„Der
Schütze von Sanssouci. Das Leben mit einer Göttin – Erkenntnisse
und Bekenntnisse aus acht Jahrzehnten“ - Harry Popow
Ein
Schützendasein
Buchtipp
von Elke Bauer
Ehrlicher geht es nicht. In diesem biographischen Bericht erfahren wir die Gedanken eines Zeitzeugen, eines Offiziers der NVA, der drei gesellschaftliche Etappen der deutschen Geschichte durchlebte:
- Faschismus, dargestellt an den letzten Jahren des Zweiten Weltkrieges,
- 40 Jahre DDR - vom Optimismus der Aufbaujahre bis zum Unvermögen, den Staat mit den hochgesteckten Zielen zu erhalten,
- und der Wende/ Nachwende als Negation seines bisherigen Lebens- und Menschenbildes.
Durch
die kritische Sicht auf das neue Staatsgebilde BRD sowie durch
persönliche Erlebnisse und Begegnungen lernte er die durchlebte und
erkämpfte Zeit im Staat DDR noch mehr schätzen und steht zu ihr -
trotz alledem. Das bedeutet aber nicht, dass er das Leben in der DDR
und die staatliche Ordnung nicht kritisch hinterfragt hätte und
Erscheinungen, die zum Ende der DDR führten, nicht benennt. So
entwirft er anhand seiner Biografie, seiner Erlebnisse und
persönlichen Auseinandersetzungen ein realistisches Bild vom kleinen
Land mit den hohen Ansprüchen. Damit bekommt der Leser ein
Erinnerungsbuch in die Hand, das ihn zum: "Ach ja, so war es -
war das alles schlecht?" sowohl in Ost, als auch wegen seiner
Aufrichtigkeit in West bringt. Man denke an: "Es höre jeder auf
die Flüsterungen der Geschichte" (Antoine de Saint - Exupery).
Mahnende Worte von Bertolt Brecht "Zum Volkskongress für den Frieden" (Wien 1952) sind der sinngebende Ausgangspunkt für des Autors Erkenntnisse und Bekenntnisse. Mit der Schilderung seines Lebens, der letzten Kriegsjahre, die er gebeutelt erleben musste, der Evakuierung und der Rückkehr nach Berlin 1945, die Bemühungen der Eltern, an der Gestaltung des neuen Deutschlands mitzuwirken, benennt er die Probleme der Zeit und seine heutige Sicht darauf. Er erlebte die Leistungen seiner Mutter als Dolmetscherin (sie lebte seit 1934 als gebürtige Russin in Deutschland) beim Bau des Treptower Ehrenmals (stolz, sie in der Krypta abgebildet zu sehen), als Personalleiterin und Dolmetscherin bei der SDAG Wismut in Aue und Schwarzenberg im Erzgebirge, ihre Stationen als Dolmetscherin in Berlin und Dresden, als Dozentin in Merseburg.
Er malt sehr plastisch und wahrhaftig das Bild des Neubeginns, immer dargestellt an den Handlungen seiner Familie, Freunde und Kollegen ohne in Phrasen zu verfallen. Seine Erinnerung an diese Zeit führt er weiter in seinem biografischen Bericht von der Entwicklung als Bergwerklehrling – auch unter Tage - in Zwickau, seiner beginnenden Ausbildung zum Geologen in Schwerin. Diese bricht er ab, als man ihn "überzeugt", in die KVP, später NVA einzutreten.
Mahnende Worte von Bertolt Brecht "Zum Volkskongress für den Frieden" (Wien 1952) sind der sinngebende Ausgangspunkt für des Autors Erkenntnisse und Bekenntnisse. Mit der Schilderung seines Lebens, der letzten Kriegsjahre, die er gebeutelt erleben musste, der Evakuierung und der Rückkehr nach Berlin 1945, die Bemühungen der Eltern, an der Gestaltung des neuen Deutschlands mitzuwirken, benennt er die Probleme der Zeit und seine heutige Sicht darauf. Er erlebte die Leistungen seiner Mutter als Dolmetscherin (sie lebte seit 1934 als gebürtige Russin in Deutschland) beim Bau des Treptower Ehrenmals (stolz, sie in der Krypta abgebildet zu sehen), als Personalleiterin und Dolmetscherin bei der SDAG Wismut in Aue und Schwarzenberg im Erzgebirge, ihre Stationen als Dolmetscherin in Berlin und Dresden, als Dozentin in Merseburg.
Er malt sehr plastisch und wahrhaftig das Bild des Neubeginns, immer dargestellt an den Handlungen seiner Familie, Freunde und Kollegen ohne in Phrasen zu verfallen. Seine Erinnerung an diese Zeit führt er weiter in seinem biografischen Bericht von der Entwicklung als Bergwerklehrling – auch unter Tage - in Zwickau, seiner beginnenden Ausbildung zum Geologen in Schwerin. Diese bricht er ab, als man ihn "überzeugt", in die KVP, später NVA einzutreten.
Viele
Stationen des Armeelebens an den verschiedensten Standorten in der
DDR, sein Fernstudium der Journalistik an der Leipziger
Karl-Marx-Universität, der Tätigkeit als Diplomjournalist im
Offiziersrang an Zeitungen der Armee, sie sind fest eingebettet in
das Leben der DDR-Gemeinschaft. So entsteht ein Kaleidoskop des
gesellschaftlichen Gefüges in der DDR. Bewusst reiht er sich als
„Schütze“ in die große Schar der Verteidiger des Sozialismus in
der DDR ein, indem er im Klappentext darauf verweist, dass bereits
über 900 Ehemalige und aktive DDR-Bürger ihre Erinnerungen als
wertvolle Spuren in die Vergangenheit zu Papier gebracht haben. Das
macht das Buch so umfassend.
Nach
insgesamt 32 Dienstjahren in der KVP/NVA geht er zum Fernsehen der
DDR als journalistischer Berater.
Nicht vergessen sollte man den Untertitel "Das Leben mit einer Göttin". Seine Göttin im Focus, nimmt er die wichtigste Bezugsperson in seine Schilderung auf - Cleo, seine große Liebe. Sie steht in allen Lebenslagen schön und klug an seiner Seite, sie erlebte seine Kämpfe mit, erduldend und duldend, aber auch mit kritischen Hinweisen, treu und Freude bringend, die Familiengeschicke beeinflussend.
Nicht vergessen sollte man den Untertitel "Das Leben mit einer Göttin". Seine Göttin im Focus, nimmt er die wichtigste Bezugsperson in seine Schilderung auf - Cleo, seine große Liebe. Sie steht in allen Lebenslagen schön und klug an seiner Seite, sie erlebte seine Kämpfe mit, erduldend und duldend, aber auch mit kritischen Hinweisen, treu und Freude bringend, die Familiengeschicke beeinflussend.
Das
bedeutete auch, drei Kinder, oft allein, groß zu ziehen, die in der
Wendezeit bestanden und heute tüchtig ein selbstbestimmtes Leben
führen. Dankbar stellt er diese Seite seines Lebens, die große
Liebe und die Fürsorge für die Familie dar, ehrlich und offen.
Dabei benennt er auch politisch haltlose Unterstellungen von
verschiedenen „Genossen“, die ihm besonders gegen das Ende der
DDR hin widerfuhren. Sehr lesenswert wird das Buch auch dadurch, dass
er sich nicht als fehlerfreien Menschen, sondern sowohl als kritisch
denkendes aber auch als kritisch handelndes Gesellschaftsmitglied
darstellt.
Sein
Weg nach der sogenannten Wende war steinig, er musste sich mit
Minijobs durchschlagen, wie tausende andere Bürger ebenfalls,
verließ mit seiner Frau 1996 für neun Jahre Deutschland und ging
nach Schweden.
Seit
2005 lebt er wieder mit seiner Frau in der Nähe seiner Kinder in
Deutschland, wurde Blogger und Hobbymaler, bespricht interessante
politische Sachbücher und macht seine Leserschaft mit Abhandlungen
aus linken Zeitungen bekannt. Seine Erlebnisse und Erfahrungen hält
er in selbst verfassten Büchern und Essays fest.
Er
beendet, wie immer, seine Bücher mit Originalmeinungen und
Abhandlungen seiner User zu Zeitereignissen. Besonders erinnerlich
ist mir die Erzählung vom "Der Mensch vor dem Supermarkt",
die Abhandlungen "Lügenpresse", "Staatsferne"
und "Ehe alles zerbricht".
Beigefügte private Fotos erhöhen die Authentizität des Buches. Es ist durch sein breites Spektrum des DDR - Lebens, ob seiner Ehrlichkeit und Vielfalt, interessanter Schauplätze und kritischer Sichten, eine sowohl unterhaltsame als auch nachdenklich machende Lektüre. Der Schütze steht hier für´s Ganze, poetisch erweitert durch das Bild des Bogenschützen von Sanssouci.
Beigefügte private Fotos erhöhen die Authentizität des Buches. Es ist durch sein breites Spektrum des DDR - Lebens, ob seiner Ehrlichkeit und Vielfalt, interessanter Schauplätze und kritischer Sichten, eine sowohl unterhaltsame als auch nachdenklich machende Lektüre. Der Schütze steht hier für´s Ganze, poetisch erweitert durch das Bild des Bogenschützen von Sanssouci.
Harry
Popow: „Der Schütze von Sanssouci. Das Leben mit einer Göttin –
Erkenntnisse & Bekenntnisse aus acht Jahrzehnten“, Taschenbuch,
356 Seiten,
Farbfotos,
Druck
und Verlag: dbusiness.de gmbh, Greifswalder Str. 152, 10409 Berlin,
ISBN 978-3-94683-729-9, Copyright
© 2016, Email:
Preis:
12,95 Euro
Zur
Rezensentin: Elke Bauer, geb. 1939,
Bibliothekar an allgemeinbildenden Bibliotheken der DDR/ Fachschule
für Bibliothekare Leipzig 1961,
Diplomkulturwissenschaftler/Universität Leipzig 1970, Bibliothekar
in ltd. Funktion bis 1991, Aufbau einer eigenen Buchhandlung,
selbstständige Buchhändlerin 1991 bis 2001, Rentnerin, ab 2011 in
München lebend. (Dieser
Buchtipp
wurde mit ausdrücklicher Genehmigung der Autorin veröffentlicht.)
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