Montag, 4. Dezember 2017

Daumen hoch für "Dschermeni"

Lotti, Mitautorin von „EISZEIT-BLÜTEN“, zu dem Film „Dschermeni“



Sie schreibt, wie sehr ihr der Film in Gänze gefallen hat und was sie besonders angesprochen hat:

  1. Die Kinder sind sehr gut ausgesucht, ihr Äußeres ist ansprechend, weder süßlich noch grob, ganz natürlich, als wären sie gerade von zu Hause, Schule oder sonst woher gekommen. Sie stehen voll in ihrer Rolle und man vergisst, dass man im Kino sitzt.
  2. Ihr familiäres Milieu macht sie auch unverwechselbar. Möge es Ryet sein, deren Familie türkische Befindlichkeiten in Deutschland  weiterführen soll.. So der Großvater „Baba“, der Ryets Annehmen deutscher Lebensgewohnheiten mit der Angst konfrontiert, in dieser Lebensart könne sie weder von Deutschen noch von Türken akzeptiert werden. Der Vater möchte im Haus als türkischer Mann regieren nach außen ein weltoffener Rechtsanwalt mit Hilfe für bedrängte Ausländer sein. Einen schwulen Sohn zu haben, ist für ihn nicht fassbar. Auch die Ausgleichsversuche der Mutter sind auch zuerst von der Angst geprägt nicht alle Widrigkeiten von der Familie fernhalten zu können. Ryet ist schon zu einem bewundernswerten festen Standpunkt entwickelt, den sie  wohl unter den Kindern als auch zu den Erwachsenen vertritt. Moritz lenkt den Blick, das in behüteter Umgebung von verständnisvollen Eltern aufwächst, deren Berufsleben das Familienleben aber beeinträchtigt, die aber trotzdem ihren Sohn klug  unterstützen und der Vater als Stadtplaner und die Mutter für Ausländer verantwortlich Moritz helfen. Der Tip vom Vater über das Leben in der Stadt, aus dem dann Moritz´ Vortrag Über das Leben in Deutschland wird und sich dann durch alle Ereignisse des Films als  Basis für die wunderbaren Bilder der urbanen und natürlichen Landschaft zieht. Auch die familiären Verhältnisse von Yassir und Aminata beleuchten Probleme, die in der Ausländerdiskussion oft nicht beachtet werden, eben das Verhältnis von Yassirs Vater zur Kindergeneration, das zeigt, dass die Erwachsenengeneration Schwierigkeiten(Sprache, Eingewöhnen ..) hat. Auch sehr eindringlich ist der Hinweis auf die „unbegleiteten Jugendlichen hat und als Basis für Bewährungsproben der Kinder dient.
    Da war ich nun bei den unbegleiteten Jugendlichen, über deren sich negativ zeigenden Lebensäußerungen man voll in der Gesellschaft spricht, aber die Probleme arbeits – und dadurch mittellos zu sein, schlimme Erlebnisse verarbeiten zu müssen und  keinen Ausweg zu sehen, das ist nicht nur kindgerecht gemacht sondern das gehörte auch hinter viele Erwachsenenspiegel. Es ist auch sehr gut, dass Erscheinungen des Fremdenhasses angeschnitten werden. Gott sei dank nicht als zentrales Thema und zum Krimi herabgedrückt, sondern als eine Zeiterscheinung, die zu beheben , wie bei Janik zu erkennen , ist. Dass die Frage der Obdachlosigkeit beim Leben in Deutschland als Thema dazugehört, rundet die soziale Umschau des Filmes ab. Dieser kindgerecht, aber nicht verniedlichte oder Soziales umgehende Film, kann bei diesen Konstellationen sehr intensiv die verschiedensten kindlichen Verhaltensweisen darstellen. Da möchte ich die typische Freude von Heranwachsenden nennen, ein eigenes Gestaltungs- und Lebensfleckchen/Kommunikationswinkel(Hütte) zu haben.

    Eine ganz zentrale Freude für Kinder ist es, einen oder mehrere Freunde zu haben, wunderbar in der gegenseitigen Hilfe, ob Anpöbelei  oder Familienprobleme, sehr berührend wie Moritz seine Freunde zur Mutter, für Ausländerfragen  zuständig, schleppt, um Hilfe zu organisieren und auch sein Vertrauen, dass sie es will und kann. Auch die Vorstellungen fremder Sitten gehören zur Befriedigung kindlicher Neugier, ferne Länder… So sehr wie Kinder sich handfest streiten (gegen Jannik) so mitfühlend sind sie beim Leiden ihrer Freunde. Kinder wollen sich freuen können über ihr Erreichtes und so ist es nur legitim, dass Moritz einen sehr guten Vortrag über das Leben in Deutschland hält, dass die Eltern mit ihm zum Sport und Eis essen gehen und Aminata wieder zu ihrer so sehr vermissten Mutter in Afrika kommt. Bei Kindern soll ja immer das Gute siegen und es ist wichtig, dass sie lachen können. In der DDR – Kinderliteratur war Ottokar der Beliebteste und die Bücher am schnellsten zerlesen.
Nachdem die Heimbetreuerin Elke erst sehr scharf auf die Regeln achtend, dann die Anliegen der Kinder erkennt, die türkische Mutter um ihren schwulen Sohn kämpft und Moritz die Beachtung seiner Eltern genießt,  werden die Erwachsenen nicht als Buhmänner sondern Menschen, die genau Probleme wie ihre Kinder haben, dargestellt. Das findet man nicht so oft in der Kinder – Elterndarstellung, und das ist gerade in diesem Alter so wichtig.

Leider bin ich keine Lehrerin , ich würde mit meinen Kindern in den Film gehen oder im Fernsehen anschauen, das ist auch gelebte, sehr gut dargestellte, Sozialkunde.  Hier könnte eine Polemik Sozialkunde weitergehen.

Lotti mit so guten Gedanken an Ryet, Moritz,Yassir und Aminata.

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