry Popow: „Platons Erben in Aufruhr. Rezensionen, Essays, Tagebuch- und Blognotizen, Briefe“, Verlag: epubli GmbH, Berlin, 316 Seiten, www.epubli.de , ISBN 978-3-7375-3823-7, Preis: 16,28 Euro

http://www.epubli.de/shop/buch/PLATONS-ERBEN-IN-AUFRUHR-Harry-Popow-9783737538237/44867  

Mittwoch, 15. Juli 2015

Neues Gemälde

Schöneiche bei Berlin, "kleiner Spreewaldpark". Acryl, Leinwand, 50 x 70 cm, Gemalt Juli 2015, Harry Popow


Montag, 13. Juli 2015

Ein Verlags-Dankeschön

Der Sonnenberg Verlag sagt danke für Rezension zu "Kriege im 21. Jahrhundert":

"Hallo Herr Popow,

herzlichen Dank für die schöne und detaillierte Rezension!! Dieses Buch soll erst der Auftakt der neu gegründeten Friedenspolitischen Reihe sein. Wir werden sicherlich nochmals voneinander hören. (…)   Sowohl die Autoren als auch insbesondere der Herausgeber Rudolph Bauer, lassen Sie ganz herzlich Grüßen und bedanken sich ebenfalls für die sehr gute Besprechung. Auch Ihre Leser scheinen angetan zu sein, wir bekommen viele Anfragen. Vielleicht schaffen wir es so, die Leute zu motivieren und zu aktivieren

Viele Grüße aus Kassel,
Julian Firges"

Freitag, 10. Juli 2015

Mehr Lockerheit!

Ein User meinte zur Rezension „Kriege im 21. Jahrhundert“, ich solle doch etwas mehr Lockerheit in meinen Text einbringen. Darauf antwortete ich mit folgenden Zeilen:


Hallo … , natürlich hast Du recht, auch der Ton spielt die Musik. Aber streichle mal einem Kriminellen lediglich über den Kopf mit guten Worten, er möge seine Verwirrtheit überwinden! Ich bin kein Pfarrer. Da gibt es ganz feine. Einer sagte im privaten Gespräch, nach den Ursachen von Kriegen befragt, das sei Gottes Fügung. Gut, darauf kann man nicht mehr antworten, das ist dessen Meinung. Wenn aber eine ganze Machtbande drauf und dran ist, die Welt unter sich neu aufzuteilen und möglicherweise das gesamte Leben aufs Spiel zu setzen, dann hat auch der Protest mit „Lichterketten“ seine Grenzen. Kürzlich las ich von Friedrich Schorlemmer das  Buch „Die Gier. Wir zerstören, wonach wir uns sehnen“. Daraus folgende Zitate (Seite 98/99 und 147): „Es gibt Menschen mit einer Verfügungsgewalt über Geldmengen, die man weder durch Leistung verdienen kann noch zum Leben braucht. Dazu gehören auch die diskreten Gelddynastien, die über alle Krisen, Kriege, Währungsreformen und Staatsbankrotte hinweg ihre ´Schärflein´oft auf dubiosen und krummen Wegen stets ins Trockene zu bringen wussten. (…) Wenn es opportun war, finanzieren sie korrupte Systeme – sie tun es bis heute - , ohne Skrupel im Blick auf die sozialen und politischen Folgen. Sie bemächtigen sich der Politik zur Durchsetzung ihrer Interessen.“ Weiter lesen wir: “Die Arroganz des Ökonomischen hat längst keine Scheu mehr vor der eigenen Hässlichkeit, der Kapitalismus begibt sich nicht mal mehr an den Schminktisch, er betritt unverstellt die Märkte. Er raubt und gräbt unverschämt offen. Das Erdöl, das schwarze Gold...“

Mittwoch, 8. Juli 2015

Monster-Geschwister

Kriege im 21. Jahrhundert: Neue Herausforderungen der Friedensbewegung“

Monster-Geschwister

Buchtipp von Harry Popow


Da schreckt ein Kaffeekränzchen plötzlich hoch als in Nachbars Garten ein Schuss fällt. Da reißt es aber keinen unbedingt vom Stuhl, wenn man am 1. Juli 2015 in der „Linken Zeitung“ vom 1. Juli 2015 folgende Sätze des US-Autors Stephen Lendman (1) online zu lesen bekommt: Gegenwärtig erlebe man „die gefährlichste Epoche der Weltgeschichte“. Die von den USA „beherrschte Tötungsmaschine NATO ist ein außer Kontrolle geratenes Monster, das eine wahnsinnige Strategie verfolgt. Der Weltfrieden ist bedroht, wie nie zuvor. Das Schicksal der Menschheit steht auf Messers Schneide. In imperialer Arroganz riskieren die USA und die NATO den atomaren Weltuntergang.“

Wer dabei unbelehrbar nach wie vor den Kopf schüttelt und mit den Schultern zuckt und dennoch einen wachen politischen Blick behalten will, dem sei das Aufsehen erregende politische Sachbuch mit dem Titel „Kriege im 21. Jahrhundert. Neue Herausforderungen der Friedensbewegung“ aus dem Sonnenberg Verlag, herausgegeben von Rudolph Bauer, wärmstens ans Herz gelegt.

Die Beiträge in diesem Band fußen auf Vorträgen während einer Tagung der Initiative Antikriegskonferenz (AKK) im Oktober 2014. Deren Ziel war es u.a., „das antimilitaristisch-kritische Bewusstsein zu schärfen und die außerparlamentarische Antikriegsbewegung zu stärken“. (S. 35)

Wenn der kriegsvorbereitende Zustand als normal empfunden wird, dann kann die Politik samt ihrer hörigen Medien bei unbedarften Lesern und Hörern einen Erfolg verbuchen. Anders diejenigen, die sich empört abwenden von Krieg und Kriegsgeschrei, die mit Wort und Tat dagegenhalten – und das sind „Millionen Menschen in der Bundesrepublik und in Europa, die keine Kriege befürworten, keine unterdrückerische Politik (wollen), keine ausbeuterische Ökonomie, kein die nationalen Grenzen überschreitendes Militär und keine Geheimdienste, welche sich öffentlicher demokratischer Kontrolle entziehen“. (S. 337)

Werden sie die Kraft und den Willen haben, das Säbelrasseln nicht nur in die Schranken zu weisen?

Der interessierte Leser wird aus diesem Buch die Erkenntnis gewinnen, dass es höchste Zeit ist zum Widerstand. Der dürfte nicht leicht fallen, denn die Bundesregierung vertuscht ihre Kriegsvorbereitungen, indem sie das Militärische zur Normalität erklärt. Das Verbrecherische hat also einen offiziellen Anstrich. Man soll sich an Krieg gewöhnen. Und die BRD an der Seite der Monster. Als deren Standbein, als deren Aufmarschgebiet gen Osten. Nicht mit Schüssen vorerst, nur mit Drohgebärden, nein, der Kampf gegen die Menschen kommt auf leisen Sohlen. Mit Phrasen und Floskeln, die die Wahrheit in den Dreck treten, mit Lügen und Geschichtsfälschungen, die die Köpfe der Menschen verwirren, die die Willigen und Angepassten möglicherweise wieder an die Waffen rufen könnten.

Schon in den Schulen wird vorgegaukelt, wir würden „in der besten aller heute möglichen Welten … leben.“ (S. 14) Auf diese Art flüstert man Kindern und Jugendlichen ein, unbesorgt in die Zukunft zu schauen und der Politik größtes Vertrauen entgegenzubringen. Keiner bezweifelt, dass es vielen Deutschen weder am Essen noch an Zufriedenheitspillen für das tägliche Gebrauchtwerden im kapitalistischen Profit- und Marktgetriebe mangelt – trotz der immer zahlreicher werdenden Streiks und Proteste gegen wachsende Armut und soziale Ungerechtigkeit. Wer aber vernimmt das zunehmende Kriegsgeschrei, die Verlagerung schwerer Waffen gen Osten? Das unter dem nebelhaft verschleiernden Wort von angeblicher Sicherheit erneute Säbelrasseln? Es gerät gar nicht erst ins Blickfeld der im Showtheater sitzenden und selbstgefällig nickenden gut situierten und oft politisch wenig nachdenklichen Mitbürger?

Diese 374-seitige Lektüre ist wahrlich nicht die einzige Quelle für die Antikriegsbewegung, was aber dieses Buch auszeichnet, sind die vielfältigen Themen von sechzehn Autoren, die sowohl die Hintergründe der sogenannten Neuvermessung der Welt als auch die auf leisen Sohlen daherkommenden Methoden der Volksverdummung aufs Korn nehmen. Das geschieht mit einer verblüffenden Vielzahl von Fakten und Zitaten, die manchen Leser überfordern könnten, mitunter auch zum Widerspruch reizen, die allerdings auch Hilfestellung geben, sich persönlich und im Verbunde mit Gleichgesinnten zur Wehr zu setzen. Wie hieß es doch? „Nie wieder Krieg“. Heute von den Mächtigen umgewandelt: „Nie wieder Krieg ohne uns.“ (S. 281)

Die Kriegsvorbereitungen durch die deutsche Politik am Gängelband der USA werden durch die Autoren von verschiedenen Seiten aus beleuchtet, gegliedert in drei Teile: Militarisierung, Mobilisierung und Einspruch, die sich wiederum u.a. untergliedern in ideologische Aufrüstung in Schulen, die Rolle von Videospielen, das Vermischen von ziviler und militärischer Sicherheit, die soziale Kriegsmobilmachung, die Rolle der Medien als Kriegspartei, die zunehmende Rolle der Geopolitik, den politischen Widerstand, Perspektiven der Friedensbewegung sowie den Zusammenhang zwischen Kriegen, Katastrophen und Kapital.

Wie in anderen politischen Sachbüchern, die sich kritisch mit dem kapitalistischen System auseinandersetzen, wird auch in diesem Buch auf ein Phänomen aufmerksam gemacht: Die Herrscherelite vermeidet aus „gutem Grund“ - das offenbart sich tagtäglich in fast allen bürgerlichen Medien - jegliche Ursachenforschung, die die Hintergründe des Profitstrebens und des Kampfes um Vormachtstellungen in der Welt und um Ressourcen aufhellen könnte, mit Recht befürchtend, sie würde dabei ihr eigenes Grab schaufeln.

Deren Abwehr gegenüber aller grundsätzlichen Gesellschaftskritik zeigt sich in einer verblümten Sprache, der Verbreitung einer wirklichkeitsfremden Dreifaltigkeit von Frieden, Freiheit und Wohlstand und im Namen von Menschenrechten. Welch ein Hohn! Wer das nicht glauben mag, der lese u.a. auf Seite 330: „Der Selbstbezug westlicher Politik ist geprägt von der Überzeugung, dass ´unsere` Zivilisation und Kultur Ausdruck der höchsten menschlichen Entwicklung ist; dass mithin ´unser`Wirken in der Welt für alle nur segensreich sein kann; dass es ´dem Westen` deshalb auch zustehe, sein Modell des Wirtschaftens und politischen Handelns sowie sein Menschen- und Weltbild der Menschheit überzustülpen, notfalls auch mit militärischer Gewalt.“

Diese Anmaßungs- und Arroganzpolitik stinkt zum Himmel. Das Eigene sei also rein, das Andere blutgetränkt. Wir haben mit dem Elend der Welt nichts zu tun, wir wollen aber lindern. Damit seien „Vorkriegsverhältnisse erreicht“. (S. 57) So ist der Ruf nach einem starken Staat zu verstehen, nach Aufrüstung, nach Umdeutung von „Verteidigung“ in „Sicherheit“, deshalb das heuchlerische „Mitgefühl“ mit Flüchtlingen, deshalb der Schulterschluss von Polizei, Geheimdiensten und Militär. In diesem ´Sicherheitskonzept´ spielen „die Bekämpfung der sozialen, ökonomischen und ideologischen Ursachen und Bedingungen von Terrorismus, Gewalt und Kriminalität demgegenüber allenfalls eine untergeordnete Rolle...“ Mit Massenüberwachung, Vorratsdatenspeicherung und militärischer Aufrüstung sei den Konflikten allerdings nicht beizukommen. (S. 147)

Auf Seite 342 heißt es zum Widerstand gegenüber dem gefährlich wütenden Großkapital: „Wer sich gegen Militarisierung und Kriege, für Demokratie und Gerechtigkeit engagiert, darf nicht verkennen, dass es das Kapital ist, dessen in wiederkehrenden Krisen einmündende Mechanismen den Frieden bedrohen und totalitäre Bewegungen wie auch Terror und Katastrophen erzeugen.“ Um einen atomaren Zerstörungswahn zu stoppen, beruft sich der Herausgeber Rudolph Bauer auf Marx, es müsse gelingen, die bestehenden Verhältnisse „zum Tanzen zu bringen“. (S. 341)

Der Rezensent sieht dieses Buch über die Kriege des 21. Jahrhundert nicht nur als Bildungswerk an, sondern als Anregung zum Umdenken, als Pflichtlektüre für´s demokratische Mitbestimmen. Die sechzehn Autoren wirbeln das politische Show-Gesülze tüchtig durcheinander und lassen aufgeweckte Leute hinter die Kulissen schauen. Nimmt man die Gefahren für den Bestand der Welt ernst, so ist es die menschlichste aller Pflichten, nicht nur dieses Buch, sondern alle geistigen Gegenströmungen in sich aufzunehmen und zu überlegen, was und wie man etwas tun kann, um die scheinbaren Grenzen des Machbaren zu überwinden, vorausgesetzt, man findet die Kraft und hat den Mut zum Verändern. Die eingangs erwähnten Monster-Geschwister, sprich das superreiche Kapital, hat seine Existenzberechtigung längst verloren, es möge durch vereintes – auch außerparlamentarisches – Handeln Schritt für Schritt entsorgt werden.


Autoren: Prof. Dr. Rudolph Bauer (Bremen), Volker Eick (Berlin), Julian Firges (Kassel), Dr. Rolf Gössner (Bremen), Prof. Dr. Franz Hamburger (Mainz), Prof. Dr. Peter Herrmann (Rom), Claudia Holzner (Kassel), Prof. Dr. Sönke Hundt (Bremen), RA Otto Jäckel (Berlin), MdB Ulla Jelpke (Berlin), Dr. Matthias Jochheim (Frankfurt/Main), Prof. Dr. Hans-Jörg Kreowski (Bremen), Dr. Günter Rexilius (Mönch.gladbach), Helmuth Riewe (Ganderkesee), Michael Schulze von Glaßer (Kassel), Prof. Dr. Jörg Wollenberg (Bremen) (PK)

(1) „Linke Zeitung“ ergänzt: Stephen Lendman lebt in Chicago. Er ist über lendmanstephen@sbcglobal.net zu erreichen.
(2)
http://www.linkezeitung.de/index.php/ausland/welt/4008-putins-reaktion-auf-die-militaeraktionen-der-usa-und-der-nato-vor-der-tuerschwelle-russlands

Rudolph Bauer (Hrsg.): Kriege im 21. Jahrhundert. Neue Herausforderungen der Friedensbewegung. Friedenspolitische Reihe. Band 01, 2015 Sonnenberg Verlag, 374 Seiten, ISBN 978-3-933264-77-0, Preis: 19,80 Euro

Erstveröffentlichung dieser Rezension in der Neuen Rheinischen Zeitung

http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=21787&css=print

Weitere Texte des Rezensenten:
http://cleo-schreiber.blogspot.com

Harry Popow: „Platons Erben in Aufruhr. Rezensionen, Essays, Tagebuch- und Blognotizen, Briefe“, Verlag: epubli GmbH, Berlin, 316 Seiten, www.epubli.de , ISBN 978-3-7375-3823-7, Preis: 16,28 Euro

Harry Popow: „In die Stille gerettet. Persönliche Lebensbilder.“ Engelsdorfer Verlag, Leipzig, 2010, 308 Seiten, 16 Euro, ISBN 978-3-86268-060-3)

Dienstag, 7. Juli 2015

Die erste Salve...


06.07.2015, 16:17:46 / Ansichten

Hitzschlag für Eurokraten

Ärger mit dem Volk

Von Klaus Fischer

Der 5. Juli war ein heißer Tag, nicht nur beim Wetter. Griechenlands Bevölkerung hat getan, was anderen Bürgern der mächtig gewaltigen Europäischen Union verwehrt wird, sie hat abgestimmt und mit ihrem Votum die Veranstaltung »gemeinsame Währung« einmal mehr entlarvt: hier der Wille einer Mehrheit der Volkes, dort die Anmaßung einer Gruppe von Technokraten, diesen Menschen »Hilfe« aufzunötigen, deren Adressat sie nur zum Schein sind.

Das »Nein« zu den Bedingungen der »Geldgeber« ist eine Zäsur für die praktizierte Umgestaltung der Euro-Zone in einen Suprastaat. Es ist auch eine Absage an »Europa« à la Brüssel, mit seinen Regimentern an Eurokraten, Heerscharen impulsgebender Lobbyisten. Und es ist ein fast klassischer Coup des David gegen den Goliath.

Die laute Sprachlosigkeit der »Institutionen« nach dem Votum ist nicht nur Verblüffung geschuldet. Einigen Fachkräften von EU-Kommission, Europäischer Zentralbank und dem Internationalen Währungsfonds dürfte klar sein, dass »die Spartaner« einen Weg gefunden haben, die »Festung Euro« mit »Friendly fire« zu überziehen. Das Referendum war die erste Salve. Jetzt könnte Athen anfangen, Euro zu drucken. So viele, wie gebraucht werden. Wer wollte das stoppen?

Mag sein, dass da im Kleingedruckten der Maastricht-Verträge etwas steht. Aber wen juckt das? Die Praxis der Staatsfinanzierung durch die Notenbank(en) ist auch nicht erlaubt, doch das hat weder Mario Draghi noch die Gouverneure der Dependance in Athen gehindert, es zu tun. Wenn sich die »Geldgeber ihre Regeln nach Gusto geben, warum nicht die Griechen nach Notwendigkeit? Weil er diese Schwachstelle des Nonsens-Konstruktes »Euro« kannte, hätte Gianis Varoufakis bereits am Sonntag »Mission accomplished« melden können, statt zurückzutreten. Ein bisschen Häme kann nicht schaden, zumal weder die Vorsager in Berlin noch die in Frankfurt am Main, Washington oder Brüssel eine wirkliche Hilfe für die »Griechen« im Sinn hatten.

Zweifellos wird der Weg für den ärmeren Teil der Bevölkerung jetzt nicht einfacher. Griechenland ist schließlich auch ein Staat, in dem die nationalen Oligarchen und Seilschaften ihren Schnitt auf Kosten der Normalos machen. Da hat Syriza noch viel zu tun. Ein Schuldenerlass wäre als Friedensangebot aus Brüssel okay. PS: Die deutschen Steuerzahler sollten nicht auf den Hellenen herumhacken. Schließlich haben sie ganz demokratisch Kohl, Schröder, Merkel – und auch Herrn Schulz irgendwie – gewählt.


Ergänzend ein Zitat aus einem Kommentar von Tom Strohschneider, „neues Deutschland“:



(…) Es ging an diesem 5. Juli in Griechenland vor allem darum, ob eine demokratische Entscheidung gegen den eiskalten Wind der Alternativlosigkeit, gegen die »gefährlichste Idee Europas« - die der Austerität - in einem souveränen Akt möglich ist. Und sie ist es. Es ging um ein Nein zu der Krisenpolitik, die zu verteidigen sich von SPD bis Brüssel, von Bundesfinanzministerium bis Medien, eine Front aufgeschwungen hat, die dafür keine Argumente ins Spiel bringen kann - außer jenem drohenden Grollen des Status quo, der jegliche Änderung als unbotmäßig, »kommunistisch« (was sogar ein wenig lustig ist, angesichts eines im guten Sinne sozialdemokratischen Ad-hoc-Programms von SYRIZA) oder eben ideologisch hinstellen muss. (...)