Sonntag, 2. April 2023

...und warum stagniert die gesellschaftliche Entwicklung? sascha 313

Entnommen:   https://sascha313.wordpress.com/2023/03/28/welche-rolle-spielt-deutschland-heute-in-der-welt-und-warum-stagniert-die-gesellschaftliche-entwicklung/


Welche Rolle spielt Deutschland heute in der Welt? Und warum stagniert die gesellschaftliche Entwicklung?


Erstellt am 28. März 2023 von sascha313

Die Erde dreht sich weiter und Weltanschaungen verändern sich. Alles ist in der Entwicklung begriffen. Wenden wir uns zunächst dem zweiten Teil der Fragestellung zu: Warum stagniert gegenwärtig die gesellschaftliche Entwicklung? Dies ist sozusagen der „gordische Knoten“, den es zu lösen gilt, um uns – und damit die Produktivkräfte – aus den Fesseln der kapitalistischen Gesellschaftsformation zu befreien und eine neue, fortschrittlichere Gesellschaftsordnung zu errichten. Daß diese Problematik unzweifelhaft mit der Beantwortung der Grundfrage der Philosophie in Verbindung steht, zeigt sich schon daran, daß bürgerliche Ideologen nichts Wichtigeres im Sinn haben, als jeglichen Versuch einer Gesellschaftskritik oder gar den Gedanken einer revolutionären Veränderung zur Abschaffung des Kapitalismus im Keim zu ersticken. Dieser Dogmatismus im Denken ist vergleichbar mit der Starrheit des ptolomäischen Weltbilds, wobei erst deren Überwindung neuen Erkenntnissen zum Durchbruch verhalf.

Damit war für den Bereich der Mechanik erwiesen: 1. Es gibt objektive Gesetze, 2. die Einheit der Welt besteht in ihrer Materialität und 3. die aus der Naturnotwendigkeit selbst hervorgehenden Formen sind vom Willen, von Politik usw. unabhängig. Es sind materielle Gesetze. Und nun zur erstgenannten Frage: Welche Rolle spielt Deutschland in der Welt?

Das deutsche Dogma
Ein Beitrag von Arminius


1. Wir haben keine revolutionäre Situation…
Wie jeder andere westliche Rentnerstaat, so ist heute auch Deutschland “mit einer Revolution” schwanger. Genauso wenig wie vor 110 und 90 Jahren wird auch heute keine noch so machtvolle Bewegung den nächsten Krieg verhindern. Genauso wie vor 105 und 78 Jahren wird auch der kommende Krieg in einer gesamtnationalen, d.h. revolutionären Krise münden. Genauso wie zu Zeiten unserer Groß- und Urgroßväter mangelt es an einer alle revolutionären Elemente im Volk organisierenden Einheit. Genauso wenig wie wir eine revolutionäre Organisation haben, haben wir eine revolutionäre Theorie praktikable Handlungsanweisung für eine Revolution d.h.[N.G.]: Es gibt kein revolutionäres Programm, keine revolutionäre Strategie! Und genau damit müßte erstmal angefangen werden.

2. Wir haben eine träge und desinformierte Klasse von Lohnarbeitern…
Die Verklärung und Adressierung von 70-90% der Bevölkerung als unterschiedslose Arbeiterklasse, wie es die meisten “ML” Organisationen betreiben, führt, erkennbar seit 50 Jahren, ins Off. Wahllose Verbalattacken gegen “den Kapitalismus” werden von den ostensiblen Adressaten zurecht als leer-abstrakte, bestenfalls anachronistische, schlimmstenfalls akademische Pose wahrgenommen, hinter welcher sich im letzteren Fall tatsächlich Liebedienerei und virtue signalling mit dem Ziel, Anklang bei und Zutritt zu bestimmten Teilen der urbanen, den Globalisten hörigen, angestellten und verbeamteten Mittelschichten zu finden.

3. Wir leben in einer verworrenen und komplizierten Welt…
Tatsächlich leben wir im finanzialisierten Stamokap und zwar in einer ganz besonderen, ganz konkreten Phase seiner allgemeinen Krise und haben es außerdem mit einer ganz konkreten, hoch strukturierten Arbeiterklasse zu tun, deren zahlenmäßig grösste Teil zum einen zweifellos der Arbeiteraristokratie und in anderer Hinsicht (einem anderen Querschnitt, einer anderen Dimension oder Sphäre) den Dienstleistungen zuzurechnen ist. So aufgeschrieben sind das natürlich tote Kategorien. Hinsichtlich ökonomischer Funktion, Alltagsbewusstsein, politischem Aktivitätspotenzial muss man in jedem Einzelfall nochmals ganz genau hingucken.

4. Wir vermissen die revolutionäre, kommunistische Führung…
Und da dies zähe theoretische Arbeit, d.h. ernsthaftestes Studium wie auch hartnäckige und flexible praktische Arbeit, ganz nah am Volk, vor allem an den “echten” Arbeitern (in Deutschland sind das eher 4 als 40 Millionen) erfordert, mehr aufmerksames Lernen und Zuhören als Demonstrieren und Konferieren verlangt, macht es natürlich niemand. Vielmehr halten unsere Kommunisten Konferenzen und Demonstrationen nach wie vor für DIE Kampfformen anstatt bereits auf dieser sehr nahe liegenden Ebene auch nur einmal ernsthaft auszuwerten, wie effektiv diese Formen bisher über die letzten 30, bzw. über 50 Jahre tatsächlich gewesen sind. An dieser Stelle werde ich unweigerlich an Einsteins Definition des Wahnsinns erinnert.

5. Individuelle Interessen blockieren die gesellschaftliche Notwendigkeit
Ferner haben wir in Deutschland gewaltige Mittelschichten, “alte” selbstständige und “neue” beamtete und angestellte. Die Beziehungen innerhalb der einzelnen Sektoren sowie zu den unterschiedlichen Schichten sowohl der Arbeiterklasse als auch der finanzkapitalistisch-staatlichen Komplexe (zu denen zumindest die Theorie bis in den 80er viel weiter war – heute fällt das “aus gutem Grund” weitgehend aus der Betrachtung, sind die meisten “Linken”, wenn es sich bei ihnen nicht um Arbeiterbürokraten handelt, doch in allen unteren Hierarchieebenen der staatl.-sozialen, medizinischen, naturwissenschaftlich-technischen, ideologischen etc. Komplexe beschäftigt; der MIK, die Finanz- und Industriekomplexe sind selbstredend gar nicht oder zumindest unterrepräsentiert). Darüber hinaus gibt es zig nationale Minderheiten, jede mit unterschiedlichem politischen Potenzial.

6. Die gesellschaftliche Entwicklung stagniert!
Man zeige mir eine Organisation, welche diese Umstände professionell, d.h. mit der gebotenen Ernsthaftigkeit und Konsequenz angemessen auch nur in der Theorie “bespielt”! Da das offensichtlich niemand tut, hat sich die Frage nach einer Praxis – nicht irgendeiner Praxis wohlgemerkt! sondern einer Praxis ausgehend vom revolutionären Standpunkt und mit einem revolutionären Anspruch – von selbst erledigt.

Zwei Schlußfolgerungen:

1.Was wäre für eine Revolution erforderlich?
Einige Lehren, die jede Revolution bereithält und über die sich keiner unser Feierabend-Revolutionäre mehr groß Gedanken zu machen scheint, die jeder vergessen zu haben scheint: Eine Revolution, die
– nicht von der Masse der Soldaten und Polizisten getragen wird, findet nicht statt.
– nicht zuerst die nationale Souveränität zum Ziel hat, wird nicht die Sympathien der Massen erhalten.
– nicht von den Bauern unterstützt wird, wird verhungern.
– nicht den Hauptstoss gegen die einheimische Finanzoligarchie und deren oberste Lakaien in Staat/Verwaltung, Akademie/Medien, Finanz und Industrie richtet, wird vielleicht wie eine Revolution aussehen, tatsächlich aber keine sein.
– sich nicht zuallererst auf Industrie-, Bau- und Transportarbeiter stützt, wird in diesem Deutschland alles, nur keine proletarische Revolution sein.

2. Wo müssen wir die Revolutionäre finden?
Die Organisation, die sich theoretisch auf der Höhe der Zeit befindet, eine Organisation, die die engsten Verbindungen zu allen oppositionellen Volksschichten (ja, das sind oftmals Nicht- oder AfD-Wähler) vor allem aber den am kollektivsten arbeitenden, in großen Teilen multinationalen Kernschichten* der Arbeiterklasse knüpft, eine Organisation die sich nicht in die dem herrschenden System am loyalsten ergebenen Volksschichten der Beamten, akademischen Angestellten usw. versenkt, die nicht den Kontakt zu den Arbeitern über den Arbeiterbürokraten, ergo den “linken” Gewerkschaftssekretär oder Betriebsrat sucht, sondern unter den enttäuschten Arbeitern die wütenden, unter den wütenden die fähigen und unter den fähigen die angesehensten ausfindig macht – diese Organisation gibt es in Deutschland nicht. Gäbe es sie, so wüßte sie dann auch den letztgenannten zu helfen eine selbstständige (!) Arbeiterbewegung in Gang zu bringen, welche zum Kern und zur einzigen denkbaren Führerin eines echten demokratisch-patriotischen Umschwungs werden könnte.

* Wenn wir vom Großbetrieb reden, sind das nicht die Vorarbeiter, nicht die Arbeiter in den indirekten Bereichen, oder überhaupt die besser gestellten Arbeiter und erst recht nicht die Angestellten, es sind die Produktions-, Montage- und Logistikarbeiter.
Quelle:  Kommentar von „Arminius“ am 18. März 2023 (korrigiert und Zwischenüberschriften eingefügt. Vielen Dank, Arminius! N.G.)


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