Zitiert aus:
http://das-blaettchen.de/2015/01/psychosoziale-wurzeln-„rechter“-bewegungen-31366.html
18. Jahrgang | Nummer 1 | 5. Januar 2015
Psychosoziale Wurzeln „rechter“ Bewegungenvon Andreas Peglau
...“Eine demokratische Erziehung und Bildung hat sich trotz der 68er-Bewegung nicht durchgesetzt, schon gar nicht eine demokratisch aufgebaute Wirtschaftssphäre: Das Arbeitsleben der meisten BRD-Bürger ist weiter streng autoritär geregelt. Gerade in letzter Zeit hat sich gezeigt, wie sehr sich der gesamte BRD-Staatsapparat autoritär unterordnet: unter Konzerne und Banken sowie unter das imperiale Streben der USA. Sich dem unterzuordnen beziehungsweise anzuschließen, verlangt, verbrecherischen Kriegshandlungen wie im Irak oder in Afghanistan zuzustimmen oder sich sogar daran zu beteiligen. Schon die Zustimmung setzt hier ein hohes Maß an Verdrängung oder Zynismus oder Untertanengeist voraus oder – psychoanalytisch formuliert – eine „Identifikation mit dem Aggressor“. Für die im Sinne der Auftraggeber erfolgreiche Beteiligung als Soldat sind zudem Gefühlsabspaltung und die Bereitschaft zu töten unerlässlich.
Im Sinne von Wilhelm Reich und Erich Fromm müssen wir daraus schließen: Unsere Gesellschaft hat ein Interesse an satten Kleinbürgern, dumpfen Mitläufern und an einem jederzeit auf möglichst beliebige Ziele ausrichtbaren Zerstörungspotential. Deshalb erzeugt sie massenhaft, nicht zuletzt per Erziehung und Medienmanipulation, die dazu passenden seelischen Störungen – und gefährdet so, was tatsächlich an demokratischen Errungenschaften aufgebaut wurde.
Es wäre daher naiv, Pegida oder Parteien wie die ukrainische „Swoboda“, die griechische Morgenröte oder die NPD als bloße Minderheiten zu sehen. Solche Gruppierungen repräsentieren tradierte psychosoziale Strukturen, die offen „rechten“ Parteigänger sind dabei nur „Symptomträger“ einer psychosozialen Störung, mit der längst auch andere, sich als liberaler oder gar „links“ Verstehende, „infiziert“ wurden. Ähnlich einer Seuche können diese Symptome, zum Beispiel infolge zunehmender Verarmung und steigender sozialer Unsicherheit – also exakt jener Entwicklung, die uns der Neoliberalismus gerade beschert – rasant um sich greifen. Die zuvor als kulturell recht hochstehend angesehenen Deutschen haben es in den 1930er Jahren vorgemacht.
Die zunächst sympathisch klingende Losung „Deutschland ist nicht Pegida“ führt also in die Irre. Deutschland ist auch, und in nicht geringem Maße, genau das: Pegida. Es wäre verantwortungslos, das zu ignorieren.
(Anm. d. Red.) – Laut einer Forsa-Umfrage vom Dezember 2014 finden 29 Prozent der Deutschen Pegida nachvollziehbar, 13 Prozent würden mitmachen…“
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