Lässt der Ami die zarte Europa mit ihrem Ukro-Baby im Regen stehen?
VERÖFFENTLICHT VON LZ ⋅ 11. NOVEMBER 2024 ⋅ HINTERLASSE EINEN KOMMENTAR
von Rainer Rupp – https://apolut.net/
Die Lage der Ukraine auf dem Schlachtfeld wird immer verzweifelter.
Zugleich spiegeln die öffentlichen Reaktionen und Schuldzuweisungen für
diesen Zustand innerhalb des kollektiven Westens die komplexe Natur
internationaler Bündnisse wie der NATO wider, besonders in Kriegszeiten.
Dabei hat die vorsichtige Gratwanderung der USA im Umgang mit den
Verbündeten weiteren diplomatischen Mutmaßungen und Spannungen Tür und
Tor geöffnet. Zumal schon vor der Wiederwahl Trumps in Washington
zunehmend die Tendenz zu beobachten war, die Verantwortung für die
Ukraine an die EU und Europa-NATO abzuschieben und sich ganz auf China
zu konzentrieren. Diesbezüglich ist ein jüngst in der US-Zeitschrift
National Review erschienener Artikel von John O’Sullivan interessant.
In dem Artikel setzt sich der Autor mit den bekannten, inzwischen
abgedroschenen Argumenten für die weitere Unterstützung der Ukraine bis
zum Sieg auseinander. Was jedoch den Artikel interessant macht, ist der
Stein des Widerspruches, den er losgetreten hat, und der inzwischen
andere Steine mitgerissen hat und zur Lawine zu werden droht. Ein
Beispiel dafür kann man auf der „Webpage of American Greatness“ vom 28.
Oktober lesen, mit dem Titel „Regional Conflict vs. World War III?“, zu
Deutsch „Regionaler Konflikt oder Dritter Weltkrieg?“, mit dem
Untertitel: „Die USA können nicht alles allein machen, und je früher die
Europäer erwachsen werden und das erkennen und dann entsprechend
handeln, desto besser wird es ihnen – und uns – gehen.“
Im Text erörtert O‘ Sullivan, ob die USA Europa gegen eine russische
Bedrohung unterstützen sollten und wenn ja, ob sie dies zum Nutzen
Europas oder in erster Linie zum eigenen Nutzen tun sollten. Im
Folgenden sind die wichtigsten Argumente aus diesem Artikel
zusammengefasst:
1. In Bezug auf die europäische Verantwortung und militärische
Bereitschaft wird die Frage aufgeworfen, warum die europäischen Länder
nicht besser vorbereitet sind, sich zu verteidigen, wenn die Bedrohung
durch Russland angeblich so unmittelbar bevorsteht. Das
Bruttoinlandsprodukt der USA übertrifft das der Europäer inzwischen
deutlich, was zum Teil darauf zurückzuführen ist, dass die EU mit
regulatorischen Beschränkungen nicht nur die Entwicklung von
US-Unternehmen, sondern ganz allgemein Europas wirtschaftliche Expansion
hemmt.
2. Das derzeitige Wirtschaftsmodell Europas wird als weniger robust als
das der USA angesehen, und es wird vorgeschlagen, dass Europa seinen
Verteidigungsbedarf besser decken könnte, wenn es sich mehr auf die
freie Marktwirtschaft einlassen würde. Der Text deutet jedoch an, dass
dieser Wandel wahrscheinlich nicht so bald, wenn überhaupt, eintreten
wird.
3. Die europäische Neigung, sich auf die Unterstützung der USA zu
verlassen, könnte die amerikanischen Steuerzahler und künftige
Generationen belasten. Europas mangelnde militärische Bereitschaft
deutet darauf hin, dass es sich allzu sehr auf die Unterstützung der USA
verlässt. Als Länder mit besonders schwachen militärischen Fähigkeiten
werden insbesondere Großbritannien, Frankreich und die baltischen
Staaten identifiziert.
4. Eine weitere vorgeschlagene Strategie für die USA, ohne Krieg
Russland in die Knie zu zwingen, besteht darin, die heimische
Ölproduktion zu erhöhen, was zu einer starken Senkung der weltweiten
Energiepreise und damit zu einer Verringerung der Einnahmen Russlands
führen könnte. Eine Senkung der Ölpreise würde auch andere verfeindete
Staaten wie Iran treffen, ohne dass die USA direkt militärisch
eingreifen müssten.
5. Den USA rät der Artikel, sich mehr auf China zu konzentrieren, das
eine größere Bedrohung für die amerikanischen Interessen darstellt als
Russland, und die militärischen Ressourcen von Europa nach Asien zu
verlagern. Während Russland weiterhin Anlass zur Sorge gibt, werden
Chinas angebliche „globale Ambitionen“ als dringlicher dargestellt.
6. Europäische Autonomie: In dem Text wird dafür plädiert, dass Europa
mehr Verantwortung für seine eigene Verteidigung übernimmt, da es, wenn
die USA weiterhin ohne Gegenleistung militärische Unterstützung leisten,
keinen Anreiz hat, mehr Geld für seine eigene Verteidigung auszugeben.
Letztendlich impliziert der Text, dass ein gewisses Maß an US-Hilfe für
Europa zwar gerechtfertigt sein mag, die USA ihre Ressourcen jedoch
vorrangig in Richtung China einsetzen sollten. Damit ließe der
amerikanische Macho, nachdem er hier auf dem alten Kontinent das
Europäische Haus ramponiert hat, die zarte kleine Europa mit dem
hässlichen Baby Ukraine im Arm allein im Regen stehen und setzt sich
über den Atlantik ab.
https://apolut.net/lasst-der-ami-die-zarte-europa-mit-ihrem-ukro-baby-im-regen-stehen/
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