Hanna´s
Meinung zur Rezi 68er
Hallo Harry, ich habe ja einige „Achtundsechziger“ kennengelernt. Wenn du mich fragst: Sie begannen als junge Wilde und endeten als praktische Bettvorleger mit Werkvertrag. Das Problem, das sprichst du in deiner Rezension nicht an, scheint mir der permanente Antikommunismus gewesen zu sein, dem alle Beteiligten zustimmten. Kunststück, der Antikommunismus war die Welt, in der sie großgeworden waren. Marx kannten sie nur in der Entstellung, ihr größter Feind war nicht etwa der US-Imperialismus, sondern der andere deutsche Staat, die DDR. Von dem sie übrigens „alles wussten“, nämlich das, was ihnen ihre korrupten, obrigkeitshörigen Medien weismachten. Das hat sich bis heute übrigens nicht geändert, selbst die, die sich als „links“ verstehen, stimmen in den antikommunistischen Chor ein. Da wird der rote Faden fortgesponnen, zähl mal im Internet die Vergleiche mit DDR-Medien, wenn sie die (west)deutsche Medienberichterstattung zur Ukraine kritisieren. Noch immer haben sie nicht begriffen, dass es darauf ankommt, wer wen unterdrückt. Im Falle des Westens das Kapital, das sie selbst unterdrückte, dass Diktatur nicht per se eine schlechte Sache sein kann, wenn die 99 Prozent das eine Prozent unterdrücken, das sie unterdrückt.
Der Verweis darauf, dass die DKP (die schon damals revisionistische Züge aufwies, schließlich war sie von Gnaden des Verfassungsschutzes geschaffen worden, sollte man nicht vergessen, auch wenn es dort noch so einige Aufrechte gibt) Gruppen der Achtundsechziger unterstützten, hätte vielleicht besser recherchiert werden müssen. Aber die 600 Seiten zu rezensieren, das muss eine Heidenarbeit gewesen sein, da kann schon mal was durchgehen, Hut ab trotzdem, Harry.
Gruß, Hanna
Antwort Harry:
Danke
für Deine Meinung, der ich absolut zustimme. Das ist nun einmal die
herrschende Ideologie, der Antikommunismus. Nur, dies wollte ich in
dieser Rezension nicht zum Mittelpunkt machen. Es kam vielmehr darauf
an, Abzuleitendes für die Gegenwart festzuhalten. Wie sich die
Akteure selbst ausgebremst haben mitunter, habe ich ja geschrieben.
Was den Umfang von über 600 Seiten betrifft: Das war schwierig, ist
aber nicht das Problem gewesen, sondern die über hundert
Augenzeugenberichte, die nicht immer ihre persönlichen Erfahrungen
tiefgründig auf Gesellschaftliches bezogen haben bzw. von denen ihr
Persönliches ableiteten. Da mußte ich die politische Relevanz
herausfiltern und stark verallgemeinern. Das war verdammt mühselig.
Ansonsten werde ich den Gedanken zur antikommunistischen Ideologie,
die ja, wie Du auch schreibst, selbst fortschrittliche Leute in die
gedankliche Zange genommen hat und immer noch nimmt, in die Rezi noch
nachträglich hineinnehmen.
Gruß
Harry
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