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100 Jahre Roter Stern über
China
Ein Kommentar von Rainer Rupp.
Vor
einer Woche am Donnerstag begannen in der Volksrepublik China (VRC)
die Feierlichkeiten zum Hundertsten Jahrestag der Gründung der
Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) am 1. Juli 1921. Dabei war
erstaunlich, wie vehement sich in den westlichen Medien der
anti-kommunistische Beißreflex wieder durchgesetzt hat. Auch in
unseren deutschen, selbsternannten Qualitätsmedien hatten die
Kommentatoren fast ausnahmslos nur Hohn und Spott, Verleumdungen und
Verunglimpfungen für die chinesische Staats- und Parteiführung
übrig; und davon nicht zu wenig.
Hier einige Beispiele:
Die
FAZ z.B., also die Zeitung hinter der angeblich stets ein kluger Kopf
steckt, verdummte ihre Leser mit dem Titel „Kommunismus der
Wolfskrieger“, in dem sie ein düster-bedrohliches Bild über den
Aufstieg Chinas mahlte. „Xi Jinping beschwört die nationale
Wiedergeburt Chinas“ titelte der Tagesspiegel, um dem chinesischen
Staatschef anschließend fälschlicherweise zu unterstellen, er habe
in seiner Rede „die Großmachtansprüche Chinas bekräftigt“. Und
glaubte man dem Spiegel, dann tat der chinesische Präsident Xi auch
anlässlich der Feierlichkeiten zum Hundertsten Jahrestag das, was er
am liebsten tut, nämlich alle möglichen Länder zu bedrohen. –
Nur zur Erinnerung: Es sind nicht chinesische Kriegsschiffe, die im
Golf von Mexiko vor der US-amerikanischen Küste kreuzen, oder vor
den Küsten Englands, Frankreichs oder Deutschlands chinesische
Aggressionsgelüste demonstrieren. Umgekehrt wird ein Schuh
daraus.
In dem unsäglichen Spiegel-Artikel vom 1.7. mit der
Überschrift: „Präsident Xi Jinping droht – nicht nur Taiwan“
heißt es im Untertitel: „70.000 geladene Gäste, Helikopter und
Kampfjets über dem Tiananmen-Platz: China feiert 100 Jahre
Kommunistische Partei. Staatschef Xi Jinping wurde deutlich – und
sprach von der »Großen Mauer aus Stahl“. Im Text des Artikels
bringt Der Spiegel ein Foto, das junge chinesische Frauen zeigt, die
freudig lachend Fahnen ihres Vaterlandes schwenken. Ein schönes,
friedliches Bild. Das kann der geifernde Spiegel so nicht durchgehen
lassen. Deshalb setzt er mit einem gehässigen Begleittext zum Foto
dem Leser schnell die richtige Brille auf, durch die er das Bild
anschauen soll. Der Text zum Bild lautet: „China feiert 100 Jahre
KP: Kitsch, Propaganda, Drohungen“.
In einem Artikel am 4.
7. des Korrespondenten von „Die Welt“, Maximilian Kalkhof, ist
„Chinas KP, wandelbar wie ein Chamäleon“. Und Chamäleons darf
man natürlich nicht trauen und deshalb hatte Herr Kalkhof schon seit
Längerem vor den „Provokationen aus Peking“ gewarnt und deshalb
gefordert, „Europa muss bei China hart blieben“. Bereits im
Sommer letzten Jahres war der Schreiberling des „Qualitätsmediums“
Die Welt, das fest auf der Atlantik-Brücke Position bezogen hat,
noch weiter gegangen, mit der Aufforderung: „Auch Deutschland muss
die Sprache der Macht lernen, und die Vorgänge in Hongkong nicht nur
einfach hinnehmen.“
Diese Ermahnung hat sich offensichtlich
Frau Kriegsministerin Annegret Kamp-Karrenbauer (AKK) zu Herzen
genommen. Dem Vorbild der Niederschlagung der Gelben Gefahr beim
Boxeraufstand folgend, hat sie jetzt auch ein deutsches Kriegsschiff
ins Südchinesische Meer geschickt. Dort soll die deutsche
Kriegsmarine gemeinsam mit den Amerikanern Flagge zeigen und sich vor
Ort an deren Provokationen gegen die Chinesen beteiligen. Denn für
die Atlantiker in Berlin gilt immer noch das Diktum: An der Seite der
Amerikaner kämpfen heißt siegen lernen, wie der große Sieg, den
wir gerade gemeinsam in Afghanistan errungen haben.
Laut
Verlautbarung bezüglich des deutschen Abzugs vom Hindukusch, wo
bisher ja angeblich Deutschlands Sicherheit verteidigt wurde, hat AKK
mit genialem Durchblick erklärt, die Bundeswehr habe ihren
Kampfauftrag an der Seite des US-Bündnispartners erfüllt. Trotz
dieses großen Erfolgs ist die Bundeswehr aber dann doch ganz ohne
klingendes Spiel und das übliche Tscheng-Dareng-Brimborium so
schnell wie möglich sang und klanglos mit dem Schwanz zwischen den
Beinen aus Afghanistan nach Hause abgehauen, — gerade noch
rechtzeitig bevor auch der letzte Ami klammheimlich mitten in der
Nacht nach 20 Jahre das Feld seiner mörderischen Heldentaten
verlassen hat: nach 20 Jahren Bombardierung von Dörfern und
Hunderttausendfacher Tötung und Verstümmelung von Zivilisten, Alt
und Jung;
nach 20 Jahren Mord und Folter in geheimen
CIA-Gefängnissen.
nach 20 Jahren intensiver Produktion von
Millionen afghanischen Flüchtlingen
nach 20 Jahren ohne etwas
dauerhaft Positives im Land geschaffen zu haben.
Und bei all
dem hat die Bundeswehr stolz ihren Auftrag in Afghanistan an der
Seite der Amerikaner erfüllt. Übersetzt heißt das, dass die
humanitäre Bundeswehr für die zig Tausende schweren und schwersten
amerikanischen Verbrechen Beihilfe geleistet und Schmiere gestanden
hat. Aber unter Führung ihres Obersten Klein wird der Bundeswehr
zurecht auch der Massenmord an über Hundert Zivilisten,
hauptsächlich Frauen und Kindern, zur Last gelegt. Anstatt den
Oberst Klein zur Verantwortung zu ziehen ist er vom Berliner
Kriegsministerium zum General befördert und in den Ruhestand
versetzt worden.
Aber zurück zum eigentlichen Thema dieser
Tagesdosis, nämlich die Feiern zum 100. Jahrestag der Gründung der
Kommunistische Partei Chinas (KPCh). Zusammenfassend kann gesagt
werden, dass die westlichen Medien im Auftrag der bei uns
herrschenden, neo-liberalen Eliten alles darangesetzt haben, um das
Jahrhundert-Ereignis im Reich der Mitte mit abgegriffenen
Kampfbegriffen aus der antikommunistischen Propagandakiste der
westlichen Demokraturen zu besudeln.
Aber ein Blick über den
Tellerrand des transatlantischen, medialen Einheitsbreis über China,
hätte den interessierten Leser belehrt, dass dieser von Hass auf
Sozialismus verengte Blick in den meisten anderen Völkern der Welt
nicht geteilt wird. Im Gegenteil. Als Beispiel sei ein
bemerkenswertes Loblied auf die Errungenschaften der KPCh hiernach
zusammengefasst, das ausgerechnet von einem hochrangigen indischen
Diplomaten, dem Botschafter a.D. MK Bhadrakumar verfasst und am 2.
Juli 2021 in der in Asien viel gelesenen „Asia Times“ an
prominenter Stelle veröffentlicht wurde.
Aufeinander folgende
Regierungen Indiens haben in den letzten Jahrzehnten aus
unterschiedlichen Gründen nicht gerade die freundschaftlichsten
Beziehungen zu China pflegt. Umso erfreulicher ist es, dass der
ehemalige, indische Top-Diplomat im Botschafter-Rang und
international bekannte geo-politische Kommentator Bhadrakumar die
Entwicklungen in China aus der Sicht der Entwicklungsländer
beschreibt.
Für Botschafter Bhadrakumar sind die
Feierlichkeiten in Peking kein Jahrhundert- sondern ein
Jahrtausend-Ereignis. Das hat laut dem Autor damit zu tun, dass die
in Washington ansässige Weltbank schätzt, „dass die
Kommunistische Partei Chinas in den vier Jahrzehnten seit 1978
insgesamt 800 Millionen Menschen aus der absoluten Armut geholt hat,
eine Leistung und einmalig in der Menschheitsgeschichte“.
Als
der aktuell noch amtierende chinesische Staatschef Xi Jinping im Jahr
2012 neuer Generalsekretär des Zentralkomitees der KPCh geworden
war, hatten sich immer noch etwa 100 Millionen Menschen hauptsächlich
in den Randregionen Chinas unter der Armutsgrenze befunden. Xi
versprach, dass auch sie bis zum Jahr 2020 aus dieser Armutsfalle
befreit würden. „Er löste dieses Versprechen im vergangenen
Dezember ein, als China völlig frei von Armut wurde“, schreibt
Botschafter Bhadrakumar in Asia Times, um dann zu erklären, wie die
chinesische KP dieses Problem gelöst hat:
„Um das Programm
zur Armutsbekämpfung durchzuführen, suchte die KPCh von 2013 bis
2020 in den Regionen Erste Parteisekretäre aus und entsandte sie
zusammen mit regional gebildeten Arbeitsgruppen in ländliche und
abgelegene Gebiete, um jede arme Familie und jedes arme Dorf genau zu
identifizieren und gezielte Projekte landesweit umzusetzen, um ihr
Leben und ihren Lebensunterhalt umfassend und nachhaltig zu
verbessern“.
Das bedeutete also keine sozialen Almosen,
sondern Hilfe zur Selbsthilfe. Im übertragenen Sinn bedeutet das
z.B.: Ein armes Dorf bekam also keine Fische als Lebensmittelhilfe,
sondern Angeln und Netze und den dazugehörigen Teich mit einer
gesicherten Wasserversorgung, samt Instruktionen, wie man Fische
züchtet und durch Räuchern oder Pickeln haltbar macht und auf den
nächsten Markt bringt.
Zurück zum Text des indischen
Ex-Botschafters, wo es heißt:
„Es ist genau dieses
einzigartige System eines Parteienstaats, das Chinas epochalen
Aufstieg erklärt. Die KPCh ist in China allmächtig und zum Synonym
für die Nation, die Gesellschaft und ihre Politik geworden. Kurz
gesagt, die nationale Entwicklung ergibt sich aus der beharrlichen
Umsetzung langfristiger Ziele, die sich die KPCh gesetzt hat.“
„Das
System der Kommunistischen Partei basiert auf hoch gebildeten,
kompetenten Funktionären, die mit Basiserfahrung in mehreren
Provinzen an die Spitze aufgestiegen sind, die ihre nationale
Perspektive geprägt haben, was die oberste Führungsebene kollegial
macht und zur Konsensbildung in wichtigen nationalen Fragen
beiträgt.“
Wie wenig die westlichen Hofschranzen des
Neo-Liberalismus von China und dem gesellschaftlichen Stellenwert der
Kommunistischen Partei begriffen haben, wird beispielhaft deutlich,
wenn man den hysterischen Beitrag in der oft als „alte Tante“
verspotteten Wochenzeitung „Die Zeit“ vom 18. Februar 2021 liest,
in der Schreiberling Matthias Naß ganz im Stil anti-kommunistischer
Hetze den Staatschef Xi Jinping als Despoten darstellt:
„Er
hat das Sagen, immer und überall“ heißt es im Titel und im
Untertitel wird ergänzt: „Mit Xi erlebt China einen Rückfall in
die Zeiten der Ein-Mann-Diktatur“.
Mit diesem geistigen
Exkrement hat Zeit-Autor Naß gezeigt, wie willig er seinem Auftrag
zum obligatorischen China-Bashing nachkommt. Zugleich hat er seine
Unwissenheit oder – wenn er es besser weiß – seine Bereitschaft
zum Lügen unter Beweis gestellt. Denn laut Botschafter Bhadrakumar
läuft es auch auf der chinesischen Führungsebene kollegial ab und
Konsensbildung bestimmt alle wichtigen Fragen von nationaler
Bedeutung. Hier nochmals, die entsprechende Passage aus der Asia
Times:
„Das System der Kommunistischen Partei basiert auf
hoch gebildeten, kompetenten Funktionären, die mit Basiserfahrung in
mehreren Provinzen an die Spitze aufgestiegen sind, die ihre
nationale Perspektive geprägt haben, was die oberste Führungsebene
kollegial macht und zur Konsensbildung in wichtigen nationalen Fragen
beiträgt.“
Als Anmerkung möchte ich hier einwerfen, dass
es im System der von neo-liberalen Eliten beherrschten westlichen
Demokraturen unter den Anwärtern für politische Führungspositionen
eine Negativauslese gibt, bei der nicht die Besten, sondern die
Biegsamsten, denen das Wohl der arbeitenden Massen egal ist, nach
oben kommen.
Laut Botschafter Bhadrakumar ist es das
einzigartige System eines Parteienstaats, das Chinas epochalen
Aufstieg erklärt. Die KPCh ist in China zum Synonym für die Nation,
die Gesellschaft und ihre Politik geworden. Kurz gesagt, die
nationale Entwicklung ergibt sich aus der beharrlichen Umsetzung
langfristiger Ziele, die sich die KPCh gesetzt hat. Wörtlich
schreibt er:
„Die 100-Jahre Marke kennzeichnet einen
historischen Durchbruch für China, der die Vorhersagen der meisten
ausländischen Beobachter bei weitem übertrifft. Kurz gesagt, die
KPCh hat die beiden gemeinsamen Ziele erreicht, die Armut zu
eliminieren und sich gegen ständiges Mobbing durch Ausländer zu
wehren.“
„In der Tat stärkt den gesellschaftlichen
Zusammenhalt und sorgt für Kontinuität von einer Generation zur
anderen. Das jährliche Partei-Konklave im Badeort „Beidahe“
zeugt von dieser Kontinuität und Veränderung im geordneten Übergang
– etwas was keiner anderen kommunistische Partei der Welt so
konstant gelungen ist.“
„Die KPCh hat früh erkannte, dass
ihre politische Legitimität letztlich darin liegt, eine starke
Wirtschaft aufzubauen und den Lebensstandard der Menschen in einem
Klima der Stabilität und Berechenbarkeit ständig zu erhöhen. Heute
strotzt die Nation vor Hoffnung auf ein noch besseres Morgen.“
Das
konnte der KPCh nur gelingen, indem sie den ideologischen Dogmatismus
des Marxismus-Leninismus (der Sowjetunion) abgestreift hat und durch
einen “Sozialismus mit chinesischen Merkmalen” ersetzt hat, der
durch einen kontinuierlichen Prozess des Experimentierens, der
Innovation, der Korrektur und der Überwindung von Fehlern
charakterisiert ist“.
Dieser von Botschafter Bhadrakumar
beschriebene Prozess war 1978 von Deng Xiaoping eingeleitet und mit
den seither weltberühmten Worten treffend zusammengefasst worden.
“Es spielt keine Rolle, ob eine Katze schwarz oder weiß ist,
solange sie Mäuse fängt.” Damit wurde China aus der ideologischen
Zwangsjacke befreit, die z.B. während der so genannten
„Kulturrevolution“ enorme Schäden angerichtet hatte. In den
nachfolgenden Jahrzehnten begab sich die Volksrepublik China auf
einen radikal neuen Entwicklungspfad, mit dem es gelang, die
wichtigsten, tatsächlichen Bedingungen und Erfordernisse des Landes
zu jedem Zeitpunkt zu erfüllen, ohne sich jedoch von den Grundlagen
des Marxismus zu entfernen. Zweifellos hat die KPCh auch aus dem
Zusammenbruch der Sowjetunion entsprechende Lehren gezogen.
Laut
dem indischen Autor des Asia Times Artikels kann die KPCh nicht
einfach kategorisiert oder mit einer anderen politischen Partei in
der Geschichte verglichen werden. Neben ihrer breiten Mitgliederzahl
(95 Millionen) sei die Partei auch in ihren anderen Attributen
einzigartig. Sie sei nicht nur eine politische Kraft der Superlative,
sondern definiere auch Chinas institutionelle Struktur und
Staatsform. Wörtlich schreibt der Botschafter a.D., der sich auch im
politischen System des Westens auskennt:
„Anders als im
Westen, wo eine politische Partei für eine Weile das Gleichgewicht
der politischen Macht aufrechterhalten kann, hat sich die KPCh den
Auftrag erteilt, das chinesische Volk Generation für Generation zu
führen. Offensichtlich übertrifft das Wesen der KPCh eindeutig den
kognitiven Rahmen, in dem sich traditionell westliches politisches
Wissen und Erfahrung über Parteien bewegen“, so der
Ex-Botschafter, um dann auf einen Leitartikel in der großen
chinesischen Tageszeitung People‘s Daily vom Donnerstag letzter
Woche zu verweisen. Daraus zitiert er:
“In den kritischsten
Momenten der Neuzeit wandten sich die chinesischen Kommunisten dem
Marxismus-Leninismus zu. Indem sie die Theorien an Chinas
tatsächliche Bedingungen anpassten, belebten die chinesischen
Kommunisten die große Zivilisation, die von der Nation über
Tausende von Jahren mit der Macht der Wahrheiten des Marxismus
geschaffen wurde.“
“Die chinesische Zivilisation glänzte
wieder mit ungeheurer geistiger Kraft. Hundert Jahre später hat der
Marxismus China tiefgreifend verändert, während China auch den
Marxismus stark bereichert hat. Die KPCh hält die Einheit der
Emanzipation des Geistes und der Suche nach der Wahrheit sowie die
Einheit der Festigung von Tradition und Innovation aufrecht und hat
dem Marxismus ständig neue Horizonte eröffnet.”
Soweit das
Zitat aus der „People’s Daily“.
Im Gegensatz zu den
Warnungen in den westlichen Hetzschriften verhält sich China
gegenüber anderen Ländern nicht normativ. Peking präsentiert die
KPCh nicht als Modell für den Rest der Welt. Im Gegenteil, die
Experimente und Erfahrungen der KPCh werden auf chinesischem Boden
gemacht, und die Partei lässt sich von ihren eigenen Erfahrungen der
Modernisierung und von den Ressourcen der chinesischen Zivilisation
inspirieren.
Im Unterschied zu der alten und wiedergeborenen
Kolonialherren-Mentalität hierzulande, wo es schon wieder heißt:
„Am Deutschen Wesen soll die Welt genesen“, gibt es sowas weder
in der chinesischen Kultur noch in der KPCh. China zwingt keinem
anderen Land seine Lebensart oder Werte auf, wie das in so manchen
unserer „Qualitätsmedien“ behauptet wird.
Der Weg der
Kommunistischen Partei des Landes wird durch Chinas zivilisatorisches
Erbe von Tausenden von Jahren definiert, das tief im kollektiven
Bewusstsein des Volkes wurzelt. Dabei werden der Wert und die
besondere Bedeutung eines einheitlichen politischen Systems im Staat
hervorgehoben, was zerstörerischen Wettbewerb und regionale
Spaltungen verhindert und die nationale Sicherheit der chinesischen
Gesellschaft aufrechterhält. Die große Inklusivität der
chinesischen Gesellschaft, die die KPCh repräsentiert, kennt in der
Welt keine Parallele.
Vor dem Hintergrund dieser über
Jahrtausende gewachsenen Zivilisation gehören die Planspiele, die
derzeit in Washington, in der NATO und EU ausgeheckten werden, um
China gesellschaftlich und politisch zu spalten, in die Kategorie
westlicher Wahnvorstellungen. Die politischen
Halsabschneider-Methoden, die sich bei Farbenrevolutionen und anderen
westlich orchestrierten Umstürzen bewährt haben, um das avisierte
Land gewaltsam zu transformiert und in die US-geführte, neo-liberale
Weltordnung zu integrieren, funktionieren in China nicht.
Diesbezüglich befinden sich die westlichen China-Politiker
mehrheitlich in einem Verweigerungsmodus, in dem sie die Tatsache,
dass China anders funktioniert, einfach nicht wahrhaben wollen.
Aber
zurück zum Artikel von Botschafter Bhadrakumar, der vor dem
Hintergrund der zunehmend konfrontativen Politik der USA und ihrer
West-Vasallen fragt, was das alles soll.
„Worum geht es also
bei diesem indo-pazifischen Juckreiz des Westens”? Klar gesagt, es
ist die Manifestation einer hartnäckigen Rivalität, die zum Teil
ihre Wurzeln in dem obsessiven Glauben Washingtons hat, dass die USA
eine einzigartig bedeutsame Ausnahmenation ist. Hauptsächlich aber
spielt das wachsende Gefühl von (westlichem) Neid und Unbehagen eine
Rolle, dass ein anderes Land schnell aufholt und dass das den
Untergang für Amerikas globale Hegemonie bedeuten könnte.“
„Trotz
des gespielt-unbekümmerten politischen Draufgängertums Washingtons,
werden es die USA schwer haben, mit Chinas dynamischer, innovativer
und schnell wachsender Wirtschaft mitzuhalten, die gemessen in
Kaufkraftparität bereits die Nr. 1 der Welt ist.“
„Professor
Stephen Watt von der Harvard Kennedy School twitterte letzten
Donnerstag:
“Viele US-Außenpolitikexperten sind besorgt
über Chinas Aufstieg. Ich auch. Aber wie viele dieser Experten haben
darüber nachgedacht, dass China nicht an vielen Orten Kriege führt,
während es stetig an Reichtum, Macht und Einfluss gewinnt?”
Im
Grunde genommen haben sich die USA selbst in diese missliche Lage
manövriert. Die verschwenderischen US-Kriege und militärischen
Interventionen haben Billionen Dollar an nationalen Ressourcen
vernichtet, die stattdessen zur Wiederherstellung und Erneuerung der
maroden wirtschaftlichen Infrastruktur des Landes und zur Beseitigung
angehäufter sozialer Widersprüche, sowie zur Überwindung des tief
verwurzelten Rassismus hätten eingesetzt werden können, und nicht
zuletzt „auch zur Korrektur wirtschaftlicher Ungleichheiten, ganz
abgesehen von einem dysfunktionalen politischen System mit
hoffnungslos veralteten Wahlgesetzen, die die Ermächtigung der
Menschen verhindern. Man denke nur an die in den USA verbreitete
Massenarmut und fehlende medizinische Hilfe, von der fast die Hälfte
der US-Bevölkerung betroffen ist.
Aus der Rede von Präsident
Xi am Donnerstag letzte Woche in Peking geht klar hervor, dass China
entschlossen ist, nicht vor US-Mobbing und militärischen Drohungen
zu kapitulieren. Wie er es ausdrückte, trägt die chinesische Nation
keine aggressiven oder hegemonialen Eigenschaften in ihren Genen,
aber sie wird niemals ausländische Versuche zur Unterdrückung oder
Unterwerfung China zulassen. Dementsprechend beendet Ex-Botschafter
Bhadrakumar seine Überlegungen in der Asia Times mit den
Worten:
„Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der von den
Pionieren des Kommunismus in China entwickelte ‚Gründungsgeist‘
der KPCh eine Kraft sein wird, mit der man in der Weltpolitik rechnen
muss.“
Zum Schluss eine Empfehlung des Autors dieser
Tagesdosis, nämlich das Buch von Edgar Snows „Roter Stern über
China“ nochmals zu lesen. Veröffentlicht im Jahr 1939 ist es das
mitreißende, klassische Werk über die Geburt der kommunistischen
Bewegung in China des US-Zeitzeugen Snow, der Zhou Enlai und Mao
Zedong damals persönlich kannte. Daneben könnte man auch nochmals
nach John Reeds „Zehn Tage, die die Welt erschütterten,“
greifen, der packende Augenzeugenbericht eines US-Bürgers über die
russische Oktober-Revolution.
Quellen:
1
https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/100-jahre-kp-chinas-kommunismus-der-wolfskrieger-17413754.html
2
https://www.tagesspiegel.de/politik/100-jahre-kommunistische-partei-xi-jinping-beschwoert-die-nationale-wiedergeburt-chinas/27383626.html
3
https://www.spiegel.de/ausland/china-feiert-100-jahre-kommunistische-partei-xi-jinping-droht-nicht-nur-taiwan-a-614004e4-01ca-4ed5-b693-523140cc8790
4
https://www.welt.de/debatte/kommentare/plus210600269/Provokationen-aus-Peking-Europa-muss-bei-China-hart-bleiben.html
5
https://asiatimes.com/2021/07/chinas-communist-party-has-much-to-celebrate/
6
https://www.zeit.de/2021/08/xi-jinping-china-kommunistische-partei-diktatur?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.com%2F
7
http://en.people.cn/n3/2021/0701/c90000-9867484.html
8
https://www.amazon.de/Roter-Stern-über-China-chinesische/dp/3596243637
9
https://www.amazon.de/Zehn-Tage-die-Welt-erschütterten/dp/3886340929
Rainer
Rupp ist Mitglied des Beirats des Deutschen
Freidenker-Verbandes
Link zur Erstveröffentlichung bei KenFM:
https://kenfm.de/100-jahre-roter-stern-ueber-china-von-rainer-rupp/
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