Sonntag, 30. April 2017

Vom Triumph des Sinnvollen

30.04.2017
Unvermeidlich Gegensätzliches

Es gibt Tage – wer erlebte sie etwa nicht - , an denen Freud und Leid sehr dicht beieinander liegen. Es war am Freitag, den 28. April 2017. Bevor ich mich zu einer Vernissage eines Freundes begebe, zu der er für 20 Uhr unter dem Motto „aufmeine ART“ Freunde und Bekannte eingeladen hatte, sah ich im Abendprogramm des rbb ein Interview mit dem Traumaexperten und Schriftsteller Dr. Georg Pieper. Der gute Mann hat ein Buch über die zunehmende Angst in der Gesellschaft geschrieben: „Die neuen Ängste.“ Was dann auf die Fernsehzuschauer herabrieselte, war nichts weiter wie ein Zustandsbericht, das Aufzeigen von Symptomen. Kein Wort zu Ursachen, erst recht keine Silbe zu Lösungen, es sei denn der Rat vom Autor, in sich zu gehen, Ruhepole zu suchen, der Angst zu widerstehen. Und der Moderator? Keine Frage diesbezüglich an seinen Gesprächspartner. Ist das noch aufklärender Journalismus? Eine himmelschreiende Flachheit, die dem denkenden Menschen nichts, aber auch gar nichts abfordert. Wie und warum denn auch, nicht wahr?


Bei der Vernissage wurde ich entschädigt. Was da an Gemälden, an Farbigkeit, an Hintergründigem und zum Nachdenken aufforderndem Abstrakten, aber immer auch verbunden mit Gegenständlichem entgegen strahlte, einem förmlich die Luft zum Atmen nahm, das wollte erst einmal verarbeitet werden. Der Zwang zum Nachdenken! Du stehst vor diesen Kunstwerken, die – laut Laudatio von Herrn Dr. phil. Mischka Dammaschke – in die Nähe eines Pablo Picasso zu sehen sind – und guckst und guckst... So eine geistige Herausforderung, wie man sie sich in diesen sehr schlimmen Zeiten von neuerlichen Kriegsgefahren in millionenfacher Vervielfältigung nur wünschen kann, verbunden mit aktiver Gegenwehr. Der Maler Peter L. tut es, auf seine ganz eigene Art. Es ist ein Sehender, der er als Fotograf und nun als Maler seine Weltanschauung präsentiert, so zum Beispiel mit der Sonne im Mittelpunkt als Freude spendendes, mit einer Andeutung eines guten zu Hause und schließlich u.a. mit der Darstellung einer Riesenbombe, die symbolisch alle Vögel und Tauben wirr auseinanderstieben, zu Tode kommen lässt. Eben Krieg und Frieden. Das ist es, was den Maler und die Besucher der Vernissage innerlich verbindet. Und die Vermeidung und sogar wissende Ignorierung dieses Zusammenhangs in den Medien, man kann das getrost verallgemeinern, ist es, was die Kapitalmacht und die Menschen immer weiter auseinandertreiben lässt. Nur – wie viele merken das? Und tun was dagegen? Aber: Der Maler hat viele Freunde. Gleichgesinnte.
Harry Popow


Hinweis: Die Ausstellung ist vom 29. April bis 02. Juli 2017 stets ab 9 Uhr in der Kulturgießerei, An der Reihe 5, 15566 Schöneiche, zu sehen.

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