Von Hans-Dieter Schütt
18.04.2017
Kultur
Der Zug der Zeit
Ostermärsche, die Kraft der Masse und der Traum vom gewaltigen Protest
Die Ostermärsche waren immer eine Kraft, ein Zeichen. In diesem Jahr waren sie nicht ganz so eine Kraft. Ein Zeichen schon. Für Widerstand - aber auch für abgedämpfte Energien?
Ein prinzipieller Tatbestand drückt. Nach einem hochideologisierten 20. Jahrhundert und dessen hierarchischen Zusammenbrüchen geriet kollektiver Enthusiasmus beträchtlich ins Zwielicht. Einerseits heilsam - denn US-Soziologe Richard Sennett spricht vom Auftrag der Demokratie, »das Individuum aus den Lockungen jeder Vermassung herauszulösen«. Aber ist Masse nicht gerade jetzt nötig? Gegen ungehemmt betriebenen Kapitalismus? Gegen Trump? Gegen Assad? Gegen Assads Gegner? Gegen Putin? Gegen Fremdenhass? Von der »organisierten Verlassenheit« des Menschen sprach Hannah Arendt; sie meinte dies als Ausgangslage für totalitäre Herrschaft und konnte noch nicht im Sinn haben, dass es einen Totalitarismus der medial bestimmten und konsumistisch dirigierten Gesellschaftsstrukturen geben würde, der auch aufs politische Bewusstsein drückt. Indem er kritisches Weltverhalten abdämpft, Menschen vereinzelt, sie ins allgemein Mittige zurückwirft, wo dann zwar Watte wächst, aber nicht Wut. Und wenn Wut, dann großenteils nur, um den Kopf gegen die eigenen vier Wände zu schlagen.
(...)
usw., usw.
Leserbrief vom 18.04.2017:
Was soll man von einem Menschen halten, der sich Brandbekämpfern bewusst in den Weg stellt, Herr Hans-Dieter Schütt? Ihn ignorieren? Allein schon damit würde man einem Verbrechen Hilfestellung geben, würde man seine eigene Schuld an den Folgen nie loswerden, selbst nicht in nächtlichen Träumen! Altersschwäche? Irrsinn? Unheilbar...
Gruß von einem 80-jährigem, der noch kein Narr ist.
Harry Popow
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