Samstag, 21. Oktober 2017

Sensation im Filmtheater Babylon

Die Taube im Babylon

Ich suchte sehr lange nach dieser Taube, denn sie wurde verschwunden. Weder im Fernsehen gesehen noch in den „Qualitätsmedien“ erwähnt. Man schien sie vermisst, oder doch besser verjagt zu haben aus dem Gedächtnis der Menschen. Und heute, genau am 21. Oktober des Jahres 2017 wurde ich fündig. Im Kino Babylon. Da saß ich nun auf Einladung meiner so treuen und tollen Neuen Rheinischen Zeitung im großen Saal, der voll gerammelt war. Eingeladen hatten die DKP, der Förderverein RotFuchs und der SDAJ. Mein Blick zur Tribüne. Und da stockte mir der Atem: Da war sie, die Taube. Auf einer großen Leinwand. Sie saß in der so wohlbekannten roten Sichel mit dem so wohlbekannten Hammer. Über dem allen die Erinnerung daran, dass wir nunmehr den 100. Geburtstag des Roten Oktober begehen. Tolle und inhaltsreiche Reden, Gesang und Gedichte, wo auch Bert Brecht und andere Publizisten und Dichter mit ihren politischen Erkenntnissen und Bekenntnissen nicht fehlten. So auch „Partisanen vom Amur“.

Durch's Gebirge durch die Steppen zog
Unsre kühne Division:
Hin zur Küste dieser weißen,
Heiß umstrittenen Bastion:|

Rot von Blut wie unsere Fahne
war das Zeug. Doch treu dem Schwur-
stürmten wir, die Eskadronen,
Partisanen von Amur. -

Kampf und Ruhm und bittere Jahre!
Ewig bleibt im Ohr der Klang,
das Hurra der Partisanen,
als der Sturm auf Spassk gelang.

Klingt es auch wie eine Sage,
kann es doch kein Märchen sein:
Wolotschajewska genommen!
Rotarmisten zogen ein.

Und so jagten wir das Pack zum Teufel,
General und Ataman.
Unser Feldzug fand sein Ende
erst am Stillen Ozean.

Im Saal nicht nur Graubärte, die dieses Lied ja wohl kannten, sondern auch viele Jugendliche. Neben mir johlte es, man sang die Strophen mit, und nicht nur von diesem Text, auch von anderen Kampfliedern. Welch ein glücklicher Moment. Denn es geschah sehr Außerordentliches: Die Friedenstaube wurde wieder flügge, ganz nach dem Motto, das diese Konferenz prägte: REVOLUTION IST ZUKUNFT


Harry Popow

Lottis Meinung:
Harry, Du hast ein wunderbares Erlebnis gehabt, Du hast anknüpfen können an die Zeiten, in denen wir voller Zukunftsfreude auch das Lied gesungen haben. Zuletzt habe ich es mit Freunden vor ein paar Jahren gesungen. Hab vielen Dank für Deinen Hinweis, ich glaube, da wäre ich auch mit Begeisterung dabei gewesen. Das gibt uns unsere Festigkeit, in unserer Kindheit angelegt und uns immer Kraft gebend begleitend, unsere Glut, um die man uns beneidet und die sich nicht löschen lässt - von niemandem.

ALEX schrieb:
Als ich vorhin im Blog davon las und den Text der "Partisanen vom Amur" sah, kamen mir Erinnerungen. Nicht nur daran, dass wir das alte russische Kampflied oft schon 1952 in der KVP und später in der NVA sangen. Aber nach der großen Rückwärtswende 1990 dann nicht mehr. Es gab dazu keine Anlässe. Heute jedoch kam eine Erinnerung. Es war 1999 oder 2000 am Ausgang U-Bahnhof Kurt-Schuhmacher-Platz in Berlin. Im Ausgang ein russisches Paar. Mann und Frau. Er mit Akkordeon und sie mit heller Stimme spielten und sangen diese beiden Strassenmusikanten in der U-Bahnstation das Lied der Partisanen vom Amur. Als ich einstimmte und wir gemeinsam "und so  jagden wir das Pack zum Teufel" sangen, die Russen und ein Deutscher, und das im "tiefen Westen". Das klang gut. Nicht wehleidig. Freudig. Optimistisch. Kämpferisch.
Danke für den Text. Danke für die Erinnerung. Der Mensch lebt von der Erinnerung. Sie führt zur Besinnung.

(Lotti und Alex sind Mitautoren im DDR-Erinnerungsbuch "EISZEIT-BLÜTEN")

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