Entnommen: https://rotfuchs.net/files/rotfuchs-ausgaben-pdf/2022/RF-288-01-22.pdf
RotFuchs
NATO-Aktivitäten gegen Rußland in finaler Phase
Am 15. November 2021 strahlte der Sender RT DE einen Kommentar von Anna Schafran aus, der mich zu einigen Ergänzungen veranlaßt. Die zentrale Aussage lautete: „Angesichts der militärischen Erschließung der Ukraine durch die NATO läßt Rußland den Donbass nicht alleine.“
Die Autorin stellte fest, daß die USA und die NATO die Ukraine schon lange als Sprungbrett für eine mögliche Aggression gegen Rußland betrachten. Die RAND-Corporation – eine strategische Denkfabrik der USA – hat bereits 2020 einen Bericht mit dem Titel „Rußland, die NATO und die Sicherheit am Schwarzen Meer“ veröffentlicht, in dem die Bedeutung der Schwarzmeerregion als zentraler Bereich im wirtschaftlichen und geostrategischen Interessen zwischen Rußland und dem Westen herausgestellt wird. Dieser Prozeß der Russophobisierung und Banderaisierung wurde durch Letzteren organisiert und reichlich finanziert. Washington und NATO erwarten jetzt und nicht irgendwann einen greifbaren Effekt ihrer Investitionen.
Ergänzung: Die ukrainische Armee (UkrA) wurde in den letzten drei Jahren mit westlichen Krediten, Waffenlieferungen sowie Ausbildern aus dem Westen auf eine Stärke von 250 000 Mann gebracht (mit annäherndem NATO-Standard), von denen man im April 2021 ca. 95 000 Mann an den von der Ukraine eingerichteten Fronten Donbass und Krim in Stellung gebracht hat. Dafür hat die Ukraine 40 % ihres Budgets aufgewendet.
Anna Schafran erklärte zweitens, daß sich die Aktivitäten gegen Rußland in der finalen Phase befinden, was durch die vielen geplanten und nicht geplanten sowie durchgeführten NATO-Übungen im Schwarzen Meer, an der Trennlinie zum Donbass und an der Grenze zur Krim zum Ausdruck kommt. USA, NATO und Ukraine sind von der Methode der neuro-linguistischen Programmierung – mit militärischen Drohungen und Sanktionen – zum Erproben der Gewaltkomponente übergegangen.
Ergänzung: Gleichzeitig mit der Bildung von Fronten im Osten und im Süden der Ukraine im April 2021 fand in der Südukraine und im Schwarzen Meer das Großmanöver „Defender 2021“ mit 20 000 Soldaten direkt aus den USA, mit über 8000 Mann aus den NATOStaaten sowie mehreren Tausend Soldaten aus Rumänien, Bulgarien und Georgien statt. Am aggressivsten waren die Aktivitäten der UkrA im Donbass. Dabei wurden die schweren Waffen trotz Verbot wieder an die Trennlinie herangeschoben und Donezk sowie Lugansk verstärkt unter Beschuß genommen. US- und NATO-Schiffe fuhren im Rahmen des Seemanövers „SEABREEZE“ ins Schwarze Meer ein und bedrohten aggressiv die international bestätigten Seegrenzen Rußlands rund um die Krim.
Eine dritte Aussage: Mit der militärischen Erschließung der Ukraine im Rahmen der Vorbereitung Kiews auf eine gewaltsame Konfliktlösung, dem intensiven Ausbau des vorgesehenen Kriegsschauplatzes sowie der Ausrüstung der Ukraine mit letalen NATOWaffen, fühlt sich Rußland ernsthaft bedroht und zwar „provokanter und lauter als alles, was man sich bisher vorstellen konnte“. Die militärischen Maßnahmen deutet nicht nur auf ein bloßes Wiederaufflammen der Kampfhandlungen im Konfliktgebiet, sondern auf einen Blitzkrieg zur Rückeroberung der „abtrünnigen Republiken“ DVR und LNR hin. Dabei plant die Ukraine den Einsatz aller ihr zur Verfügung stehenden Waffen und negiert internationale Vereinbarungen. Auf Opfer unter der Zivilbevölkerung wird keine Rücksicht genommen.
Ergänzung: Die Situation war für Rußland dermaßen brisant und gefährlich, daß es sich entschloß, dem Westen und der Ukraine eine Lehre zu erteilen. In viereinhalb Tagen wurden zwei kriegsfähige allgemeine Armeen, eine Panzer- und eine luftkosmische Armee sowie drei Luftlandverbände direkt an die Grenzen der Ukraine disloziert. Die Schwarzmeerflotte wurde mit Schiffen der kaspischen Flotte Rußlands verstärkt. Die USA und die EU-Kommission schätzten die Stärke dieser russischen Gruppierung auf 110 000 bis 150 000 Mann ein, eingeschlossen die Milizen der um ihre Unabhängigkeit kämpfenden Republiken Donezk und Lugansk. Zusätzlich wurden alle Zugänge zur Krim und zu Südrußland für gegnerische Streitkräfte gesperrt und Flugverbotszonen sowie Landsperrzonen um die Krim und den Donbass eingerichtet. Eine besondere Bedeutung bei diesen Handlungen Rußlands auf seinem Territorium erhielten die operativen Kräfte des Funkelektronischen Kampfes (FEK-Mittel), die an den Grenzen, auf Schiffen und in Flugzeugen über dem Schwarzen Meer gegen ukrainische und westliche Provokateure eingesetzt wurden. Rußlands Streitkräfte und die Milizen der DVR und der LVR haben die Provokationen des Westens und der Ukraine entschlossen bekämpft, ohne dabei die existierenden Grenzen zu überschreiten. Den NATO-Schiffen wurden ihre Waffeneinsatzmöglichkeiten durch russische FEK-Mittel genommen und durch Rammen sowie Warnschüsse eine Grenzüberschreitung nicht zugelassen. Mit FEK-Mitteln der russischen Armee wurden die Führungsmittel der UkrA außer Kraft gesetzt und Angreifer der Krimbrücke zurückgeschlagen. Nach den Protesten der Ukraine und des Westens zog Rußland nach zwei Tagen die Truppen auf eine Linie von ca. 400 km Abstand, bei Zurücklassung der Haupttechnik, zurück, um guten Willen zu zeigen. Der Führer der liberal-nationalistischen Partei Rußlands Shirinowski äußerte zu dieser Situation folgendes: „Rußland will keinen Krieg mit dem Westen und der Ukraine. Der Unterschied zwischen den verfeindeten Seiten besteht darin, daß der Westen zur Zeit, wie die verlorenen militärischen Kriege beweisen, nicht in der Lage ist, erfolgreich einen Krieg gegen Rußland zu führen, weil Rußland über modernste, kriegserprobte Waffensysteme und wirkungsbestätigende Syrienerfahrungen verfügt und diese zur Garantie von ,Nichtkrieg‘ einsetzen kann.“ Viertens unterstrich Anna Schafran, daß der Präsident der Ukraine Selenski das von der Ukraine umgesetzte Gewaltszenarium als einzige Möglichkeit ansieht, um sein niedriges Rating durch einen begrenzten Krieg aufzubessern, die Grenzkonflikte im eigenen Land niederzuschlagen und wieder kredit-, NATO- und EU-würdig zu werden. Mit diesem Handlungsansatz stellen die „Eliten“ in Kiew mit aktiver Unterstützung des Westens die Weichen zu einem weiteren Fiasko ihres Landes. Sie sollten nicht vergessen, daß Rußland in der Lage ist, wie die Zurückschlagung der grusinischen Aggression und aller Provokationen im Osten und Süden der Ukraine, die Vernichtung des IS in Syrien, die Friedensstiftung im Krieg zwischen Aserbaidschan und Armenien beweisen, die Ukraine wieder zur Vernunft zu bringen. Man kann davon ausgehen, daß Rußland die Millionen Landsleute und ethnische Russen in der Ukraine nicht aufgeben wird.
Ergänzung: Biden hatte verstanden und mehrere Male bei Putin um ein Treffen gebeten, was dann auch, wenngleich wenig erfolgreich, in Genf stattfand. Dabei drohten die USA Rußland mit weiteren Sanktionen, wenn Rußland sich nicht von China abwendet. Die Verlängerung des präzisierten Vertrages über Freundschaft und Zusammenarbeit zwischen Rußland und China für weitere 20 Jahre im Juli 2021 beweist, daß die ernste Beziehungskrise zwischen Washington und Moskau weiter anhält. USA und NATO haben, wie man an immer neuen Provokationen in der Region im Sommer und im Herbst 2021 sehen konnte, noch immer die unrealistische Auffassung, daß sie die militärischen Vorteile Rußlands und Chinas auf kriegswichtigen Gebieten (FEK-Technologie, Hyperschallwaffen, Luftverteidigung und Waffen für die Bekämpfung von gegnerischen Satelliten sowie bei nichtballistischen Interkontinentalraketen und Torpedotechnik) aufholen werden und damit das militärstrategische Gleichgewicht wieder zu ihren Gunsten verändern können. Das wird jedoch nicht eintreten, da Rußland und China ihre militärischen Potentiale bei ständig wachsender Wirtschaftskraft weiterentwickeln werden. Die Aktivitäten, mit welchen USA und NATO ihre durch die Niederlage in Afghanistan verlorenen geopolitischen Einflußverluste mit dem Aufbau von Stützpunkten in Mittelasien kompensieren wollen, fanden in Rußland keine Zustimmung.
Fazit: Im Kampf gegen einen immer noch vom Westen für möglich gehaltenen siegreichen Raketenkernwaffenkrieg gegen Rußland und China entwickeln sich beide Länder mit ihren Potentialen immer mehr zu Friedensgaranten und zu Partner vieler Staaten, die sich unabhängig von USA und NATO entwickeln wollen. Rußland und China benötigen bei dieser schwierigen Aufgabe die aktive Unterstützung aller Friedenskräfte. Oberst a.D. Gerhard Giese Strausberg
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