Ukraine-Krieg Drei aktuelle Spiegel-Artikel zeigen, wie deutsche Medien Kriegspropaganda betreiben
VERÖFFENTLICHT VON LZ ⋅ 25. AUGUST 2025 ⋅ HINTERLASSE EINEN KOMMENTAR
Von Thomas Röper – https://anti-spiegel.ru
Wer sich die internationalen Meldungen über die Ukraine-Verhandlungen
anschaut und mit dem vergleicht, was deutsche Medien berichten, der
fragt sich, in welcher Parallelwelt die Redaktionen der deutschen Medien
leben.
Wer den Spiegel liest, der muss das Gefühl bekommen, die Ukraine stünde
im Kampf gegen Russland kurz vor der Wende zum großen Sieg. Nur ein paar
Beispiele: Am Freitag erschien im Spiegel ein Artikel mit der
Überschrift „»Putin versteht nur Gewalt« – Selenskyj will militärischen
Druck auf Russland erhöhen“. Nachdem am Wochenende gemeldet wurde, dass
die USA der Ukraine schon seit Monaten Angriffe mit weitreichenden
ATACMS-Raketen verboten haben, titelte der Spiegel am Sonntag
„Weitreichende Waffen – Selenskyj: Brauchen die Amerikaner nicht für
Angriffe in Russland“ und dann legte der Spiegel am gleichen Tag noch
eine Kolumne mit der Überschrift „Angriffskrieg gegen die Ukraine –
Eigentlich ist Russland pleite“ nach.
Schauen wir uns einmal an, warum all das per Definition Kriegspropaganda und keine Berichterstattung ist.
Den militärischen Druck auf Russland erhöhen?
Die Spiegel-Überschrift, Selensky wolle den „militärischen Druck auf
Russland erhöhen“, ist Realsatire, denn wie verzweifelt die militärische
Lage für die Ukraine an der Front ist, weiß auch die Spiegel-Redaktion,
weil der Spiegel am 12. August einen Artikel mit der Überschrift
„Vorstoß im Donbass – Russische Soldaten »durchwandern« die
Ukrainefront“ veröffentlicht hat, in dem man über die ukrainischen
Stellungen an der Front beispielsweise erfuhr:
„Diese gleichen mittlerweile eher Blasen als einer Linie. Die Ukrainer
besitzen zwar gut ausgebaute Verteidigungsstellungen, die wegen des
Personalmangels beim Militär aber nur unzureichend besetzt sind. Die
Russen attackieren die punktweise verteilten Soldaten mit Drohnen und
Artilleriefeuer und stoßen dann häufig mit Motorrädern vor.“
Es gibt also über weite Strecken gar keine geschlossene ukrainische
Frontlinie mehr, weshalb der Spiegel dazu den Militärexperten
Franz-Stefan Gady zitierte, der erklärte, die Front sei “löchrig”,
weshalb man nicht von russischen Durchbrüchen sprechen könne, sondern
davon, dass die russischen Soldaten die Frontlinie zwischen den
ukrainischen Stellungen “durchwandern”.
Der Grund dafür ist der massive Personalmangel des ukrainischen
Militärs, der nicht mal mehr mit den brutalen Rekrutierungsmethoden
ausgeglichen werden kann. Die Ukraine hat schlicht nicht mehr genug
Soldaten für die Verteidigung.
Und in dieser Situation veröffentlicht der Spiegel nun einen Artikel, in
dem er Selensky unwidersprochen sagen lässt, die Ukraine wolle den
„militärischen Druck auf Russland erhöhen“. Und niemand in der
Spiegel-Redaktion fragt, wie das denn bitte schön gehen soll?
Der Spiegel verbreitet die Selensky-Propaganda genauso kritiklos, wie
gewisse deutsche Medien das Anfang 1945 getan haben, als sie davon
sprachen, man müsse nur noch den „Abwehrkampf“ um Berlin gewinnen, dann
sei der „Endsieg“ in greifbarer Nähe. Übrigens liest man das Wort
“Abwehrkampf” in deutschen Medien nun wieder, wenn es um die Ukraine
geht. Die Formulierungen haben sich nicht geändert, nur die Geografie.
1945 war es der “Abwehrkampf” um Berlin, heute ist es der “Abwehrkampf”
der Ukraine um den Donbass.
Immerhin hat der Spiegel in seinem Artikel den Grund für Selenskys
Äußerung erwähnt. Trump hatte zuvor auf TruthSocial geschrieben, die
Ukraine müsse in dem Krieg stärker in die Offensive gehen. Trump zog
dabei einen Vergleich zum Sport und schrieb, ein Team mit einer
fantastischen Verteidigung könne nicht gewinnen, wenn nicht in die
Offensive gehen dürfe.
Selensky hat, wie die Europäer das in letzter Zeit immer tun, Trump
sofort nach dem Mund geredet und in einer Videoansprache angekündigt,
die Ukraine müsse nun Druck auf Russland ausüben.
Dass Trumps Post auf TruthSocial erstens eine Kritik an der
Biden-Regierung war, die Ukraine in den Krieg getrieben zu haben, ohne
ihr dazu auch offensive Möglichkeiten gegeben zu haben, scheint Selensky
überlesen zu haben.
Mitarbeiter von Trump haben später erklärt, dass Trump mit seinem Post
gemeint habe, die Ukraine sei zu Offensiven gar nicht mehr in der Lage
und könne daher nicht gewinnen. Mit anderen Worten war Trumps Post eine
Kritik an Biden und eine Aufforderung an Selensky, endlich die
Realitäten anzuerkennen und mit ernsthaften Verhandlungen zu beginnen.
Aber das erfahren Spiegel-Leser in dem Artikel natürlich nicht.
Die Ukraine braucht die USA nicht für Angriffe in Russland?
Im zweiten oben genannten Spiegel-Artikel ging es um die Meldung des
Wall Street Journals vom Wochenende, das Pentagon habe der Ukraine seit
Monaten die Verwendung von weitreichenden Waffen gegen russische Ziele
untersagt. Genannt wurden in dem Bericht die ATACMS-Raketen, die mit
HIMARS-Mehrfachraketenwerfern abgefeuert werden und etwa 300 Kilometer
Reichweite haben.
Dass Selensky darauf regelrecht wie ein trotziges Kind reagiert und
behauptet, die Ukraine brauche die USA gar nicht für Angriffe auf
Russland, weil die Ukraine bereits „eigene“ Systeme für solche Angriffe
entwickelt habe, zeigt, wie verzweifelt er sein muss.
Ja, Kiew hat eigene Langstreckendrohnen entwickelt und letzte Woche gab
es Meldungen darüber, Kiew habe eine eigene Langstreckenrakete mit einer
Reichweite von 3.000 Kilometern entwickelt, aber was da wirklich dran
ist, weiß derzeit niemand.
Außerdem bleibt dabei ein entscheidendes Problem: Die Ukraine kann
solche Waffen ohne westliche Hilfe nicht effektiv einsetzen, weil ihr
die dazu nötigen Echtzeitdaten der Satellitenaufklärung fehlen. Die
Ukraine braucht die USA also sehr wohl, auch wenn der trotzige Selensky
etwas anderes behauptet.
Auch hier hat der Spiegel vergessen, seinen Lesern das ein wenig zu
erklären, und stattdessen wieder nur Selenskys Kriegspropaganda in die
Überschrift gepackt.
Russland ist eigentlich pleite?
Wenn ich in den nächsten Tagen die Zeit finden sollte, werde ich auf die
Kolumne, in deren Überschrift der Spiegel behauptet, Russland sei
„eigentlich pleite“, noch genauer eingehen. Sie ist Propaganda pur und
hat mit wirtschaftlichem Sachverstand nichts zu tun. Der Autor Henrik
Müller, der als Professor für wirtschaftspolitischen Journalismus an der
Technischen Universität Dortmund arbeitet, darf im Spiegel wöchentlich
seine geistreichen Erkenntnisse in einer Kolumne veröffentlichen.
In seinem Artikel zitiert er eine Unzahl westlicher Thinktanks, die alle
zu dem Schluss kommen, Russland habe seine finanziellen Reserven
aufgebraucht, die Wirtschaft stehe vor dem Kollaps und Russland sei im
Grunde pleite.
All das ist nicht sonderlich kreativ und auch nicht neu, denn der
russischen Wirtschaft wird von den gleichen westlichen Thinktanks (und
übrigens auch von Henrik Müller) seit 2014 regelmäßig prognostiziert,
kurz vor dem Kollaps und der Pleite zu stehen.
Das ist generell lustig, denn wenn es gebraucht wird, um den Lesern den
nahen Sieg über Russland zu versprechen, ist Russlands Wirtschaft laut
westlichen Medien und Experten schwach. Wenn den Lesern hingegen erklärt
werden muss, warum sie für die Aufrüstung auf Wohlstand und
Sozialprogramme verzichten müssen, dann ist Russland laut den gleichen
Medien und Experten so stark, dass es eine Gefahr für ganz Europa
darstellt. Wie ich immer sage: Finde den Fehler…
Aber zurück zu der Kolumne im Spiegel. Eigentlich müsste jeder denkende
Mensch schon beim zweiten Absatz zu zweifeln beginnen. Dort steht:
„Ein Land von nicht einmal der ökonomischen Leistungskraft Italiens –
etwa ein Zehntel des Bruttoinlandsprodukts (BIP) der EU – hält die Welt
in Atem. Abenteuerlich genug.“
Ja, das ist in der Tat abenteuerlich. Abenteuerlich daran ist, dass
westliche Propagandisten immer noch behaupten Russland habe eine
Wirtschaft von der Größe Italiens. Das mag nach dem nominalen BIP ja
stimmen, nur hat des eben keinerlei Aussagekraft, wenn man
Volkswirtschaften vergleichen will. Dazu braucht man das BIP nach
Kaufkraftparität (PPP). Warum das so ist, können Sie hier nachlesen.
Wenn man das BIP nach Kaufkraftparität nimmt, dann steht Russland
inzwischen auf Platz 4 der weltweiten Volkswirtschaften und hat in den
letzten Jahren Deutschland und Japan überholt. Italien steht auf der
Liste übrigens auf Platz 11. Nur berichtet darüber im Westen niemand,
denn es würde einen weiteren Teil der westlichen Propaganda in sich
zusammenfallen lassen, wenn die Menschen im Westen wüssten, dass der
Westen wirtschaftlich nicht mehr führend ist.
In dem Spiegel-Artikel listet “Wirtschaftsexperte” Müller die Probleme
auf, vor denen Russlands Wirtschaft derzeit steht. Er erklärt lang und
breit, dass Russland riesige finanzielle Probleme habe, seine Reserven
angeblich fast aufgebraucht seien (das ist Unsinn, alleine die russische
Zentralbank hat in Russland Reserven im Wert von über 300 Milliarden
Dollar, darin sind die in der EU eingefrorenen Milliarden nicht
enthalten) und dass Russland sich daher bald verschulden müsse und damit
sei es dann am Ende und pleite.
Das klingt ja alles sehr überzeugend, nur vergisst
„Wirtschaftsprofessor“ Müller in seinem Spiegel-Artikel zu erwähnen,
dass Russland zu den am geringsten verschuldeten Ländern der Welt
gehört. Russlands Schuldenquote liegt bei 25 Prozent vom BIP, womit
Russland auf der weltweiten Länder nach Schuldenquote auf Platz 175
steht.
Deutschland hat derzeit eine Schuldenquote von 66 Prozent und steht
damit auf Platz 71. Aber während Müller fabuliert, Russland müsse bald
Schulden machen, weil seine Wirtschaft kaputt sei, ist das bei
Deutschland (und allen anderen Ländern des Westens) schon lange
Realität. Wie viele Schulden will Kanzler Merz in den nächsten Jahren
aufnehmen? Eine Billion Euro.
Das ist das amüsante, wenn westliche Propagandisten über Wirtschaft
schreiben: Russland soll mit seinen 25 Prozent Schuldenquote angeblich
pleite sein, während es Deutschland mit seinen 66 Prozent Schuldenquote
angeblich gut geht und es sich angeblich problemlos noch tausend
Milliarden Euro zusätzliche Schulden leisten kann. Und während die
Staaten des Westens Schulden machen, als gäbe es kein Morgen mehr, soll
Russland am Ende sein, weil es vielleicht bald gezwungen sein könnte,
auch mal Schulden aufzunehmen.
Das Fazit aus der Lektüre der Spiegel-Artikel der letzten Tage lautet
daher: Selensky hat immer Recht und Russland ist eigentlich schon am
Ende. Man muss einfach nur ganz, ganz fest daran glauben…
https://anti-spiegel.ru/2025/drei-aktuelle-spiegel-artikel-zeigen-wie-deutsche-medien-kriegspropaganda-betreiben/
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