Mai 45
Was wusste ich von Krieg,
von Tod, mit meinen drei
Jahren,
ich sah die Ängste der
Mutter,
fror in der Kälte des
Bunkers
Bist du ein Soldat, fragte
ich,
und der Soldat lachte, was er
sagte, begriff ich nicht, sah
nur
den leuchtend roten Stern
Fort zog mich die Mutter,
dann
eine große Stille,
nur in den Ruinen zwitscherte
ein kleiner grauer Vogel
Tag der Befreiung
Der achte Mai – kein Tag
wie jeder Tag.
Ich war ein Kind, da war der
Krieg am Ende.
Die Stille dröhnte wie ein
Hammerschlag,
viel Hoffen nun, dass man die
Lieben fände.
Berlin ein Leichenfeld. So
schwarz der Rauch.
Ich weiß noch, dass da auch
die Spatzen schwiegen.
Der Tag war schön, ein
warmer Frühlingshauch,
als stumm-erschöpft wir über
Trümmer stiegen.
Der Russe wird sich rächen,
hieß es bald:
Ich sah die Rotarmisten Brot
verteilen.
Die Menschen drängten sich
auf dem Asphalt,
im Arm das Brot – so sah
ich sie enteilen.
Inzwischen ist so viel mit
uns geschehen.
Und wer weiß noch, was
damals wirklich war?
Dem Tode konnten wir noch mal
entgehen –
das
ist so vielen Menschen nicht mehr klar.
Und wieder haben wir den
achten Mai,
den Tag, der die Befreiung,
Leben brachte,
das Ende aller Furcht und
Barbarei,
den Tag, an dem sogar die
Sonne lachte.
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