Entnommen: https://www.jungewelt.de/artikel/437657.lex-russland.html
Lex Russland
Steinmeier und das Sonderrecht
Von Arnold Schölzel
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am Freitag in seinem Amtssitz
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat am Freitag endlich in einer
»Grundsatzrede« vorhergesagt, was die »Zeitenwende«-Erfinder seit acht
Monaten wiederkäuen: »Es kommen härtere Jahre, rauhe Jahre auf uns zu.«
Aber keine Bange: Das Staatsoberhaupt verzichtet auf »Kriegsmentalität«,
es verlangt nur »Widerstandsgeist«. Der Russe steht vor der Tür, und
der Chinese bietet für einige hundert Meter staubige Kaimauer
Beteiligungsgeld an. Da steht das Land auf den Barrikaden, zumindest
seine Gazetten. Ist kostenlos und hat mit Kriegsgeilheit nichts zu tun.
Die heißt jetzt anders. Zu »Kraft und Stärke«, sagt Steinmeier, die wir
schon haben, »muss etwas hinzukommen: Wir müssen konfliktfähig werden,
nach innen wie nach außen«. Bei letzterem haben sich Steinmeier und Co.
seit dem Ende von DDR und Sowjetunion schon bemüht: Belgrad bombardiert,
Afghanistan zertrümmert, mitgeholfen, Millionen Tote im Nahen und
Mittleren Osten zu hinterlassen. Das alles und Millionen Flüchtlinge
sind kein »Epochenbruch«. Den datiert der Präsident auf den 24. Februar
2022, denn bewaffneter Demokratie- und Rechtsstaatsexport ist
regelbasiert.
Cuba Si
Aber »konfliktfähig nach innen«? Klar, 30 Jahre Krieg nach außen
bedingen 30 Jahre Krieg nach innen: mehr Armut als in »normalen«
kapitalistischen Zeiten – Steinmeier war Geburtshelfer der Hartz-Gesetze
– und mehr Repression. Zwecks Ruhe an der Heimatfront bleiben das die
zwei Seiten des Zwangsstaats, ebenfalls gewohnheitsmäßig. Das bedeutet:
Gummiparagraphen für politische, insbesondere Terrorstraftatbestände,
Wiedereinführung von Schutzhaft und Berufsverboten, Staatstrojaner für
Totalüberwachung und nicht zuletzt Aufbau eines Sicherheitsapparates,
der faschistische Mordorganisationen fürsorglich betreut, die
entsprechenden Parteien päppelt und Typen wie Hans-Georg Maaßen
präsidieren lässt.
Steinmeier möchte mehr, z. B. so etwas wie das vor einer Woche
buchstäblich bei Nacht und Nebel durch den Bundestag gepeitschte
Sonderrecht, also Willkür, zu dem, was als Volksverhetzung unter Strafe
steht. Eine Lex Russland, denn kein anderes Land begeht
Kriegsverbrechen, hat Steinmeier am Freitag amtlich bestätigt.
Faschistenfan Andrij Melnyk roch vor einer Woche sofort das Richtige und
twitterte begeistert, nun könne die Leugnung von Kriegsverbrechen, d.
h. bei ihm russischen, in der Ukraine geahndet werden. Selbst die FAZ
befand am Freitag, was Koalition und CDU/CSU fabriziert haben, bringe
»jeden Amtsrichter in die Verlegenheit«, über Fragen zu urteilen, für
deren Beantwortung internationale Strafgerichtshöfe Jahre brauchten. Die
finden leider nie in USA plus angeschlossenen Ländern Schuldige,
sondern fast ausschließlich in Afrika. Kraft deutscher Konfliktfähigkeit
dürfen deutsche Amtsrichter das bei Demonstranten abkürzen und können
Russland hinzunehmen. Gestützt auf Kraft und Stärke der
Volksgemeinschaftskoalition.
Danke für diesen Kommentar. Wenn westliche politische Akrobatiker bei ihren Beschwörungen des „Widerstandsgeistes“ zu mehr „Zusammenhalt“ gen Osten, sprich Russland und China, aufhetzen und somit ihre eigenen imperialen Machtansprüche des Profits wegen als „Friedensbotschaft“ dem zu verdummenden Volk verkaufen wollen, dann gehören sie ein für allemal vor ein internationales Kriegsgericht. Wie nach 1945! Harry Popow
AntwortenLöschen