Freitag, 21. Februar 2020

STICHWORT HANAU


RÜHRSELIGKEIT CONTRA BARBAREI?

Stichwort Hanau: Blumengebinde, Tränen, Lichterketten, Umarmungen, Polizei, Verhöre, salbungsvolle Reden - „wir stehen zusammen und halten zusammen“, Verbote, mehr Überwachung auch im Internet, Mediengeschrei, Reduzierung von Morden auf Irrsinn, schwachsinnige Talkshows.

Nein, das greift nicht. Nicht grundsätzlich.

Die deutsch-private Großkotzwelt ist wieder einmal aus dem Häuschen. Wie kann das passieren? Abscheulich. Und es hört nimmer auf. Es geht Schlag auf Schlag. Und Brandstiftungen. Und Korruption. Und Verkehrstote wegen Übermut. Und Betrug im Einzelhandel. Und Werbung für finanzielle Unterstützungen vieler Vereine. Und weitere Morddrohungen gegenüber Politikern. Und Personalmangel überall wegen Unterbezahlung. Massenentlassungen wegen Fusionierungen. Ach, wir armen Sünder!

Man höre endlich mit dem Jammern auf. Sehen wir nicht, woher der Gestank des Hasses kommt? Des zunehmenden Rassismus? Der hervorquellenden Unzufriedenheit vieler unter der Gewaltherrschaft des Kapitals? Präziser: Unter dem Diktat des Privaten, siehe Mietendeckel? Unter dem gefährlich hochgepeitschten Kriegsgeschrei, diesmal mit dem Großmanöver der NATO gen Russland Mitte April bis Mai? Unter dem Kniefall vor dem US-Kapital, das drauf und dran ist, Europa im Drang nach Osten zu opfern?

Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui.
Im Epilog lehrt Brecht:
"Ihr aber lernet, wie man sieht, statt stiert
Und handelt, statt zu reden noch und noch.
So was hätt' einmal fast die Welt regiert!
Die Völker wurden seiner Herr, jedoch
Dass keiner uns zu früh da triumphiert –
Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch."

Nein, wir haben es nicht nur satt. Der Sumpf muss bei Strafe des Untergangs der Zivilisation nach jahrzehntelanger Verspätung nach der Befreiung vom Faschismus 1945 endlich trocken gelegt werden. Wandelt die Schwerter um zu Pflugscharen! Holt nach, was in der DDR Staatsdoktrin war: Kampf für Frieden, beginnend mit der endgültigen Enteignung des Privatbesitzes an Produktionsmitteln. Wer da drumrum redet vergisst das Wichtigste: Das Kapital ist es, das stets Kriege forciert hat. Solange man im Netz der Profitmaximierung gefangen gehalten ist, wer dem Kapital nach wie vor hörig und untertänig um der eigenen Ruhe willen den Kopf hinhält, muss in Kauf nehmen, endgültig untergebuttert zu werden... Mehr noch - dann bleibt Wahrheitsfindung in Richtung einer demokratischen Zivilgesellschaft – sprich Sozialismus – eine Utopie.

Und was hindert uns daran, trotz alledem ordentlich Fasching zu feiern, und zu klönen, und uns zu freuen, und zu tanzen, und das politische Gesabbel in der Tagesschau besser zu ignorieren? Und uns in Ruhe und Frieden zu wiegen?

Und nun sollte die kritische Frage gestellt werden – wie damals Goebbels an die 14.000 SA-Leute: Wollt ihr ein großes, militärisch starkes Europa mit Großdeutschland an der Spitze? Die Frage ist längst gestellt. Wer antwortet darauf? Mit einer Stimme? Die zu tausenden zählenden deutschen Vereine? Mit jeweils unterschiedlichen Interessen? Die bürgerlichen Parteien in der Bundesrepublik, zerstritten im Kampf um Macht und Diäten ohne klare Zukunftsprognosen?

Lassen wir noch einmal U. Gellermann sprechen:

Datum: 03. Februar 2020

Es wäre an der Zeit, die Gesellschaft der Krokodile zu verlassen, die gescheiterte Europäische Union aufzugeben und eine Kooperation souveräner Demokratien anzustreben, die sich von der Umklammerung der USA und ihrer NATO befreien. Eine Gemeinschaft, in der die Völker das Sagen haben und nicht Sprechautomaten wie Ursula von der Leyen. Eine Gemeinschaft, die in Frieden mit Russland leben will und den sozialen Frieden durch den Abbau des wirtschaftlichen Gefälles zwischen den Staaten zum Programm erhebt. Eine Gemeinschaft, deren Verfassung durch Volksabstimmungen demokratisch legitimiert wird und in der das Recht auf den politischen Streik verankert ist. Um den Krokodilen Grund zum Heulen zu geben.“


Zitat aus der Rede von Bettina Jürgensen (marxistische linke) in Kiel am Abend des 20. Februar 2020

Wann endlich werden wir in diesem Land einen antifaschistischen Grundkonsens haben? Einen, in dem NIE WIEDER auch wirklich NIE WIEDER heißt? In dem rassistische und faschistische Äußerungen umgehend und mehrheitlich abgelehnt werden, in dem diejenigen, die zündeln, Hass säen und Gewalt gegen »alles was anders ist« ausüben, die Konsequenzen dafür tragen. Und zwar sofort.“

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