Entnommen: https://linkezeitung.de/2022/10/22/was-fuer-ein-spiel-spielen-die-usa-und-deutschland-2/
Was für ein Spiel spielen die USA und Deutschland?
VERÖFFENTLICHT VON LZ ⋅ 22. OKTOBER 2022
von Thierry Meyssan – http://www.voltairenet.org
Deutschland, das gerade seine Versorgung mit russischem Gas verloren hat
und bestenfalls ein Sechstel davon in Norwegen beziehen kann, versinkt
vor unseren Augen im Krieg in der Ukraine. Es wird zum Zentrum der
verdeckten Aktionen der NATO, die letztlich gegen Deutschland agiert.
Der gegenwärtige Konflikt ist besonders undurchsichtig, wenn man die
Verbindungen zwischen US-Straussianern, revisionistischen Zionisten und
ukrainischen integralen Nationalisten nicht kennt.
Der Krieg in der Ukraine wirkt wie ein Köder. Wir sehen nur den Krieg
und haben den großen Konflikt vergessen, in dem der Krieg stattfindet.
Daher verstehen wir nicht, was sich auf dem Schlachtfeld abspielt, und
wir nehmen auch nicht richtig wahr, wie sich die Welt neu organisiert
und insbesondere wie sich der europäische Kontinent entwickelt.
Alles begann mit der Ankunft von Joe Biden im Weißen Haus. Er umgab sich
mit ehemaligen Mitarbeitern, die er während seiner Vizepräsidentschaft
kennengelernt hatte: den „Straussianern“ [1]. Diese kleine Sekte
wechselt ihre politische Farbe, entweder republikanisch oder
demokratisch, je nach der Partei des amtierenden Präsidenten. Ihre
Mitglieder, praktisch alle Juden, folgen der mündlichen Lehre des
verstorbenen Leo Strauss. Sie sind überzeugt, dass die Menschen böse und
die Demokratien schwach sind. Mehr noch: Sie waren nicht in der Lage,
ihr Volk vor dem Holocaust zu retten und werden es beim nächsten Mal
auch nicht retten können. Sie glauben, dass sie nur überleben können,
wenn sie selbst eine Diktatur bilden und die Kontrolle behalten. In den
2000er Jahren schufen sie das Project for a New American Century. Sie
hatten sich ein „Neues Pearl Harbor“ gewünscht, das die Gemüter der
Amerikaner so schockieren würde, dass es ihnen gelingen würde, ihnen
ihre Ansichten aufzuzwingen. Das waren die Anschläge vom 11. September
2001.
Diese Informationen sind schockierend und schwer anzunehmen. Es gibt
jedoch viele Bücher, die zu diesem Thema als seriös gelten. Vor allem
die Entwicklung der „Straussianer“ seit 1976, dem Datum der Berufung von
Paul Wolfowitz [2] ins Pentagon, bis heute, bestätigt weitgehend die
schlimmsten Bedenken. In Europa kennt man die Straussianer nicht, aber
die Journalisten, die sie unterstützen, kennen sie. Man nennt sie
„Neokonservative“. Man muss zugeben, dass die jüdischen Intellektuellen
diese winzige jüdische Sekte nie unterstützt haben.
Kehren wir zu unserer Geschichte zurück. Im November 2021 schickten die
Straussianer Victoria Nuland, um der russischen Regierung zu gebieten,
sich ihnen anzuschließen. Aber der Kreml reagierte, indem er einen
Vertrag vorschlug, der den Frieden garantierte, d.h. indem er nicht nur
das Strauss’sche Projekt, sondern auch die sogenannte Sicherheitspolitik
der Vereinigten Staaten in Frage stellte [3]. Präsident Wladimir Putin
hat die NATO-Osterweiterung in Frage gestellt, die sein Land bedroht,
und die Art und Weise, wie Washington weiterhin Staaten angreift und
zerstört, insbesondere im „Erweiterten Nahen Osten“.
Die „Straussianer“ haben dann Russland absichtlich provoziert, um es aus
den Angeln zu heben. Sie ermutigten die ukrainischen „integralen
Nationalisten“, ihre eigenen Landsleute im Donbass zu bombardieren und
einen gleichzeitigen Angriff auf den Donbass und die Krim vorzubereiten
[4]. Moskau, das kein Vertrauen in die Umsetzung der Minsker
Vereinbarungen hatte und sich seit 2015 auf eine globale Konfrontation
vorbereitete, sagte dann, dass die Zeit gekommen sei. 300 000 russische
Soldaten drangen in die Ukraine ein, um das Land zu „entnazifizieren“
[5]. Der Kreml geht zu Recht davon aus, dass die „integralen
Nationalisten“, die sich während des Zweiten Weltkriegs mit den Nazis
verbündet hatten, immer noch ihre Rassenideologie teilen.
Auch hier ist das, was ich schreibe, schockierend. Die Nachschlagewerke
der ukrainischen Nationalisten wurden nie in westliche Sprachen
übersetzt, einschließlich Dmytro Donzows Nationalismus. Wenn auch
niemand weiß, was Donzow während des Zweiten Weltkriegs getan hat, kennt
jeder die Verbrechen seiner Schüler, Stepan Bandera und Jaroslaw
Stetsko. Diese Leute waren dem Reichskanzler Adolf Hitler ergeben. Sie
halfen und überwachten manchmal die Ermordung von mindestens 1,7
Millionen ihrer Landsleute, darunter 1 Million Juden. Auf den ersten
Blick scheint es schwer zu glauben, dass sie mit den Straussianern und
dem jüdischen Präsidenten Selenskyj verbündet sind, wie der russische
Außenminister Sergej Lawrow es erklärt hat. Tatsächlich stellte sich der
israelische Premierminister Naftali Bennett sofort gegen sie [6]. Er
riet Präsident Selenskyj sogar, den Russen bei der Säuberung seines
Landes zu helfen. Das Kräfteverhältnis ist aber so, dass sein
Nachfolger, Yair Lapid, zwar Bennetts Ideen teilt und sich weigert,
Waffen an die Ukraine zu liefern, aber einen atlantischen Diskurs führt.
Wir erinnern uns jedoch, dass Paul Wolfowitz einen wichtigen Kongress
in Washington mit ukrainischen Ministern leitete. Er versprach damals,
den Kampf der integralen Nationalisten gegen Russland zu unterstützen
[7].
Doch die Verbindungen zwischen den ukrainischen „integralen
Nationalisten“ und den „revisionistischen Zionisten“ des Ukrainers
Wladimir Jabotinsky, sind historisch. Sie handelten 1921 ein Abkommen
aus, wonach sie sich gegen die Bolschewiken vereinigen würden.
Angesichts der langen Folge von Pogromen, die die „ukrainischen
Nationalisten“ bereits verübt hatten, provozierte die Enthüllung dieses
Abkommens, nachdem Jabotinsky in den Lenkungsausschuss der Zionistischen
Weltorganisation gewählt worden war, eine einstimmige Ablehnung der
jüdischen Diaspora. Der Pole David Ben-Gurion, der Jabotinsky‘s Miliz in
Palästina übernahm, nannte ihn einen „Faschisten“ und „möglicherweise
einen Nazi“. Jabotinsky ging danach ins Exil nach New York, wo ein
anderer Pole, Bension Netanyahu, Benjamin Netanyahus Vater sich ihm
anschloss, der dann sein Privatsekretär wurde [8].
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden der Vordenker Donzow und die beiden
Hauptmörder, Bandera und Stetsko, von den Angelsachsen vereinnahmt. Der
erste wurde nach Kanada und dann in die Vereinigten Staaten ins Exil
gebracht, trotz seiner Vergangenheit als Administrator des Reinhard
Heydrich-Instituts, das für die Koordinierung der „Endlösung“ zuständig
war [9], während die anderen beiden nach Deutschland gebracht wurden, um
im antikommunistischen Radio der CIA zu arbeiten [10]. Nach Banderas
Ermordung wurde Stetsko Co-Präsident (mit Chiang Kai-Schek) der
Antikommunistischen Weltliga, in der die CIA ihre Lieblingsdiktatoren
und Verbrecher, darunter Klaus Barbie, versammelte [11].
Kommen wir zu unserem Punkt zurück. Den „Straussianern“ ist die Ukraine
ganz egal. Was sie interessiert, ist die Beherrschung der Welt und damit
die Schwächung aller anderen Protagonisten: von Russland [ von China]
und von Europa. Das ist genau, was Wolfowitz 1992 schrieb, als er diese
Mächte als „Konkurrenten“ bezeichnete, was sie aber nicht sind [12].
Die Russen haben sich dabei nicht geirrt. Deshalb haben sie nur sehr
wenige Truppen in die Ukraine geschickt. Dreimal weniger als die
ukrainische Armee. Es ist daher töricht, die Langsamkeit der russischen
Armee als Enttäuschung zu interpretieren, während sie sich für die
direkte Konfrontation mit Washington zurückhalten.
Heute haben die „Straussianer“ zur Sabotage der Nord Stream-Gaspipelines
gedrängt. Im Gegensatz zu dem, was manche behaupten, geht es nicht
darum, die russische Wirtschaft zu ruinieren, die ja doch andere Kunden
hat, sondern die deutsche Industrie, die nicht ohne das Gas auskommen
kann [13]. Normalerweise hätte Berlin auf das Verbrechen seines
Oberherrn reagieren müssen. Aber Nein! Ganz im Gegenteil. Sobald Olaf
Scholtz im Kanzleramt eintraf, richtete seine Regierung ein
umfangreiches System ein, das darauf abzielte, „die Nachrichten zu
harmonisieren“ [14]. Sie wird von der Innenministerin, der
Sozialdemokratin Nancy Faeser, überwacht. Alle russischen Medien, die
sich an ein westliches Publikum richteten, wurden von den „Demokratien“
ab dem 24. Februar 2022 verboten, d.h. ab der Umsetzung der Resolution
2202 des Sicherheitsrats durch das russische Militär. Ab jetzt wird in
Deutschland das Zitieren dieser Resolution und das Teilen der russischen
Interpretation mit „Propaganda“ gleichgesetzt. Es ist sehr erstaunlich
zu sehen, wie die Deutschen ihre eigenen Institutionen versenken. Im
zwanzigsten Jahrhundert wurde Deutschland, das vor dem Ersten Weltkrieg
der Leuchtturm von Wissenschaft und Technologie gewesen war, in wenigen
Jahren zu einem blinden Land, das die schlimmsten Verbrechen begangen
hat. Im einundzwanzigsten Jahrhundert, als seine Industrie die
effizienteste der Welt war, blendet sich Deutschland erneut ohne Grund.
Es beschließt selbst seinen Zusammenbruch zugunsten Polens, den
Zusammenbruch der Europäischen Union zugunsten der Drei-Meere-Initiative
(Intermarium) [15].
Die Straussianer ihrerseits nutzen ihre Privilegien in Deutschland. Die
US-Militärstützpunkte genießen dort völlige Extraterritorialität und die
Bundesregierung hat kein Recht, ihre Aktivitäten einzuschränken. Als
nämlich Bundeskanzler Gerhard Schröder 2002 gegen den Strauss’schen
Krieg im Nahen Osten Stellung nahm, konnte er nicht verhindern, dass das
Pentagon seine Einrichtungen in Deutschland als Rückzugsstützpunkte für
seine Invasion und Zerstörung des Irak nutzte.
Es war im rheinland-pfälzischen Ramstein, wo sich die
Verteidigungskontaktgruppe der Ukraine traf. Die Delegierten der fünfzig
eingeladenen Staaten hatten, nachdem sie dazu gezwungen worden waren,
Kiew mit einer Vielzahl von Waffen auszustatten, Anspruch auf
Erklärungen zum Operationskonzept des Widerstands (ROC). Es geht darum,
die am Ende des Zweiten Weltkriegs eingerichteten Stay-behind-Netzwerke
zum x-ten Mal zu reaktivieren [16]. Zu dieser Zeit wurden sie zuerst von
der US-amerikanischen CIA und dem britischen MI6 geschaffen, bevor sie
in die NATO integriert wurden. Die ehemaligen Nazis und ukrainischen
„integralen Nationalisten“ waren darin die Hauptkomponente.
Das aktuelle Stay-behind-Netzwerk wird seit 2013 von der NATO an ihrem
Stützpunkt in Stuttgart-Vaihingen (Baden-Württemberg) koordiniert, wo
die US-Special Forces for Europe (SOCEUR) wohnen. Es ging darum, eine
Exilregierung zu schaffen und Sabotage nach dem Vorbild von General
Charles De Gaulle und Präfekt Jean Moulin während des Zweiten Weltkriegs
zu organisieren. Otto C. Fiala fügte die gewaltfreien Demonstrationen
hinzu, die von Professor Gene Sharp im Ostblock getestet wurden, und
später während der „Farbrevolutionen“ [17]. Erinnern wir uns daran, dass
Gene Sharp im Gegensatz zu dem, was er behauptete, immer für die
Atlantische Allianz gearbeitet hat [18]. Die erste Demonstration des
ukrainischen Stay-behind fand am 8. Oktober mit der Sabotage der
Krimbrücke über die Straße von Kertsch statt.
Übersetzung
Horst Frohlich
Korrekturlesen : Werner Leuthäusser
[1] „Russland erklärt den Straussianern den Krieg“, von Thierry Meyssan,
Übersetzung Horst Frohlich, Korrekturlesen : Werner Leuthäusser,
Voltaire Netzwerk, 8. März 2022.
[2] „Paul Wolfowitz, die Seele des Pentagon“, von Paul Labarique, Übersetzung Sabine, Voltaire Netzwerk, 31. Oktober 2004.
[3] „Russland will die USA zwingen, die UN-Charta zu respektieren“, von
Thierry Meyssan, Übersetzung Horst Frohlich, Korrekturlesen : Werner
Leuthäusser, Voltaire Netzwerk, 4. Januar 2022.
[4] Die Pläne für diesen Angriff wurden vom russischen
Verteidigungsministerium enthüllt. Sie finden Sie hier auf unserer
Website.
[5] „„Ein Haufen Rauschgiftsüchtiger und Neonazis““, von Thierry
Meyssan, Übersetzung Horst Frohlich, Korrekturlesen : Werner
Leuthäusser, Voltaire Netzwerk, 8. März 2022.
[6] „Israel fassungslos über ukrainische Neonazis“, von Thierry Meyssan,
Übersetzung Horst Frohlich, Korrekturlesen : Werner Leuthäusser,
Voltaire Netzwerk, 8. März 2022.
[7] „Ukraine: Der Zweite Weltkrieg geht weiter“, von Thierry Meyssan,
Übersetzung Horst Frohlich, Korrekturlesen : Werner Leuthäusser,
Voltaire Netzwerk, 26. April 2022.
[8] Vgl. Voltaire, actualité internationale, Nr. 8, S. 4, 30. September 2022.
[9] Ukrainian nationalism in the age of extremes. An intellectual
biography of Dmytro Dontsov, Trevor Erlacher, Harvard University Press
(2021).
[10] Stepan Bandera: The Life and Afterlife of a Ukrainian Nationalist:
Facism, Genocide, and Cult, Grzegorz Rossoliński-Liebe, Ibidem Press
(2015).
[11] „Die Globale Antikommunistische Liga, eine Internationale des
Verbrechens“, von Thierry Meyssan, Übersetzung Horst Frohlich,
Korrekturlesen : Werner Leuthäusser, Voltaire Netzwerk, 12. Mai 2004.
[12] « US Strategy Plan Calls For Insuring No Rivals Develop » Patrick
E. Tyler and « Excerpts from Pentagon’s Plan : „Prevent the Re-Emergence
of a New Rival“ », New York Times, March 8, 1992. « Keeping the US
First, Pentagon Would preclude a Rival Superpower » Barton Gellman, The
Washington Post, March 11, 1992.
[13] „Die Vereinigten Staaten erklären Russland, Deutschland, den
Niederlanden und Frankreich den Krieg“, von Thierry Meyssan, Übersetzung
Horst Frohlich, Korrekturlesen : Werner Leuthäusser, Voltaire Netzwerk,
4. Oktober 2022.
[14] «Dokumenten-Leak: Wie die Bundesregierung an einer
„Narrativ-Gleichschaltung“ zum Ukraine-Krieg arbeitet», Florian Warweg,
NachDenkSeiten, 29. September 2022.
[15] „Polen und Ukraine“, „Die Sabotage des Friedens in Europa“, von
Thierry Meyssan, Übersetzung Horst Frohlich, Korrekturlesen : Werner
Leuthäusser, Voltaire Netzwerk, 14. und 28. Juni 2022.
[16] Man lese zum Stay-behind-Netzwerk im Allgemeinen: NATO-Geheimarmeen
in Europa: Inszenierter Terror und verdeckte Kriegsführung, Danièle
Ganser, NATO-Geheimarmeen in Europa: Inszenierter Terror und verdeckte
Kriegsführung. Orell Füssli (2008). Zum Stay-behind in Frankreich:
„Stay-behind: American interference networks„, von Thierry Meyssan,
Voltaire Netzwerk, 20. August 2001.
[17] Resistance Operating Concept (ROC), Otto C. Fiala, Joint Special Operations University Press, 2020.
[18] „Das Albert Einstein Institut: Gewaltfreiheit Version CIA“, von
Thierry Meyssan, Übersetzung Horst Frohlich, Voltaire Netzwerk, 23.
Dezember 2013.
https://www.voltairenet.org/article218264.html
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