Donnerstag, 25. September 2014

Große Zeiten erwarten uns


publiziert: 11.09.2014:

entnommen: http://www.saarkurier-online.de/?p=126084#more-126084


Große Zeiten erwarten uns

Kommentar von Userin Hanna Fleiss



Ein Blick in die Welt, und man hat genug, es kann einem übel werden. Vorgestern aus den Niederlanden ein wenig aussagekräftiger Untersuchungsbericht zum Abschuss von MH17 – während Blackbox und andere Beweisstücke sich noch in der Ukraine und in Großbritannien befinden. Schließen darf man daraus, dass keinesfalls beabsichtigt ist, den wahren Hergang den Hinterbliebenen der Ermordeten und der Weltöffentlichkeit zu offenbaren, sondern die Aufklärung so lange hinauszuzögern, bis alle Welt das Verbrechen vergessen hat. Und das, nachdem die westliche Politik und Presse den Schuldigen bereits ausgemacht hatten: Russland. Mit großem Tamtam wurden daraufhin Sanktionen verkündet, die das vermaledeite Russland “bestrafen” sollten. Die Bundesregierung zum Beispiel weiß nach eigenen Aussagen bis heute nicht – oder gibt vor, es nicht zu wissen -, was sich da am ostukrainischen Himmel nahe dem Dorf Grabowo abgespielt hatte. Aber sie sanktioniert mit, in Vasallentreue zu den USA, die sich ins Fäustchen lachen, schlagen die doch so gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Sie schwächen die Wirtschaft der EU und nehmen den neu-alten Feind Russland ins Visier, Russland, den einzigen Staat, der den USA bei ihren Weltherrschaftsplänen einen Strich durch die Rechnung machen kann. Fast alle anderen Staaten sind schon auf Linie getrimmt worden, und wer es noch nicht ist, wie zum Beispiel Kuba oder Nordkorea, wird die US-amerikanische Faust irgendwann zu spüren bekommen, nach dem Fall Russlands werden sie den Washingtoner Herrschaften wie eine reife Frucht in den Schoß fallen. So rechnen die Herren der Wallstreet, Völker und Länder nur Zahlen auf den Computern der Börsen.


Es wird viel von “unseren westlichen Werten” gesprochen, die es in die unzivilisierten Weltgegenden mit Hilfe “humanitärer Missionen” zu tragen gilt. Welche Werte sind gemeint? Die Werte einer Wolfsgesellschaft, in der sich der Reichtum ganzer Nationen bei einer Handvoll Milliardären zusammenballt, während der große “Rest”, die Völker, zusehen muss, wie er mit den Brosamen zurechtkommt, die den Herrschaften vom Tisch fallen? Oder ist solch ein kostbarer Wert gemeint wie Folterhöllen in Guantanamo, in Osteuropa und anderswo? Oder “Freihandelsabkommen”, die den Namen nicht wert sind, die aber noch mehr Reichtum in den Händen kleinster Oberschichten bündeln sollen? Wir bundesrepublikanischen Schafsköpfe dürfen uns auf Stellenabbau, Lohnsenkungen, Zerstörung der öffentlichen Vorsorgeeinrichtungen, Zerstörung des noch halbwegs funktionierenden Gesundheitswesens, Absenkung des Bildungsniveaus, Erpressung des Staates durch Konzerngiganten und Kauf von willigen Politikern freuen. Das ist aber nur die Spitze des Eisbergs CETA und TTIP. Welche Wirkungen CETA und TTIP haben werden, darf in Lateinamerika besichtigt werden. Mancher von uns wird denken: Soo schlimm wird es schon nicht werden. Doch, so schlimm soll es werden, das sind die Pläne der Wallstreet. Große Zeiten erwarten uns.


Die Schreckensherrschaft des Islamischen Staates im Nahen Osten ist durch die Vorgänge in der Ukraine ein wenig in den Hintergrund gedrängt worden. Kerry ist wieder mal unterwegs, um Frieden zu stiften. Die USA bomben, um ihre eigenen Einrichtungen und Staatsbürger zu schützen. Dass niemand zu wissen vorgibt, aus welchen Abgründen der Islamische Staat aufgetaucht ist, ist wenig verwunderlich. Und noch weniger verwunderlich ist, dass sich kaum jemand Gedanken darüber macht, welche sozialen und politischen Ursachen das Auftauchen der dschihadistischen Mörderbanden hat, wer oder was ihnen im Nahen Osten den Boden bereitet hat.


Ein Wort zum Krieg des hochgerüsteten Israel gegen die in Gaza eingeschlossenen Palästinenser: Er hat vermutlich nie stattgefunden, die mehr als zweitausend toten Palästinenser sind nicht tot. Israel hat das Recht, sich martialisch zu verteidigen – gegen Kassam-Raketen! Und die Welt schweigt. Im Nahen Osten nichts Neues.


Heute soll von der EU der Zeitpunkt verkündet werden, an dem neuerliche Sanktionen gegen Russland in Kraft treten werden. Und das, nachdem Russland vermittelnd und aktiv am Zustandekommen eines Waffenstillstandes in der Ukraine mitgewirkt hat, worum es, nimmt man die Statements des US-Präsidenten ernst, ja in erster Linie ging. Dass Russland zugleich aber auch Vorschläge unterbreitet hat, mit allen Beteiligten darüber zu beraten, wie es mit der Ostukraine weitergehen soll, das wird von den westlichen Politikern und Medien verschwiegen – man ist nicht interessiert. Auch im Westen nichts Neues.

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