Eine klare Sicht auf den 13. August
"Ohne die Mauer hätte es Krieg gegeben"
Buchtipp von Harry Popow
Wie nicht anders zu erwarten: Das Buch mit dem Titel "Ohne die Mauer
hätte es Krieg gegeben" von Armeegeneral a.D. Heinz Keßler und
Generaloberst a.D. Fritz Streletz warf gehörig Staub auf. Zerrt es doch
ans Licht, was allzu gerne totgeschwiegen wird: Die Schuld des Westens
am Kalten Krieg, der ein heißer zu damaliger Zeit zu werden drohte. Und
nach der sogenannten Wende fürchten die Kapitaloberen und ihre
Marionetten in der Politik nichts so sehr wie ein Dacapo einer echten
Alternative zum jetzigen Herrschaftssystem. Das sind sie - die echten
Ewiggestrigen, die von einer dringend notwendigen Veränderung des
Gesellschaftssystems nicht nur nichts halten, sondern jede Idee zum
Besseren für das Wohl der Menschheit mit Füßen treten und jede Idee
dahin im Keime ersticken wollen.
Das ist in der krisengeschüttelten Gegenwart nicht verwunderlich, rief
doch selbst so ein gestandener Mann wie der Franzose Stéphane Hessel
dazu auf, sich gegen das weltweit agierende Finanzkapital zu erheben,
sich zu empören. Ist es doch eine Frage des Überlebens geworden, den
nationalen und internationalen Profitjägern, Verdummern, Lügnern,
Geschichtsfälschern mit knallharten Tatsachen ins Handwerk zu pfuschen.
Deshalb auch dieser Stich ins Wespennest: Die beiden NVA-Militärs
schreiben Klartext. Faktenreicher gehts wirklich nicht - endlich ist es
da, das sehr gründlich recherchierte, für die Geschichte so wichtige
Buch.
Wie viele andere hatte auch ich die Freude, es anläßlich der ersten
Mitgliederversanmmlung des Traditionsverbandes der NVA e.V. nicht nur
schlechthin zu kaufen, sondern es von den Autoren signieren zu lassen:
Die 220 Seiten habe ich in nur wenigen Stunden regelrecht
"verschlungen". Natürlich liest man Bekanntes, Ablauf und Gründe für den
Bau der "Mauer". Richtig interessant und bisher weitgehend unbekannt
sind die in die Tiefe gehenden Passagen, die - weiter ausholend - die
Fakten im Zusammenhang betrachten, so zum Beispiel, als bereits im
Frühjahr 1945 in der Schweiz mit der Geheimoperation "Sunrise" der
eigentliche Anstoß für den Kalten Krieg gegeben wurde. Ganz zu schweigen
vom Verlauf der internen und offenen Kriegsvorbereitungen nach 1945
gegen die Sowjetunion und die anderen sozialistischen Länder. Ich
erspare mir hier die zahlreichen und unwiderlegbaren Details der
Kausalkette des knallharten Kampfes gegen den Osten anzuführen. Nicht
unerwähnt soll sein: Auch dadurch wird der "Nur-Rührseligkeits-Welle"
mit Tränen der Opfer die Einseitigkeit genommen. Die Reduzierung großer
politischer Zusammenhänge aufs Detail, aufs Pars pro toto (Teil fürs
Ganze), wie es im Stilistischen heißt - das ist Methode!! (Geht es den
Hassern des Fortschritts etwa um die Menschen, um deren Schicksale? Sie
werden nur benutzt, denn da spielen ganz andere Dinge eine Rolle und die
Heuchelei feiert ihre Triumphe!!)
Es ist nicht nur unverschämt und zeugt von einer
Nicht-Gewollten-Wahrheitsfindung, wenn die jetzigen Machthaber samt
ihrer Medien zum Beispiel vom Verhöhnen der "Opfer" des Mauerbaus
faseln. (Jedes Opfer ist immer eins zuviel, aber ohne zusammenhängendes
Denken und Analysieren gelangt man nicht zur Wahrheit.) Vergessen sind
also die insgesamt etwa 80 Millionen Toten des II. Weltkrieges? Und die
17 Millionen des I.Weltkrieges? Und wenn man die 70 Millionen Opfer
dazurechnet, die es bei einer bewaffneten Auseinandersetzung allein in
den USA gegeben hätte? (Siehe im Klappentext Kennedys Aussage!!) Ich
wage gar nicht die tödliche Leere und Stille im europäischen Raum nach
einem großen Knall zu beziffern! Und wer verhöhnt vor allem diese Opfer?
Nicht diejenigen, die dem Kriege und deren kapitalherrschaftliche
Ursachen endgültig den Garaus machen wollten, sondern jene, die um die
Ursachen von weltweiten Konflikten große Bogen machen und alle Schuld
auf "Terroristen", auf "Linksradikale", auf jene lenken wollen, die
nicht müde werden - dankenswerterweise - der Welt eine andere,
friedvollere Perspektive zu geben. Nicht, weil sie es möchten, sondern
weil es längst nach zwölf Uhr ist, den Ewiggestrigen mit Worten und
Argumenten, mit Demonstrationen und mit der gesamten breiten Palette der
Kunst und Kultur in den Arm zu fallen. Dafür stand auch die DDR ein.
Dafür und darum stand die "Mauer", von der Kennedy einst sagte, sie sei
nicht schön, aber tausendmal besser als Krieg. Möge die neuerliche Mauer
zwischen Ost und West, zwischen oben und unten, zwischen Arm und Reich,
zwischen etwas Unbedarften und Sehenden Stück für Stück durchlöchert
werden - so wie das die hochbetagten und verdienstvollen beiden
NVA-Generäle ihr Leben lang und mit diesem wunderbaren Buch getan haben.
Wer heutige gesellschaftliche Widersprüche mißachtet, sie nicht sehen
will, macht sich wieder einmal mitschuldig - wie 1933 und danach...
Deshalb die nachdrückliche Nachhilfe für Ewiggestrige.
"Ohne die Mauer hätte es Krieg gegeben" , Armeegeneral a. D. Heinz
Keßler, Generaloberst a. D. Fritz Streletz, 2011 Verlag Das Neue
Berlin, edition ost, Berlin, ISBN 978 3-360-01825-0, 224 Seiten
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