Entnommen: https://www.kommunisten.de/rubriken/internationales/8274-der-globus-brennt
Der
Globus brennt
13.08.2021: Feuer rund um das
Mittelmeer, in Nord- und Südamerika, Afrika, Asien und Australien ++
Das Schmelzen von Grönlands Gletscher geht unaufhaltsam weiter ++
Auf der anderen Seite der Wetterextreme: sintflutartige Regenfälle
und gewaltige Stürme ++ "Es ist zu spät, den unkontrollierten
Klimawandel zu stoppen. … das, was wir 'Zivilisation' nennen –
könnten sich auch auflösen", meint der Nachhaltigkeitsforscher
Jem Bendell ++ Der Imperialismus des 21. Jahrhunderts ist die
exterministische (ausrottende) Phase des Kapitalismus, schreiben John
Bellamy Foster, Hannah Holleman und Brett Clark in dem anhängenden
Artikel.
Griechenland brennt, Sizilien brennt, die Türkei
brennt, Algerien brennt - Feuer rund um das Mittelmeer. Neben den
südlichen Ländern Europas brennt es auch in Nord- und Südamerika,
Afrika, Asien und Australien. Die grünen Lungen der Welt - Amazonien
und Sibirien - ersticken im Rauch. Knapp 50 Grad Celsius auf dem
50sten Breitengrad in Kanada oder 48,8 Grad in Sizilien - glühend
heiße Luft macht das tägliche Leben zur Qual und zerstört die
Ernten. Das Schmelzen von Grönlands Gletscher geht unaufhaltsam
weiter. Auf der anderen Seite der Wetterextreme: sintflutartige
Regenfälle und gewaltige Stürme. Dass die Klimakatastrophe auch in
der Bundesrepublik längst angekommen ist, zeigen einmal mehr die
Juli-Fluten. Trockneten die letzten drei Dürresommer den Boden bis
in tiefe Bodenschichten aus, kam nun das Wasser.
Klar ist, die
immer häufiger und stärker auch auf Europa treffenden Katastrophen
sind nur der Anfang des globalen Klimawandels. Noch drastischere
Verwerfungen werden auf die Menschheit zukommen. Sie werden Zündstoff
sein für neue Konflikte um Wasser, Boden und andere Ressourcen, vor
allem im Globalen Süden, sie werden Treibstoff sein für bestehende
Konflikte weltweit, auch für Migrationsbewegungen. Fast 31 Millionen
Menschen wurden im letzten Jahr von Naturkatastrophen vertrieben,
meist im eigenen Land. Sie flohen vor dem Zyklon Amphan in Asien oder
wurden in Zentralamerika und der Karibik Opfer von Wirbelstürmen.
Wegen Überschwemmungen mussten in Afrika und dem Mittleren Osten
Millionen ihre Häuser verlassen. Die Toten im Zusammenhang mit den
Katastrophen im Globalen Süden sind vielfach ungezählt.
Die
immer schnellere Abfolge von Extremwetterereignissen, hier und
weltweit, ist eine Folge der Erderhitzung. Wetterextreme wie
anhaltende Starkregen und Hitzewellen werden zukünftig immer
häufiger auftreten, sagt der Weltklimarat in seinem jüngsten
Bericht. In neun Jahren könnte der Anstieg der globalen
Mitteltemperatur 1,5 Grad überschreiten, prognostiziert der
Weltklimarat – und warnt vor nie erreichten
Extremwetterereignissen. Der Trend lässt sich nur
verlangsamen.
Grundsätzlich neu sind die Erkenntnisse über
die absehbare Entwicklung des Klimas auf der Erde nicht, die der
jetzt vorgestellte erste Teil des sechsten Sachstandsberichts des
Weltklimarats IPCC zusammenfasst. [1] Neu ist die größere
Genauigkeit der Klimamodelle, die auch regionale Prognosen möglich
machen. Vor allem aber ist neu, dass manch Szenario der früheren
Berichte wohl bei Weitem zu optimistisch war. Denn wesentliche
Veränderungen sind bereits unumkehrbar: das Abschmelzen des Eises in
der Arktis, das Ansteigen des Meeresspiegels, die Versauerung der
Ozeane. Hier sind Prozesse in Gang gesetzt, die selbst bei einem
sofortigen Stopp der Produktion von Treibhausgasen nicht in wenigen
Jahren wieder aufhören. Das Ziel des Pariser Klimaabkommens, die
globale Temperaturerhöhung möglichst auf 1,5 Grad gegenüber der
vorindustriellen Zeit zu begrenzen, wäre inzwischen nur noch mit
extremen Maßnahmen erreichbar. Doch die herrschende Politik und die
Konzernlobbyisten die Fossil-Industrie haben nicht nur in der
Vergangenheit unentwegt gebremst und verharmlost - sie werden dies
auch künftig tun. (siehe z.B.: Klimagipfel der G20. Der Berg kreißte
und gebar eine Maus)
Dabei kommt die Entwicklung nicht
überraschend. So warnt Professor Jem Bendell,
Nachhaltigkeitsforscher an der University of Cumbria in
Großbritannien, seit Jahren, "dass es zu spät ist, den
unkontrollierten Klimawandel zu stoppen" und dass "wir uns
auf zerstörerische und unkontrollierbare Ausmaße des Klimawandels
zubewegen, die Hunger, Zerstörung, Bevölkerungswanderungen,
Krankheiten und Krieg mit sich bringen werden".
"Es
ist zu spät, den unkontrollierten Klimawandel zu stoppen. … das,
was wir 'Zivilisation' nennen – könnten sich auch auflösen"
Jem
Bendell, Nachhaltigkeitsforscher
Jem Bendell forderte
bereits 2018 auf, "zu erkennen, dass der gesellschaftliche
Zusammenbruch bereits im Gange ist, aber ungleich verteilt" und
verweist darauf, "dass bereits Millionen von Menschen
schrecklich unter dem Klimachaos leiden". So durchlitt Indien im
Sommer 2018 eine noch nie dagewesen Hitzewelle mit Temperaturen von
bis zu 50 Grad Celsius. Und die kaum erträglichen Temperaturen
werden in den nächsten Jahrzehnten wohl noch weiter steigen.
Doch
Bendell sieht den Zusammenbruch nicht nur im globalen Süden. "Wenn
man sich die aktuellen klimatischen Veränderungen, die steigenden
Emissionen und die Zerstörung von Lebensräumen, die biologischen
Auswirkungen, die wärmenden Rückkopplungen, die
landwirtschaftlichen Auswirkungen, die Langsamkeit der Reaktion, die
Unnachgiebigkeit des Kapitalismus und seiner abhängigen
Politiker*innen, die kulturelle Abhängigkeit von Fortschritts- und
Kontrollideen und die Zunahme von Schuldgefühlen ansieht, die die
Realität vermeiden und Unwissenheit und Hass fördern, dann denke
ich, dass ein Zusammenbruch wahrscheinlich oder fast sicher ist."
"Unsere Verhaltensnormen – das, was wir 'Zivilisation' nennen
– könnten sich auch auflösen", schreibt er in der Studie
"Deep Adaptation: A Map for Navigating Climate Tragedy"
(deutsche Übersetzung hier:
lifeworth.com/DeepAdaptation-de.pdf)
Der Imperialismus
des 21. Jahrhunderts ist die exterministische (ausrottende) Phase des
Kapitalismus.
John Bellamy Foster, Hannah Holleman und Brett
Clark
Der Klimawandel ist eine planetarische Angelegenheit
und erfordert einen globalen Aufstand der Menschheit, um die
kapitalistische Machtstruktur zu überwinden, die versucht, das
fossile Brennstoffsystem und das gegenwärtige System der maximalen
Umweltzerstörung und menschlichen Ausbeutung endlos zu verfestigen,
schreiben John Bellamy Foster, Hannah Holleman und Brett Clark in dem
bereits früher auf kommunisten.de veröffentlichten Artikel
"Imperialismus im Anthropozän- die ausrottende Phase des
Kapitalismus".
Hier geht es zu dem Artikel: Imperialismus
im Anthropozän- die ausrottende Phase des
Kapitalismus
Anmerkungen:
[1]
https://www.nd-aktuell.de/artikel/1155389.neuer-ipcc-bericht-diese-dekade-ist-entscheidend.html
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